House gewinnt Wette
Thomas Gottschalk kommt an Dr. House nicht mehr ran. Im Gesamtpublikum blieb Wetten, dass…? zwar auch gestern mit 13 Millionen Zuschauern unantastbar, doch bei der von der Werbewirtschaft als Heiligtum verehrten Zielgruppe lag die Show knapp unter den Werten, die Dr. House am Dienstag erreichte. Als Gottschalks erste Sendung nach der Sommerpause unter dem House-Schnitt geblieben war, hätte man noch von einem Ausrutscher ausgehen könne, doch allmählich scheint es der Normalfall zu werden.
Die Zahlen sind deswegen ganz interessant, weil seit fast 20 Jahren niemand Wetten, dass…? regelmäßig geschlagen hat und zudem Wetten, dass…? noch immer ein Großereignis ist, das sich mit nur sieben Sendungen im Jahr rar macht, während Dr. House diese enormen Zahlen mittlerweile jede Woche einfährt.
Housearrest
Potzblitz, welch überraschendes Ende der heutigen Episode von Dr. House! Dr. House wurde festgenommen! Überraschend freilich nur für Zuschauer, die keine Fernsehzeitschriften lesen. Doch, doch, diese Blätter haben immer noch viele Leser, obwohl das was drinsteht angesichts immer hektischerer Programmänderungen seitens der Sender ohnehin nur noch manchmal stimmt. Manchmal stimmt es aber auch viel zu sehr.
Schon mehrfach haben wir uns darüber geärgert, dass Videotext oder TV-Zeitschrift den Verlauf einer Serienepisode zu detailliert, zeitweise bis hin zur Auflösung eines Falles vorab beschreiben. Deshalb gehen wir doch heute mal an die Quelle. Denn letztlich ist es RTL selbst, das diese Informationen als Pressematerial herausgibt, das dann von anderen Medien übernommen wird. Für die heutige Episode nahm der Pressetext die Schlussszene vorweg:
Konsequenzen: Auf dem Nachhauseweg wird House (Hugh Laurie li.) von einem Polizisten (David Morse) angehalten, der auf eine solche Gelegenheit seit Tagen gewartet hat. House hatte ihn während einer Untersuchung ziemlich rüde behandelt und dann unnötigerweise noch ein Thermometer in den Hintern gesteckt. Da er sich nicht bei ihm entschuldigen wollte, rächt er sich jetzt, denn er verhaftet ihn wegen illegalem Drogenbesitz.
Und dazu gab’s im Angebot u.a. das Schlussbild.
Andererseits muss man auch das Dilemma der Zeitschriften begreifen. Dr. House ist die erfolgreichste Serie im Fernsehen, die will man natürlich regelmäßig im Blatt haben, ausführlich behandeln und abwechselungsreich bebildern. Das gleiche Problem hatten die Redaktionen viele Jahre mit Wer wird Millionär?, bei dem die Möglichkeiten deutlich begrenzter waren, und deshalb endete es meist in einer Beschreibung der Regeln, einer Statistik, in wie vielen Ländern die Show ein Erfolg ist und einem Foto, auf dem Günther Jauch eine Grimasse schneidet.
Kein Wunder, dass die Freude groß ist, bei Dr. House inhaltlich die Sau rauslassen zu können. Verdirbt zwar die Spannung, aber was soll’s? Denn wer weiß, ob Dr. House die gleiche Popularität erreicht hätte, wenn da jede Woche nur stünde:
„Jemand bricht zusammen, und Dr. House muss herausfinden warum.“
Housegespräch
Als ich 2008 mit Jochen Stöckle den unautorisierten Dr. House-Serienführer „Die kleine House-Apotheke“ schrieb (und später „Die kleine House-Apotheke II“) wurde es uns leider verwehrt, mit Hauptdarsteller Hugh Laurie selbst ein Interview zu führen. Diese Woche kam es endlich doch noch zu einem Telefonat. Dr. House ist längst zu Ende, und Hugh Laurie ist gerade mit seiner Blues-Band auf Tournee. Unser Gespräch wurde heute in SWR3 gesendet. Wer es verpasst hat, findet hier die Übersetzung zum Nachlesen.
