Wer wird Millionär?
Seit 1999 (RTL). Überaus erfolgreiche einstündige Quizshow mit Günther Jauch, in der Kandidaten Millionäre werden können.
Moderator Günther Jauch stellt Wissensfragen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Zunächst wird aus zehn potenziellen Mitspielern ein Kandidat ermittelt, indem Jauch die Aufgabe stellt, vier Begriffe in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wer das am schnellsten schafft, ist dabei. Er spielt nun allein und sitzt Jauch gegenüber in der Mitte der Studio-Arena, beide haben je einen Bildschirm vor sich.
15 Fragen trennen den Kandidaten von der Million. Die zugeordneten Gewinnbeträge sind für die ersten fünf Fragen wie folgt gestaffelt: 50 – 100 – 200 – 300 – 500 €, verdoppeln sich dann bis 64 000 € für Frage 12 und steigern sich danach auf 125 000, dann auf 500 000 und schließlich 1 Million €. (Bis Ende 2001 hatte das Quiz bei 100 DM begonnen, sich im gleichen Rhythmus gesteigert und zusätzlich eine 250 000-DM-Stufe beinhaltet, die mit der Währungsumstellung gestrichen wurde, damit der Hauptgewinn weiterhin bei einer Million lag.) Der Kandidat kann pro Frage aus vier Antwortmöglichkeiten wählen. Ein Zeitlimit gibt es nicht. Drei Joker stehen ihm zur Verfügung: Er kann einen Bekannten anrufen, das Studiopublikum abstimmen lassen und zwei falsche Antworten wegfallen lassen. Es dürfen auch zwei oder alle drei Joker für eine einzige Frage eingesetzt werden.
Wer will, kann jederzeit mit dem bis dahin gewonnenen Geld aussteigen, auch nachdem er die nächste Frage bereits kennt und es daher vorzieht zu passen. Nur wer eine falsche Antwort gibt, fliegt raus und verliert einen Teil des Geldes. Wer fünf Fragen geschafft hat, darf die erspielten 500 € auf jeden Fall behalten, wer zehn Fragen geschafft hat, nimmt 16 000 € mit nach Hause. Wer alle 15 Fragen richtig beantwortet, ist Millionär. Hat ein Kandidat zu Ende gespielt, wird aus den verbliebenen potenziellen Mitspielern ein neuer ermittelt. Ist die Sendezeit um (was eine laute Hupe signalisiert), aber ein Kandidat noch im Spiel, macht er in der nächsten Sendung weiter.
Im Herbst 2007 führte RTL einen vierten Joker ein: Statt das gesamte Publikum per Mehrheitsentscheid zu befragen, kann der Kandidat sich auch von einem einzelnen Zuschauer aus dem Publikum helfen lassen, der glaubt die Antwort zu kennen (und in diesem Fall selbst 500 € gewinnt). Um diesen zusätzlichen Joker nutzen zu können, muss der Kandidat auf die 16.000-€-Sicherheitsstufe verzichten. Bevor sein Spiel beginnt, muss er sich festlegen, ob er diese Risikovariante oder lieber nach den bisherigen Regeln spielt.
Wer wird Millionär? war in jeder Hinsicht eine Sensation. Zunächst mal war es ein Quiz, und das Quiz hatte doch (zumindest im Hauptabendprogramm) seit vielen, vielen Jahren ausgedient. Und dann brach es auch noch alle bekannten Regeln: Es gab keine Zeitbegrenzung! Und die Kandidaten konnten tatsächlich noch aussteigen, wenn sie schon sahen, dass sie von der nächsten Frage keine Ahnung hatten!
Die ersten fünf Fragen waren im Prinzip Scherzfragen: „Ich wollt‘ ich wär‘ ein …? A: Hund, B: Huhn, C: Hummer, D: Huflattich“ (richtig: Huhn); „Wie heißt laut einem Märchen der Brüder Grimm die Schwester von Schneeweißchen? A: Fliederlila, B: Maisgelb, C: Rosenrot, D: Kornblumenblau“ (richtig: Rosenrot). Bei den härteren Nüssen konnte es höchst unterhaltsam sein, wie sich Kandidaten minutenlang wanden und nicht auf eine Antwort festlegen wollten, während Jauch mit Pokerface oder Grimassen versuchte, sie aufs Glatteis oder die richtige Fährte zu führen, was man leider an seinem Gesicht nicht unterscheiden konnte (Jauch selbst wusste die richtige Lösung allenfalls aus eigenem Vorwissen. Sein Bildschirm zeigte die korrekte Lösung erst, wenn der Kandidat sich festgelegt hatte).
RTL sendete die erste Staffel im Herbst 1999 an vier aufeinanderfolgenden Tagen. Die Einschaltquote steigerte sich innerhalb dieses Zeitraums auf sieben Millionen Zuschauer. Neue Staffeln im Winter, Frühjahr und Sommer 2000 bestanden bereits aus zehn bis 14 Folgen, die jeweils innerhalb von zwei Wochen zur Primetime liefen. Die Quote stieg weiter, und die Show erreichte jetzt bis zu zwölf Millionen Zuschauer. Ab Oktober 2000 änderte RTL den Senderhythmus und ließ Jauch seitdem regelmäßig jeden Freitag, Samstag und Montag um 20.15 Uhr Fragen stellen. Die Zuschauerzahl pendelte sich bei regelmäßig zwölf Millionen ein und machte die Sendung zur TV-Sensation des Jahres 2000. Die drei wöchentlichen Ausgaben belegten in der Hitliste aller Sendungen meistens die ersten drei Plätze. Es gab kaum eine Zeitschrift, die Jauchs Show nicht irgendwann zum Titelthema erhob.
