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Sat.1 zeigt’s nochmal allen

Samstag, 14. Juli 2007, 23:26

Sat.1 muss dringend Geld sparen, damit ProSiebenSat.1 statt 22,2 Prozent bald 30 Prozent Rendite schafft. Der Sender soll weniger ins Programm investieren, weniger Mitarbeiter haben und weniger Sendungen machen, die man beim flüchtigen Hinsehen für aktuelle Informationsprogramme halten könnte. Der „Tagesspiegel“ zitiert einen ungenannten Sat.1-Mitarbeiter mit den Worten, der Sender solle vom Vollprogramm zur „Abspielstation“ umgebaut werden.

Ich vermute, dass die Rationalisierungsmeister von McKinsey bei Sat.1 ungeahnte Einsparpotentiale entdeckt haben. Warum, zum Beispiel, zeigt Sat.1 nicht häufiger diese lustigen, günstigen und immer noch nicht völlig total unbeliebten „Asterix“-Filme?

Gut, heute Abend lief auf Sat.1 „Asterix erobert Rom“, ein Film, den Sat.1 bereits 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 wiederholt hatte.

Okay, und letzten Samstag lief auf Sat.1 „Asterix und Kleopatra“, der Trickfilm, den Sat.1 schon 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 gezeigt hatte.

Und, ja: Am vorletzen Samstag brachte Sat.1 zur sogenannten Primetime „Asterix, der Gallier“, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967, den der Sender bereits 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 im Programm hatte.

Sicher, nächsten Samstag lockt Sat.1 mit „Asterix — Sieg über Caesar“, der schon in den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 ein Sat.1-Programm-Highlight war.

Und am Samstag darauf folgt „Asterix bei den Briten“, Sat.1-Zuschauern noch aus den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 bekannt.

Und noch eine Woche später macht Sat.1 Asterix-Freunden eine Freude und strahlt, wie schon in den Jahren 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006, „Asterix — Operation Hinkelstein“ aus.

Und noch eine Woche darauf, wir schreiben inzwischen den 11. August, steckt in der großen „Sat.1-Familienpackung“ der Zeichentrickfilm „Asterix in Amerika“, den der Sender erst zehnmal gezeigt hat: 1998, im Januar 1999, im Juni 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006.

Der „Asterix“-Realfilm „Asterix und Obelix gegen Cäsar“, mit dem der Sender in der darauf folgenden Woche seinen Samstagabend bestreitet, lief bislang nur 2002, 2003, 2004 und 2005 auf Sat.1.

Und wenn am 25. August, wie zu erwarten, aber noch nicht bestätigt, „Asterix — Mission Kleopatra“ läuft, ist das quasi eine Free-TV-Premiere (wenn man die Sat.1-Ausstrahlungen 2004, 2005 und 2006 nicht mitzählt).

Aber bestimmt haben die McKinsey-Leute kritisch angemerkt (und dafür erschrockene Zustimmung in der ProSiebenSat.1-Konzernzentrale in München geerntet), dass zwischen all diesen günstigen und bewährten Filmen auf Sat.1 unnötigerweise andere und teurere Programme laufen. Und wenn da jetzt nicht jemand ganz schnell die Notbremse zieht, läuft womöglich Anfang September am Samstagabend auf Sat.1 schon wieder irgendein Film, der nicht einmal eine zweistellige Zahl von Wiederholungen aufweisen kann.

Was wäre das für eine Verschwendung!

PS: Was auf Sat.1 demnächst anstelle von Sendungen wie Sat.1 am Mittag und Sat.1 am Abend laufen soll, ist noch unbekannt. Mein Tipp wäre: Ladykracher. Mit den 39 halbstündigen Folgen hat Sat.1 bis jetzt 247 Stunden Programm gefüllt, Stand heute. Morgen kommen wieder 2 Stunden hinzu.

Saupreis: Zu viel der Ehre

Sonntag, 12. Oktober 2008, 04:11

Die Idee war schon so putzig wie der ganze Deutsche Fernsehpreis an sich, einen Literaturkritiker, der im Fernsehen genau zwei Sendereihen gestaltet hat, die er sinngemäß damit zubrachte, den Menschen zu empfehlen, lieber Bücher zu lesen als fernzusehen, mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk wegen seiner Verdienste um das Fernsehen auszuzeichnen.


