Kinder im Verkehr
1976–1977 (ZDF). 10‑tlg. Ratgebermagazin für Kinder mit Oliver Spiecker.
Kinder sollten das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernen. Die Lehrinhalte wurden in Quizspiele sowie in Szenen mit dem Fabelwesen Dolli verpackt, das aus dem Wald in die Großstadt kam und sich jetzt erstmals im Straßenverkehr zurechtfinden musste. Im Dolli-Kostüm steckte ein Kleinwüchsiger.
Zehn halbstündige Folgen liefen sonntags.
Kinder Kinder
Ab 27.04.2007 (RTL). Dt. Comedyserie von Chris Geletneky und Sascha Albrecht.
Alle drei Schwestern aus der Familie De Vries sind bereits Mutter oder auf dem Weg dazu. Die Älteste, Katja (Dana Golombek), ist mit dem biederen, aber untreuen FDP-Kommunalpolitiker Andreas Eumann (Heinrich Schafmeister) verheiratet und hat einen siebenjährigen frühreifen Sohn Paul (Hans-Laurin Beyerling). Die Streifenpolizistin Claudia (Judith Pinnow) und ihr Mann Robert Ziegler (Matthias Koeberlin) haben gerade Töchterchen Zoe bekommen, und Robert will noch nicht wahrhaben, dass sich sein Leben dadurch verändert hat. Die Jüngste, Jessica (Carolin Kebekus), ist mit Zwillingen schwanger, was ihrem Freund Christian Rappel (Daniel Wiemer) noch größere Übelkeit bereitet als ihr selbst. Gemeinsam meistern die drei ihre unterschiedlichen Lebensituationen mit dem angebrachten Sarkasmus und Ratschlägen füreinander. Es gibt aber noch mehr Familienzuwachs: Ihre Mutter Marion De Vries (Kathrin Ackermann) hat Papa verlassen und liebt jetzt Ulrike (Gitta Schweighöfer).
Läuft freitags um 21.45 Uhr.
Kinderquatsch mit Michael
1991–2003 (ARD). Unterhaltungsshow für Kinder mit Michael Schanze. Schanze unterhält sich mit Kindern zwischen vier und sechs Jahren, stellt sie auf ein kleines Podest, schwitzt, lässt sie Kinderlieder vorsingen, begleitet von einem Pianisten am Flügel, und spielt mit ihnen. Nebenbei bringt Schanze ihnen wichtige Verkehrsregeln bei, und zwischendurch treten auch richtige Sängerinnen und Sänger mit richtigen Liedern auf.
Die Reihe lief erfolgreich am Samstagnachmittag, erst 45 Minuten, ab Herbst 1993 eine halbe Stunde lang, und blieb auch im Programm, nachdem Schanze hauptberuflich wieder zum ZDF gewechselt war. Die Show adaptierte das französische Format „L’école des fans“, weshalb es 2003 zur Verhandlung einer Plagiatsklage vor dem Bundesgerichtshof kam, weil niemand gefragt hatte, ob er das Konzept überhaupt haben dürfe. Der BGH urteilte, das Format als solches sei „kein schutzfähiges Werk“, und die deutschen Sendungen unterschieden sich ausreichend vom Original, denn sie „würden von einem anderen Moderator geleitet und hätten ein nach Anordnung, Ausstattung und farblicher Gestaltung anderes Bühnenbild. (…) Die für den Erfolg der Sendung maßgebende schöpferische Leistung liege in der ganz eigenen, spontanen Einfällen folgenden Gesprächsführung des Moderators.“ Schanze stellte Fragen wie: „Wo kommst du her?“, „Was sind deine Hobbys?“ und „Was macht Papi?“
Nach der letzten Sendung im November 2003 liefen noch längere Zeit Wiederholungen.
King Of Queens
2001–2003 (RTL 2); 2004–2007 (Kabel 1). 207-tlg. US‑Sitcom von Michael J. Weithorn und David Litt („The King Of Queens“; 1998–2007).
