Süllhalde
Die Fernsehsaison 2005/2006 war in den USA keine gute für Mysteryserien. Ein Jahr nach dem Sensationsstart von Lost versuchte sich jeder der drei Traditionssender an einer neuen mysteriösen Seriendüsternis: NBC zeigte Surface — Unheimliche Tiefe, ABC Invasion und CBS Nemesis — Der Angriff. Alle drei hatten zwei Gemeinsamkeiten: In den USA waren sie Flops, und in Deutschland kaufte sie ProSieben für seinen Mysterymontag. Die letzte, Nemesis — Der Angriff (Originaltitel: „Threshold“, dt.: „Grenzwert“, „Schwelle“ oder „Süll“), die die erste war, die in Amerika abgesetzt wurde, geht heute bei uns an den Start, nachdem sie zweieinhalb Jahre bei ProSieben auf Halde lag.
Sie ist ein humorfreier Endzeit-Quatsch mit den üblichen Klischees: Die Außerirdischen kommen, sie sind intelligenter als wir, und sie sind böse und wollen uns alle umbringen. Aber ein paar weltfremde Wissenschaftler versuchen die fremde Welt aufzuhalten.
Man wünscht sich recht schnell, die Außerirdischen würden einfach einfallen und der Sache ein Ende bereiten, kann sich aber stattdessen sicher sein, dass auch am Ende der 13 Folgen keine befriedigende Auflösung stehen wird, weil die Serie vorzeitig abgesetzt wurde.
Wäre es nicht eine wunderbare Ironie, wenn ausgerechnet die bei ProSieben bis zum Ende durchlaufen würde?
Nemesis — Der Angriff, montags um 22.10 Uhr auf ProSieben.
Sag beim Abschied leise Serv
Bei Sat.1 am Mittag war es ja so, dass die Moderatorin Mareile Höppner während der laufenden Sendung erfahren hat, dass es die letzte ist. Eine Verabschiedung gab es nicht. Die Zuschauer wurden am nächsten Tag durch ein Laufband in der ersatzweise ausgestrahlten Wiederholung von „Barbara Salesch“ informiert.
Das wirkte ein bisschen herzlos.
Zum Glück kam die Absetzung von Sat.1 News — Die Nacht gestern nicht ganz so plötzlich, und Moderatorin Claudia von Brauchitsch konnte zum Abschied wenigstens ein paar freundliche Worte des Dankes an die Zuschauer richten:
Mögen sie an ihrer Rendite ersticken.
(Mehr über die letzte Ausgabe von Sat.1 News — Die Nacht auch bei DWDL. Danke an ajo für das Video!)
Sailor Moon
1995–1996 (ZDF); 1998. 200-tlg. jap. Zeichentrickserie für Kinder („Bishoujo Senshi Sailor Moon“; 1992).
Der 14 jährigen Bunny Sukino, einer etwas schusseligen und weinerlichen Schülerin, läuft eines Tages die schwarze Katze Luna über den Weg und sagt ihr, sie sei auserwählt, von nun an gegen das Böse in der Welt zu kämpfen. Mit Hilfe von Lunas Zauberstein verwandelt sich das Mädchen in „Sailor Moon“ und nimmt mit ihren Freundinnen den ewigen Kampf für das Gute auf.
Die halbstündigen Folgen liefen zunächst wöchentlich im Kinderprogramm des ZDF am Wochenende. Ab Folge 47 wechselte die Serie ins werktägliche Nachmittagsprogramm von RTL 2 und wurde im Doppelpack mit Pokémon beim ganz jungen Publikum zu einem sensationellen Erfolg. Zur Serie erschienen auch zahllose Hörspiel-CDs.
Salto Postale
1993–1996 (ZDF). 24‑tlg. dt. Sitcom von Gunter Antrak und Inge Ristock.
Der schlitzohrige Postangestellte Wolfgang Stankoveit (Wolfgang Stumph) kommt aus Dresden und treibt jetzt in einem Postamt in Niederbörnicke bei Potsdam seinen Chef Maximilian Mäßig (Hans-Jürgen Schatz) in den Wahnsinn. Der ist ohnehin ein Wessi. Außerdem ist er verbohrt und will immer haarklein alle Vorschriften einhalten. Dieses Ansinnen nutzt Stankoveit dann für seine Zwecke, dreht den Spieß um und legt Mäßig – streng nach Vorschrift – aufs Kreuz. Stankoveits Kollege und Freund ist der schüchterne Langweiler Rudi Reschke (Achim Wolff). Die Briefträgerin Carmen Hubsch (Franziska Troegner) und die Sachbearbeiterin Yvonne (Myriam Stark) sind weitere Kolleginnen, Frau Kaiser (Yvonne Peters) und Herr Klatschbier (Gunter Antrak) bilden die Stammkundschaft.
