Aktenzeichen XY… ungelöst
Seit 1967 (ZDF). Fahndungsmagazin.
Zehnmal jährlich werden Zuschauer um ihre Mithilfe bei der Aufklärung von Verbrechen gebeten. In mit unbekannten Schauspielern gedrehten Filmbeiträgen werden die Fälle nachgestellt, anschließend im Gespräch mit einem der ermittelnden Polizisten weitere Details genannt und die Telefonnummer der Dienststelle angegeben, die „sachdienliche Hinweise“ entgegennimmt. Dafür zuständig sind auch die „Aufnahmestudios“ der beteiligten Sender. Am späten Abend gab es jahrzehntelang einen fünfminütigen Nachklapp, in dem die bisherigen „Zuschauerreaktionen“ zusammengefasst werden.
Nach der sechsten Sendung am 7. Juni 1968 konnte zum ersten Mal ein Mordfall durch Zuschauerhilfe aufgeklärt und der bis dahin unbekannte Täter zwölf Stunden nach der Ausstrahlung festgenommen werden. Im Laufe der Jahre wurden nach Angaben des ZDF 40 % der in der Sendung gezeigten Fälle aufgeklärt. Eduard Zimmermann hatte die Sendung konzipiert, betreute sie redaktionell und moderierte sie. Er erhielt dafür neben zahlreichen Fernsehpreisen den Bayerischen Verdienstorden, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und das Bundesverdienstkreuz. Zimmermann und sein Konzept waren von Anfang an umstritten. Die ARD übte in einem Beitrag unter dem Titel „Zimmermanns Jagd“ in der Sendung Zeichen der Zeit am 25. September 1970 deutliche Kritik. Anfang 1981 forderte die Vereinigung sozialdemokratischer Juristen die Absetzung, weil XY ein ganzes Volk zu Hilfspolizisten mache. Die Verlagerung der Strafverfolgungskompetenz von der Staatsanwaltschaft auf das Fernsehen sei „rechtsstaatlich höchst bedenklich“. Noch 1989 lehnten ARD-Verantwortliche das Konzept als „Menschenjagd in öffentlich-rechtlichen Medien“ ab, es koppele „Unterhaltung mit polizeilicher Ermittlungsarbeit“. Kritisiert wurde nicht zuletzt, dass Aktenzeichen XY die Fälle nicht selbst redaktionell auswählte, sondern sich vollständig auf die Staatsanwaltschaft verließ. „Jedes Wort und jedes Bild, das über den Sender geht, wird von den zuständigen Ermittlungsbehörden initiiert und mitgetragen“, erläuterte Zimmermann. Die Problematik wurde 1986 besonders deutlich, als Aktenzeichen XY Videoaufnahmen von Demonstranten zeigte, die gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf protestiert hatten. 10 000 Mark seien als Belohnung ausgesetzt, sagte Zimmermann. Vor Millionen Zuschauern als „Gewalttäter“ präsentiert, wurde einer der Männer zwei Jahre später zu 900 Mark Geldstrafe verurteilt — wegen versuchter Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Versammlungsverbot. Die ausgesetzten Belohnungen kamen laut Zimmermann aus verschiedenen Quellen. Das ZDF bemühe sich, „dass es auf jeden Fall ein Belohnung gibt. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt das ZDF auch eigene Mittel zur Verfügung“.