Sie haben im Fernsehen einen Arzt gespielt, der unglücklich war, und Sie spielen Blues auf der Bühne. Sind Sie wenigstens im wahren Leben glücklich?
Hugh Laurie: Ja, es gibt viel Glück in meinem Leben. Und das liegt vor allem an der Musik. Ich weiß, viele Leute verbinden Blues mit Sorgen und Schmerzen, aber ich finde, da steckt auch viel Freude und Glück drin, und das erlebe ich gerade. Es ist ein wunderbares Abenteuer.
War Musik machen, auch auf der Bühne, immer ein Traum für Sie?
Hugh Laurie: Ja, es war schon ein Traum. Aber ich dachte nie, dass es passieren würde. Ich konnte mir als junger Mann nie vorstellen, ein Rockstar zu sein. Rockmusik hat mich nicht gereizt. Aber wenn man älter wird, schleicht sich der Jazz an einen ran. Es ist tiefgründig. Ich will ja nicht sagen, ich sei tiefgründig. Aber ich erforsche tiefgründige Musik, und es ist eine unglaublich befriedigende Erfahrung.
Sie sind schon durch ganz Europa getourt. Welcher Auftritt war der meistgefilmte auf Handys?
Hugh Laurie: Wenn mich richtig erinnere war das Sofia. Da waren ungefähr drei Leute, die nicht gefilmt haben. Ich frage mich ja, warum nicht einfach einer mitfilmt und es allen schickt. Dann könnten sich alle anderen einfach das Konzert ansehen. Aber die gucken es wahrscheinlich jetzt noch auf ihren Telefonen. Ich verstehe es nicht, aber so ist es eben.
Kam schon mal jemand zu Ihren Konzerten, der Sie nicht als Dr. House kannte?
Hugh Laurie: Ich möchte ehrlich sein. Das ist noch nicht vorgekommen. Aber wir sind jetzt seit drei Jahren auf Tour, und mittlerweile habe ich festgestellt, dass inzwischen tatsächlich Leute wegen der Musik kommen. Sie mögen mich als Dr. House kennen, aber sie kommen nicht mehr, damit ich Anekdoten aus dem Fernsehen erzähle oder lustige Parodien mache. Sie kommen, weil das eine tolle Band ist. Und ich bin stolz drauf, dass wir eine gute Show auf die Bühne stellen. Ich war selten auf etwas so stolz. Wenn ich im Publikum säße, ich würde es lieben.
Was gibt’s außerdem noch, das Sie immer machen wollten, für das Sie jetzt endlich Zeit haben?
Hugh Laurie: Ich möchte ein Starkoch werden. Von Weltklasseformat.
Wie läuft’s?
Hugh Laurie: Überhaupt nicht gut. Ich wäre auch gerne Turniertänzer. Das sieht aber auch nicht gut aus. Nein, ich bin mehr als zufrieden. Wenn ich ein Klavier habe, ein paar Leute, denen ich was vorspielen kann und ein Glas Whiskey, dann bin ein glücklicher Mann.
Kochen Sie denn wenigstens regelmäßig für Ihre Familie?
Hugh Laurie: Nein. Ab und zu schmeiße ich mal was zusammen, aber leider fehlt mir diese Fähigkeit. Mein Beitrag ist zu essen. Das kann ich gut. Ich bin ein natürlicher Esser.
Verbringen Sie seit dem Ende von Dr. House (das in Los Angeles gedreht wurde) wieder mehr Zeit mit Ihrer Familie in England, oder sind Sie sofort auf Tour gegangen?
Hugh Laurie: Ich verbringe viel Zeit in England, aber meine Familie ist auch mit zeitweise mit auf Tour gekommen. Meine Söhne haben als Roadies gearbeitet, meine Frau war auch manchmal dabei. Wir sehen also uns deutlich öfter, seit die Serie zu Ende ist.
Mussten Sie sich nach den vielen Jahren in Los Angeles erst wieder aneinander gewöhnen?
Hugh Laurie: Ich glaube nicht, aber da müsste ich meine Familie vielleicht mal fragen. Ich glaube, wir haben das wohl ganz gut geschafft. Am schwersten war es für die Hunde. Die Hunde waren verwirrt. Und sind es noch. Aber sie sind Hunde. Ihr Leben ist vermutlich meistens sehr verwirrend.
