Suchergebnisse:

Schieß in den Wind, Ho

Donnerstag, 8. Februar 2007, 16:34

1984–1985 (ARD). 12‑tlg. brit. Krimiserie von Ian Kennedy Martin („The Chinese Detective“; 1981–1982).

Der Chinese John Ho (David Yip) ist Polizist geworden, um seinen Vater zu rächen, dessen Name durch einen korrupten Polizisten in den Schmutz gezogen wurde. Zuerst wollte man ihn bei der Londoner Polizei gar nicht haben, weil ihm die nötige Körpergröße fehlt, doch nun hat er es trotzdem geschafft, stößt aber weiterhin auf Widerstände. In der Wache im East End herrscht latenter Rassismus, und sein Vorgesetzer Berwick (Derek Martin) wartet nur auf einen Vorwand, den ungeliebten Außenseiter wieder loszuwerden, der seine eigene Vorstellung von Disziplin und angemessenem Auftreten hat und sich nicht an die Vorschriften hält. Für den Anfang stellt er ihm den erfahrenen Sergeant Donald Chegwyn (Arthur Kelly) zur Seite. Ho versucht, während beide ihren Dienst tun, auch im Fall seines Vaters voranzukommen.

Ho war der erste nichtweiße britische Fernsehpolizist. Die Serie war auch deshalb bemerkenswert, weil sie sich von den vielen Krimis mit schrägen Einzelgängerpolizisten, die „unkonventionell“ ermitteln, dadurch unterschied, dass sie eine plausible Erklärung bot, warum dieser Bulle so ein Außenseiter ist. Die Londoner Polizei legte Wert auf die Feststellung, dass die Serie völlig unrealistisch sei: Es gebe bei ihr keinen latenten Rassimus. Genau.

Die einstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Schillerstraße

Mittwoch, 14. Februar 2007, 18:46

Seit 2004 (Sat.1). Improvisations-Comedyshow.

Cordula Stratmann improvisierte mit wechselnden Gastkomikern vor Publikum eine Spielhandlung. Die Bühne stellte ihre Wohnung in der (fiktiven) Schillerstraße dar. Es gab kein Drehbuch, nur einen groben roten Faden, der Rest entwickelte sich spontan. Ein Spielleiter gab den Protagonisten per Knopf im Ohr merkwürdige Anweisungen („Sprich nur in Sprichworten!“, „Du begehrst den Barhocker“), die sie umsetzen mussten. Für die Zuschauer waren die Anweisungen hörbar und eingeblendet, die Spielpartner kannten die Aufgaben ihrer Kollegen jedoch nicht.

Fröhlicher Kindergartenhumor für Erwachsene. Der Unterhaltungswert hing stark von den Gastkomikern ab und schwankte entsprechend. Regelmäßige Gäste waren Martin Schneider, Annette Frier, Ralf Schmitz, Michael Kessler, Bernhard Hoëcker und Tetje Mierendorf. Sie spielten Nachbarn oder Freunde von Stratmann und traten wie sie unter ihren realen Vornamen auf. 2006 kam ein zweiter Spielort dazu: Bernhard übernahm die Kneipe „Schillereck“, wo sich ein Teil der Handlung zutrug, vor allem als Cordula Stratmann wegen einer Schwangerschaft im wirklichen Leben für etliche Wochen pausierte und im Fernsehleben zur Kur war, nachdem sie in den Wochen vorher heftig zugenommen hatte. Ab 2006 wirkten ferner gelegentlich Barbara Schöne und Jürgen von der Lippe als Cordulas geschiedene Eltern Barbara und Jürgen mit.

Als Spielleiter war bis kurz vor der ersten Sendung noch John Hudson vorgesehen, es wurde dann aber Georg Uecker. Ein Jahr später übernahm Maike Tatzig diesen Part, die sich das Konzept der Show auch ausgedacht hatte.

Die Sendung wurde zum Überraschungserfolg der Saison 2004/2005 und inspirierte u.a. RTL zum Improvisationformat Frei Schnauze und Pro Sieben zur Variante Gott sei Dank, dass Sie da sind. Die Schillerstraße lief zunächst als halbstündige Show freitags um 22.15 Uhr und wechselte Anfang 2005 in doppelter Länge auf den Donnerstag um 20.15 Uhr. Ab 2007 lief sie wieder freitags, aber weiterhin einstündig um 20.15 Uhr. Mitte des Jahres 2007 ging sie in eine Sommerpause, aus der sie erst im Januar 2009 zurückkehrte. Cordula Stratmann war inzwischen ausgezogen, und Jürgen Vogel wurde ihr Nachmieter. Der Sendeplatz blieb.

