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Die neuen Lupus-Verdachtsfälle sind da!

Dienstag, 4. September 2007, 09:52

Rücksichtslos startet RTL heute die dritte Staffel von Dr. House. Kontinuität is nich, und so wird die zweite Hälfte der Doppelfolge aus der ersten Staffel, deren erste Hälfte vergangenen Dienstag noch einmal zu sehen war, vorerst nicht wiederholt. Weil RTL genauso wenig das Finale der zweiten Staffel von vor vier Monaten wiederholt, an das die heutige Folge anknüpft, fassen wir hier noch einmal zusammen, was zuletzt geschah:

Der Mann einer ehemaligen Patientin kam ins Besprechungszimmer und schoss zweimal auf House. Weil House aber alles langweilig findet, was offensichtlich ist, langweilte ihn sein eigener Fall, und er kümmerte stattdessen ferndiagnostisch um einen Patienten mit einer derart geschwollenen Zunge, dass er kaum sprechen konnte. Doch plötzlich wurde auch der Fall House selbst spannend: Seinem Bein ging es besser. Das kam ihm verdächtig vor.

Da Pistolenschüsse medizinisch nicht als Therapie zugelassen sind, muss bei der OP etwas schiefgelaufen sein.

Er erfuhr, dass er von seinem Operateur mit dem Betäubungsmittel Ketamin in ein künstliches Koma versetzt wurde. Cuddy erzählte von einer Klinik in Deutschland, in der chronische Schmerzen durch solch ein künstliches Koma behandelt würden, was so etwas wie einen Neustart der Psyche bewirke. Es bestehe eine fünfzigprozentige Chance, dass seine Schmerzen nicht zurückkehrten.

Merkwürdig, in deutschen Serien erzählt man immer nur von den tollen Kliniken in Amerika, in denen es solche Wundermethoden gibt.

Aber zurück zu House: Er war sauer. Er hatte zwar keine Schmerzen und humpelte nicht einmal mehr, litt aber nun unter Halluzinationen, Erinnerungslücken und Beeinträchtigungen seines Denkvermögens und seiner Auffassungsgabe und führte das auf die Behandlung zurück. Deshalb schaltete er auch nicht schnell genug, als dem Zungenpatienten nach der Zunge erst das Auge und schließlich noch etwas anderes aus dem Körper quoll. Foreman kam drauf.

Wilson: War vielleicht Glück. Ein nicht früh genug erkannter Hodenkrebs kann ist tödlich. Wahrscheinlich ein…
House: Ja, ja, ich weiß. Die Frage ist: Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?
Wilson: Herausquellende Augen sind keine typische Symptomatik.
House: Die Sackexplosion anderseits…

House merkte immer häufiger, dass er halluzinierte, erkannte aber nicht mehr, was real war und was nicht. Und übrigens: Wir auch nicht.
Am Ende operierte er den Zungenpatienten mit einem Operationsroboter und brachte ihn bei der Gelegenheit um, weil er glaubte, die Situation sei ohnehin nicht real.
Und jetzt merkten wir, dass nichts real war: Fast die komplette Folge von den Schüssen bis jetzt war ein Traum. House erwachte, als er gerade hektisch und aus seinen beiden Schusswunden blutend Richtung Operationssaal gefahren wurde. Seine letzten Worte, bevor die Staffel zu Ende war, waren: „Sagen Sie Cuddy, ich will Ketamin.“

Und das geschieht heute (kein Spoiler): Irgendwas ist merkwürdig zu Beginn der neuen Staffel. Die Produzenten scheinen mit dem Risiko zu spielen, an einem erfolgreichen Konzept einen bewährten Baustein zu ändern. Andererseits ist der Vorsprung von Dr. House vor der zweiterfolgreichsten Serie im deutschen Fernsehen (14-49 J.) mittlerweile so groß, dass die Gefahr nicht allzu groß sein dürfte.

Einen sehr schönen kleinen Insidergag möchte ich doch noch vorwegnehmen. House stürmt in Cuddys Büro und will sie mal wieder von etwas überzeugen, und sie sagt: „24-mal im Jahr kommen Sie hier rein und behaupten, jemanden heilen zu können.“ Lustige Anspielung darauf, dass jedes Jahr 24 Folgen von Dr. House produziert werden. Die ersten 14 der dritten Staffel zeigt RTL ab heute.