Inspiriert vom großen Erfolg wurden bald wieder auf vielen Kanälen Wissensfragen gestellt. Die Kopien hießen u. a. Die Quiz Show, Die Chance Deines Lebens, Das Millionenquiz (alle Sat.1) und CA$H – Das Eine Million Mark Quiz (ZDF). Keine der Shows erreichte auch nur annähernd die Faszination, den Erfolg oder die Lebensdauer des Originals. Auch dessen Quoten ließen zwar im Lauf der Zeit nach, doch selbst im sechsten Jahr – bei unverändertem Ausstrahlungsrhythmus und rund 100 Sendungen pro Jahr – schauten noch immer regelmäßig acht Millionen Menschen zu.
Im Oktober 2000 wurde Wer wird Millionär? mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Unterhaltungssendung ausgezeichnet. Ende November 2000 stellten sich in einem Special erstmals Prominente den Fragen, der erspielte Gewinn kam dem RTL-Spendenmarathon zugute (das Promi-Special wurde nun ein halbjährlicher Standard und erreichte noch höhere Zuschauerzahlen als die regulären Ausgaben). Zwei Tage später wurde die Frage Wer wird Millionär? endlich beantwortet: Millionär wurde Prof. Eckhard Freise aus Münster, der nach mehr als einem Jahr als erster Kandidat die Höchstsumme gewann. Er beantwortete zum Schluss die Frage: „Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest? A: Nasreddin Hodscha, B: Nursay Pimsorn, C: Tenzing Norgay, D: Abrindranath Singh“. Die richtige Antwort war C. Die „Bild“-Zeitung hatte den meisten Zuschauern jedoch zuvor den Spaß verdorben, weil sie schon morgens vor Ausstrahlung der Aufzeichnung den Millionär mitsamt Frage und Antwort verriet.
Die arbeitslose Hausfrau Marlene Grabherr aus Gottmadingen war im Mai 2001 die zweite Millionengewinnerin, weil sie die Antwort auf diese Frage richtig tippte: „Welche beiden Gibb-Brüder der Popband The Bee Gees sind Zwillinge? A: Robin und Barry, B: Maurice und Robin, C: Barry und Maurice, D: Andy und Robin“. Richtig: B. Bis dahin hatte sie risikofreudig und glücklich mehrfach korrekt geraten. Es dauerte 17 Monate bis zum nächsten Durchmarsch. Der Student Gerhard Krammer aus Ensdorf wurde mit der richtigen Antwort auf die Frage „Welcher berühmte Schriftsteller erbaute als diplomierter Architekt ein Freibad in Zürich?“ (Max Frisch) der erste Euro-Millionär, und die Assistenzärztin Maria Wienströer im März 2004 die erste Euro-Millionärin, weil sie beantwortete, wer 1954 den Chemie- und 1962 den Friedensnobelpreis bekam (Linus Pauling). Erst im Oktober 2006 gewann wieder ein Kandidat die Million: Der Darmstädter Aufzugsmonteur Stefan Lang, denn es ist das chemische Element Sauerstoff, das mehr als die Hälfte des menschlichen Körpers ausmacht, und er wusste das.
Einen Monat später begann die Show mit weiteren gelegentlichen Sonderprogrammierungen neben dem Prominentenspecial: Im „Familienspecial“ traten ganze Familien gemeinsam an und durften sich bei jeder Frage beraten, und noch vor Weihnachten 2006 erhielten Kandidaten eine zweite Chance, die zuvor mal ohne Gewinn rausgeflogen waren und sich diesmal ebenfalls mit einem Partner beraten durften. Im „Blind Date Special“ im Februar 2008 spielten Single-Kandidaten zusammen, die sich bis dahin nicht kannten.
Mit der Antwort auf die Frage „Welches Meer ist nach einem mythologischen König benannt, der sich dort hineingestürzt haben soll?“ (Ägäisches Meer) gewann der Marburger Student Timur Hahn im Januar 2007 ebenfalls eine Million Euro.
Zum Start des neunten Jahres gönnte sich die Show im September 2007 eine neue Regel: Wer will, kann jetzt auf die 16 000 €-Sicherheitsstufe verzichten und bekommt dafür einen zusätzlichen Publikumsjoker: Jeder im Studio, der der Meinung ist, die Antwort zu kennen, muss aufstehen, und der Kandidat kann sich jemanden aussuchen, dem er vertraut. Im Fall einer richtigen Antwort kommt der Kandidat wie üblich weiter, und der Studiozuschauer erhält 500 €. Die Show lief jetzt nur noch montags und freitags.
Beim 16. Prominenten-Special gewann Ende Mai 2008 Oliver Pocher als erster Prominenter die Million.
In England und den USA hieß die auch dort überaus erfolgreiche Show „Who Wants To Be A Millionaire?“. Der Engländer David Briggs hatte 1996 die Idee zur Sendung entwickelt und später damit einen Überraschungserfolg in Großbritannien gelandet, wo er zuvor bei mehreren Sendern mit dem Konzept abgeblitzt war. Er schrieb allen ausstrahlenden Sendern Ablauf, Deko, Licht und Musik bis ins Detail vor, weshalb die Show weltweit genau gleich aussah. Ende des Jahres 2000 war sie bereits in 81 Länder verkauft. In kaum einem war sie annähernd so erfolgreich wie in Deutschland, wo sie in Günther Jauch den perfekten Moderator fand.
