Ende gut, alles schon bekannt
Gerade mach‘ ich den Mund zu. Und schon schickt uns RTL den nächsten Beweis dafür, dass es ihnen eigentlich völlig egal ist, ob überhaupt noch jemand zuschaut. Ausgerechnet bei einer der Sendungen, die überhaupt noch jemand schaut, Dr. House.
Im Internet hat es sich eingebürgert, groß SPOILER über Texte zu schreiben, die den Fortgang einer Handlung schildern, die noch gar nicht ausgestrahlt wurde. Im Fernsehen schreibt man offensichtlich einfach nur „RTLtext“ darüber.
Die Videotextseite zur Folge vom Dienstagabend schilderte nicht nur die grobe Ausgangskonstellation, damit man weiß, worum es geht, sondern detailliert den Verlauf der Behandlung des Patienten der Woche, damit man auch gleich weiß, wie es ausgeht („Und zum Schluss stellt House fest…“). Ständig neue Erkenntnisse, zwischenzeitliche Rückschläge und Überraschungen sind das wiederkehrende Muster bei Dr. House. Wer sich vorher im Videotext informiert, wird höchstens noch davon überrascht, an welcher unpassenden Stelle RTL die Werbung reinknallt.
Endlich wieder Furzwitze!
Es ist passiert. Das deutsche Fernsehen ist endlich auf dem Niveau von Furzwitzen angekommen. In der orthographisch falsch betitelten und humoristisch altbackenen Versteckte-Kamera-Show Ist doch nur Spass dürfen Passanten dumme Gesichter machen, wenn sie in absurde Situationen geführt werden, die oft mit altertümlichen Scherzartikeln und Sprungfedern zu tun haben. Oder eben mit Furzsimulationen, wie in der ersten Folge, die RTL schon heute Vormittag zeigte. Das ist also die neue Wunderwaffe fürs Nachmittagsprogramm, wo die Show ab heute den Problemsendeplatz um 17.00 Uhr einnehmen wird.
Immerhin kommt niemand zu Schaden. Die vorgestern Nacht ebenfalls bei RTL gestartete Pannen-Clipshow Sport ist Mord rühmt sich ja allen Ernstes, „die härteste Clipshow der Welt“ zu sein, weil sie auch Sportunfälle zeigt, bei denen Menschen verletzt wurden.
Die Filmchen stammen durchweg aus Kanada, und die Sendung käme wie in der kanadischen Originalversion komplett ohne Moderator aus, doch RTL lässt den Schlagersänger Ben am Anfang eine kurze Ansage machen, um den Eindruck einer Eigenproduktion zu erwecken.
Wer sich übrigens fragt, wohin man sich nach den Furzwitzen noch steigern will: Gute Frage. Die Polizisten in Strapsen waren nämlich auch schon in der Premiere dabei.
Entern oder Kentern
Seit 2007 (RTL). Abenteuerspielshow mit Sonja Zietlow.
Drei Teams aus je 30 Teilnehmern (Gruppen, Cliquen oder Vereine) müssen darum kämpfen, den Schatz der grazilen Comtessa Sonja (Zietlow) zurückzuerobern, der derzeit im Besitz des fiesen Piratenkapitäns Henry Raff (Götz Otto) auf dessen Schiff ist. Dazu müssen sie einen Parcours aus acht Hindernissen überwinden, zum Beispiel durch ein sich drehendes Fass laufen oder durch ein Labyrinth, einen Sumpf überqueren oder einen glitschigen Hang hinaufklettern, gern bekleidet mit Fässern oder riesigen Kokosnussschalen. Wer unterwegs ausscheidet, was sich in der Regel dadurch äußert, dass jemand ins Wasser fällt, ist „für immer verloren“. Die Mannschaften werden im Lauf des Spiels also immer kleiner. Jedem Team steht ein prominenter Pate vor, der bei Bedarf selbst an den Spielen teilnehmen und auf diese Weise „für immer Verlorene“ zurück ins Spiel holen kann. Bei den Spielen werden die Kandidaten zusätzlich von der fiesen Piratenbande behindert, die keine Grausamkeit scheut und die Teilnehmer gegebenenfalls mit albernen Plastikfischen bewirft. Die Mannschaft, die zuerst das Piratenschiff erreicht, gewinnt 3000 Euro. Im Finale am Ende der Staffel geht um 30.000 Euro.
