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Breaking Mad

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 13:01

Für ein paar Jahre war es sehr gut, dass es das Privatfernsehen gab, weil den Zuschauern die meisten amerikanischen Serien sonst vorenthalten worden wären. Heute hat sich die Situation gedreht, und aus dem gleichen Grund ist es heute gut, dass es das öffentlich-rechtliche Fernsehen gibt.

Natürlich zeigen auch die Privaten weiterhin viele US-Serien — es sei denn, sie spielen nicht an Tatorten oder in Krankenhäusern. Experimente wagt schon lange kein großer Privatsender mehr, gezeigt werden nur noch die Serien, die schon seit Jahren gezeigt werden, oder Serien, die so sind wie die, die schon seit Jahren gezeigt werden. Die neue Vox-Serie Leverage über eine Gruppe moderner Robin Hoods, die korrupte Geschäftsmänner und reiche Betrüger bestehlen und offenbar gern „Ocean’s Five“ wären, fällt zwar sogar noch halbwegs aus dem Rahmen, aber große Augen vor Überraschung oder Faszination wird dabei niemand machen.

Die Perlen, die neuen Serien, die von Fans und Kritikern schnell zum Kult erklärt und mit Preisen überhäuft wurden, sind inzwischen wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. Bei zdfneo beginnt heute Mad Men, eine Serie, die in den frühen 1960er-Jahren bei einer New Yorker Werbeagentur spielt. Die großen Werbeagenturen haben ihren Sitz in New York auch heute noch in der Madison Avenue, und daher leitet sich der Name der Serie über die Männer von der Madison ab, kurz: Mad Men.

Die Serie braucht eine Weile, bis sie in Gang kommt, und wer nur die ersten beiden Episoden sieht, hat es beim Versuch, ihre Handlung zu beschreiben, nicht leicht, weil eigentlich keine erkennbar ist. Rauchende Männer denken sich Werbeslogans aus, trinken, graben die neue Sekretärin an und schlafen mit anderen Frauen als der eigenen. Hauptsache, es wird bei jeder Gelegenheit geraucht, sogar bei der gynäkologischen Untersuchung, um zu zeigen: Hey, dies sind die 60er! Erst später erkundet die Serie die geheimnisvollen Hintergründe ihrer Hauptfigur Don Draper (Jon Hamm) tiefer und wird zu dem, was ihr in drei aufeinanderfolgenden Jahren den Emmy als beste Dramaserie eingebracht hat.

Sofort packend ist Breaking Bad, was ab Samstag bei arte zu sehen ist. Ein 50-jähriger Chemielehrer ändert nach der Diagnose Lungenkrebs sein Leben. Er hört nicht etwa auf zu rauchen. Denn er hat nie geraucht. Er fängt an, Crystal Meth herzustellen, und dank seiner Chemiekenntnisse fabriziert er das geilste und reinste Zeug, das auf dem Markt ist. Um einen erfahrenen Partner für den Vertrieb zu haben, tut er sich mit einem drogensüchtigen Volltrottel zusammen, der früher mal in seine Klasse ging.

Die Serie ist keine Comedyserie wie Weeds. Sie ist ein Drama über die Abgründe eines Menschen und der Gesellschaft. Walter White (Bryan Cranston) will mit den Einnahmen seine Behandlung bezahlen, für die seine Krankenversicherung nicht aufkommt. Und sie zeigt schonungslos, wie schnell und wie tief man in ein kriminelles Milieu voller Gewalt abrutschen kann, wenn man erst mal angefangen hat. Cranston, der vorher den Vater der Prollfamilie aus Malcolm mittendrin spielte, verkörpert den todkranken Chemielehrer, der zwischen Verzweiflung und Entschlossenheit schwankt, so grandios, dass er drei Jahre hintereinander den Emmy als bester Drama-Darsteller erhielt.

Beide Serien zusammen gewannen insgesamt 19 Emmys in den drei Jahren, die sie jetzt jeweils auf Sendung sind, und erhielten 65 Emmy-Nominierungen. Das ist schon ziemlich viel in so kurzer Zeit.