Eigentlich fühlen sich der gemütliche Kurierfahrer Doug Heffernan (Kevin James) und seine attraktive Frau, die Anwaltssekretärin Carrie (Leah Remini), ganz wohl, so allein zu zweit in ihrem Haus im New Yorker Stadtteil Queens. Doug liebt seine Frau und seinen Breitbildfernseher. Dann müssen sie jedoch Carries Vater Arthur Spooner (Jerry Stiller) bei sich aufnehmen, und der zerstört nicht nur die Zweisamkeit und die gelegentliche Stille, sondern zieht auch noch zum Fernseher in den Keller. In den ersten paar Folgen der Serie wohnt auch Carries Schwester Sara (Lisa Rieffel) bei den Heffernans, doch dann ist sie mit einem Mal ohne Angabe von Gründen verschwunden. Spence (Patton Oswalt), Richie (Larry Romano) und Deacon (Victor Williams) sind Dougs Freunde, mit denen er oft Bier trinkend vor dem Fernseher abhängt – notgedrungen in der Garage. Um den nervenden Arthur wenigstens vorübergehend loszuwerden, engagiert Doug in der vierten Staffel Holly Shumpert (Nicole Sullivan), die eigentlich Hunde ausführt und nun dreimal die Woche mit Arthur Gassi geht. Arthur hat keine Ahnung, dass Holly dafür Geld bekommt, findet es aber auch völlig normal, dass sie so großes Interesse an seinen Weltkriegsgeschichten hat.
Solide, gut geschriebene Sitcom mit originellen, nur dezent überzeichneten Alltagsgeschichten und Charakteren, die vom Talent der Komiker Kevin James und Jerry Stiller und den scharfzüngigen Spitzen der Schauspielerin Leah Remini lebt. In Folge 100 („Psycho-Kisten“) spielt Jerry Stillers Sohn Ben Stiller eine Gastrolle. Er ist in einer Rückblende als Arthurs Vater zu sehen.
King Of Queens lief werktags im Vorabendprogramm und war aus Sicht von RTL 2 so erfolgreich, dass die Serie nicht nur in Dauerschleife gezeigt wurde, sondern ab Herbst 2002 sogar mit täglich vier Folgen hintereinander. Die bis dahin vorhandenen vier Staffeln mit 100 Folgen begannen also exakt alle fünf Wochen von vorn. Jeden Vormittag wurden zudem die vier Folgen vom Vortag wiederholt. Im Sommer 2003 zeigte RTL 2 sonntags um 20.15 Uhr für einige Wochen jeweils zwei neue Folgen der fünften Staffel am Stück. Nur wenige andere Serien standen so sehr für das Programm von RTL 2 wie diese, und keine andere hatte je so viel Sendezeit. Umso überraschender kam im Sommer 2004 das plötzliche völlige Verschwinden aus dem RTL-2-Programm und kurz darauf die Nachricht, dass der Konkurrenzsender Kabel 1 nicht nur die weiteren Wiederholungsrechte an den ersten fünf Staffeln mit 125 Folgen erworben hatte, sondern außerdem die Erstausstrahlungsrechte an Staffel sechs. Kabel 1 zeigte zunächst zwei Folgen hintereinander, jeden Werktag ab 19.15 Uhr, erhöhte aber ebenfalls vorübergehend auf drei und begann eine halbe Stunde früher. Und auch landeten weitere neue Folgen eines Tages in der Primetime, in diesem Fall montags.
Obwohl die Serie in ihrer Heimat im Gegensatz zu Deutschland immer nur eine unter vielen Sitcoms war und nie besondere Aufmerksamkeit genoss, konnte sie sich langfristig behaupten. Als sie im Mai 2007 eingestellt wurde, war sie die langlebigste amtierende Sitcom im US-Fernsehen und eine der zwanzig langlebigsten aller Zeiten.
King Ross
London feiert den englischen deutschen Dschungelkönig. [Fotoquelle]
Er hat es geschafft. Ross Antony ist Dschungelkönig.
Natürlich hätte es Michaela Schaffrath genau so verdient gehabt. Genau so, bzw. ganz anders. Sie war der Fels in der Brandung, immer da, wenn jemand jemanden brauchte, immer vernünftig, freundlich, patent. Und dabei sympathisch und auf eine überraschende, wunderbare, burschikose, unpornostareske Art attraktiv.
Ross Antony war die Brandung. Hyperaktiv, hektisch, aufgeregt, panisch. Völlig aus dem Häuschen vor Glück, untröstlich vor Trauer, immer heulend, tanzend, lachend, resignierend, überschäumend. Michaela hätte gewonnen, weil sie so verlässlich war. Ross gewann, weil er so unterhaltsam war.
Sie waren irgendwann sehr ermüdend, die ungezählten Witze von Sonja, die alle dem Schema folgten: „Wählen Sie den Dschungelkönig oder die Königin — oder Ross“. Aber Ross war tatsächlich auf eine wunderbare Weise sehr schwul. Keiner litt so schön wie er, so theatralisch, so selbstironisch, so camp. Nachdem er in den ersten Tagen voll und ganz damit beschäftigt war, von der Situation überfordert zu sein, schaffte er es irgendwann, die Überforderung zu zelebrieren — hinterher und manchmal sogar gleichzeitig.
