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Knoff-hoff-Show

Donnerstag, 6. März 2008, 01:13

1986–1999 (ZDF). 45‑Minuten-Wissenschaftsshow von und mit dem Diplomphysiker, Mathematiker und Chemiker Joachim Bublath. Interessante Experimente mit ungewöhnlichen Ergebnissen werden vorgeführt und erklärt …

… oder genauer: Bublath löst irgendwie eine Explosion aus, und bevor man eine Ahnung hat, was passiert ist und warum, spielen mittelalte Männer auf ihren Instrumenten, und man sieht die Explosion noch einmal in Zeitlupe und hat gerade noch Zeit, sich zu fragen, ob das nächste Experiment nicht vielleicht näher an der Band veranstaltet werden könnte, bevor Bublath schon wieder zündelt.

Bublaths Co‑Moderatorin war zunächst Ramona Leiß, ab Herbst 1992 Babette Einstmann. Fester Bestandteil war diese Dixieland-Band, die zwischendurch spielte und deren Musiker manchmal auch als Statisten oder Versuchskaninchen bei Experimenten herhalten mussten. Markant war der in der Titelmusik wiederkehrende Ruf „Knoff Hoff!“. Der Song hieß „Ain’t She Sweet“.

Der Titel leitete sich von dem englischen Begriff „Know-how“ ab. Die Reihe wurde in über 40 Länder exportiert und in neun Sprachen, von Arabisch bis Chinesisch, synchronisiert. Bei uns lief sie in loser Folge sonntags um 19.30 Uhr, zunächst live. Nach 79 Folgen wurde sie im März 1999 beendet. Dreieinhalb Jahre später kehrte sie mit leichten Veränderungen unter dem neuen Titel Die große Knoff-hoff-Show zurück. Ein ähnliches Format, aber mit mehr Witz und mehr Erklärungen, war Clever.

Kollisionskurs

Donnerstag, 4. Januar 2007, 19:18

Es ist zwar schade und nicht sehr fair, dass die erste neue Folge von Without A Trace in Sat.1 heute Abend ausgerechnet gegen eine CSI-Folge in Spielfilmlänge bei RTL antreten muss. Doch warum zwei der besten amerikanischen Krimis ausgerechnet gleichzeitig gezeigt werden, lässt sich erklären, wenn man die Wochentage durchgeht: Sonntags Navy CIS und Criminal Minds in Sat.1, montags CSI:NY und Criminal Intent bei Vox, dienstags CSI: Miami und Dr. House bei RTL, mittwochs wieder Criminal Intent und The Closer bei Vox, donnerstags CSI und Bones bei RTL, freitags Cold Case und Without A Trace bei Kabel 1. Zwar alles recht ähnlich, aber auch alles ansehnlich. Außer am Samstagabend wäre es also in jedem Fall zu einer Kollision gekommen.

Nach all den Jahren des Klagens, dass es die guten US-Serien niemals auf gute Sendeplätze im deutschen Fernsehen schafften, möchte ich nun, da sie es geschafft haben, deshalb kein neues Fass aufmachen, sondern schlicht auf die beiden sehenswerten Neuzugänge hinweisen. Die Organisation liegt in Ihrer Hand. Without A Trace, ab heute immer donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1, und ferner Numb3rs, ab heute immer donnerstags um 22.15 Uhr in Sat.1. Ausgerechnet zeitgleich mit Bones

Kommando zurück

Dienstag, 5. Februar 2008, 06:27

Es ist passiert. Es war nur eine Frage der Zeit. Das Auswanderervorkommen ist erschöpft. Jeder Deutsche, der jemals in ein anderes Land ausgewandert ist, hatte inzwischen seine eigene Dokusoap. Aus Verzweiflung zeigt Vox deshalb ab heute Familien, die nach Deutschland zurückkehren.

Die Rückwanderer, dienstags um 21.15 Uhr auf Vox.

