Überflieger
1994 (ProSieben). 18-tlg. US-Sitcom von David Angell, Peter Casey und David Lee („Wings“; 1990–1997).
Die Brüder Brian (Steven Weber) und Joe Hackett (Timothy Daly), beide Piloten, betreiben gemeinsam mit Joes späterer Freundin und Frau Helen (Crystal Bernard) eine kleine Fluggesellschaft. In der Wartehalle des Flughafens Nantucket, Massachusetts, rivalisieren sie mit Roy Biggins (David Schramm), dem Besitzer einer Konkurrenz-Fluggesellschaft, und verbringen viel Zeit mit Faye Evelyn Cochran (Rebecca Schull), die am Ticketschalter arbeitet, und Wartungsmonteur Lowell (Thomas Haden Church).
Pro Sieben zeigte nur wenige Folgen der in den USA langlebigen Serie. Nur im Pay-TV DF1 waren alle 171 Folgen zu sehen, zuletzt unter dem Titel Wings — Die Überflieger. Noch größeren Erfolg hatten die drei Serienerfinder mit Frasier.
Überleber
Natürlich war es blöd von Sat.1, die deutsche Adaption von „Survivor“, dem US-Sensationserfolg aus dem Sommer 2000 mit 51 Millionen Zuschauern zum Finale, Das Inselduell zu nennen. Man wusste ja damals noch nicht, dass die zweite Staffel von „Survivor“ im australischen Outback spielen und der Titel gar nicht mehr passen würde. Zum Glück war das deutsche Inselduell erfolglos genug, um keine zweite Staffel zu erleben.
Allerdings erlebte es verschiedene Varianten, denn neben Sat.1 versuchte sich auch RTL2 an einer „Survivor“-Version und nannte sie erst Expedition Robinson und dann Gestrandet. Das langfristige Problem mit dem Titel war auch hier präsent, die Zuschauer dagegen nicht so sehr, und so stellte es sich nicht.
Die zweite „Survivor“-Staffel adaptierte RTL als Outback. Und heißa, noch ein Flop.
So, wer hat noch nicht? Ah, ProSieben! Gerade begann eine weitere Inkarnation der Show, die jetzt auch in Deutschland den Originaltitel Survivor trägt.
Eine schöne Ironie, ausgerechnet beim Absetzsender ProSieben einen Titel zu lesen, der theoretisch auch bei weiteren Staffeln an anderen Schauplätzen funktionieren könnte. Wahrscheinlicher sind bei ProSieben ja eher andere Sendeplätze. Und dann noch ein Titel, der Überleben suggeriert. Spaßvögel.
Ein Spaßvogel muss auch den Moderator besetzt haben: Sascha Kalupke spricht ungefähr so gut wie ein Vierzehnjähriger, der zum ersten Mal vor der Klasse aus einem Buch vorlesen muss.
Jedenfalls: Survivor. Ja, halt so ’ne Sendung mit Kandidaten, Wasser, Aufgaben, Anstrengung, Schweiß, ein paar unterhaltsamen Momenten, viel langatmigem Rumgelaber und abwegigen, völlig an den Haaren herbeigezogenen Situationen. Eine ganz normale Realityshow eben.
Übermorgen ist auch noch ein Tag
Mir geht eine Kurzserie der Öffentlichen im Kopf rum (ZDF?); Private gab’s m.E. noch nicht. Der Titel, glaube ich, war irgend etwas mit „Gestern, Heute, Morgen“. Es waren Geschichten, die ein wenig SciFi-angehaucht waren und eine weibliche Protagonistin hatten. Eine Idee?? — Christian
Ja, aber tatsächlich nur eine. Ich hoffe, es ist die richtige: Es geschah übermorgen. Das war eine Art Wissenschafts-Fantasy-Mystery-Serie aus Frankreich, die das ZDF 1973 auf dem Sendeplatz zeigte, der wenig später und seitdem die Freitagabendkrimis beheimatete. Elga Andersen war die weibliche Protagonistin, die an der Seite von Pierre Vaneck raffinierte Erfindungen vor Missbrauch schützen musste. Und dann geschah irgendwas Merkwürdiges. Also quasi eine Mischung aus James Bond und Akte X.