Dr. House, dienstags um 21.15 Uhr bei RTL.
Ringsherum beginnen auch neue Staffeln von CSI: Miami und Monk.

Die Oliver Geissen Show

Freitag, 14. September 2007, 00:05

1999–2009 (RTL). Tägliche Mittagstalkshow mit Oliver Geissen und nichtprominenten jungen Gästen, die über die Probleme in ihren Beziehungen oder Familien reden und bei der Gelegenheit versuchen herauszufinden, wer die Väter ihrer Kinder sind.

Oliver Geissen nahm den Platz von Ilona Christen ein, die nicht mehr wollte und die man nicht mehr wollte, und kam eigentlich viel zu spät, um noch Erfolg zu haben. Die Daily-Talk-Welle hatte ihren Höhepunkt längst überschritten; der am gleichen Tag startende Ricky! überlebte nur ein halbes Jahr. Die Oliver Geissen Show setzte gegen den Trend nicht auf Kuriositäten, sondern auf den schnoddrigen Charme des Moderators. Der trat als freundlicher Schluffi auf, der weder sich und die Show noch seine Gäste ernst nahm, sich aber auch nicht konsequent über sie lustig machte wie sein Konkurrent Andreas Türck.

Vor dem Start kündigte Geissen an, vor allem „gute Laune verbreiten“ zu wollen, was erwartungsgemäß nicht immer gelang. Auf Kritik bei Jugendschützern stieß eine Sendung zum Thema „Nimm ab, oder ich verlasse dich“. Darin wurde u. a. eine mit Bikini bekleidete stark übergewichtige Frau präsentiert, die mit zahlreichen Buffethäppchen dekoriert wurde und während der gesamten Sendung bewegungslos auf einem Sofa liegen musste. Die zuständige Landesmedienanstalt sah von einem Verfahren nur ab, weil RTL versprach, die Sendung nicht zu wiederholen.

Geissen holte über die Jahre beständig gute Quoten, ließ es aber an Themenvielfalt gelegentlich etwas mangeln. Wie der „Spiegel“ Anfang 2005 bilanzierte, hatte die Sendung zuvor innerhalb weniger Monate folgende Themen behandelt: „Wer ist der Vater meines Kindes?“, „Vaterfrage – Wer hat mich bloß geschwängert?“, „Vaterschaftstest – Heute erfährst du die Wahrheit!“, „Bin ich tatsächlich der Vater deines Kindes?“ und „Vaterfreuden – Ist dieses Kind mein Fleisch und Blut?“.

Am 4. September 2003 hatte Geissen ein junges Paar zu Gast. Nachdem sie ihm einen One-Night-Stand gebeichtet hatte, zweifelte er daran, dass die Tochter von ihm sei. Geissen konnte ihm mit Hilfe eines Vaterschaftstests die Zweifel nehmen, aber offenbar nicht die Eifersucht: Am 23. Februar 2004 erwürgte der junge Mann seine Frau. Er sei nach dem TV-Geständnis ununterbrochen eifersüchtig gewesen, hieß es.

Die Sendung wurde anfangs von Hans Meiser produziert, Mitte 2004 übernahm Geissen selbst die Produktion. Zur 1500. Ausgabe am 15. Oktober 2007 zog die Show von 13.00 Uhr auf 14.00 Uhr um, und RTL kündigte an, die Show künftig thematisch enger mit den RTL-Magazinen zu vernetzen.

Nach sinkenden Einschaltquoten kündigte der Sender an, die Talkshow Mitte 2009 einzustellen.

Die Puff-Schmach

Donnerstag, 27. März 2008, 22:29

Einer der Vorteile, nicht vor dem Fernseher, sondern direkt im Studio Sendungen wie Late Show with David Letterman oder The Daily Show with Jon Stewart zu erleben, ist der, dass man endlich mal alles kapiert, was die Herren von sich geben. Letterman und Stewart lieben es, zu Beginn der Sendung kurze Bemerkungen zu machen, die sich auf etwas beziehen, das vor der Sendung geschehen ist, beim Warm-Up mit dem Studiopublikum. Bemerkungen, die außer für Menschen im Studiopublikum für niemanden so recht nachzuvollziehen sind.

Vor fast fünf Jahren lief ich den New York City Marathon. Es war das Jahr, in dem Sean Combs alias Puff Daddy alias P. Diddy ebenfalls mitlief – und ein paar Minuten vor mir im Ziel ankam.