Es blieb schockierend zu sehen, wie sehr er selbst am letzten Tag im Dschungel noch litt und kurz vor dem Aufgeben stand, auch wie wichtig ihm seine Außenwirkung war. Darin blieb er Lisa Bund ähnlich: Er war, wie sie, besessen von dem Gedanken, allen irgendetwas zu beweisen. Aber erstens hat er es allen bewiesen, und zweitens mischte sich das mit Entertainerqualitäten und einer Lust an der Parodie auch seiner selbst, wie sie kein anderer im Camp hatte. Ich habe lange nichts so lustiges gesehen wie die letzte Dschungelprüfung von Ross, seine Reaktion und die von Dirk Bach und Sonja Zietlow, als er gekochten Känguru-Hintern, Krokodilpenis und lebende Würmer essen sollte — und es tat. Wie schön, dass so einer: ein so schwuler, verrückter, anstrengender, selbstzweifelnder, widersprüchlicher Mann, von der Mehrheit der Zuschauer gewählt wurde.
Neben Michaela Schaffrath und Ross Antony war Bata Illic ins Finale gekommen, und Dirk sagte einen Satz, für die allein die Texter der Show einen Preis verdient hätten:
Es fällt heute die Entscheidung zwischen den Königreichen von England, Serbien und Monte-Video.
Bata musste in seiner letzten Dschungelprüfung mit Schlangen kämpfen, was sehr rührend war, weil er einer, die sich ihm näherte, freundlich erwiderte: „Oh Schatzi, das muss nicht sein heute“, und eine andere, die mit dem ganzen Drohrepertoire, das eine kleine Schlange so hat, verhinderte, dass er mehr als einen Stern bekam, konsequent „die kleine Giftnudel“ nannte.
Zu seinem Abschied spielten sie „Butterfly“, was doppelt schön war, weil die Zeile „Jeder Tag mit dir war schön“ so gut auf ihn passte und es natürlich nach „Bata-fly“ klingt. Michaela bekam passend zu ihrem früheren Künstlernamen „Wild World“ von Cat Stevens. Und ganz zum Schluss lief von den Madsen „Vielleicht“ — ein Lied, das für die Show hätte geschrieben sein können:
Jetzt bin ich wieder hier
Frag mich „was ist passiert?“
Stell mit Bedauern fest
Dass alles unverändert ist
Nicht gut und nicht schlecht
Möchte am liebsten hier weg
Irgendetwas hält mich fest
Und ich will, dass es mich loslässtVielleicht ist das der Anfang
Vielleicht ist das das Ende …
kino-zeit.de
Dieses Fernsehlexikon ist ein Prachtstück. Es ist ein in diesem Umfang bislang konkurrenzloses Nachschlagewerk, in dem man sich ganz schnell festlesen und verlieren kann. Es ist imstande, verschüttete Erinnerungen freizulegen. Das absichtslose Blättern in diesem Buch wird im Handumdrehen zu einer nostalgischen, informativen und immer wieder amüsanten Entdeckungsreise in die eigene Biografie, in die persönliche Fernsehgeschichte.
Kir Royal
1986 (ARD). „Aus dem Leben eines Klatschreporters“. 6-tlg. dt. Satireserie von Helmut Dietl und Patrick Süskind.
Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) ist Klatschkolumnist bei der „Münchner Allgemeinen Tageszeitung“, kurz MATZ, und gemeinsam mit dem Fotografen Herbie Fried (Dieter Hildebrandt) immer auf der Suche nach Geschichten, Gerüchten und Skandalen in der Münchner Bussi-Schickeria. Er bestimmt, wer in und out ist, entsprechend schmeicheln sich die Möchtegernprominenten regelmäßig bei ihm ein. Die Frauen in Babys Leben sind seine Freundin Mona (Senta Berger), die sich vernachlässigt fühlt und nicht immer nur das Anhängsel sein möchte, Sekretärin Edda Pfaff (Billie Zöckler), seine Mutter (Erni Singerl), die sich um seine Wohnung und die Wäsche kümmert, und Verlegerin Friederike von Unruh (Ruth Maria Kubitschek). Und eigentlich wartet der mächtige, aber etwas einfältige Baby nur darauf, dass er endlich den Boulevard hinter sich lassen kann und ganz groß rauskommt.