Marcel Reich-Ranicki und Hellmut Karasek im Februar 1990 im Literarischen Quartett. Foto: ZDF

Dieser Deutsche Fernsehpreis wurde am Samstagabend in Köln verliehen, und weil das ZDF die Aufzeichnung der Verleihung erst am Sonntagabend zeigt, muss es normalerweise hoffen, dass noch nicht zu viele Preisträger vorher durchsickern, damit es halbwegs spannend bleibt. Sehr schnell durchgesickert ist allerdings, welcher Preisträger gar keiner sein wollte.

Vorab bekannt war, dass der 88-jährige Marcel Reich-Ranicki den Ehrenpreis fürs Lebenswerk bekommen sollte, und Thomas Gottschalk erzählte am Donnerstagabend bei Schmidt & Pocher, wie er sich auf die Laudatio vorbereitet und dass er deshalb noch einmal mit Reich-Ranicki telefoniert hatte.

Die Laudatio hat er gehalten.

Den Preis wollte Reich-Ranicki aber nicht mehr haben.

Er trat auf die Bühne und erklärte, nicht gewusst zu haben, was ihn erwarte, bezeichnete die bis dahin geehrten Sendungen und die ganze Veranstaltung als Blödsinn und verweigerte die Annahme des Preises.

Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten.

Wer hätte gedacht, dass der Deutsche Fernsehpreis jemals einen erinnerungswürdigen Fernsehmoment hervorbringen würde?

Würde er ihn nehmen, müsste man Reich-Ranicki für diesen Auftritt schon wieder mit einem Fernsehpreis auszeichnen.

Fernsehlexikon.de bloggt die Aufzeichnung der Sendung heute Abend „live“ ab 20.15 Uhr.

Schöne Zukunft

Dienstag, 3. April 2007, 17:05

Stimmt es, dass Futurama zurückkommt?Pierre

Sowohl als auch. Ab 14. April wiederholt Pro Sieben samstags mittags die fünfte Staffel. Aber die viel schönere Nachricht: Es wird eine sechste geben!

Die vor fünf Jahren eingestellte Science-fiction-Zeichentrick-Comedy von Simpsons-Erfinder Matt Groening verkaufte sich nach ihrem Ende so gut auf DVD und war bei Wiederholungen im amerikanischen Kabelsender Comedy Central so populär, dass der Sender beim Produktionsstudio „30th Century Fox“ 13 neue Folgen bestellte, die bald produziert und 2008 ausgestrahlt werden sollen. Ob und wann diese Folgen in Deutschland zu sehen sein werden, ist unklar, doch für Hardcore-Fans, die ohnehin lieber die Originalversion auf DVD sehen, sei die frohe Kunde hinzugefügt, dass die Originalsprecher von damals wieder ihre bisherigen Rollen übernehmen werden.

Der US-Sender Fox hatte Anfang des Jahrtausends die Trickserien Family Guy und Futurama sehr stiefmütterlich behandelt und schließlich eingestellt. Im Fall von Futurama benötigte er über ein Jahr, um die letzten produzierten Folgen auszustrahlen (in Deutschland ist es ja normal, dass Serien oft erst ein Jahr nach Fertigstellung gezeigt werden, in den USA liegen aber normalerweise maximal wenige Wochen zwischen Fertigstellung einer Episode und ihrer Erstausstrahlung). Bei Family Guy erkannte Fox seinen Fehler. Die Serie war die erste, die schon amtlich abgesetzt war und nach mehreren Jahren wegen hervorragender DVD-Verkäufe doch noch reanimiert wurde. Sie ist heute eine erfolgreiche feste Bank im Fox-Sonntagabendprogramm um 21.00 Uhr. Trotzdem interessierte sich Fox nicht für eine Fortsetzung von Futurama, weshalb nun der Konkurrent Comedy Central davon profitieren wird.

Schade um Papa

Sonntag, 19. Juli 2009, 20:27

1995 (ARD). 13-tlg. dt.-österr. Familienserie von Mischa Mleinek und Knut Boeser, Regie: Peter Weck.