Sie haben während der Fußball-Weltmeisterschaft nach fast jedem Spiel was getweeted. Nur nach dem Finale gab es auf Ihrem Twitter-Account kein einziges Wort. Was muss ich als Deutscher da hineininterpretieren?
Hugh Laurie: Oh, da sollten Sie gar nichts reininterpretieren außer meinen aufrichtigen Glückwünschen. Ich kann mich an keine WM erinnern, bei der es eine Mannschaft so sehr verdient hatte wie diesmal Deutschland. Welch eine großartige Leistung. Warum habe ich nicht getweetet? Ich weiß es gar nicht. Und dieses letzte Tor – wenn man ein Tor hätte auswählen müssen, um einen guten Schlusspunkt für diese WM zu setzen, dann wäre es das gewesen. Es war großartig. Ich ziehe den Hut vor Deutschland. Herzlichen Glückwunsch.
Eine der Sängerinnen in meiner Band, Gaby Moreno, ist mit einem Deutschen verheiratet, Sebastian, er hat uns immer aus Deutschland getweetet, wie gerade die Stimmung war, während des Finales. Es muss so unglaublich gewesen sein.
Wie ist Ihr Verhältnis zum Fußball gerade – als Engländer?
Hugh Laurie: Es tut weh. Darin gibt’s mehr Sorgen und Schmerzen als in dem Blues, den ich spiele. Wir müssen das machen, was Deutschland gemacht hat. Einfach nochmal ganz von vorn anfangen und überlegen, wie es jetzt weitergeht. So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Aber wir sind ja nicht die einzigen: Italien, Portugal, Spanien. Mein Gott, Brasilien! Ich weiß nicht, ob sich Brasilien jemals erholen wird von diesem schrecklichen Abend. Großartig für Deutschland, aber schrecklich für Brasilien.
Zuschauer, die Dr. House gesehen haben, wurden schnell zu Hypochondern. Sie mussten es sogar spielen. Was hat die Serie mit Ihnen gemacht?
Hugh Laurie: Das kann ich verstehen. Mir geht’s auch ein bisschen so. Wenn man über die ganzen Symptome schrecklicher Krankheiten spekuliert, entdeckt man immer ein paar bei sich. Aber mein Vater war Arzt, und deshalb bin ich mit einer sehr robusten Einstellung gegenüber Krankheit und Gesundheit aufgewachsen. Ich bin kein Hypochonder, aber es hat sich schon ausgewirkt auf alle, die an der Serie beteiligt waren. Manchmal war es beängstigend, aber ich glaube, ich bin nicht zu neurotisch geworden.
Erinnern Sie sich denn noch an etwas Medizinisches, das Sie gelernt haben?
Hugh Laurie: Ich habe es für den Tag gelernt, an dem ich es können musste. Aber ich habe ein Gedächtnis wie ein Goldfisch, deshalb bin ich vermutlich auch nie selbst Arzt geworden. Ich kann mir einfach nicht so viel merken. Ab und zu fällt mir wieder was ein. Aber nicht viel.
Ich habe gerade einen Film mit George Clooney gedreht, den Disney-Film „Tomorrowland“, und er erinnert sich noch an wahnsinnig viele Fachbegriffe und Krankheiten, die er behandeln musste. Er wusste viel mehr als ich, dabei hat er schon viele Jahre vor mir aufgehört, einen Arzt zu spielen.
Ich stelle mir gerade vor, wie Sie und George Clooney ärztliche Fachgespräche führen.
Hugh Laurie: Ja, das haben wir auch gemacht. Das war sehr merkwürdig. Wir haben uns auch gefragt, wer von uns die besseren Kunststückchen in einem Rollstuhl kann. Das haben wir beide am Set gemacht, wenn einer in der Krankenhausdeko stand. Wir haben viel gemeinsam. Hat mich sehr überrascht.
Ich glaube ja nicht, dass echte Ärzte auch Kunststücke in Rollstühlen üben.
Hugh Laurie: Wer weiß? Sie werden überrascht sein, was Ärzte alles tun, wenn wir nicht hingucken.
Wie läuft’s denn mit Ihrem zweiten Roman?
Hugh Laurie: Der verzögert sich ein bisschen.