Für die Masse der Zuschauer war das größere Problem der einstündigen Sendung, dass sie Albträume produzierte. In den 70er-Jahren, als jede Krimifolge noch mit dem beruhigenden Gefühl endete, dass die Polizei am Ende immer gewinnt und die Täter nie davonkommen, bildete Aktenzeichen XY dazu einen verstörenden Kontrast, da ja jeder Filmfall bedeutete, dass da draußen ein gefährlicher Täter noch frei herumläuft. Die Inszenierung der Filmfälle war durch explizite Hölzernheit geprägt, die sich perfekt mit den Auftritten der um Orientierung und Fassung ringenden Beamten im Studio ergänzte, die angestrengt beinahe verbfreie Sätze im Polizeideutsch aufsagten. Zum markanten Stil gehörte auch die „Riffelglas-Wischblende“, erstmals am 10. Oktober 1969 eingesetzt, die jahrzehntelang einen Standortwechsel symbolisierte und tatsächlich durch das Schieben einer geriffelten Glasscheibe vor die Kamera gefilmt wurde. Weitere markante Erkennungszeichen waren Sätze wie „Was nun im Haus passiert, ist mit normalem Menschenverstand nicht zu erklären“ oder „Zu diesem Zeitpunkt weiß … noch nicht, dass sie ihr Elternhaus nie wiedersehen wird“ oder auch „… ist ein freundlicher, bei Kollegen geschätzter, aber unauffälliger Büroangestellter. Doch er hat auch eine dunkle Seite: seine homophilen Neigungen. Frauen sagen ihm nichts“, und vor allem der Aufruf nach einer möglichen Identifizierung von Indizien: „Wer hat diesen Topflappen schon einmal gesehen?“
Erst ab ungefähr 2002 setzte Aktenzeichen XY zunehmend auf neue Regisseure und eine hochwertigere, oft künstlerische und stark emotionalisierende filmische Umsetzung. Nicht alle Schauspieler in Aktenzeichen XY waren oder blieben unbekannt. Glücksrad-Moderator Peter Bond tauchte in sieben Fällen auf, Rolf Schimpf in vier. Außerdem wirkten u. a. mit: Jochen Busse, Sabine Kaack, Marion Kracht und Robert Atzorn. Sprecher vieler Fälle war Wolfgang Grönebaum, den die meisten Zuschauer als Egon Kling aus der Lindenstraße kennen.
Zimmermanns Konzept wurde auch international ein großer Erfolg. Bereits am 15. März 1968 beteiligte sich das österreichische Fernsehen, am 24. Januar 1969 zog das Schweizer Fernsehen nach. Andere Länder nahmen eigene Sendungen ins Programm: 1982 startete in den Niederlanden „Opsporing Verzocht“, ab 1984 zeigte die BBC „Crimewatch UK“, ab 1987 lief in den USA „America’s Most Wanted“. Andere XY-Varianten liefen in Israel, Kanada, Polen, Ungarn und Neuseeland. Sat.1 versuchte sich an einer eigenen Variante namens Fahndungsakte.
Peter Hohl war Zimmermanns Assistent bis 1979, dann übernahm die Kriminalkommissarin Irene Campregher die Co-Moderation. Ab dem 6. November 1987 folgte ihr auf diesem Posten Zimmermanns Tochter Sabine. Moderator im Studio Wien war Teddy Podgorsky, ab 10. Dezember 1972 Peter Nidetzky. Im Studio Zürich moderierte Werner Vetterli, ab 16. Januar 1976 Konrad Toenz. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 gab es für ein halbes Jahr ein Studio in Berlin-Adlershof, als die DFF-Länderkette die Sendung übernahm. Moderatorin dort war Annette Judt. Am 24. Oktober 1997 verabschiedete sich Eduard Zimmermann in der 300. Sendung von den Zuschauern, neuer Moderator wurde der Rechtsanwalt Butz Peters gemeinsam mit Sabine Zimmermann. Am 25. September 1998 übernahm Stephan Schifferer als Moderator im Studio Zürich die Nachfolge von Konrad Toenz. Butz Peters schied nach gut vier Jahren aus, Rudi Cerne wurde ab 18. Januar 2002 neuer Moderator. Ende desselben Jahres stieg das österreichische Fernsehen ORF aus der Koproduktion aus. Anfang 2004 erhielt die Sendung, nachdem sie 37 Jahre am Freitag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde, einen neuen Sendeplatz am Donnerstag um 20.15 Uhr. Die Kurzausgabe mit Zuschauerreaktionen am späten Abend fiel ab jetzt weg. Und nun verabschiedete sich auch das Schweizer Fernsehen aus der Zusammenarbeit.
2008 setzte es schon wieder einen neuen Sendetag, diesmal verbunden mit einer Verlängerung der Sendezeit: Von nun an liefen die jährlichen zehn Ausgaben mittwochs um 20.15 Uhr und dauerten je 90 Minuten.
Aktion Sorgenkind
1964–2000. Fernsehlotterie und Spendenkampagne zugunsten behinderter Kinder.