Schimanski

Sonntag, 22. April 2007, 17:56

Seit 1997 (ARD). Dt. Krimireihe.

Sechs Jahre nach seinem Abschied als Tatort-Kommissar bei der Duisburger Kripo bittet die Polizei den Privatmann Horst Schimanski (Götz George) um Hilfe. Also verlässt er sein Hausboot in Belgien und seine feste Freundin (ja, der Mann ist eben alt geworden) Marie-Claire (Denise Virieux) immer wieder vorübergehend, um die Bösen zu fangen. Manchmal tut er das auch gegen den Willen der Polizei oder lässt sich einfach als Privatdetektiv oder Bodyguard anheuern. Nach dem Tod seines Partners Thanner wird Schimanski bei seinen Ermittlungen nun von dem jungen Polizisten Tobias Schrader (Steffen Wink) unterstützt. Der lässt Schimi jedoch Ende 1999 nach Folge 6 allein, und in der nächsten Folge knapp ein Jahr später ist Hänschen (Chiem van Houweninge) wieder da, Schimanskis alter Kollege aus Tatort-Zeiten; Thomas Hunger (Julian Weigend) wird Schimis neuer Assi.

Götz Georges Rückkehr in die Rolle des raubeinigen Ermittlers passierte zwar nicht mehr innerhalb der Tatort-Reihe, aber auf dem alten Sendeplatz sonntags um 20.15 Uhr. Die Fälle waren düsterer, komplexer und politischer als früher, das Milieu vielseitiger. Es ging nun um Wirtschaftsspionage, Ausländerproblematik, Prostitution, Kinderkriminalität etc. Mit der Folge „Rattennest“ 1999 sah die Duisburger CDU, Oppositionspartei im Stadtrat, die Stadt in ein schlechtes Licht gerückt und forderte, den Dank für die „freundliche Unterstützung der Stadt Duisburg“ aus dem Abspann zu streichen. Die Produzenten kamen dem Drängen nach, „weil der Dank nicht als Ironie verstanden werden soll“.

Die 90‑minütigen Folgen liefen in loser Folge, zunächst staffelweise mit jeweils zwei bis drei Folgen im Wochentakt, ab 1999 wurde in der Regel nur noch maximal ein Film pro Jahr produziert. Am 22. April 2007 läuft der vierzehnte.

Regie führte bei vielen Fällen Hajo Gies, der auch die meisten Tatorte mit Schimanski inszeniert hatte. Mehrere Folgen sind auf DVD erhältlich.

Schindluders Liste

Freitag, 18. Juli 2008, 06:51

Mit drei Jahren Verspätung kommt die viel gepriesene US-Comedyserie My Name Is Earl heute ins deutsche Fernsehen. Ein Kleinkrimineller versucht, sein Leben neu zu ordnen und Gutes zu tun, damit ihm Gutes widerfährt, weil er zum ersten Mal in seinem Leben von „Karma“ gehört hat – just nach einem fiesen Unfall, der ihn ins Krankenhaus brachte. Guter Zeitpunkt also. In ungeordneter Reihenfolge arbeitet er eine Liste seiner Schandtaten ab, sucht die Menschen auf, denen er Schlechtes antat und bemüht sich um Wiedergutmachung. Um diese Leute aufzutreiben, muss er manchmal seinen tumben Bruder unter einem Vorwand vorschicken.

Ich werde nervös, wenn ich lügen muss. Aber Randy ist ein Profi, solange er die richtige Menge Bier drin hat. Und vier scheint die Zauberzahl zu sein.

Als Ich-Erzähler aus dem Off ordnet Earl die Ereignisse historisch ein.

Randy war nicht mehr bei Kennys Eltern gewesen, seit wir sie in der High-School-Zeit ausgeraubt hatten.