Kurz ist natürlich relativ. Für Fans, die seit dem US-Start auf eine deutsche Ausstrahlung im Free-TV warten, sind drei Jahre ein eher langer Zeitraum. Im Privatfernsehen, für das schon die Ausstrahlung von Desperate Housewives als experimentell durchgeht, wären solche Serien heute nicht mehr denkbar.

Jetzt kommen die Serien ins deutsche Free-TV, und man kann natürlich argumentieren: Wenn sie bei arte oder ZDFneo kommen, könnten sie auch genauso gut gar nicht kommen. Wer soll sie da finden? Beide Sender spielen auf dem deutschen Fernsehmarkt kaum eine Rolle. Die Antwort ist: Fans. Dass sie keine massentaugliche Ware für den Allerweltszuschauer produzieren, wussten die Macher beider Serien von Anfang an. Deshalb laufen beide Serien in den USA beim Kabelsender AMC, der bis vor kurzem davon lebte, Schwarzweißfilme zu wiederholen (AMC steht für American Movie Classics) und nichts zu verlieren hatte. Bis heute gibt es bei AMC nur zwei eigenproduzierte Serien: Mad Men und Breaking Bad. Vorher spielte der Sender im amerikanischen Fernsehen kaum eine Rolle. Warum sollten die kleinen deutschen Sender nicht auch von ihrem Mut profitieren?

Leverage, mittwochs um 22.15, Vox.
Mad Men, mittwochs um 22.30 Uhr, zdfneo.
Breaking Bad, samstags um 22.00 Uhr, arte.

Bretter, die die Welt bedeuten

Sonntag, 10. Januar 2010, 02:19

1981-1982 (ARD). „Erfahrungen einer jungen Schauspielerin“. 8-tlg. dt. Theaterserie von Dieter Wedel und Til Erwig, Regie: Dieter Wedel, Tom Toelle, Harald Clemens und Clois Hawlik.

Andrea Schilling (Ute Christensen) bekommt nach zwei Jahren Schauspielunterricht ihr erstes Engagement: am Stadttheater Neubern. Das ganz große Talent ist sie nicht, aber Inspizient Etzold (Klaus Herm) kümmert sich um sie. Etzold ist selbst gescheiterter Schauspieler und versucht seine Tochter Susanne (Dietlinde Turban) davon abzuhalten, ebenfalls Geschmack am Theater zu finden. Intendant in Neubern ist Kretschmann (Hans Häckermann), Oberspielleiter ist Gehlen (Siegfried W. Kernen). Nachdem sie reichlich tragische Geschichten von ehemaligen und verhinderten Stars erlebt hat, verlässt Andrea das Theater für eine Schallplattenkarriere. Ob ihr Talent dazu ausreicht, ist fraglich, aber wenigstens sieht sie klasse aus.

Die einstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Brigitte

Mittwoch, 26. Oktober 2005, 14:13

Ein wunderbares Fernsehlexikon, das mit ebenso viel Liebe wie Akribie so ziemlich jede Sendung auflistet, die je im deutschen Fernsehen gelaufen ist.

Brigitte Nielsen will nicht mehr die dicksten Kartoffeln haben

Sonntag, 6. Juli 2008, 21:17

Bevor sie nach Deutschland geflogen ist, um sich von einem Arzt in Darmstadt 20 Jahre jünger operieren zu lassen, hat sich Brigitte Nielsen sicherheitshalber noch mit Jackie Stallone getroffen, der Mutter ihres Ex-Mannes Sylvester. Die soll so etwas sein wie das Orakel von Hollywood, weiß RTL, und wollte ihr mit der Tarot-Kunst verraten, ob das eine gute Idee ist mit der Operiererei.

Nun ist es, ohne Frage, eine gute Idee, sich mit Mutter Stallone zu treffen, bevor man überlegt, sich das Gesicht liften zu lassen. Etwas abwegig ist es nur, ihr dabei in die Karten zu schauen und nicht ins Gesicht. Jackie Stallones Gesicht sieht ungefähr so aus, als hätten die Knautschpuppenmacher von Spitting Image versucht, ein Werk von Picasso zu animieren. Oder anders gesagt: In der Szene, in der sie ausgerechnet vor einer Gummipuppe von Frankenstein sitzt, muss man schon genau die Augen zusammenzukneifen, um beide auseinanderhalten zu können.