Kommen ein Bauer und eine Nonne zur Frau Doktor…

Donnerstag, 22. Oktober 2009, 22:49

Nachdem Das Duell im Ersten nun schon seine dritte Sendung hinter sich hat, weiß ich immer noch nicht so recht, welches Fazit ich ziehen soll. Herrje, es ist halt ein Quiz. Das ist zum Zuschauen und Mitraten ganz unterhaltsam, aber das Rad oder das Vorabendprogramm werden damit auch nicht neu erfunden.

Dennoch ergeben sich aus den ersten Sendungen einige Beobachtungen.

Zuerst sei für alle, die die Sendung noch nicht gesehen haben, weil sie sich vom ARD-Vorabendprogramm verabschiedet haben, seit sie gemerkt haben, dass die tolle Sache mit Türkisch für Anfänger offenbar ein Versehen war, kurz erläutert, was in der Sendung passiert: Da steht ein Moderator vor zwei Kandidaten und stellt ihnen zehn Fragen, und die zwei Kandidaten geben darauf Antworten. Potzblitz. Bei jeder neuen Frage gibt es zehn Punkte mehr für die richtige Antwort als bei der Frage vorher, wodurch man auch noch gewinnen kann, wenn man an den ersten sechs Fragen scheitert, aber die letzten vier richtig beantwortet. Einer der beiden Kandidaten ist jemand, den man aus dem Fernsehen kennt (z.B. Jan Fedder, Jens Riewa oder Elton), und der andere im Prinzip auch. Denn die Zuschauerkandidaten sind derart klischeehaft gecastet, dass man unweigerlich das Gefühl bekommt, sie auch schon in jeder anderen Quizshow gesehen zu haben. Zur Premiere gab’s eine Nonne in Dienstkleidung, dann eine Frau Doktor Hochbegabt und heute einen plattdeutscher Bauer, der noch eine Frau sucht. Zeitweise war ich nicht ganz sicher, wer eigentlich der Prominente sein soll.




Fotos: ARD/Thorsten Jander.
Merken Sie sich diese Bilder gut, falls Sie Moderator Florian Weber mal in einer anderen Show an einer typischen Handbewegung erkennen müssen.

Ein bisschen dreist und zugleich mutig übrigens, gleich in eine der ersten Sendungen Elton einzuladen, der zum Ensemble der Show gehört, von der Das Duell im Ersten eindeutig „inspiriert“ ist. Wie bei Schlag den Raab werden mit jedem Spiel mehr Punkte vergeben, und einige der Aufgaben erinnern sehr an die wechselnden Wissensspielchen, die man auch dort sehen kann. Und das Prinzip, dass derjenige, der langsamer auf den Buzzer haut, die Punkte noch abstauben kann, falls der Schnellere falsch antwortet, moderiert Elton dort sogar selbst. Ganz abgesehen von der Idee, einen Normalo gegen einen Star antreten zu lassen.

Dennoch hielt sich Elton auffallend zurück, ließ keine spitze Bemerkung in diese Richtung fallen und war von den ersten drei Promis diese Woche nicht nur der Schlaueste, sondern auch der Sympathischste. Er sagte seinem Gegner sogar vor, und am Ende gab er ihm 5.000 seiner gewonnenen 20.000 Euro ab. Zwei Tage vorher hatte Jan Fedder, nachdem er verloren hatte, gönnerhaft gleich zweimal proklamiert: „Ich hätte sowieso geteilt.“ Währenddessen erklärte Moderator Florian Weber an dieser Stelle, dass er an dieser Stelle einmal darauf hinweisen dürfe, wer an dieser Stelle gerade an dieser Stelle in Führung liege. Aber vielleicht überlegt er sich für seine zweite Moderationswoche ja an dieser Stelle eine andere Floskel. Abgesehen davon macht er das ganz ordentlich.