Die Serie beginnt mit dieser völlig neuen, originellen Grundkonstellation und ist auch in der Umsetzung gelungen. Die Charaktere sind liebevoll kreiert: Alle sind sie Gauner, doch man fühlt Sympathie für sie, weil es ihnen selbst schlecht geht und sie es neuerdings gut meinen, und Earl tut einem schon fast leid, wenn er völlig überfordert mit der Situation ist, zum ersten Mal in seinem Leben in seiner kleinen Welt einem echten Schwulen zu begegnen. Manchmal drohen die Figuren zu klischeehaft zu werden, bergen dann aber gerade noch rechtzeitig eine Überraschung.

Man erkennt zwar sehr schnell das immer wiederkehrende Schema der Serie, aber der Spaß flaut nicht so schnell ab – und die Geschichten dürften auch noch sehr lange nicht ausgehen. Nach dem Ende der ersten Folge umfasst die Liste noch 258 zu bereinigende Vergehen.


Fotos: RTL

Leider versteckt RTL die Serie mutlos im Nachtprogramm um 23.30 Uhr im Sommer und kündigt vorsichtig nur 11 Folgen an, was nicht einmal der Hälfte der ersten Staffel entspricht. In den USA beginnt im September schon die vierte Staffel. 69 Episoden gibt es bisher – bei RTL2 würde das für eine werktägliche Ausstrahlung mit mindestens Doppelfolgen reichen. Der späte Sendeplatz ist umso enttäuschender, wenn man bedenkt, dass vorher noch Wiederholungen der 90er-Show von vor vier Jahren und von Mario Barth präsentiert die besten Comedians Deutschlands vom vergangenen Sommer laufen. Denn die Serie hat durchaus das Potenzial, auch deutsche Zuschauer zu befriedigen: Sie ist nicht das klassische amerikanische Sitcom-Format mit einer räumlich begrenzten Handlung, die auf einer Bühne vor Publikum gespielt wird, das man hierzulande traditionell ins Samstagnachmittagprogramm oder in die Nacht verbannt, und hat auch kaum popkulturelle Bezüge, die man nur versteht, wenn man sich mit amerikanischen Medien oder dem dortigen Leben als solchem auskennt.

Die Serie ist wie ein Film gedreht, ist eine amüsante und charmante Kleinganovenkomödie und könnte einen schlüssigen Block mit der abgesetzten Eigenproduktion Herzog bilden. Leider ist eher zu erwarten, dass beide Serien sich im Archiv wiedersehen als auf benachbarten Sendeplätzen.

Aber warum so pessimistisch? Vielleicht hat RTL ja heimlich eine Liste mit 259 Programmsünden der letzten Jahre erstellt und beginnt heute mit der Wiedergutmachung. Es wäre ein gelungener Anfang.

My Name Is Earl, freitags um 23.30 bei RTL.

Schläfers Bruder

Freitag, 25. Juli 2008, 06:37

Man muss als Terrorist schon ziemlich dämlich sein, seinen Anschlag ausgerechnet auf die Stadt Los Angeles zu planen, denn selbst jedem Halblicht wäre klar, dass er gegen Jack Bauer ohnehin keine Chance hat.


Foto: RTL II/Showtime

Der hat aber nun offenbar gerade sein freies Halbjahr oder sitzt in irgendeinem chinesischen Kerker, und so ist es in der neuen Terroristenserie Sleeper Cell an Darwyn al-Sayeed, den Anschlag zu verhindern. Es fällt ihm relativ leicht, sich undercover in eine islamistische Schläferzelle einzuschleichen und als „Bruder“ aufgenommen zu werden, denn er ist selbst gläubiger Muslim. Zwischendurch erstattet er seinem Vorgesetzten beim FBI Bericht, der sich als Darwyns Bewährungshelfer tarnt. Die Zelle, in die er da hineingerät, ist im Gegensatz zu den Stereotypen in 24 eine bunt zusammengewürfelte Multikultitruppe mit einem französischen Skinhead, einem blonden Amerikaner und einem wütenden Bosnier, die alle zum Islam konvertiert sind. Wenigstens ihr Chef ist ein echter Araber, und er führt die Truppe wie ein mittelständisches Unternehmen.

Ich würde dich gern nach Hause fahren, aber dann scheißt Farik mich an. Das Dschihad-Mobil ist nur für Dienstfahrten.

