Medical Investigation
2006 (Pro Sieben). 20-tlg. US-Arztserie von Jason Horwitch („Medical Investigation“; 2004 – 2005).
Der unsichtbare Tod lauert überall. Wenn besonders viele Menschen davon betroffen sind, wird das National Institute of Health (NIH) tätig. Dr. Stephen Connor (Neal McDonough) ist der entschlossene Leiter eines Teams, das mysteriöse Todesfälle untersucht, die Ursachen von Epidemien ermittelt und sie bekämpft. Seine Mitarbeiter sind Dr. Natalie Durant (Kelli Williams), Eva Rossi (Anna Belknap), Frank Powell (Troy Winbush) und der Neuling Dr. Miles McCabe (Christopher Gorham). Wie einem Verbrecher und nach dem Strickmuster eines Krimis jagen die medizinischen Ermittler die Krankheitserreger. Nebenbei müssen sie sich die neugierige Presse vom Leib halten, damit keine Panik ausbricht.
Wichtigtuerische Serie, die die Mittel von CSI auf ein Ärzteteam anwandte. Eine sehr ähnliche Idee hatte im gleichen Jahr auch die Serie Dr. House, Dr. House setzte sie jedoch wesentlich unterhaltsamer um und überlebte entsprechend länger.
In der Pilotfolge von Medical Investigation hat das Team es mit einer Gruppe von New Yorkern zu tun, die am ganzen Körper blau geworden sind. Das wäre auch noch deutlicher geworden, wenn nicht ohnehin über der ganzen Serie ein Blaufilter läge.
Lief dienstags immer nach Emergency Room, das war zunächst um 21.10 Uhr, und nach zwei Monaten wurden beide Serien um eine Stunde nach hinten verlegt.
Medienklinik
1978–1979 (ARD). 8-tlg. dt. Comedyserie, Regie: Stefan Bartmann.
In der Medienklinik liegen Opfer von Funk, Film, Fernsehen, Presse, Buch oder Musik. Wer am gedruckten oder gesendeten Wort erkrankt ist, wird hier behandelt und manchmal sogar geheilt. Die Medizin ist auf dem neuesten Stand: Gleich in der ersten Folge bekommt ein Patient das bildschirmfreie Fernsehen eingepflanzt. Es kümmern sich: Der Chefarzt (Konrad Georg), der Oberarzt (Karl Heinz Vosgerau), der Assistenzarzt (Jochen Busse), die Oberschwester (Gisela Trowe), die Stationsschwester (Tana Schanzara), der Pfleger (Erich Uhland) und der Pförtner (Benno Hoffmann). Letzterer kümmert sich vor allem darum, dass prominente Anrufer abgewimmelt werden. Die Oberschwester ihrerseits muss einen Beerdigungsunternehmer abwimmeln, der sie am Umsatz beteiligen will. Und der Oberarzt schreibt nebenbei an einem Buch über Pfusch am Patienten – und führt dafür seinen Verleger durch die eigene Klinik.
Die halbstündigen Folgen liefen in loser Folge am Montagabend um 22.00 Uhr.
Medium — Nichts bleibt verborgen
Seit 2006 (Kabel 1). US-Krimi-Mystery-Familienserie von Glenn Gordon Caron („Medium“; seit 2005).
Die Jurastudentin Allison DuBois (Patricia Arquette) hat eine Gabe: Sie kann Gedanken lesen, in ihren Träumen tatsächliche Ereignisse sehen und mit den Toten kommunizieren. Sie ist ein Medium und als solches prädestiniert, Kriminalfälle zu lösen, die andere nicht lösen können, weil ihnen eben diese Möglichkeiten fehlen. Es ist nur nicht ganz einfach, Staatsanwalt Devalos (Miguel Sandoval) davon zu überzeugen. Auch Allisons Mann, der Wissenschaftler Joe (Jake Weber), beginnt erst allmählich an Allisons Fähigkeiten zu glauben. Ihre Töchter Ariel (Sofia Vassilieva) und Bridgette (Maria Lark) haben die Gabe möglicherweise geerbt. Und so zieht Allison durchs Land von Fall zu Fall und greift dort klärend ein, wo sie gebraucht und oft trotzdem mit Skepsis empfangen wird.
Die Serie basiert auf dem Leben und den Erfahrungen der echten Allison DuBois und ihrem Buch „Kein Abschied für immer“. Sie konzentrierte sich anfangs auf die Kriminalfälle, bezog aber schon bald in einer ausgewogenen Mischung das Familienleben der DuBois‘ vermehrt ein und die Probleme, die mit Allisons Gabe verbunden sind.
Kabel 1 zeigte die erste Staffel mittwochs zur Primetime.