Aufwändiges Action-Spektakel mit vielen und großen Kulissen, in dem die vielen Kandidaten jedoch nur eine Statistenrolle spielen. Zu Wort kommt kaum jemand, und selbst ihre Spiele sind oft nur als gekürzter Zusammenschnitt zu sehen. Zwischendurch kommentieren kleine gespielte Witzchen mit dem Piratenkapitän und seinen Untergebenen das Geschehen, und Sonja Zietlow steht grazil mit einem Schirmchen herum. Die Erklärungen der einzelnen Spielrunden kommen von einem Off-Sprecher und werden durch Computeranimationen des bevorstehenden Spielverlaufs verdeutlicht.
Die 90-minütige Show enthält Elemente aus Spiel ohne Grenzen und Fort Boyard, erinnert aber vor allem an Takeshi’s Castle. Sie läuft freitags um 20.15 Uhr.
Enterprise
2003–2006 (Sat.1). 98-tlg. US-Science-Fiction-Serie von Rick Berman und Brannon Braga („Enterprise“; 2001–2005).
In der Mitte des 22. Jahrhunderts, 150 Jahre vor Captain Kirk, stecken die intergalaktischen Forschungsarbeiten noch in den Kinderschuhen. Der Warp-Antrieb, der Reisen mit Lichtgeschwindigkeit erlaubte, wurde kurz nach dem Dritten Weltkrieg erfunden, genauer: im Jahr 2063. Durch ihn wurden die Vulkanier auf die Menschen aufmerksam. Inzwischen sind wir bei Warp 5, an dessen Entwicklung der Vater von Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) mitgearbeitet hat, der nun das Kommando über das Raumschiff Enterprise NX-01 führt. Die wichtigsten Mitglieder der 80 köpfigen Crew sind die vulkanische Unteroffizierin T’Pol (Jolene Blalock), der geniale denobulanische Arzt Dr. Phlox (John Billingsley), Lieutenant Malcolm Reed (Dominic Keating), Steuermann Travis Mayweather (Anthony „A.T.“ Montgomery), Kommunikationsoffizierin Hoshi Sato (Linda Park) und Chefingenieur Lieutenant Commander Charlie Tucker III. (Connor Trinneer). Gemeinsam leisten sie Pionierarbeit im All, erforschen fremde Galaxien und kämpfen gegen böse Außerirdische, vornehmlich die Suliban. Mit an Bord ist auch Archers Hund, der Beagle Porthos.
Die fünfte Serie aus der Star-Trek-Reihe war chronologisch die erste – zeitlich vor dem Original angesiedelt. Da das Original Raumschiff Enterprise aber schon 30 Jahre vorher gedreht wurde, war es wenig verwunderlich, dass hier trotzdem die Technik fortschrittlicher und die Außerirdischen außerirdischer aussahen.
Die einstündigen Folgen liefen erst freitags um 20.15 Uhr, gegen Ende der ersten Staffel zusätzlich samstags um 19.15 Uhr und seit Ende der zweiten Staffel nur noch samstags und sonntags am Nachmittag. Den Titelsong „Faith of the Heart“ singt Russell Watson. Die Wahl dieses schnulzigen Rock-Titels ist mindestens ebenso erstaunlich wie die von Scott Bakula (Zurück in die Vergangenheit) als Darsteller des Captains. In Deutschland erreichte dieses sehr amerikanische Enterprise nicht annähernd den Erfolg seiner Vorgänger.
Entlarv den Raab!
Schlag den Raab ist angeblich eine Live-Sendung, und wegen des Spielprinzips lässt sich ihre tatsächliche Sendezeit noch schlechter vorhersagen als bei Wetten, dass?
Und warum steht dann im Teletext von ProSieben, dass die Sendung bis 0:16 Uhr geht? Gut, irgendeine Uhrzeit müssen die dahinschreiben, aber ausgerechnet 0:16??
Wenn die Live-Sendung wirklich gleich um 0.16 Uhr zuende ist, bin ich einem ganz großen Fernsehskandal auf der Spur, aber einem ganz großen.
Nachtrag, 0.17 Uhr. Okay. Das nächste Mal suche ich mir eine Verschwörungstheorie, die sich nicht nach wenigen Minuten von selbst zerstört.