 

Foto: RTL II/Showtime

Und wenn sie gerade niemanden umbringen, feiern sie im familiären Kreis Kindergeburtstag. Das wirkt schon eher wie Die Sopranos als wie 24, doch schnell genug geschehen Dinge, durch die es vermieden wird, die Terroristen auch nur annähernd wie Sympathieträger wirken zu lassen. Diese Rolle bleibt allein dem schwarzen Protagonisten Darwyn vorbehalten, der allerdings wie schon Jack Bauer so oft rasch in die Verlegenheit gerät, böse Dinge tun zu müssen, um sich nicht zu verraten. Dennoch lässt sich die Serie auch mit 24 eigentlich nicht vergleichen. Sleeper Cell ist zwar immer wieder spannend, hält aber nicht durchgehend dieses enorme Level, das 24 in den meisten Staffeln gelang, und legt es auch gar nicht darauf an. Stattdessen spielen auch menschliche Geschichten eine Rolle: Darwyn ist kein eiskalter, gefühlloser Superheld mit übermenschlichen Kräften, sondern zeigt seinem FBI-Kontaktmann gegenüber immer wieder, dass er Angst hat: Angst, aufzufliegen, Angst, den Anschlag nicht rechtzeitig verhindern zu können. Angst vor dem Tod. Darwyn ist sich bewusst, dass er sterblich ist und akzeptiert diese Tatsache, hat aber kein Interesse, sein Leben ernsthaft aufs Spiel zu setzen. Er wird wütend, wenn die Agenten, die ihn beschatten und beschützen sollen, sich so blöd anstellen, dass selbst der Dorftrottel sie bemerkt. Richtig: Darwyn ist kein Einzelkämpfer. Er ist undercover zwar allein, doch braucht und will den Schutz aus der Ferne. Das macht die Serie interessant.

Wer in Sleeper Cell hineingerät, muss weniger Zeit investieren als in 24. Zunächst mal minus 14. Die erste Staffel umfasst nur zehn Folgen. Der amerikanische Pay-TV-Kanal Showtime zeigte sie Ende 2005 innerhalb von 15 Tagen. RTL2 plant, die zweite Staffel mit acht Folgen nahtlos anzuschließen. Für sie brauchte Showtime ein Jahr später sogar nur acht Tage. Bei uns ist die Serie in Doppelfolgen zu sehen, heute geht’s los, morgen schon weiter, und dann immer mittwochs.

Sleeper Cell, heute und morgen ab 20.15 Uhr, und dann mittwochs ab 20.15 Uhr bei RTL2 (jeweils zwei Folgen).

Schlag den Raab

Sonntag, 28. Januar 2007, 19:24

Seit 2006 (Pro Sieben). Große Samstagabendshow.

Ein Kandidat pro Show hat die Chance, 500.000 Euro zu gewinnen. Dafür muss er in verschiedenen Spielrunden insgesamt mehr Punkte holen als sein Gegner Stefan Raab. Der Kandidat wird zu Beginn der Show per Telefonabstimmung von den Fernsehzuschauern aus fünf Bewerbern ausgewählt und tritt dann in maximal 15 Spielen gegen Stefan Raab an. Der Sieger des ersten Spiels erhält einen Punkt, der Sieger des zweiten zwei Punkte, der des dritten drei, usw. Insgesamt könnten also 120 Punkte ausgespielt werden, d.h. wer zuerst 61 Punkte oder mehr erspielt hat, hat gewonnen. Zu bewältigen sind sportliche Wettkämpfe (z.B. Biathlon, Badminton, Bowling), Geschicklichkeits- oder Aktionsspiele (Bierkisten stapeln, Spielzeug ertasten, Gewichte einschätzen) sowie Quizrunden mit Fragen zu Geographie („Was liegt wo?“), Geschichte, („Was war wann“) oder Allgemeinbildung („Blamieren oder Kassieren“; für dieses Spiel übernimmt Elton die Moderation). Gewinnt Stefan Raab, wandert das Geld in den Jackpot, und in der nächsten Ausgabe geht es um eine Million. Es gibt wiederkehrende Spiele, aber nicht in jeder Sendung werden die gleichen gespielt. Zur Überwachung der Spiele sind verschiedene Schiedrichter und ein Notar anwesend. Unterbrochen wird das Spektakel außer von unzähligen Werbepausen von mehreren Showblöcken.

