Die Fraggles
1983–1986 (ZDF). 85-tlg. US‑Puppenserie von Jim Henson („Fraggle Rock“; 1983–1988).
Unter der Werkstatt des exzentrischen Erfinders Doc (Hans-Helmut Dickow) liegt Fraggle Rock, eine eigene Welt, die von fröhlichen kleinen Wesen namens Fraggles bewohnt wird. Doc hat keine Ahnung davon, doch sein Hund Sprocket sieht die Fraggles regelmäßig aus einem kleinen Loch in der Wand hervorschauen. Natürlich kann er es niemandem erzählen, und so sehr er sich diesbezüglich auch um Aufmerksamkeit bemüht, nimmt ihn Doc nicht wirklich ernst. Der mutige Gobo ist der Anführer der Fraggles, die anderen sind die nimmermüde Red mit den zwei roten Zöpfen, ihre beste Freundin Mokey, eine verträumte Künstlerin, der Zauderer Wembley und der ängstliche Langweiler Boober. Er trägt eine Mütze, und die Haare hängen ihm so weit über die Augen, dass er das drohende Unheil, das ihn ständig beunruhigt, wenigstens nicht sehen muss.
Das Loch zur Werkstatt hat in der ersten Folge Gobos abenteuerlustiger Onkel Matt entdeckt und sich sogleich auf die Reise in die Außenwelt gemacht. Von unterwegs schreibt er Postkarten für die Fraggles an Docs Werkstatt. Doc weiß mit dem Adressaten natürlich nie etwas anzufangen und wirft sie in den Mülleimer, wo Gobo sie unter Einsatz seines Lebens und auf der Hut vor Sprocket herausfischt. Auf den Karten schildert Matt seine Forschungsergebnisse im Reich der merkwürdigen Zweibeiner, die z. B. Wasser vom Himmel holen können, indem sie eine umgedrehte Schüssel an einem Stock in die Luft halten. Mit den Fraggles zusammen leben in deren Höhlensystem die Doozer, eifrige Winzlinge, die den ganzen Tag Türme und Brücken bauen. Unentwegt. Und unermüdlich.
Die Fraggles ernähren sich von zwei Dingen: Radieschen, die im benachbarten Garten wachsen, der von den riesigen, unfreundlichen Gorgs Pa, Ma und Junior bewohnt wird, und deren Ernte entsprechend gefährlich ist, und von den Bauten der Doozer. Den Doozern macht es nichts aus, dass dauernd ihre Arbeit gefressen wird, denn dadurch haben sie Platz für neue Bauwerke. Alles außerhalb ihres eigenen Reichs ist den Fraggles ein großes Rätsel. Was Matts Postkarten nicht beantworten, versuchen sie selbst zu entschlüsseln. Das gelingt ihnen nicht immer. So bemühen sie sich vergeblich, dieses helle Ding zu fangen, das regelmäßig in ihrem Teich schwimmt (der Mond). Bei den wirklich wichtigen Fragen des Lebens konsultieren die Fraggles die allwissende Müllhalde Marjorie. Doch um zu ihr zu gelangen, müssen sie den Garten der Gorgs durchqueren.
Die unbeschwerte Serie galt als der Nachfolger der Muppet Show, richtete sich jedoch an ein jüngeres Publikum und hatte mit ihr nicht wirklich etwas zu tun, außer dass alle Puppen von Jim Henson stammten. 1987 entstand außerdem eine Zeichentrickversion. Die Szenen mit Hans-Helmut Dickow, dem einzigen wiederkehrenden Menschen in der Serie, wurden speziell für Deutschland gedreht (die Rolle wurde in jedem Land mit einem einheimischen Schauspieler besetzt, im Original spielte sie Gerry Parks), auch die Erlebnisse von Onkel Matt waren jeweils in den Ausstrahlungsregionen neu gedreht worden. Die Fraggles erzählten oft pädagogische Geschichten über Freundschaft, Toleranz und Mut. Die Artenvielfalt unter und über der Erde zeigte, dass ein friedliches Zusammenleben möglich, zugleich aber Vorsicht nötig ist. In der Folge „Der Doozer-Wettstreit“ spalten sich die Doozer in zwei Lager auf und bauen fortan um die Wette, immer darauf bedacht, die Besten zu sein. Das Resultat: Den Fraggles schmecken die Bauten nicht mehr. Die Lehre: Konkurrenzdenken ist doof. Dazu wurden in jeder Folge mehrere Lieder gesungen (denn wenn irgendwann mal kein Fraggle mehr singt, geht in der Höhle das Licht aus). Im Titelsong heißt es: „Sing und schwing das Bein / Lass die Sorgen Sorgen sein / In das Lied stimm ein / So nach Fraggle-Art“, und im Schlusslied wurde empfohlen: „Hat’s dir nicht gefallen, dann bohr dir doch ein Loch ins Knie. Denn manchen kann man’s recht oft tun, doch allen eben nie.“
Die halbstündigen Folgen liefen am Wochenende nachmittags. Elf Originalfolgen wurden nicht gezeigt.
