Hitlers nützliche Idole
2007 (ZDF). 3-tlg. Hitlerreihe aus Guido Knopps Hitlerredaktion über drei Stars der NS-Zeit, die sich für Hitlers Heile-Welt-Propaganda vereinnahmen ließen, das Volk bei Laune zu halten: Heinz Rühmann, Max Schmeling und Leni Riefenstahl. Letztere hatte auch schon in der früheren Hitlerreihe Hitlers Frauen ihre eigene Folge.
Läuft auf dem Hitlersendeplatz am Dienstag um 20.15 Uhr.
Hohe Absätze
Einen Tag nach der RTL-Absetzung von Herzog und Familienhilfe mit Herz trennt sich Sat.1 von Alles typisch und 3 ein Viertel.
Die eigentliche Nachricht kommt aber gar nicht so überraschend, denn es war klar, dass ProSieben sich seine Kernkompetenz als Absetzsender nicht länger von RTL oder der eigenen Schwester nehmen lassen will. Deshalb fliegen heute Volles Haus und Doctor Who aus dem Programm. Statt Doctor Who kommen samstags nun eine Folge Desperate Housewives und zwei Folgen Simpsons, die es damit auf 15 Sendeplätze pro Woche bringen. Statt Volles Haus kommt eine Comedysendung.
Es mag vielleicht etwas lästig wirken, dass wir hier dauernd über Serienabsetzungen berichten, aber leider fallen die Sender momentan durch wenig anderes auf.
Hölle gefroren
Ein bisschen merkwürdig ist es schon, dass die erste prominente Sendung zur ARD-Themenwoche mit dem Titel „Essen ist Leben“ ein Tatort war, in dem ziemlich schnell jemand nach der Nahrungsaufnahme tot war. Aber das ist jetzt nicht der Punkt.
Der Punkt ist, dass dieser Tatort um eine Molkerei, bei der ein Energydrink mit deutlich mehr Farbstoff als erlaubt die Firma verließ, zeigte, was passieren muss, damit aus Reinhold Beckmann ein engagierter Journalist wird, der hart und kritisch nachfragt: Jemand muss ihm die Sätze einfach in ein Drehbuch schreiben!
Vielleicht ist Scripted Reality ja doch eine Idee, die die ARD verfolgen sollte.
Esther Schweins als Molkereichefin und Reinhold Beckmann als Reinhold Beckmann im Tatort.
Screenshot: ARD
Hollywood-Streik fast vorbei
Sie erinnern sich an diesen Streik der amerikanischen Film- und Fernsehautoren, der in dieser Woche ein Vierteljahr Bestand feiern konnte? Nun, sieht so aus, als sei er vorbei.
Vor etwas mehr als einer Stunde wurde den Mitgliedern der Autorengewerkschaft WGA ein Dokument mit der vorläufigen Einigung zugestellt, die die Gewerkschaft und die Produzentenvereinigung AMPTP in der obligatorischen Nacht- und Nebelsitzung heute früh erzielten.
Ich möchte nicht mit den konkreten Zahlen langweilen, aber wer sich für sie interessiert, findet hier eine vierseitige Zusammenfassung.
Die Einigung könnte bedeuten, dass schon am Montag die Autoren wieder zur Arbeit erscheinen. Damit bliebe die Dauer des Streiks deutlich unter der der letzten großen Arbeitsniederlegung der Autoren 1988. Sie dauerte 22 Wochen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass sofort wieder neue Episoden der stillgelegten Serien produziert werden können – erst müssen sie ja mal geschrieben werden. Dennoch ist damit zu rechnen, dass noch vor dem Ende der regulären US-Fernsehsaison im Mai Nachschub zumindest von den Erfolgsserien wie CSI, Grey’s Anatomy und Dr. House auf Sendung gehen wird und die Staffeln doch noch ein paar mehr als die vor dem Streik fertiggestellten 12 Episoden umfassen werden. Einige quotenschwache Neustarts, über deren Fortsetzung in eine zweite Staffel noch nicht entschieden war, werden dagegen vermutlich gar nicht erst zurückkehren, weil sich der Aufwand nicht lohnt.
Unterdessen werden die ersten Auswirkungen des Streiks auch in Deutschland spürbar. Am kommenden Dienstag wollte RTL ursprünglich mit der Ausstrahlung der letzten zehn Episoden der dritten Staffel von Dr. House beginnen (wir berichteten). Stattdessen geht es nun erst drei Wochen später mit drei Episoden weniger los. Wegen der verkürzten vierten Staffel teilt sich RTL die Vorräte schon jetzt ein und plant, die verbliebenen drei Folgen der dritten Staffel erst im Herbst zu zeigen.