10 Jahre sind ein Vormittag
Wenn Sie selbst Kinder oder einen eigenen Fernsehsender haben, wissen Sie ja, wie das ist: Oft projiziert man seine eigenen Wünsche auf den Nachwuchs oder die Teilnehmer seiner Realityshows.
Heute startet RTL im Vormittagsprogramm die neue Äußerlichkeitenshow 10 Jahre jünger mit Uta Bresan. Frau Bresan ist eine logische Folge von Inka Bause, mit der RTL so erfolgreich ist, dass der Sender nun weitere ostdeutsche Schlagersängerinnen, die früher das ZDF-Sonntagskonzert moderiert haben, einstellt. Ein Stylingteam soll Menschen runderneuern, Ziel: Zehn Jahre jünger.
Hach, zehn Jahre jünger sein wäre aber auch toll. Wenn RTL zum Beispiel zehn Jahre jünger wäre, wäre der Sender noch Marktführer beim Gesamtpublikum und hätte auch in der erfundenen Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen noch deutlich höhere Marktanteile. Er schriebe gerade „das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr der RTL-Unternehmensgeschichte“. RTL würde „konsequent auf Eigenprogrammierung“ setzen und auf mehr als genau einem, nämlich auf genau allen außer einem der Seriensendeplätze im Abendprogramm Eigenproduktionen zeigen. (Die eine heute: Alarm für Cobra 11. Die eine damals: Quincy. Doch, echt: Quincy aus den 70ern war 1999 die einzige ausländische Serie im RTL-Abendprogramm.) Damit wäre RTL „einer der wichtigsten Wachstumsmotoren für die deutsche TV-Produktionswirtschaft“. Überhaupt hätte RTL noch ein paar erfolgreiche Programme, die nicht auf ausländischen Formaten basieren oder gleich ausländische Serien sind.
Und Uta Bresan aus Dresden würde Musiksendungen für den MDR und das ZDF moderieren.
(Alle Zitate aus der RTL-Pressemitteilung vom 27.04.2000: „Bilanz 1999: Rekordwerte“)
1000 Folgen sind ein Tag
In unserer Teichblick-Reihe „Wie machen es eigentlich die Anderen?“ lugen wir heute noch einmal völlig wertfrei nach England.
Der Spartenkanal Paramount Comedy zeigt heute die vierte Staffel der sehr amüsanten Charlie-Sheen-Sitcom Two And A Half Men. Um es deutlich auszudrücken: Er zeigt nicht ab heute die vierte Staffel, er zeigt heute die vierte Staffel. Komplett. Alle 24 Folgen hintereinander. Und weil der Tag dann noch nicht vorbei ist, werden anschließend noch einmal 13 Folgen wiederholt. Diese ersten 24 Folgen sind allerdings auch schon Wiederholungen und sollen als Einstimmung auf die fünfte Staffel dienen, die am Montag Englandpremiere hat. Mehr Promo geht nicht.
In Deutschland läuft die vierte Staffel als Erstausstrahlung derzeit samstags mittags auf ProSieben und Wiederholungen der ersten werktags morgens.
12.30
1992 (RTL). Halbstündiges Mittagsjournal mit Milena Preradovic, das werktags um 12.30 Uhr lief, nach kurzer Zeit eine halbe Stunde vorverlegt und in Punkt 12 umbenannt wurde.
18:30
1995–2004 (Sat.1). „Die Sat.1-Nachrichten“. Halbstündige Hauptausgabe, die täglich um 18.30 Uhr lief und zuvor Sat.1 Newsmagazin geheißen hatte. Präsentator war zunächst Ulrich Meyer, nach drei Jahren übernahm Astrid Frohloff.