Die glücklichen Vier
1957–1958 (ARD). Quizshow mit Hans-Joachim Kulenkampff.
Jeweils drei Familien aus Deutschland oder dem restlichen Europa spielen gegeneinander. Jede Familie tritt mit vier Personen an, Vater, Mutter sowie Sohn und Tochter im Teenager-Alter. In fünf Spielrunden müssen die Kandidaten Wissensfragen beantworten, die sich in der fünften Runde auf kurze Einspielfilme beziehen, in denen „Kuli“ selbst in verschiedene Rollen schlüpft. Eine Jury bewertet im Zweifelsfall die Richtigkeit der Antworten. Die „Jury“ besteht einzig aus Hans-Otto Grünefeld. Uschi Siebert ist Kulenkampffs Assistentin. Die Musik kommt vom Hausorchester des HR unter Leitung von Willy Berking.
Die Shows bauten aufeinander auf. Die ersten sieben Sendungen waren Ausscheidungsrunden, die achte und letzte Sendung war das große Finale mit drei übrig gebliebenen Familien, in dem der Sieger als Hauptpreis eine große Kompaktanlage mit Fernseher, Plattenspieler und Radio gewann. Alle Shows wurden live im Abendprogramm ausgestrahlt.
Die Gleichgültigkeit der Vielen
Eigentlich wollte ich mir heute Günther Jauchs neue Show Die Weisheit der Vielen ansehen, in der Herr Jauch unentwegt Zahlen abfragte. Dann habe ich aber zur besten Sendezeit in Spielfilmlänge telefoniert und deshalb nur die erste und die letzte halbe Stunde gesehen. Trotzdem habe ich merkwürdigerweise nicht das Gefühl, etwas verpasst oder irgendetwas nicht verstanden zu haben.
Weil die Zuverlässigkeit von Menschenmengen durch den Publikumsjoker in Wer wird Millionär? seit 1999 noch nicht ausreichend erforscht wurde, stellte Herr Jauch den ganzen Abend Fragen ans anrufende Publikum: Mit welcher Geschwindigkeit wurde ein Fußball geschossen, was wiegt die Kuh, wie viele Kinder kamen heute in Hamburg zur Welt, wie viele Zähne hat der Alligator da? Dann verglich er das Mehrheitsergebnis (bzw. den Mittelwert der genannten Zahlen) mit der Antwort eines Experten (bzw. Ursula von der Leyen). So sollte herausgefunden werden, ob eher die Mehrheit Recht hat oder der Experte. Das Ergebnis: Mal so, mal so. Ach was. Am Ende gab es einen nichts sagenden Gleichstand. Gelernt habe ich nur, dass der Kopf eines Alligators aus der Nähe aussieht wie ein Mohnbrötchen.
Günther Jauch ist nach wie vor der mit Abstand beste deutsche Fernsehmoderator. Er könnte vermutlich auch eine zweistündige Sendung moderieren, die aus nichts als dem 50:50-Joker besteht. Selbst ohne Fragen und Antwortmöglichkeiten, nur mit Buchstaben. Aber man muss es ja nicht unbedingt ausprobieren.
Die Goldene Europa
1981—2002 (ARD). Show zur Verleihung der Goldenen Europa.
Der Preis wird seit 1968 jährlich in Saarbrücken vom Saarländischen Rundfunk und seiner Europawelle Saar verliehen. Ursprünglich sollte er helfen, deutsche Künstler und Produzenten mit ihrer Musik gegen die Konkurrenz aus den USA und England zu unterstützen – und wer es nach dieser Beschreibung nicht gleich errät: Sein Erfinder ist Dieter Thomas Heck. Er hatte ein Jahr zuvor begonnen, die „Deutsche Schlagerparade“ bei der Europawelle Saar zu moderieren. 1973 gewann Heck die von ihm erfundene Auszeichnung übrigens selbst.
