Beauty Queen
2004 (RTL). 4-tlg. dt. Arztserie von Natalie Scharf, Regie: Jorgo Papavassiliou.
Oskar Seeberg (Jochen Horst) ist ein idealistischer Familienvater und Schönheitschirurg. Sein Bruder Mark (Carsten Spengemann) ist ein opportunistischer Draufgänger und ebenfalls Schönheitschirurg. Die ungleichen Brüder betreiben eine gemeinsame Privatklinik am Bodensee. Im Berufsalltag prallen ihre Vorstellungen ständig aufeinander, denn Oskar geht es um die Patienten und Mark nur ums Geld. Schwester Emily (Barbara Lanz) unterstützt die Ärzte im OP. Oskar ist mit Katja (Ulrike Knospe) verheiratet und hat zwei Kinder, die 17-jährige Jeanette (Zoe Weiland) und den 15-jährigen Julian (Marc Bennert). In der Ehe kriselt es, und zwischen Oskar und Laura Jäger (Marion Mitterhammer) beginnt es zu knistern.
Dreiste Kopie der US-Serie Nip/Tuck, die noch vor dem Original in Deutschland startete. RTL hatte es schneller geschafft, die Serie nachzudrehen als Pro Sieben, die US-Version lediglich synchronisiert zur Ausstrahlung zu bringen. Der Schnellschuss zahlte sich jedoch nicht aus: Trotz massiven Einsatzes von Sexszenen mit Spengemann und tiefen Einblicken in offene Wunden und blutige Nasen schalteten nur wenige Zuschauer ein.
Die einstündigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr. Den Titelsong „Change“ sang Sarah Connor.
Beck hat einen Vogel
Crossover nennt man das im amerikanischen Fernsehen, wenn Charaktere aus einer Serie plötzlich in einer anderen auftreten oder im Extremfall sogar die Handlung einer Serie in einer Episode einer anderen fortgesetzt wird. Letzteres passierte vergangene Woche senderübergreifend, als die Handlung aus der CSI: Miami-Folge „Blutspur“ einen Tag später bei Vox in CSI: NY weiterging.
Die einfachere Variante bringt uns zurück zum Vogel vom Beck. Es handelt sich um einen ziemlich dicken Brummer: einen Sperling. Kommissar Sperling (Dieter Pfaff) aus der Samstagskrimireihe des ZDF gibt ein Gastspiel in den neuen Fällen der schwedisch-deutschen Koproduktion Kommissar Beck, die am Sonntag um 22.00 Uhr starten. Den ersten gemeinsamen Film der beiden Kommissare zeigt das ZDF am 12. November und kündigt bereits den nächsten für Frühjahr 2007 an.
Und weil wir Statistiken, Archivstaub und Listen lieben, hier unsere bisherigen Top-5-Lieblings-Crossovers.
- Die Kölner Tatort-Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) sitzen überraschend im Münster-Tatort herum, der eigentlich Thiel (Axel Prahl) und Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) gehört.
- Die Männerfreunde Andy Griffith und Dick van Dyke spielen die Männerfreunde Ben Matlock und Mark Sloan und besuchen sich gegenseitig in ihren Serien Matlock und Diagnose: Mord.
- Die Golden Girls suchen Harrys Praxis in Harrys Nest auf.
- Ray Barone aus Alle lieben Raymond freundet sich in King Of Queens mit Doug Heffernan an.
- Im Vorspann der Simpsons sitzt plötzlich Fry aus Futurama mit der Familie Simpson auf der Couch.
Becker
2001–2004 (Sat.1). 107-tlg. US-Sitcom von Dave Hackel („Becker“; 1998–2004).
Der Arzt Dr. John Becker (Ted Danson) ist ein ewiger Nörgler und Miesmacher, der nie lacht, schnell wütend wird und immer nur das Negative in Dingen sieht. Er freut sich nur dann, wenn er anderen anhand praktischer Beispiele beweisen kann, dass die Welt tatsächlich schlecht ist. Unter ihm leiden Margaret Wyborn (Hattie Winston), die Krankenschwester in Beckers Praxis, und Sprechstundenhilfe Linda (Shawnee Smith), außerdem Reggie Kostas (Terry Farrell), die Besitzerin von Beckers Stammlokal, der blinde Stammgast Jake Malinak (Alex Désert) und die Nervensäge Bob Benito (Saverio Guerra).