Onkel Waldemar war schon zu Lebzeiten das schwarze Schaf der Familie. Doch sein Potenzial als Nervensäge schöpft er erst nach dem Tod so richtig aus, wie Axel Fürst (Peter Weck) nun erkennt, der zu seinem Leidwesen als Verwalter des Erbes eingesetzt wurde. Immer neue Hinterlassenschaften muss er entdecken: einen Bestseller, diverse Liebschaften, die leidenschaftliche Italienerin Sandra Dimonti (Bettina Giovannini), die uneheliche Tochter Susi (Karin Seyfried). Dabei war Fürst eigentlich mit seinem Leben ganz gut zufrieden. Er führt eine Keksfabrik, ist geschieden und glücklich mit der Geschäftsfrau Lena Bandmann (Rosel Zech) liiert, seine erwachsene Tochter Silvia (Franziska Sztavjanik) hilft im Betrieb aus und hat den Geschäftsführer Andi Kiesel (William Mang) geheiratet. Doch Onkel Waldemars Erbschaft bringt alles durcheinander.

Die einstündigen Folgen liefen samstags im Vorabendprogramm.

Schall und Rauch

Freitag, 7. August 2009, 08:40

Wenn Vox heute an seinem „neuen Serien-Freitag“ Law & Order: Special Victims Unit startet, dann ist das dieselbe Serie, die donnerstags und sonntags bei RTL2 unter dem Titel Law & Order: New York läuft, nur die Episoden bei Vox sind deutlich älter. Das ist auch schon das Neue am „neuen Serien-Freitag“ im Vergleich zum alten Serienfreitag von vor zwei Jahren: Am neuen Serienfreitag kommen alte Serien. (Die andere Hälfte des Abendprogramms besteht aus Drittausstrahlungen von CSI: NY.)

Dass Vox den US-Originaltitel für die Serie wählt, korrigiert zwar einerseits den albernen deutschen Titel von RTL2 (denn auch alle anderen US-Serien der „Law & Order“-Familie, also Law & Order und Criminal Intent, spielen in New York), verwirrt aber in erster Linie die Zuschauer.


Captain Donald Cragen (Dann Florek). Foto: Vox

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Serie parallel unter zwei unterschiedlichen Titeln bei verschiedenen Sendern läuft. Die heutige ZDF-Soap Reich und schön lief 1989 und 1990 bei RTL unter eben diesem Titel und bei Tele 5 als Fashion Affairs; in den gleichen Jahren war eine populäre US-Sitcom im ZDF als Bill Cosbys Familienbande und auf ProSieben als Bill Cosby Show zu sehen.

Im aktuellen Fall hatte es eine Weile gedauert, bis Law & Order: Special Victims Unit nach dem US-Start im September 1999 überhaupt nach Deutschland kam. US-Serien galten damals noch als bäh-bäh, und auch die Mutterserie Law & Order lag in Deutschland gerade für Jahre brach. 2005 stieg RTL2 endlich ein und verfügt durch den späten Start seitdem quasi ununterbrochen über neue Folgen. Inzwischen hängt die deutsche Ausstrahlung den USA nur noch so viel hinterher wie die meisten Serien ihrer US-Ausstrahlung hinterherhängen. Neben dem beständigen Donnerstagstermin werden sonntags Wiederholungen gezeigt, und Vox fängt heute nochmal ganz von vorn an. Allmählich bekommen wir das gute Gefühl, zumindest der Nachholbedarf dürfte gedeckt sein.

Schall und Rauch

Montag, 19. März 2007, 11:59

Wie heißt die Familie von Immer wieder Jim? Sternchen

Keine Ahnung. Der Nachname der Fernsehfamilie von Jim Belushi wurde bisher nie erwähnt, und während viele berühmte Fernsehcharaktere wie Columbo, Quincy oder Der Fahnder keine Vornamen hatten, ist Nachnamenlosigkeit im Fernsehen rar.
Zunächst war das wohl gar keine Absicht. Laut Belushi haben Crew und Ensemble dieses Fehlen erst bemerkt, als Immer wieder Jim schon in der zweiten Staffel war. Seitdem machen sich die Autoren aber offenbar einen Sport daraus, eine Nennung konsequent zu vermeiden. Auch Belushis Seriengattin Courtney Thorne-Smith vermutete gegenüber Zap2it.com: „Ich glaube, die Produzenten gaben uns nur zu ihrem eigenen Vergnügen keinen Nachnamen.“ Das führt zu so absurden Situationen wie der, dass Cheryl beim Elternsprechtag in der Schule von den Lehrern nur mit „Rubys Mom“ angesprochen wird.

Schatten der Leidenschaft

Dienstag, 25. September 2007, 12:34

1993–1994 (Sat.1); seit 2008 (ZDF). US-Soap von William Bell und Lee Phillip Bell („The Young And The Restless“; seit 1973).