Die Aktion Sorgenkind war nach der ARD-Fernsehlotterie Ein Platz an der Sonne die zweite deutsche Fernsehlotterie. Den Anstoß gab die Contergan-Katastrophe: Tausende Kinder waren mit verstümmelten Gliedmaßen zur Welt gekommen, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft das Schlafmittel eingenommen hatten, und bekamen keinen Schadenersatz vom Hersteller. In der Folge rückten auch Kinder, die an anderen körperlichen oder geistigen Behinderungen litten, und ihre oft große finanzielle Not ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Als Reaktion gründete das ZDF nach einem Konzept von Hans Mohl gemeinsam mit mehreren Wohlfahrtsverbänden 1964 nur eineinhalb Jahre nach dem ZDF-Sendestart die Aktion Sorgenkind. Sie bestand von Anfang an aus der Kombination einer Lotterie mit großen Unterhaltungsshows einerseits und Spendenaufrufen, Benefiz-Veranstaltungen und Berichten über Hilfsprojekte andererseits. Informationssendungen zur Aktion Sorgenkind liefen unter den Titeln Bilanz der guten Taten (1967–1973), Beispiele guter Taten (1970–1977), Die große Hilfe (1976–1995), Danke schön (1979–1991), Aktion 240 (1992–1994) und Mach mit (1994–2002). Bis 1992 liefen diese Sendungen meistens direkt im Anschluss an die Fernsehlotterie-Shows. Dabei handelte es sich in chronologischer Reihenfolge um: Vergissmeinnicht, Drei mal neun, Der große Preis, Goldmillion, Wunder-Bar und Das große Los.
Im Jahr 2000 wurde die Aktion Sorgenkind, nicht zuletzt aufgrund jahrelangen Drucks der Betroffenen, in Aktion Mensch umbenannt. Bis dahin waren rund 1,5 Milliarden € Reinerlös durch Lotterie und Spenden zusammengekommen.
Akut
1992–1993 (Sat.1). Sensationsmagazin mit Karlo Malmedie.
Im August 1992 zeigte das Magazin in einem kritischen Beitrag über die „Gesellschaft für humanes Sterben“ Ausschnitte aus einem Video, das ein 51-jähriger Selbstmörder von seinem eigenen Tod gedreht hatte. Er hatte sich die Selbstmordanleitung von der Gesellschaft besorgt; die Ausstrahlung sollte beweisen, so die Redaktion, wie grausam der Todeskampf entgegen der Versprechen der Gesellschaft sei. Ausführlich war zu sehen, wie der Mann röchelnd und würgend nackt in einer Badewanne lag, nachdem er ein tödliches Medikament eingenommen hatte. Die „Bild“-Zeitung hatte den Skandal bereits vorher quotenwirksam ankündigen dürfen.
Auch auf einen Beitrag aus der letzten Akut-Sendung stieg die befreundete Springer-Presse groß ein: Akut brachte Thomas Gottschalk mit Scientology in Verbindung. Der Sat.1-Programmdirektor Heinz Klaus Mertes, der kurz vorher die Absetzung des Magazins beschlossen hatte, entschuldigte sich daraufhin bei Gottschalk und bot ihm eine Berichtigung im Sat.1-Programm an.
Akut lief mittwochs, ab 1993 montags gegen 22.00 Uhr. In der letzten Ausgabe verabschiedete sich das Magazin mit den Worten: „Das war Akut. 76-mal zeigten wir Ihnen die Härten des Lebens, jetzt hat uns selbst die Härte erwischt.“ Nachfolger wurde AlSo — allerdings am Sonntagmorgen.
Al in L.A.
Wer wissen will, was Ed O’Neill in all den Jahren gemacht hat, seit er nicht mehr Al Bundy ist, oder wer sich dafür interessiert, wie Law & Order-Produzent Dick Wolf die 50er-Jahre-Serie Polizeibericht, die schon Vorlage für den deutschen Krimiklassiker Stahlnetz war, in die Neuzeit überträgt, der kann sich heute die neue Serie Polizeibericht Los Angeles anschauen, denn darin spielt Ed O’Neill die Hauptrolle. Wer nicht, nicht. Denn es passiert in der heutigen Zeit ja nicht grundlos, dass die deutsche Erstausstrahlung einer amerikanischen Krimiserie an Super RTL gefallen ist.
Polizeibericht Los Angeles, sonntags um 21.50 Uhr bei Super RTL (jeweils zwei Folgen).
