Suchergebnisse:

Schmidt & Pocher

Freitag, 26. Oktober 2007, 00:31

2007–2009 (ARD). Einstündige Comedyshow mit Harald Schmidt und Oliver Pocher im inhaltlichen Gerüst und der Kulisse der Vorgängersendung Harald Schmidt.

Der Schreibtisch ist jetzt größer und gebogener und fasst zwei Moderatoren, die da sitzen und sich im Gespräch über Ereignisse und Fernsehsendungen der vergangenen Woche lustig machen. Zwischendurch gibt es Einspielfilmchen, und am Ende kommt ein prominenter Gast. Bandleader ist Helmut Zerlett, der bereits bis Ende 2004 der Studioband der Harald Schmidt Show in Sat.1 vorgestanden hatte.

Schon in den ersten Wochen gelang es der sonst nicht sehr relevanten Show, bundesweit in die Schlagzeilen zu kommen. Gagobjekt der ersten Ausgabe war das „Nazometer“, ein Gerät, das mit wildem Alarm immer ausschlug, wenn ein Begriff genannt wurde, den man mit der Nazizeit in Verbindung bringen konnte, z.B. „Autobahn“ oder „Gasherd“. Hintergrund war die Debatte um die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, die mit zweifelhaftem Gedankengut und vorbelasteteten Begriffen in die Kritik geraten war. Der Gag selbst wäre weitgehend unbemerkt geblieben, wenn nicht der neue SWR-Intendant Peter Boudgoust drei Wochen später (!) verkündet hätte, dass das Gerät „unglaublich geschmacklos“ sei und man darüber reden müsse.

Läuft donnerstags um 22.45 Uhr. Im April 2009 wird das „Experiment“ nach etwa 40 Sendungen beendet.

Schmidt auf der Kippe

Freitag, 23. Februar 2007, 23:32

Der Ladenschluss weicht immer mehr auf, ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und Gaststätten ist plötzlich sehr wahrscheinlich, und sogar das Fernsehprogramm wird besser. Es gibt also immer weniger Gründe auszuwandern, was das Ende für eine erfolgreiche Dokusoap bedeuten könnte.

Eine Frage bleibt: Gelten auch Fernsehstudios als öffentliche Einrichtungen? Und wenn ja, werden wir Helmut Schmidt dann nie mehr im Fernsehen sehen? Das wiederum wäre schade.

Schmidt. Überall. Jetzt auch noch im heute-journal

Mittwoch, 18. April 2007, 10:56

Das ZDF teilte soeben auf seiner Presseseite mit: Harald Schmidt wird morgen das heute-journal mitmoderieren.

Das ist deshalb schlecht, weil das heute-journal bis vor wenigen Minuten eine ernstzunehmende Nachrichtensendung war und ferner nun davon auszugehen ist, dass spätestens nächste Woche der Eisbär Knut die Tagesthemen übernehmen wird.

Schmidteinander

Montag, 15. Januar 2007, 18:42

1990–1993 (WDR); 1994 (ARD). Einstündige Comedy-Personalityshow von und mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein.

Schmidt, der es sich schon früh in seiner Fernsehkarriere leistete, Normen und Konventionen über den Haufen zu werfen (bereits die Spielshow MAZ ab! hatte einen Vorgeschmack darauf gegeben), konnte hier erstmals frei von jeglichen Konzepten herumalbern. Die Show reihte Sketche, Parodien und Satiren aneinander, teils live gespielt, teils als Filmzuspielung. Den Rahmen bildete der Studioteil mit Schmidt und „Chefautor“ Feuerstein, die an getrennten Schreibtischen saßen (der von Feuerstein winzig) und sich Wortgefechte von Tisch zu Tisch lieferten. Die Show übernahm schon viele Elemente der klassischen Late-Night-Shows aus den USA, die in ähnlicher Form später in der Harald Schmidt Show auftauchten.

Pro Sendung begrüßte Schmidt einen prominenten Gast, mit dem er am Schreibtisch talkte, was damals, eingebettet in Comedynummern, ebenso fremd wirkte wie die nur Sekunden dauernden Tanzeinlagen der „Schmidteinander-Hupfdolls“. Weitere Prominente hatten gelegentliche Statistenrollen und schauten einfach nur vorbei, um einmal schweigend durchs Bild zu laufen. Schmidteinander lebte von vielen Running Gags, die vor allem ein elitäres Stammpublikum verstand, und vielen anarchischen und kalauernden Rubriken, darunter „Wir basteln mit Peer Theer“, „Comtessa Gunilla bittet zu Tisch“, der Sprichworttest, in dem Schmidt und Feuerstein praktisch überprüften, ob Redewendungen der Wahrheit entsprachen, Fozzi-Bär (mit Schmidt im Bärenkostüm), offizielle Berufsgruppenwitze sowie die Zuschauerfrage, bei der die Lösung fast immer „N“ lautete.