Die einstündigen Folgen liefen zur Primetime. Vorbild für die Figur des Baby Schimmerlos war der bekannte Klatschreporter der Münchner Boulevardzeitung „tz“, Michael Graeter. Die originalgetreue Karikatur der Schickimicki-Gesellschaft machte die Serie zu einem der größten Erfolge des Jahres. Aber wie schon bei seiner anderen Erfolgsserie Monaco Franze – Der ewige Stenz sah Autor und Regisseur Dietl keinen Anlass zu einer Fortsetzung.
Die Musik war von Konstantin Wecker, in jeder Folge trat ein neuer Gaststar auf, darunter Mario Adorf. Und natürlich war es im richtigen Fernsehleben so wie in der Serie: Wer dabei sein durfte, war etwas. Wer etwas sein wollte, musste mitspielen dürfen.
Die Serie erhielt den Adolf-Grimme-Preis mit Gold 1987 und 1988. Sie ist auf DVD erhältlich.
Klamottenkiste
1981–1985 (BR). US-Slapstickreihe. Das ARD-Gegenstück zu erfolgreichen ZDF-Serien wie Dick und Doof oder Väter der Klamotte.
Die 15-minütigen Episoden bestanden aus Versatzstücken alter Filme des amerikanischen Stummfilmkinos der 20er Jahre und wurden durch eine Synchronisation ergänzt. Hauptdarsteller war meistens Charlie Chaplin, auch Larry Semon, Billy Bevan, Snub Pollard und die „Fat Men“ kamen oft zum Einsatz; weitere Stummfilmveteranen waren u. a. Fatty Arbuckle, Lee Moran, Bobby Vernon, Harold Lloyd, Harry Langdon, Mickey Rooney und Jack Cooper. In einigen Episoden wirkte Oliver Hardy an der Seite von Larry Semon mit, in einer Stan Laurel. Gemeinsam traten Laurel und Hardy hier nicht auf. Deutscher Erzähler war Hartmut Neugebauer.
Die Reihe brachte es auf weit über 100 Folgen, die alle zuerst im Bayerischen Fernsehen und später nachmittags im Ersten gezeigt wurden. 1994 lief noch eine einzelne, bis dahin nicht ausgestrahlte Folge.
Klar, wie immer!
Huch, haben Sie gerade geblinzelt? Schade, dann haben Sie leider die zweite Staffel von Doctor’s Diary verpasst, die RTL innerhalb von sechs Wochen komplett versendet hat, dank Doppelfolgen zu Beginn und am Ende.
Überraschend war die zweite Staffel sogar erfolgreicher als die erste, und dennoch hält sich RTL noch vorsichtig zurück mit einer offiziellen Bestätigung einer kommenden dritten Staffel, die eigentlich sowieso schon vor einem Jahr zusammen mit der zweiten bestellt wurde. DWDL zitiert RTL mit den Worten: „Wie immer werten wir die Staffel in Ruhe aus.“ Das ist im Grunde eine vorbildliche Vorgehensweise, irritierend ist allein die Formulierung „wie immer“. Ich behaupte nicht, dass es um alle der nachfolgend genannten Produktionen schade war, aber die Macher und/oder Zuschauer der hektisch abgesetzten RTL-Reihen Herzog, Die Anwälte, My Name is Earl, Die Show der Woche, Natascha Zuraw oder Mission Hollywood hätten sich bestimmt auch gefreut, wenn RTL die Quoten nach dem Ende der Staffel erst mal in Ruhe ausgewertet hätte.
Kleine Werbeunterbrechung
Die Daily Show ist jetzt zwar nicht auf dem neuen Sender Comedy Central Deutschland zu sehen, aber immerhin komplett als Video auf deren Website, jeweils einen Tag später.
Vielleicht ist das einen Blogeintrag wert? Ich versuche momentan, die Show überall zu bewerben! 🙂 Vielleicht bekommt man sie so ins Programm von Comedy Central Deutschland. Bislang konnte man diese Show in Deutschland nur in der halbstündigen wöchentlichen Zusammenfassung auf CNN sehen.