Insgeheim ist Becker jedoch ein guter Mensch, der alles für seine Patienten tut, doch das würde er sich niemals anmerken lassen. Er ist zweimal geschieden, denn ebenso wenig wie andere Menschen mit ihm hält er es mit ihnen aus („Man muss sich so viele unnütze Dinge merken: die Namen ihrer Eltern, die Farbe ihrer Augen, was sie beruflich macht …“). Irgendwie knistert es aber zwischen ihm und Reggie. Reggie gesteht sich und ihm am Ende der vierten Staffel ihre Liebe ein und verlässt Hals über Kopf die Stadt, denn Becker ist inzwischen mit seiner neuen Nachbarin Chris Conner (Nancy Travis) zusammen, die nun auch das Lokal übernimmt. Widerwillig lässt sich Becker auf eine Beziehung ein und stellt die nötigen Regeln auf: „Bitte mich niemals, dich zum Flughafen zu fahren. Dafür sind Taxis da. Verlange nie, dass ich dir eine Tür aufhalten soll. Du hast zwei Arme. Benutze sie.“
Beckers köstlich-komische Schimpftiraden liefen werktags nach Mitternacht. Die fünfte Staffel der eigentlich 129-teiligen Serie übersprang Sat.1 und sendete nach der vierten gleich die sechste. Wenige Wochen zuvor hatte Sat.1 bereits die vorletzte Staffel von Frasier übersprungen und stattdessen gleich die letzte gezeigt. Das hatte sich also offensichtlich bewährt.
Beckmann
Seit 1999 (ARD). Wöchentliche Talkshow mit Reinhold Beckmann, der mit meist prominenten Gästen über ihr Privatleben spricht.
Beckmann war, wie kurz zuvor Johannes B. Kerner, für viel Geld vom privaten ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zurückgekauft worden und durfte dafür, wie Kerner, nicht nur große Shows moderieren, sondern auch eine wöchentliche Gesprächsrunde. Seine Talkshow unterschied sich von anderen anfangs nur durch die größere Zahl von Sportlern unter den Gästen, die er noch von früher her duzte, durch die stilisierte Hamburger Speicherstadt im Hintergrund und durch die geringere Zuschauerzahl. Wie Boulevard Bio sollte ein vages Oberthema eine Klammer bilden für die in der Regel drei Gesprächspartner, die sonst nichts miteinander gemein hatten. Thema der ersten Sendung war „Süchtig nach Erfolg“, zu Gast waren Fußballer Oliver Bierhoff, Sänger Matthias Reim und Model Nadja Auermann.
Zu ihrer eigenen Form fand die Sendung erst, als sie nach fast zwei Jahren auf Studiopublikum und Thema verzichtete. Beckmann empfing seine Gäste nun an einer Art großem Küchentisch, schaute ihnen in scheinbar intimer Atmosphäre tief in die Augen und die Seele und entlockte ihnen, viel Verständnis simulierend, privateste Dinge. Beckmann wurde, wie die „Frankfurter Rundschau“ schrieb, zum Jürgen Fliege für Prominente. Das machte ihn in den Augen vieler Kritiker zwar noch hassenswerter, die Sendung aber in sich stimmig und erfolgreich. Auch hochrangige Politiker wie Gerhard Schröder und Angela Merkel ließen sich von Beckmann interviewen. Gern lud Beckmann auch Gäste ein wie den zwölfjährigen Jungen, der bei einem amerikanischen Angriff auf Bagdad schwerste Verletzungen erlitten und beide Arme verloren hatte. Von besonderer Absurdität war ein Gespräch im Sommer 2004 mit Torhüter Oliver Kahn, der ankündigte, nichts mehr über sein Privatleben erzählen zu wollen, während Beckmann immer wieder nachfragte, was im Detail er denn nicht mehr verraten wolle.
Die Sendung läuft montags um 23.00 Uhr und dauerte zunächst eine Stunde, 2004 wurde sie um eine Viertelstunde verlängert und 2006 um eine solche vorverlegt. Für eine Sendung, in der der Radrennfahrer Bert Dietz zugab, gedopt zu haben, erhielt Reinhold Beckmann den Deutschen Fernsehpreis 2007 als bester Moderator einer Informationssendung.
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
1982 (ZDF). 5-tlg. dt. Fernsehspiel von Alf Brustellin und Bernhard Sinkel nach dem Roman von Thomas Mann, Regie: Bernhard Sinkel.
