Da geht einem der Hut hoch
Nun läuft die Abenteuerspielshow Survivor schon seit drei Wochen auf einem Sendeplatz, wo sie nicht so viel anrichten kann wie um 20.15 Uhr, und trotzdem reichte offenbar die Zeit für den Videotext-Praktikanten nicht aus, eine ordentliche Handlungsbeschreibung für den heutigen Sendeplatzersatz zu verfassen: „The Tuxedo — Gefahr im Anzug“ mit Jackie Chan. Da steht:
Tong wird geschickt, um für seinen Chef einige Sachen zu holen, probiert dabei dessen Tuxedo auf und stellt fest, dass der Hut außergewöhnliche Kraft verleiht und über viele High-Tech-Spielereien verfügt…
Man muss nicht wissen, dass ein Tuxedo ein Anzug und kein Hut ist, aber der Filmtitel hätte ein Indiz sein können.
Da sind Sie ja wieder!
Wo war eigentlich Uwe Friedrichsen all die Jahre? Ich wuchs mit ihm auf, als er sich in der Sesamstraße mit einem Bären unterhielt und sah ihn zuletzt vor über zehn Jahren, als er in Schwarz Rot Gold zum letzten Mal den Zollfahnder Zaluskowski spielte. Und seitdem? IMDb listet diverse Gastauftritte in einzelnen Episoden deutscher Serien und ein paar Fernsehfilme, die offenbar ausnahmslos an mir vorbeigegangen sind. Plötzlich ist er aber wieder überall! Seit drei Wochen glänzt er als abweisender Schwiegervater in der Sat.1-Serie Hilfe! Hochzeit! Die schlimmste Woche meines Lebens, dann saß er bei Kerner, und heute und morgen spielt er im ZDF-Zweiteiler „Schuld und Unschuld“ (jeweils 20.15 Uhr). Viel Stoff. Er hat wohl einiges aufzuholen. Willkommen zurück in meinem Fernseher, Herr Friedrichsen. Schön, Sie wiederzusehen. Bitte bleiben Sie doch.
Daktari
1969–1970 (ZDF); 1994 (RTL 2). 89-tlg. US-Abenteuerserie von Ivan Tors und Marshall Thompson („Daktari“, 1966–1969).
Der verwitwete Amerikaner Dr. Marsh Tracy (Marshall Thompson) ist der Daktari, das ist suaheli und heißt „Doktor“. Mitten im afrikanischen Dschungel, fernab der Zivilisation, hat er das „Wameru Study Center For Animal Behaviour“ gegründet, ein Zentrum für kranke Tiere. Dort lebt und arbeitet er als Tierarzt zusammen mit seiner Tochter Paula (Cheryl Miller). Sie sind umgeben von Elefanten, Leoparden, Nashörnern, Schlangen und anderen wilden Tieren. Einige haben sie als Haustiere bei sich aufgenommen, darunter die Schimpansin Judy und den schielenden Löwen Clarence, der wegen seines Sehfehlers nicht jagen kann. Alle Tiere sind zahm, stellen aber permanent Unsinn an. Tracy würde niemals einem Tier etwas zu Leide tun und wendet allenfalls mal das Betäubungsgewehr an, um einem Tier lebensnotwendige Medizin einflößen zu können. Neben Tracy und Paula arbeiten in der Wameru-Forschungsstation der Amerikaner Jack Dane (Yale Summers) und der einheimische Schwarze Mike Makula (Hari Rhodes) als Tierpfleger, später Bart Jason (Ross Hagen). Officer Hedley (Hedley Mattingly) sorgt für Recht und Ordnung. Das Tierparadies in der Wildnis wird regelmäßig durch skrupellose Wilderer bedroht, denen es das Handwerk zu legen gilt. In der dritten Staffel nehmen Marsh und Paula das siebenjährige Waisenkind Jenny Jones (Erin Moran) bei sich auf.