Weil Jon Stewart wenige Tage später vor der Sendung sein Publikum fragte, ob jemand am Marathon teilgenommen habe, erzählte ich ihm von dieser Schmach. Fünf Minuten später in der Sendung erzählte er es gleich weiter.

Und warum berichte ich das so viele Jahre später?

Erstens, weil es immer einen Hinweis wert ist, dass das Komplettarchiv aller bisherigen Folgen der Show mit Jon Stewart kostenlos online zum Anschauen bereitsteht.

Und zweitens natürlich, weil „New York für Fern-Seher“, das Buch mit vielen weiteren Anekdoten über Fernsehshows in New York, Tipps, wie man an Tickets kommt, und Wegbeschreibungen zu bekannten TV-Schauplätzen hier geradewegs auf Ihre Bestellung wartet.

Oder Sie gewinnen es einfach.

Unser Spiel läuft noch bis Freitagmittag um 12.00 Uhr.

Die Pyramide

Mittwoch, 14. März 2007, 10:48

1979–1994 (ZDF). Spielshow mit Dieter Thomas Heck.

Zwei Teams aus je einem Prominenten und einem Unbekannten spielen gegeneinander. Abwechselnd können sie sich aus sechs Themen, die pyramidenförmig an einer Ratewand aufgeführt sind, eines auswählen. Zu diesem Thema gehören sieben Begriffe. Es geht darum, diese nacheinander erscheinenden Begriffe seinem Teampartner möglichst schnell mit Worten und Gesten zu umschreiben, ohne Teile des gesuchten Begriffs zu nennen. Gelingt es einem Team, in 30 Sekunden alle Begriffe durchzuspielen, hat es die „Pyramide“ geschafft. Das Siegerteam nach insgesamt sechs Spielen einer Runde kann seinen Gewinn verdoppeln. Es spielt dazu eine Bonusrunde. Darin geht es um schwierigere Begriffe oder Redensarten, und der erklärende Prominente darf nicht einmal mit Gesten nachhelfen: Er muss seine Handgelenke deshalb in zwei Gurte am Sitz legen. Die Konzentration in dieser Runde ist besonders hoch: Wenn der Prominente einmal einen Teil des gesuchten Begriffs verrät, ist die Runde sofort zu Ende und der Kandidat um viel Geld gebracht. Nach dieser Bonusrunde beginnt das Spiel mit sechs neuen Themen auf der Ratewand von vorn.

Die Sendung lebte von dem Reiz, Prominente in der ungewohnten Stress-Situation zu sehen — und von einer ganzen Reihe Ritualen: Dazu gehörte das „Anschnallen“ in der Zwischenrunde, das Heck vor allem bei Frauen immer wieder sanft, aber nachdrücklich und auch körperlich einforderte. Der Countdown vor den Spielen, den Heck mit einem Fingerschnipsen beendete und oft herauszögerte, um die Spannung zu steigern. Und das regelmäßige Eingreifen des Schiedsrichters bei zweifelhaften Entscheidungen: Dann klingelte bei Heck am Pult das Telefon, und der Jurist Dr. Heindl, den man nie sah, erklärte ihm, warum ein Punkt abgezogen werden musste. Oft feilschte Heck, der mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit und Ironie mit der Autorität des Schiedsrichters umging, um einzelne Punkte.

Die Show lief anfangs freitags um 21.15 Uhr, dann auch mal montags und schließlich über Jahre erfolgreich samstags um 19.30 Uhr, meist staffelweise mit 13 Folgen im Wochenrhythmus. 1993 folgte eine Verlegung auf Dienstag um 20.15 Uhr, doch der frühere Erfolg war verflogen. Die letzten Ausgaben, in denen der Gewinn an die Hans-Rosenthal-Stiftung ging und Kinder in der ersten Runde spielten, wurden weitgehend unbeachtet am Nachmittag gezeigt.

Die Pyramide brachte es auf 155 Folgen mit jeweils 45 Minuten Länge. Sie basierte auf einem US Format, das 1973 als „The $10 000 Pyramid“ startete und 1991 als „The $100 000 Pyramid“ endete. Ein ähnliches Konzept hatte zuvor bereits die Show Passwort verwendet. Zwei Jahre nach dem Ende im ZDF startete Sat.1 eine billige Neuauflage unter dem Titel Hast Du Worte.