Alarm für Cobra 11 — Die Autobahnpolizei
Seit 1996 (RTL). Dt. Actionserie von Hermann Joha. „Ihr Revier ist die Autobahn. Ihr Tempo ist mörderisch. Ihre Gegner: Autoschieber, Mörder und Erpresser. Einsatz rund um die Uhr für die Männer von Cobra 11. Unsere Sicherheit ist ihr Job!“
Ein Team von Polizisten löst Kriminalfälle auf der Autobahn. Sie liefern sich Verfolgungsjagden mit anderen Autos, bis irgendwas explodiert, oder sie ermitteln gegen Gangster, die sich Verfolgungsjagden geliefert haben, bis irgendwas explodiert ist. Hauptkommissar Frank Stolte (Johannes Brandrup) bekommt nach dem Tod seines Partners Ingo Fischer (Rainer Strecker) schon in Folge 3 einen neuen Kollegen zur Seite: Semir Gerkhan (Erdogan Atalay). Anfangs passt ihm das nicht, doch dann werden sie ein gutes Team und sind ständig in Gefahr. Frank ist ein Draufgänger, der Türke Semir der ruhigere Typ, der überlegt, bevor er handelt. Er ist immer bester Laune und sieht alles positiv. 1997 wird ihm Hauptkommissar André Fux (Mark Keller) als neuer Partner zugeteilt. André ist ein Draufgänger, außerdem ein hervorragender Autofahrer, der keinen anderen ans Steuer lässt. Semir kritisiert jedoch ständig seinen Fahrstil. André stirbt im Mai 1999 bei einem Einsatz auf Mallorca im Kampf mit einem Waffenhändler, und Kommissar Tom Kranich (René Steinke) wird Semirs Kollege. Kranich ist ein Draufgänger, außerdem ein wenig schusselig und vergesslich. Es gibt Reibereien zwischen Semir und Tom, doch sie werden gute Freunde. Tom quittiert den Polizeidienst im Frühjahr 2003, nachdem seine schwangere Freundin durch eine Bombe getötet wurde, die für ihn bestimmt war. Jan Richter (Christian Oliver) wird im Herbst Semirs nächster Partner. Jan ist ein Draufgänger, aber noch unerfahren, denn er kommt direkt von der Polizeischule. Auch die beiden mögen sich anfangs nicht, werden aber ein tolles Team. 2005 kommt Tom zurück. Tom ist ein Draufgänger, aber das wissen wir ja schon. Im März 2007 scheidet Tom ein weiteres Mal aus dem Dienst, diesmal aber mit deutlich geringeren Chancen auf eine Rückkehr. Er wird bei einem Einsatz von Chris Ritter (Gedeon Burkhard) erschossen, der daraufhin Semirs neuer Partner wird. Chris ist ein Draufgänger, der zehn Jahre im Undercover-Einsatz war. Und die Sache mit Tom ist einfach blöd gelaufen. Chris selbst wird nur ein Jahr später erschossen. Sein Nachfolger wird Ben Jäger (Tom Beck). Ben ist von Haus aus Karrierist, aber auch ein kleines bisschen Draufgänger.
Die ursprüngliche Chefin der Polizisten, Katharina Lamprecht (Almut Eggert), wird nach kurzer Zeit von Anna Engelhardt (Charlotte Schwab) abgelöst, einer bei Bedarf strengen, aber im Zweifelsfall verständnisvollen Vorgesetzten. Wenn ihre Jungs nur nicht so viele Autos zu Schrott führen! Zum Revier gehören außerdem die Sekretärin Regina Christmann (Nina Weniger) – sie wird im Oktober 1997 von Andrea Schäfer (Carina Wiese) abgelöst -, und die uniformierten Streifenbeamten Horst „Hotte“ Herzberger (Dietmar Huhn) und Meier 3 (Sven Riemann), der wiederum nach kurzer Zeit durch Dieter Bonrath (Gottfried Vollmer) ersetzt wird. Auch Hotte und Dieter werden ein eingespieltes Team, das sich blind versteht – aber auf ganz anderer Ebene als die Hauptakteure. Sie sind zwei trübe Tassen – vor allem Dieter ist ein dröger Tollpatsch -, die ihren Dienst nach Vorschrift erledigen, am Schreibtisch oder im Dienstporsche, aber gelegentlich dann doch der Welt beweisen wollen, dass sie auch was drauf haben. Andrea ist eine echte Hilfe für Semir und André oder Tom oder Jan, sie findet in Sekundenschnelle jede nützliche Information im Computer und weiß genau, was die Jungs im Einsatz benötigen. Sie und Semir werden ein Paar und heiraten im Herbst 2004. Ihre Nachfolgerin Petra Schubert (Martina Hill) wird Toms Freundin, doch bevor die beiden die Beziehung öffentlich manchen, wird der Arme ja schon erschossen. Sie geht auch, und Susanne König (Daniela Wutte) übernimmt das Sekretariat. Nach mehr als zehn Jahren bekommt die Autobahnpolizei 2009 eine neue Chefin: Polizeioberrätin Kim Krüger (Katja Woywood) übernimmt Anna Engelhardts Posten.
