Rehmsen — ARD Kontaktshow
1995–1996 (ARD). Einstündige Kontaktshow mit Helmut Rehmsen.
Rehmsen stellt sehr seriös Menschen vor, die für Herz oder Hobby Gefährten suchen. Wer sich angesprochen fühlt, kann faxen, auf Anrufbeantworter sprechen, schreiben oder live in der Sendung anrufen. Einmal pro Woche nimmt ein Prominenter als Studiogast teil. Es gibt auch Studiopublikum, und wer als Zuschauer dort eine interessante Person sieht, kann ihr ein „Liebesfax“ schicken, das Rehmsen dann in oder nach der Sendung verteilt und manchmal vorliest.
Die Reihe lief montags bis donnerstags um 14.00 Uhr und war Teil der Talk-Offensive der ARD, in der zudem am Stück Juliane & Andrea und Fliege gesendet wurden. Sie wurde nach 100 Folgen durch Unterhaltungsserien ersetzt, weil keiner zuguckte.
Reich dank Ranicki
Dafür dass Marcel Reich-Ranicki das Fernsehen so verachtet und so wenig davon versteht, ist er in jüngerer Zeit an ziemlich vielen unterhaltsamen Momenten beteiligt.
Heute verhalf er als Telefonjoker beim Prominenten-Special von Wer wird Millionär? Thomas Gottschalk dazu, als zweiter Prominenter nach Oliver Pocher die Millionenfrage richtig zu beantworten. Gottschalk hatte Glück, dass die Frage zu den Teletubbies schon hinter ihm lag („Hinter den Hügeln und keinem bekannt, hier liegt das …“? Richtig: Teletubby-Land).
Für Reich-Ranicki war rein zufällig eine Frage zu Franz Kafka übrig, die seinem Anspruchsempfinden wohl eher gerecht wurde, obwohl es auch nicht weniger abwegig ist, dass Gregor Samsa eines Morgens aufwacht und sich in einen Käfer verwandelt hat, als dass Lala, Dipsy, Tinky Winky und Po Bildschirme auf dem Bauch und Antennen auf dem Kopf haben. Zumindest wissen wir jetzt, wie Kafkas letzte Lebensgefährtin hieß.
Reich-Ranicki: „Die letzte hieß Dora Diamant. Ob er noch nebenbei eine gestreichelt hat, weiß ich nicht.“
Dora Diamant also. Wenn jemand von Gottschalks Arbeitgeber ZDF zugesehen hat, hat er wahrscheinlich eine tolle Idee für den Titel eines neuen Samstagskrimis bekommen.
Foto: RTL
Und für die Liste mit den besten Wer-wird-Millionär-Fragen aller Zeiten gab es heute folgende Ergänzung, für 64.000 Euro an Inka Bause:
Für 1899 Hoffenheim trifft in der Fußball-Bundesliga Demba…?
A: Bi
B: Ba
C: Butze
D: Mann(Richtig: B, also Ba.)
Reich und schön
1989–2000 (RTL); seit 2002 (ZDF). US-Daily Soap von William Bell und Lee Phillip Bell („The Bold And The Beautiful“; seit 1987).
Der Modeschöpfer Eric Forrester (John McCook) ist der Chef des erfolgreichen Textilunternehmens Forrester Creations in Los Angeles und mit Stephanie (Susan Flannery) verheiratet. Die Söhne Ridge (Ronn Moss) und Thorne (Clayton Norcross, Jeff Trachta, Winsor Harmon) sind die Junior-Chefs, sie mögen sich nicht sonderlich. Ridge ist zweimal geschieden, von Brooke (Katherine Kelly Lang) und von Taylor (Hunter Tylo). Eric und Stephanie haben zwei Töchter, Kristen (Teri Ann Linn) und Felicia (Colleen Dion). Brooke ist die Tochter von Beth Logan (Judith Baldwin; Nancy Burnett), dem Oberhaupt ihres Familienclans, dem außerdem ihr Mann Steve (Robert Pine) und Brookes Geschwister Storm (Ethan Wayne, Brian Patrick Clarke), Donna (Carrie Mitchum) und Katie (Nancy Sloan) angehören. Thornes erste Ehefrau wird Caroline (Joanna Johnson), die Tochter von William Spencer (James Storm).