Die Quiz Show

Donnerstag, 17. Juli 2008, 01:52

2000–2004 (Sat.1). Halbstündige Quizshow mit originellem Titel: Die Show war zuvor in den USA unter dem Titel „It’s Your Chance Of A Lifetime“ gelaufen, aber eine Sendung namens Die Chance Deines Lebens gab es auf Sat.1 bereits.

In dieser Quizshow gewinnt ein Kandidat mit der richtigen Antwort auf die erste Frage den Betrag einer von ihm eingereichten fälligen Rechnung, die dann zerschreddert wird. Für jede weitere Frage kann der Kandidat seinen Einsatz verdoppeln: Er wählt selbst, bevor er die Frage sieht, wieviel seiner bisher erspielten Gewinnsumme er einsetzt und damit bei einer falschen Antwort auch verliert. Maximal können 512 000 Mark gewonnen werden (nach der Währungsumstellung 512 000 Euro, also fast das Doppelte). Zu jeder Frage sind mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben, deren Zahl sich bei jeder weiteren Frage um eins erhöht. Scheidet der Kandidat aus, rückt ein neuer aus dem Studiopublikum nach.

Im Sog des RTL-Erfolgs Wer wird Millionär? traute sich Sat.1, die tägliche Gameshow im Vorabendprogramm wiederzubeleben. Sie war zwar eine unverhohlene Kopie der RTL-Show (Studiokulisse, Musik, Layout bei den Frageneinblendungen waren fast identisch), entwickelte sich aber zunächst zum Erfolg mit regelmäßig mehr als fünf Millionen Zuschauern. Anfangs wurde live gesendet, und bei einem Telefonspiel konnten Fernsehzuschauer in der Sendung anrufen, dem Studiokandidaten helfen und auch selbst etwas gewinnen.

Jörg Pilawa moderierte und wurde zum Star von Sat.1. Wegen des großen Erfolgs mit der täglichen 19.40-Uhr-Ausgabe kam ab November 2000 eine zweite um 18.00 Uhr dazu, ebenfalls live. In regelmäßigen Abständen gab es außerdem abendfüllende Prominentenspecials zur Primetime.

Als Pilawa zur ARD wechselte, übernahm Christian Clerici ab Mai 2001 die Moderation, dazwischen moderierte Andreas Franke für eine Woche, der auch meist die Vertretung übernahm, wenn Pilawa krank war. Mit Clerici begannen die Quoten zu bröckeln, wohl auch, weil der Quizboom insgesamt etwas abflaute. Als Konsequenz wurde ab Oktober 2001 die 18.00-Uhr-Ausgabe wieder gestrichen. Weil alle neuen Formate auf diesem Sendeplatz (immerhin vier innerhalb eines halben Jahres) aber konsequent floppten, gab es von Frühjahr bis Herbst 2002 auch wieder diese frühe Ausgabe. Inzwischen wurden die Sendungen aufgezeichnet.

Im Januar 2003 wurde Matthias Opdenhövel neuer Moderator der jetzt einzigen täglichen, aber um zehn Minuten verlängerten Ausgabe, die um 19.30 Uhr begann. Ab September 2003 schrumpfte sie wieder auf 30 Minuten (Beginn: 19.45 Uhr) und wartete nur darauf, dass Sat.1 endlich ein sendefertiges Nachfolgeformat hätte. Der Sender wollte die Show schon eine ganze Weile absetzen, hatte aber keinen Ersatz für den Sendeplatz. Erst ein Jahr später war dann tatsächlich Schluss.

Die Rückkehr der Ententröte

Donnerstag, 15. Februar 2007, 19:55

Ach wie schön, Pssst… ist wieder da, Harald Schmidts altes Ratespiel um Geheimnisse. Und es macht genauso viel Spaß wie damals! Glauben Sie mir, ich habe es getestet und heute die erste Folge von 1990 und die erste Folge von 2007 hintereinander gesehen. Im Vergleich war die frühere Ausgabe sogar ziemlich behäbig. Es dauerte damals eine Weile, bis Schmidt und sein Rateteam richtig in Fahrt gekommen waren. Allerdings zeigte die ARD heute zum Start auch erkennbar nicht die tatsächliche erste Folge der neuen Staffel, sondern irgendeine, die mittendrin aufgezeichnet wurde, warum auch immer.