Westen nichts Neues
Geheimagent zu sein bedeutet vor allem, warten zu können. Zu jedem Termin muss man früher kommen, um sicher zu gehen, dass man nicht verfolgt wurde, dass der Treffpunkt sicher ist. Man muss genau studieren, wie gut die Gegenseite vorbereitet ist. Das ist solides Handwerk, aber auch so, als würde man 24 Stunden am Tag beim Zahnarzt im Wartezimmer hocken. Man liest Zeitschriften, trinkt Kaffee, und von Zeit zu Zeit versucht jemand einen umzubringen.
Es fängt ganz nett an, mit einem Off-Erzähler, dessen lapidare Schilderungen ernster Angelegenheiten an Hugh Lauries Roman „Bockmist“ erinnert.
Bei einem Kampf muss man aufpassen, dass man sich nicht die Knöchel bricht, wenn man zuschlägt. Deshalb bin ich ein großer Freund von Toiletten: Jede Menge harter Oberflächen.
Foto: Vox
Abgesehen davon ist die neue Agenten-Action Burn Notice über den Ex-Spion Michael Westen (Jeffrey Donovan) so eine Art A-Team oder Knight Rider der Gegenwart, nur dass sich der Einfluss der Gegenwart in Grenzen hält. Der Protagonist als unerschöpflicher Off-Erzähler, ohne den seit ein paar Jahren keine Serie mehr auszukommen vermag, und ein paar schnelle Schnitte sind alles, was an modernes Fernsehen erinnert. Der Rest ist sehr 80er: Ein obercooler Held, von der Öffentlichkeit verstoßen, kämpft mit der Hilfe von ein paar bedeutungslosen Handlangern für das Gute, und das geht eben oft nur durch das Mittel der Schlägerei. Was heute DNA-Proben und Computerrekonstruktionen für die Problemlösung in Fernsehserien sind, waren damals ja Schlägereien und Verfolgungsjagden. Deshalb wirkt Burn Notice sehr anachronistisch, als sei es eine bisher unentdeckte Idee vom Fernsehfließband des Glen A. Larson, die eben jetzt erst verfilmt wurde. Man würde sich nicht wundern, wenn plötzlich Colt Seavers oder Thomas Magnum für eine Crossover-Episode vorbeischauten.
Das ist nicht unbedingt schlimm, und viele Verfechter der Früher-war-alles-besser-und-im-Fernsehen-sowieso-These werden sich womöglich freuen. Unbedingt haben muss man das natürlich auch nicht. Aber als altmodische Alternative zu den vielen ähnlichen neuzeitlichen Serien ist es schon fast wieder erfrischend.
In den USA läuft bereits die dritte Staffel. Bei uns räumt der Krimi- und Kochsender Woks ab heute wohl schweren Herzens einen der vielen Wiederholungstermine seiner zwei anderen Serien frei und beginnt mit Staffel 1.
Burn Notice, montags um 22.05 Uhr bei Vox.
Western von gestern
1978–1986 (ZDF). 155-tlg. US-Westernserie.
Western von gestern bestand aus alten B-Western der 30er- und 40er Jahre, die als Vorprogramm der großen, abendfüllenden Spielfilme gedreht worden waren und vom ZDF auf eine 25-Minuten-Fassung gebracht wurden; es gab aber auch 2- und einzelne 3-Teiler. Alle Filme wurden neu synchronisiert — komplett mit Geräuschen und Musik (von Fred Strittmatter und Quirin Amper jun., eingerichtet von Jiří Kanzelsberger).
In 34 Folgen trat Fuzzy Q. Jones (Al St. John) auf, meistens an der Seite von Billy the Kid (Buster Crabbe). Die Filmtitel begannen alle mit „Fuzzy und …“ und gingen manchmal so lustig weiter wie: „… die Christel von der Post“. Ebenfalls 34-mal ritt der junge Johny Wayne über den Bildschirm. Hinzu kamen 13 Folgen mit Roy Rodgers sowie weitere mit Gene Autry, Randolph Scott, Robert Livingston, Richard Dix, Robert Barrat, George O’Brien und Tom Keene in den Hauptrollen.
Unter dem Titel Western von gestern zeigte das ZDF auch mehrere 6-tlg. Serien, die ebenfalls in den 30er Jahren in den USA entstanden: „Zorro reitet wieder“ mit John Carroll, „Zorros Legion reitet wieder“ mit Reed Hadley, „Zorros Erbe“ mit George Turner, „Der singende Pfeil“ mit Ray Corrigan, Hal Taliaferro, Hoot Gibson und Julia Thayer sowie „Jesse James reitet wieder“ mit Clayton Moore. Eine 4-tlg. Serie war „Zorros schwarze Peitsche“ mit Linda Stirling und George J. Lewis.
Lief freitags im Vorabendprogramm.
