We Are Family — So lebt Deutschland
Seit 2005 (Pro Sieben). Doku-Soap über das Leben ausgewählter deutscher Familien, die, wären sie repräsentativ, vermutlich wirklich den viel beschworenen Untergang des Abendlandes bedeuten würden.
Ähnliche Reportagen über Familien hatte es zuvor im Mittagsmagazin SAM gegeben. Im Anschluss daran, um 14.00 Uhr, wurde die neue Reihe gezeigt. Sie erreichte Zielgruppenmarktanteile über 20 Prozent und wurde zur erfolgreichsten Sendung im Nachmittgsprogramm von Pro Sieben. Nur logisch, dass die Sendezeit bald von einer halben auf eine ganze Stunde verdoppelt wurde.
Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn
Seit 2007 (Pro Sieben). US-Familienserie von Jenji Kohan („Weeds“; seit 2005).
Die jüngst verwitwete Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) kümmert sich nun allein um ihre Söhne Silas (Hunter Parrish) und Shane (Alexander Gould) und finanziert die Familie durch einen florierenden Drogenhandel. Davon abgesehen ist Nancy aber so ziemlich die Normalste unter allen Bewohnern der Nachbarschaft, deren einzige Ideale Schönheitsideale zu sein scheinen und die ebenfalls interessante Geheimnisse haben. Ihre Marihuana-Vorräte bezieht Nancy bei Heylia James (Tonye Patano) und deren Cousin Conrad Shepard (Romany Malco). Alle beteuern sich gegenseitig, dass ihre Beziehung rein geschäftlicher Natur sei, und doch sind Heylia und ihre Familie auch Ratgeber für Nancy in schwierigen Lebenslagen. An die oberflächliche Übermutter Celia Hodes (Elizabeth Perkins) könnte sich Nancy mit wichtigen Problemen ohnehin nicht wenden. Nancys Steuerberater Doug Wilson (Kevin Nealon) ist zugleich ihr bester Kunde. Und dann zieht auch noch Nancys dubioser Schwager Andy (Justin Kirk) zur Familie Botwin, was das Problem des fehlenden Mannes im Haus nicht löst, sondern eher neue Probleme schafft. Er findet als einziges Familienmitglied heraus, dass Nancy den Lebensunterhalt mit Drogenhandel verdient und steigt gleich ins Geschäft ein.
Skurrile Vorstadtcomedy, die in Anmutung und Humor an Desperate Housewives erinnert. Die halbstündigen Folgen laufen mittwochs um 22.10 Uhr.
Weißer Bim, Schwarzohr
„Die Odyssee eines Hundes“
1987 (DFF1). 7-tlg. sowjet. Abenteuerserie („Belyj Bim — Chyornoye ukho“; 1976).
Der verwitwete Schriftsteller Iwan Iwanowitsch (Wjatscheslaw Tichonow) rettet den Hund Bim vor dem Tod und nimmt ihn bei sich auf. Das Tier ist eine Promenadenmischung und taugt weder als Jagdhund, noch macht es bei einer Hundeausstellung irgendwelche Schnitte, scheint aber ein treuer Freund zu sein.
In Folge 3 kommt Iwan ins Krankenhaus, und Bim macht sich auf die Suche nach ihm. Unterwegs trifft er auf freundliche Kinder und böse Männer, wird eingesperrt, kann wieder fliehen, findet aber sein Herrchen nicht. Iwan kommt in der letzten Folge zurück nach Hause und macht sich nun seinerseits auf die Suche nach Bim. Der ist aber inzwischen einem Hundefänger in die Arme gelaufen und lebt nicht mehr.
Beim ersten Mal war Bims Geschichte noch ein zweiteiliger Spielfilm, den DFF 2 Ende 1977 im Originalton mit Untertiteln zeigte. Im April 1981 lief im ZDF erstmals eine deutsche Fassung unter dem Titel Weißer Bim, schwarzes Ohr, ebenfalls in zwei spielfilmlangen Teilen. Diese Fassung wurde mehrfach wiederholt. DFF 1 zerteilte Bim 1987 in sieben Folgen à 25 Minuten. Seither greifen die Dritten Programme bei erneuten Ausstrahlungen auf diese Fassung zurück.
Weihnachten mit Onkel Hotte und seiner Frau
Liebe Landsleutinnen und Landsleute, sind außer meiner Frau und mir noch jemandem die vielen Hintergrundgeräusche während der mit zwei Perspektivwechseln gespickten Actionansprache unseres geschätzten Bundespräsidenten und seiner Frau aufgefallen? Es rumpelt immer wieder mächtig im Hintergrund. Vielleicht haben Horst Köhler und seine Frau ja ein schwedisches Regal zu Weihnachten bekommen, das Liesel schon mal anfängt aufzubauen. Oder misst Gesine Schwan schon mal die Räume aus? Vielleicht ist es aber auch einfach nur das Rumoren zwischen CDU und CSU, das man bis ins Schloss Bellevue hören kann.