Medizino Royale
RTL wagt heute das Unfassbare. Etwas, das es dort seit 16 Monaten nicht gegeben hat: Eine neue Serie starten!
Einen solchen Coup hatte dem Retrosender, der aus nostalgischen Gründen seit fünf Jahren im Wesentlichen dasselbe Abendprogramm zeigt, kaum jemand zugetraut. Schließlich handelt es sich um ein unabschätzbares Risiko: Was, wenn den Zuschauern die Serie nicht gefällt? Der ganze Sender könnte implodieren! Und unnötig ist es obendrein, denn man hätte doch genauso gut die bisherigen Serien noch fünfhundert weitere Male zeigen können.
Royal Pains handelt von einem ambitionierten Krankenhausarzt (Mark Feuerstein), der gefeuert wird, weil er sich weigerte, dem reichen Sponsor der Klinik eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. Ausgerechnet er findet sich daraufhin in der Nobelgegend Hamptons wieder, wo es seine Aufgabe wird, als Exklusivarzt die medizinischen Probleme der Reichen zu beheben.
Die Serie startet heute um 22.15 Uhr im Anschluss an das, was früher mal ein verlässlich erfolgreiches Vorprogramm war, bevor RTL anfing, Woche für Woche neu auszulosen, ob nun eine neue oder eine alte Folge von Dr. House gezeigt würde. Woran der Sender Royal Pains aber messen wird, ist der Schmunzelkrimi Monk, mit dessen 125 Folgen RTL bis Ende 2010 etwa 300 Wochen gefüllt hatte.
In der Pilotfolge bedeutet das für Royal Pains schon mal eine haushohe Niederlage. Immerhin steigert sie im Lauf ihrer 65 Minuten bis hin zu extrem durchschnittlich, aber der Schmunzelfaktor fehlt völlig. Die Serie ist in etwa so brüllkomisch wie ein Raffaello-Werbespot, die medizinischen Fälle sind bisher auch nicht sonderlich originell, und die Dynamik zwischen der bodenständigen Hauptfigur und seinem quirligen Bruder wirkt sehr gewollt. Die Serie müsste sich ab nächster Woche schon gewaltig steigern, um mich weiter interessieren zu können.
Sollte die Serie dennoch ein Erfolg werden und zumindest Quoten des bisherigen und Monk-Ersatzes Psych übertreffen, ist anzunehmen, dass RTL in die Vollen geht und innerhalb der nächsten fünf Jahre noch bis zu zwei weitere neue Serien zeigt.
Meer Morde
Nach dem alten Mann kommt das Meer. Das ist bekannt. Wenn Rolf Schimpf also als Der Alte seinen letzten Fall gelöst hat, ermittelt anschließend Walter Sittler zum ersten Mal in Der Kommissar und das Meer. Er spielt einen deutschen Kommissar in Schweden, der mit einer Paprika verheiratet ist. Haha, fremde Namen sind ja so lustig. Paprika Steen heißt die Darstellerin seiner Fernseh-Gattin, doch das Familienleben ist zweitrangig. Im Vordergrund stehen brutale Morde.
Die neue Reihe hat ein akustisches Anfangsproblem, das jede internationale Koproduktion hat. Es klingt einfach merkwürdig, wenn Walter Sitter völlig natürlich spricht, aber seiner Dialogpartnerin Inger Nilsson eine extrem affektierte Synchronstimme aufgesetzt wurde, und dann noch Sólveig Arnarsdóttir dazukommt, deren Akzent die Frage aufwirft, warum eigentlich sie nicht synchronisiert ist.
Dann ist da noch das Glaubwürdigkeitsproblem, das mit unbedachtem Starcasting zu tun hat. Friedrich von Thun spielt Walter Sittlers Vater. Friedrich von Thun ist aber nur zehn Jahre älter als Walter Sittler, und obwohl von Thun schon seit Beginn seiner Karriere altbacken spielt, sieht er gar nicht so alt aus.
Eine andere Umgereimtheit in Sachen Glaubwürdigkeit stört interessanterweise gar nicht: Wenn zu Beginn der zweiten Folge Blut auf die Linse der Kamera spritzt, werden für einen kurzen Moment Fiktion und Wirklichkeit unlogisch vermischt, doch als Stilmittel ist diese Maßnahme originell.
Mit Der Kommissar und das Meer, nach Romanen der Bestsellerautorin Mari Jungstedt, weitet das ZDF seine Schwedenkrimikompetenz auf den Freitagabend aus. Und trotz der Ungereimtheiten und Irritationen ist dies eine solide Krimireihe, die zwar frei von großen Überraschungen, aber auch nicht vorhersehbar ist und deren einzelne Episoden nicht so lang wirken wie sie sind.