Westgeld
Wer den neuen Bezahlsender Fox über ArenaSat oder sonstwie empfängt, kann endlich in Deutschland und deutscher Sprache die fantastische US-Politserie The West Wing sehen, die bisher keiner zeigen wollte, weil sie inhaltlich zu amerikanisch sei. Sie wissen schon, dieselben keinen, die 24, The Unit – Eine Frage der Ehre, E-Ring – Military Minds oder Threat Matrix – Alarmstufe Rot für völlig unamerikanisch hielten und nach Deutschland importierten.
Der Unterschied zu all diesen Serien aus der Bush-Ära, die zwar teilweise gut und spannend sind, aber Amerikagegner in ihrem Bild von Bushland bestätigen, ist, dass The West Wing noch aus Clintonland stammt. Jawoll, so alt ist dieses Meisterwerk schon, und so lange liegt es schon hierzulande ungesendet rum, obwohl vor allem Vox diese Qualitätsserie so wunderbar gestanden hätte. Hier agieren ein demokratischer Präsident und sein Team besonnen und diplomatisch in nationalen und internationalen Affären, es geht um die Strategen, Redenschreiber und Berater des Präsidenten, die gemeinsam Politik machen, und wenn mal eine schwere Entscheidung ansteht, dann wird der Gewissenskonflikt illustriert und nicht gleich alles plattgemacht.
Die Serie ist intelligent, schnell, subtil, informativ und oft witzig und gilt zusammen mit den Sopranos als die prägende Serie, die das Genre des amerikanischen TV-Dramas Ende der 90er-Jahre zurück zum Hochglanz geführt hat. Wer nicht längst das Geld für die Originalton-DVDs ausgegeben hat, aber für Fox, sollte dringend mal reinschauen.
Serienstart war schon vorgestern, aber weil Fox sonst nicht viel zu senden hat, wird die Pilotfolge bis nächste Woche noch zehnmal wiederholt (alle Termine hier).
The West Wing, neue Folgen montags um 21.00 Uhr bei Fox (Pay-TV).
Wett Wett Wett
Die beiden erfolgreichsten Samstagabendshows von Roland-Koch-TV laufen heute wieder gleichzeitig: Die Ekel-Show Wetten, dass…? mit Michelle Hunziker, bekannt durch ihre Schweißfuß-, Po-, Kot- und Speichelwetten, sowie die Prominenten-Talkshow Couch-Plausch mit Thomas Gottschalk, bekannt durch die geschlossenen Entweder-Oder-Fragen, die keiner Antwort bedürfen.
Unter den Gästen ist heute ein bekanntes Volksmusikduo, das in der offiziellen Programmankündigung von Roland-Koch-TV nur Wolfgang & Anneliese genannt wird. Online wird immerhin ihr voller Name angegeben: Wolfgang und Anneliese Funzfichler. Sie singen auch ein Lied. Das taten sie auch auch schon beim Deutschen Fernsehpreis, heute singen sie also erstmals vor Publikum.
Und wenn Thomas Gottschalk cool ist, wird auch er die ganze Sendung bestreiten, ohne ein einziges Mal zu benennen, wer wirklich hinter Wolfgang & Anneliese steckt.
Ich biete deshalb meine eigene Wette zur Show an: Wetten, dass er es nicht ist?
UPDATE: Aus den Kommentaren konnte ich ja schon schließen, dass ich die Wette verloren hatte. Am Montagabend habe ich mir die Sendung dann angesehen, und das muss gleichzeitig als Strafe und Wetteinsatz reichen. Interessant, wie gut sich Gottschalk und Hunziker ergänzen: Sie kann in diesen Schuhen nicht gehen, er kann nicht moderieren. Sie präsentiert die Wetten, von denen er deshalb nichts weiß, im Gegenzug interviewt er die Gäste, von denen er auch nichts weiß. Nur an ihren Pointen muss sie noch arbeiten. Die müssen bisher noch die prominenten Gäste ergänzen, nachdem sich der hilflose Gottschalk in Halbsatz-Hinleitungen verheddert.
Wetten, dass…?
Seit 1981 (ZDF). Große Samstagabendshow von Frank Elstner.
Kandidaten führen außergewöhnliche Ausdauer-, Gedächtnis oder Geschicklichkeitsleistungen vor und wetten, ein bestimmtes Pensum zu schaffen, meistens innerhalb einer vorgegebenen Zeit. Zwischendurch gibt es Talks mit Prominenten und Showblöcke.
In der ersten Sendung am 14. Februar 1981 trat ein Mann an, der vorgab, die Zahl Pi auf 100 Stellen hinter dem Komma auswendig zu kennen, ein Mädchen sprang vom Ein-Meter-Brett ins Wasser, ohne mit dem Kopf unterzutauchen, und ein Mann pustete eine Wärmflasche auf, bis sie platzte. Später konnten Kandidaten von allen zweistelligen Zahlen im Kopf die 13. Potenz berechnen, Lieder auf Langspielplatten anhand des Aussehens der Rillen erkennen, Äpfel mit einem Handhieb spalten und einen LKW auf vier Biergläsern parken. Letztere war eine sehr typische Wette, denn oft wurde schweres Gerät aufgefahren, um Übungen zu demonstrieren, für die eigentlich Fingerspitzengefühl nötig war. So wurden Flaschen mit einem Gabelstapler geöffnet, mit einem Bagger eine Frau ausgezogen oder eine Nudel, die lose zwischen zwei Traktoren geklemmt war, ohne zu brechen oder zu fallen einige Meter transportiert und dann in einen Kochtopf geworfen.