Die verfeindete Konkurrenzfirma der Forresters ist Spectra Fashion. Sally Spectra (Darlene Conley) ist dort die Chefin, Saul Feinberg (Michael Fox) und Darla Einstein (Schae Harrison) sind ihre wichtigsten Mitarbeiter. Sally hat eine Tochter namens Macy (Bobbie Eakes). Später rücken außerdem Sallys Sohn C. J. Garrison (Mick Cain), Brookes Sohn Rick Forrester (Justin Torkildsen), Amber Moore (Adrienne Frantz) und Kimberly Fairchild (Ashley Lyn Cafagna) in den Mittelpunkt. Kimberly ist Nachwuchsmodel bei Forrester, Amber war früher Ricks Kindermädchen und heiratet ihn nun. Treffpunkt der Protagonisten ist das Café Insomnia.
Die Handlung war die gleiche wie in allen Soaps: Verfeindete Familien und verbotene Liebe zwischen einzelnen Mitgliedern der verfeindeten Familien; permanent heiraten Menschen und lassen sich wieder scheiden, dazu gibt es Streitigkeiten, Intrigen und Erpressungen, immer mal wieder Tote (darunter Saul), verlorene Töchter und Söhne, die plötzlich wieder auftauchen und genauso plötzlich wieder verschwinden, und alles, was das Soap-Repertoire eben so hergibt (inklusive regelmäßige Darstellerwechsel) und allein ganze Bücher füllen würde.
Einige Folgen der Serie waren bereits von April 1988 bis Oktober 1990 unter dem Titel Fashion Affairs bei Tele 5 noch vor Beginn der RTL-Ausstrahlung gelaufen. Dennoch begann bei RTL die Serie von vorn. Der Sender zeigte erst mittags, später vormittags insgesamt 2449 halbstündige Folgen und setzte die Serie dann plötzlich mittendrin ab. Das ZDF kaufte eineinhalb Jahre später die Rechte und setzte bei Folge 2450 wieder ein. Jeden Vormittag laufen zwei Episoden am Stück.
Reich-Ranicki solo
2002 (ZDF). „Polemische Anmerkungen“. Halbstündige Kultursendung, in der Marcel Reich-Ranicki, als streitlustiger Literaturpapst in Das Literarische Quartett bekannt geworden, ohne Gegenpart seine eigene Meinung zu aktuellen Themen sagte, und nicht nur zu Büchern. Lief neunmal dienstags um 22.15 Uhr.
Rekordfieber
2002–2003 (ARD). Samstagabendshow mit Jörg Pilawa. Nachfolgesendung von Guinness — Die Show der Rekorde.
Wieder treten Menschen in den abwegigsten Disziplinen an, um Rekorde aufzustellen, teilweise stellen sie sich zum Duell in der gleichen abwegigen Disziplin. Prominente Paten tun es ihnen gleich, allerdings unter vereinfachten Bedingungen. In der Finalrunde am Ende spielen die Duellgewinner schließlich noch einmal um einen Tagessieg.
Nach vier Ausgaben starb die Neuauflage wieder. Das Konzept lief leicht abgeändert, dafür wieder mit „Guinness“ im Titel, 2004 bei RTL als Die größten Weltrekorde — Guinness World Records.
Rent A Pocher
2003–2006 (ProSieben). Comedyshow mit Oliver Pocher.
Pocher stellt sich für private Zwecke zur Verfügung, Zuschauer und Prominente können ihn kostenlos mieten. Er wäscht dann Autos, arbeitet als Babysitter, vervollständigt Skatrunden, topft Pflanzen ein, verkauft Brötchen oder isst Kühlschränke leer (warum auch immer das gewünscht wird). Einspielfilme zeigen seine Erlebnisse, vor Studiopublikum plaudert er mit Promis.