Die Wehmut, nicht mehr Ingolf Lück, Elke Heidenreich, Mariele Millowitsch und Herbert Feuerstein als Traumrateteam zu sehen wich schnell dem großen Gefallen an Frank Plasberg und Christine Westermann, selbst Jenny Elvers-Elbertzhagen fiel positiv auf, und immerhin Herbert Feuerstein ist wieder dabei. Feuerstein! Und Schmidt! In der gleichen Sendung! Studiodeko und Titelmusik sind im Prinzip die gleichen, nur etwas modernisiert, und auch sonst macht die Show tatsächlich genau da weiter, wo sie vor zwölf Jahren aufgehört hat. Schön! Ich fühle mich wieder wie in den frühen 90er-Jahren. Jetzt wünsche ich mir noch Alles nichts oder?! zurück.

Die Redaktion

Mittwoch, 5. März 2008, 23:08

1994–2005 (RTL 2). Wöchentliches Boulevardmagazin mit Filmberichten verschiedener Reporter.

In der Anfangsphase waren die Moderationen zwischen den Beiträgen wie eine Redaktionssitzung aufgebaut: Der Moderator saß am Kopf eines Tisches und um ihn herum die Reporter, die jeweils ein paar Sätze zu ihrem jeweiligen Thema sagten. Moderator war zunächst Joachim Steinhöfel, im Hauptberuf Rechtsanwalt, der die gespielte Sitzung im harschen Tonfall des Chefs leitete und wo nötig nachfragte: „Wir reden hier also von Leuten, die kleine Kinder vergewaltigen und in schlimmsten Fällen auch in Stücke schneiden?“ Er hatte sich zuvor in der RTL-Anrufshow 18.30 bereits einen Ruf als arrogantes Ekel erarbeitet. Umso erstaunlicher war der angebliche Grund seiner Trennung von RTL 2 Ende September 1995: Steinhöfel hatte sich aus ethischen Gründen gegen einen Beitrag über das Sexualleben bein- und armamputierter Menschen gewehrt, den die Redaktion senden wollte. RTL 2 entschied sich für den Beitrag und gegen den Moderator und warf ihn hinaus. Seine Nachfolgerin wurde für die nächsten fünf Jahre Michaela Papke (jetzt wurden die Beiträge wie in jedem anderen Magazin nur noch im Studio angesagt), ihr folgten Ralf Reibiger (2000–2001), Alexandra Klim (2002–2003) und Aline Magnier (ab 2004).

Als „Die Redaktion Spezial“ liefen zusätzlich meist sonntags abends vom gleichen Moderator präsentierte einstündige Reportagen über abwechslungsreiche Themen wie „Schönheit, Sex und Super-Busen“, „Spielwiesen der Lust – Von prallen Schenkeln und heißen Kurven“, „Schamlos, scharf und sexbesessen – Unter deutschen Bettdecken“ oder „Die Busenwunder — Von Titten, Möpsen und Super-Brüsten“ (alle diese Titel liefen innerhalb von nur sechs Wochen im Sommer 2000) — also quasi das gleiche wie in exklusiv – Die Reportage. Ab Januar 2002 kam noch der Ableger „Die Redaktion Stories“ dazu. Jener sollte ursprünglich „Die Redaktion – Report“ heißen, doch nach einer Intervention der ARD, Heimat des Magazins Report, gab RTL 2 eine Unterlassungserklärung ab.

Nachdem RTL 2 im Herbst 2000 begonnen hatte, sich von seinem hart erarbeiteten Ruf als „Tittensender“ zu verabschieden, verschwanden die bislang prägenden Themen weitgehend aus Die Redaktion.

Das einstündige Magazin lief zunächst donnerstags gegen 22.00 Uhr, ab März 2000 erst um 23.00 Uhr, später an verschiedenen Wochentagen gegen Mitternacht.

Die Revierbullen und die Neuen

Montag, 26. Februar 2007, 13:02

Gleich zwei bekannte Fernsehpolizisten werden mit personellen Veränderungen konfrontiert, wenn heute die beliebtesten noch lebenden Volksschauspieler mit neuen Folgen ihrer Serien an den Start gehen: Jan Fedder als Dirk Matthies und Ottfried Fischer als Benno Berghammer sind zurück, das Großstadtrevier geht ins 21. Jahr und Der Bulle von Tölz ins elfte.