Das hätte also eine lustige Sendung werden können: Die vierteilige RTL-Doku-Soap Aus alt mach neu, die zeigt, wie Brigitte Nielsen sich Fett absaugen, unters Gesicht spritzen, die Zähne machen und den Busen verkleinern lässt. Wir erfahren zum Beispiel, dass ihr junger Ehemann ihre Brüste „seine Kartoffeln“ nennt. Und der Arzt, Dr. Gerhard Sattler, erzählt mit der vermutlich nicht einmal bösartig gemeinten Direktheit des Mediziners nach einem ersten gründlichen Blick in die Krater von Frau Nielsens Gesichtslandschaft: „Auf jeden Fall ist sie vorgealtert, und auf jeden Fall deutlich vorgealtert, wenn sie 44 sein soll.“ (Das muss man nämlich wissen, wenn man hört, dass sie nach der Operation 20 Jahre jünger aussehen will: dass Mitte 40 dabei nicht der Ausgangszustand, sondern das Ziel ist.)

Die Sendung ist dann aber doch nicht lustig, sondern nur lang geworden. Damit der Stoff für rund insgesamt rund viereinhalb Stunden Fernsehen reicht, musste RTL ihn strecken — und gegen die integrierten Kurzfilme „Frau Nielsen kauft sich in einem deutschen Kaufhaus einen Pyjama“ oder „Frau Nielsen trifft ihren unbekannten Zimmernachbarn im Krankenhaus, der auch irgendetwas hat machen lassen und ihr irgendetwas schenkt“ wirken selbst die Rocky-Filme wie kurzweilige Meisterwerke der Spannung.

Es ist kein Aufreger, kein Spektakel irgendeiner Art geworden, sondern nur ein weiteres Produkt vom Fließband der unendlich einfältigen RTL-Produktionen. Martina Taubert, die legendäre Mitarbeiterin, die es immer wieder schafft, die Reichen und Schönen dazu zu bewegen, Geheimnisse von sich preiszugeben, von denen sie selbst nicht wussten, dass sie sie hatten, und die auch Brigitte Nielsen dazu gebracht hat, sich von RTL beim Operieren zugucken lassen, ist zwar eine Art Promi-Flüsterin. Sie kann nur keine Filme machen. Aus Alt mach neu hat keine Idee, keine Struktur, keine Haltung, keinen Witz. Was ein bösartiges, entlarvendes, witziges oder auch schockierendes Stück Fernsehen hätte werden können, schnippelt nur planlos Szenen aneinander und lässt sie von der unerträglichen RTL-Stimme totreden.

Das hat manchmal nette Momente unfreiwilliger Komik: Wenn der Sprecher angesichts des Vorher-Anblicks des Ex-Models sagt: „Mit diesen Implatanten und dieser Körperform kann man heute kein Geld mehr verdienen“ — als würde Frau Nielsen nicht gerade mit dieser von RTL bezahlten Dokumentation beweisen, wie man es doch macht. Oder wenn der Film in einem Rückblick auf das Lotterleben von Brigitte Nielsen auch ihre (nach allem, was man weiß, erfolgreiche) Teilnahme an einer Entziehungskur im Fernsehen zeigt und hinzufügt: „Auch kein Ruhmesblatt. All das will die 44-Jährige jetzt hinter sich lassen“ — und die Ironie dieses Satzes gerade in dieser exhibitionistischen Dokumentation nicht bemerkt.

Was am Ende außer Langeweile bleibt, ist ein bisschen Mitleid mit dieser Frau, der man überdeutlich anmerkt, wie aufgesetzt ihre lauten Sprüche und ihre gute Laune sind. (Und dabei weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, dass ihr Jack Russel „Joker“ während der Dreharbeiten stirbt; bei einer Operation, in der ihm sein einziger Hoden wegoperieren werden sollte.)

„Das schreibt mit Sicherheit Fernsehgeschichte“, hat der Arzt vor der Operation (an Frau Nielsen, nicht dem Hund) gesagt. Vermutlich kann man grundsätzlich ausschließen, dass eine Sendung, die das vorab schon von sich behauptet, es auch tut.