1981 wurde die Übertragung erstmals mit einer eigenen Fernsehshow verbunden. Es moderierte nun bis 1991 Manfred Sexauer. Ab 1992 übernahmen verschiedene Moderatoren die Sendung, darunter Karsten Speck, Jan Hofer und Hape Kerkeling – den dramatischen Quotenrückgang von über elf Millionen 1987 auf am Ende nicht einmal drei Millionen konnte keiner von ihnen stoppen. Vermutlich lag es daran, dass auch die Zuschauer nicht wussten, wofür genau es eine Goldene Europagab. Das Konzept wurde 1987 und 1992 geändert, blieb aber schwammig: Zuletzt sollten Künstler, deren Tätigkeit „im weitesten Sinne massenattraktive Unterhaltung darstellt“, ausgezeichnet werden. Seit 2003 hat die Goldene Europa nicht einmal mehr eine eigene Fernsehsendung, sondern wird im Rahmen des Festivals des Deutschen Schlagers verliehen. In jenem Jahr wurden ausgezeichnet: Paul Kuhn (für sein Lebenswerk), die Puhdys (für „jahrzehntelange Erfolge im Deutsch-Rock“) und Otto Waalkes (für „20 Jahre Comedy-Erfolg“). Falls 2004 und in den folgenden Jahren eine Verleihung stattgefunden haben sollte, drang über sie nichts in die Öffentlichkeit.
Die große Knoff-hoff-Show
2002–2004 (ZDF). Dreieinhalb Jahre nach dem Ende der erfolgreichen Knoff-hoff-Show kehrte Joachim Bublath mit der Show zurück, jetzt als einstündige Gala unter vergrößertem Titel.
Die Neuauflage lief in loser Folge am Donnerstagabend um 20.15 Uhr. Das Konzept blieb im Prinzip gleich, neu waren Prominente, die als Versuchskaninchen fungierten und Co‑Moderatorin Monica Lierhaus, die im März 2004 durch Kim Fisher ersetzt wurde.
Am Ende der Show fuhren Bublath und seine jeweilige Co‑Moderatorin auf einem Tandem weg, auf dem sie Rücken an Rücken saßen und in die entgegengesetzte Richtung strampelten. Das Fahrrad fuhr immer nur in Bublaths Richtung.
Die Harald Schmidt Show
1995–2003 (Sat.1). Late-Night-Show mit Harald Schmidt.
Die Harald Schmidt Show war anfangs eine noch perfektere Kopie der amerikanischen Late Show with David Letterman als die RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz, entwickelte aber nach einiger Zeit ein erstaunliches Eigenleben. Jede Sendung begann mit einem Monolog und Einspielfilmen mit Gags zum aktuellen Tagesgeschehen. In der zweiten Hälfte der Show saß Schmidt hinter einem Schreibtisch und empfing prominente Gäste. Wie in jeder klassischen Late-Night-Show gab es auch eine Live-Band im Studio, die die Gags mit kurzen Tuschs begleitete und die Titelmusik spielte. Bandleader und gelegentlicher Comedy-Spielpartner war Helmut Zerlett.
Nach schwachem Start wurde die Harald Schmidt Show trotz weiterhin nur durchwachsener Einschaltquoten schon bald zur Institution. Highlights der frühen Jahre waren Comedyrubriken wie „Die dicken Kinder von Landau“ oder „Die Weisheiten des Konfuzius“. In Letzterer gaben zwei asiatische Kellner deutsche Sprichwörter oder Schlagertexte zum Besten. Herr Li und Herr Wang arbeiteten in einem Restaurant neben dem Kölner Capitol, wo die Show bis Mitte 1998 aufgezeichnet wurde.
Weitere wiederkehrende Figuren waren der angeberische Reporter Kai Edel (Chefautor Peter Rütten), Schmidts Fahrer Üzgür, Frau Asenbaum, Vatta Theresa, die Handpuppen Bimmel und Bommel, die Begriffe zu einem Buchstaben aus dem „Alfabet“ demonstrierten, am Ende aber immer beim „guten A“ landeten, der imaginäre Co-Moderator Horst und der „Politiker“ Dr. Udo Brömme (Gagautor Ralf Kabelka), der auf der Straße seine Botschaft „Zukunft ist gut für alle!“ verkündete und sich sogar bis in den echten Bundestag einschleichen konnte. Die meisten dieser Figuren verschwanden nach einiger Zeit wieder, und neue kamen hinzu. Ein Glas Wasser auf seinem Tisch blieb, der dazugehörige Spruch „Ich sage Ja zu deutschem Wasser!“ verschwand wieder, nicht ohne zuvor zum geflügelten Wort und auf T-Shirts gedruckt zu werden. Jeden Monat bestimmte Schmidt einen Prominenten als „Liebling des Monats“, dessen Foto dann seinen Schreibtisch zierte und als Witzvorlage diente.
