RTL 2 Nachrichten
1996–1998 (RTL 2). Nachdem RTL 2 entdeckt hatte, dass „junge Zuschauer bei Nachrichten ein konservatives Konsumbedürfnis“ haben (Programmchef Harry Goering), verabschiedete sich der Sender von dem Namen Action News und mischte die Boulevardthemen mit Politik und Relevantem. Optisch hob sich die Sendung durch die Entdeckung des gepflegten Nichts ab. Kein Stuhl, kein Tisch, keine Monitore, keine Dekoration war zu sehen. Nur der Kopf und die Schultern der Moderatorin vor einem vollständig schwarzen Hintergrund.
So konservativ waren die RTL-2-Zuschauer dann anscheinend doch nicht: Als der Quotenerfolg ausblieb, schrumpften die Nachrichten schon nach wenigen Monaten auf ein bis zwei Minuten Länge. Seine Pflicht, mehr als Kurznachrichten zu zeigen, erfüllte RTL 2 erst nach Mitternacht.
Die Nachfolgesendung war etwas weniger minimalistisch, durfte dafür auch in die Primetime und hieß RTLII News.
RTL aktuell
Seit 1988 (RTL). 20‑minütige Hauptnachrichtensendung von RTL und der einzige rundum erfolgreiche Versuch eines Privatsenders, eine eigene Nachrichtenkompetenz aufzubauen.
Der Name RTL aktuell war schon vorher für die kürzeren Ausgaben der RTL-Nachrichten verwendet worden, die Hauptsendung hieß aber 7 vor 7. Mit der Umbenennung begann die Sendung acht Minuten früher und blieb dauerhaft auf dem Platz um 18.45 Uhr. Anchorman war zunächst Hans Meiser, ihm folgte im April 1992 Peter Kloeppel. Neben ihnen saßen in der Anfangszeit zwei weitere Moderatoren: einer für die Auslandsnachrichten (u. a. Brigitte Reimann und Olaf Kracht) und einer für den Sport (u. a. Ulrike von der Groeben und Ulli Potofski). Der Platz für den Auslandspräsentator fiel Mitte der 90er-Jahre weg, und Kloeppel und von der Groeben waren von nun an als Duo zu sehen.
Mit der Umbenennung der Sendung begann RTL allmählich, sich nicht nur als der Sender mit den lockereren Nachrichten zu profilieren, sondern die Unterhaltung mit seriöser Information zu verbinden. Katastrophen, bunte Geschichten und Sport dominierten zwar noch lange die Sendung, hinzu kam aber der Versuch, Politik in attraktiver Form zu präsentieren. Für Aufsehen sorgte ein Interview, das Hans Meiser mit dem damaligen Republikaner-Chef Franz Schönhuber führte und in dem er ihn, sichtlich emotional, in zuvor ungekannter Weise hart anging.
Servicebeiträge zu Themen wie Finanzen, Reise oder Einkaufen bildeten einen wichtigen Teil von RTL aktuell. Die Erkenntnis, dass deutsche Fernsehzuschauer auch im Privatfernsehen keine Witz- oder Krawallnachrichten sehen wollten, setzte RTL beharrlich um und wurde dafür schließlich mit hoher Glaubwürdigkeit und hervorragenden Zuschauerzahlen belohnt. Aus der Delle, die die Nachrichten zunächst noch im Quotenverlauf des Senders darstellten, wurde ein Berg, und bei jungen Zuschauern konnte es RTL schließlich sogar mit der ARD-Tagesschau aufnehmen.
Meiser und vor allem Kloeppel wurden zu bekannten und beliebten Aushängeschildern des Senders, die für Seriosität bürgten. Wochenendmoderatoren und Kloeppels und Meisers Urlaubsvertreter waren u. a. Christoph Teuner, Michael Karr, Petra Schwarzenberg, Susanne Kronzucker und Ilka Essmüller. Durchs Wetter führten Maxi Biewer, Antonia Langsdorf und dann für viele Jahre der Meteorologe Christian Häckl. Bis 1991 kommentierte direkt im Anschluss an die Sendung Karlchen das Tagesgeschehen.
Peter Kloeppel erhielt 2003 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Moderation Information, 2007 setzte es erneut einen Deutschen Fernsehpreis, diesmal für RTL aktuell als beste Informationssendung.