Erben gesucht
1994 (Sat.1). Wöchentliches Magazin mit Jörg Wontorra, in dem Menschen gesucht wurden, die ohne ihr Wissen eine Erbschaft gemacht hatten und nicht gefunden werden konnten.
Zu erben gab es dabei oft nicht weniger als eine Eigentumswohnung in Frankreich samt 160 000 DM in bar – dass die Erbin oder Angehörige nicht aufzutreiben war, konnte in diesem Fall aber auch daran liegen, dass sie das uneheliche Kind einer Zigeunerin war, die ins Konzentrationslager kam.
Nachdem Wontorra bereits in Bitte melde dich Vermisste suchte, wurde er nach dieser Sendung endgültig zum „Suchonkel der Nation“ abgestempelt. Diese Sendung hatte immerhin den Vorteil, dass Erben gesucht fast völlig ohne heulende Angehörige auskam und ohne Schicksale, die auf die Tränendrüse drückten. Es ging um Menschen, die ihr Glück gemacht haben und posthum andere glücklich machten. Schön.
Die Pilotfolge lief am Donnerstag um 21.15 Uhr, am 6. Juni 1994 begann die eigentliche Reihe mit zwölf Ausgaben, immer montags um 21.15 Uhr.
Erfolgreicher Ausbruch
Seit Prison Break nur noch nach 23 Uhr läuft, kann RTL mit den Marktanteilen sehr zufrieden sein. Noch zufriedener können Azad und Adel Tawil sein. Die beiden singen den Titelsong von Prison Break, der nur in der deutschen Synchronfassung verwendet wird, und stehen damit seit heute auf Platz 1 der deutschen Single-Charts. Damit verdrängen sie RTL-Superstar Mark Medlock auf Platz 2 und die ProSieben-Popstars Monrose auf Platz 3.
Zumindest als Werbeplattform für Musik funktionieren die großen Privatsender also weiterhin hervorragend.
Erinnerung; Zwischenstand
Unsere Abstimmung samt Gewinnspiel ist inzwischen auf Seite 2 gerutscht, deshalb hier eine kleine Erinnerung: Bis Sonntagabend (30. September, 18.00 Uhr) können Sie noch über die Ihrer Meinung nach besten Fernsehsendungen aller Zeiten abstimmen und ein gedrucktes Fernsehlexikon gewinnen.
Beim aktuellen Zwischenstand zeichnet sich ab, dass bei „aller Zeiten“ vor allem die Gegenwart eine Rolle zu spielen scheint:
1. Die Simpsons
2. Lost
3. Stromberg
Dr. House
5. Scrubs
Noch keine einzige Stimme haben einige der erfolgreichsten Sendungen überhaupt erhalten, z.B. Die Schwarzwaldklinik, Wetten, dass…? und Dallas.
Wer noch nicht mitgestimmt hat, ist herzlich eingeladen! Bitte hier entlang.
Erosion Song Contest
Heute versingen und verpunkten sie sich wieder. Das Interesse am Eurovision Song Contest hat zwar in den vergangenen Jahren leicht nachgelassen (repräsentative Umfrage unter mir selbst), aber dennoch sei zweierlei empfohlen: Bei Stefan läuft noch bis zum Beginn der Punktevergabe die Grand-Prix-Wette 2008, und bei Lukas wird ab Beginn der Show livegebloglästert.
Ersatzrolle benötigt
Die Figur sei auserzählt, hat der Serienschauspieler Robert Atzorn beschlossen und will deshalb nicht länger den Tatort-Kommissar Casstorff spielen. Weil es im Tatort ja so sehr um die Figuren geht und so wenig um die Fälle.
Robert Atzorn hatte schon immer merkwürdige Begründungen parat, wenn er wieder aus einer Serie ausstieg. Mit dem Argument, nicht längerfristig auf eine Rolle festgelegt werden zu wollen, beendete er seine Tätigkeit als Pfarrer Wiegandt in Oh Gott, Herr Pfarrer nach nur 13 Wochen, um anschließend siebeneinhalb Jahre lang unseren Lehrer Dr. Specht zu spielen. Jetzt sagt er auch wieder, ihn reizten neue Rollen. Das ist verständlich. Als Pfarrer, Lehrer, Kapitän, Kommissar oder Kanzleramtschef war er immer der verständnisvolle, besserwisserische, humorlose Gutmensch mit Hang zur Arroganz. Wir können also auf seine zweite Rolle sehr gespannt sein.