Ricky!
1999–2000 (Sat.1). Talkshow mit dem aufgedrehten Amerikaner Ricky Harris, den man noch deutlich schlechter verstand als seine tiefsten Dialekt sprechenden Gäste.
Ricky! startete am gleichen Tag wie Oliver Geissen, was ihm aber auch kein Glück brachte. Sein revolutionäres Versprechen vor dem Start lautete: „Bei Ricky! werden Menschen wie Menschen behandelt.“ Entdeckt worden war er als Verkäufer beim Einkaufssender H.O.T., wo er Lamadecken nicht wie läppische Lamadecken behandelte, sondern wie attraktive, flauschige, unentbehrliche Wesen.
Bei einer Aufzeichnung von Ricky! im Herbst 1999 wurde eine Freiwillige mit einem glühenden Eisen „gebrandet“ — sie brach zusammen und musste ärztlich behandelt werden. Die Aufzeichnung wurde abgebrochen und die Sendung nie gezeigt, doch der Fall brachte Sat.1 riesige Schlagzeilen („Bild“ titelte: „Folter-TV“) und eine Ermahnung der Landesmedienanstalten ein: „Es kann nicht sein, dass alles, wofür sich ein Mensch finden lässt, um es vor der Kamera zu tun oder zu ertragen, auch zum Gegenstand von Sendungen werden muss.“ Die verantwortliche Redakteurin wurde abgemahnt und versetzt.
Ricky! lief werktags um 14.00 Uhr.
Rimadonna
Auf dem Sendeplatz für lustige Verkleidungen zieht ab heute Marco Rima die bunten Kostüme an. Rima, bekannt geworden mit der Wochenshow, kehrt nach neun Jahren mit einer eigenen Show ins deutsche Fernsehen zurück, ohne viel Neues mitzubringen. Aber das ist ja nicht zwingend schlimm. Wer Bewährtes überzeugend und unterhaltsam präsentiert, ist ja schon willkommen, der muss nicht gleich noch das Rad erfinden. Doch leider erzählt Rima stattdessen eine lange eklige Geschichte, wie er in einem Flugzeug den Boden volluriniert und es dann mit seinem Sakko aufgewischt hat, die zu peinlich ist, um wahr zu sein, aber zu unlustig, um erfunden zu sein.
Die Marco Rima Show ist eine klassische Comedyshow mit einer schillernden Showtreppe. Rima erzählt ein paar Witze vor Studiopublikum, aber die meiste Zeit füllen Filmzuspielungen mit Sketchen und Versteckte-Kamera-Streichen, fast alles in schrillen Kostümen und Masken.
Die Reihe wird sicher nicht als Höhepunkt in die Fernsehgeschichte eingehen, aber sie ist zumindest keine so große Geschmacksbeleidigung wie der Sendeplatzvorgänger 3 ein Viertel mit Markus Maria Profitlich, der damals Rimas Nachfolger in der Wochenshow war.
Und es gibt noch einen anderen Grund, warum es gut ist, dass Marco Rima wieder eine eigene Show hat. Das letzte, das man von ihm in Erinnerung hatte, war sein Auftritt als Stadtwettpate bei Wetten, dass…?, der wie alle Gastauftritte von Komikern bei Wetten, dass…? vor allem dadurch auffiel, dass Thomas Gottschalk ihm das Wort abschnitt. Und das hat niemand verdient.
Die Marco Rima Show, freitags um 21.45 Uhr in Sat.1.
Risiko und Nebenwirkung
Selbstverständlich bin ich ein Befürworter des gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Schon allein, weil ich von Gebühren bezahlt werde. Aber vor allem, weil es viele Fernsehsendungen und ganze Radiosender wie Deutschlandradio Kultur vermutlich ohne wie auch immer geartete Gebühren nicht gäbe.
Andererseits: Wenn man die Höhe seiner Gebühren nicht mit Apothekenpreisen vergleichen lassen will, sollte man sein Konto vielleicht bei einer anderen Bank haben.
Risse im Spiegel werden mit Kleber geflickt
Los, Wunschkonzert! Wenn Claus Kleber zum „Spiegel“ geht, wer soll dann heute-journal-Moderator werden?
Ritas Welt
1999–2003 (RTL). 68-tlg. dt. Comedyserie von den „SchreibWaisen“ Peter Freiberg, Thomas Koch und Michael Gantenberg. Regie: Ulli Baumann u. a.
Rita Kruse (Gaby Köster) ist Kassiererin im Trispa-Supermarkt und hält ihren pedantischen Chef Achim Schumann (Lutz Herckenrath) auf Trab, denn sie sagt, was sie denkt, und das macht ihn nervös („Frau Kruse, was ist falsch an dieser Dose?“ – „Frauen grinsen nicht beim Kochen, Herr Schumann“). Zu Hause tut sie das Gleiche mit ihrem Mann Horst (Frank Vockroth), ihrer Tochter Sandra (Jasmin Schwiers) und Sohn Markus (Marius Theobald). Ihre beste Freundin und gleichzeitig Kollegin im Supermarkt ist Gisela „Gisi“ (Franziska Traub), ihre anderen Kollegen sind Metzger Bernie (Georg Alfred Wittner) und erst Azubi Kevin Bongartz (Kevin Lorenz), ab 2001 Azubi Philip „Didi“ Mertens (Dustin Semmelrogge).
Horst kündigt am Ende der ersten Staffel seinen Job in der Fabrik und macht mit seinem Kumpel Matze (Matthias Komm) einen Motorradladen auf, Sandra geht ab Januar 2001 für ein knappes Jahr als Austauschschülerin in die USA. Im Herbst 2003 werden Gisi und Matze ein Paar, Ende des Jahres heiraten sie.