Matthias Opdenhövel moderierte die Show fast fünf Jahre lang, dann wechselte er zur ARD, und im Juni 2011 übernahm Steven Gätjen. Der Sportreporter Tobias Drews kommentierte anfangs die Spiele aus dem Off, schon seit 2007 tut das Frank Buschmann.

Die Show füllt etwa alle zwei Monate einen kompletten Samstagabend. Die reguläre Sendezeit betrug anfangs dreieinhalb, später rund vier Stunden, wurde aber ohnehin fast nie eingehalten, weil immer so lange gespielt wurde, bis die Entscheidung feststand. Das konnte schon gegen Mitternacht der Fall, oder aber erst um kurz vor 2 Uhr.

In der dritten Ausgabe im Januar 2007 wurde Stefan Raab zum ersten Mal geschlagen, und zum ersten Mal mussten alle 15 Spiele durchgezogen werden, bis die Entscheidung feststand. Der Entwicklunsingenieur Matthias Göbel aus Augsburg gewann den Jackpot mit 1,5 Millionen Euro. Drei Sendungen später reichten erstmals die 15 Spiele nicht aus, weil es danach zum Gleichstand gekommen war. So gab es ein Stechen: Dosenwerfen.

Mit der Show reanimierte ausgrechnet Pro Sieben, ein Sender, der in dieser Hinsicht überhaupt keine Geschichte hatte, das totgeglaubte Genre der klassischen Samstagabend-Spielshow. Raab und Opdenhövel wurden 2007 in der Kategorie „Beste Unterhaltungssendung/Beste Moderation Unterhaltung“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Schlag den Raab zum Ritter

Sonntag, 28. Januar 2007, 19:38

Die große Samstagabendshow ist tot. Vor allem junge Leute setzen sich doch heute keinen ganzen Samstagabend mehr vor eine Spielshow. Günther Jauch hat durch den Erfolg von Wer wird Millionär? die klassische Samstagabendshow zerstört. Wetten, dass…? ist nur deshalb so erfolgreich, weil es das schon immer gab.

Jahrelang standen diese Aussagen im Raum, weil es keinen Gegenbeweis gab. Aber kann es vielleicht auch sein, dass einfach niemand mehr eine gute Idee für eine erfolgreiche Samstagabendshow hatte, seit mit der Rudi-Carrell-Show, Flitterabend und Geld oder Liebe die letzten erfolgreichen von uns gegangen sind? Denn siehe da: Vor allem junge Leute setzen sich heute einen ganzen Samstagabend lang vor eine Spielshow. Und ausgerechnet Pro Sieben, ein Sender völlig ohne Geschichte in diesem Bereich, rettet eines der ältesten Genres des deutschen Fernsehens.

Schlag den Raab hat alles, was alle klassischen Samstagabendshows seit den Tagen von Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff und später Rudi Carrell und Joachim Fuchsberger hatten: Spielrunden, Spannung, Showblöcke, Schiedsrichter, Sichtschutzbrillen, schalldichte Kabinen und noch einige andere Merkmale mit anderen Anfangsbuchstaben. Und am Ende wird gnadenlos überzogen. Vor allem läuft Schlag den Raab nur alle zwei Monate und hat damit den Ereignischarakter, den sonst tatsächlich nur noch Wetten, dass…? hat.

Der Erfolg von Schlag den Raab ist nach der dritten Ausgabe nicht mehr zu bestreiten. Hier macht sich der Star noch selbst zum Affen! Zweimal schon hatten Kandidaten im Spielewettkampf gegen Stefan Raab verloren, am Samstagabend musste sich Raab zum ersten Mal seinem Gegner geschlagen geben, der den Jackpot mit 1,5 Millionen Euro gewann. Am Ende, als es schon weit nach Mitternacht und das Spiel extrem spannend war, schauten mehr als doppelt so viele Menschen zu wie zu Beginn zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Dieser Beginn hatte freilich noch ganz andere Merkmale aus der Samstagabendantike. Wie weiland bei Frank Elstner in der Anfangsphase von Wetten, dass…? dauerte es eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis außer Kandidatenvorstellung und Spielregelerklärung überhaupt mal was passierte. Doch nachdem die Show schließlich Fahrt aufgekommen hatte, ertrug man sogar den Auftritt von Tokio Hotel ohne größeres Wehklagen. Früher wäre es eben das Medium-Terzett gewesen.