Und überhaupt: Als ob irgendetwas, das der Schönheitschirurg in seinem Krankenhaus mit Brigitte Nielsen macht, auch nur halb so blutig und brutal sein könnte wie das, was Joan Rivers in ihrer Show mit ihr anstellte:

Brisant

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:18

Seit 1994 (ARD). Tägliches Boulevardmagazin mit Klatsch und Tratsch, Unglücken und Katastrophen, Service und ausführlichem Biowetter.

Brisant war die öffentlich-rechtliche Antwort auf Explosiv und Blitz. Der produzierende MDR hatte keine Berührungsängste und versprach zum Start sogar „Know-how von den Privaten“. Erster Redaktionsleiter war der spätere Sat.1-Chefredakteur Jörg Howe. Die Sendung wollte Themen der „Bild“-Zeitung aufgreifen, Unterschiede sollte es allerdings bei der Umsetzung geben. Der Sender formulierte den Spagat so: „Ohne Scheuklappen, aber mit Niveau. Frech und doch sensibel. Investigativ statt voyeuristisch. Nicht reißerisch, aber rasant, nicht marktschreierisch, aber mitreißend.“ Natürlich sahen das Kritiker, auch ARD-intern, nicht so unproblematisch: Schon vor dem Start gab es heftige Diskussionen, ob sich so eine Sendung mit dem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag vereinbaren lasse.

Es moderierten im Wechsel: Anja Wolf (die später Anja Charlet hieß; 1994), Andreas Spellig (1994–1996), Axel Bulthaupt (1994–2003), Ines Krüger (1997–2004), Griseldis Wenner (die anfangs noch Griseldis Promnitz hieß; seit 1995), Alexander Mazza (2004–2007) und René Kindermann (seit 2008). Maskottchen ist Wuschel, eine schwarze Figur mit drei dicken grünen Haaren und einer langen roten Nase, gezeichnet von dem Cartoonisten Graf Rothkirch.

Brisant ist eine halbe Stunde lang und wird montags bis freitags gegen 17.15 Uhr ausgestrahlt, seit Mitte 1996 auch samstags. 1997 und 1998 lief im MDR einmal im Monat ein Ableger namens „Brisant Privat“, in dem Axel Bulthaupt mit Prominenten plauderte.

Britt — Der Talk um Eins

Freitag, 14. September 2007, 00:03


Foto: Sat.1

Seit 2001 (Sat.1). Einstündige Daily-Talk-Show mit Britt Reinecke, die jeden Werktag um 13.00 Uhr die Lücke von Sonja schloss, die zu RTL gewechselt war. Beispielhafte Themen sind „Meine Eltern sind abscheulich“, „Was ist bloß aus dir geworden – du könntest eine Schönheit sein“ oder „Wenn ich dich sehe, wird mir schlecht“.

Die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt beanstandete die Sendung vom 17. April 2001 zum Thema „Jungs auf die Knie! Sexgöttinnen bei Britt“. Darin traten zwei Dominas und ein „Haussklave“ auf, die in fröhlicher Ausführlichkeit über ihre Sexualpraktiken berichteten. Weder Moderatorin noch irgendein Experte kommentierten die geschilderten teilweise riskanten Handlungen kritisch, weniger ausgefallene Praktiken wurden aber unwidersprochen als „spießig“ abgewertet. Dadurch habe Britt den Jugendschutz verletzt. Das Gleiche galt für die Sendung „Meine Familie ist mir peinlich“ vom 24. September 2001, in der „deutlich gewaltgeprägte Familienverhältnisse in von gegenseitigen Angriffen und unversöhnlicher Feindseligkeit dominierter Atmosphäre präsentiert“ wurden, wie die Medienwächter feststellten.

Brot für die Gülcan

Dienstag, 7. August 2007, 19:06

Taa-ramm-ta-taaaa, taa-raam-ta-taaaa.

Jetzt freuen wir uns alle ein dolles zweites Loch in den Bauch, denn auf ProSieben wird heute Abend mal ganz ordentlich Gülcan verheiratet und ihr ein neuer Nachname verpasst, den sie dann ebenso wenig benutzen wird wie ihren alten.

Ist es Zufall, dass auf Vox zur gleichen Zeit schon wieder Leute auswandern?