Die Show lief anfangs acht-, später sechsmal im Jahr um 20.15 Uhr live aus großen Hallen in verschiedenen Städten. Sie wurde als Eurovisionssendung auch in Österreich und der Schweiz gezeigt und regelmäßig auch in diesen Ländern veranstaltet. Häufigste Veranstaltungsorte, mit jeweils mehr als zehn Sendungen, waren Basel und Saarbrücken.
Frank Elstner hatte Wetten, dass …? erfunden und moderierte es 39‑mal. Seine letzte Wettshow wurde am 04. April 1987 gesendet. Seinen Nachfolger hatte Elstner geheim gehalten und wollte ihn erst in dieser Sendung präsentieren, doch niemand war überrascht, als Thomas Gottschalk hereinkam. Dieser moderierte 36 Sendungen bis Mai 1992 und wurde von Wolfgang Lippert abgelöst, weil Gottschalk sich ganz auf seine neue Late-Night-Show bei RTL konzentrieren wollte. Schon im nächsten Jahr beschloss er zurückzukehren; Lippert, der keine glückliche Figur abgegeben hatte, wurde kurzerhand gefeuert, und Gottschalk feierte im Januar 1994 sein umjubeltes Comeback, wobei er seinen Vorgänger mit keinem Wort erwähnte. Seitdem moderiert Gottschalk das Wettspiel, das als eine von vielen Samstagabendshows begann, als einzige Vertreterin dieses traditionsreichen Genres überlebte und sich zur erfolgreichsten Einzelsendung in Europa entwickelte. Die Sendezeit verlängerte sich über die Jahre von eineinhalb auf zweieinhalb Stunden. Die Moderatoren überzogen ohnehin, egal wie viel Zeit angesetzt war.
Jede Wette hatte einen prominenten Paten. Frank Elstner veranstaltete zunächst stets einen Talk mit allen prominenten Gästen, bevor dann alle Wetten nacheinander stattfanden. In der Premierensendung war schon mehr als eine Stunde vergangen, bis es überhaupt zur ersten Wette kam. Die Erklärung der komplizierten Spielregeln trug ein Übriges dazu bei. Die Paten saßen auf Sesseln und hatten vor sich eine Anzeige, auf der auf Knopfdruck aufleuchtete, welchen Wettausgang sie tippten. Jeder Prominente machte bei jeder Wette mit, für den Kandidaten, dessen Pate man war, musste man „Ja“ tippen, für „Klar schafft der das“. Unschlüssige Gäste prägten das „Jein“, das natürlich nicht galt.
Parallel tippten auch Fernsehzuschauer zu Hause per TED den Wettausgang. Die TED-Zuschauer waren im Vorfeld ausgewählt worden, einen offenen Aufruf zum Anrufen an alle Fernsehzuschauer gab es noch nicht. Je nach Zuschauervotum und Ausgang wurden anschließend Punkte verteilt. Wer gegen die Mehrheit richtig gewettet hatte, bekam entsprechend viele Punkte. Wer mit der Mehrheit richtig getippt hatte, weniger, und wer falsch lag, gar keine. Wettkönig war am Ende der Kandidat des prominenten Paten, der die meisten Punkte erspielt hatte, sein Gewinn war der mit 100 multiplizierte Punktestand in D-Mark.
Bei Gottschalk wurde alles abwechslungsreicher und simpler. Der Rhythmus war nun: Talk mit Promipate, Wette, Showblock, Promitalk, Wette, Showblock usw. Die komplizierten Regeln verschwanden, jeder Pate tippte nur noch bei der Wette des eigenen Kandidaten und so wie er wollte, das Publikum wettete nicht mehr mit, es gab keine Punkte mehr, und Wettkönig wurde, wen die Fernsehzuschauer – jetzt alle – per TED dazu wählten. Der Gewinnbetrag war nun die mit 100 multiplizierte Prozentzahl des Wahlergebnisses.
Die Stars nahmen nicht mehr auf Einzelsitzen Platz, sondern auf einer gemütlichen Couch. Der neue Spielmodus, der aus dem zwar komplizierten, aber durchgängigen Konzept eine Nummernrevue machte, und die Couch, die keine einzelnen Sitzplätze erkennen ließ, ermöglichte es nun den internationalen Stargästen, vorzeitig wieder zu verschwinden. Gottschalk begrüßte viel häufiger als Elstner internationale Stars, die mit Knopf im Ohr für die Simultanübersetzung dasaßen, aber ganz dringend wieder weg mussten. Die Übersetzung nahm Tempo und Spontaneität aus den Gesprächen, teilweise auch den eigentlichen Inhalt (die gerade Mutter gewordene Sängerin Madonna sagte zu einer strickenden Dame: „Können Sie meinem Sohn einen Hut machen?“, der Dolmetscher übersetzte es mit: „Können Sie mir da einen Sonnenhut draus machen?“).
Gottschalks Interviews mit deutschen und internationalen Prominenten liefen meist nach dem Multiple-Choice-Prinzip ab, das dem Gast nur begrenzte Antwortmöglichkeiten gab. Dabei mussten sich die Möglichkeiten „entweder“ und „oder“ keinesfalls ausschließen: „Ist es denn so, dass du gar nicht mehr auf die Straße gehen kannst, ohne erkannt zu werden, oder sagst du eher, das macht mir nichts aus, ich genieße das.“ Die Antwort wartete Gottschalk dann aber ohnehin nicht ab, bevor er weiterredete.