RTL II ist das neue Kabel eins
Image ist alles. Und weil Kabel eins nicht länger das Image des Oldie-Senders haben wollte, der den ganzen Tag Uralt-Wiederholungen runternudelte, zeigte der Sender so lange gegen den Geschmack des Stammpublikums Krimiserien, Dokusoaps und Sitcoms, bis er nicht nur sein Image los war, sondern auch jede Menge seiner alten Zuschauer, dafür aber deutlich mehr junge Zuschauer gewonnen hatte.
RTL II hat auch ein Image. Aber eigentlich keins, das man gerne haben will. Glücklicherweise ist ja vor einiger Zeit ein Image freigeworden. Und weil die erfolgreichsten Sendungen von RTL II an vielen Sonntagen ohnehin Zwölftausstrahlungen von Das A-Team sind, bekommen die Veteranen jetzt Gesellschaft, die sie noch aus den frühen 90ern kennen. Wer sonntags künftig irgendwann zwischen 11.00 Uhr und 16.00 Uhr RTL II einschaltet, sieht mindestens eine dieser Serien: Das A-Team, MacGyver oder, jawohl: Baywatch. Die kommen jetzt alle hintereinander.
Das nagelneue RTL II.
Es ist nicht das erste Mal, dass RTL II Serien zeigt, die bei einem anderen Sender zu einer anderen Zeit bekannt geworden waren. 1993 und 1994 wiederholte RTL2 die damals schon nicht mehr frischen ZDF-Eigenproduktionen Ich heirate eine Familie, Patrik Pacard und Rivalen der Rennbahn. Aber da war der Sender gerade erst gestartet, brauchte Programm und hatte noch gar kein Image, insofern war es egal.
Sogar Neueinkäufe von Serien bedienen heute ein Klientel, das RTL II bisher vernachlässigt hat. Für dieses Jahr ist der Start der Sitcom Hot In Cleveland angekündigt, einer Art Neuauflage der Golden Girls, in der es um das Leben von drei mittelalten und einer alten Frau geht. In einer der Hauptrollen wieder mit der inzwischen 90-jährigen Betty White.
Vielleicht können die jungen, total verrückten, aufgeschlossenen Klingeltonkäufer, denen RTL II jahrelang hinterher- und manchmal sogar vorauseilte, ja den Fernseher einfach für ihre Eltern laufen lassen.
RTL macht mit den Anwälten kurzen Prozess
Im Grunde ist die Sache einfach: Wenn man an eine Serie glaubt, die man produziert hat, lässt man sie nicht ein Jahr ungesendet rumliegen. Und man setzt sie nicht nach einer einzigen Folge ab, ohne wenigstens abzuwarten, ob vielleicht die (wenigen) Menschen, die die erste Folge gesehen haben, ihren Freunden sagen, wie gut sie war, und die zweite Folge deshalb schon von mehr Menschen gesehen wird.
Es spricht nichts dafür, dass RTL je an Die Anwälte geglaubt hat, die Anwaltsserie mit Kai Wiesinger, die der Sender nun bereits nach der Premiere abgesetzt hat. Und wenn man die Pressemitteilung liest, in der RTL diese Entscheidung bekannt gibt, ahnt man auch, warum der Sender selbst mit seiner Produktion nie warm wurde:
Die qualitativ hochwertige Serie „Die Anwälte“, die am 14.01. gestartet ist, blieb mit 10,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum deutlich unter den Erwartungen des Senders und wird deshalb nicht fortgesetzt.
Vielleicht war die Serie Die Anwälte einfach zu qualitativ hochwertig. Für RTL. Ob sie es auf Dauer auch für das Publikum gewesen wäre, werden wir vermutlich nie erfahren.
RTL macht sich einen Lenz
Kaum sind vier Monate in der Zeit mit der höchsten TV-Nutzung des Jahres vergangen, da holt RTL Mitte März auch schon seine Serien von „House“ bis „CSI“ aus dem Winterschlaf zurück.
Schöner und pointierter als DWDL kann man die Mitteilung nicht formulieren, dass der Sender RTL, der früher tolle Quoten mit amerikanischen Serien erzielte, ab übernächstem Monat wieder einzelne neue Folgen dieser Serien zeigt.
Der ganze Text steht hier.
RTL Samstag Nacht
1993–1998 (RTL). Wöchentliche einstündige Comedyshow am späten Samstagabend mit einem festen Komiker-Ensemble und prominenten Gästen.