20.16 Uhr: Oben im Eck steht „live“. Wir wissen, dass das im Privatfernsehen nicht unbedingt heißen muss, dass die Sendung live ist, aber die konfuse Regie deutet darauf hin. Moderator Steven Gätjen steht im Bild, moderiert aber gerade gar nicht, fängt dafür aber an zu moderieren, als er nicht mehr im Bild ist. Als man ihn wieder sieht, macht er ein todernstes Gesicht, als kommentiere er gerade nicht den schönsten Tag im Leben zweier Menschen, sondern eine ganz schlimme Katastrophe. Was aus fernsehhistorischer Sicht ja sein mag.

20.21 Uhr: Gülcan ist also Deutschlands beliebtesteste Moderatorin und Entertainerin. Sagt der Off-Sprecher. Und der würde doch an einem Tag wie heute nicht lügen.

20.26 Uhr: Aha. Es gibt also nicht nur einen Moderator (Gätjen) und eine Reporterin (Natascha Berg) für diese Hochzeit, sondern auch noch einen Kommentator (Torgen Schneider). Warum nicht Werner Schneyder? Oder Kai Ebel?

20.28 Uhr: Wie war das mit der Katastrophe? Über den Hochzeitsort Travemünde wurde bereits der Ausnahmezustand verhängt. Frau Berg sprach jedenfalls davon, die Stadt befinde sich im Ausnahmezustand.

20.32 Uhr: Breaking News: Die Mutter des Bräutigams ist nervös. Wo bleibt die Laufschrift?

20.35 Uhr: Bloß nichts Unerwartetes tun. Deshalb gibt es natürlich auch in dieser Sendung etwas zu gewinnen, wenn man anruft: „Welche Farbe trägt die Braut bei der Hochzeit: weiß oder camouflage?“ Nun, bisher haben wir die Braut noch nicht gesehen, das spräche also für camouflage.

20.45 Uhr: Ein Typ von der „Bravo“ kennt Gülcan schon lange. Und Mola Adebisi ist da. Mensch, dass der heute Abend Zeit hatte.

20.48 Uhr: Sie kennen das ja. Der Moment des Ja-Worts ist rührend und die Feier ganz schön, aber dann gibt es bei solchen Festen immer so viele laienhafte Vorträge, unlustige Sketche, verwackelte Filme oder schiefe Lieder von Freunden oder Familienmitgliedern des Brautpaares, die viel zu lang und nur für wirklich ganz, ganz enge Freunde des Paares unterhaltsam sind, während sich alle anderen da durchquälen. Das ist auch heute so mit den Filmchen, die ProSieben vorbereitet hat. Gerade geht’s ums Schuhekaufen. Unfair ist, dass hier niemand vorbeikommt, der mir Alkohol reicht.

20.50 Uhr: Ich fasse es nicht. Kai Ebel ist tatsächlich da.

20.52 Uhr: Eine Grafik verdeutlicht den Weg, den die Kutsche mit Gülcan zur Hochzeit fahren wird. Leider wird dieses spannende Programmelement abgebrochen, weil die echte Kutsche gezeigt werden muss.

21.02 Uhr: Schon wieder eine Werbepause rum, und Gülcans Traumhochzeit ist immer noch auf Sendung. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so lange gedauert hat, bis etwas auf ProSieben abgesetzt wurde.

21.04 Uhr: Natascha Berg (vor lautem Hubschrauber zu Hochzeitsgast): „Wo kommt ihr denn her?“
Gast: „Wie bitte?“
Berg: „Ach egal.“
Stimmt, unter diesem Motto scheint der ganze Abend zu stehen.

21.17 Uhr: Wir lernen, dass Mola Adebisi ein Überraschungsgast auf der Hochzeit ist, von dem Gülcan noch nichts weiß. Ha! Hab ich’s mir doch gedacht: Er ist gar nicht eingeladen.

21.21 Uhr: Kinder halten „Gülcan, wir lieben dich!“-Schilder in die Kamera. Niemand hat eins mit der Aufschrift: „Sebastian, ich will ein Kind von dir!“ Vielleicht bringt Gülcan ja eins mit.

21.22 Uhr: Der Bräutigam Sebastian Kamps erscheint, und dazu ertönt David Hasselhoffs „Looking For Freedom“. Das ist nämlich sein Lieblingslied. Was soll ich darüber noch schreiben? David Hasselhoff selbst jedenfalls konnte leider nicht kommen.