Wer falsch getippt hatte, musste einen Wetteinsatz einlösen, z. B. singen, tanzen oder sich albern verkleiden, etc. Dieter Thomas Heck radelte 1983 in zehn Tagen rund 800 km weit von Bexbach an der Saar zur Funkausstellung nach Berlin. Die Transitstrecke Helmstedt-Berlin musste er allerdings auf dem Heimtrainer im Bus absolvieren, weil die DDR-Behörden die Durchreise auf dem Fahrrad verweigerten. Im gleichen Jahr moderierte der Showmaster Joachim Fuchsberger seine Show Auf los geht’s los komplett im Nachthemd, weil er bei Elstner seine Wette verloren hatte. Oft verbanden die Stars ihre Wetteinsätze mit einem guten Zweck.
Zu Beginn jeder Show gab es eine Saalwette. Der Moderator trug mehrere Vorschläge aus dem Saalpublikum vor, das durch Applaus entschied, welche angenommen wurde. Die Redaktion hatte dann bis zum Schluss der Sendung Zeit, z. B. 50 Nonnen mit Fahrrädern aufzutreiben, zehn Lehrer mit Schulranzen und einem eigenen Zeugnis von früher, auf dem sie eine Sechs hatten, oder drei Schiffskapitäne, die von Matrosen getragen in vollen Badewannen sitzen und „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ singen. Der Saalkandidat, der sich die Wette ausgedacht hatte, saß derweil mit den Promis auf der Couch (zeitweise auch nur in der ersten Reihe im Publikum). Wenn die Redaktion es tatsächlich nicht schaffte, musste der Moderator einen Wetteinsatz einlösen. Wolfgang Lippert führte zu diesem Zweck ein mit Wasser gefülltes Bassin ein, in das er im Fall der Niederlage hineinrutschte. Gottschalk bezeichnete das Bassin nach seiner Rückkehr als Erblast. Im Herbst 2001 wich die Saalwette einer Stadtwette, bei der die Gastgeberstadt eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
Wetten, die wegen Platzmangels außerhalb der Halle stattfinden mussten, wurden von wechselnden Gastmoderatoren präsentiert. Zwischen 1998 und 2003 war zunächst Olli Dittrich ständiger Außenmoderator und dann Anastasia Zamponis, bevor die Show wieder wechselnde Gäste beschäftigte.
Die Showblöcke bestritten die berühmtesten Künstler, die zu kriegen waren. Weltstars wie Phil Collins, Elton John, Tina Turner, Rod Stewart, Cliff Richard, Chris de Burgh und Robbie Williams waren Stammgäste. Die häufigsten Gaststars waren Udo Jürgens, Peter Maffay und Herbert Grönemeyer. Eine Sensation war der erste Auftritt von Michael Jackson in einer Unterhaltungsshow im November 1995. In der gleichen Sendung war auch Gerhard Schröder zu Gast, der ein weiteres Mal im März 1999 zu Wetten, dass…? kam, womit zum ersten Mal ein amtierender deutscher Bundeskanzler als Wettpate auf der Couch saß. 18 Millionen Menschen sahen allein in Deutschland zu. Daneben saßen an diesem Tag Helmut Dietl, Veronica Ferres und Harald Schmidt. Dietl war Regisseur, Schmidt und Ferres Hauptdarsteller im gerade startenden Kinofilm „Late Show“, in dem auch Gottschalk eine Hauptrolle spielte.
Die Schleichwerbung war unter Gottschalk einer der meistkritisierten Punkte der Show. Für etliche Teile der Show trat ein Sponsor auf, die meisten der Stargäste hatten sowieso einen Film, eine CD, ein Buch, eine Serie oder sonst etwas zu bewerben. Gottschalk und ZDF-Intendant Markus Schächter rechtfertigten sich, alles sei im Rahmen des Erlaubten und die Show anders nicht finanzierbar.
Am 16. Mai 1981 wettete Karlheinz Böhm außer der Reihe und sichtlich bewegt mit den Fernsehzuschauern, „dass nicht einmal jeder dritte [Zuschauer] eine Mark gibt, um Hunger leidenden Menschen zu helfen“. Wenn doch, wolle er selbst nach Afrika gehen und helfen. Er gewann die Wette – es kamen nur 1,7 Millionen DM zusammen – und ging trotzdem. Das Geld wurde der Grundstock für seine Aktion „Menschen für Menschen“.
In der 25. Sendung am 15. Dezember 1984, Gast war u. a. der österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz, stürmten fünf Umweltschützer von Robin Wood die Bühne. Der Sicherheitsdienst wollte sie abführen, Elstner ging dazwischen und sagte: „Aus meiner Sendung wird niemand herausgeworfen“. Er unterhielt sich einige Minuten mit den Störenfrieden über ihr Anliegen, und danach waren alle wieder brav.
Einen mittleren Skandal verursachte ein Kandidat, der am 03. September 1988 bei Gottschalk wettete, er könne die Farbe von Buntstiften am Geschmack erkennen. Er schaffte es und gab anschließend zu, geschummelt zu haben. Er outete sich als Bernd Fritz, Redakteur der Satirezeitschrift „Titanic“, und verwies auf das Heft, in dem man nachlesen könne, wie er das Team gelinkt habe. Dort stand dann lediglich, dass er unter seiner schwarzen Brille durchgelinst und die Farben gesehen habe. Fortan gab es viel dickere Brillen und meist zwei übereinander, wenn man blind etwas erkennen sollte.
