Sat.1 und die Mittwochsserien
Weil man „den Audience Flow optimieren“ wolle, zeigt Sat.1 seine Mittwochsserien Allein unter Bauern, GSG 9 und The Unit ab heute in neu zugeloster Reihenfolge. Mit GSG 9 fängt der Abend nun an, und weil der Übergang von dieser zur anderen rasanten, explosiven, lauten Actionserie The Unit offenbar nicht fließend genug war, werden die beiden ernst gemeinten Reißer nun von der leisen, beschaulichen, freundlichen und amüsanten Familienserie Allein unter Bauern unterbrochen.
Nein, das müssen Sie nicht verstehen. Tut bei Sat.1 wahrscheinlich auch keiner. Die sind einfach nur verzweifelt. Und dass die quotenschwachen Serien nur getauscht und nicht sofort abgesetzt werden (was zumindest im Fall von Allein unter Bauern sehr schade wäre), hat vermutlich weniger mit Geduld und Vertrauen ins eigene Programm zu tun, sondern damit, dass dem armen Sat.1 langsam der Seriennachschub ausgeht.
Sat.1 zeigt’s nochmal allen
Sat.1 muss dringend Geld sparen, damit ProSiebenSat.1 statt 22,2 Prozent bald 30 Prozent Rendite schafft. Der Sender soll weniger ins Programm investieren, weniger Mitarbeiter haben und weniger Sendungen machen, die man beim flüchtigen Hinsehen für aktuelle Informationsprogramme halten könnte. Der „Tagesspiegel“ zitiert einen ungenannten Sat.1-Mitarbeiter mit den Worten, der Sender solle vom Vollprogramm zur „Abspielstation“ umgebaut werden.
Ich vermute, dass die Rationalisierungsmeister von McKinsey bei Sat.1 ungeahnte Einsparpotentiale entdeckt haben. Warum, zum Beispiel, zeigt Sat.1 nicht häufiger diese lustigen, günstigen und immer noch nicht völlig total unbeliebten „Asterix“-Filme?
Gut, heute Abend lief auf Sat.1 „Asterix erobert Rom“, ein Film, den Sat.1 bereits 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 wiederholt hatte.
Okay, und letzten Samstag lief auf Sat.1 „Asterix und Kleopatra“, der Trickfilm, den Sat.1 schon 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 gezeigt hatte.
Und, ja: Am vorletzen Samstag brachte Sat.1 zur sogenannten Primetime „Asterix, der Gallier“, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967, den der Sender bereits 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 im Programm hatte.
Sicher, nächsten Samstag lockt Sat.1 mit „Asterix — Sieg über Caesar“, der schon in den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 ein Sat.1-Programm-Highlight war.
Und am Samstag darauf folgt „Asterix bei den Briten“, Sat.1-Zuschauern noch aus den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 bekannt.
Und noch eine Woche später macht Sat.1 Asterix-Freunden eine Freude und strahlt, wie schon in den Jahren 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006, „Asterix — Operation Hinkelstein“ aus.
Und noch eine Woche darauf, wir schreiben inzwischen den 11. August, steckt in der großen „Sat.1-Familienpackung“ der Zeichentrickfilm „Asterix in Amerika“, den der Sender erst zehnmal gezeigt hat: 1998, im Januar 1999, im Juni 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006.
Der „Asterix“-Realfilm „Asterix und Obelix gegen Cäsar“, mit dem der Sender in der darauf folgenden Woche seinen Samstagabend bestreitet, lief bislang nur 2002, 2003, 2004 und 2005 auf Sat.1.
Und wenn am 25. August, wie zu erwarten, aber noch nicht bestätigt, „Asterix — Mission Kleopatra“ läuft, ist das quasi eine Free-TV-Premiere (wenn man die Sat.1-Ausstrahlungen 2004, 2005 und 2006 nicht mitzählt).
Aber bestimmt haben die McKinsey-Leute kritisch angemerkt (und dafür erschrockene Zustimmung in der ProSiebenSat.1-Konzernzentrale in München geerntet), dass zwischen all diesen günstigen und bewährten Filmen auf Sat.1 unnötigerweise andere und teurere Programme laufen. Und wenn da jetzt nicht jemand ganz schnell die Notbremse zieht, läuft womöglich Anfang September am Samstagabend auf Sat.1 schon wieder irgendein Film, der nicht einmal eine zweistellige Zahl von Wiederholungen aufweisen kann.