Die aus vielen Stunts bestehende Serie wurde auf Anhieb ein großer Erfolg und erreichte bis zu 10 Millionen Zuschauer. Hermann Johas Produktionsfirma action concept entwickelte daraufhin noch weitere Actionserien für RTL, darunter Der Clown und Die Motorradcops – Hart am Limit. Handlung gab es im Grunde nur, um mehrere Explosionen in einer Folge notdürftig miteinander zu verbinden. Das sagten sogar die Macher selbst, die herausfanden, dass die Serie am besten funktioniert, wenn es genau drei Stunts gibt: Einen am Anfang, einen am Ende und einen in der Mitte, kurz vor einer Werbepause. Die Geschichten mussten in dieses Korsett passen. Und da schon die Explosionen keinen Anspruch auf Plausibilität hatten, machte es keinen Unterschied, wenn auch die Plots haarsträubend waren und nicht ganz klar wurde, worum es eigentlich ging. Durch die Stunts wurde die Serie teuer: Von 1,5 Millionen DM pro Folge war die Rede. Der außerordentliche Erfolg beim Publikum glich das spielend wieder aus. Nachzügler, die das Format kopieren wollten, hatten dagegen keine Chance, wie Sat.1 mit Zugriff erfahren musste. Nach dem Überraschungscoup der Autobahnpolizisten wurden auch etablierte Krimiserien auf mehr Action getrimmt, darunter Kommissar Rex, Balko, Wolffs Revier, Der Fahnder und Schimanski.
In der Folge „Sonnenkinder“ am 31. März 1998 spielte RTL-Chef Helmut Thoma eine kleine Gastrolle, die eigentlich nur ein interner Gag war: Man sieht ihn im Porsche auf der Autobahn, und er sagt: „Nicht schon wieder eine Krankenhausserie. Langsam kommt aus diesem Fernsehen Karbolgeruch raus. Was wir brauchen, ist Action.“ Sein Beifahrer erwidert: „Fliegende Autos, Action. Sowas gibt es doch in der Wirklichkeit nicht.“ Daraufhin fährt der Porsche auf ein vor ihnen liegendes Autowrack, wird durch die Luft und über eine Autobahnbrücke geschleudert, landet auf der anderen Seite und fährt weiter. Thoma trocken: „Das gibt’s net?“
Hauptdarsteller Erdogan Atalay wurde so etwas wie der Matula von RTL. Wie Claus Theo Gärtner in Ein Fall für zwei war er ursprünglich nur der zweite Mann, blieb dann aber standhaft dabei, während ein Partner nach dem anderen ausgewechselt wurde. Für den mittelmäßig talentierten deutschen Schauspieler Christian Oliver war die Rolle des Jan Richter die erste Hauptrolle in einer einheimischen Serie. Er hatte zuvor jahrelang in den USA gelebt und neben mehreren Gastrollen eine Hauptrolle in der mittelmäßigen Sitcom California Highschool 2 gespielt.
Nachdem RTL über Jahre festgestellt hatte, dass trotz etlicher Darstellerwechsel die Serie ungebrochenen Erfolg hatte, startete im Frühjahr 2003 mit gleichem Konzept und neuen Darstellern der Ableger Alarm für Cobra 11 – Einsatz für Team 2 mit ähnlich hohen Einschaltquoten.
Bisher rund 200 einstündige Folgen liefen erst dienstags, ab Herbst 1998 donnerstags um 20.15 Uhr.
ALF
1988–1991 (ZDF). 100-tlg. US-Sitcom von Paul Fusco und Tom Patchett („ALF“; 1986–1990).
