ARD-Morgenmagazin
Seit 1992 (ARD). Tägliches Frühstücksfernsehen von 5.30 bis 9.00 Uhr mit Nachrichten, Interviews und Service, das im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF-Morgenmagazin in beiden Programmen ausgestrahlt wird.
Harald Schmidt empfahl folgendes Merkmal zur Erkennung, welcher Sender an der Reihe ist: „Beim ARD-Morgenmagazin sehen die Moderatoren immer genauso müde aus wie die Menschen, die ihnen zu dieser Zeit zuschauen.“ Moderatoren waren Julitta Münch, Jürgen Drensek, Judith Schulte-Loh, Sven Kuntze, Inka Schneider, Peter Schreiber, Elke Bröder und Gert Scobel. Das aktuelle Moderatorenduo besteht aus Anne Gesthuysen und Sven Alexander Lorig.
Verantwortlich ist, im Unterschied zur Tagesschau-Familie, der WDR. Vorläufer der Sendung war das Frühstücksfernsehen, das die ARD gemeinsam mit dem ZDF 1991 während des Golfkriegs realisierte.
ARD-Wunschkonzert
1984-1998 (ARD). Abendfüllende Musikshow mit Dagmar Berghoff und Max Schautzer.
Deutsche und internationale Stars aus allen Genres, überwiegend des Schlagers, treten auf und singen ihre Hits, die NDR-Big-Band spielt dazu. Es handelt sich angeblich um Musikwünsche von Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys und Berufen, die in der Sendung zu Gast sind und vorgestellt werden. Auf diese Weise können sich regionale Vereine, Schulklassen, Karnevalsprinzen, Fanclubs, Hundezüchter und die späte Jennifer Rush endlich mal einem großen Publikum präsentieren.
Die Show lief vier- bis fünfmal jährlich im unregelmäßigen Wechsel donnerstags um 21.00 Uhr und samstags um 20.15 Uhr. Von 1986 bis 1988 gab es zusätzlich immer am 31. Dezember das „ARD-Silvesterwunschkonzert“. Zur Show erschienen etliche Langspielplatten bzw. CDs. Nach 43 Sendungen traten Berghoff und Schautzer am 29. Oktober 1992 ab. Jahre später wurden zwei einzelne neue Ausgaben gesendet, am 4. Januar 1997 und 3. Januar 1998, jetzt mit Susan Stahnke und Jörg Knör.
Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf
1999 (ZDF). 26-tlg. dt.-schwed.-kanad. Zeichentrickserie nach den Kinderbüchern von Astrid Lindgren („Pippi Longstocking“; 1997–1998).
Generationen von Kindern hatten die Bücher gelesen und die Originalserie Pippi Langstrumpf gesehen, jetzt erlebten Pippi, Tommy und Annika ihre Abenteuer rund um die Villa Kunterbunt erstmals in gezeichneter Form im Vormittagsprogramm.
Atze am Ende
Manfred Krugs Tatort-Nachfolger hört heute auf, und mehr als Manfred Krugs Nachfolger wird Robert Atzorn auch nie gewesen sein, wenn man später auf die Tatort-Geschichte zurückblickt. Immerhin sieben Jahre oberlehrerte er sich schlecht gelaunt durch die Sonntagabende, ohne dabei auch nur ansatzweise die so sympathische Brummeligkeit seines Vorgängers zu verkörpern.
Jetzt ist er offenbar nicht mehr erwünscht, also beschloss Robert Atzorn wie schon so oft zuvor, seine Figur sei auserzählt, und es reizten ihn neue Rollen. Gleichzeitig hatte der NDR-Programmdirektor Volker Herres im vergangenen April ohne ein Wort des Bedauerns mitgeteilt, man sei „überein gekommen, dass es mit der Figur Jan Casstorff nicht weitergehen wird.“
Womöglich glaubte Robert Atzorn, seine Art passe in den Tatort der Gegenwart, doch was bei den anderen Ermittlerteams als freundliche Lockerheit und Humor durchgeht, wirkte bei ihm immer nach aufgesetzter Coolness mit Hang zur Arroganz. Nur ab und zu überraschte er kurz durch politisch erfrischend unkorrekte Geistesblitze. Zu wenig, um ihn nach seinem Abschied ernsthaft zu vermissen.