Einsatzort ist die Ferieninsel Gotland, die das ZDF in seinen Vorankündigungen als Idylle beschreibt, die aber in der filmischen Umsetzung von Beginn an düster-grau und kalt wirkt. Dazu macht Inger Nilsson ein dauergrimmiges Gesicht, als dürfe um Himmels Willen nie jemand bemerken, dass sie in einem früheren Jahrtausend die lustige Pippi Langstrumpf gespielt hat.
Doch mitten im grimmigen Grau glänzt etwas: Walter Sittler, wie immer.
Der Kommissar und das Meer, freitags um 21.15 Uhr im ZDF.
Mein Baby
Seit 2002 (RTL). Dt. Doku-Soap. Jeweils eine Woche lang werden Paare begleitet, die sich erst auf und dann über ihr Kind freuen.
Nach der Doku-Soap Meine Hochzeit, die über Monate auf demselben Sendeplatz werktags am Vormittag lief, war dies also nur logisch (die Sendung stammte auch von derselben Produktionsfirma AZ Media). Zusammenschnitte liefen zur Primetime bei Vox unter dem Titel „Hallo Baby“. Eine Sat.1-Kopie des Formats hieß Wir machen ein Baby.
Mein cooler Onkel Grissom
Dass die heutige Episode von CSI mit dem belanglosen Titel „Wer ist der Star im Schlangennest?“ bei RTL keine gewöhnliche Folge ist, werden deutsche Zuschauer nicht zwingend bemerken, weil die Sitcom Two And A Half Men auf ProSieben läuft.
Und aus folgendem Grund ist dieser Satz ganz und gar logisch: Im Rahmen eines Publicity-Stunts tauschten vergangenen Mai beim Sender CBS zwei Serien für eine Woche die Autoren: die erfolgreichste Krimiserie CSI und die erfolgreichste Comedyserie Two And A Half Men.
Foto: RTL
Obwohl der Krimi ein Krimi und die Comedy eine Comedy blieb, befassten sich die Autoren in beiden Fällen mit Themen, die ihnen vertraut waren. Chuck Lorre und Lee Aronsohn, die normalerweise Charlie Sheen die Witze in den Mund legen, schrieben die CSI-Episode, die im Original Two And A Half Deaths heißt. Eine zickige, verhasste Sitcom-Diva (gespielt von Katey Sagal) wird darin ermordet, und wenn man sieht, wie sie porträtiert wird, wühlt man zwangsläufig in seiner Erinnerung, für wen Chuck Lorre früher geschrieben hat. Denn bevor er Two And A Half Men und Dharma & Greg erfand, war Lorre fast ausschließlich für Sitcom-Diven tätig. Er war Autor bei Roseanne und erfand auch die Sitcoms Cybill mit Cybill Shepherd und Grace mit Brett Butler. Vor diesem Hintergrund ist die ansonsten eher durchschnittliche CSI-Episode heute Abend recht amüsant.
Die Episode von Two And Half Men, die die Autoren von CSI im Gegenzug schrieben und in der Spurensicherer einen Todesfall in Charlies Haus aufklären müssen, wird voraussichtlich erst in etlichen Monaten auf ProSieben laufen.
Mein großer dicker peinlicher Verlobter
2004 (Sat.1). Realityshow.
Eine Kandidatin (Mareike) glaubt, sie nehme an einer Kuppelshow teil, bei der sie sich einen hübschen Mann aussuchen kann. Das ist nicht der Fall. Sie erfährt dies von der affektierten Moderatorin Jessica Witte-Winter aber erst bei Drehbeginn und bekommt den für sie Auserwählten (Gunnar) sogleich präsentiert: Er ist, nun ja, groß, dick und peinlich. Ihre Familie glaubt, die beiden liebten sich und wollten einander innerhalb der nächsten zwei Wochen heiraten.
Die Aufgabe der Kandidatin ist es, innerhalb dieser Zeit der Familie den fetten Kerl und seine ebenso ungehobelte Familie schönzureden (natürlich ohne die Wahrheit zu verraten) und alle zur Hochzeit zu versammeln. Gelingt ihr das, gewinnt sie 500 000 €. Ach ja, und dann glaubt die Kandidatin noch, der Dicke habe die gleiche Aufgabe zu erfüllen. Er und seine Familie sind aber Schauspieler und geben sich alle Mühe, ihr die Aufgabe so schwer wie möglich zu machen.
Tetje Mierendorf spielte Gunnar, und die Show wirkte wie sein Bewerbungsvideo für richtige Rollen. Etwa alle fünf Minuten war er in einer Interviewsituation zu sehen, in der er seine eigenen Streiche rühmte und betonte, dass er ja Schauspieler sei! Am Ende ging alles glatt, und die Kandidatin gewann das Geld.