21.24 Uhr: Dafür tritt jetzt Natasha Bedingfield auf. Ein echter internationaler Popstar! Was macht die denn da?

21:35 Uhr: Eine High-Society-Information für alle, die an Styling, Mode und Kram interessiert sind: Die Braut trägt ein Kleid, Schuhe und eine Frisur.

21.51 Uhr: Noch eine kleine Clip-Show vor der Trauung mit Bildern des sich liebenden Paares. Dazu ein harmonisches Liebeslied. Und gleichzeitig das laute ProSieben-BING!!!, das jede Einblendung begleitet. Wie romantisch!

21.55 Uhr: Der Bräutigam schwitzt. Warum muss man bei Hochzeiten auch immer so warme Anzüge tragen?

21.56 Uhr: Vielleicht ist es auch nur das viele Haargel, das verläuft.

21.58 Uhr: Der Standesbeamte zitiert Roger Cicero. Warum nicht. Er hätte auch Dieter Bohlen oder Mola zitieren können.

22.00 Uhr: Jetzt haben wir einen echten dieser vorhin angesprochenen Vorträge. Comedy mit dem Trauzeugen. Riesennummer. Ein Bier bitte!

22.02 Uhr: Ich habe gerade ein bisschen Angst, dass dieser Trauzeuge bald in Panel-Shows der ProSiebenSat.1-Gruppe sitzt.

22.04 Uhr: „Ja, ich will.“

22.04 Uhr: „Ja, ich will.“

22.05 Uhr: Standesbeamter: „Frau Kamps…“
Gülcan: „Stimmt!“
Kommentator: „Ach, die Gülli!“

22.05 Uhr: Interessante Kameraperspektive beim Ringetausch: Senkrecht in ihr Dekolleté.

22.08 Uhr: Werbung und noch einmal die Gewinnspielfrage nach der Farbe des Brautkleides. Der Kameraperspektive von eben zufolge weiterhin camouflage. Außerdem der Hinweis auf die gleich folgenden Spielerinterviews am Spielfeldrand Statements der Hochzeitsgäste. Ja, gut, äh, sicherlich, ich sag mal…

22.23 Uhr: Da denkt man gerade, man sei aus dem Gröbsten raus, da tritt Scooter auf. Ich wiederhole: Scooter. Also, damit Sie mich richtig verstehen: Scooter. Der blonde Techno-Schreihals mit seiner „Band“, zu deren größten Hits „Hyper, Hpyer!“ und „Move Your Ass!“ zählen. Oder, um es in ihrer Lautstärke zu vermelden: S C O O T E R   T R I T T   A U F !  !  !
Kann ein solcher Abend romantischer ausklingen?

22.29 Uhr: Steven Gätjen steht vor dem Geschenketisch und zählt Zeug auf, und es wirkt ein bisschen wie damals, als sich Kandidaten im Glücksrad aus der gelben Gewinnpalette den Toaster, das Nagelset und für den Horst die Chromtöpfe aussuchen durften.

22.33 Uhr: Eine Jasmin hat den Brautstrauß gefangen, aber keinen Freund. Steven Gätjen ist davon überzeugt, dass „sich bei so einer Hochzeit jemand findet, der sie an die Hand nimmt und heiratet.“ Wie, heute noch? Wollen die das etwa auch noch übertragen?

22.35 Uhr: Fertig. Fast nach Zeitplan. Gute Nacht allerseits. Und nicht vergessen, morgen früh das Bettlaken rauszuhängen.

Brothers & Sisters

Mittwoch, 5. September 2007, 06:51

Seit 2007 (ProSieben). US-Familienserie von Jon Robin Baitz („Brothers & Sisters“; seit 2006).