Natürlich hätte nie jemand gedacht, dass Matthias Opdenhövel einmal der große Samstagabend-Showmaster würde, aber es hätte natürlich auch niemand erwartet, dass sich Stefan Raab jemanden als Moderator für seine Show aussucht, bei dem die Gefahr bestünde, er könne lustiger sein als Raab.

Die große Samstagabendshow lebt. Und sie ist deshalb so erfolgreich, weil endlich wieder jemand eine gute Idee hatte. Willkommen zurück.

Schlag die Außenwelt

Sonntag, 19. September 2010, 21:32

Schlag den Raab aufzunehmen und erst später zu gucken wird allmählich ein Ding der Unmöglichkeit.

Haben Sie mal versucht, ein wichtiges Fußball-Länderspiel nicht live, sondern erst am nächsten Tag als Aufzeichnung anzuschauen, ohne bis dahin erfahren zu haben, wer gewonnen hat?

Schlag den Raab hat inzwischen ebenfalls einen Ereignischarakter erreicht, der es verbietet, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen, wenn die Spannung beim späteren Ansehen erhalten bleiben soll. Bloß nicht mit Menschen sprechen! Die könnten es gesehen haben und das Gespräch darauf bringen, bevor man es verhindern kann. Und schon gar nicht dieses Internet aufsuchen, das sonntags ja auch nur froh ist, irgendwas thematisieren zu können.

Mein vorletzter Versuch im Frühjahr hätte beinah geklappt, bis bei Spiel 13 das liebste Wesen der Welt die Tür öffnete und den in diesem Moment blödesten Satz der Welt sagte: „Ah, du bist schon beim letzten Spiel!“ Rechnerisch konnte aus dieser Information leider nur noch ein Ergebnis resultieren.

Beim letzten Mal habe ich schon vor dem ersten Drücken der Play-Taste aufgegeben, weil ich den Fehler gemacht hatte, kurz meine E-Mails checken zu wollen und mein Mailanbieter mich schon auf der Startseite mit einer Schlagzeile begrüßte, die Raabs Sieg beinhaltete.

Diesmal hat’s geklappt. Aber der Tag bis dahin war anstrengend. Nächstes Mal muss das Leben wieder leichter werden. Dann muss wieder live geguckt werden.

Zu dieser Erkenntnis sind andere, schlauere Menschen offenbar schon vor mir gekommen. Das wäre eine Erklärung, warum die Einschaltquoten von Schlag den Raab nach vier Jahren immer noch steigen. Aufnehmen und später gucken ist zu riskant. Also live. Gestern kamen zum ersten Mal vier Millionen Zuschauer zusammen, und damit kann man die Show mittlerweile auch beim Gesamtpublikum, und nicht nur bei der privatsenderrelevanten Zielgruppe als großen Erfolg bezeichnen.

Das könnte aber auch daran liegen, dass Schlag den Raab inzwischen offenbar auch gezielt die älteren Zuschauer ansprechen will. Denn während bei Wetten, dass…? immer häufiger junge musikalische Gäste auftreten, von denen das Stammpublikum noch nie gehört hat, stellt plötzlich Phil Collins seine neue CD nicht wie gewohnt bei Wetten, dass…? vor, sondern bei Schlag den Raab. Und auch Kylie Minogue, die ohne Frage viele junge Fans hat, ist schon lang genug im Geschäft, um auch von über 50-jährigen als Star angesehen zu werden.

Wenn außerdem eines Tages sogar mal Kandidaten ausgewählt werden, die nicht aussehen wie Kojak, kann man vielleicht noch weitere neue Zielgruppen erreichen.

Haben Sie’s gemerkt? Im ganzen Text kommt kein Hinweis darauf vor, wer gestern gewonnen hat. Keine Ursache.

Schlagabtausch

Sonntag, 31. Mai 2009, 21:59

1993 (Vox). Live-Talkshow mit Hanjo Seißler und zwei Gästen.

Gleich in der ersten Sendung am ersten Sendetag von Vox kam es zum Eklat: CSU-Politiker Erich Riedl, der wie SPD-Mann Freimut Duve von Seißler provoziert wurde, verließ unter Protest das Studio. Trotz des insofern vielversprechenden Starts wurde die knapp einstündige Sendung, die um 22.10 Uhr lief, nur zwei Monate später wegen schlechter Quoten eingestellt. Seißler hatte vorher mit Georgia Tornow die SFB-Talkshow Berlin Mitte im Dritten Programm moderiert.