Und falls doch, schaffen bestimmt die regionalen Tatortwiederholungsspartenkanäle der ARD Abhilfe.
Auch du, mein alter Sack Brutus
Über Römer wusste ich bisher, dass sie spinnen, ihre Stadt zwar nicht an einem Tag erbaut wurde, aber alle Wege dorthin führen, sie einen ständigen Vertreter in Frankfurt und einen berühmten Topf haben und dass es früher dort warm genug war, dass alle das ganze Jahr in Sandalen rumrennen konnten. Das ist doch schon eine ganze Menge. Was soll mir die neue RTL2-Serie Rom also noch beibringen?
Nun, zum einen, dass sich auch im alten Rom zufällig genau all die Dinge ereignet haben, mit denen klassischerweise Fernsehserien gefüllt werden: Beziehungsdramen, Intrigen, Sex, Gewalt und Witze. Man sprach schon so ähnlich wie heute („Brutus, alter Sack!“), kleidete sich aber noch nackter. Die Gebäude wirkten noch nicht so stabil, andererseits stehen einige davon heute noch. Und im italienischen Parlament scheint sich nicht viel geändert zu haben.
Die Serie, von der überall zu lesen ist, sie sei die teuerste Fernsehproduktion in der Geschichte des US-Hochglanzsenders HBO, beginnt etwas zu brutal und etwas zu unübersichtlich. Zwar tragen die meisten Handelnden prominente Namen (Caesar, Cicero, Pompeius, Marc Anton), doch treten zu viele in zu kurzer Zeit auf, um sich gleich jeden merken zu können. Auch habe ich zunächst den Eindruck, eine willkürliche Anhäufung zusammenhangloser, altrömisch wirkender Augenblicke sei alles, womit Sendezeit gefüllt würde.
Doch allmählich kristallisieren sich konkrete Handlungsstränge und die Hauptfiguren heraus, und es ergeben sich einige schöne Szenen, die selbst für Menschen wie mich, die mit dem Sandalenfilm als solchem wenig anfangen können, einen Unterhaltungswert haben. Die alten Sandalenrömer wirken plötzlich im Umgang miteinander so neuzeitlich lebensnah, ihre Unterhaltungen so nachvollziehbar normal.
Die erste Folge birgt eine verpasste Chance, als Caesar sagt, er sei mit seiner Weisheit am Ende. Wäre es nicht viel lustiger, er wäre mit seinem Latein am Ende?
Dennoch: Es menschelt in der Lebensgeschichte des Julius Caesar, die einer der Handlungsstränge ist, die sich über die zwölf Folgen der ersten Staffel erstrecken. RTL2 zeigt ab heute jeden Sonntag zwei davon. Da ich niemandem die Spannung nehmen möchte, weil sich Jochen sonst wieder beklagt, behalte ich für mich, wie es mit Julius Caesar weiterging.
Rom, sonntags ab 20.15 Uhr bei RTL2 (jeweils zwei Folgen)
Auf Bewährung drin
Das eigentlich schon abgesetzte RTL-Strafgericht wird nun doch fortgetzt. Das hat allerdings weniger wie bei diesen Serien mit Fanprotesten zu tun, sondern damit, dass RTL festgestellt hat, dass es ja andere Sendungen im Nachmittagsprogramm gibt, die noch erfolgloser sind, namentlich die Versteckte-Kamera–Legastheniker-Show Ist doch nur Spass.
Es bildet den traurigen Zustand des gegenwärigen Nachmittagsprogramms sehr treffend ab, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem nicht die erfolgreichsten Sendungen fortgesetzt werden, sondern die am wenigsten erfolglosen.
Auf den Spuren seltener Tiere
1964–1972 (ARD). Tierfilmreihe von und mit Eugen Schuhmacher, dessen Tiere noch seltener waren als die in Heinz Sielmanns Expeditionen ins Tierreich und dessen Aufnahmen in noch entlegeneren Ecken aller Kontinente entstanden waren — falls das überhaupt möglich war.