Die von der ARD verbreiteten Vorabinformationen zur neuen Staffel des Großstadtreviers erwecken einen merkwürdigen Eindruck davon, wie bei der Hamburger Polizei Stellen besetzt werden: Dirk Matthies wird im Dienst angeschossen und kann nicht mehr auf Streife gehen. Also wird er eben Revierleiter. Und neuer Partner von Katja Metz (Anja Nejarri) auf Streife wird Ben Kessler (Sebastian Hölz), der zufällig am Tatort war. Ganz so dämlich simpel ist es in der Umsetzung dann aber zum Glück doch nicht. Und so leiden wir mit Dirk Matthies, der zu Beginn der Folge schweren Herzens von seinem alten grünen Streifenwagen Abschied nimmt, weil noch am gleichen Tag der neue geliefert werden soll. Blau. Später würde er sich wünschen, das sei gerade seine größte Sorge.
Das Problem seines Nachfolgers Ben Kessler im „14/2″ ist, dass er zwar genauso rotzig, frech und vorlaut ist wie Dirk Matthies, dabei aber nicht sympathisch wirkt. Vielleicht wird er’s ja noch, oder wir gewöhnen uns trotzdem an ihn. Wie an die neuen blauen Uniformen und Autos.

Bulle Benno Berghammer bekommt wenig später neben dem neuen Sendeplatz am Montagabend eine neue Partnerin, weil Sabrina schwanger ist und nicht aus dem Urlaub zurückkehrt. Nadine Richter (Katharina Abt) kommt aus dem Osten, was Stoff für vorhersehbare Ost-West-Dispute ist, die aber nur manchmal aus den vorhersehbaren Klischees bestehen. Der Bulle von Tölz ist tatsächlich noch immer eine der ansehnlichsten deutschen Serien. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, die Dialoge sind zumindest zum Teil originell und witzig, und über den obligatorisch schleppenden Handlungsfortgang (die bayerische Gemächlichkeit gehört nun mal zum Konzept) machen sie sich sogar selbst lustig („Wenn es in dem Tempo weitergeht, kann ich nebenbei noch mein Jodeldiplom machen“).

Ganz nebenbei erinnert die heutige Folge in einem sehr kurzen, aber sehr würdigen Augenblick an den vor einem Jahr verstorbenen Udo Thomer, der den uniformierten Polizisten Pfeiffer gespielt hatte.

Pfeiffer ist also weg, Sabrina ist weg und Nadine ist da. An mehr Neues muss man sich als Zuschauer zum Glück nicht gewöhnen, Ottfried Fischer kann noch immer keinen zweiten Gesichtsausdruck.

Der schönste Dialog geht übrigens so:

Sie: „Ich sag dir jetzt mal ganz ehrlich, warum ich nach Bayern gezogen bin.“
Er: „Ich weiß es. Sehnsucht nach dem Ein-Parteien-System.“
Sie: „Nein, ich bin hierher gezogen, weil ich nochmal wissen wollte, wie wir Ossis früher gelebt haben.“

Großstadtrevier, montags um 18.50 Uhr in der ARD.
Der Bulle von Tölz, montags um 20.15 Uhr in Sat.1.

Die Rudi-Carrell-Show

Sonntag, 28. Januar 2007, 14:11

1988–1992 (ARD). Große Samstagabendshow von und mit Rudi Carrell.

Carrell überrascht Menschen damit, dass er ihnen einen lang gehegten großen Traum erfüllt, und veranstaltet einen Talentwettbewerb für Nachwuchssängerinnen und ‑sänger.

Die zu Überraschenden saßen oft bereits im Studiopublikum, wussten aber nicht, dass Carrell sie plötzlich ansprechen würde. Bekannte der Betroffenen hatten sich zuvor ohne deren Wissen bei der Show beworben und den Wunsch beschrieben. Dies konnten ganz banale Dinge sein (ein Zuschauer wollte gern alle Telefonbücher aus ganz Deutschland haben), aber auch aufwendigere Wünsche (Reiten lernen mit Terence Hill). Für die komplizierteren Aktionen überraschte Carrell die Unwissenden vorab zu Hause, ein Einspielfilm zeigte dann die Überraschung und die Umsetzung. In diesen Fällen waren regelmäßig Prominente involviert.