In der fiktiven amerikanischen Stadt Genoa City wirft die Leidenschaft noch längere Schatten als anderswo, hier, wo die Menschen entweder jung oder rastlos oder beides sind. Zu spüren bekommen das vor allem die Familien Abbott und Williams, z. B. Paul Williams (Doug Davidson), dessen schwangere Frau Lauren (Fenmore Williams) sich von ihm scheiden lässt, weil der böse Shawn Garret (Grant Cramer) damit droht, ihren Mann umbringen zu lassen, wenn sie nicht mit ihm zusammenzieht und nach Japan fährt, wo er feststellt, dass sie von ihm angewidert ist, weshalb er sie in San Francisco lebendig begraben will, wovor sie von Paul gerettet wird, weil eine Hellseherin Laurens Aufenthaltsort erspürt hat. Shawn stirbt im Kugelhagel, allerdings auch das ungeborene Kind von Lauren, die daraufhin wieder mit Paul zusammenkommt, aber eine Stelle als Privatdetektivin antritt und ein Nacktfoto von Paul bei einem Zeitschriftenwettbewerb einreicht, das zu Pauls Entsetzen prompt veröffentlicht wird …

… um nur den Hauch eines Teils der Handlung anzudeuten, die die deutschen Zuschauer verfolgen konnten. In den USA läuft die Serie seit 1973, ein Ende ist nicht abzusehen. Von ihren Erfindern stammt auch Reich und schön, einige Figuren aus Schatten der Leidenschaft tauchten auch dort auf. Sat.1 zeigte zwei Jahre lang im Vormittagsprogramm 479 einstündige Folgen ab dem Produktionsjahr 1986, weitere Episoden liefen im Pay-TV. Ab März 2008 bildete das ZDF, das schon seit einiger Zeit Reich und schön im Vormittagsprogramm zeigte, mit ebendiesem einen neuen Soap-Block und stieg mit Episoden aus dem Produktionsjahr 2005 ein. Am Vormittag überlebte die Serie nur knapp drei Monate, danach zeigte das ZDF sie im Nachtprogramm.

Schatten im Blick

Freitag, 7. März 2008, 07:20

Seit Anfang der Woche zeigt das ZDF neue Folgen von Schatten der Leidenschaft, der alten US-Daily-Soap, die früher in Sat.1 lief und diesen Monat seit 35 Jahren in den USA auf Sendung ist.

Quasi zum Sendestart im ZDF vermeldet der Brachendienst Variety jetzt eine andere bemerkenswerte Zahl, die verdeutlicht, wie erfolgreich die Serie in den USA ist: 1000.

Halt, es kommt noch eine Erklärung.

In den USA werden die Quoten der Daily-Soaps im Wochendurchschnitt abgerechnet, und Schatten der Leidenschaft hält die Spitzenposition in diesem Genre jetzt seit genau 1000 Wochen. Yepp, das sind mehr als 19 Jahre. Also seit Dezember 1988. Damals war Ronald Reagan Präsident.

Schatten der Leidenschaft ist nicht nur die erfolgreichste unter den Daily Soaps, sie hat mit im Schnitt knapp sechs Millionen auch mehr Zuschauer als manche Primetime-Sendungen. Und der Vorsprung vor der zweitplatzierten Soap Reich und schön beträgt fast zwei Millionen.

Damit hat das ZDF jetzt also die beiden erfolgreichsten amerikanischen Daily Soaps jeden Vormittag hintereinander im Programm.

In den USA laufen beide Serien bei CBS. Die haben übrigens von allen US-Networks die ältesten Zuschauer. Aber das nur am Rande.

Scheibenwischer

Sonntag, 8. März 2009, 20:41

1980–2008 (ARD). Kabarettreihe von und mit Dieter Hildebrandt.

Vor Studiopublikum hält Hildebrandt stotternd Monologe zum aktuellen politischen Geschehen und spielt Szenen und Sketche. Wechselnde Gastkabarettisten unterstützen ihn und dürfen auch ohne Hildebrandt auftreten. Meist zieht sich durch alle Nummern ein Oberthema als roter Faden. Als musikalische Begleitung wirkt die Jürgen-Knieper-Band mit.