Ich weiß. Ich habe eine bestehende Vorbestellung seit 2009.
Hugh Laurie: Oh. Da muss ich wohl was zurückerstatten. Ich muss mir die Zeit nehmen. Ich hänge weit hinterher. Aber ich möchte das auf jeden Fall machen.
Housemusik
Cameron und Chase haben sich zu unverbindlichem Sex durchgerungen. Soweit unser kleiner Was-bisher-geschah-Service. Denn heute kommt Deutschlands beliebtester unbeliebter Arzt Dr. House mit neuen Folgen ins Fernsehen zurück.
Und weil der Streik der US-Autoren dann doch noch zu Ende gegangen ist und deshalb vor der Sommerpause in den USA noch vier neue Folgen gedreht werden, hat RTL seinen Notfallplan, mit den vorhandenen Episoden zu haushalten, rückgängig gemacht und zeigt ab heute nicht nur sieben, sondern doch zehn neue Folgen, also den kompletten Rest der dritten Staffel.
Der US-Popstar Dave Matthews, Kopf der großartigen Dave Matthews Band, spielt heute einen kranken Musiker und dabei erfrischenderweise mal nicht sich selbst, wie es branchenfremde Gaststars sonst so gern tun. Als geistig behinderter, aber begnadeter Pianist erweckt er in House ein besonderes Interesse. Und dann ist da ja noch die spannende Sache mit House selbst… aber ich will hier nichts vorwegnehmen. Und wer es in den Kommentaren tut, ist doof.
Houseräumung
Ohne großes Tamtam im Umfeld geht heute eine der erfolgreichsten Serien der vergangenen Jahre zu Ende: Dr. House. Oder besser: Eine der erfolgreichsten Serien vor einigen Jahren. Dr. House schlug vor allem in der dritten und vierten Staffel jede Konkurrenz und hatte bei den Zuschauern unter 50 zeitweise bessere Quoten als Giganten wie Wetten, dass…? oder Deutschland sucht den Superstar.
Das ist vier Jahre her. Die Hälfte der Fans hat sich zwischenzeitlich verabschiedet, und es ist unwahrscheinlich, dass viele von ihnen zum Finale heute noch einmal zurückommen werden.
Sie verpassen nichts.
Dr. House war eine der besten Serien seiner Zeit, doch seine Zeit ist um. Spätestens jetzt. Erste Durchhänger kamen schon vor Jahren, das ist aber normal bei Serien im fünften Jahr. Dr. House fing sich noch oft. Und während viele Fans der Meinung waren, die Luft sei spätestens in dem Moment raus gewesen, als House und Cuddy ein Paar wurden, war ich der Meinung, dass diese Wendung der Serie noch einmal neuen Schwung gegeben hatte. Erst als sie sich wieder trennten und House damit nicht klarkam, hörte die Serie auf mir Spaß zu machen.
Auch wenn es das große Besteck im Umfeld nicht gibt – RTL zeigt zum Beispiel das schöne Special „Swan Song“, das der US-Sender Fox im Mai vor der abschließenden Episode sendete, gar nicht erst –
das Finale selbst versucht sich durchaus am großen Tamtam. Das wäre unnötig gewesen. Zwar ist verständlich, dass sich viele Zuschauer über die Jahre auch aus Langeweile ob des immer gleichen Musters der einzelnen Episoden ausgeklinkt haben, aber das Muster einzuhalten, wäre ausgerechnet fürs Finale vielleicht eine bessere Idee gewesen. Stattdessen ist die letzte Folge ein Revue aus Gastauftritten früherer House-Stars, und weil große Teile der Episode Wahnvorstellungen sind, können auch die längst Verstorbenen noch mal vorbeischauen. Doch warten Sie nicht auf Cuddy. Die kommt nicht. Das ist enttäuschend, aber man hat sich mittlerweile an Enttäuschungen gewöhnt.
Denn vor allem die letzte Staffel war eine Ansammlung vertaner Chancen. House und seine Ehe, House und die Suche nach seinem wahren Vater – alles Handlungsstränge, die den Eindruck erweckten auf ein großes Finale zuzusteuern. Doch alles ohne ordentlichen Abschluss. Hatten die Autoren ernsthaft geglaubt, noch ein weiteres Jahr Zeit zu bekommen, um alles aufzulösen? Und musste Wilson wirklich auch noch an Krebs erkranken? Ein Happy End hätte zur Serie vermutlich nicht gepasst, und der Figur des Gregory House hat man oft genug alles Mögliche an den Hals gewünscht, aber womit hat Wilson das verdient?