Die Außerirdische Gordon Shumway stürzt mit seinem Raumschiff in die Garage der Familie Tanner. Vater Willie (Max Wright), Mutter Kate (Anne Schedeen), Tochter Lynn (Andrea Elson) und der jüngere Sohn Brian (Benji Gregory) nehmen ihn notgedrungen bei sich auf und nennen ihn Alf, eine Abkürzung für Außerirdische Lebens-Form. Alf kommt vom Planeten Melmac, der bei einer Nuklearkatastrophe explodiert ist. Er ist ungefähr 90 cm groß, etwa 230 Jahre alt und hat ein orange-braunes Fell. Seine Lieblingsspeise sind Katzen, was das Leben für Familienkater Lucky deutlich erschwert. Natürlich krümmt er ihm kein Haar, denn seine zweite Lieblingsspeise ist alles, was da ist, notfalls sogar Kates Hackbraten.
Willie ist ein liebenswerter Familienvater, ein wenig verwirrt, nicht sehr entscheidungsfreudig, manchmal wachsen ihm die Probleme über den Kopf. Kate ist entschiedener, vor allem wenn es darum geht, Alf zurechtzuweisen. Sie steht ihm äußerst skeptisch gegenüber. Lynn ist ein typischer Teenie, sie telefoniert viel und hört Musik. Und Brian ist sofort hellauf begeistert, einen neuen Spielkameraden gefunden zu haben. Alf bringt das Leben der Familie komplett durcheinander und richtet ständig Chaos an.
Alf: „Mir fällt auf, dass du eine Menge Zeit mit Reparaturen verbringst.“
Willie: „Weil du eine Menge Zeit damit verbringst, alles kaputtzumachen.“
Alf: „Wie schön, dass sich unsere Hobbys so gut ergänzen.“
Oder er ist einfach nur im Weg, weil er sich weigert, seinen Platz vor dem Fernseher zu räumen.
Willie: „Gibt es denn gar nichts anderes für dich als Kühlschrank und Fernseher?“
Alf: „Für mich ist das Abwechselung genug. Im Kühlschrank ist immer was Frisches, und im Fernsehen gibt es immer Konserven.“
Zusätzliches Problem: Niemand darf Alf sehen, weil sonst die Weltraumbehörde auf ihn aufmerksam werden könnte. Deshalb muss er sich immer in der Küche verstecken, wenn beispielsweise die aufdringlichen Nachbarn Raquel (Liz Sheridan) und Trevor Ochmonek (John LaMotta) zu Besuch kommen. Trotzdem lernt Alf im Laufe der Zeit mehrere Freunde kennen, z.B. Kates Mutter Dorothy (Anne Meara), Ochmoneks Neffen Jake (Josh Blake), Willies Bruder Neal (JM J. Bullock) und den Psychiater Larry (Bill Daily). Nach drei Jahren bekommt die Familie Nachwuchs: Sohn Eric (J.R. und Charles Nickerson) wird geboren. Kurz darauf nehmen zwei alte Freunde von Melmac Kontakt zu Alf auf. Skip und Rhonda, für Alf die Liebe seines Lebens, haben gerade einen Planeten gekauft und wollen gemeinsam mit Alf dort einen neuen Melmac aufbauen. Nach langem Überlegen entschließt sich Alf, die Tanners zu verlassen und mitzukommen. Als er auf einem Feld außerhalb der Stadt von Skip und Rhonda abgeholt werden soll, wird Alf plötzlich von der Weltraumwache umstellt, die die Funksignale mitgehört hat. Das Raumschiff und auch die Tanners sind für ihn nicht mehr erreichbar.
Liebevolle Comedy, in der große Mengen subtiler Mediensatire durch ebensolche Mengen Holzhammer-Humor aufgewogen wurden. In den USA war die Serie erfolgreich, in Deutschland löste sie eine Massenhysterie aus. Das offene Ende war als Cliffhanger für die nächste Staffel gedacht. Die Folge „Die Entscheidung“ war bereits abgedreht, als die Produzenten von der Einstellung der Serie erfuhren.