Die Sendung selbst ist eigentlich auch akzeptabel, aber zwei Dinge machen sie unspannend: Das Ende ist vorhersehbar. Bei Schlag den Raab ist das Ende völlig offen; ein Matchballspiel muss nicht zwingend die letzte Runde sein, wenn der Zurückliegende es gewinnt und den Matchball abwehrt. Das ist zwar auch beim Duell so, aber wer eine Uhr hat, weiß genau, wann die 25-minütige Sendung zu Ende ist und kann sich ausrechnen, wer wohl die nächste Frage beantworten wird. Ein Problem, an dem auch schon die Schlag-den-Raab-Abwandlung Schlag den Star krankte. (Wenn ich noch öfter Schlag den Raab erwähne, könnte man auf die Idee kommen, das Duell sei würdig, damit verglichen zu werden, insofern lasse ich es ab jetzt.) Und der andere Punkt ist der fehlende Jackpot: Gewinnt der Promi, spendet er sein Geld selbstverständlich einem guten Zweck. Das ist ehrenwert, aber führte man stattdessen einen Jackpot ein, hätte man die Chance, die für heutige Verhältnisse lächerlich mickrige Gewinnsumme von 20.000 Euro wenigstens langfristig und mit ihr die Spannung zu erhöhen.

Das würde natürlich bedeuten, dass man dann die Sendungen auch in der Reihenfolge ausstrahlen müsste, in der sie aufgezeichnet wurden. Und wer will sich schon diesem albernen Zwang unterwerfen.

König Davids Thronjubiläum

Mittwoch, 1. Februar 2012, 18:21

Johnny Carson war die Late-Night-Legende, die nicht nur im amerikanischen Fernsehen das Maß aller Dinge war. 30 Jahre lang moderierte er die Tonight Show, die Show, die David Letterman so gern übernommen hätte. Dieser Traum wurde ihm nicht erfüllt. Jay Leno erbte auf Wunsch des Senders NBC die Tonight Show.

Trotzdem ist heute David Letterman der King of Late Night, die Legende, der Mann, der Carsons Format teilweise übernahm und teilweise durch den Wolf drehte und so den heutigen Comedians und Late-Night-Stars den Weg bereitete. Und jetzt hat David Letterman sein Vorbild sogar nach Ausdauer überholt. Heute geht Letterman mit seiner Show ins 31. Jahr. In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1982 war bei NBC die Premiere von Late Night with David Letterman. Über 5000 Sendungen hat er seitdem gemacht. Carson war nach gut 4500 Shows in Rente gegangen.

Man sieht David Letterman selten außerhalb seiner eigenen Show. Wenn er etwas zu erzählen hat, tut er es auf seinem regulären Sendeplatz. Der ist seit 1993 werktags um 23.35 Uhr bei CBS unter dem Namen Late Show with David Letterman. Dafür muss er keine Interviews geben. Fast alles, was man über Lettermans Privatleben weiß, weiß man aus seiner Show. Nicht einmal zu Preisverleihungen geht er, selbst wenn er gewinnt. Sechsmal erhielt seine Sendung den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show, darunter von 1998 bis 2002 jedes Jahr. Nur zu Ehren seines Vorbildes Johnny machte sich Letterman doch auf den Weg zu den Emmys nach Los Angeles. Das war 2005, als Johnny Carson gestorben war und man Letterman gebeten hatte, im Rahmen der Gala einige Worte zu sagen. Letterman pries sein Idol, schilderte, was Carson ihm bedeutet hatte und wie sehr er ihn inspiriert hatte.

David Letterman und Gäste: Johnny Carson (oben links), schon im Ruhestand, setzt sich an Lettermans Schreibtisch; Jay Leno, Conan O’Brien (oben rechts), Jon Stewart, Jimmy Kimmel (unten rechts).
Screenshots: NBC (oben Mitte), CBS/Worldwide Pants (alle anderen)

Jon Stewart, dessen Daily Show seit 2003 den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show jedes Jahr gewann, sagte später am Abend in seiner Dankesrede, all das, was Letterman gegenüber Carson ausgedrückt habe, empfinde er und seine Generation gegenüber Letterman.