Schumacher zeigte Lederrückenschildkröten, Mandschurenkraniche, Komododrachen, flugunfähige Kormorane, Kaiserpinguine und Galapagos-Seelöwen und erzählte im Studio darüber. Immer anwesend war der Redakteur Ernst Emdrich, der Zwischenfragen stellte, die den Zuschauern an dieser Stelle möglicherweise auch eingefallen wären, und auf einem Globus zeigte, wo die gesehenen Tiere zu Hause sind.
Die Reihe lief mehrmals im Jahr dienstags um 20.15 Uhr und brachte es auf 37 Ausgaben. Schon seit 1955 hatte Schuhmacher als Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks rund 100 Sendungen produziert.
Auf der Suche nach der Welt von morgen
1961-1986 (ARD). Wissenschaftsreihe von Rüdiger Proske, der um die Welt reist und über Zukunftstechnologien berichtet.
Im Stil von Sensationsreportagen staunte Proske vor allem über Logistik und Waffentechnik der Amerikaner und ließ die Zuschauer mitstaunen. Neben Technologie ging es direkt oder indirekt immer auch um Politik: Die frühen Sendungen waren geprägt vom Kalten Krieg und stellten ein Plädoyer dar für die Wiederaufrüstung und den Nato-Beitritt Deutschlands, um die „kommunistische Gefahr“ abzuwenden. Teilweise entstanden die Reportagen mit Unterstützung des Pentagon. Thema der ersten Sendung war die Bedeutung der Raumfahrt für den Menschen — sie bildete über lange Zeit einen Schwerpunkt der Reihe, die dem technischen Fortschritt als Garant für eine bessere Welt vertraute und außer für Raumfahrt auch für Atomkraft plädierte.
Im Rahmen der insgesamt über 80 Ausgaben, die in loser Folge im Abendprogramm gezeigt wurden, liefen auch kleinere Reihen, z. B. 1966 „Dem Leben auf der Spur“ über Vererbung und Genetik. Zeitweise schrieb der spätere „Winnetou“-Komponist Martin Böttcher die Musik zur Sendung.
Proske wurde über die Jahrzehnte ein Fernsehstar. Er erhielt 1967 einen Adolf-Grimme-Preis mit Silber für die Folge „Zum Mond und weiter“.
Auf los geht’s los
1977–1986 (ARD). Große Samstagabendshow mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger, die wie viele andere große Shows an wechselnden Veranstaltungsorten stattfand.
Mehrere Kandidaten kämpfen in verschiedenen Spielen darum, am Ende die meisten Punkte zu haben. Im „A bis Z“-Spiel geht es darum, Begriffe oder Redewendungen zu erraten. Anhaltspunkte sind eine um die Ecke gedachte Beschreibung („dünne Dame, die mitgenommen werden möchte“) und die Zahl der Buchstaben, die durch Striche auf einer elektronischen Anzeige dargestellt werden. Die Kandidaten rufen durcheinander Buchstaben in den Raum, die, wenn sie im Lösungswort enthalten sind, an den richtigen Stellen auftauchen. Wer zuerst den gesuchten Begriff sagt (hier: „anhaltende Dürre“), bekommt einen Punkt.
Das Spiel wird mehrmals pro Sendung gespielt und hat Tempo: Die Runden dauern meist nur zwei Minuten. Auf dem „A bis Z“-Spiel beruht auch das Gewinnspiel für Zuschauer: Die Umschreibung und die Zahl der Buchstaben wird wieder eingeblendet. Ein Prominenter, der per Telefon „Stop!“ sagt, hält ein Laufband an. Der Buchstabe, der dann erscheint, rückt als Hilfe an die entsprechenden Stellen im Wort.
Ein weiteres Spiel heißt „Die 9 Geschworenen“. Die Kandidaten müssen dabei tippen, wie viele Zuschauer aus dem Publikum einer bestimmten Aussage zustimmen, z. B. dass sie schon einmal im Schwimmbad ins Becken gepinkelt haben. Ohne Not gab Fuchsberger zu, dass er es auch schon getan habe, was einen mittleren Skandal auslöste: Empörte Zuschauer beschwerten sich, dass künftige Beckenpinkler sich bei ihrem Tun nun auf den vermeintlich vorbildlichen Showmaster berufen könnten.