Schauplatz war zwar Afrika, Drehort jedoch „Africa“, ein Wildlife-Park in Kalifornien, den Serienerfinder und Produzent Ivan Tors gegründet hatte. Die wirklichen Stars der Serie waren die beiden Tiere, die sogar namentlich im Vorspann aufgeführt wurden: die Schimpansin Judy und der Löwe Clarence. Viele Szenen wurden aus seiner Sicht gezeigt, die Menschen und Motive waren dann doppelt zu sehen. Clarence war bereits die Hauptfigur im Film „Clarence, der schielende Löwe“ („Clarence, The Cross-Eyed Lion“) aus dem Jahr 1965, dem die Serie zugrunde lag. Darin finden der Daktari und seine Tochter den Löwen in der Wildnis und nehmen ihn mit, weil sie erkennen, dass er sich aufgrund seiner Sehbehinderung selbst keine Nahrung beschaffen kann. Im Film bandelt Tracy mit der Wissenschaftlerin Julie Harper (Betsy Drake) an, und Clarence bekommt am Ende zwei schielende Löwenbabys, doch weder Frau noch Babys kommen in der Serie vor. Thompson, Miller und Clarence spielten bereits ihre späteren Rollen. In Deutschland wurde dieser Film erst 1991 von der ARD im Fernsehen gezeigt.
Ivan Tors hatte zwei Jahre vor Daktari bereits eine andere Serie kreiert, in der ein Tier der Star war: Flipper. Auch Hauptdarsteller Marshall Thompson hatte Erfahrung mit Tierserien: Er war Regisseur von mehreren Folgen Flipper, außerdem spielte er in George an der Seite eines Bernhardiners.
Daktari lief ab 1969 in 66 knapp einstündigen Folgen in willkürlicher Reihenfolge samstags gegen 18.00 Uhr im ZDF. Ein Vierteljahrhundert später zeigte RTL 2 noch 23 weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Schimpansin Judy drehte parallel Verschollen zwischen fremden Welten, eine Doppelbelastung, gegen die sie protestierte, indem sie mehrfach zubiss – bis ihr sämtliche Zähne gezogen wurden.
Dall-As
1985–1991 (RTL). „Talkrunde mit Überraschungsgästen“. Einstündige Talkshow mit Karl Dall.
Foto: RTL
Dall begrüßte in jeder Sendung mehrere prominente Gäste und nahm sie sich zur Brust. Dall beleidigte, stellte indiskrete Fragen und machte Witze auf Kosten der Gäste – zur Freude der Zuschauer. Wer Dall Paroli bieten und mithalten konnte, war gern gesehen und hatte die Lacher auf seiner Seite. Wer in der Erwartung zur Show kam, sein neues Buch, seine Platte oder seinen Film vorstellen und ein niveauvolles Gespräch führen zu können, hatte Pech und wurde fertig gemacht. Einen der Höhepunkte erreichte die Show, als Roland Kaiser die Sendung während des Talks (Dall: „Na, sing schon mal, damit wir es hinter uns haben“) wütend verließ. Während Dall mit seinen Gästen sprach, servierten Models in Bunny-Kostümen Bier oder andere Getränke.
Es war die erste Talkshow des deutschen Privatfernsehens. Sie wurde in wechselnden deutschen Hotels aufgezeichnet und alle zwei Wochen samstags um 22.00 Uhr gesendet (dabei wurden in jedem Hotel zwei Sendungen hintereinander produziert). Dall bediente sich nicht nur des Namens der bekannten US-Soap Dallas, sondern benutzte auch die gleiche Titelmelodie und einen Vorspann, der das Original parodierte.
1992 wechselte Dall mit seiner Show zu Sat.1, wo sie unter dem Namen Jux und Dallerei fortgesetzt wurde. Daraufhin klagte RTL und erwirkte vorübergehend sogar eine einstweilige Verfügung. Dem Rechtsstreit verdanken wir eine genaue Definition, was Dall-As war. RTL legte in seinem Antrag nämlich die wesentlichen Merkmale von Dall-As fest: „unsinnige und zusammenhanglose Gespräche, um seine Gäste zu irritieren und zu provozieren … Eigenschaften seiner Gäste ironisch-provokant hervorheben oder kommentieren … [Äußerungen der Gäste] unter sprachlichen Verfälschungen in herabsetzender oder sonst verzerrender Weise aufgreifen.“ RTL verlor den Prozess und ersetzte Dall durch Die Gailtalerin.