Zwischendurch las Schmidt imaginäre Zuschauerpost von Gabi aus Bad Salzdetfurth vor und fragte Feuerstein Hauptstädte ab. Wenn etwas schief lief, war der Schuldige schnell gefunden: Wolpers! Godehard Wolpers war Redakteur der Sendung und immer wieder als Opfer in einer Zuspielung zu sehen, in der er von Schmidt und Feuerstein zusammengeschlagen wurde. Ferner wirkte Marga Maria Werny als Oma Sharif mit. Sie starb im Oktober 1994, noch bevor die Show eingestellt wurde.

Die Show war im WDR-Fernsehen am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr gestartet, wurde nach einer Weile auch von anderen Dritten Programmen übernommen und Anfang 1994 in die ARD verlegt, wo sie fortan samstags nach 22.00 Uhr lief, direkt nach dem Wort zum Sonntag, aber nun nur noch ein Jahr überlebte. Sie brachte es auf 50 Ausgaben. Im Herbst 1995 zeigte die ARD acht dreiviertelstündige Best-of-Specials, in denen Herbert Feuerstein allein, aber vor Publikum, Ausschnitte aus den Sendungen ansagte.

Lange bevor die Feuilletons Harald Schmidt zum Gott der Fernsehunterhaltung hochjubelten, nannte die Presse diese Show „Reality-TV für Verhaltensgeschädigte“ und „Abendunterhaltung für geistig Verwahrloste“. Der Grimme-Preis, mit dem die Sendung 1994 ausgezeichnet wurde, ging an Herbert Feuerstein (!), weil er „es als Miterfinder und Chefautor von Schmidteinander geschafft hat, dem deutschen Fernsehpublikum den ‚Fozzi‘-Bären Harald Schmidt aufzubinden.“ Schmidt und Feuerstein waren bereits im Ratespiel Pssst … gemeinsam aufgetreten.

Schmidts Katzentisch

Freitag, 26. Oktober 2007, 00:13

Unter normalen Umständen hätten nur seine Zuschauer bemerkt, dass Harald Schmidt schon seit langem keine Lust mehr hat. Da Herr Schmidt sich seine Lustlosigkeit aber nicht nur anmerken ließ, sondern in den etwa sechzig Interviews, die er jede Woche gibt, ausdrücklich darauf hinwies, hatten es inzwischen auch alle anderen erfahren. Das sorgte zwar für eine hohe Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt für Vorfreude auf seine Rückkehr aus der Sommerpause.

Doch dafür gibt es jetzt Oliver Pocher, der in seiner Arbeitshaltung das genaue Gegenteil ist. Wer so sehr unentwegt über seine eigenen Witze lacht, muss einfach Spaß an seiner Arbeit haben. Und das ist doch schon was.

Ich mag Oliver Pocher. Ich finde ihn sympathisch. Das schrieb ich schon an anderer Stelle und musste mich dafür beschimpfen lassen. Ich mag auch Harald Schmidt. Er ist ein Genie des deutschen Fernsehens, nur leider inzwischen in Altersteilzeit.

Die spannende Frage war: Können Schmidt & Pocher in einer gemeinsamen Sendung nebeneinander bestehen? Harald Schmidt hatte schon immer Sidekicks, aber nie wurde vorgegeben, Herbert Feuerstein, Helmut Zerlett oder Manuel Andrack seien gleichberechtigte Partner. Deshalb ist es wichtig, dass das erneuerte Format ausreichend geprobt wird, bevor es auf Sendung geht.

Bei der ersten Stellprobe am Donnerstagabend um 22.53 Uhr lief noch einiges unrund. So wirkte Pocher zum Beispiel gar nicht wie ein gleichberechtigter Partner, sondern wie jemand, der sich in eine bereits bestehende Sendung einfach dazusetzt und am Bildschirmrand darum kämpfen muss, das Wort erteilt zu bekommen. Die Gags saßen noch nicht, die Absprachen funktionierten nicht und der Ablauf wirkte extrem zufällig, aber das macht nichts, dafür probt man ja. Statt des eigentlich geplanten Textes unterhielten sich der Protagonist und der Andere eine Dreiviertelstunde lang darüber, welche Sendungen sie bei RTL gesehen haben und welche Filme Sat.1 nächste Woche zeigt. Das würde die ARD in der tatsächlichen Ausstrahlung natürlich niemals zulassen. Es war nett von Günther Jauch, sich als Probengast zur Verfügung zu stellen, und es war nett von Schmidt und Pocher, nicht mehr als fünf Minuten seiner Zeit zu beanspruchen oder ihn in ein Gespräch zu verwickeln, solange es noch nicht um die eigentliche Sendung geht. Die Generalprobe wird bestimmt schon besser, und wenn die Sendung eines Tages an den Start geht, wird sie vielleicht sogar ganz nett.