Weihnachtsschätze
War Die Schatzinsel nicht mal eine ZDF-Weihnachtsserie? Und wann endete eigentlich die Tradition der Weihnachtsserien im ZDF? Früher habe ich die Serien wie Timm Thaler und Patrik Pacard immer gesehen. — Asia
Ich rolle das Feld mal rückwärts auf und unterscheide zwischen zwei populären ZDF-Reihen. Als „Weihnachtsserie“ wurden die in der Regel sechsteiligen, jugendorientierten Serien wie Silas, Patrik Pacard oder Anna bezeichnet, die zwischen Heiligabend und Neujahr innerhalb einer Woche am frühen Abend komplett gezeigt wurden.
Die Tradition begann 1979 mit Timm Thaler. Sie endete an keinem genau definierbaren Punkt, sie plätscherte eher aus. Die letzte „richtige“ Weihnachtsserie war 1993 Clara, hatte aber schon nur noch fünf Teile. Dann weichten Sendeplatz und Format immer mehr auf. Stella Stellaris im Folgejahr war nur noch ein alberner Dreiteiler. Das ZDF selbst gibt als letzte Serie der Reihe Frankie von 1995 an, man könnte aber auch Im Tal der Sonne 1996 und Zwei allein 1998 dazuzählen.
Alle Lexikontexte zu den ZDF-Weihnachtsserien sind übrigens ab jetzt bei uns online:
- 1979: Timm Thaler
- 1980: Madita
- 1981: Silas
- 1982: Jack Holborn
- 1983: Nesthäkchen
- 1984: Patrik Pacard
- 1985: Oliver Maass
- 1986: Mino
- 1987: Anna
- 1988: Nonni und Manni
- 1989: Laura und Luis
- 1990: Ron und Tanja
- 1991: Marco
- 1992: Der lange Weg des Lukas B.
- 1993: Clara
- 1994: Stella Stellaris
- 1995: Frankie
Die Schatzinsel war in der Tat ebenfalls ein Mehrteiler, der 1966 zwischen Weihnachten und Neujahr gezeigt wurde. Sie fällt aber eigentlich in eine andere ZDF-Tradition: die Abenteuervierteiler. Mit dieser begann das ZDF schon 1964 mit Robinson Crusoe. Die Filme basierten in der Regel auf bekannten literarischen Vorlagen, die Einzelteile hatten Spielfilmlänge und waren wesentlich pompöser und aufwändiger produziert. Sie liefen meistens, aber nicht immer, in der Advents- oder Weihnachtszeit. In manchen Jahren setzte das ZDF aus. Der letzte Mehrteiler der Reihe, Der Mann von Suez, lief, als die neue Tradition der Weihnachtsserien schon begonnen hatte.
Auch die Lexikontexte zu den Abenteuervierteilern sind jetzt online:
- 1964: Robinson Crusoe
- 1965: Don Quijote von der Mancha
- 1966: Die Schatzinsel
- 1968: Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer
- 1969: Die Lederstrumpf-Erzählungen
- 1971: Der Seewolf
- 1973: Cagliostro
- 1974: Zwei Jahre Ferien
- 1975: Lockruf des Goldes
- 1976: Michael Strogoff
- 1978: Die Abenteuer des David Balfour
- 1979: Mathias Sandorf
- 1980: Tödliches Geheimnis
- 1981: Wettlauf nach Bombay
- 1982: Der schwarze Bumerang
- 1983: Der Mann von Suez
Noch ausführlichere Informationen zu den Abenteuervierteilern und viele tolle Bilder gibt es in dem schönen Buch „Seewolf & Co.“ von Oliver Kellner und Ulf Marek, viele Bilder außerdem auf ihrer Homepage zum Buch.
Weihnachtsshrek
Jahrzehntelang hat der amerikanische Sender ABC jedes Jahr vor Weihnachten immer wieder die gleichen Trickfilm-Specials gezeigt, in erster Linie mit Charlie Brown und den hauseigenen Disney-Figuren wie Micky und Donald, und immer wieder mit Erfolg. Nachschub gab’s nicht, weil es keine neuen liebenswerten Figuren gab, die die ganze Familie angesprochen hätten. Bis 2007. Star des ersten neuen Weihnachtsspecials seit vielen Jahren war der grüne Shrek, der sich nach drei erfolgreichen Kinofilmen nun in seiner ersten halbstündigen Fernsehsendung „Shrek The Halls“ die rote Weihnachtsmannmütze aufsetzen durfte. 21 Millionen Menschen sahen die Erstausstrahlung, zehn Millionen die Widerholung nur zwei Wochen später. Niemand würde dagegen wetten, dass ABC das Special nun jedes Jahr zeigen wird.