Für Aufsehen sorgte in den ersten Jahren vor allem Schmidts Lust am kalkulierten Tabubruch. Jahrelang profilierte er sich mit Polenwitzen, gegen die u. a. deutsche Journalisten und Kulturschaffende in Polen protestierten. Genussvoll und zynisch spielte er im Kampf gegen sinkende Quoten den „Dirty Harry“, der Zoten reißt und frauenfeindliche Witze erzählt. Im Dezember 1995 zeigte er eine Ausgabe der Frauenzeitschrift „Emma“, Eierlikör, eine Kloschüssel und Bettina Böttinger und fragte: „Was haben diese vier Dinge gemeinsam? Das sind die vier Dinge, die kein Mann freiwillig anfassen würde.“ In der Folge machte er immer neue gehässige Anspielungen auf die Homosexualität der Moderatorin. Sie kam schließlich in seine Show, sagte, dass sie das „sehr verletzt“ habe, und ging vorzeitig wieder. Andererseits spielte Schmidt großartig mit Selbstironie, ließ z. B. die Post von einem „Letter-Man“ bringen und den Weg vom Anfangs-Stand-up zu seinem Schreibtisch, während dessen große Teile der Zuschauer immer abschalteten, von einer Sat.1-Ansagerin mit der Bitte moderieren, nun nicht abzuschalten.
1998 trennte sich Schmidt im Streit von der bisherigen Produktionsfirma Brainpool, die schon die RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz hergestellt hatte, und ließ die Show ab Sommer von seiner eigenen Firma Bonito TV produzieren. Damit verbunden war der Umzug vom Capitol ins Studio 449 in Köln-Mülheim.
Ab 2000 stand auf der Bühne ein zweiter Schreibtisch, hinter dem Redaktionsleiter Manuel Andrack saß, mit dem sich Schmidt während der Sendung über Nietzsche, Kant, den Expressionismus und andere Bildungsbürgerthemen unterhielt. Oder auch über Fußball. Die Show hatte nach und nach eine neue Richtung bekommen, als Schmidt den „Dirty Harry“ immer mehr durch einen konservativen Bildungsbürger ersetzte, aber den Klamauk fortführte. In einem Interview mit „TV Today“ beschrieb er Anfang 2001 seine Sendung so: „Da erklärt einer Max Planck, und hinterher rennt einer nackt über die Bühne und wird mit Gummibärchen beworfen. Das ist etwas, worauf ich stolz bin, dass ich Stimmungsmacher Fips Asmussen und Schriftsteller Karl Ignaz Hennetmair in der Sendung haben kann.“ Auch andere Mitglieder des Teams wurden vermehrt ins Bild gerückt, vor allem die Rezeptionistin Natalie Licard, die schon seit Jahren mit französischem Akzent den Vorspann sprach, und Suzana Novinscak, die eigentlich dafür zuständig war, die Papptafeln mit Schmidts Moderationstexten hochzuhalten.
Schmidt hatte am Revers seines Anzugs eine „Rinder-gegen-den-Wahnsinn-Schleife“ in Form eines Kuhschwanzes angesteckt, um die Hysterie um BSE in Großbritannien zu karikieren. Die Schleife wurde im Fanshop verkauft und einer CD mit Musik aus der Show beigelegt. Schmidt trug sie über Jahre jeden Abend und machte auch kein großes Aufhebens um sie, als die BSE-Krise Anfang 2001 Deutschland erreichte. Im Herbst des gleichen Jahres erschien er plötzlich ohne die Schleife und verkündete: „BSE ist geheilt!“
Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 nahm Schmidt eine zweiwöchige Auszeit. Danach begannen seine Einschaltquoten stetig zu steigen. Im Lauf der nächsten zwei Jahre verbesserten sie sich von ca. einer auf eineinhalb Millionen Zuschauer, der Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern stieg auf für Sat.1 hervorragende 18 %. Harald Schmidt heimste nun unzählige Fernsehpreise ein, in manchen Monaten fast jede Woche einen. Zu den Auszeichnungen der Show gehörten der Grimme-Preis 1997 und der Deutsche Fernsehpreis 2000 (Beste Comedy-Sendung/Beste Moderation Unterhaltung), 2001 (Beste Unterhaltungssendung/Beste Moderation Unterhaltung) und 2003 (Beste Comedy-Sendung).