Foto: RTL
Zur Besetzung gehörten Wigald Boning, Olli Dittrich, Esther Schweins, Stefan Jürgens, Tanja Schumann und Mirco Nontschew, in den ersten Sendungen war ferner Sabine Aulmann dabei. 1995 verstärkte Tommy Krappweis die Comedians, 1997 kam zusätzlich Marc Weigel zur Show.
Die Sendung bestand aus einer Mischung aus Live-Comedy, vorproduzierten und live gespielten Sketchen, Gags und Parodien. Dazu kamen pro Sendung ein bis drei Gäste, die ihrerseits Comedy beisteuerten (waren sie selbst Komiker, durften sie die Show mit einer Stand-up-Einlage eröffnen) oder in Sketchen mitwirkten.
Etliche Running Gags und Rubriken wurden die Markenzeichen der Show: In „Kentucky Schreit Ficken“ vertauschten Jürgens und Dittrich entscheidende Konsonanten und sagten Sätze wie „Darf ich Sie mal hier an die Bheke titten?“, „… sonst werde ich aber bächtig möse“ und „Das hat er ja gefickt eingeschädelt!“; in „Zwei Stühle — Eine Meinung“ interviewte Boning den immer anders maskierten Dittrich, der Prominente mit beunruhigender Perfektion imitierte, und verabschiedete sich hinterher mit „Bleiben Sie dran, ich pfeif auf Sie“ (Boning und Dittrich erhielten für diese Rubrik den Grimme-Preis); in „Wigalds Welt“ berichtete Boning als investigativer Reporter über die Vermehrung der Regenschirme im Peruanischen Hochland oder über Pfefferminzminen auf dem Mond und machte Straßenumfragen zu ähnlichen Themen; „Schreinemakers ihre Schwester live“ war eine Talkshow-Parodie mit Schumann als Margarethes Schwester Tanja Schreinemakers; Schweins redete als Kristiane Kacker Jugend-Slang; Nontschew redete als Märchen-Man wirres Zeug, und Jürgens und Krappweis trantüteten sich gegenseitig als Derrick und Harry an.
Die „Nachrichten“ mit Stefan Jürgens und Esther Schweins enthielten kurze Pointen zu aktuellen Schlagzeilen und wurden von einem Jingle eingeleitet, in dem Hans Meiser auf ein Xylophon schlug und sagte: „RTL Samstag Nacht — Die Nachrichten!“ Zu den Höhepunkten gehörte es, wenn Stefan Jürgens die Stimme senkte und vermeldete: „Karl Ranseier ist tot.“ Die Figur Karl Ranseier schied fast jede Woche dahin, immer mit einem anderen Lebenslauf als Nachruf. Ranseier starb als erfolgloser Kapitän, weil seine Schwimmweste nicht kugelsicher war, als erfolgloser Diktator beim Versuch, seinen Schäferhund „Fass“ zu nennen, oder als erfolgloser Schönheitschirurg an einer großen Portion Skalpellkartoffeln.
Im Anschluss an die Nachrichten folgten der „Spocht“ mit Dittrich und „Wetter, Wetter, Wetter“ mit Nontschew. 1997 wurden die News in „GNN – Gute Nacht Nachrichten“ umbenannt, und Marc Weigel übernahm in dieser Rubrik den Part von Jürgens. Karl Ranseiers Tod wurde seitdem außerhalb der Nachrichten und weiterhin von Stefan Jürgens als Sondermeldung präsentiert.
Boning und Dittrich traten regelmäßig als Musik-Duo „Die Doofen“ mit beknackten Liedern auf, womit sie so erfolgreich waren, dass zwei komplette Alben unter dem Bandnamen „Die Doofen“ veröffentlicht wurden und in die LP-Charts kamen. Der Song „Mief — Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke“ wurde ein Nr.1-Hit in den deutschen Single-Charts.
Innerhalb kurzer Zeit wurde die Show ein großer Erfolg — fast zwei Millionen Zuschauer auf dem Sendeplatz gegen Mitternacht bedeuteten enorme Marktanteile — und erreichte einen hohen Gesprächswert. Die Vorverlegung um eine Stunde auf 23.00 Uhr ab April 1995 war eine logische Konsequenz. Produzent Hugo Egon Balder schilderte in einem Interview, wie er seine Stars gefunden hatte: „Auf einer Party sah ich einen jungen Mann, der sang: Der Hai mit dem dritten Bein, der hat drei Beine. Mirko Nontschew. Ich dachte, so einen gibt’s ja wohl nicht, der hat echt ein Rad ab. Dann kam Wigald Boning. Von dem hieß es nur: Da tritt ein Typ auf, der was über Garagentore erzählt. Fünf Minuten lang. Da habe ich gedacht, der ist ja noch bescheuerter, und ihn engagiert.“
Vorbild war die US-Show „Saturday Night Live“, die 1975 startete, noch immer läuft und ein Sprungbrett für etliche junge Komiker war, darunter Dan Aykroyd, John Belushi, Jim Belushi, Bill Murray, Eddie Murphy, Mike Myers und Adam Sandler.