Dallas
1981–1991 (ARD). 349-tlg. US-Soap von David Jacobs („Dallas“; 1978–1991).
Mehrere Generationen der Ewing-Familie, die durch Ölgeschäfte reich geworden ist, leben auf der Southfork Ranch in Dallas. John Ross, genannt Jock Ewing (Jim Davis), ist das Familienoberhaupt und Chef von Ewing Oil. Er ist mit Eleanor Southworth, genannt Miss Ellie (Barbara Bel Geddes; nur in der achten Staffel: Donna Reed), verheiratet. John Ross, genannt J. R. Ewing (Larry Hagman), ist der älteste Sohn, ein prinzipienloser Intrigant mit einem fiesen Lachen (das berühmt wurde); seine Frau ist die schöne, aber schwierige Sue Ellen (Linda Gray), eine frühere Miss Texas, die ihren Frust im Alkohol ersäuft. Ihr gemeinsamer Sohn heißt John Ross Ewing III. (Tyler Banks, ab der achten Staffel: Omri Katz).
Die Erzfeinde der Ewings sind die Barnes. Familienoberhaupt ist Willard Barnes, genannt „Digger“ (David Wayne, ab der dritten Staffel: Keenan Wynn). Einst waren er und Jock Partner, doch dann betrog Jock ihn um die Erlöse aus einem gigantischen Ölfund und nahm ihm auch noch die Freundin weg – Miss Ellie. Seitdem verbindet beide nur noch Hass, bis Jocks jüngster Sohn Bobby Ewing (Patrick Duffy) sich ausgerechnet in Diggers Tochter Pamela (Victoria Principal) verliebt und sie heiratet.
Auch der Tod der Familienoberhäupter Digger und Jock in der dritten bzw. fünften Staffel bringt keinen Frieden. Diggers Sohn und Pamelas Bruder Cliff Barnes (Ken Kercheval), ein Staatsanwalt, übernimmt die Geschäfte des Familienunternehmens Barnes-Wentworth und versucht, Ewing Oil zu zerstören. Das misslingt. Der neue Ewing-Boss J. R. schreckt vor keinem Verbrechen zurück, um seinen Vorteil zu suchen und anderen zu schaden – auch nicht gegenüber seinen Brüdern und seiner Frau. Der Rest der Familie intrigiert ebenso fröhlich gegeneinander, die Verheirateten betrügen sich gegenseitig. J. R. selbst schläft nach und nach mit fast jedem weiblichen Mitglied des Bekanntenkreises.
Weitere Hauptpersonen sind: Lucy (Charlene Tilton), die Tochter von Jocks zweitem Sohn Gary (David Ackroyd, ab der dritten Staffel: Ted Shackelford) und seiner Frau Valene (Joan Van Ark); Mitch Cooper (Leigh McCloskey), der Lucy heiratet; die Sängerin Afton Cooper (Audrey Landers), Mitchs Schwester; Ray Krebbs (Steve Kanaly), der Ranch-Vormann, der sich als unehelicher Sohn Jocks entpuppt und Donna Culver (Susan Howard) heiratet; Steven „Dusty“ Farlow (Jared Martin), ein Cowboy, mit dem Sue Ellen eine Affäre hat; Dustys Vater Clayton Farlow (Howard Keel), der Miss Ellie heiratet, nachdem Jock in Südamerika verschollen ist; Mark Graison (John Beck), der sich nach Pamelas Scheidung von Bobby in sie verliebt; Bobbys Sekretärin Phyllis (Deborah Tranelli); J. R.s Sekretärin Sly (Debbie Rennard); Cliff Barnes‘ Sekretärin Jackie (Sherril Lynn Rettino); Bobbys alte Flamme Jenna Wade (sie taucht zunächst nur in zwei einzelnen Episoden als Gastrolle auf, beim ersten Mal gespielt von Morgan Fairchild, beim zweiten Mal von Francine Tacker; ab der siebten Staffel gehört sie zum regelmäßigen Ensemble und wird von Priscilla Presley gespielt); Cousine Jamie Ewing (Jennilee Harrison), die Cliff Barnes heiratet; sowie April Stevens (Sheree J. Wilson), die Ex-Frau von Jamies Bruder Jack Ewing (Dack Rambo), die Bobby heiratet und später umgebracht wird. Carter McKay (George Kennedy) kauft eines Tages die Ranch von Ray Krebbs. J. R. heiratet Cally Harper (Cathy Podewell). Etwa zur gleichen Zeit taucht James Richard Beaumont (Sasha Mitchell) auf, J. R.s jahrelang verschollener Sohn.