Jimmy Kimmel, heute der gefeierte Late-Night-Star des Senders ABC, schlug sich als Teenager die Nächte um die Ohren, um Lettermans Show zu sehen. Seinem ersten Auto ließ Kimmel ein Nummernschild mit „L8 Nite“ („Late Night“) anschrauben, so sehr vergötterte er die Sendung Late Night with David Letterman. Von Conan O’Brien ist überliefert, dass er, als er ein junger Autor für die Sketch-Comedy Saturday Night Live war und immerhin schon im selben Gebäude wie Letterman arbeitete, sich nachts in dessen Studio schlich und hinter den Schreibtisch setzte, um das Letterman-Gefühl zu bekommen. Und sogar Jay Leno, Lettermans großer Konkurrent und regelmäßiger Quotensieger, verdankt Letterman seine Karriere. Bevor Leno die Tonight Show übernahm, lud Letterman ihn gern und oft als Gast in seine Show ein, wo Leno einem größeren Publikum zeigen konnte, was er drauf hatte.

Lettermans Show folgt noch dem gleichen groben Konzept wie vor 30 Jahren: Witze zum Tagesgeschehen, Launig-Lustiges am Schreibtisch, Top-Ten-Liste, Talks prominenten Gästen, und immer wieder höchst amüsante, absurde Zeitverschwendung, für die ich zu seinem 60. Geburtstag vor fünf Jahren hier schon zehn Beispiele beschrieben hatte. Letterman selbst ist allerdings bequemer geworden mit den Jahren. Damals drehte er noch viele Einspielfilme außerhalb des Studios selbst, heute machen das meistens Leute aus seinem Team. Der Comedy-Anteil ist streng genommen etwas zurückgegangen, weil zwischen Begrüßungsmonolog und Talk nicht mehr so viele geplante Gags und aufwändige Aktionen im Studio stattfinden, sondern Letterman oft einfach am Schreibtisch sitzt und Anekdoten aus seinem Leben erzählt.

Doch auch wenn Letterman heute an manchen Tagen sogar lustlos und unvorbereitet wirkt, will er wohl noch nicht aufhören. Er könnte. Und es war vielfach erwartet worden, denn sein aktueller Vertrag läuft diesen Sommer aus. Im Januar berichtete die New York Times aber, Letterman stehe unmittelbar vor einer Vertragsverlängerung bis Sommer 2014. Ein Leben ohne seine Show kann er sich offenbar noch nicht vorstellen. Gut so. Ich auch nicht.

 

Korn gefunden

Sonntag, 11. Februar 2007, 00:29

Die Vorgeschichte:
Ricky Gervais ist ein Fan der Simpsons. Das allein macht ihn noch nicht prominent, und hierzulande muss man ihn sowieso nicht unbedingt kennen.
In England wurde Ricky Gervais ein Star als Hauptdarsteller und Autor der Serie The Office, die in Deutschland nur im digitalen Abosender Sat.1 Comedy zu sehen ist, deren deutsche Version namens Stromberg mit Christoph Maria Herbst jedoch schon in die dritte Staffel bei Pro Sieben geht.
Als junger Komiker war es Ricky Gervais‘ großer Traum, eines Tages einen Witz für die Simpsons schreiben zu dürfen. Entsprechend konnte er sich keine höhere Ehre vorstellen, als aus den USA das Angebot kam, gleich eine ganze Folge zu schreiben und auch noch eine Gastrolle darin zu übernehmen.
Also schrieb sich Gervais eine Folge auf den Leib, in der er einer gezeichneten Version seines unausstehlichen Office-Chefs, der hier Charles heißt, die Stimme gibt. Für die Show Frauentausch zieht Marge Simpson zu ebendiesem und dessen Frau zu Homer, der laut Ricky Gervais größten humoristischen Schöpfung seit Laurel und Hardy.

Das gefundene Korn:
Die Synchronisation der Simpsons ist oft gescholten worden, und fast immer zu Recht. Seit kurzem liegt die Verantwortung jedoch in neuen Händen, und offenbar denkt da plötzlich jemand mit: In der deutschen Fassung der beschriebenen Folge, die Pro Sieben heute zeigt, spricht Christoph Maria Herbst die Rolle von Ricky Gervais, also der Mann, der auch dessen deutsches Pendant in der Office-Adaption spielt. Ist doch fein, oder?