Screenshot: ProSieben
Die ehrlichsten Rubriken waren »Tagebuch eines B-Promis« (Pocher über sich selbst) und »Olli nervt«, doch weil sich Pocher und die Show nicht so ernst nahmen, war sein Nerven eigentlich ganz erträglich.
Nach 40 halbstündigen Folgen donnerstags um 23.15 Uhr mietete ProSieben Pocher ab der vierten Staffel im Herbst 2004 für eine Viertelstunde länger und gleich für 25 neue Ausgaben. 2005 sorgte eine Langzeitaktion für Aufsehen: Pocher ließ sich von der Fußballnationalmannschaft aus Sansibar als Teamchef mieten, um sie für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland fit zu machen. Mehrere Specials zeigten in unregelmäßigen Abständen die Fortschritte. Als echter Experte gab Winnie Schäfer Ratschläge aus dem Studio.
Die Staffel, die im April 2006 endete, war die letzte. Es folgten noch Wiederholungen und Best-ofs, doch dann kündigte Pocher den Mietvertrag einseitig und zog bei Harald Schmidt ein.
Reporter
1989 (ARD). 9-tlg. dt. Actionserie von Horst Vocks und Thomas Wittenburg, Regie: Klaus Emmerich und Hans Noever.
Azade Celik (Renan Demirkan) und Pit „Piwi“ Wilkens (Walter Kreye), arbeiten als Reporterin und Fotograf für die Zeitschrift „TNT“ (Themen, Nachrichten, Tendenzen). Mit ihren Recherchen decken sie immer wieder Verbrechen und politische Missstände auf, überführen Mörder und Terroristen. Zur Redaktion gehören noch Struck (Jürgen Holtz) und Herbst (Dietmar Schönherr).
Anders als in den meisten Journalistenserien wurden die Reporter hier nicht zu edlen Gutmenschen verklärt. Die Serie zeigte auch die wenig heldenhaften Hintergründe beim Kampf um Auflage und Schlagzeilen und machte sich über die Unzulänglichkeiten und Absurditäten des Redaktionsalltages lustig.
Die 45-Minuten-Folgen liefen montags um 20.15 Uhr. Die Reihe erhielt 1990 einen Grimme-Preis mit Silber.
Restaurants anderer Leute
Was passiert nun eigentlich mit den geschlossenen Lokalitäten aus Mein Restaurant, werden die wenigstens zu einem guten Zweck versteigert? — Marion
Was passiert mit den geschlossenen Restaurants? Ich finde die Teilnehmer sollten sich diese Lokale kaufen können. Wäre sehr fair. — Herby
Vox teilte uns auf Anfrage mit: Die Restaurants, die bereits aus dem Wettbewerb ausgeschieden sind, sind im Moment geschlossen. Was in Zukunft mit den Restaurants passiert, ist noch nicht abschließend geklärt.
Rich List — Jede Antwort zählt
2007–2008 (Sat.1). Quiz mit Kai Pflaume.
Zwei Kandidatenteams treten im Begrifferaten gegeneinander an. Die beiden Spieler jedes Teams kannten sich bis zum Spielbeginn nicht. Jetzt müssen sie gemeinsam einschätzen, wie viele Antworten auf eine vorgegebene Frage sie geben können, also z.B. wie viele Kabinettsmitglieder der Bundesregierung sie nennen können oder wie viele Länder, die mit S beginnen. Das Team, das sein eigenes Wissen höher einschätzt, darf bzw. muss die gebotenen Antworten geben. Erreichen sie die vorhergesagte Zahl an Antworten aus der Liste, bekommen sie einen Punkt, machen sie einen Fehler, erhalten die Gegner den Punkt. Wer zwei Punkte hat, zieht ins Finale. Diese beiden spielen nun gemeinsam ohne Gegner an einer Liste mit 15 Antworten. Sie können einen Geldbetrag gewinnen, der gestaffelt ist und bei jeder dritten Antwort ansteigt, von anfangs 5.000 auf maximal 100.000 Euro. Sie haben die Möglichkeit auszusteigen, geben sie aber eine falsche Antwort, ist der Gewinn futsch. Trotzdem bleiben sie Champions und treten dann gegen neue Herausforderer an.