Ein bisschen seltsam finde ich es schon, dass sie ihre bekannteste Sendung hier nicht mal außerhalb der Primetime zeigen wollen, aber im Netz ist besser als nichts. — Marco
Du rennst offene Türen ein! Und ich werbe gern mit Dir: The Daily Show with Jon Stewart ist eine der intelligentesten, witzigsten und informativsten Shows im amerikanischen Fernsehen. Es ist eine halbstündige Late Night Show im lockeren Korsett einer Nachrichtenparodie, deren Themen sich in den zehn Jahren ihres Bestehens von Showbusiness, Sport und Klamauk zu Politik und Medienkritik weiterentwickelten und die heute als eine der politisch relevantesten Sendungen des Landes gilt. Wohlgemerkt, eine Comedyshow! Stewart sitzt am Schreibtisch und kommentiert das Tagesgeschehen, zeigt dazu Ausschnitte aus Nachrichtensendungen und zerpflückt sie, falls sie sich nicht schon selbst entlarven. „Korrespondenten“ berichten in Reportageparodien. Und dann kommt ein Talkgast. Wo anfangs noch wie in jeder anderen Late-Night-Show vor allem Schauspieler ihre neuen Filme oder Serien vorstellten, sitzen auf dem Gästestuhl heute überwiegend Politiker, politische Journalisten oder Autoren, die Bücher über die Regierung oder den Irak geschrieben haben. Und spätestens hier sind wir an einem Punkt, der leider erklärt, warum Comedy Central zögert, die Show ins Programm zu nehmen. Das Hauptproblem ist nicht einmal die Sprachbarriere, das ließe sich ja durch Untertitelung lösen. Das Hauptproblem ist das inhaltliche. Schon RTL2 musste Mitte der 90er-Jahre nach einem Jahr feststellen, dass sich hierzulande für eine Sendung wie die Late Show with David Letterman (auch so eine Schande, dass die bei uns nicht zu sehen ist) kaum ein Publikum finden lässt. Und Letterman macht die deutlich massenkompatiblere Show und hat die wesentlich prominenteren Gäste. Viele von Stewarts Gags begreift man nur, wenn man nicht nur weiß, wer George W. Bush ist, sondern auch z.B. Nancy Pelosi, John McCain, Dennis Hastert, Tony Snow oder die Agenda des Fox News Channels einordnen kann, eines seiner Lieblingsopfer. Zu Stewarts Gästen der vergangenen Wochen gehörten der Psychologieprofessor Harry Frankfurt, der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, der Parteivorsitzende der amerikanischen Demokraten, Terry McAuliffe, und der stellvertretende Chefredakteur der „Washington Post“, Rajiv Chandraeskaran. Zweifellos alles interessante Leute, die durchaus etwas zu sagen haben, aber passt eine solche Sendung im deutschen Comedy Central zwischen Mundstuhl und Knacki Deuser?
Doch ich wollte ja Werbung machen. Es kommen natürlich auch noch viel hochkarätigere Gäste, die man sonst so gut wie nie im Fernsehen, und schon gar nicht in Unterhaltungsshows sieht. Zu Stewarts Gästen gehörten auch schon, teilweise wiederholt, Bill Clinton, Jimmy Carter, Stephen King, Erzbischof Desmond Tutu und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf. Und Weltstars wie Robin Williams, George Clooney, Pierce Brosnan, Anthony Hopkins, Tom Selleck und Dustin Hoffmann kamen im vergangenen Jahr natürlich auch vorbei. Gut, und Borat.
Wer sich ein wenig für amerikanische Politik interessiert, wird die Show mögen und kann darin viel lernen. Moderatoren „echter“ Nachrichtensendungen beklagen, dass viele junge Zuschauer ihre Informationen mittlerweile aus der Daily Show beziehen. Untersuchungen zeigen zugleich, dass die Zuschauer der Daily Show überdurchschnittlich gebildet sind – vermutlich schon vorher. Neben etlichen Emmys, Peabodys und anderen Auszeichnungen gewann die Daily Show den Preis der amerikanischen Fernsehkritiker in zwei bisher gegensätzlich Kategorien: Als beste Comedysendung und als beste Informationssendung.
Eine Bereicherung für das deutsche Comedy Central wäre die Show in jedem Fall. Da aber die beim Sender sich nicht einmal sicher sind, wie man den „beliebtesten Late Night-Talker John Stewart“ schreibt, nämlich ohne H!, habe ich nicht den Eindruck, dass man sich dort ernsthaft für die Sendung interessiert. Schade. Doch wie Du schon sagst: Im Netz ist besser als nichts. Also bitte hier entlang, und viel Spaß!
Und zusätzlich gibt es ja weiterhin den wöchentlichen Zusammenschnitt bei CNN. Der wird jedes Wochenende gleich mehrmals gezeigt, ich habe nur den Eindruck, dass die genaue Anzahl und die Sendezeiten jede Woche neu ausgelost werden.