Die Anekdote am Rande:
Einer der besten Gags der Folge geht im Original übrigens so: Homer hat sich in einen Riesenfernseher verliebt und an einem Preisausschreiben teilgenommen, um einen solchen zu gewinnen. Es wäre der Hauptpreis. Per Telefon erhält er eine Gewinnbenachrichtigung: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ Homer: „Den Fernseher?“ Anrufer: „Haha, nein, niemand gewinnt den. Sie haben den dritten Preis gewonnen: Eine Tour durch die Fox-Fernsehstudios in Los Angeles!“
Mal sehen, was in der deutschen Fassung aus dem Gag wird. In jedem Fall dürfte es vergnüglich sein, die ehemaligen Ladykracher-Sketchpartner Anke Engelke (als Marge Simpson) und Christoph Maria Herbst mal wieder in gleich mehreren gemeinsamen Szenen zumindest zu hören.

Die Quintessenz:
Die Simpsons: „Frauentausch“, heute um 17.40 Uhr bei Pro Sieben.

Kottan ermittelt

Donnerstag, 21. September 2006, 15:54

1980–1981 (Dritte Programme); 1982–1985 (ZDF). 19-tlg. österr. Diffamierung eines ganzen Berufsstands und Entwürdigung der Kriminalpolizei von Helmut Zenker, Regie: Peter Patzak (1976–1983).

Major Adolf Kottan (Folgen 1 und 2: Peter Vogel; Folgen 3 bis 5: Franz Buchrieser; ab Folge 6: Lukas Resetarits) ermittelt für das Sicherheitsbüro der österreichischen Polizei in Wien in Mordfällen. Kottan ist mal dröge, mal überdreht und mal tollpatschig, aber immer barsch zu seinem unterbelichteten Assistenten Alfred Schrammel (C. A. Tichy). Schrammel ist deutlich älter als Kottan, doch Kottan duzt ihn, lässt sich im Gegenzug aber siezen. Der einbeinige Paul Schremser (Walter Davy) ist der Dezernatsleiter, doch Kottan missbraucht auch ihn als Assistenten, ist zu ihm jedoch deutlich netter als zu Schrammel. In der Freizeit machen die drei gemeinsam Musik. Der frühere Dezernatsleiter Heribert Pilch (Harald von Koeppelle; ab Folge 7: Kurt Weinzierl) ist jetzt Polizeipräsident und immer um das Ansehen der Polizei besorgt.

Grund für die schlechte Presse ist natürlich nie Kottans Morddezernat, das jeden Fall aufklärt. Wenn doch was schief gelaufen ist, dann war’s immer der Schrammel. Pilchs größter Feind und unüberwindbarer Gegner ist der Kaffeeautomat auf dem Gang. Die Leichen findet meistens der Obdachlose Erwin Drballa (Carlo Böhm), der dann auf unterschiedliche Weise zu Kottan sofort Kontakt aufnimmt, z. B. macht er den Mund auf, und es ertönt eine Sirene, oder es liegt zufällig gerade ein Funkgerät mit Direktverbindung parat. Kottan: „Kennst du den Mann?“ — Drballa: „Ich kenn meine Leichen nie.“ Zu Hause warten Kottans Frau Ilse (Bibiana Zeller) und seine Mutter (Gusti Wolf). Und obwohl vor allem Mutter mit ihren kriminalistischen Eingebungen und Ideen für den perfekten Mord nervt, halten sie und Ilse es immer für eine Ausrede, wenn Kottan behauptet, aus dienstlichen Gründen erst so spät nach Hause zu kommen. Kottan hat auch zwei Kinder; Tochter Sissy (Birgit Machalissa) spielt jedoch nur zu Anfang mit und Sohn Walter (Florian Böhm) vor allem gegen Ende.