Schon als Kind kann Felix (Oliver Wehe; als Erwachsener: John Moulder-Brown), Sohn des Ehepaars Krull (Klaus Schwarzkopf und Daphne Wagner), lügen, dass sich die Balken biegen. Dieses Talent sichert ihm ein rasches Fortschreiten im Berufsleben, das schon deshalb früher beginnt, weil es ihm gelingt, sich vor dem Militärdienst zu drücken. Vater Krull nimmt sich das Leben, und Onkel Schimmelpreester (Nikolaus Paryla) verschafft Felix einen Job als Liftboy in einem feinen Hotel in Monte Carlo, wo er stiehlt und bald Oberkellner wird. Währenddessen liegen Felix die Frauen, und vor allem die Frauen anderer Männer, reihenweise zu Füßen, darunter die Liebesdame Rosza (Despina Pajanou), die Fabrikantengattin Madame Houpflé (Magalie Noël), die Unterhaltungskünstlerin Zaza (Marie Colbin) und schließlich sowohl die Tochter Zouzou (Georgia Slowe) als auch die Gattin Pia (Vera Tschechowa) von Professor Kuckuck (Fernando Rey), dem Felix nach Lissabon ins Paläonthologische Museum folgt.
Die Geographie dieser Literaturverfilmung geriet ein wenig durcheinander: Das Pariser Hotel aus dem Roman verlegte die Fernsehfassung nach Monte Carlo, den Rheingau an die Donau und Frankfurt nach Wien. Thomas Manns Roman war 1957 bereits fürs Kino verfilmt worden, Regisseur Sinkel bezeichnete seine neue Version als „respektloser“. „Frivol“ nannte sie das französische Fernsehen und gab dies als Grund an, die Serie lieber nicht einzukaufen.
Die einstündigen Folgen liefen sonntags um 20.15 Uhr, die ersten beiden Teile wurden am Stück gezeigt.
Bella Block
Seit 1993 (arte); seit 1995 (ZDF). Dt. Krimireihe.
Bella Block (Hannelore Hoger) arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Kommissarin bei der Hamburger Kriminalpolizei und hat entsprechend viel Erfahrung und wenig Illusionen. Sie ist ruppig und wird schnell ungehalten, und eigentlich empfindet sie nur noch Ekel für all die traurigen, anmaßenden, skrupellosen (und meist männlichen) Gestalten, mit denen sie sich beruflich auseinander setzen muss. Aber sie nicht zu verfolgen wäre auch keine Lösung, also verbeißt sie sich gnadenlos in ihre Fälle. Sie tritt mit großer moralischer Selbstgewissheit auf; Schwächen lässt sie sich nicht anmerken – und Alkohol trinkt sie in zu großen Mengen allein. Sie hat einen guten Instinkt, aber wenn sie sich verrennt, dann richtig. Über die Jahre hat sie den Anglistikprofessor Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) kennen und lieben gelernt; inzwischen wohnen die beiden zusammen, was bedeutet, dass er darauf wartet, dass sie von der Arbeit kommt, und wenn sie da ist, er immer noch um ihre Aufmerksamkeit kämpfen muss: „Muss ich erst zum Mörder werden, um für dich wieder interessant zu sein?“ Im Dienst hat Bella Block wechselnde Asisstenten, u. a. Bernadette Stein (Eva Kryll) und Pit Cullmann (Peter Heinrich Brix), später Hans Teichert (Pit-Arne Pietz) und Anke Ritter (Bettina Hauenschild), ab dem 18. Fall im Februar 2005 Jan Martensen (Devid Striesow).
Die Krimis lebten sowohl von der charismatischen Hannelore Hoger, die es schafft, Bella Block ebenso verletzlich wie schroff wirken zu lassen, als auch von den Drehbüchern, die den Fällen immer eine besondere psychologische und manchmal sozialkritische Dimension gaben. Die Figur der Bella Block beruhte ursprünglich auf den Romanen von Doris Gercke. Erstmals ins Fernsehen gebracht wurde sie von Regisseur Max Färberböck, der dafür gemeinsam mit Hannelore Hoger 1994 den Grimme-Preis bekam.
Beinahe wäre die Serie schnell zu Ende gewesen: Am Ende des ersten Films gibt Bella Block ihren Polizeiausweis ab, weil sie eine Mörderin deckt. Sie kehrt erst im dritten Teil zur Polizei zurück. Dieser erste Film wurde Ende 1993 auf arte erstausgestrahlt und 1994 im ZDF wiederholt. Ende 1995 begann dort eine lose Reihe als Samstagskrimi um 20.15 Uhr mit etwa zwei neuen Filmen pro Jahr, jeweils 90 Minuten lang (einzelne wurden weiter auf arte zuerst gezeigt).