Schnell verdientes Geld

Dienstag, 9. Oktober 2007, 13:06

Das Statistische Landesamt in Rheinland-Pfalz sucht Freiwillige, die Auskünfte über ihre Einkünfte und Ausgaben geben. Die Teilname an dieser „Verbraucherstichprobe 2008“ soll mit 65 Euro belohnt werden.

Ich habe nur Angst, dass, wenn ich meine Ausgaben für DVD-Boxsets aufliste, das Statistische Landesamt mir nicht nur die 65 Euro, sondern auch Peter Zwegat vorbeischickt.

Schnickschnack

Montag, 24. Januar 2011, 16:08

1975–1977 (ARD). Spielshow mit Klaus Wildbolz. Promis füllen Lückentexte. Wildbolz lässt in vorgegebenen Sätzen ein Wort aus und sagt stattdessen „Schnickschnack“. Sechs Prominente müssen aufschreiben, was ihrer Meinung nach in die Lücke gehört, und die Kandidaten versuchen zu erraten, was die Prominenten aufgeschrieben haben.

Das Prominenten-Team bestand aus einem rotierenden Pool an Showstars. Häufigste Teilnehmer waren Hellmut Lange, Wolfgang Spier, Mary Roos, Caterina Valente, Karl Dall, Heinz Schenk, Klaus Havenstein, Edith Hancke, Vivi Bach, Beate Hasenau, Elke Sommer und Roberto Blanco. Alle waren ganz furchtbar albern und hatten dabei großen Spaß, und der übertrug sich auch auf den Fernsehzuschauer, wenn der das wollte. Das wollten aber nicht viele, denn Spielshows im Abendprogramm hatten nicht sinnlos lustig zu sein. Nach 20 Ausgaben war Schluss. Sat.1 legte die Show später unter dem Titel Punkt Punkt Punkt neu auf.

Die Show basierte auf dem amerikanischen Format „The Match Game“, und unter dem Titel Matchgame waren kurz zuvor bereits einige Testsendungen in Südwest 3 gezeigt worden. Klaus Wildbolz wurde mit der Show bekannt, trat danach aber nicht mehr als Moderator in Erscheinung. Er wurde stattdessen Hotelier. Erst im Hotel Paradies, dann im Schlosshotel Orth. Wenn er mal Urlaub brauchte, sah man ihn meist auf dem Traumschiff.

Schnief

Freitag, 4. Mai 2007, 08:37

Die Gilmore Girls werden beendet, die freundlichste, skurrilste und romantischste Kleinstadtserie neben Ausgerechnet Alaska und Ed. Am 15. Mai läuft in den USA die letzte Folge. Ich werde am Wochenende Trauerarbeit mit einem DVD-Marathon der ersten sechs Staffeln leisten. Die siebte und letzte zeigt Vox voraussichtlich ab Herbst.

Wo bekomme ich in Zukunft praktische Lebensweisheiten wie diese her?

„Du faltest die Karte falsch.“
„Ist sie kleiner geworden?“
„Dann ist es richtig.“

Schreinemakers

Dienstag, 22. April 2008, 21:38

2004 (ARD). 50-minütige Nachmittagsshow mit Margarethe Schreinemakers mit Infos, Tipps, Interviews und Betroffenheit zu Themen wie ausgesetzte Babys und Krebsvorsorge, außerdem kuriose menschelnde Geschichten, z. B. mit musizierenden Drillingen und einem aufdringlichen Rentner, der mit einem Riesenfernrohr das gegenüberliegende Kanzleramt beobachtet.

Lief äußerst erfolglos werktags um 14.10 Uhr und wurde nach nur zwei Monaten und 32 Sendungen eingestellt.

Schreinemakers live

Dienstag, 22. April 2008, 21:36

1992–1996 (Sat.1). „Das respektlose Wochenmagazin“. Wöchentliches Infotainment mit Margarethe Schreinemakers, die sich zum gewaltigen Quotenerfolg und zurück entwickelte.