Die einstündige Late-Night-Show lief in der Anfangsphase für kurze Zeit fünfmal pro Woche, dienstags bis samstags nach 23.00 Uhr, dann sieben Jahre lang dienstags bis freitags (die Donnerstagsshow kam bis Ende 1996 eine Stunde später, weil Margarethe Schreinemakers für Schreinemakers live einen Vertrag über eine dreistündige Sendezeit bis Mitternacht hatte). Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs führte Schmidt im Juni 2003 wieder eine fünfte wöchentliche Sendung ein, und am 18. September 2003 sendete Die Harald Schmidt Show um 20.15 Uhr ihr erstes Primetime-Special „Zu Gast auf Vater Rhein“ vier Stunden lang vom Deck des Schiffs „MS Loreley“. Die Sendung floppte in jeder Hinsicht – aber egal: Schmidt hatte seit geraumer Zeit Narrenfreiheit genossen und konnte tun und lassen, was er wollte.
Am 4. Dezember 2003 wurde Sat.1-Chef Martin Hoffmann gefeuert, ein Freund und Förderer Schmidts, der ihm über Jahre diese Narrenfreiheit gewährt hatte. Schmidt bedauerte den Rauswurf am gleichen Abend in seiner Sendung, erklärte jedoch, er sei ja eine Mediennutte („Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“) und werde jetzt eben dem neuen Chef dienen. Vier Tage später zeigte sich, dass Schmidt nichts ferner liegt als das: Er gab bekannt, er werde seine Show im neuen Jahr nicht fortsetzen und wolle eine „kreative Pause“ einlegen (auch dieser Ausdruck wurde zum geflügelten Wort). Die letzte reguläre Show am 23. Dezember 2003 (Folge 1374) erreichte die bis dahin höchste Einschaltquote. Sechs Tage später lief noch ein zweistündiges (schon lange vorher geplantes und aufgezeichnetes) Primetime-Special, das aufs Jahr zurückblickte, im Januar 2004 außerdem noch die im November aufgezeichnete Show „20 Jahre Sat.1″, die Schmidt und Andrack moderierten. Anfang 2004 wiederholte Sat.1 vier Wochen lang „die legendären Sendungen“.
Als Nachfolgerin von Schmidt präsentierte Sat.1 einige Wochen nach dessen Abschied Anke Engelke, die im Mai 2005 erstmals mit Anke Late Night auf Sendung ging und an der unerfüllbaren Aufgabe scheiterte. Schmidt trat mehrmals mit Bühnenversionen seiner Show auf und kehrte Ende des Jahres zurück zur ARD, wo seine Sendung schlicht Harald Schmidt hieß.
Die Königin der Borg
Für alle, die wegen Deutschland sucht den Super-Wok die wirklich wichtige Entscheidung des Abends verpasst haben, hier unser kleiner Service: Yasmin-Melanie hat den Musikantenstadl-Nachwuchswettbewerb gewonnen und sich damit nicht nur gegen die Guggi-Buam durchgesetzt, sondern auch gegen die hoch favorisierten Zappler.
Riesensache.
Wer den Musikantenstadl mit Andy Borg zu Recht länger nicht gesehen hat: Er unterscheidet sich eigentlich durch nichts von den Volksmusikparodien in Switch Reloaded.
Aber es ist interessant, dass es heute immer noch Live-Sendungen gibt, in denen während des Auftritts eines Künstlers jemand aus dem Publikum einfach so aufstehen und dem Künstler einen unidentifizierten, blumenstraußähnlichen Gegenstand in die Hand drücken kann. Oder sind die etwa auch gecastet?
Die Kinder von Bullerbü
1987 (ZDF). 7‑tlg. schwed. Kinderserie nach den Büchern von Astrid Lindgren („Alla vi barn i Bullerbyn“, „Mer om oss barn i Bullerbyn“; 1986).