Nikolaus Glowna bekam für die Musik den Deutschen Fernsehpreis 1999, ebenso Natalia Wörner 2000 für die beste Hauptrolle in einem Fernsehfilm in „Bella Block – Blinde Liebe“.
Benny Hill
1970 (ZDF); 1973 (NDR); 1975–1988 (ARD); 1991–1993 (RTL); 1995 (RTL 2). Britische Comedyshow von und mit Benny Hill („The Benny Hill Show“; 1969–1989).
Der englische Starkomiker Hill spielt die Hauptrolle in vielen, schnell aneinander gereihten Sketchen und vor allem Slapstickgags.
Die deutschen Ausstrahlungen begannen schon früh, jedoch nur ganz sporadisch, auf verschiedenen Sendern. Erst Mitte der 70er‑Jahre begann die ARD vermehrt damit, unter dem Titel Benny Hill Show im Nachmittagsprogramm und am Vorabend Folgen zu zeigen, mal 45, mal 25 Minuten lang. In den 80ern liefen weitere unter dem Titel Dummes Zeug und starke Stücke. RTL gab diesen und neuen Folgen schlicht den Namen des Stars und zeigte sie ab 1991 am Freitag um 19.15 Uhr, aber auch einzelne herausgetrennte Sketche, wann immer eine Programmlücke von ein paar Minuten zu füllen war. RTL 2 legte später noch neue halbstündige Folgen nach. Das Material, aus dem die Shows zusammengeschnitten waren, stammte zum Teil noch aus Aufnahmen ab dem Jahr 1955.
Benson
1993-1995 (RTL 2). 158-tlg. US-Sitcom von Susan Harris (»Benson«; 1979-1986).
Der vorlaute Benson DuBois (Robert Guillaume) arbeitet als Butler bei dem verwitweten und furchtbar naiven Gouverneur Gene Gatling (James Noble) und dessen frühreifer Tochter Katie (Missy Gold). Für ihn arbeiten außerdem der Assistent John Taylor (Lewis J. Stadlen), die Haushälterin Gretchen Kraus (Inga Swenson), die Sekretärin Marcy Hill (Caroline McWilliams) und der Pressesprecher Pete Downey (Ethan Phillips). Stabschef Clayton Endicott III. (Rene Auberjonois) wird nach einer Weile der Nachfolger Taylors, und die neue Sekretärin Denise Stevens (Didi Conn) folgt auf Marcy. Denise und Pete heiraten. Für kurze Zeit beschäftigt Gatling den Witzeschreiber Frankie (Jerry Seinfeld). Benson entwickelt im Lauf der Zeit selbst politische Ambitionen. Er befördert seine neue Freundin Diane Hartford (Donna LaBrie) zur Wahlkampfmanagerin und kandidiert schließlich gegen seinen Chef für den Posten des Gouverneurs.
Die Serie war ein Ableger von Die Ausgeflippten, in der Benson noch der Butler bei der verrückten Familie Tate war. Zu Beginn der Serie wurde erklärt, Gouverneur Gatling sei ein Cousin Jessica Tates. Bensons Nachname DuBois wurde erst im Lauf der Serie enthüllt (in Die Ausgeflippten hatte er nie einen). Der Ausgang der Gouverneurswahlen in der letzten Folge dagegen wurde dem Publikum vorenthalten.
Berg im Tal der Tränen
Wir hatten ja damals nur das ZDF. Woher hätte das Privatfernsehen wissen sollen, als es nach Jahren der Ausstrahlung von US-Serien damit begann, eigene Serien zu produzieren, wie man das zielgruppengerecht macht? Zwar gab es im Vorabendprogramm der ARD ein paar ganz flotte deutsche Serien, aber das war damals noch durchregionalisiert und in winziger Schrift in den Programmzeitschriften abgedruckt, weil in jedem Bundesland andere Serien zu anderen Zeiten liefen – wer sollte da durchblicken? Also schaute man zum ZDF. Dort spielten die Serien in der Regel vor grüner Idylle in heiler Welt, die auf den zweiten Blick enorm problembeladen war, und die Hauptfiguren waren entweder Ärzte oder Urlauber. Deshalb sahen zunächst auch alle Eigenproduktionen des Privatfernsehens so aus: Ein Schloss am Wörthersee, Almenrausch und Pulverschnee oder Der Bergdoktor. Letzterer war sogar schon im Titel eine dreiste Abwandlung einer ZDF-Serie, nur wurde aus dem Land ein Berg und aus dem Arzt ein Doktor.