Es war eine witzige Idee, doch wirkte die Show gelegentlich wie ein etwa fünf Stunden zu langer Streich aus Verstehen Sie Spaß?. Sat.1 hatte das Projekt unter strenger Geheimhaltung im Sommer produziert und nicht einmal seine Werbekunden darüber informiert, um nicht Gefahr zu laufen, dass Kandidatin oder Angehörige das Konzept der Show erführen. Sie hätten es kennen können, wenn sie Anfang desselben Jahres durch irgendeinen blöden Zufall die US‑Show „My Big Fat Obnoxious Fiancé“ gesehen hätten. Dieses Original zeigte Kabel 1 wenig später als Mein schrecklicher Verlobter. Spätestens seit El, der Millionär von RTL 2 hätten Kandidaten ohnehin gewarnt sein können, dass Fernsehmachern bei Kuppelshows nicht immer zu trauen ist.
Sechs einstündige Zusammenschnitte der Ereignisse liefen unter wachsendem Zuschauerinteresse donnerstags um 20.15 Uhr.
Mein Leben & ich
Seit 2001 (RTL). Dt. Comedyserie von Paula Roth.
Alex Degenhardt (Wolke Hegenbarth) ist 16 Jahre alt und wäre eigentlich glücklich – wenn nur die Welt nicht wäre. Leider sind die Momente rar, in denen sie allein mit ihrem Tagebuch oder in ihrer Dunkelkammer sein kann, meistens nervt irgendein gut gelaunter Idiot: ihre Eltern Anke (Maren Kroymann) und Hendrik (Gottfried Vollmer), ihr kleiner Bruder Sebastian (Frederik Hunschede), ihre penentrante Mitschülerin Claudia (Nora Binder), die sich für ihre beste Freundin hält. Alex ist eine sarkastische Einzelgängerin – oder wäre es wenigstens gerne, wenn man sie nur ließe. Als Claudia Ende 2003 endlich einen Freund hat und ihre Zeit mit ihm, also nicht mit Alex verbringt, ist Alex endlich mal richtig gut gelaunt, und ihr Vater stellt fest: „Als du das letzte Mal gelächelt hast, trugst du noch Windeln. Und damals hattest du Blähungen. Hast du Blähungen, Alex?“ Wenn Alex allein in ihrem Zimmer ist, führt sie Tagebuch und hält darin mit beißender Intelligenz und düsterem Scharfsinn ihre Sicht auf ihr Leben fest, in dem sie keiner versteht und in dem sie aber auch eigentlich von keinem verstanden werden will. Was sie schreibt, hört der Zuschauer als Offstimme.
Intelligente Sitcom, die auf dem Erfolg von Ritas Welt aufbaute und dem Genre eine bislang in Deutschland nicht gekannte Tiefe gab. Geprägt wurde die Serie nicht nur von der schroffen und im Grunde zutiefst einsamen Figur der Alex, sondern auch von einer Umkehrung des üblichen Eltern-Kind-Verhältnisses: Alex‘ Eltern sind überzeugte Alt-68er, und anstatt gegen Regeln und Spießertum rebelliert Alex gegen die schreckliche Liberalität, das ewige Ausdiskutieren und dieses unerträgliche Für-alles-Verständnis-Haben.
Nicht zu verwechseln mit der US-Sitcom Das Leben und ich, die im gleichen Zeitraum samstags mittags beim selben Sender lief. Diese hier lief freitags um 21.15 Uhr mit großem Erfolg bei jungen Zuschauern, nur während der dritten Staffel vorübergehend mittwochs.
Mein Leben am Nachmittag
Zum ersten Mal nach langer Pause sendet RTL ab heute auf dem 17.00-Uhr-Sendeplatz wieder Programm.
Gut, möglicherweise lief in den letzten Monaten dort gar kein Testbild, aber die Einschaltquoten dafür wären auch nicht wesentlich schlechter gewesen.
Heute jedenfalls beginnt die schöne deutsche Comedyserie Mein Leben & ich von vorn, auf einem Sendeplatz, der traditionell lange Zeit mit Sitcoms besetzt war: Wer ist hier der Boss?, Die Nanny, Hör mal, wer da hämmert. Zur werktäglichen Comedy zurückzukehren erscheint nach vielen Flops mit Pseudo-Dokus und der Soap sinnvoll, und dies mit den besseren der Eigenproduktionen zu tun, für deren Wiederholung es im Abendprogramm ohnehin keinen Platz mehr gibt, ebenso. Eine Bereicherung fürs Programm ist es allemal.
Die Frage ist nur, ob zwischen Staatsanwalt Posch ermittelt und Unter uns noch jemand damit rechnet, schönes Fernsehen vorgesetzt zu bekommen.