Was wäre das für eine Verschwendung!
PS: Was auf Sat.1 demnächst anstelle von Sendungen wie Sat.1 am Mittag und Sat.1 am Abend laufen soll, ist noch unbekannt. Mein Tipp wäre: Ladykracher. Mit den 39 halbstündigen Folgen hat Sat.1 bis jetzt 247 Stunden Programm gefüllt, Stand heute. Morgen kommen wieder 2 Stunden hinzu.
Sat.1-Programm löst sich auf
Ich habe mal bei einem Radiosender gearbeitet, der Kündigungsschreiben an Moderatoren während ihrer Sendungen in die Postfächer warf. Natürlich mit sofortiger Wirkung, damit sich bloß niemand beim Publikum verabschieden kann und Aufmerksamkeit auf das Geschehen lenkt. Angesichts dieser Erfahrung halte ich die DWDL-Schilderung, die Moderatorin Mareile Höppner habe während der Live-Sendung Sat.1 am Mittag erfahren, dass es sich um ihre letzte handele, für realistisch. Die Mehrheit der Zuschauer wird es morgen erfahren, wenn stattdessen eine Wiederholung von Richterin Barbara Salesch läuft. Der Informationsgehalt beider Sendungen unterscheidet sich zwar nicht sonderlich, aber das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht der Punkt.
Saupack
Entdeckt von Marsellinho, hinterlassen als Kommentar unter dem Housearrest. Soll da aber nicht so versteckt bleiben:
MTV hat es heut doch tatsächlich geschafft, die großartige „Cartoon Wars“-Doppel-Episode von South Park direkt hintereinander in umgekehrter Reihenfolge auszustrahlen. Da kann man sich nur noch an den Kopf fassen…
Saupreis: Zu viel der Ehre
Die Idee war schon so putzig wie der ganze Deutsche Fernsehpreis an sich, einen Literaturkritiker, der im Fernsehen genau zwei Sendereihen gestaltet hat, die er sinngemäß damit zubrachte, den Menschen zu empfehlen, lieber Bücher zu lesen als fernzusehen, mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk wegen seiner Verdienste um das Fernsehen auszuzeichnen.
Marcel Reich-Ranicki und Hellmut Karasek im Februar 1990 im Literarischen Quartett. Foto: ZDF
Dieser Deutsche Fernsehpreis wurde am Samstagabend in Köln verliehen, und weil das ZDF die Aufzeichnung der Verleihung erst am Sonntagabend zeigt, muss es normalerweise hoffen, dass noch nicht zu viele Preisträger vorher durchsickern, damit es halbwegs spannend bleibt. Sehr schnell durchgesickert ist allerdings, welcher Preisträger gar keiner sein wollte.
Vorab bekannt war, dass der 88-jährige Marcel Reich-Ranicki den Ehrenpreis fürs Lebenswerk bekommen sollte, und Thomas Gottschalk erzählte am Donnerstagabend bei Schmidt & Pocher, wie er sich auf die Laudatio vorbereitet und dass er deshalb noch einmal mit Reich-Ranicki telefoniert hatte.
Die Laudatio hat er gehalten.
Den Preis wollte Reich-Ranicki aber nicht mehr haben.
Er trat auf die Bühne und erklärte, nicht gewusst zu haben, was ihn erwarte, bezeichnete die bis dahin geehrten Sendungen und die ganze Veranstaltung als Blödsinn und verweigerte die Annahme des Preises.
Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten.
Wer hätte gedacht, dass der Deutsche Fernsehpreis jemals einen erinnerungswürdigen Fernsehmoment hervorbringen würde?
Würde er ihn nehmen, müsste man Reich-Ranicki für diesen Auftritt schon wieder mit einem Fernsehpreis auszeichnen.
Fernsehlexikon.de bloggt die Aufzeichnung der Sendung heute Abend „live“ ab 20.15 Uhr.
Schöne Zukunft
Stimmt es, dass Futurama zurückkommt? — Pierre
Sowohl als auch. Ab 14. April wiederholt Pro Sieben samstags mittags die fünfte Staffel. Aber die viel schönere Nachricht: Es wird eine sechste geben!