Die Produzenten hielten Logik, Plausibilität oder gar Realismus für überschätzte Werte, die einem nur die besten Storylines kaputtmachen. Der berühmteste Beweis dafür war ihre unbeschwerte Art, mit dem Aus- und Wiedereinstieg von Patrick Duffy umzugehen. Bobby starb am Ende der achten Staffel bei einem Autounfall – kurz vorher hatte er noch das Leben seiner geliebten Pam gerettet. Obwohl Fiesling Larry Hagman der unangefochtene Star der Serie war, sanken die Einschaltquoten nach Duffys Ausstieg dramatisch, weil der gute Gegenpol zu J. R. fehlte. Die Produzenten und Hagman überredeten Duffy zur Rückkehr, weshalb eines Morgens Pamela einen sich fröhlich einseifenden Bobby unter der Dusche entdeckt und feststellt, dass sie die Handlung des gesamten vergangenen Jahres komplett geträumt hat, inklusive ihrer Heirat mit Mark Graison.
Trotz solch absurder Wendungen war Dallas nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland eine der erfolgreichsten Serien aller Zeiten. Bei uns war über zehn Jahre lang dienstags um 21.45 Uhr Dallas-Zeit. Jede Folge war 45 Minuten lang und damit von der ARD um drei bis fünf Minuten gekürzt worden. Dass die Zuschauer von Staffel zu Staffel weiterhin einschalteten, sicherten sich die Produzenten jeweils mit einem Cliffhanger am Ende der letzten Episode einer Staffel – Dallas war die erste Serie, die dieses Prinzip systematisch einsetzte. Wer wissen wollte, ob Sue Ellen aus der brennenden Southfork Ranch gerettet wird oder wer gerade auf J. R. geschossen hat, musste ein halbes Jahr warten und die erste Folge der neuen Staffel sehen. Im Falle der Schüsse auf J. R. am Ende der dritten Staffel wollten die Produzenten sichergehen, dass niemand etwas verraten konnte. Deshalb wurden fünf verschiedene Versionen gedreht, und nicht einmal die Schauspieler wussten, welche gesendet würde. Die richtige Version wurde erst am Ausstrahlungstag an den Sender ausgeliefert (und wurde zu einer der meistgesehenen Fernsehsendungen überhaupt). In ihr schießt Kristin Shepard (Mary Crosby), Sue Ellens Schwester und J. R.s Geliebte, die von ihm schwanger war. Ihren Sohn Christopher (Joshua Harris) adoptieren später Pamela und Bobby. Kristin verdankt die Serie auch den Cliffhanger am Ende der vierten Staffel: Sie stirbt im Pool der Southfork Ranch, aber bis zum Beginn der fünften Staffel war nicht klar, wessen Leiche da schwamm.
Auch die letzte Folge nach mehr als 13 Jahren hatte keinen wirklichen Schluss. J. R. sitzt allein in seinem Büro – ist in jeder Hinsicht gescheitert und verlassen: Seine Frauen und Kinder sind weg, Miss Ellie ist mit Clayton nach Europa gegangen, Bobby gehört die Southfork Ranch und Cliff Barnes Ewing Oil. Während er trinkt, erscheint ihm ein Engel und zeigt ihm, was aus den anderen geworden wäre, wenn es J. R. nicht gegeben hätte (ein Zitat aus Frank Capras Film „Ist das Leben nicht schön?“ von 1947, in dem sich George Bailey [James Stewart] am Heiligabend umbringen will und ebenfalls von einem Engel die Vision einer Welt ohne ihn gezeigt bekommt). J. R. zieht am Ende seinen Revolver. Ein Schuss ist zu hören, Bobby stürmt ins Zimmer – und nur er sieht, was passiert ist.
