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Ich hab noch einen Koffer. Und noch einen. Und noch einen. Ja, einen Koffer.

Donnerstag, 8. Februar 2007, 15:30

Zum Tod des Derrick-Autors Herbert Reinecker erinnern wir an einen besonders schönen seiner typischen Dialoge aus der Zeit, als die Welt noch schwarzweiß und Schweigen noch modern war. Wenn Reineckers Charaktere sich nicht ebenso vielsagend wie wortlos ansahen, ließ er sie endlos Schlüsselbegriffe und Sachverhalte wiederholen, bis auch der Letzte kapiert hatte, worum es gerade ging und streckte so bequem 30 Minuten Handlung auf 60 Minuten Länge.

Die folgende Szene entstammt der Episode „Toter gesucht“ aus der Serie Der Kommissar, mit Erik Ode und Gaststar Bernhard Wicki.

Wicki: Er hat einen Koffer weggebracht.
Ode: Was für’n Koffer?
Wicki: Ich weiß nicht, was für’n Koffer. Ich hab‘ den Koffer nie gesehen. ‚N Handkoffer. Wir haben solche Koffer nicht.
Ode: Ja, haben Sie ihn nicht gefragt, was für’n Koffer das ist.
Wicki: Er hat gewartet, bis ich wieder im Laden war. Und dann hab‘ ich gehört, wie er hinten hinausging, und da hab‘ ich gesehen, dass er diesen Koffer wegtrug, den ich vorher nie gesehen hab‘.
Ode: Ja, wie ist er denn jetzt zurückgekommen. Ohne Koffer?
Wicki: Wollen Sie auch einen? (Kocht Kaffee).
Ode: Nein, danke, nein.
Wicki: Ja. (Pause). Was bedeutet dieser … – Koffer?
Ode: Na, gehen Sie rauf und fragen Sie ihn.

Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst

Donnerstag, 17. Juli 2008, 01:39

1953–1955 (ARD). Halbstündige Spielshow am Montagabend um 20.15 Uhr. Die Zuschauer zu Hause (es gibt keine Kandidaten im Studio) können Preise gewinnen, wenn sie optische Rätsel lösen. Zum Beispiel wird ein Musiktitel präsentiert und dann gefragt, wie viele Pedale die gesehene Harfe hatte.

Moderiert wurde die Sendung von der Berliner Journalistin Dagmar Späth, die Idee stammte von Ruprecht Essberger, der auch Regie führte. Zuschauer mussten die Antworten damals natürlich per Postkarte einsenden, eine Woche nach der Sendung wurden die Gewinner bekannt gegeben.

War ein riesiger Erfolg beim Publikum und kam auch bei der Kritik gut an. Es war die erste deutsche Gameshow, die fürs Fernsehen erfunden war und von den Möglichkeiten des Fernsehens Gebrauch machte – die meisten anderen Spielsendungen zu der Zeit waren Übernahmen von Radio Quizsendungen und eigentlich nur abgefilmt.

Ich sehe was, was du nicht siehst

Samstag, 19. Januar 2008, 13:55

An sich war es eine gute Woche für Freunde gelungener Drehbücher, guter Umsetzung, witziger Dialoge und talentierter Schauspieler. Gäbe es doch nur ein paar mehr dieser Freunde.

Die oft beschriene Krise der deutschen Serie ist noch immer Fakt. Und während man bei Publikumsbeleidigungen wie 3 ein Viertel, Volles Haus oder dem nach zwei Folgen abgesetzten iTeam eigentlich beruhigt sein konnte, dass sie beim Publikum komplett durchfielen, fragte man sich dennoch: Woher konnte das Publikum vorher wissen, wie mies diese Produktionen sein würden, wenn schon die Premiere kaum jemand sieht. Beängstigend wurde die Generalverweigerung deutscher Zuschauer gegenüber deutschen Serien, als in dieser Woche die ambitionierten, originellen und kurzweiligen Anwaltsserien Die Anwälte und Herzog schon zum Start scheiterten. Die Erstausstrahlung der Anwälte unterlag zum Beispiel deutlich der dreizehnten Ausstrahlung von „Kevin — Allein zu Haus“, diesmal auf Vox.