ProSieben zeigt es unter dem Namen Shrek – Oh du Shrekliche in deutscher Erstausstrahlung heute um 21.45 Uhr.
Weissensee
Ab 14. September 2010 (ARD). 6-tlg. dt. Familiendrama von Annette Hess, Regie: Friedemann Fromm.
Foto: ARD/Julia Terjung
Zwei Familien sind 1980 in Ost-Berlin an verschiedenen Punkten miteianander verbunden. Der gutmütige Volkspolizist Martin Kupfer (Florian Lukas), Sohn des Stasi-Generalmajors Hans (Uwe Kockisch) und Bruder des skrupellosen Stasi-Karrieristen Falk (Jörg Hartmann), verliebt sich in Julia (Hannah Herzsprung), die Tochter der aufmüpfigen Sängerin Dunja Hausmann (Katrin Sass). Die wurde nur deshalb noch nicht aus dem Verkehr gezogen, weil Hans früher mal was mit ihr hatte und heute noch seine schützende Hand über sie hält. Das wissen die Kinder aber nicht. Und auch sonst niemand. Würde das öffentlich, wäre für Hans die Stasi-Karriere vorbei. Er ist daher auch strikt gegen die Liaison zwischen Martin und Julia und verbietet sie. Julias Mutter Dunja ist auch dagegen und verbietet sie, weil ihre Tochter nichts mit diesen Stasi-Leuten zu tun haben soll. Doch Martin und Julia lassen sich ihre Liebe nicht verbieten. Sie kämpfen gegen die privaten Widerstände ebenso wie die staatlichen: Denn Falk würde Julia am liebsten wegen versuchter Republikflucht einbuchten. Und ihren Ex Robert Snyder (Steffen Groth) gleich mit.
Spannendes Familiendrama, das weit über die persönlichen Verwicklungen hinaus den Alltag in der DDR der frühen 80er-Jahre schildert. Die 50-minütigen Folgen laufen dienstags um 20.15 Uhr.
Welcome, Mrs. President
2006 (Sat.1). 18-tlg. US-Politserie von Rod Lurie („Commander In Chief“; 2005–2006).
Eigentlich war Mackenzie Allen (Geena Davis) die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, doch als der Präsident starb, rückte sie nach und ist nun die erste Frau in diesem Amt. Als brächte ihr das nicht schon genug Anfeindungen ein, ist sie auch noch unabhängig, d.h. keiner Partei zugehörig. Ihr schärfster Widersacher ist der Sprecher des Repräsentantenhauses, Nathan Templeton (Donald Sutherland). Neben der Weltmacht USA hat Mackenzie noch eine Familie zu organisieren, bestehend aus „First Gentleman“ Rod Calloway (Kyle Secor), der sich in eben dieser Rolle zurechtzufinden bemüht, den Teenager-Zwillingen Horace (Matt Lanter) und Rebecca (Caitlin Wachs) und der siebenjährigen Amy (Jasmine Anthony). Jim Gardner (Harry Lennix) ist Mackenzies Stabschef, der diese Position schon beim Vorgänger hielt, Kelly Ludlow (Ever Carradine) ihre Pressesprecherin und Richard „Dickie“ McDonald (Mark-Paul Gosselaar) ihr persönlicher Berater. Auch ihren Mann hebt Mackenzie nach kurzer Zeit in einen offiziellen Beraterposten.