Von 1996 bis 2000 präsentierte Gottschalk jährlich im Dezember eine Spezialausgabe unter dem Titel Kinder Wetten, dass…?, in der Kinder ihre Wetten einzulösen versuchten. Danach wurde die Kinder-Wette als fester Bestandteilwette in die große Abendshow integriert, jedoch außer Konkurrenz.
Wetten, dass … erhielt den Deutschen Fernsehpreis 1999 für die beste Show.
Wettkantengeschichten
Ein gar schauderhafter Nachtmahr überkam mich: Mir träumte, ich schriebe für eine vergleichbare Seite in Amerika ähnliche Texte, in denen ich Showstarts bespreche, aber gleichzeitig den internationalen Markt im Auge behalte. Natürlich ebenfalls mit dieser einzigartigen Mischung aus unverwechselbarem Biss und fundierter Sachkenntnis…
(Bitte stellen Sie sich jetzt das Geräusch einer Harfe vor.)
Mit schlappen 27 Jahren Verspätung kommt Europas erfolgreichste Fernsehshow endlich auch zu uns: Wanna Bet? (Originaltitel: We¶en, dass…?) ist eine krude Mischung aus Bekloppten, die mit Skiern über rohe Eier fahren, ohne sie zu zerbrechen, und bekloppten Prominenten, die darauf wetten, ob das klappt – und schon allein das macht es unterhaltsam. In Deutschland ist die Show nur sechsmal im Jahr zu sehen und ein jeweils dreistündiges nationales Ereignis, wie es nur mit unseren Oscars, Emmys oder Grammys zu vergleichen ist. Leider kürzt ABC die Show rücksichtslos auf nur eine Stunde zusammen, verschießt sie wöchentlich im Sommerloch und besetzt sie mit dem völlig unbekannten Moderatorenduo Ant & Dec, das wohl in England recht erfolgreich war und in seiner US-Premiere gleich überheblich über unsere Ikone Larry King herzieht. In Deutschland ist der Moderator Thomas Gottwald ein Star, der einen Status hat, wie ihn hierzulande allenfalls Jay Leno erreicht – nur dass Gottwald doppelt so viele Zuschauer hat. Das ist eine Sensation, wenn man bedenkt, wie viele Einwohner unsere Vereinigten Staaten haben, und dass Deutschland gerade mal so groß ist wie 100 Baseballfelder. Ant & Dec legen leider nicht den Charme und den Witz des Deutschen an den Tag, sind ihren prominenten Gästen gegenüber zu distanziert und lassen jeglichen Körperkontakt vermissen.
Der Screenshot von ABC mit Ant & Dec ist Teil der Traumsequenz und deshalb ebenfalls kursiv.
Mit rund 13 Millionen Zuschauern allein in Deutschland (die Show ist gleichzeitig auch live in den Nachbarländern Schweiz und Australien zu sehen) ist We¶en dass…? in Europa unschlagbar – und dies nun schon in der 28. Saison. Diese Größe, dieses Monumentale sieht man der Originalshow auch an: Sie wird aus riesigen Hallen gesendet, das Promi-Sofa prägt das Bühnenbild – bei uns sieht es aus, als stünde eine kleine Couch in einer winzigen Kammer, die wahrscheinlich nicht einmal so groß ist wie die Wohnzimmer der Zuschauer. Die C-Prominenten, die mit den Weltstars der deutschen Ausgabe nicht annähernd mithalten können, sind auch keine große Hilfe. Ein ähnlicher Erfolg wie in Europa wird der Show bei uns wohl kaum vergönnt sein – auch wegen des undankbaren Sendeplatzes im direkten Gegenprogramm zu Two And A Half Men. Die Show hätte dennoch kein finanzielles Verlustgeschäft für ABC werden müssen, doch leider wurden zu viele Scheichwerbegelegenheiten achtlos vertan.
Der einzige Vorteil der viel zu kurzen Sendezeit ist, dass unsere einheimischen Prominenten bis zum Ende der Show bleiben können. Wie die deutsche Ausgabe zeigt, wären sie nach einer Stunde ohnehin aufgestanden und gegangen. …
Und dann erwachte ich glücklicherweise.
What the Heck…?
Man erzählt sich, bei wenigen Fernsehstars sei der Unterschied zwischen der Persönlichkeit vor und der Persönlichkeit hinter der Kamera so groß wie bei Dieter Thomas Heck. Man erzählt sich auch, manche Schlagerstars seien nach Baden-Baden gezogen, nur um aus Karrieregründen in Hecks Nähe zu sein, dessen Schloss etwa 20 Kilometer von Baden-Baden entfernt steht. Man erzählt sich viel über Dieter Thomas Heck, und das zeigt, welch große Bedeutung er für das deutsche Fernsehen hatte.
Das soll nicht wie ein Nachruf klingen, aber dass Heck diese Bedeutung noch immer hat, würde niemand behaupten. Das ZDF sieht das offensichtlich auch so und hält Heck ab sofort für verzichtbar. Sein Vertrag, der zum Jahresende ausläuft, wird nicht verlängert, und seine Sendungen werden eingestellt, darunter die Benefiz-Show Melodien für Millionen, die zuletzt ohnehin nur noch einmal im Jahr lief. Die heutige Ausgabe ist Dieter Thomas Hecks letzte Sendung.