Es dauerte einige Zeit, bis die Sender bemerkten, was sie sich eingebrockt hatten: Wenn man ZDF-Serien dreht, sehen ZDF-Zuschauer zu. Das war anfangs sogar ganz toll, denn das waren viele, doch dann erfand das Privatfernsehen in den 90er-Jahren grundlos die „werberelevante Zielgruppe“ und wollte in Zukunft lieber auf den Bergdoktor und dessen Sponsor Doppelherz verzichten.
Der Bergdoktor aber sah einer ZDF-Serie so sehr zum verwechseln ähnlich, dass selbst das ZDF ihn für seine eigene Produktion hielt und die Serie im Jahr 2000 versehentlich ausstrahlte. Es war das erste Mal, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender eine Eigenproduktion eines Privatsenders wiederholte. Die ARD zog im nächsten Jahr nach und wiederholte das alte RTL-Schloss am Wörthersee.
Jetzt schließt sich der Kreis. 18 Jahre nachdem die Privatsender damit anfingen, deutsche Serien zu zeigen, haben sie wieder damit aufgehört, und ihre alten Produktionen werden einfach von den Öffentlich-Rechtlichen fortgesetzt. Das ZDF zeigt ab heute ganz neue Folgen des Bergdoktors, die zwar mit den alten wenig zu tun haben, aber dafür unfassbar altbacken wirken.
Bergvolk und ZDF-Zuschauern kann man offenbar noch weismachen, dass es keine Handys gibt und eine Überfahrt von New York nach Österreich fast eine Woche dauert. Der neue Bergdoktor kommt aus New York in seinem Heimatkaff an und platzt in die Beerdigung seiner Jugendliebe und Schwägerin, die mindestens fünf Tage zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Davon wusste er noch nichts, denn als man versucht hatte, ihn in New York zu erreichen, war er bereits abgereist! Diese Jugendliebe übrigens hatte damals, nachdem er in die USA ausgewandert war, einfach seinen Bruder geheiratet. Willkommen zurück in den 50er-Jahren! Jeden Moment glaubt man, gleich kommt Beppo Brem ums Eck.
Die Serie spielt in einer klischeehaften und komplett humorfreien Welt voller Probleme, Verwicklungen, Anstrengung, Schwermut, Tod, Drama und Seife, in der elfjährige Kinder Sätze sagen wie: „Ich war so wütend und verwirrt.“ Und da sind die schlimmen Krankheiten, die die Episodengeschichten bestimmen, noch gar nicht inbegriffen. Der neue Bergdoktor schafft es, seicht zu sein, ohne leicht zu sein. Weil im Rest des ZDF-Programms neben einigen moderner anmutenden Serien aber immer noch dieselben Wald-und-Wiesen-Serien wie vor zwanzig Jahren laufen, namentlich Der Landarzt und Forsthaus Falkenau, fügt sich Der Bergdoktor ganz gut ein.
Der Bergdoktor, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.
Bericht aus Berlin
Seit 1999 (ARD). Der Bericht aus Bonn existierte bereits seit 1963. Nach dem Regierungsumzug nach Berlin erfolgte zwangsläufig die Umbenennung in Bericht aus Berlin. Zunächst wechselte sich der Bericht aus Berlin noch mit dem aus Bonn ab, ab Juli 1999 bildete er allein die Tagesthemen-Ausgabe am Freitag – wie der Vorgänger als Politmagazin mit Berichten aus der Hauptstadt gegen 22.30 Uhr. Erster Moderator war Ulrich Deppendorf, ab Mai 2002 berichtete Thomas Roth bis Ende 2007 als neuer Leiter des Hauptstadtbüros aus Berlin im Wechsel mit Thomas Baumann (bis 2006). Danach wechselte sich wieder Ulrich Deppendorf mit Joachim Wagner ab.
Der Bericht aus Berlin war ein Sorgenkind der ARD: Sein Bedeutungs- und Quotenverlust schien unaufhaltbar zu sein. Er erreichte deutlich weniger Zuschauer als die Tagesthemen an anderen Wochentagen. Ab September 2004 lief die Sendung deshalb wieder, ähnlich wie schon der Bericht aus Bonn von 1978 bis 1999, unter dem Dach der Tagesthemen. Sie gab auch ihre eigenständige Studiogestaltung weitgehend auf und bot mehr Raum für aktuelle Themen – selbst wenn sie nicht aus Berlin kamen. Für die Zukunft kündigte die ARD einen Sendeplatzwechsel auf den Sonntag gegen 19.00 Uhr an, kurz vor dem ZDF-Gegenstück Berlin direkt.