Die Alf-Figur wurde in der Serie teilweise mechanisch gesteuert, bei notwendigen Ganzkörperbewegungen steckte der Kleinwüchsige Michu Meszaros im Fellkostüm. Das ZDF zeigte die Episoden erst dienstags um 17.45 Uhr, später freitags zu dieser Zeit, dort oft auch mit zwei Folgen am Stück. Eine Doppelfolge, in der Alf im Traum die Moderation des amerikanischen Late-Night-Klassikers „Tonight Show“ übernimmt, wurde in Deutschland nie gezeigt, wohl weil man damals glaubte, der Deutsche an sich könne mit diesem Sendeformat nichts anfangen. Alfs Spruch „Null Problemo“ ging in den Sprachgebrauch ein, Tommi Piper wurde als Alfs deutsche Stimme berühmt. Alf-Puppen und haufenweise andere Fanartikel verkauften sich blendend, darunter jede Menge Alf-Bücher.
Neben dieser Serie wurden zwei Zeichentrickserien mit Alf produziert, und seit dem Ende des Originals verging kaum ein Jahr, in dem es nicht in irgendeinem Sender wiederholt wurde. 1996 kam „Alf – Der Film“ in die deutschen Kinos, jedoch ohne die Familie Tanner. 2004 tauchte Alf in den USA ein weiteres Mal auf. Nach jahrelanger Abwesenheit wurden in einem Kabelsender mehrere Folgen von „ALF’s Hit Talk Show“ gezeigt, in der Alf in klassischem Late-Night-Stil am Schreibtisch sitzt und prominente Gäste empfängt.
Alf — Erinnerungen an Melmac
1990 (Sat.1). 26-tlg. US-Zeichentrickserie („ALF“; 1987-1990).
Ableger der erfolgreichen Sitcom ALF. Zu Beginn führte die Original-Alf-Puppe in die Folge ein. Der Rest war animiert und zeigte Alfs Erlebnisse auf seinem Heimatplaneten Melmac, bevor er zur Familie Tanner kam.
Sat.1 zeigte die Serie wöchentlich mittwochs um 14.00 Uhr.
Alf im Märchenland
1991 (Sat.1). 21-tlg. USZeichentrickserie („ALF Tales“; 1989-1990).
Noch ein Ableger der erfolgreichen Sitcom ALF. In diesem sah man Alf als Trickfigur in der Rolle verschiedener bekannter Märchenhelden. Lief montagmittags.
Alfred Hitchcock zeigt
1959–1969 (ARD); ORB (1999); HR (2000). US-Kurzfilmreihe („Alfred Hitchcock Presents“; 1955–1962; „The Alfred Hitchcock Hour“; 1962–1965).
In der Reihe wurden spannende oder gruselige Kriminalfilme verschiedener Regisseure mit wechselnder Besetzung gezeigt, die von Alfred Hitchcock lediglich an- und abmoderiert wurden. Auch in der deutschen Fassung moderierte Hitchcock selbst, d. h. er wurde nicht synchronisiert. Bei der Produktion in den USA wurde jede Anmoderation gleich dreimal mit Hitchcock selbst aufgezeichnet: in englisch, deutsch und französisch. Durch die Art seiner Moderation nahm Hitchcock wieder etwas von der Spannung heraus. Zwar hatten auch die sonst düsteren Filme selbst oft humoristische Momente, doch hellte vor allem Hitchcocks ironischer Unterton die Serie auf. Im Original nahm er außerdem gelegentlich die Sponsoren der Serie auf den Arm.
Bei rund 20 der im Original fast 400 Folgen führte Hitchcock zusätzlich selbst Regie. Die ARD zeigte sechs dieser Folgen und 41 insgesamt, die letzten zwölf ab 1966 mit 45 Minuten Länge. Die Sendezeit der Serie war in den USA nach sieben Jahren von 25 auf 45 Minuten verlängert, die Serie außerdem umbenannt worden. In Deutschland blieb der Sendetitel bestehen. Einige weitere der Hitchcock-Folgen liefen 1999 im ORB im Originalton mit deutschen Untertiteln, der HR zeigte im folgenden Jahr noch ein paar Folgen in deutscher Synchronisation. 1985 entstand eine Neuauflage, die in Deutschland bei RTL lief.
Alfred Hitchcock zeigt
1988–1991 (RTL). 80-tlg. US-Kurzfilmreihe („Alfred Hitchcock Presents“; 1985–1988).
Neuauflage der gleichnamigen Serie aus den 50er-Jahren. Nach Hitchcocks Tod wurden seine alten Anmoderationen aus der Originalserie eingefärbt und neue Filme hinzugefügt. Das Konzept blieb unverändert. Jede Episode war 25 Minuten lang.