Die vor fünf Jahren eingestellte Science-fiction-Zeichentrick-Comedy von Simpsons-Erfinder Matt Groening verkaufte sich nach ihrem Ende so gut auf DVD und war bei Wiederholungen im amerikanischen Kabelsender Comedy Central so populär, dass der Sender beim Produktionsstudio „30th Century Fox“ 13 neue Folgen bestellte, die bald produziert und 2008 ausgestrahlt werden sollen. Ob und wann diese Folgen in Deutschland zu sehen sein werden, ist unklar, doch für Hardcore-Fans, die ohnehin lieber die Originalversion auf DVD sehen, sei die frohe Kunde hinzugefügt, dass die Originalsprecher von damals wieder ihre bisherigen Rollen übernehmen werden.
Der US-Sender Fox hatte Anfang des Jahrtausends die Trickserien Family Guy und Futurama sehr stiefmütterlich behandelt und schließlich eingestellt. Im Fall von Futurama benötigte er über ein Jahr, um die letzten produzierten Folgen auszustrahlen (in Deutschland ist es ja normal, dass Serien oft erst ein Jahr nach Fertigstellung gezeigt werden, in den USA liegen aber normalerweise maximal wenige Wochen zwischen Fertigstellung einer Episode und ihrer Erstausstrahlung). Bei Family Guy erkannte Fox seinen Fehler. Die Serie war die erste, die schon amtlich abgesetzt war und nach mehreren Jahren wegen hervorragender DVD-Verkäufe doch noch reanimiert wurde. Sie ist heute eine erfolgreiche feste Bank im Fox-Sonntagabendprogramm um 21.00 Uhr. Trotzdem interessierte sich Fox nicht für eine Fortsetzung von Futurama, weshalb nun der Konkurrent Comedy Central davon profitieren wird.
Schade um den Schaden
Nur noch 220.000 Zuschauer sahen gestern die fünfte und nur noch 150.000 die sechste Folge der fantastischen Serie Damages bei Kabel 1. Das sind nur noch unwesentlich mehr als gewöhnlich bei „Rock am Ring“ vor der Bühne stehen. Der Anwaltsthriller mit Glenn Close und Ted Danson startete vor zwei Wochen leider schon quotenschwach, und wenn der seitdem anhaltende Abwärtstrend so weiter geht, spielen schon nächste Woche mehr Menschen in der Serie mit als ihnen dabei zusehen.
Dass speziell gestern die Zahlen so schlecht waren, mag aber neben dem bedauerlicherweise ohnehin geringen Interesse noch andere Gründe gehabt haben. Kein normaler Mensch käme auf die Idee, dass am Pfingstmontag die Ausstrahlung einer wöchentlichen Serie regulär fortgesetzt werden könnte. Stattdessen würde man zum Beispiel einen Spielfilm erwarten. (Oder die Menschen wollen an Feiertagen einfach keine regulären Serien sehen. Auch die sonst erfolgreichen Vox-Krimiserien hatten gestern deutlich weniger Zuschauer als an normalen Montagen.) Und wer doch auf die Idee kam und zum ausgedruckten Starttermin um 21.10 Uhr Kabel 1 einschaltete, fand sich tatsächlich in der Mitte der „Nackten Kanone“ wieder und schaltete vielleicht wieder ab. Kabel 1 hatte das Programm geändert und nach zwei Wochen die Startzeit der Serie von 21.10 Uhr auf nach 22.00 Uhr verschoben. Doch vermutlich soll diese Tatsache den Fernsehzuschauern gegenüber weiterhin geheim gehalten werden. Denn auch am Ende der gestrigen Doppelfolge folgte wieder der offenbar schon vor langer Zeit an die Episode geklebte Hinweis, dass es nächsten Montag um 21.10 Uhr weitergehen werde. Was natürlich nicht stimmt.
Aber zum Glück hat es ja fast niemand gesehen.
Schall und Rauch
Wie heißt die Familie von Immer wieder Jim? — Sternchen
Keine Ahnung. Der Nachname der Fernsehfamilie von Jim Belushi wurde bisher nie erwähnt, und während viele berühmte Fernsehcharaktere wie Columbo, Quincy oder Der Fahnder keine Vornamen hatten, ist Nachnamenlosigkeit im Fernsehen rar.