Während die Teams zu Beginn ihre Gebote abgeben, sitzen sie in schalldichten Kabinen, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gäbe, da Kai Pflaume ohnehin für die Gegner alles wiederholt, was gesagt wurde.
Die einstündige Show lief staffelweise am Wochenende um 19.15 Uhr und dann auch mal kurz mittwochs zur Primetime.
Richterin Barbara Salesch
Seit 1999 (Sat.1). Gerichtsshow, in der sich zunächst werktäglich um 18.00 Uhr Streitende dem Schiedsspruch von Barbara Salesch beugen mussten.
In dieser Show war anfangs nichts nachgestellt: Die Klagenden waren echt, Barbara Salesch tatsächlich Vorsitzende Richterin am Landgericht Hamburg – für den TV-Job hatte sie sich zwei Jahre Urlaub genommen – und ihre im Fernsehen gefällten Urteile rechtskräftig. Nach deutschem Recht durften allerdings keine Strafprozesse im Fernsehen übertragen werden. Barbara Salesch konnte somit nur als Richterin eines privaten Schiedsgerichtes über vergleichsweise harmlose Fälle urteilen. Sie klärte solche Fragen wie die, wer für den Schaden eines Rasenmähers aufkommen muss, den der Nachbar sich ausgeborgt und dabei beschädigt hatte. Streng genommen war das „rechtskräftige Urteil“ daher ein Schiedsspruch. Als Reporter befragte Hakim Meziani nach der Verhandlung die Betroffenen.
Vorbild für die Reihe war die in den USA sehr erfolgreiche Gerichtssendung „Judge Judy“. Die deutsche Sendung wurde plötzlich bekannt, als Regina Zindler aus Sachsen gegen ihren Nachbarn Gerd Trommer klagte, weil dessen Knallerbsenstrauch zu nah an ihrem Maschendrahtzaun wuchs, und TV Total-Moderator Stefan Raab aus den sächsisch gesprochenen Wörtern „Maschendrahtzaun“ und „Knallerbsenstrauch“ einen Nummer-Eins-Hit produzierte.
Die Einschaltquoten der deutschen Ausgabe blieben dennoch eher durchschnittlich – zu läppisch und einander ähnlich waren die Fälle, die das deutsche Recht in diesem Rahmen zu verhandeln erlaubte. Sat.1 entschied sich deshalb für ein radikal neues Konzept: Im Oktober 2000 wurde die Show auf 15.00 Uhr verlegt, ihre Sendezeit auf eine Stunde verdoppelt, und nachdem der Sender vorher gebetsmühlenartig betont hatte, dass die Fälle und die Betroffenen echt seien, nahm er jetzt genau davon Abstand. Nun wurden fiktive strafrechtliche Fälle verhandelt; Angeklagte, Nebenkläger und Zeugen wurden von Laiendarstellern gespielt. Das Konzept ging auf: Richterin Salesch erreichte jetzt hervorragende Marktanteile bis über 30 Prozent und war zu ihrer Sendezeit mit Abstand Marktführer. Es stand außer Frage, dass sie ihre zweijährige Beurlaubung wegen des großen Erfolgs verlängerte.
Der Erfolg löste eine Schwemme von Nachahmern aus: Das Jugendgericht, Richter Alexander Hold, Das Strafgericht, Das Familiengericht. Auch Sendungen, die nicht im Gerichtssaal spielten, entdeckten, dass sie durch den Verzicht auf echte Gäste viel härtere, absurdere und dramaturgisch genau planbare Geschichten erzählen konnten. Dazu gehörten z. B. Zwei bei Kallwass, Die Jugendberaterin und Das Geständnis.
Im Sommer 2002 verursachte die Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft einen offenen Sendeplatz am Dienstagabend um 20.15 Uhr. Dadurch durfte die Richterin zweimal zur besten Sendezeit antreten und erreichte auch dort ordentliche Quoten. Eine regelmäßige Primetime-Version würde nach Ansicht der Produzentin Gisela Marx allerdings nicht funktionieren.
Die Reihe erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2002 als beste tägliche Sendung.