Umso erstaunlicher ist es, dass die letzten Minuten der letzten Folge heute Abend doch noch ein sehr versöhnliches Ende bringen, mit dem ich als früherer und bis heute hartnäckiger Fan gut leben kann. Die Dreiviertelstunde bis es soweit ist, ist nur leider recht quälend.
Dr. House war eine Revolution unter den Krankenhausserien, weil sie aufgebaut war wie ein Krimi und der Protagonist ein Arschloch war. Gregory House bleibt in Erinnerung als einer der größten Charaktere in der Fernsehgeschichte. Und genau wie wir zum Beispiel an unsere Schulzeit oder andere Ereignisse aus der Vergangeheit oft wehmütig schwelgend zurückdenken, weil wir im Nachhinein alles Negative ausblenden, werden auch von Dr. House vor allem die brillanten ersten vier Jahre in Erinnerung bleiben, die uns gefesselt haben und in denen wir lachten und litten, und als wir eins für alle Zeiten lernten: Es ist nicht Lupus.
Housesitting
Wann geht es mit Dr. House weiter? Wird der Streik in Amerika den Start der nächsten Staffel verzögern? — Armin
Dr. House läuft auch weiterhin jeden Dienstag, allerdings halten jetzt für zwei Monate alte Folgen den Sendeplatz warm (selbst mit einer Wiederholung hatte Dr. House gestern übrigens so viele Zielgeruppenzuschauer wie keine andere Sendung). Ab dem 12. Februar kommen zehn neue Folgen. Das ist dann das zweite Bündel aus der dritten Staffel, die insgesamt 24 Folgen umfasst.
Der Start der vierten Staffel wird sich wohl nicht verzögern — und wenn, dann liegt es nicht am Streik. Die Staffel ist wie wie gewohnt im Herbst in den USA gestartet und wäre bei RTL ebenfalls spätestens zum gewohnten Zeitpunkt im September 2008 startklar. Durch den Streik der Drehbuchautoren könnte diese Staffel – wie berichtet – aber deutlich kürzer werden. Bisher wurden zwölf Folgen produziert, und wenn sich der Streik noch ein paar Monate hinzieht (was sein kann), war’s das für diese Saison.
Update 12. Februar:
Doch noch nicht. Erst in drei Wochen. Siehe hier.
Housetrunk
Wer die erfolgreichste Serie „werberelevanter“ Zuschauer noch nie gesehen hat, hat heute die beste Chance zum Einstieg. Dr. House geht wieder von vorn los, auf dem gewohnten Sendeplatz dienstags um 21.15 Uhr, und wer die geniale Serie um den ebenso genialen wie misanthropischen Arzt wirklich noch nie gesehen hat, hat etwas verpasst. Der enorme Erfolg von Dr. House ist bemerkenswert, weil Qualität und Quote sonst nicht zwingend miteinander einhergehen, wie ja auch Qualität und RTL nicht zwangsläufig aufeinander schließen lassen.
Zum Start der ersten Staffel — und wegen des großen Erfolgs unseres CSI: Miami-Saufspiels vom vergangenen Dienstag — bieten wir heute das Trinkspiel zu Dr. House an.
Geht so:
Trinken Sie immer dann ein Bier, wenn
• Dr. House von seiner Chefin Cuddy zurückgepfiffen wird, obwohl er doch sooo offensichtlich Recht hat
• Dr. House aus Zeitgründen auf Tests verzichtet und einfach die Behandlung des Patienten mit abwegigen Medikamenten startet, obwohl es doch keinen Anhaltspunkt gibt, dass er Recht hat
• die eben noch angeschlagene Therapie fehlschlägt und der Patient „überraschend“ in eine lebensbedrohliche Situation gerät und neue Symptome entwickelt
Trinken Sie einen Schnaps, wenn
• das Ärzteteam in das Haus eines Patienten einbricht
• ein Patient sich über Dr. House beschwert
• Dr. House gegen einen Einsatz von fünf Sprechstunden auf das Überleben eines Patienten wettet
Und schlucken Sie eine Vicodin-Schmerztablette, wenn
• Ihr Bein schmerzt. Oder noch besser: Lassen Sie’s.