Zwar sind die Zielgruppenmarktanteile um 11 Prozent theoretisch ausbaufähig, wenn sich erst einmal herumspricht, wie schön diese Serien sind (immerhin konnte die ebenfalls schöne ARD-Serie Mord mit Aussicht ihre Zuschauerzahl in der zweiten Woche steigern), doch viel Grund zur Hoffnung gibt es nicht. Keine einzige deutsche Serie im Privatfernsehen, die in den vergangenen Jahren gestartet ist, gut oder schlecht, könnte man mit dem Begriff „Erfolg“ umschreiben.

Die Ratlosigkeit bei den Sendern muss groß sein. Egal, was sie produzieren, das Publikum lehnt deutsche Fiktion generell ab. Irgendwann wird der Punkt gekommen sein, und lang kann es nicht mehr dauern, an dem man den Sendern nicht einmal mehr einen Vorwurf machen kann, wenn sie einfach nur noch jeden Abend Dirty Dancing zeigen.

Ich tausche meine Familie

Samstag, 10. Februar 2007, 22:49

2004 (RTL). Doku-Soap. Zwei Frauen tauschen für eine Woche ihre Familien und übernehmen den Haushalt und auch den Job der anderen.

Klingt genauso wie Frauentausch des Schwestersenders RTL 2, doch RTL legte großen Wert darauf, das Original im Programm zu haben, offiziell adaptiert von der britischen Show „Wife Swap“. Die ein ganzes Jahr zuvor gestartete RTL 2-Version sei nur ein billiger Abklatsch.

Sieben einstündige Folgen liefen freitags um 20.15 Uhr.

Ich weiß, wer gut für dich ist

Montag, 24. März 2008, 18:00

2008 (ARD). 25-minütige Kuppelshow, die weniger an Herzblatt als an Das perfekte Dinner erinnerte und dienstags bis freitags um 18.50 Uhr lief.

Vier Freunde oder Verwandte eines Singles organisieren vier Dates für den Single, jeder eins. Jeden Tag wird ein Date gezeigt, der Single vergibt Punkte, und am Ende der Woche ergibt sich, wessen Kuppelversuch der erfolgreichste war.

Dieser Versuch einer neuen Vorabendreihe war jedenfalls gar nicht erfolgreich und verschwand nach drei Wochen so vorzeitig und plötzlich aus dem Programm, wie man es eigentlich nur vom Privatfernsehen gewohnt ist.

Ihr Musikwunsch

Freitag, 16. November 2007, 01:31

1969–1991 (ZDF). Musikshow am Wochenende.

Zu den Moderatoren gehörten Elfie von Kalckreuth, Erika Köth, Monika Maynert, Trudeliese Schmidt, Norbert Ely und Christian Boesch. Die erfüllten Zuschauerwünsche standen meistens unter einem Oberthema, z. B. „Frühlingslieder“ oder Opernfilme.

Die Sendung war während ihrer langen Laufzeit immer mal wieder Bestandteil von Das Sonntagskonzert am Sonntagmittag, lief aber oft auch als eigene Reihe am Sonntag- bzw. Samstagnachmittag und war erst 60, später 45 Minuten lang.

Im Märzen der Bauer

Samstag, 10. März 2007, 10:00

Im April aber vielleicht schon nicht mehr. Nach einer Woche der neuen RTL-Nachmittags-Dokusoap Unser Bauernhof scheint klar, dass auch diese Idee nicht der große Wurf war. Die Quoten sind zumindest nicht besser als bei der ersetzten Dokusoap Unsere erste gemeinsame Wohnung, was bedeutet, dass uns womöglich Unser erstes Eitergeschwür doch noch erspart bleibt.

Wer den Bauern nicht kennt, frisst es eben nicht, und auf unserem Bauernhof wohnt nun einmal nicht der, der bis vor kurzem noch eine Frau gesucht hat. Ist aber auch egal, ab Mitte April wird der Sendeplatz ohnehin mit der vierten Daily Soap Ahornallee besetzt, und das führt zwangsläufig zu dem Wortspiel mit dem Bauernopfer. Für Freunde des Bäuerlichen bleibt dann nur Allein unter Bauern. Aber dann ist der Märzen ja auch längst vorbei.