Schlosshotel Orth

Dienstag, 19. Dezember 2006, 23:02

1996–2006 (ZDF). 163-tlg. österr. Hotelserie.

Wenzel Hofer (Klaus Wildbolz) leitet das Schlosshotel Orth im österreichischen Gmunden beim Traunstein, das im Sommer als Hotel und ganzjährig als Kongresszentrum dient. Wenzels teils erwachsene Kinder sind Fanny (Nicole R. Beutler), Sissy (Andrea Lamatsch), Nico (Mischa Fernbach) und Franzl (Rupert Apfl-Nussbaumer). Fanny ist mit Vinzenz Strobel (Heinz Trixner) verheiratet, der zugleich Wenzels Geschäftspartner ist. Wenzels Frau Christine (Marianne Nentwich) stirbt bei einem Unfall in den Bergen, ihre Arztpraxis im Kongresszentrum führt Marion Fabian (Beatrice Kessler) weiter. Lena Dorndorf (Christine Buchegger) wird neue Hotelmanagerin, Pepi Maybach (Birgit Linauer) ist die Personalchefin. Später ziehen Wenzels Schwager Jakob (Ulrich Rheinthaller) und seine Freundin Claudia (Sandra Cervik) nach Gmunden. Tochter Sissy kommt Anfang 2000 ums Leben. Wenzels Freundin Dr. Eva Tillmann (Marianne Nentwich) verlässt ihn, nachdem er sie mit Susanne Neumann (Barbara Wussow) betrogen hat, die seine neue Assistentin im Hotel ist und auf den Direktorenposten spekuliert. Wenzel hatte sie eingestellt, um sich selbst zu schonen, da eine Herzschwäche bei ihm entdeckt wurde. Bei einem Ausflug auf dem See im Frühjahr 2001 fällt Wenzels Enkelin Rosa ins Wasser. Wenzel springt hinterher und rettet sie, die Anstrengung ist jedoch zu viel für ihn und er stirbt. Felix Hofstätter (Albert Fortell) wird Interimsdirektor. Fanny, deren Ehe mit Vinzenz zerbrochen ist, unterstützt ihn und wird seine Geliebte. Susanne und Vinzenz intrigieren gegen Felix, weil sie beide das Hotel übernehmen wollen. Anfang 2002 erwacht Felix’ Frau Ruth (Jenny Jürgens) aus einem längeren Koma und erholt sich. Sie lebt jetzt wieder bei Felix, obwohl beide sich vor ihrem Unfall getrennt hatten. Fanny verlässt ihn deshalb. Die intrigante Carla Prinz (Konstanze Breitebner) übernimmt das Konkurrenzhotel Traunstein. Aus einer Beziehung mit ihr ist Felix’ Sohn Max (Stefano Bernardin) entstanden. Iris Baier (Susanna Knechtl) wird vorübergehend Felix’ Sekretärin und dann Max’ Freundin. Carla muss in den Knast und verkauft das Hotel im Herbst 2004 an ihre Stieftochter Tatjana Prinz (Irina Wanka) und deren Bruder Ben (Patrick Rapold). Auch mit Ruth bekommt Felix ein Kind, Victoria.

Doppelrolle für die Schauspielerin Marianne Nentwich: Lange Zeit, nachdem sie als Wenzel Hofers Frau Christine gestorben war, kehrte sie als seine Freundin Eva in die Serie zurück und blieb bis zum Schluss. Klaus Wildbolz, der schon in Hotel Paradies einen Hotelier gespielt hatte, hatte nach vier Jahren im Schlosshotel Orth die Nase voll und ließ sich per Serientod herausschreiben. Die einstündigen Folgen liefen erfolgreich freitags um 18.00 Uhr, aber irgendwann nicht mehr erfolgreich genug. Die angekündigte und sogar gestartete neunte Staffel, von der bereits feststand, dass es ohnehin die letzte sei, setzte das ZDF nach nur einer Folge am 17.12.2004 von heute auf morgen ab und ließ den Rest zunächst liegen. Er lief ab Ende 2005 am Samstagnachmittag.

Blättern:  1 ... 185 186 187 188 189 ... 239


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links