Ich weiß, das Spiel ist nicht so lustig wie letzte Woche, aber Sequels sind eben nie so gut wie das Original.
Nachtrag 21.45 Uhr:
– „Dr. House, kommen Sie schnell! Alle unsere Zuschauer sind plötzlich so merkwürdig blau!“
– „Besoffen. Werden kotzen. Langweilig.“
How I Met Your Mother
Ab 13. September 2008 (ProSieben). US-Sitcom von Craig Thomas und Carter Bays („How I Met Your Mother“; seit 2005).
Foto: ProSieben
Endzwanziger Ted Mosby (Josh Radnor), Architekt, ist endlich bereit, sich auf eine feste Beziehung einzulassen und zu heiraten. Nur wen? Während er seine Traumfrau sucht, hängt er meistens in der gleichen Kneipe mit seinem Freunden ab. Das sind seine frisch miteinander verlobten Mitbewohner Marshall Eriksen (Jason Segel) und Lily Aldrin (Alyson Hannigan), ein Jurastudent und eine Kindergärtnerin, und der verrückte Macho Barney Stinson (Neil Patrick Harris), von dem niemand so genau weiß, was er eigentlich macht, außer Anzüge tragen und Frauen aufreißen. Dann ist da noch die Fernsehreporterin Robin Scherbatsky (Cobie Smulders), in die sich Ted in der ersten Folge verliebt, es ihr auf der Stelle sagt und sie damit fürs Erste vergrault. Sie bleiben aber Freunde, wirklich, und fortan gehört sie zur Clique.
Foto: ProSieben
Die ganze Serie wird als Rückblick erzählt: Im Jahr 2030 erzählt der inzwischen ältere Ted seinen Kindern (Lyndsy Fonseca und David Henrie) die alten Geschichten, immer mit dem Versprechen, eines Tages zu der Geschichte zu kommen, wie er ihre Mutter kennen lernte. Aus Zuschauersicht spielt die kompette Handlung in der Gegenwart zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die kurzen Szenen im Jahr 2030 bilden lediglich den Rahmen, in dem Ted nicht zu sehen, sondern nur aus dem Off zu hören ist, wie er auf die Kinder einredet, die auf der Couch sitzend mehr oder weniger geduldig zuhören.
Grandiose Sitcom voller Witz und Charme, die zudem auch noch erfolgreich genug ist, um die Geschichte mit der Mutter von Teds Kindern auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern. ProSieben zeigt samstags ab 14.00 Uhr jeweils zwei Folgen.
How I Stretched Your Show
Grandiose Sitcom voller Witz und Charme.
Der beste Serienstart der Saison.
Mit diesen zurückhaltenden Worten pries ich vor fünfeinhalb Jahren die Deutschlandpremiere einer Serie namens How I Met Your Mother am Samstagnachmittag an.
Foto: CBS
Was ist seitdem geschehen? Nach einem aus Quotensicht bescheidenen Start, wie ihn fast alle Sitcoms in Deutschland verzeichnen, baute sich die Serie allmählich und durch Weitererzählen einen festen Fankreis auf. 2010 begann die Dauerschleifenwiederholung im täglichen Vormittagsprogramm. 2011, mit Beginn der fünften Staffel, beförderte ProSieben die Serie in die Primetime am Mittwoch. 2012 kam die Wiederholungsschleife mit mehreren Folgen an jedem Nachmittag dazu. Im August 2012 ermittelte DWDL, dass ProSieben in den vorausgegangenen 12 Monaten 2045 Folgen von How I Met Your Mother gezeigt hatte, darunter 162 verschiedene. Umgerechnet 5,6 Folgen an jedem verdammten Tag des Jahres. Kein Sender zeigte irgendeine Serie häufiger (die einzige Serie mit mehr Sendeterminen im gleichen Zeitraum war Sturm der Liebe, allerdings verteilt auf acht Kanäle: Das Erste und alle dritten Programme). Trotzdem zeigte How I Met Your Mother keine Ermüdungserscheinungen. Man darf die Sitcom also getrost als Erfolg bezeichnen.