Folgen hatte auch ein „9 Geschworenen“-Spiel 1982 bei einer Sendung aus Österreich, in dem die Frage an die Einheimischen lautete, wie viele von ihnen die Deutschen als „Piefke“ bezeichneten. Die Antwort (sechs) tat dem deutsch-österreichischen Verhältnis nicht gut. Die Szene aus der Show tauchte später auch in der Piefke-Saga auf.
Der Kandidat mit den meisten Punkten bekommt im Finale die „Super-Chance“: Er muss innerhalb von 60 Sekunden zehn sachliche Fehler in Sätzen über das aktuelle Zeitgeschehen oder auch Redewendungen korrigieren, die Fuchsberger ihm vorliest. Bei jeder richtigen Antwort darf er eine Treppenstufe erklimmen, die dann aufleuchtet. Nach zehn Richtigen kann er oben entspannt in den Siegersessel fallen.
Zusammensetzung und Zahl der Kandidaten änderten sich im Lauf der Jahre. Zeitweise spielten zwei dreiköpfige Teams von Vereinsmannschaften gegeneinander, zeitweise traten z. B. vier Personen, die am Tag der Sendung Geburtstag hatten, gegeneinander an. Fuchsberger hatte in jeder Sendung eine neue Assistentin, die jeweils aus der Gastgeberstadt kam. Fester Bestandteil der Show war das SWF-Tanzorchester unter der Leitung von Rolf-Hans Müller.
Auf los geht’s los war die höchst erfolgreiche Nachfolgesendung von Spiel mit mir. Die Show lebte vor allem vom Tempo und den originellen Umschreibungen des Buchstabenspiels, litt aber zunehmend unter ihrem Moderator. Während der junge Thomas Gottschalk flapsig und mit zweifelhaften Manieren seinen rasanten Aufstieg begann, nahm man dem so wohlerzogen wirkenden Fuchsberger seinen ungalanten Umgang mit Frauen und seine unbestreitbare Nähe zum Fettnapf übel.
Als peinlich wurde von vielen selbsternannten Wächtern der deutschen Samstagabendshow-Tradition schon empfunden, dass er 1983 eine ganze Sendung im Nachthemd moderierte. Er war zuvor Gast in Frank Elstners Sendung Wetten, dass …? gewesen und hatte dort seine Wette verloren. Der Auftritt im Nachthemd war sein Wetteinsatz. Während der Show trug er gleich mehrere Nachthemden, die ihm Zuschauer nach der Wetten, dass …?-Show geschickt hatten.
Danach wurde es nicht besser. Noch Jahre später fragte sich Fuchsberger öffentlich, warum man ihm übel genommen hatte, dass er einer Frau aus dem Publikum, die sich auf einem von ihr gemachten Polaroidbild nicht gefiel, den Rat gab: „Schauen Sie doch mal in den Spiegel.“ Gar nicht böse sei das gemeint gewesen. Und eine steppende Dicke habe ihn nun einmal an eine „Elefantentanzschule“ erinnert, was soll man da machen. Die Presse schoss sich immer mehr auf Fuchsberger ein. Nach 60 Sendungen waren sich die ARD und Fuchsberger einig, dass es genug sei.
Auf schlimmer und ewig
1997–1998 (RTL); 2000 (RTL 2). 101‑tlg. US‑Sitcom von Ron Leavitt und Arthur Silver („Unhappily Ever After“; 1995–1999).
Gebrauchtwagenverkäufer Jack Malloy (Geoff Person) und seine Frau Jennifer (Stephanie Hodge) sind zwar geschieden und streiten permanent, leben aber zusammen. Ihre Kinder Tiffany (Nikki Cox), Ryan (Kevin Connolly) und Ross (Justin Berfield) sowie Jennifers Mutter Maureen (Joyce Van Patten) leben ebenfalls im Haus. Jack verbringt seit der Scheidung viel Zeit mit Mr. Floppy, einem Plüschhasen, der zu ihm spricht.
Ron Leavitt war einer der Erfinder von Eine schrecklich nette Familie, was in dieser Serie nicht zu übersehen war. Die Beleidigungen waren die gleichen, ebenso die Konstellation dummes Kind/kluges Kind. Lediglich das dritte Kind, die Mutter und der Hase waren zu viel.
RTL zeigte 40 Folgen am Samstagnachmittag, die weiteren Folgen liefen bei RTL 2 werktags am Vorabend.