Tatsächlich ging es noch einmal weiter: Fünf Jahre nach dem Ende der Serie entstand der Fernsehfilm „J. R. kehrt zurück“ („Dallas – J. R. Returns“; 1996), der 1998 in der ARD lief. 1998 wurde ein weiterer zweistündiger Dallas-Fernsehfilm gedreht („Kampf bis aufs Messer“), er lief am 15. Mai 2002 bei Super RTL. Schon während der Laufzeit der Serie hatte es das zweistündige Special „Dallas – Wie alles begann“ gegeben, das die Familienverhältnisse bis zum Beginn der Serie aufklärte. Während der ersten zwei Jahre der Serie hatte die ARD sieben vergleichsweise gewalttätige Folgen ausgelassen, die auch später nie in Deutschland gesendet wurden.
Der Erfolg von Dallas brachte viele Nachahmer des Konzepts hervor, von denen Der Denver-Clan der erfolgreichste war. Für Linda Evans, die darin die Krystle spielt, war ursprünglich Dallas geschrieben worden: Sie sollte Pamela Ewing spielen, lehnte aber ab, weil ihr die Rolle zu klein war. Dallas hatte einen Spin-off: Ted Shackelford und Joan Van Ark bekamen als Gary und Valene Ewing ihre eigene Serie Unter der Sonne Kaliforniens, deren Laufzeit die von Dallas sogar noch übertraf. Serienerfinder David Jacobs hatte diese Serie schon vor Dallas entwickelt, fand jedoch zunächst keinen Abnehmer.
Dalli Dalli
1971-1986 (ZDF). Erfolgreiche 90-Minuten-Spielshow mit Hans Rosenthal.
In der schnellen Show waren jeweils acht prominente Kandidaten zu Gast, die in Zweierteams nach Oberbegriffen aufgeteilt wurden, je nachdem, aus welcher Branche sie kamen. Die Oberbegriffe waren so gewählt, dass sich jeweils eine Alliteration ergab, also z. B: „Tribüne gegen Tunika, Training gegen Theater“. Zunächst traten zwei Zweierteams gegeneinander an, danach die anderen beiden. Die Sieger der Zweier-Runden spielten anschließend im Finale um den Gesamtsieg. Die Prominenten mussten dabei Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Assoziationsvermögen demonstrieren, indem sie in einer Spielrunde innerhalb von 15 Sekunden möglichst viele Begriffe zu einem Oberbegriff nannten, und im anschließenden Aktionsspiel wiederum in einer vorgegebenen Zeit eine körperliche Aufgabe erfüllen, beispielsweise Würste formen, die aus einer Wurstmaschine geschossen kamen, Maibäume schmücken, Kerzen bedrucken, Frauen schminken, Eier suchen, Luftballons in Schubkarren transportieren oder brennende Häuser löschen.
Diese Aktionsspiele waren jedes Mal andere und entsprechend kurzweilig. Aufgrund der knappen Zeitvorgaben war die ganze Show sehr hektisch, und wenn die Hektik nicht durch die Spiele aufkam, verbreitete Hans Rosenthal sie selbst, der während der Spiele daneben stand und immer „Weiter, weiter!“ rief. Anfang der 80er‑Jahre wurde eingeführt, dass Zuschauer im Saalpublikum durch Knopfdruck entscheiden konnten, dass zwei Kandidaten ihre Aufgabe so gut gelöst hatten, dass sie die gezeigte Leistung „Spitze“ fanden. Taten das die meisten, ertönte im Saal eine Sirene und Rosenthal rief: „Sie sind der Meinung: Das war – Spitze!“ Beim Wort „Spitze“ rief das ganze Publikum mit. Gleichzeitig sprang Rosenthal hoch, und das Bild wurde angehalten, so dass er einen Moment mit angewinkelten Beinen in der Luft hing. Für „Spitze“ gab es Extra-Punkte.