In einer Mischung aus Talk und Magazin behandelte Schreinemakers bewegende Themen entsprechend bewegt und galt rasch als „Heulsuse der Nation“. Nichtprominente Gäste mit tragischen persönlichen Schicksalen oder üblen Erfahrungen mit Behörden oder Unternehmen kamen bei ihr ebenso zu Wort wie Prominente. Spektakuläre Gäste wie ein „Geistheiler“ und siamesische Zwillinge brachten Schreinemakers immer wieder ins Gespräch. Einer der positiven Höhepunkte der Show war ein Auftritt von Joachim H. Bürger, der durch die Medien zog, um Stammtischparolen gegen Frauen vorzutragen. Schreinemakers holte ihn an der einen Seite des Studios ab, sagte: „Sie waren ja schon in so gut wie jeder Talkshow“, schob ihn an der anderen Seite aus der Tür, „und jetzt waren Sie auch bei mir“, und das war’s.

So etwas wie Schreinemakers live hatte das deutsche Fernsehen noch nicht gesehen. Die Moderatorin begrüßte Sadomasochisten, Bettnässer und Pädophile, als die noch nicht das Tagesprogramm bevölkerten, befragte Glücksrad-Moderator Peter Bond nach seinen Erfahrungen als Pornodarsteller und interessierte sich für die „haarsträubenden“ Fähigkeiten eines „Schamhaar-Frisörs“. Der „Spiegel“ nannte ihre Show einen „Spanner-Klub“. Sie warnte vor bösen Kaffeefahrtveranstaltern, pfuschenden Schönheitschirurgen, tricksenden Reiseveranstaltern und natürlich immer wieder vor Behördenwillkür, gab gute Ratschläge und nutzte jeden vermeintlichen Skandal zur großen Panikmache.

Dabei nahm sie nicht die Rolle einer distanzierten Journalistin ein, sondern behandelte jedes Thema parteiisch aus der Sicht der vermeintlich „Betroffenen“ und war hemmungslos emotional. Auch wenn ihre Tränen oft kalkuliert wirkten, erreichte sie so in den besten Zeiten über acht Millionen Zuschauer. Die „Welt“ nannte Schreinemakers live die „erste live übertragene Selbsthilfegruppe der Republik“. Der Publizistikprofessor Siegfried Weischenberg prägte den später häufig benutzten Begriff von der „Schreinemakerisierung“ der Medienwelt: „Schreinemakerisierung vermittelt keine Fakten, sondern das Gefühl, dass die Menschen — von einer glaubwürdigen Herrin der Gezeiten — über diese Welt auf dem Laufenden gehalten werden.“

Als erster weiblicher TV-Star in Deutschland hatte Schreinemakers eine „Babyklausel“ ausgehandelt. Im Sommer 1996 moderierte deshalb Jörg Wontorra mehrere Ausgaben von Schreinemakers live, während Schreinemakers eine Babypause einlegte. Zur gleichen Zeit kam die Moderatorin selbst ins Gerede. Finanzminister Theo Waigel hatte ihr mit massiver Unterstützung der Springer-Presse Steuerflucht ins Ausland unterstellt — angeblich, so die Moderatorin, um sich dafür zu rächen, dass seine verlassene Ex-Frau bei Schreinemakers weinen durfte. Die Moderatorin wollte das in ihrer eigenen Sendung thematisieren und dazu Stellung nehmen. Ihr Sender Sat.1 hatte andere Vorstellungen. Am 22. August 1996 wurde zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fernsehens eine Live-Sendung während der Ausstrahlung vom Sender abgeschaltet, 15 Minuten vor dem geplanten Ende, und Nachrichtenmoderator Ulrich Meyer verlas eine Stellungnahme des Senders.

Schreinemakers Einschaltquoten waren schon zuvor gesunken. Zu diesem Zeitpunkt stand ihr Wechsel zu RTL bereits fest, der im Sommer 1995 auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs bekannt geworden war. In der RTL-Sendung Explosiv konnte Schreinemakers dann auch am Tag danach ausführlich sagen, was Sat.1 nicht zeigen wollte. Schreinemakers hatte sich schon vorher öffentlich mit Sat.1 gezofft, weil sie Harald Schmidt nicht die letzte Stunde ihrer Sendung vor Mitternacht für seine neue Harald Schmidt Show überlassen wollte.

Schreinemakers’ Show war als einstündiges Magazin mittwochs nach 22.00 Uhr gestartet und hatte sich mit der Zeit auf drei Stunden am Donnerstag ausgedehnt, mit Beginn um 21.00 Uhr. RTL bot ihr für die Nachfolgesendung Schreinemakers TV mehr Geld, was keine gute Idee war.

Blättern:  1 ... 105 106 107 108 109 ... 135


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links