Die Großfamilie Walker ordnet sich neu. Politmoderatorin Kitty (Calista Flockhart) kommt ohne ihren Freund aus New York nach Los Angeles, um eine Fernsehshow zu übernehmen. Dort leben ihre Schwester Sarah (Rachel Griffiths), ihre Brüder Tommy (Balthazar Getty), Justin (Dave Annable) und Kevin (Matthew Rhys) und Mutter Nora (Sally Field). Vater William (Tom Skerritt) stirbt noch in der Pilotfolge und hinterlässt das Familienunternemen Ojai Foods Sarah und Tommy. Ihr Onkel Saul Holden (Ron Rifkin) ist dort der Buchhalter. Den dunklen Betriebsgeheimnissen, die er schon kennt, müssen die Anderen erst noch auf die Schliche kommen. Das private Geheimnis, dass der gute Papa eine Affäre mit Holly Harper (Patricia Wettig) hatte, kommt schnell ans Licht. Tommy ist mit Julia (Sarah Morris) verheiratet und Sarah mit dem Gitarrenlehrer Joe Whedon (John Pyper-Ferguson), die gemeinsame Tochter heißt Paige (Kerris Dorsey). Justin, der Jüngste, hat wechselnde Partnerinnen und ein Drogenproblem, das eine Folge seiner Armeezeit in Afghanistan ist. Anwalt Kevin hat wechselnde männliche Partner. In der Mitte der ersten Staffel bekommt die Familie noch nachträglichen Zuwachs, als Rebecca Harper (Emily VanCamp) auftaucht, eine uneheliche Tochter aus Vaters Affäre. Kitty wird Pressesprecherin bei Senator Robert McCallister (Rob Lowe).

Mischung aus Familiendrama, Comedy und Soap mit der bewährten Mischung aus Gags, Intrigen, Geheimnissen und Schicksalsschlägen. Die einstündigen Folgen der ersten Staffel liefen mittwochs um 22.15 Uhr.

Broti & Pacek — Irgendwas ist immer

Sonntag, 18. Januar 2009, 13:39

2002–2004 (Sat.1). 22-tlg. dt. Comedy-Arztserie.

Spin-off von alphateam: Fünfeinhalb Jahre lang arbeiteten der Internist Dr. Joachim Brotesser (Wolfgang Wagner), genannt „Broti“, und der Schönheitschirurg Dr. Franz Pacek (Moritz Lindbergh) gemeinsam im Alphateam der Hamburger Hansaklinik, jetzt haben sie sich selbstständig gemacht. In einer alten Villa in Hamburg-Ottensen eröffnen sie mit der Psychologin Silvia Dorn (Irmelin Beringer) eine Gemeinschaftspraxis, und gemeinsam mit ihr und ihrer Tochter Meril (Anna Lena Hackstedt) wohnen sie auch gleich in dieser Villa. Broti ist sensibel, romantisch und abwägend und würde gern eine Familie gründen, Pacek ist Single aus Überzeugung, ein zupackender Frauenheld, der Porsche fährt. Die alteingesessene Frau Domburg (Brigitte Böttrich), die schon für Silvias Mutter gearbeitet hat, und Annkathrin (Bettina Lamprecht) sind die Sprechstundenhilfen, Stani (Ivan Robert) der polnische Hausmeister und Freund von Silvia.

Gelungene, witzige Serie, die im Gegensatz zur Mutterserie deutlich als Mischform aus Comedy- und Familienserie angelegt war. Immer wieder wurde mit visuellen Effekten gearbeitet, die die Gefühle von Broti und Pacek verdeutlichten und zeigten, wie sie die Situation gerade sahen. Die einstündigen Folgen liefen montags um 21.15 Uhr.

Bruce — Eure Styling-Show

Dienstag, 12. Februar 2008, 06:26

2008 (ARD). Aufpeppshow mit Bruce Darnell, der Menschen Stylingtipps gibt, das Selbstvertrauen stärkt und sich dabei lustig bewegt und ausdrückt.

Der ehemalige Laufstegtrainer aus der Heidi-Klum-Show Germany’s Next Topmodel war dort als ulkige Randfigur aufgefallen und von der ARD als Star seiner eigenen Show verpflichtet worden, in der er nun viermal pro Woche lebensbejahenden Rat in 20 Minuten erteilte, zum Beispiel „Sexy sein trotz kleiner Brüste“, „Schicke Frisur auch mit wenig Haaren“ und „Eigene Fernsehshow auch ganz ohne Talent.“ An seiner Seite fielen die anderen beiden Stylistinnen Katja Will und Anne Pleli kaum auf.

20 Folgen liefen erfolglos dienstags bis freitags um 18.55 Uhr

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