In jeder Sendung „überfiel“ Carrell außerdem eine Person vor Ort, um ihr ein „Rudigramm“ zu singen, ein Lied, dessen Text sich speziell auf das Leben der besungenen Person bezog. Neben der Erfüllung von Wünschen erzeugte Carrell literweise Tränen der Rührung, indem er alte Freunde oder Verwandte zusammenführte, die sich aus den Augen verloren hatten.

Der andere wesentliche Bestandteil der Show waren die Auftritte der jungen Künstler. Sie traten nicht mit ihren eigenen Stimmen auf, sondern imitierten Stars und sangen deren Lieder. Die Studiozuschauer bestimmten am Ende den Sieger. Vor jedem Auftritt sprach Carrell mit den Gästen in einer Kulisse, die dem Arbeitsplatz des Gastes nachempfunden war, z. B. einem Reisebüro oder einer Supermarktkasse. Nach dem Gespräch verschwanden die Gäste hinter der Bühne und wurden so gestylt, dass sie wie der Star aussahen, den sie nachmachten. Eine Verzögerung durch die Garderobenpause gab es nicht, da die Show aufgezeichnet war und sich die Verwandlung nun in der Sekundenschnelle eines Schnitts auf dem Bildschirm vollzog. Carrell moderierte den Auftritt mit immer dem gleichen Satz an: „Eben noch im … (Supermarkt etc.), jetzt schon auf unserer Showbühne!“ Durch die Nachwuchskünstler kam die Sendung zumindest in den Showblöcken ohne echte Prominente aus und bot trotzdem bekannte Hits.

Einige der jungen Talente erhielten als Folge ihres Auftritts Plattenverträge. Ein Star wurde allein Mark Keller, der 1989 als Dean Martin auftrat. Er landete zwar nie einen wirklich großen Hit, wurde aber als Schauspieler in den Erfolgsserien Sterne des Südens und Alarm für Cobra 11 bekannt. Einer Kandidatin, die Whitney Houston imitiert hatte, gelangen später als Alexis ein paar kleinere eigene Hits, Birgit Langer wurde nach ihrer Mandy-Winter-Imitation Sängerin der Band Fernando Express, und Olaf Henning (Bill Medley) ein bekannter Schlagersänger. Er gewann die ZDF-Hitparade mit dem Titel „Das Spiel ist aus“ und beschallte Großraumdiscos auf Mallorca mit seinem Hit „Echt Kacke!“.

Titelsong der Show war das von Carrell selbst gesungene „Lass dich überraschen, schnell kann es geschehen, dass auch deine Wünsche in Erfüllung gehen“. Durch dieses berühmte Lied ging die Show auch als Lass dich überraschen in den Sprachgebrauch ein. Das machte sich das ZDF vier Jahre nach dem Ende von Carrells Show zu Nutzen und gab einer neuen Show mit gleichem Überraschungskonzept genau diesen Titel.

Carrells Sendung lief etwa siebenmal im Jahr und war während ihrer Laufzeit nach Wetten, dass …? die erfolgreichste Samstagabendshow, Carrell neben Thomas Gottschalk der beliebteste Showmaster. Als Carrell zu RTL wechselte, endete die Reihe nach 33 Ausgaben.

Die Sendung mit der Maus

Sonntag, 30. September 2007, 18:14

Seit 1972 (ARD). „Lach- und Sachgeschichten“. Halbstündiges Magazin für Kinder von Armin Maiwald und Christoph Biemann mit Trickfilmen, Liedern, Erklärbeiträgen und natürlich der Maus und dem Elefanten.

Die Reihe war bereits im März 1971 unter dem Titel Lach- und Sachgeschichten gestartet. Die Figur der Maus, animiert von Friedrich Streich, war nahezu von Anfang an dabei, und zehn Monate nach Sendestart wurde das Magazin nach ihr benannt. Der bisherige Sendetitel blieb der Untertitel. Sendeplatz war ursprünglich der Freitagnachmittag, später über Jahrzehnte der späte Sonntagvormittag.

Die Maus ist eine von Isolde Schmitt-Menzel gezeichnete orange-braune Trickfilmfigur, die zwischen verschiedenen Filmeinspielungen immer wieder in kurzen Szenen auftaucht. Sie spricht nicht, schnauft aber und klimpert vor allem laut mit den Augenlidern. Seit Februar 1975 hat die Maus eine weitere Trickfigur an ihrer Seite, den kleinen blauen Elefanten, nicht halb so groß wie die Maus, seit Januar 1987 außerdem gelegentlich eine gelbe Ente.