Das Postamt ist dauernd in Geldnot. Von 1994 bis 1995 wird deshalb ein Teil der Räume untervermietet, und Franziska Velten (Beatrice Richter) zieht mit ihrem Reisebüro ein. Reschkes Tochter Simone (Gunda Ebert) fängt als Azubi bei der Post an. Später drohen Rationalisierungsmaßnahmen, dann der Abriss, Reschke ist schon beinahe im Ruhestand, schließlich kann das Blatt doch noch einmal gewendet werden. Am Ende kündigt Mäßig etwas voreilig, weil er auf einen besseren Posten spekuliert, den er dann aber doch nicht bekommt. Mäßig möchte zurückkommen, neuer Chef ist aber inzwischen Stankoveit.
Die DDR-Berühmtheit Stumph, dort vor allem als Kabarettist und Sketchpartner von Gunther Emmerlich in Showkolade bekannt, wurde mit dieser Serie endgültig ein gesamtdeutscher Star. Sie lief in vier Staffeln zu sechs Folgen erfolgreich sonntags gegen 22.00 Uhr. Jede dauerte 25 Minuten. Den Titelsong sangen Die Prinzen. Ihren Hit „Ich wär so gerne Millionär“ machten sie zu „Ich wär so gerne bei der Post“. 1998 startete die Fortsetzungsserie Salto Kommunale, die die Handlung in die Gemeindeverwaltung verlegte. 2006 folgte eine weitere Neuauflage als Salto Speziale.
SAM
Seit 1995 (ProSieben). Boulevardmagazin am Mittag mit Beiträgen zum Tagesgeschehen, Promi-Klatsch, Service, Gewinnspielen und Ausschnitten aus TV Total .
Moderiert wurde die anfangs halbstündige Sendung zunächst von Susann Atwell, ab 1998 von Alexander Mazza. Im Oktober 1999 wurde die Sendezeit auf eine Stunde verdoppelt, der Beginn von 13.30 Uhr auf 13.00 Uhr vorverlegt. Silvia Laubenbacher kam als neue Moderatorin hinzu und wechselte sich fortan mit Alexander Mazza ab, bis der 2004 zu Brisant ging und von Silvia Incardona abgelöst wurde. Seit die Sendezeit eine Stunde betrug, wurde SAM als Abkürzung für »Stunde am Mittag« erklärt. Anfangs hatten die Buchstaben wahrscheinlich für »Susann Atwells Magazin« gestanden, erklärt wurde es nicht. 2002 übernahm Dominik Bachmair eine Krankheitsvertretung und schaffte es damit, an einem Tag drei Sendungen zu moderieren: SAM, Taff und Bizz.
Eine erneute Verlängerung der Sendezeit im März 2008 verdoppelt die Dauer auf zwei Stunden, Beginn ist jetzt schon um 12.00 Uhr und die Abkürzung wertlos. Außer vielleicht: „Silvias am Mittag“.
Sarah & Marc In Love
2005 (Pro Sieben). 9-tlg. Doku-Soap, die Popstar Sarah Connor und ihren Lebensgefährten Marc Terenzi in den Wochen vor ihrer kirchlichen Trauung durch den Alltag und die Vorbereitungen begleitet und mit einer großen Traumhochzeit endet.
Pro Sieben rühmte sich, die „erste deutsche Celebrity-Doku-Soap“ im Programm zu haben, und ignorierte dabei entweder den RTL 2-Versuch Die Drews – Eine furchtbar nette Familie und die RTL-Serie Typisch Udo komplett oder sprach Jürgen Drews und Udo Walz das Prominentsein ab.
Sendeplatz der einstündigen Folgen war dienstags um 22.15 Uhr. Als Sarah und Marc drei Jahre später immer noch verheiratet waren, erhielten sie ihre neue Serie Sarah & Marc Crazy In Love.
Sat.1 Blick
1986–1992 (Sat.1). Die Nachrichten in Sat.1, die zuvor unter dem Titel APF Blick gelaufen waren.
Es gab täglich mehrere Kurzausgaben, die 20‑minütige Hauptausgabe lief werktags um 18.45 Uhr. Sie wurde von jeweils drei Moderatoren zugleich präsentiert, darunter Andrea Scherell, Armin Halle und Hans-Hermann Gockel. 1991 wurde die Hauptausgabe in Guten Abend, Deutschland umbenannt, die Kurzausgaben am Tag hießen noch eine Zeit lang Blick.
Sat.1 gewinnt Vorentscheid
Nix mehr „Germany 12 Points“, der deutsche Vorentscheid zum Eurovision Song Contest kommt seit letztem Jahr wieder gediegen daher — und aus dem Schauspielhaus Hamburg.