Im Namen des Gesetzes

Mittwoch, 20. September 2006, 22:42

1994–2008 (RTL). 185-tlg. dt. Krimiserie von Harald Vock.

Keine halben Sachen, und immer schön der Reihe nach: Hier werden Verbrechen begangen, aufgeklärt, verhandelt und schließlich geahndet. Die Kommissare Stefan Kehler (Wolfgang Bathke) und Mike Eschenbach (Matthias Bullach) ermitteln für die Berliner Polizei. In ihren Fällen geht es meistens um Gewaltverbrechen, hauptsächlich um Mord, aber gelegentlich auch um Raub, Entführung, Erpressung oder Betrug. Kehler hat langjährige Diensterfahrung und die nötige Besonnenheit, um auch in schwierigen Situationen klar denken zu können. Er ist Familienvater, aber eigentlich rund um die Uhr im Dienst und findet dadurch viel zu selten Zeit, seinen Garten umzugraben. Eschenbach ist Kampfsportler, impulsiv und emotional. Wenn ihr Job getan und der Täter gefasst ist, beginnt die Arbeit für die Staatsanwälte Dr. Gerhard Lotze (Henry van Lyck) und Charlotte Glaser (Britta Schmeling), die Anklage erheben. Glaser leitet das Ermittlungsverfahren, Oberstaatsanwalt Lotze führt die Aufsicht, greift aber ab und zu selbst ein. Lotze und Glaser haben ein gutes Verhältnis zu-, aber nicht miteinander, obwohl die beiden gern mal einen Rotwein trinken. Gelegentlich ergibt sich vor Gericht eine neue Faktenlage, die bisherigen Beweise entpuppen sich als zu dünn oder der mutmaßliche Täter als unschuldig, dann müssen Kehler und Eschenbach die Ermittlungen noch einmal aufnehmen.

Als Eschenbach im April 1996 stirbt, übernimmt Kommissar Peter Wolniak (Uwe Fellensiek) für ihn. Dessen Nachfolger wird im Herbst 1998 Ralf Bongartz (Max Gertsch), der zwei Jahre später wiederum durch Alex Bonhoff (Wolfgang Krewe) abgelöst wird. Bonhoff ist noch jung, voller Ehrgeiz und Energie und muss sich den Respekt seines älteren Partners Kehler erst noch erarbeiten. Es gelingt ihm, die beiden werden ein gutes Team und sogar Freunde. Anfang 2005 kommt es auch bei der Staatsanwaltschaft zu einem Personalwechsel. Oberstaatsanwalt Lotze übergibt das Amt an seinen Nachfolger Dr. Max Brunner (Michael Fitz), wenig später löst Lisa Sturm (Mariella Ahrens) Glaser ab. Noch im gleichen Jahr tritt Brunner schon wieder ab und Tobias Kampen (Axel Pape) wird neuer Oberstaatsanwalt. In der Pilotfolge gehörte noch eine andere Staatsanwältin zum Team: Dr. Karin Kerstin (Magdalena Ritter), erst ab Folge 2 spielte Britta Schmeling mit.

Die Handlung dieser Serie umfasst die komplette Geschichte eines Kriminalfalls, beginnend mit der Tat, über die Aufklärung des Verbrechens bis hin zur Gerichtsverhandlung und dem Urteil. Auf Werbedeutsch heißt das: Die Serie beginnt „dort, wo andere Krimiserien enden“. Das ist natürlich nicht ganz wahr, denn dort, wo die meisten Krimiserien enden, also bei der Festnahme, ist hier auch schon eine halbe Episode vorbei. Und dann sind da ja noch die vielen Anwaltsserien, die bereits mit der Verhandlung beginnen. Dass aber die ganze Geschichte gezeigt wird, ist in der Tat ungewöhnlich. Vorbild war die US Serie Law & Order.