Als Mitglied der erfolgreichen Lästerrunde Sieben Tage – Sieben Köpfe wurde Gaby Köster bekannt. Ihre eigene Serie lief freitags direkt vorher um 21.45 Uhr und übertraf sogar noch die Einschaltquoten der anschließenden Sendung. Eigentlich hätte Hella von Sinnen die Rolle der Rita spielen sollen. Sie lehnte jedoch ab, weil sie keine heterosexuelle Frau darstellen wollte. Im Nachhinein erwies sich Köster als Idealbesetzung, weil sie der lauten Rita viel mehr Nuancen und leise Töne gab, als zu erwarten war.
Ritas Welt gelang das Kunststück, sowohl beim breiten Publikum anzukommen als auch vor der Kritik zu bestehen. Gemeinsam mit Nikola stand die Serie für die hochwertige deutsche Sitcom. RTL hätte Ritas Welt gerne noch weiter fortgesetzt, die Quoten ließen selbst in den Wiederholungen noch nichts zu wünschen übrig, allein: Gaby Köster hatte keine Lust mehr.
Die Reihe erhielt den Grimme-Preis 2000 und den Deutschen Fernsehpreis 2000 für die beste Serie.
River Café
1994 (Pro Sieben). Talkshow mit Hubertus Meyer-Burckhardt, live aus New York.
Eine deutsche Talkshow! Live! Aus New York! Pro Sieben war überzeugt, dass das den deutschen Fernsehzuschauern vor Aufregung den Atem rauben würde, auch wenn die Gäste die gleichen wie überall sein würden und die Brooklyn Bridge im Hintergrund im Herbstnieselregen liegen würde. Meyer-Burckhardt sagte in der Premiere (u. a. mit Armin Müller-Stahl und Mickey Rourke): „Die deutsche Werbewirtschaft hat sich um unseren ersten Block regelrecht geprügelt. Auf jeden der nun folgenden Werbespots kommen hundert andere, die es nicht geschafft haben.“ Und noch bei der Bekanntgabe der Einstellung, nein: „Kreativ-Pause“, nach drei Sendungen sprach Pro Sieben von einer „gigantischen Idee“.
Trotz bestem Sendeplatz am Sonntagabend nach dem Spielfilm hatten sich die Zuschauer in Scharen verflüchtigt.
Robinson Crusoe
1964 (ZDF). 4-tlg. dt.-frz. Abenteuerfilm nach dem Roman von Daniel Defoe.
Der Seefahrer Robinson Crusoe (Robert Hoffmann) überlebt als Einziger den Untergang des Schiffs „Esmeralda“ und strandet auf einer einsamen Insel. Er verschanzt sich in einer Höhle und reflektiert sein bisheriges Leben, bis er auf einen Indianer trifft, den er aus der Gewalt von Kannibalen befreit und Freitag nennt. Freitag (Fabian Cevallos) wird sein Gefährte, rettet ihm das Leben und ermöglicht ihm die Heimreise nach England.
In dieser ersten TV-Fassung des berühmten Romanstoffs war Eugen von Metz für die Fernsehbearbeitung verantwortlich — hinter diesem Pseudonym verbarg sich Walter Ulbrich. Mit dem Vierteiler begann die jahrzehntelange Tradition der ZDF-Abenteuervierteiler, die später oft in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wurden. Der nächste war Don Quijote von der Mancha.
Die spielfilmlangen Folgen liefen samstags um 20.00 Uhr.
Rolandswache
Zu Ehren des am Wochenende verstorbenen Jürgen Roland hat das NDR Fernsehen etliche Programmperlen ausgegraben, die unter Jürgen Rolands Regie entstanden, und zeigt sie die ganze Nacht.
Die lange Nacht beginnt um 21.30 Uhr mit dem halbdokumentarischen Film Polizeirevier Davidswache von 1964, wird dann rüde von Extra 3 mit Tobi Schlegl unterbrochen, und dann:
23.35 Uhr: Die allererste Folge von Großstadtrevier mit Mareike Carrière und Arthur Brauß, und im Anschluss Folge 150 mit Jan Fedder und Dorothea Schenk.
1.15 Uhr: eine Folge aus dem seit zehn Jahren nicht gezeigten Actionklassiker Peter Strohm mit Klaus Löwitsch.
2.15 Uhr: Beide Teile der Stahlnetz–Doppelfolge „E 605″ von 1960 mit Heinz Engelmann.
Ab 3.50 Uhr folgen noch eine einstündige Dokumentation und ein halbstündiges Interview.
Rolf
Rolf Scheider. Das ist der Neue in der Jury von Germany’s Next Topmodel. Merken! In einem Jahr hat der eine eigene Show im Ersten!
Rom
2007 (ZDF). 6-tlg. brit. Historienserie („Ancient Rome: The Rise and Fall of an Empire“; 2006).
Jede Folge des mit Schauspielern besetzten Dokudramas befasste sich mit einer anderen Ära. Dabei ging die Serie nicht chronologisch vor, sondern begann, vermutlich aus Gründen der Popularität, mit dem prominenten Caesar, bevor es mit Kaiser Nero, Tiberius, dem Aufstand der Juden und Konstatin weiterging, aber wenigstens endete die Reihe mit dem Untergang des antiken Roms.
Das ZDF zeigte die 45-minütigen Episoden auf dem Expeditions-Sendeplatz sonntags um 19.30 Uhr. Der Zeitraum der Ausstrahlung überschnitt sich mit der gleichnamigen RTL2-Serie.