Der US-Sender CBS, bei dem die Serie anfangs jedes Jahr von der Absetzung bedroht war, erkannte das Potenzial zum Dauerbrenner zwischenzeitlich auch. Heute ist HIMYM dort nach The Big Bang Theory die zweiterfolgreichste Serie in der Zielgruppe.
Auf der inhaltlichen Seite bewegte sich HIMYM von der Frage weg, wie Ted die Mutter seiner Kinder kennenlernte, und letztlich war es auch egal. Ted erschien immer mehr wie eine lästige Randfigur in seiner eigenen Serie, und die eigentlichen Nebencharaktere Marshall und Lily, Barney und Robin rückten in den Mittelpunkt, hatten die interessanteren Geschichten und die lustigeren Gags. Der Humor wurde mit der Zeit immer überdrehter, absurder und comichafter, aber nicht weniger witzig.
Am kommenden Montag geht die Serie in den USA nach neun Staffeln mit insgesamt 208 Folgen Folgen zu Ende. Heute startet die finale Staffel bei uns. Ich habe lange gehadert, ob ich diese letzte Staffel immer noch empfehlen kann.
Empfehlen kann ich auf jeden Fall diesen herrlichen US-Trailer vom vergangenen Sommer.
(So was wie ein Spoiler-Alarm: Der weitere Text verrät zwar das Konzept der neunten Staffel, aber keinen maßgeblichen Teil der Handlung, der noch nicht ausgestrahlt wurde. Für Menschen, die auch die achte Staffel noch nicht gesehen haben, gilt allerdings ein deutlicher Spoiler-Alarm.)
Viele erfolgreiche, langlebige Serien münden in einem großen Finale, gern im Rahmen einer Doppelfolge. HIMYM hat sich gegen eine Doppelfolge entschieden. Stattdessen gibt es eine 24-fach-Folge. Und die beginnt heute. Die Handlung der kompletten letzten Staffel umfasst nur ein einziges Wochenende. Es ist das Wochenende, an dem Ted endlich die Mutter seiner Kinder trifft. Aber selbst in der letzten Staffel ist dieses titelgebende Thema noch über weite Strecken egal, auch wenn „die Mutter“ ab und zu kurz auftaucht. Vor allem ist es das Wochenende, an dem Robin und Barney heiraten, der echte Höhepunkt, auf den über Jahre hingearbeitet wurde. Und jetzt noch über eine ganze weitere Staffel. Die Ereignisse werden teilweise in Echtzeit oder noch langsamer erzählt. Das ist ein paar Folgen lang ganz lustig und dann ein paar Folgen lang sehr schleppend. Vor allem als der Punkt kommt, an dem mir als Fan bewusst wird, dass die Serie, wie ich sie kenne, nicht allmählich zu Ende geht, sondern bereits zu Ende ist. Ich habe keine Staffel lang mehr Zeit, die Gang nochmal an ihrem Tisch in der Stammkneipe oder in Teds Wohnzimmer zu sehen, wie sie den ganz normalen Irrsinn bewältigt; keine Gelegenheit, diese Momente noch ein paarmal zu genießen und mich mit dem bevorstehenden Abschied abzufinden. Ich bin in einem kleinen Hotel auf dem Land gefangen, wo es nur noch um letzte Hochzeitsvorbereitungen geht, und ich werde dieses Hotel bis ans Ende meiner HIMYM-Tage nicht mehr verlassen. Mitten aus dem Serienleben gerissen.
Dieses unangenehme Bewusstsein ereilte offenbar auch die Autoren auf halber Strecke, und so kriegt die Serie zur Staffelmitte noch mal die Kurve. Wir bleiben zwar im Hochzeitshotel gefangen, aber dank ausführlicher Rückblenden ist es manchmal doch wieder fast wie früher ist. Dies sind keine Rückblenden zu Szenen, die wir schon gesehen haben, sondern neu gedrehte Episodenhandlungen, die mit dem Stilmittel des Flashbacks in die Gegenwartshandlung am Hochzeitswochenende eingebettet werden. Sogar ironische Anspielungen auf die eigene Langatmigkeit der Staffel und die wahnsinnige Ereignisdichte an nur einem Wochenende gibt es. Und plötzlich bin ich wieder versöhnt.