Die Episodeninhalte basieren angeblich auf wahren Fällen. Der juristische Berater Detlef Wittenberg durchsucht dafür die Zeitungen nach interessanten Geschichten.

Die einstündigen Folgen liefen zwölf Jahre lang dienstags um 21.15 Uhr. Die Serie war am gleichen Tag gestartet wie Doppelter Einsatz und lief lange Zeit mit dieser im Doppelpack. In der Kritik zum Sendestart beklagte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ eine hanebüchene Handlung, langweilige Gerichtsszenen, uncharismatische Charaktere und überhaupt mangelnde Qualität. Kein Wunder, dass Im Namen des Gesetzes eine der langlebigsten und erfolgreichsten Krimiserien des Privatfernsehens wurde.

Ende 2006 zog sie auf montags um 21.15 Uhr um, hatte dort jedoch nicht mehr den gleichen Erfolg. Die letzten Folgen zeigte RTL im Frühjahr 2008 donnerstags um 23.15 Uhr.

Immer wieder Jim

Donnerstag, 22. Februar 2007, 01:49

2006–2009 (RTL2). 180-tlg. US-Sitcom von Tracy Newman und Jonathan Stark („According To Jim“; 2001–2009).

Jim (Jim Belushi) und Cheryl (Courteney Thorne-Smith) sind glücklich verheiratet. Jim ist ein Faulpelz, der ständig neue „Spiele“ erfindet, die die kleinen Töchter Ruby (Taylor Atelian) und Gracie (Billi Bruno) in Aktion versetzen, während seien Aufgabe darin besteht, im Sessel zu sitzen und Zeitung zu lesen. Cheryl hat in Wirklichkeit die Hosen an und muss außer den Töchtern und Baby Kyle auch ihren Mann erziehen. Ihre Geschwister Andy (Larry Joe Campbell), ein gutherziger und naiver Kerl, der zugleich Jims Arbeitskollege ist, und die vorlaute Dana (Kimberly Williams) hängen dauernd bei der Familie im Haus rum.

Den Versuch unternehmend, den Erfolg von King Of Queens durch gleiche Strategie zu wiederholen, programmierte RTL2 jeden Nachmittag je nach Laune zwischen zwei und fünf Folgen hintereinander und schaffte es dadurch, innerhalb eines Monats schon 79 Folgen weggesendet zu haben. Dann ging es endlich wieder von vorn los. Der große Erfolg stellt sich trotzdem nicht ein, obwohl ja eigentlich schon die Serie selbst versuchte King of Queens zu kopieren. In Österreich hieß sie Jim hat immer Recht.

In Erinnerung an Peter Boyle

Donnerstag, 14. Dezember 2006, 10:33

Der großartige Schauspieler Peter Boyle ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Da er in Deutschland weitgehend unbekannt war und sein Tod deshalb in den wenigsten Medien vermeldet werden wird, sei er wenigstens an dieser Stelle kurz gewürdigt. Bei uns war seine bekannteste Rolle wohl die als Frankensteins Monster an der Seite von Gene Wilder in Mel Brooks‘ Film „Frankenstein junior“. In den USA wurde er noch einmal ein Fernsehstar durch die hervorragende Familienserie Alle lieben Raymond, in der er ab 1996 den ebenso miesepetrigen wie vorlauten Vater der Titelfigur spielte. Die Serie wurde erst im vergangenen Jahr beendet, zu einem Zeitpunkt, als sie noch immer die meistgesehene Sitcom im US-Fernsehen war. In Deutschland ging sie leider ziemlich unter, wurde zwar schon auf drei Sendern gezeigt, bekam aber nie über längere Zeit die Gelegenheit, ihr Publikum zu finden. Ab Januar zeigt Kabel 1 die letzte Staffel von Alle lieben Raymond als Erstausstrahlung.

Am Rande: Peter Boyle war eng mit John Lennon befreundet, der 1977 Trauzeuge bei Boyles Hochzeit mit der Journalistin Loraine Alterman war. Außer ihr hinterlässt Boyle zwei Töchter.

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