Neuverfilmung der Abenteuer von Bosse (Henrik Larsson), Ole (Harald Lönnbro), Lasse (Crispin Dickson Wendenius), Inga (Anna Sahlin), Lisa (Linda Bergström), Britta (Ellen Demerus), Kerstin (Tove Edfeldt), Oskar (Peter Dywik), Nordhof-Erik (Sören Svensson), Mittelhof-Anders (Ingwar Svensson) und Südhof-Nisse (Bill Jonsson).
Auch diese zweite Serie beruhte auf zwei Spielfilmen, die später auch in der Kinofassung im Fernsehen gezeigt wurden.
Die Kinder von Bullerbü
1961–1962 (ARD). 13-tlg. schwed. Kinderserie nach den Büchern von Astrid Lindgren, Regie: Olle Hellbom („Alla vi barn i Bullerbyn; Bara roligt i Bullerbyn“; 1960–1961).
Die Geschwister Bosse (Kaj Andersson), Lasse (Tomas Johansson) und Lisa (Lena Wixell), ihre Freunde Anna (Elisabeth Nordkvist), Britta (Kim Asberg) und Olle (Jan-Erik Husbom) sowie dessen kleine Schwester Kerstin (Tove Hellbom) erleben zu jeder Jahreszeit aufregende Ferien in ihrem kleinen Heimatdorf Bullerbü. Das besteht nur aus den drei Bauernhöfen Südhof, Mittelhof und Nordhof. Im Winter toben die Kinder im Schnee, im Sommer laufen sie barfuß durch die Natur. Sie spielen Verstecken oder mit dem Hund, füttern Tiere, raufen, klettern über Zäune und spielen einander und anderen Streiche.
Idyllische Serie, die trotz der ausschließlichen Heile-Welt-Geschichten eine realistisch erscheinende Kinderwelt zeigte, in der Erwachsene kaum eine Rolle spielen, weil man in den Ferien einfach machen darf, wozu man Lust hat. Und so durften auch die jungen Laiendarsteller nach Herzenslust herumtollen, ohne sich lange Texte merken zu müssen. Die Dialoge wurden aus dem Off in der dritten Person gelesen.
Die 25-minütigen Folgen wurden Dutzende Male, vor allem im ZDF, wiederholt. Aus den 13 Teilen wurden später zwei Spielfilme zusammengeschnitten, die erstmals 1979 im ZDF zu sehen waren. 1987 zeigte das ZDF eine Neuverfilmung als Serie.
Die Kocharena
Seit 2007 (Vox). Stundenlange Kochshow mit Florian König und Heiko Wasser.
Die beiden Sportmoderatoren kommentieren einen Wettstreit zwischen einem Starkoch und einem Laien: Pro Sendung sitzen fünf Sieger aus der Erfolgssendung Das perfekte Dinner bereit, zum Beispiel gegen Johann Lafer oder Tim Mälzer anzutreten. Beide kochen jeweils das gleiche Gericht, und es gibt fünf Gänge. Gewinnt der Starkoch, kommt der nächste Gegner an die Reihe, gewinnt der Herausforderer, kocht er auch den nächsten Gang. Den Sieger bestimmt eine dreiköpfige Jury durch Punktevergabe, bei Gleichstand gewinnt der Herausforderer. Die Jury (Foto, von links): Der Restaurantkritiker Heinz Horrmann, die „Essen & Trinken“-Chefredakteurin Katja Burghardt und der Esser Reiner Calmund.
Vox zeigte zunächst vier dreistündige Ausgaben als Ereignisprogrammierung innerhalb von elf Tagen, jeweils donnerstags und sonntags um 20.15 Uhr. Anschließend ging die Reihe mit etwa einer neuen Folge pro Monat am Sonntagabend in Serie. Im April 2008 gibt es zum ersten Mal Die Promi-Kocharena, in der anstelle von Kandidaten aus dem perfekten Dinner Menschen antreten, die in ihrer Karriere marginal mehr Fernsehpräsenz hatten.
Einen Monat später wechselte die Sendung mit geändertem Konzept auf den Freitagabend: Statt eines stehen nun drei Köche dem Kandidaten gegenüber: Tim Mälzer, Steffen Henssler und Kim Sohyi. Die dürfen entscheiden, wer das geforderte am besten kann und es spontan zubereitet. Der Kandidat kannte die gewünschten Gerichte in dieser neuen Variante schon vorher und konnte üben.
Foto: Vox / Frank Hempel