Die Lachgeschichten sind unterhaltende und lustige Kinder-, meist Trickfilme mit Figuren wie dem besonders beliebten und oft wiederholten kleinen Maulwurf, dem kleinen Eisbären Lars, Käpt’n Blaubär und Hein Blöd, Petzi und seinen Freunden, Jasper, dem Pinguin, sowie verschiedenen Figuren des Kinderbuchautors Janosch. Die Sachgeschichten sind Filmbeiträge, die Dinge aus dem Alltag erläutern, Fragen beantworten wie: „Wie kommt die Wurst in die Pelle?“, „Warum hat der Käse Löcher?“, „Wer malt die Streifen in die Zahnpasta?“ oder zeigen, wie man eine Glühbirne, eine Kerze, einen Knoten oder ein Flugzeug herstellt. Die Erklärfilme waren anfangs Stummfilme ohne Text, dann kamen Erzähler dazu, die das Gezeigte kindgerecht beschrieben. Im Vorspann jeder Folge kündigt ein Off-Sprecher die Themen der Sendung an, zunächst auf Deutsch, dann in einer Fremdsprache mit der abschließenden Erklärung, um welche Sprache es sich handelte („Das war Dänisch“). Dabei ist der gleiche Vorspann zweimal hintereinander zu sehen.

Neben vielen Beiträgen, in denen es um die Produktion von Dingen ging, befasste sich die Sendung auch immer wieder mit geschichtlichen, aktuellen und schwierigen Themen. Das alte Rom wurde erläutert, das Nachkriegsdeutschland, Tschernobyl, körperliche Behinderungen, die Weltraumstation MIR, das Internet etc. In den 70er-Jahren kam in der Redaktion die Diskussion auf, ob man das Schlachten einer Kuh mit einem Bolzenschuss zeigen dürfe, bevor man vorführt, was aus dieser Kuh alles gemacht wird. Im März 1997 ging es um die „Geschichte von Katharina“, einem schwerbehinderten Mädchen, das genau in der Nacht zum 25. Geburtstag der Maus gestorben war. Katharina hatte ein Jahr vor ihrem Tod an die Maus geschrieben, wollte unbedingt in der Sendung sein. Ihre Geschichte erschien auch als Buch.

Der 25. Geburtstag der Maus 1996 – im Jahr zuvor hatte es mit der 1000. Sendung schon einmal ein Jubiläum gegeben – wurde mit öffentlichen Partys, Sondersendungen und einer Jubiläums-CD begangen, auf der bekannte deutsche Popmusiker wie BAP, Pur oder Die Prinzen Songs über die Maus veröffentlichten. Der Song „Hier kommt die Maus“ von Stefan Raab wurde ein großer Hit in den deutschen Charts. Er basierte auf der berühmten Titelmusik der Maus von Hans Posegga.

Von Anfang an wurde die Sendung, von der auch Erwachsene immer noch etwas lernen können, mit Preisen ausgezeichnet, schon 1973 mit dem Goldenen Bambi. 1988 erhielten Armin Maiwald, Friedrich Streich und stellvertretend für die produzierenden ARD-Sender der WDR-Redakteur Dieter Saldecki den Adolf-Grimme-Preis mit Gold, weil an der Maus zu entdecken sei, „was anderswo im Programm allzu häufig vernachlässigt wird: die gekonnte Mischung aus Information und Unterhaltung. Lernen und Lachen sind in den Geschichten mit der Maus Geschwister. Weder pädagogische Verkrampftheit noch matte Routine sind dem Konzept nach beinahe 17 Jahren anzumerken; sondern, im Gegenteil, ein unvermindertes Vergnügen, Kinder zu ermutigen, auf Entdeckungsreise ins richtige Leben zu gehen.“ 1995 erhielten Armin Maiwald und Christoph Biemann das Bundesverdienstkreuz.

Biemann war anfangs der Regisseur der Sendung und trat erst 1983 erstmals vor die Kamera, bis dahin hatte Maiwald allein moderiert. Seit 1999 wechselt sich Ralph Caspers mit den beiden ab und wird auf diese Weise zum Nachfolger aufgebaut.

Das Beste aus der Sendung ist auf mehreren DVDs erhältlich.

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Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

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