Am Ende ergab die Gesamtpunktzahl (die Punkte aus den einzelnen Spielrunden wurden multipliziert) den Gewinnbetrag, der einem guten Zweck zugeführt wurde. Den konkreten Anlass durfte das Gewinnerpaar vorlesen, Rosenthal fügte dann mehrere erläuternde Sätze über das jeweilige Schicksal hinzu, was jeder Sendung einen gedämpften Abschluss verlieh. Meist ging es um Familien, die durch den Tod des Vaters unverschuldet in Not geraten waren. Nach dem Tod Rosenthals gründete das ZDF gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Berlin, dem RIAS und der „Hörzu“ die Hans-Rosenthal-Stiftung, die diese Hilfe fortsetzte und die Erlöse der Show „Ihr Einsatz bitte …“ erhielt.
Feste und berühmte Bestandteile von Dalli Dalli waren u. a. die Kulisse, eine Gitterwand, die aus unzähligen sechseckigen Waben bestand, das Spiel „Dalli-Klick“, in dem erraten werden musste, was auf einem Foto zu sehen war, das erst nach und nach, nämlich bei jedem „Klick“, enthüllt wurde, sowie der von Horst Pillau umgeschriebene Theaterklassiker, in dem die prominenten Kandidaten falsche Requisiten und Textänderungen erkennen mussten. In verschiedenen Varianten spielte Rosenthal auch immer mit nichtprominenten Kandidaten. Anfangs konnte ein Zuschauer aus dem Publikum etwas gewinnen, wenn er Fragen beantwortete, die aus einer Lostrommel mit verschiedenfarbigen Kugeln und dem Aufdruck „W“ wie Wissen, „L“ wie lustig etc. gezogen wurden. Später spielten zwei Kandidaten gegeneinander die „Dalli-Tonleiter“: Sie saßen unter einem Leuchtbogen und beantworteten Fragen zum Allgemeinwissen. Für jede Antwort leuchtete eine weitere Note auf. Außerdem gab es zeitweise einen Wettstreit zwischen zwei Kandidaten, die sich vorher per Post für ein Spezialthema bewerben konnten und dann ebenfalls unter einem Leuchtkastenbogen saßen, auf dem nun allerdings Geldsummen aufleuchteten. Zwischen den Spielen gab es Showblöcke mit Musik oder Sketchen.
Neben Hans Rosenthal traten noch auf: seine Assistentin Monica Sundermann, der Schnellzeichner Oscar (sein Nachname wurde nie genannt, er lautete Bierbrauer; als Grafiker war Oscar aber auch nach seinem Wohnort als „Oscar Lebatz“ benannt; angefangen hatte er als Phantombildzeichner für die Polizei) und eine dreiköpfige Jury, die über die korrekte Punktevergabe wachte („Ein ‚Busen‘ war doppelt, den müss‘ ma abziehen“) und den Gewinnbetrag in Schilling umrechnete. Sie bestand aus Mady Riehl, Brigitte Xander und Ekkehard Fritsch. Dem frechen Fritsch folgte 1980 für drei Folgen Georg Lohmeier, bevor er – wegen zu großer Trägheit – durch Christian Neureuther ersetzt wurde. Zeitweise saß auch Neureuthers Frau Rosi Mittermaier in der Jury. Kurz vor Ende der Reihe nahm für ein paar Sendungen noch Sabine Noethen Mady Riehls Platz ein. Die Musik spielte bis 1980 die Götz-Wendlandt-Combo, dann die die „Jochen-Brauer-Band“, jeweils unter der Leitung von Heinrich Riethmüller.
Der Aktionismus in der Show färbte aufs Publikum ab, das bereitwillig alles machte, wozu es aufgefordert wurde, aber zu Rosenthals Entsetzen nicht vom In-die-Kamera-Winken („Nein, das macht man nicht“). abzuhalten war. Ende 1972 trat in einer Sendung die 30-jährige gelähmte Susanne Meyer aus Berlin auf und bat um Ansichtskarten aus aller Welt. Es kamen, je nach Schätzung, 600 000 bis eine Million Karten. Gezählt hat sie wohl niemand.