Regisseur der ersten 32 Ausgaben war Sammy Drechsel, nach dessen Tod im Januar 1986 übernahm seine langjährige Assistentin Catherine Miville. Wie schon in Hildebrandts früherer Sendung Notizen aus der Provinz gab es auch bei Scheibenwischer immer wieder Beschwerden von Politikern wegen vermeintlich allzu kritischer Inhalte, die auch innerhalb der ARD Unmut auslösten. Gleich die erste Sendung nutzte das Team, um gründlich mit dem alten Arbeitgeber ZDF abzurechnen, Titel: „Ausgewogenheit in den Rundfunkanstalten“.

Die Proteste fanden ihren Höhepunkt, als die Sendung vom 22. Mai 1986 überall in Deutschland, nur nicht in Bayern zu sehen war. Schon 1982 hatte der Bayerische Rundfunk eine Sendung über den umstrittenen Rhein-Main-Donau-Kanal heftig kritisiert. Diesmal war das Thema die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, und der BR beschloss nach Durchsicht des Manuskripts, seinen Zuschauern die Sendung wegen „nicht gemeinschaftsverträglicher“ Elemente vorzuenthalten und sich aus dem ARD-Programm auszuklinken. Das führte natürlich zu einem weit größeren Interesse am Inhalt der Sendung als normalerweise. Am nächsten Tag lief der boykottierte Scheibenwischer in vielen Kinos, wenig später erschien das Manuskript als Taschenbuch.

Die Sendung war im Gegensatz zu Notizen aus der Provinz live, was ihr die Möglichkeit gab, sehr aktuell zu sein. Die Reihe lief zwischen vier- und achtmal im Jahr und war Opfer eines fröhlichen Sendeplatzschiebens der ARD. Gestartet und beendet am Donnerstag, lief sie zwischendurch an etlichen anderen Tagen, meist kurz vor 22.00 Uhr, und war unterschiedlich lang, mal 30, mal 60, meist 45 Minuten. Ab Januar 2000 war Bruno Jonas, bisher häufiger Gastkabarettist in der Sendung, als ständiger Partner Hildebrandts dabei, später stießen noch Mathias Richling und Georg Schramm zum ständigen Team. Häufige Gäste waren auch Lisa Fitz, Richard Rogler, Werner Schneyder, Renate Küster, Lore Lorentz, Konstantin Wecker, Gerhard Polt, Henning Venske, Hanns Dieter Hüsch und Gisela Schneeberger.

Scheibenwischer wurde die langlebigste Kabarett- oder Comedysendung im Fernsehen. Hildebrandts anfängliche Einschätzung „Ich mache, was ich will, und sicher wird die Sendung deshalb irgendwann einmal abgesetzt“, entpuppte sich als Irrtum. Er bestritt 144 Ausgaben, die letzte reguläre am 15. Mai 2003 — ein großes abendfüllendes Live-Finale zur Primetime am 2. Oktober 2003.

Ab Januar 2004 wurde die Reihe mit Jonas, Richling, Schramm und Gästen fortgesetzt, jetzt zehnmal im Jahr donnerstags um 23.00 Uhr, 30 Minuten lang. Schramm verließ das Ensemble im Mai 2006 im Streit: Er hatte sich mehr Vielfalt und Schärfe gewünscht. Zusammen mit Urban Priol gründete er im ZDF die Satiresendung Neues aus der Anstalt. Für Schramm wurde Richard Rogler neues Mitglied im festen Team, der sich aber Anfang 2008 wieder verabschiedete. Am Ende desselben Jahres ging auch Jonas.

Richling sollte den Scheibenwischer nun als künstlerischer Leiter alleine weiterführen. Nachdem er angekündigt hatte, die Sendung auch gegenüber Comedians öffnen zu wollen, untersagte Dieter Hildebrandt die weitere Verwendung des Namens Scheibenwischer. Richlings Show wurde daraufhin kurzfristig in Satire Gipfel umbenannt.

Die Reihe bekam den Grimme-Preis mit Silber 1983, den mit Gold 1986 und den Telestar 1987.

Schicksalsjahre eines Arztes

Dienstag, 12. Juni 2007, 09:29

Für die heute beginnende Wiederholung von Familie Dr. Kleist wirbt die ARD so:

       „Ein schwerer Schicksalsschlag…“

Schlimme Sache.

       „…bedeutet oft auch einen Neuanfang.“

Klar.

       „Zum Beispiel als Hausarzt in Eisenach.“

Aha. Aber ist das nicht schon der zweite schwere Schicksalsschlag?

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