Zunächst war das wohl gar keine Absicht. Laut Belushi haben Crew und Ensemble dieses Fehlen erst bemerkt, als Immer wieder Jim schon in der zweiten Staffel war. Seitdem machen sich die Autoren aber offenbar einen Sport daraus, eine Nennung konsequent zu vermeiden. Auch Belushis Seriengattin Courtney Thorne-Smith vermutete gegenüber Zap2it.com: „Ich glaube, die Produzenten gaben uns nur zu ihrem eigenen Vergnügen keinen Nachnamen.“ Das führt zu so absurden Situationen wie der, dass Cheryl beim Elternsprechtag in der Schule von den Lehrern nur mit „Rubys Mom“ angesprochen wird.
Schatten der Leidenschaft
1993–1994 (Sat.1); seit 2008 (ZDF). US-Soap von William Bell und Lee Phillip Bell („The Young And The Restless“; seit 1973).
In der fiktiven amerikanischen Stadt Genoa City wirft die Leidenschaft noch längere Schatten als anderswo, hier, wo die Menschen entweder jung oder rastlos oder beides sind. Zu spüren bekommen das vor allem die Familien Abbott und Williams, z. B. Paul Williams (Doug Davidson), dessen schwangere Frau Lauren (Fenmore Williams) sich von ihm scheiden lässt, weil der böse Shawn Garret (Grant Cramer) damit droht, ihren Mann umbringen zu lassen, wenn sie nicht mit ihm zusammenzieht und nach Japan fährt, wo er feststellt, dass sie von ihm angewidert ist, weshalb er sie in San Francisco lebendig begraben will, wovor sie von Paul gerettet wird, weil eine Hellseherin Laurens Aufenthaltsort erspürt hat. Shawn stirbt im Kugelhagel, allerdings auch das ungeborene Kind von Lauren, die daraufhin wieder mit Paul zusammenkommt, aber eine Stelle als Privatdetektivin antritt und ein Nacktfoto von Paul bei einem Zeitschriftenwettbewerb einreicht, das zu Pauls Entsetzen prompt veröffentlicht wird …
… um nur den Hauch eines Teils der Handlung anzudeuten, die die deutschen Zuschauer verfolgen konnten. In den USA läuft die Serie seit 1973, ein Ende ist nicht abzusehen. Von ihren Erfindern stammt auch Reich und schön, einige Figuren aus Schatten der Leidenschaft tauchten auch dort auf. Sat.1 zeigte zwei Jahre lang im Vormittagsprogramm 479 einstündige Folgen ab dem Produktionsjahr 1986, weitere Episoden liefen im Pay-TV. Ab März 2008 bildete das ZDF, das schon seit einiger Zeit Reich und schön im Vormittagsprogramm zeigte, mit ebendiesem einen neuen Soap-Block und stieg mit Episoden aus dem Produktionsjahr 2005 ein. Am Vormittag überlebte die Serie nur knapp drei Monate, danach zeigte das ZDF sie im Nachtprogramm.
Schatten im Blick
Seit Anfang der Woche zeigt das ZDF neue Folgen von Schatten der Leidenschaft, der alten US-Daily-Soap, die früher in Sat.1 lief und diesen Monat seit 35 Jahren in den USA auf Sendung ist.
Quasi zum Sendestart im ZDF vermeldet der Brachendienst Variety jetzt eine andere bemerkenswerte Zahl, die verdeutlicht, wie erfolgreich die Serie in den USA ist: 1000.
Halt, es kommt noch eine Erklärung.
In den USA werden die Quoten der Daily-Soaps im Wochendurchschnitt abgerechnet, und Schatten der Leidenschaft hält die Spitzenposition in diesem Genre jetzt seit genau 1000 Wochen. Yepp, das sind mehr als 19 Jahre. Also seit Dezember 1988. Damals war Ronald Reagan Präsident.
Schatten der Leidenschaft ist nicht nur die erfolgreichste unter den Daily Soaps, sie hat mit im Schnitt knapp sechs Millionen auch mehr Zuschauer als manche Primetime-Sendungen. Und der Vorsprung vor der zweitplatzierten Soap Reich und schön beträgt fast zwei Millionen.
Damit hat das ZDF jetzt also die beiden erfolgreichsten amerikanischen Daily Soaps jeden Vormittag hintereinander im Programm.
In den USA laufen beide Serien bei CBS. Die haben übrigens von allen US-Networks die ältesten Zuschauer. Aber das nur am Rande.