Sendeplatz war einmal im Monat am Donnerstagabend um 19.30 Uhr (in den ersten beiden Jahren war die Show noch zehn Minuten kürzer), u. a. im Wechsel mit dem ebenfalls erfolgreichen Quiz Der große Preis. Ein Intermezzo als Samstagabendshow 1976/77 dauerte nur kurz.
Mit dieser Sendung wurde Rosenthal, der nicht sehr groß war und deshalb „Hänschen“ genannt wurde, zu einem der beliebtesten Fernsehmoderatoren. Sein Publikum sprach er stets mit „liebe Dalli-Dalli-Freunde“ an. „Dalli Dalli“ war außerdem das Startkommando für die Spielrunden. Er moderierte die Sendung 153‑mal. Sie wäre vermutlich noch jahrelang weitergelaufen, wäre Hans Rosenthal nicht im Herbst 1986 an Magenkrebs erkrankt. Am 11. September 1986 moderierte er noch, die Oktober-Sendung musste bereits ausfallen, weil Rosenthal im Krankenhaus lag. Am 10. Februar 1987 starb Hans Rosenthal. In der 150. Sendung hatte das ZDF noch Bilanz gezogen, ohne an ein Ende zu denken: Mehr als 1200 Prominente waren zu Gast gewesen, 2 330 118 Punkte waren bis dahin erspielt worden, umgerechnet rund 1,4 Millionen Euro für unverschuldet in Not geratene Familien und andere Notleidende waren zusammengekommen. Die ersten prominenten Kandidaten waren am 13. Mai 1971 Liselotte Pulver und Fritz Eckhardt. Roberto Blanco war in der ersten Sendung nicht dabei, aber danach eigentlich immer. Die letzten Gewinner waren Christian Bruhn und Frank Duval.
1995 startete das ZDF eine kurzlebige Neuauflage als tägliche Nachmittags-Gameshow. „Dalli“ kommt übrigens vom polnischen dalej und heißt „los“, „beeil dich“ oder „schnell“.
Dalli Dalli
1995–1997 (ZDF). Tägliche halbstündige Gameshow mit Andreas Türck, die sich der Idee und des Namens von Hans Rosenthals Klassiker bediente, daraus aber eine uninspirierte Nachmittagsshow vom Fließband machte.
Durch die tägliche Ausstrahlung wurde in nur 19 Monaten die Anzahl der Sendungen aus 15 Jahren des Originals natürlich übertroffen. Fast 300 Sendungen liefen, über 1000 Prominente waren dabei. Rosenthals Satz „Sie sind der Meinung, das war – Spitze!“ blieb erhalten, statt des Moderators sprang allerdings das Publikum von seinen Plätzen. In der ersten Folge traten Jury-Mitglieder, Assistentin Monica Sundermann und Schnellzeichner Oscar gegeneinander an.
Damages — Im Netz der Macht
Foto: Kabel 1
Seit 2008 (Kabel 1). US-Anwaltsserie von Todd A. Kessler, Glenn Kessler und Daniel Zelman („Damages“; seit 2007).
Die hartgesottene New Yorker Anwältin Patty Hewes (Glenn Close) hat sich vor allem Schadensersatzklagen und dem Kampf gegen korrupte Großunternehmer verschrieben. Sie beschäftigt in ihrer Kanzlei die jungen Ellen Parsons (Rose Byrne), Tom Shayes (Tate Donovan) und einen Haufen weiterer Anwälte und vertritt in der ersten Staffel die Anklage gegen den Milliardär Arthur Frobisher (Ted Danson) wegen illegaler Insidergeschäfte. Er soll den wahren Zustand seines maroden Unternehmens den Mitarbeitern verschwiegen und sich derweil selbst durch den Verkauf seiner Aktien zum hohen Kurs bereichert haben. Patty kämpft mit allen, auch kriminellen Mitteln gegen Frobisher und seinen Anwalt Ray Fiske (Željko Ivanek), während Ellen in den Mord an ihrem Lebensgefährten David Connor (Noah Bean) verwickelt wird, dessen sie zunächst selbst verdächtig ist.
Im Gegensatz zu den meisten Anwaltsserien, in denen jede Woche mehrere neue Fälle be- und verhandelt werden, ziehen sich die beiden Fälle in Damages fortlaufend durch die komplette erste Staffel, wobei der Mordfall anfangs zum großen Teil in Vorblenden gezeigt wird, die sechs Monate in der Zukunft spielen.