Zur Identität von Sat.1 gehört es, regelmäßig, spätestens beim Wechsel des Geschäftsführers, über den Zustand der Nachrichten zu klagen, Design, Namen und Moderatoren auszutauschen und zu erklären, dass man nach dieser „Informationsoffensive“ nun so aufgestellt sei, dass man endlich den anderen Sendern zeigen könne, wo der Hammer hängt. Der spektakulärste Relaunch war der Ende 1995 nach dem Amtsantritt von Fred Kogel. „Es beginnt eine neue Nachrichten-Zeit in Deutschland“, jubelte die PR-Abteilung. Kogel holte den vorher als Krawallmacher aufgefallenen Ulrich Meyer (Ulrich Meyer: Einspruch; Alarm!) als Anchorman und trimmte die Nachrichten ganz auf amerikanisch. Hinter Meyer lief eine in den USA gekaufte Endlosschleife, in der Journalisten in einer fiktiven Redaktion auf mehreren Etagen geschäftig vor sich hin wuselten. Der Quote half das ebenso wenig wie die Boulevardisierung der Nachrichten; schon nach einem halben Jahr musste Sat.1-Chefredakteur Jörg van Hooven seinen Hut nehmen.
Meyer gab den Nachrichten erstmals so etwas wie Identität, aber nicht die erhoffte Informationskompetenz. Ende 1998 löste Astrid Frohloff ihn ab, die früher als Nahost-Korrespondentin gearbeitet und Meyer schon vertreten hatte. Den Sportteil in 18.30 präsentierte u. a. Gaby Papenburg. Am Wochenende durfte Hans-Hermann Gockel weitermachen, der vorher das Sat.1 Newsmagazin moderiert hatte.
Nachdem Dekoration, Design und Konzept noch ein paarmal geändert wurden, waren irgendwann auch wieder der Präsentator und der Name dran, und aus 18:30 wurden die Sat.1 News.
19
In the Eurovision Song Contest 2006 the final Platzierung of the German Beitrag was fifteen.
In Helsinki it was nineteen.
In-in-in-in-in-in-in Helsinki it was nineteen.
Ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-ni-nineteen.(frei nach Paul Hardcastle)
Und hier sind noch sieben Dinge, die uns der Eurovision Song Contest 2007 gelehrt hat:
- Finnen laufen gern ohne Hosen herum.
- Serben bringen Glück.
- Entweder waren Hutträger der diesjährige Trend, oder Roger Cicero saß noch bei mindestens zwei weiteren Ländern heimlich am Schlagzeug.
- Der prominenteste Finne ist der Weihnachtsmann.
- Die Gewerkschaft der albernen Tänzer konnte auch in diesem Jahr verhindern, dass auf lästiges Hintergrundgezappel verzichtet wurde.
- Wer aus zwei Nummer-Eins-Hits („Eins zwei Polizei“ und „Cotton Eye Joe“) einen neuen Hit zimmert, wird trotzdem nur Zweiter.
- Ich bin und bleibe ein großer Fan von Peter Urban, dessen grandioser Kommentar eine üppige Reparationszahlung für jedes noch so langweilige Lied ist. Gleiches gilt für das Verhältnis von Thomas Hermanns zur Gesamtveranstaltung.
Übrigens: Noch jemand außer mir, der die abgekürzte Punktevergabe blöd findet?
1:0 für Sie
1954–1955 (ARD). Große Familienshow mit Peter Frankenfeld.
Neben komödiantischen Einlagen Frankenfelds gab es mehrere Spielrunden mit drei Kandidaten, die Frankenfeld aus den Saalzuschauern auswählte. Er warf dazu Flugrädchen ins Publikum, wer eins fing, spielte mit. Die Propeller wurden als Frankenfelds „fliegende Untertassen“ berühmt. Die Aufgaben waren witzige Geschicklichkeitsspiele, bei denen Luftballons rasiert oder Zigaretten in Boxhandschuhen angezündet werden mussten. Am Ende jeder Runde konnte der Gewinner zwischen zwei ihm nicht bekannten Preisen wählen, die sich in zwei Umschlägen verbargen. Einer der Preise war meist eine Reise, der andere irgendetwas Nutzloses. Die Umschläge brachte Walter Spahrbier, der auch in Wirklichkeit Briefträger war. Fernsehzuschauer konnten per Post Begriffe einsenden, die Frankenfeld dann zeichnete und von prominenten Gästen mit 20 Fragen erraten werden mussten. Gelang dies nicht, bekam der Einsender einen Preis, gelang es, gewann jemand aus dem Saalpublikum.