Insofern empfehle ich, bis zum Ende dranzubleiben. Einen Durchhänger darf jeder mal haben. Aber in der Summe haben uns die Macher von How I Met Your Mother so viel schönes Fernsehen geschenkt, dass sie es verdient haben, wenn wir uns jetzt auch noch ansehen, wie es zu Ende geht. Wer weiß, vielleicht trifft Ted ja noch die Frau fürs Leben.
Huby Huby Täterääle
Eberhard Hungerbühler hat Geburtstag.
Hungerbühler war einst Baden-Württemberg-Korrespondent des „Spiegel“ und hatte Ende der 70er-Jahre die Idee, sich Felix Huby zu nennen und Drehbuchautor für leichte Fernsehserien zu werden. Das Pseudonym legte er sich eher gezwungermaßen zu. „Spiegel“-Herausgeber Rudolf Augstein soll gesagt haben, es sei das Grundrecht jedes Menschen, ein Buch zu schreiben, „aber nicht unbedingt unter dem Namen, der auch im ‚Spiegel‘ erscheint“.
Huby wurde ein ausgesprochen einfallsreicher und vielseitiger erfolgreicher und fleißiger Drehbuchautor. Obwohl die Hälfte seiner Serien nicht über eine Staffel hinauskam, zeigten einige der bekanntesten Fernsehserien der letzten Jahrzehnte im Vorspann seinen Namen. Sein bestes Jahr war 1991, als Huby sieben verschiedene Serien auf Sendung hatte. Im folgenden Jahr war er in der erfolglosen Anfangsphase von Gute Zeiten, schlechte Zeiten mit seinem Team dafür zuständig, die australischen Original-Drehbücher auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Neben seinen eigenen Erfindungen belieferte Huby beispielsweise auch Tatort-Kommissar Schimanski, das Großstadtrevier und Peter Strohm mit einzelnen Büchern.
Huby selbst gilt als wenig humorvoll, aber seine Serien gelten als amüsant. Die beeindruckende Liste:
- Köberle kommt (1983, 12 Folgen)
- Detektivbüro Roth (1986-1987, 35 Folgen)
- Alles, was Recht ist (1986, 3 Folgen)
- Der Eugen (1986-1987, 68 Folgen)
- Hafendetektiv (1987-1991, 24 Folgen)
- Wartesaal zum kleinen Glück (1987-1990, 37 Folgen)
- Oh Gott, Herr Pfarrer (1988-1989, 13 Folgen)
- Tatort-Kommissar Max Palu (1988-2005, 18 Folgen)
- Abenteuer Airport (1990, 12 Folgen)
- Pfarrerin Lenau (1990-1991, 13 Folgen)
- Stocker & Stein (1991, 12 Folgen)
- Die lieben Verwandten (1991, 26 Folgen)
- Viel Rummel um den Skooter (1991, 9 Folgen)
- Novak (1991-1992, 18 Folgen)
- Zwei Schlitzohren in Antalya (1991-1994, 20 Folgen)
- Liebe auf Bewährung (1992, 7 Folgen)
- Der König von Bärenbach (1992, 13 Folgen)
- Spiel des Lebens (1992, 12 Folgen)
- Oppen und Ehrlich (1992-1993, 16 Folgen)
- Tatort-Kommissar Ernst Bienzle (1992-2007, 25 Folgen)
- Auto-Fritze (1993-1994, 26 Folgen)
- Ein Bayer auf Rügen (1993-1997, 80 Folgen)
- Cornelius hilft (1994, 14 Folgen)
- Zwei Brüder (1994-2001, 17 Folgen)
- Mona M. – Mit den Waffen einer Frau (1996, 14 Folgen)
- Aber ehrlich (1997, 14 Folgen)
- Die Kids von Berlin (1997-1998, 11 Folgen)
- Tierarzt Dr. Engel (1998-2004, 77 Folgen)
- Tatort-Kommissar Jan Castorff (2001-2008, 15 Folgen)
- Im Tal des Schweigens (seit 2004, bisher 4 Folgen)
- ZDF-Kommissar Peter Heiland (seit 2008, bisher eine Folge).
Heute wird Felix Huby 70 Jahre alt. Glückwünschle.