Die Dritten Programme zeigten sieben spielfilmlange Folgen mit verschiedenen Kottan-Darstellern, sie liefen jeweils in fast allen Dritten Programmen gleichzeitig sonntags um 20.15 Uhr. Schon diese Folgen wichen vom gängigen Krimischema ab, überzeichneten und parodierten und lösten in Österreich Proteste aus: „Diffamierung eines ganzen Berufsstandes und Entwürdigung der Kriminalpolizei“, waren die Worte des Landesvorsitzenden der öffentlich Bediensteten Oberösterreichs, Stefan Haiden; der stellvertretende Salzburger Polizeidirektor, Hofrat Dr. Johann Feldbacher, nannte die Serie schlicht „eine ausgemachte Sauerei“. Die Einschaltquoten waren hervorragend. Trotz komischer Elemente ging es in diesen Folgen jedoch noch überwiegend um die Arbeit Kottans, der als unkonventioneller Ermittler dargestellt wurde, ähnlich dem späteren Schimanski.

Mit Folge 8 stieg das ZDF als Koproduzent ein. Spätestens jetzt fand die Serie ihren eigenen Stil und nahm nichts und niemanden mehr ernst — weder die Polizei noch das Genre Krimi, noch das Medium Fernsehen. Kottan singt ein Duett mit der TV Ansagerin Chris Lohner, die im Hintergrund im Fernsehgerät zu sehen ist (sie spricht auch mit ihm oder klingelt an der Tür, wenn er sie vorzeitig ausschaltet). Wird Kottans Kapelle bei der Probe gestört, sagt Schremser: „Wir probieren’s weiter, in der nächsten Folge.“ Und der Penner Drballa fleht den soeben Erstochenen an: „Sagen S’ was! Irgendeinen Hinweis auf den Täter! Wie in einem ordentlichen Film!“

In Kottans Wohnung stehen Ehefotos seiner Frau mit den früheren Kottan-Darstellern, und Autor Zenker und Regisseur Patzak (der selbst oft in der Rolle eines Polizisten mitspielte) trieben Spaß mit Vor- und Abspann („Das Buch ohne Ideen war von Helmut Zenker. Die einfallslose Regie von Peter Patzak.“ — „Sollten Sie einen Fehler im folgenden Film entdecken, dürfen Sie ihn behalten“). Außerdem blendeten sie Laufschriften ein, die auf den ersten Blick keinen Bezug zum Programm hatten. Während der Folge „Kansas City“ am 3. Dezember 1982 wies eine Textschleife auf die anschließende Sondersendung zur Landung eines unbekannten Flugobjekts bei Duisburg hin. Natürlich gab es weder das Ereignis noch die Sendung, doch viele besorgte Zuschauer nahmen die Einblendung ernst und riefen beim ZDF oder der Polizei an. Eine Programmmoderatorin erklärte nach der Sendung etwas mürrisch, es sei ein Spaß gewesen, und es müsse jetzt wirklich niemand mehr anrufen, und das ZDF gelobte, fortan auf Jux-Einblendungen zu verzichten (diese spezielle ist jedoch bei Wiederholungen der Folge weiterhin enthalten).

Das Hauptproblem der Serie war der Sendeplatz: Das ZDF zeigte die jetzt einstündigen Folgen auf seinem Krimiplatz am Freitag um 20.15 Uhr. Dort war das Publikum jedoch Langweiler wie Derrick und Der Alte gewohnt, folglich erschrak es, weshalb weitere Folgen ab Mitte 1984 sonntags nach dem Hauptabendprogramm liefen. Die Serie wurde 1985 mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Bronze ausgezeichnet.

1981 kam in Österreich der Film „Den Tüchtigen gehört die Welt“ ins Kino, in dem Franz Buchrieser als Kottan ermittelt. Diesen Film zeigte Pro Sieben 1990.