Während der letzten beiden Jahre der Show hatte es immer wieder Meldungen über den Ausstieg verschiedener Star-Comedians gegeben. De facto blieben jedoch alle dabei. Erst 1998 verabschiedete sich die gesamte Besetzung. Ursprünglich hieß es, die Show würde nach der Sommerpause mit neuen Comedians fortgesetzt; das war jedoch nicht der Fall. Noch mehr als ein Jahr lang nach der letzten Erstsendung wiederholte RTL auf dem Sendeplatz samstags alte Folgen der Show.
RTL sucht America’s Next Super-Survivor
Bei RTL beginnt heute eine neue Castingshow. Wer keine Castingshows mag, wird sie lieben. Sie heißt Dr. House, und es geht darum, ein neues Team für den mürrischen Doktor zu finden. Also hat er einem Saal voller Bewerber Startnummern auf den Bauch geklebt und siebt der Reihe nach einzelne aus, ganz so, wie man es aus den gängigen Realityshows kennt.
Foto: RTL
Die tolle Parodie gipfelt nächste Woche in einem Tribunal im Hörsaal mit brennenden „Kerzen“, in dem House auftritt wie der Moderator von Survivor auf der abgelegenen Insel.
Foto: RTL
RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz
1994-1995 (RTL). Late-Night-Show mit Thomas Koschwitz.
Die Show orientierte sich stark am amerikanischen Vorbild, der „Late Show with David Letterman“. Koschwitz begann als Vertretung während der Sommerpause von Gottschalk Late Night auf dessen Sendeplatz um 23.15 Uhr und landete einen Überraschungserfolg. Die Sendung begann stets mit einem Monolog, in dem Koschwitz Gags zum aktuellen Tagesgeschehen machte, bevor er prominente Gäste am Schreibtisch empfing. Im Studio spielte die Band „Knaller und die RTL Soul-Cats“. Eine von Letterman übernommene feste Rubrik waren die „Top Ten“: zehn Gags, zu einem Thema tabellarisch aufgelistet und von unten nach oben vorgetragen. Anfangs trat der Komiker Ingo Appelt mehrfach mit der Rubrik „Ingo Appelts Fernsehgericht“ auf, in der er Fernsehsendungen persiflierte – nur wenige Wochen nach dem Start von Kalkofes Mattscheibe auf Premiere.
Dreieinhalb Monate nach dem Ende von Gottschalks Sommerpause und damit der Vertretungszeit kam Koschwitz im Januar 1995 zurück. Er hatte jetzt einen eigenen Sendeplatz, wurde immer nach Gottschalk und dem RTL-Nachtjournal um 0.30 Uhr gezeigt. Am Konzept war nichts verändert worden, nur die Studioband war jetzt Tom Schlüter und das Nachtorchester. Koschwitz hatte auf diesem Sendeplatz so großen Erfolg, dass er als Nachfolger von Thomas Gottschalk außer Frage stand, als dieser sich wenige Monate später aus der Late Night zurückzog.
Im Mai 1995 kehrte Koschwitz daher auf den Sendeplatz um 23.15 Uhr zurück. Die Quoten erreichten jetzt jedoch nicht mehr annähernd die Gottschalks und in absoluten Zahlen auch kaum mehr als um 0.30 Uhr, was für RTL nicht mehr zufriedenstellend war. Dann verließ das gesamte Redaktionsteam die Show, um eine neue Late-Night-Show mit Harald Schmidt bei Sat.1 vorzubereiten, deren Start für Dezember angekündigt war. Im November gab RTL aus Angst vor der Schmidt-Konkurrenz auf und setzte die Nachtshow mit der 250. Folge vorzeitig ab. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Koschwitz’ Quotenschnitt deutlich über dem gelegen hatte, den Die Harald Schmidt Show später jahrelang erreichte. Schmidts Konzept war das gleiche. Für Koschwitz blieb die RTL-Nachtshow sein größter Fernseherfolg.