In Massen beschäftigte sich das US-Publikum zum Sendestart mit dieser Serie, an der prompt mehrere deutsche Fernsehsender interessiert waren, obwohl die ähnlich angelegte, aber wesentlich bessere US-Politserie „The West Wing“ auch nach sieben Jahren noch immer keinen deutschen Käufer gefunden hatte, weil die Sender einmütig darauf beharrten, das deutsche Publikum könne sich nicht mit einer Serie identifizieren, die hinter den Kulissen des Weißen Hauses spiele. Sat.1 erhielt den Zuschlag, während sich in den USA schon nur noch die Medien mit der Serie befassten, insbesondere mit ihrem rasanten Niedergang. Ihr Erfinder Rod Lurie wurde nach wenigen Wochen vom Sender gefeuert, weil er angeblich zu teuer und zu langsam produzierte. Steven Bochco, der noch nie eine Serie übernommen hatte, die er nicht selbst ausgeheckt hatte, sollte es richten, versagte aber inhaltlich. Die Serie dümpelte in eine völlig neue Richtung, erschien zeitweise wie ein billiger Abklatsch von „The West Wing“, was sie anfangs gar nicht war, und verlor innerhalb nur eines halben Jahres fast zwei Drittel ihrer Zuschauer. Und so wurde, was im Herbst 2005 noch der erfolgreichste Neustart der neuen Fernsehsaison war, nach nicht einmal einer ganzen Staffel wegen Erfolglosigkeit abgesetzt. Vorher noch wurde Geena Davis mit einem Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie ausgezeichnet.
Sat.1 zeigte die ersten sieben einstündigen Folgen dienstags um 22.15 Uhr und den Rest eine Stunde später.
Weltspiegel
Seit 1963 (ARD). Wöchentliches Auslandsmagazin mit Berichten der ARD-Korrespondenten.
Erster Moderator war Klaus Bölling, der in der ersten Sendung ein viel bestauntes „transatlantisches Fernsehgespräch über einen Nachrichtensatelliten“ mit Thilo Koch in Washington führte. Weitere Moderatoren waren u.a. Andreas Cichowicz, Nikolaus Brender, Claus Hinrich Casdorff, Ernst Elitz, Dieter Kronzucker, Gerhard Konzelmann, Patrick Leclercq, Dagobert Lindlau, Peter Mezger, Gerd H. Pelletier, Gerd Ruge, Winfried Scharlau, Rolf Seelmann-Eggebert und Immo Vogel. Im Oktober 2001 durfte zum ersten Mal eine Frau ran: Tina Hassel.
War meistens ungefähr eine halbe Stunde lang und lief zunächst freitags um 20.30 Uhr, ab 1964 am frühen Sonntagabend.
Weniger amüsante Zeitverschwendung
Oh, dieses herrliche Wetter! Genau richtig für gleich drei neue Sendungen im Nachmittagsprogramm des deutschen Privatfernsehens.
Um 15.00 Uhr begann urplötzlich eine neue Doku-Soap bei ProSieben. Urplötzlich, weil sie mitten in das vorausgehende We Are Family hineinknallte, das noch gar den Eindruck gemacht hatte, zu Ende zu sein.
Die neue Reihe heißt Lebe Deinen Traum! Jetzt wird alles anders, und alles ist wie immer: Menschen werden bei einem Ereignis ihres Lebens begleitet, das für sie etwas wirklich Besonderes ist, aber man muss wohl dabei gewesen sein. Das Ereignis wird extrem gestreckt und vom Off-Sprecher und nachträglich aufgenommenen Interviewausschnitten endlos zerredet, und nach gefühlten drei Stunden ist die 65-minütige Sendung vorbei.
Da hat gerade schon auf und davon – Mein Auslandstagebuch bei Vox angefangen, ebenfalls eine Doku-Soap, die Au-Pairs und Austauschschüler ins Ausland begleitet. Immerhin werden hier verschiedene Geschichten parallel erzählt, weshalb nicht alles so endlos gestreckt wirkt. Seit die Gilmore Girls komplett ins Abendprogramm umgezogen sind, experimentiert Vox auf dem 16-Uhr-Sendeplatz mit Wiederholungen, Wohnsoaps, Sitcoms und Doppelfolgen der Nachmittagsserien. Ab jetzt laufen mehrere kurze Reihen, diese dauert nur zehn Tage. Durch die Vielzahl an Protagonisten und Schauplätzen in verschiedenen Ländern und den langen Handlungszeitraum ist sie vermutlich die aufwändigste Produktion, die derzeit durch die Bank im Nachmittagsprogramm zu sehen ist.
Und dann begann die Ahornallee, womit RTL allein jetzt mehr Daily Soaps im Programm hat als alle anderen Sender zusammen. Schöne Menschen leben in einem großen Haus und erleben Sachen. Natürlich nicht so viele, denn man muss ja sparen, wenn die Geschichten für eine Serie ewig halten sollen. Aber der Titelsong ist gut: „Lifestyles Of The Rich And Famous“ von Good Charlotte. Morgen höre ich mir vielleicht deren CD an statt die schlechten Schauspieler in dieser langweiligen Serie anzugucken.
So, jetzt geht der Fernseher für heute aber aus, denn ich bekomme noch Besuch. Lisa Plenske will vorbeikommen. Wir haben uns lange nicht gesehen.