Kragenweiten

Dienstag, 13. September 2011, 12:28

Als „White Collar Crime“ (white collar = weißer Kragen) bezeichnet man Verbrechen der „gehobenen Gesellschaft“, Wirtschaftsdelikte, Verbrechen, bei denen in erster Linie finanzieller Schaden entsteht, aber nicht unbedingt jemand stirbt. Schon allein die Befassung mit dieser Art von Verbrechen hebt die neue RTL-Serie White Collar von fast allen anderen Krimiserien ab, in denen erst mal jemand tot sein muss, damit man eine Handlung hat. White Collar bedient sich vieler Mittel klassischer Ganovenkomödien, hat ein paar schöne Dialoge, originelle Kriminelle und eine angenehme Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, dem FBI-Agenten und dem Betrüger, der ihm hilft. White Collar, ab heute um 22.15 Uhr bei RTL, ist einen Guck wert.

Das eigentliche Medienthema des Tages ist aber natürlich das Ende der Sommerpause von Harald Schmidt. Mehr ist es ja eigentlich nicht, aber die feuilletonistische Aufmerksamkeit gleicht der zum Beginn einer Weltmeisterschaft.

Harald Schmidt wird heute eine gute Sendung machen. So wie Schmidt auch in den vergangenen Monaten etliche gute Sendungen gemacht hat. Oder damals, 2003, in seinen letzten Wochen in Sat.1.

Auf den Tag genau heute vor einem Jahr wurde bekannt, dass Schmidt die ARD erneut verlassen und zu Sat.1 zurückkehren würde, und ausgerechnet diese Bekanntmachung schien ihm neuen Schwung zu geben und seine folgenden ARD-Shows lustiger zu machen. Eine Scheißegal-Haltung kann viel bewirken. Das Problem mit dem oft als lustlos kritisierten Harald Schmidt ist nämlich, dass er offenbar nur dann motiviert ist und großen Enthusiasmus für seine eigene Sendung an den Tag legt, wenn er gerade neu bei einem Sender beginnt, oder, und dann noch viel mehr, gerade bei einem Sender gekündigt hat und nur noch den Vertrag aussitzt.

In einem Jahr könnte sich wieder dieser lahme Trott eingeschlichen haben. Vielleicht sollte Schmidt also in Zukunft einfach noch viel öfter den Sender wechseln.

Kreuzfahrt ins Glück

Dienstag, 1. Januar 2008, 11:14

Seit 2007 (ZDF). Dt. Urlaubsserie.

Weitere Folgen vom Traumschiff unter anderem Namen. Dieselbe Besatzung fährt auf demselben Schiff Reisende zu exotischen Zielen. Einziger Unterschied: Es handelt sich ausschließlich um Paare auf Hochzeitsreisen. Samt Hochzeit an Bord. Neben Kapitän Paulsen (Siegfried Rauch), Chefstewardess Beatrice (Heide Keller) und Bordarzt Dr. Schröder (Horst Naumann) sind deshalb die Hochzeitsplaner Marie Andresen (Eva-Maria Grein) und Daniel Bergmann (Patrik Fichte) mit dabei.

Die Reihe lief zum Start an Neujahr 2007 direkt nach dem Traumschiff um 21.50 Uhr, weitere Folgen sonntags um 20.15 Uhr oder wieder nach dem Traumschiff. Wie von diesem werden in der Regel zwei Folgen pro Jahr produziert.

KTI — Menschen lügen, Beweise nicht

Sonntag, 4. März 2007, 16:21

2006 (Sat.1); seit 2007 (RTL2). Pseudo-dokumentarische dt. Krimiserie.

Eine Gruppe von Schauspielern tut so, als seien sie Polizisten und Rechtsmediziner vom Kriminaltechnischen Institut (KTI) und klärten mit modernster Technik Verbrechen auf. Kriminalhauptkommissar Jürgen Schönewald ist echt.

Den Hype um CSI, noch bevor dieses zu RTL wechselte, wollte Sat.1 mit dieser deutschen Variante ausnutzen, die in Bild, Schauspiel und Inhalt extrem billig und laienhaft aussah. Die Publikumsresonanz war eindeutig, und so kam das Format nicht über die einzelne Pilotsendung hinaus. Da „billig und laienhaft“ bei RTL2 aber offenbar als herausragende Eigenschaften angesehen werden, ging es dort knapp ein Jahr später in Serie und läuft nun jeden Werktag eine halbe Stunde lang am Vorabend.

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