RTL-„Anwälte“ wechseln ins Erste
Mein erster Blick ging auf den Kalender. Habe ich etwa bis zum nächsten 1. April durchgeschlafen? Oder gibt es eine neue Tradition der Septemberscherze?
Denn wenn RTL in einer Pressemitteilung über eine neue Serie informiert, die bald im Ersten läuft, kann irgendetwas nicht stimmen.
Foto: RTL ARD Marion von der Mehden.
Die abgesetzte RTL-Serie Die Anwälte ist ab Oktober im Ersten zu sehen.
Andererseits schlüssig, dass man für Sender wirbt, die man mag, gerade für die ARD, die das Gute in der Welt und im Fernsehen verkörpert, ein Anwalt der Zuschauer ist und seit jeher für qualitativ hochwertige, anspruchsvolle Serienproduktionen steht. Das haben wir doch alle schon immer gesagt, gell?
Die Anwälte, eine gelungene Serie mit Kai Wiesinger, war am 17. Januar bei RTL gestartet und am 17. Januar dort zu Ende gegangen. RTL beteuerte immer und auch heute noch, man glaube an die Serie und sei von der Qualität der Anwälte überzeugt. Und was macht man, wenn man von einer Serie so überzeugt ist? Klar: Man lässt sie nach Fertigstellung ein Jahr lang ungesendet liegen, setzt sie dann nach der ersten Folge ab und verkauft sie ein paar Monate später an die Konkurrenz.
Und so wird ab Mitte Oktober kurzfristig ein Primetime-Sendeplatz in der ARD freigeräumt, um alle acht Folgen der soeben von RTL erworbenen Serie Die Anwälte zu zeigen. (Wir werden dann hier daran erinnern.) Ausgerechnet in der ARD, die normalerweise selbst Ewigkeiten braucht, bis produzierte Serien ausgestrahlt werden. Aber ich will auf keinen Fall über diese frohe Botschaft des Monats klagen. Es hätte alles schlimmer kommen können. Zum Beispiel gar nicht mehr. Oder RTL hätte die verbleibenden Folgen ohne Ankündigung kurz vor Jahresende nachts um drei versendet, damit man sie wenigstens dieses Jahr noch von der Steuer absetzen kann. Stattdessen passiert den Anwälten das Bestmögliche: Sie laufen auf einem hervorragenden Sendeplatz montags um 20.15 Uhr, und sie laufen auch noch werbefrei! Es ist nicht einmal die erste schöne Serie auf diesem Sendeplatz. Auch Mord mit Aussicht war genau dort zu sehen. Man muss sich allmählich wieder damit abfinden, dass das Erste ein Platz für interessante Hauptabendserien sein könnte. (Dass die ARD einst auch schon die alte RTL-Serie Ein Schloss am Wörthersee kaufte und zeigte, sei hier nur aus historischen Gründen erwähnt.)
Die ARD sei also hiermit offiziell gepriesen.
Und ich will ja auch nicht übermütig werden und das Glück herausfordern, aber, liebe ARD, nur so am Rande…:
Kunden, die Die Anwälte gekauft haben, interessierten sich auch für Herzog.
RTL: Erfolgsmeldung verzweifelt gesucht
Das klang schon ein bisschen verzweifelt heute in der E-Mail von RTL:
Da die meisten Sender erst heute Ihre Meldung zu den Jahresquoten veröffentlicht haben, anbei noch einmal die (bereits gestern) versandte Meldung von RTL Television inkl. der Angaben zum Abschneiden der deutschen RTL-Senderfamilie im Zuschauermarkt.
Fast rührend, der dezente Hinweis auf die „Angaben zum Abschneiden der deutschen RTL-Senderfamilie“. Diese Angaben sind — weil das Familienmitglied Vox so erfolgreich ist — nämlich ungefähr die einzigen wirklich guten Nachrichten in der ganzen Pressemitteilung.
Wovon RTL verzweifelt abzulenken versucht, ist diese Entwicklung des großen Marktführers aus Köln:
(Noch trauriger ist nur die Pressemitteilung von n-tv, die davon fantasiert, dass der Sender sich im Zuschauermarkt im vergangenen Jahr „überaus erfolgreich behauptet“ habe. „Überaus erfolgreich behauptet“ bedeutet für n-tv, dass dem Sender wenigstens die Zusatz-Demütigung erspart blieb, Zuschauer verloren zu haben, während N24 und Phoenix schon wieder, teilweise deutlich, Zuschauer gewonnen haben.)