Moderator Thomas Hermanns begrüßt auf dem Sofa die Grand-Prix-Experten des Abends, „alles Mädels“: Susanne Fröhlich, Paola Felix, Andrea Kiewel und Georg Uecker, die über lange Strecken „Blond am Donnerstag“ spielen.
Beim Gastauftritt von Wencke Myhre und Siw Malmkvist hatte ich Angst, dass da was platzt. Ist aber nicht.
Gemeinsam mit Gitte Haenning führen sie als Teilnehmerinnen eines RTL-Logo-Ähnlichkeitswettbewerbs die berühmte Choreographie für sechs Brüste und drei Blindenstöcke auf.
Alle Kandidaten singen sich mit der Cover-Version eines Grand-Prix-Hits warm. Heinz Rudolf Kunze singt „Merci Cherie“ von Udo Jürgens, und Susanne Fröhlich geht erstmal aufs Klo.
Ellen Waldorf und Alice Statler, auch heute Sieger im Synchronsprechen.
Der Vorname von Kandidat Roger Cicero spricht sich ganz ähnlich aus wie das Naschzeug von Ferrero, als das Mandy (Mitte) von Monrose gekommen war.
Der Moment, in dem Roger Cicero erfährt, dass er gewonnen hat.
Dabei hatten doch ganz offensichtlich sie damit gerechnet.
Und während die Monrose-Sängerinnen, teils vergeblich, gegen die Tränen kämpfen…
…feiert Roger Cicero seinen Sieg. Am 12. Mai tritt er in Helsinki mit dem Titel „Frauen regier’n die Welt“ für Deutschland an.
Und eigentlich hat irgendwie auch Sat.1 gewonnen:
Nachtrag: Hier war früher mal ein Imagetrailer von Sat.1 zu sehen, der mit Roger Ciceros Siegertitel unterlegt war.
Sat.1 News
1992–1994; 2004–2008 (Sat.1). Zunächst neuer gemeinsamer Name der Sat.1-Hauptnachrichten, die vorher Guten Abend, Deutschland, und der anderen Sat.1-Nachrichten, die vorher Sat.1 Blick hießen. Nach gut einem Jahr wurden die Hauptnachrichten in Sat.1 Newsmagazin umbenannt, die gelegentlichen anderen Nachrichten (vor allem im Frühstücksfernsehen) nannten sich aber noch bis Dezember 1994 Sat.1 News.
2004 kam der Name zu neuen Ehren. Er bezeichnete wieder alle Sat.1-Nachrichten, insbesondere die Hauptausgabe am Vorabend, die zuletzt unter dem Namen 18.30 gelaufen war. Gleichzeitig erhielt die Sendung wieder ein neues Gesicht: Thomas Kausch hatte sich als entspannter Moderator von heute nacht einen Namen gemacht, bekam reichlich Vorschusslorbeeren und ein neues, teilweise virtuelles Studio. Zusätzlich zur 20‑minütigen Sendung um 18.30 Uhr wurden nun noch einige Kurzausgaben zwischen die Gerichtsshows am Nachmittag und ins sonstige Tagesprogramm eingestreut. Gerade als Kausch der Sendung einen Hauch von Seriosität zugeführt und einige neue Zuschauer gewonnen hatte, wurde er im Rahmen eines Rundumschlags im Sommer 2007 gefeuert und ab Mitte Oktober von Katja Losch ersetzt. Diese Personalie hielt genau ein halbes Jahr, bevor Peter Limbourg die neu betitelten Sat.1 Nachrichten übernahm.
Sat.1 Newsmagazin
1993–1995 (Sat.1). Hauptausgabe der Sat.1-Nachrichten, die zuvor bereits APF Blick, Sat.1 Blick und Guten Abend, Deutschland hießen.
Heinz Klaus Mertes, der neue „Programmdirektor Information“, hatte das Konzept entwickelt, sich von der Doppelmoderation verabschiedet und auf ein bemüht seriöses Design in Grautönen gesetzt. Zu den Moderatoren gehörten Hans-Hermann Gockel und Karin Jacobi.
Die Sendung war rund 20 Minuten lang und lief werktags um 18.30 Uhr, ab Juli 1993 um 19.00 Uhr. Im September 1995 wurde Mertes gekündigt; nach gut zweieinhalb Jahren war eine weitere Reinkarnation der Sat.1-Nachrichten fällig. Sie hieß 18:30.
Ursprünglich sollten die Sat.1-Nachrichten „Tagesreport“ heißen. Der NDR erwirkte dagegen – wegen vermeintlicher Verwechselungsgefahr mit der Tagesschau – jedoch eine einstweilige Verfügung, die von verschiedenen Gerichten bestätigt wurde. Erst 2001 entschied der Bundesgerichtshof, dass Sat.1 den Namen „Tagesreport“ verwenden dürfe sowie Pro Sieben den Namen „Tagesbild“. Dann wollten beide aber nicht mehr.