Die Show war der erste große Publikumserfolg in der Geschichte des deutschen Fernsehens. 500 000 Zuschauer sahen regelmäßig zu, was für damalige Verhältnisse viel war, da nur ca. 60 000 Fernsehgeräte in Deutschland gemeldet waren. Die Sendung war die Fernsehfassung von Frankenfelds Radiosendung „Wer zuletzt lacht“, die auf dem US-Format „People Are Funny“ beruhte.
In dieser Sendung trug Frankenfeld erstmals sein berühmtes groß kariertes Jackett, das zu seinem Markenzeichen wurde. Die Sendungen waren jeweils ca. 100 Minuten lang und liefen alle zwei Wochen sonntags um 20.00 Uhr. Ruprecht Essberger, der auch für die erste Familienserie Unsere Nachbarn heute Abend: Familie Schölermann verantwortlich war, führte Regie.
Durch die Show entstand auch der Platz an der Sonne. In einer Sendung hatte Frankenfeld Briefe von Leuten gezeigt, die ihn zu kostenlosen Urlauben eingeladen hatten. Frankenfeld lehnte ab, schlug aber vor, an seiner Stelle Berliner Kinder einzuladen, die noch nie ihre Ferien auf dem Land verbringen konnten: „Diese Kinder brauchen dringender als ich einen Platz an der Sonne.“ Zunächst gab er in 1:0 für Sie den Spendenstand und die Platzzahl bekannt, später wurde daraus die Lotterie Ein Platz an der Sonne.
Die Sendungen wurden 1954 aus verschiedenen Veranstaltungssälen in Hamburg übertragen, überwiegend im Wechsel aus der Musikhalle, der Aula der Friedrich-Ebert-Schule in Hamburg-Harburg und der Festhalle „Planten un Blomen“. Ab 1955 tourte die Show durch verschiedene deutsche Städte, darunter Dortmund, Neumünster, Kiel, Osnabrück, Bielefeld und Berlin. Die letzte Sendung im August 1955 kam unter dem Motto „1:0 für … Düsseldorf“ von der dortigen Funkausstellung.
2006: Niggemeiers Top 5
Die besten Fernsehsendungen des Jahres:
1. Six Feet Under
Die berührendste, beklemmendste, wahrste, am glücklichsten und traurigsten machende Fernsehserie der Welt. Die fünfte und letzte Staffel fing etwas zäh an, steigerte sich aber und endete mit einem sensationellen Finale, bei dem ich Schnotten und Rotz heulte.
Lief bislang nur bei Premiere, Vox versteckt die letzte Staffel vom 7. Januar an samstags nach Mitternacht.
2. Die Familienanwältin
Wer sich vom RTL-Standardtitel nicht abschrecken ließ, entdeckte erstaunlich düster-realistische Dramen mit einer noch erstaunlicheren Mariele Millowitsch.
Lief dienstags um 21.15 auf RTL, wird 2007 fortgesetzt.
3. Harald Schmidt spezial: Was tun, Herr Beckenbauer?
Franz Beckenbauer hätte noch am Tag der Ausstrahlung zurücktreten müssen. So gut wie Olli Dittrich ist er als Franz Beckenbauer einfach nicht. Wer’s verpasst hat: Hier angucken. Und 2007 gibt’s eine XXL-Version als DVD.
Lief am 21.12. um 22.50 Uhr im Ersten.
4. Malcolm mittendrin
Wahrscheinlich die schnellste Sitcom aller Zeiten. In den USA war in diesem Jahr mit der siebten Staffel endgültig Schluss. ProSieben zeigte 2006 die fünfte, hat die Serie aber nicht einmal mehr in seinem „A-Z“ auf der Homepage. Korrektur: ProSieben zeigte 2006 die sechste und siebte Staffel, hat dafür aber nicht einmal mehr seine Internetseiten aktualisiert. Eine Schande.
Lief samstags nachmittags auf ProSieben.
5. King Of Queens
Die Sitcom um einen Paketausfahrer, seine Frau und ihren leider bei ihnen lebenden Vater funktioniert auch in der 700. Wiederholung (obwohl in der achten Staffel die wunderbare Holly fehlt). So muss Alltagsfernsehen sein.
Werktags um 18.15 und 18.45 Uhr, montags auch um 21.15 und 21.40 Uhr auf Kabel 1.