Star Glenn Close wurde für ihre Darstellung viel gelobt und 2008 mit dem Golden Globe als beste Drama-Schauspielerin ausgezeichnet, doch auch Ted Danson, der mit Comedy-Hauptrollen in Cheers und Becker ein Star wurde, bekommt hier ausführlich die Gelegenheit, in einer völlig anderen Rolle zu zeigen, welch grandioser Schauspieler er ist.
Kabel 1 zeigt montags jeweils zwei einstündige Folgen.
Dancing On Ice
2006 (RTL). Tanzshow mit Wayne Carpendale und Mirjam Weichselbraun.
Man nehme Let’s Dance, baue unter die Prominenten eine Eisfläche, und schon hat man eine völlig neue Show! Nach dem Erfolg der Tanzshow aus dem Frühjahr ließ RTL Wayne Carpendale, der Let’s Dance gewonnen hatte, diese Abwandlung moderieren, in der Prominente sich mit professioneller Unterstützung am Eiskunstlauf versuchten. Jeder hatte einen Profi als Partner, und der zweifache Europameister und Vize-Weltmeister Norbert Schramm fungierte als Trainer. Die Jury aus Hans-Jürgen Bäumler, Marika Kilius, Tanja Szewczenko, Reinhard E. Ketterer und Klaus Brück gab Noten, und die Fernsehzuschauer stimmten wöchentlich per Telefon ab über ihre Favoriten ab. Die Ergebnisse von Jury und Publikum wurden verrechnet, und am Ende jeder Show entschied die Jury, welches der beiden schlechtesten Paare rausflog.
Die prominenten Teilnehmer waren Michelle, Ruth Moschner, Liz Baffoe, Collien Fernandes, Lars Riedel, Sven Ottke, Marco Schreyl und Branco Vukovic. Das Finale gewann Ruth Moschner mit ihrem Partner Carl Briggs.
Die Show war eine Adaption einer gleichnamigen britischen Show und lief zum Start an einem Montag, die weiteren sieben Ausgaben immer samstags, jeweils nach Wer wird Millionär?. Nur wenige Tage nach RTL startete ProSieben die eigene Eistanzshow Stars auf Eis nach gleichem Muster.
Dancing Ziering
Der Begriff „The Ziering“ bezeichnet einen Schauspieler, bei dem es höchst unwahrscheinlich ist, dass er nach dem Ende seiner einen langlebigen Serie jemals wieder in einer größeren Rolle zu sehen sein wird. Philip Michael Thomas, der Tubbs aus Miami Vice, ist zum Beispiel ein Ziering, ebenso James van der Beek, der Dawson aus Dawson’s Creek. Ach ja, und natürlich Ian Ziering, der Steve Sanders aus Beverly Hills, 90210, der Namenspatron. Auserkoren von zwei Autorinnen eines Artikels für MSNBC.
Die müssen sich sehr erschreckt haben, falls sie gestern „Dancing With The Stars“ bei ABC gesehen haben, die US-Version von Let’s Dance. Da ist er nämlich wieder. Ziering, der in seinen Dreißigern mit erkennbar beginnender Glatzenbildung bedingt talentiert einen Teenager spielte, ist jetzt 42, hat aus unerfindlichen Gründen immer noch Haare und probiert wahrscheinlich einfach mal aus, ob er wenigstens tanzen kann.
So ein einzelner Ziering hätte mich wahrscheinlich nicht weiter beunruhigt, hätte ich nicht erst vergangenen Donnerstag in Sat.1 Jason Priestley (Brandon Walsh aus Beverly Hills, 90210) als Geiselnehmer in Without A Trace gesehen. Gleich zwei Zierings. Aus derselben Serie. Die haben bestimmt irgendwas vor. Ich habe Angst. Dagegen wirken die Guildo Horns und Margarethe Schreinemakers‘ dieser Welt, die in der zweiten Staffel von Let’s Dance ab Mai bei RTL erwartet werden, plötzlich ganz harmlos.