Ein Star wurde Heck mit der ZDF-Hitparade, einer Sendung, die man noch heute mit ihm gleichsetzt, obwohl er sie schon vor 23 Jahren abgab. In den letzten Jahrzehnten moderierte Heck routiniert, aber unauffällig alles Mögliche, doch in der ZDF-Hitparade war er einzigartig. Niemand sonst las den Abspann seiner eigenen Sendung einfach vor, statt ihn einblenden zu lassen. Ging halt schneller so. „Und Regie wie immer: Truck Branss!“
Berühmt wurde Hecks Kunstpause nach dem „Z“, bevor er das „DF“ hinzufügte: „Eine Sendung Ihres Z, DF!“ Harald Schmidt ritt lange auf dieser Kunstpause herum, bis er Heck eines Tages darauf ansprach, der erstaunt entgegnete: „Da war eine Pause?“
Der große Drafi Deutscher parodierte einst Heck in dessen eigener Sendung Die Pyramide perfekt und stellte den alten, lauten Hitparaden-Heck dem neuen, leisen Melodien-für-Millionen-Heck gegenüber. Die erste Version brüllte die Zuschauer an und fuchtelte wild mit den Armen, die zweite Version sprach nicht nur sanft, sondern ließ auch die Arme sanft in eine Verschränkung gleiten, aus der sich die rechte Hand langsam löste, um mit dem Zeigefinger in die Kamera zu deuten. Eigentlich kann man es nicht ordentlich beschreiben, man muss wohl dabei gewesen sein.
Am 29. Dezember wird das ZDF Dieter Thomas Hecks 70. Geburtstag mit einer großen Gala feiern, sie aber Johannes B. Kerner moderieren lassen. Hecks eigene letzte Sendung wird sang- und klanglos weggesendet.
Seit 2000 gab das ZDF zwölf Pressemitteilungen zu Melodien für Millionen heraus: Über die Höhe der eingegangen Spendengelder, über einen Gastautritt von Königin Silvia, sogar gesondert darüber, dass es sich im April 2002 nicht um eine Live-Sendung gehandelt habe. Die heutige Ausgabe, die Hecks Karriere als Showmoderator nach rund 40 Jahren beendet, war dem ZDF nicht einmal mehr eine Pressemitteilung wert.
Einen solchen Abschied hat er nicht verdient, und auch nicht diesen unfreiwilligen. Einem Fernsehstar vom Schlag eines Dieter Thomas Heck hätte man das Recht einräumen müssen, den Zeitpunkt seines Abschiedes selbst zu bestimmen.
What’s Up, Dad?
2003–2007 (ProSieben). 123-tlg. US-Sitcom von Don Reo und Damon Wayans („My Wife And Kids“; 2001–2005).
Der junge Familienvater Michael Kyle (Damon Wayans) kümmert sich zu Hause um seine drei Kinder: Teenager Michael junior (George O. Gore II), von Michael nur „Junior“ genannt, dessen jüngere Schwester Claire (Jazz Raycole; ab Folge 12: Jennifer Nicole Freeman) und Nesthäkchen Kady (Parker McKenna Posey). Michaels Frau Janet, kurz „Jay“ (Tisha Campbell-Martin), geht arbeiten. Sie ist eine erfolgreiche Börsenmaklerin. Michael hat zwar auch einen Job, ihm gehört ein gut gehender Kurierdienst, doch irgendwie scheint das nicht unbedingt seine Anwesenheit zu verlangen.
Sendeplatz war samstags nachmittags.
What?
Auf dem Prestigesendeplatz um Mitternacht zeigt die ARD am Donnerstagabend die recht schöne Dokumentation „Wer rettet die deutsche Sprache?“ (Wdh. am 13. Februar in Eins Extra), mal wieder eine Bestandsaufnahme der vielen Anglizismen oder zumindest englisch wirkenden Begriffe, die unsere Sprache zum Teil bereichern und zum Teil verunstalten.
Aus diesem Anlass stellen wir fest, dass bei importierten Fernsehserien nur noch wenige Titel ins Deutsche übertragen werden. Criminal Intent, Criminal Minds, The Closer, Close To Home, Life On Mars, Crossing Jordan oder The District tragen in Deutschland die gleichen Titel wie im Herstellungsland. Was das übersetzt heißt, ist ja egal, solange am Anfang jemand ermordet und am Ende jemand überführt wird. Angesichts schlimmer Übersetzungssünden in der Vergangenheit ist das aber vielleicht ganz gut so. Hier ist unsere Top-5-Liste der Serien, die einen besseren oder gar keinen deutschen Titel verdient gehabt hätten.
- Freaks & Geeks: Voll daneben, voll im Leben
- I Spy: Tennisschläger und Kanonen
- The Chinese Detective: Schieß in den Wind, Ho!
- Extralarge: Zwei Supertypen im Miami
- Hudson Street: Wer ist hier der Cop?
Und dann natürlich noch alle, deren deutsche Titel mit „Eine“ anfangen und mit „Familie“ enden:
- The Brady Brides: Eine reizende Familie
- Married… with Children: Eine schrecklich nette Familie
- Step By Step: Eine starke Familie
- Ai no Wakakusa Monogatari: Eine fröhliche Familie
- 7th Heaven: Eine himmlische Familie