Hollywood: Streik vorbei
Jetzt aber wirklich. 92,5 Prozent der amerikanischen Gewerkschaftsautoren von Film und Fernsehen hat gestern Abend dafür gestimmt, den seit drei Monaten andauernden Streik sofort zu beenden. Heute gehen die Autoren wieder zur Arbeit, und erste Auswirkungen werden schon heute Abend spürbar sein: Die Late-Night-Moderatoren Jay Leno, Conan O’Brien, Jimmy Kimmel, Jon Stewart und Stephen Colbert werden weniger selbst schreiben und improvisieren müssen, weil ihr Team wieder da ist (David Letterman und Craig Ferguson hatten wegen einer eigenen Vereinbarung mit der Gewerkschaft schon seit Januar wieder auf ihre Autoren zurückgreifen können), und Stewart wird seiner Sendung den Titel zurückgeben. Während des Streiks hatte er den bestimmten Artikel aus dem Namen The Daily Show with Jon Stewart streichen lassen, denn The Daily Show sei die Show, die mit Autoren hergestellt würde. Seit Januar hieß die Sendung nur A Daily Show with Jon Stewart.
Wie genau es mit den lange brachliegenden Drama- und Comedyserien weitergeht, wird in den nächsten Tagen klarer werden. Von den meisten Serien werden laut TV Guide vermutlich in dieser Fernsehsaison (bis Mai) noch vier bis neun neue Episoden produziert, wodurch der Staffelumfang überall zwischen 16 und 22 Episoden liegen dürfte und damit letztlich sogar nur knapp unter dem Normalfall.
Nur 24 fällt dieses Jahr wohl aus. Die siebte Staffel hatte in den USA noch nicht begonnen, als der Streik anfing. Weil der Sender Fox keine halbe Staffel der Serie zeigen wollte und die Fertigstellung einer ganzen noch in dieser Saison so gut wie unmöglich ist, geht es mit 24 wohl erst nächstes Jahr im Januar weiter.
Homeland
Ab 3. Februar 2013 (Sat.1). US-Serienthriller von Gideon Raff, Howard Gordon und Alex Gansa (“Homeland”; seit 2011).
Nach acht Jahren in irakischer Kriegsgefangenschaft kann der US-Soldat Nicholas Brody (Damian Lewis) befreit werden und kehrt als Held nach Hause zurück. Während die Nation ihn feiert, ist die CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) von Anfang an misstrauisch. Sie glaubt, Brody habe im Irak die Seiten gewechselt und sei jetzt ein Terrorist, der einen Anschlag gegen sein eigenes Land plane. Dies versucht sie mit allen Mitteln zu beweisen, darunter Mittel, die gegen jegliche Regeln verstoßen, zum Beispiel die illegale Überwachung seines Hauses und die persönliche Annäherung an Brody. Sie tut dies zumindest teilweise mit Unterstützung ihres langjährigen Mentors Saul Berenson (Mandy Patinkin), aber vorbei an ihrem Vorgesetzten David Estes (David Harewood). Dass sie an einer bipolaren Störung leidet und starken Stimmungsschwankungen ausgesetzt ist, macht weder die Sache einfacher noch ihre Theorie glaubwürdiger. Carrie behandelt die Symptome mit Medikamenten. Von der Krankheit wissen die Wenigsten, denn dann wäre sie ihren Job längst los.
Währenddessen muss Brody zurück ins normale Leben mit seiner Familie finden, die sich von ihm entfremdet hat. Seine Frau Jessica (Morena Baccarin) hatte, während ihr Mann für tot gehalten wurde, eine Beziehung mit Brodys bestem Freund Mike (Diego Klattenhoff) begonnen, und die Kinder Dana (Morgan Saylor) und Chris (Jackson Pace) kennen ihren Vater nach dessen achtjähriger Abwesenheit kaum. Außerdem muss Brody ja offenbar noch diesen Anschlag vorbereiten.
Howard Gordon und Alex Gansa, zwei ehemalige Autoren der Serie 24, entwickelten diesen Thriller mit einer durchgehenden Handlung über die komplette Dauer einer Staffel. Homeland ist weniger brutal, weniger schnell und weniger hanebüchen als 24, aber nicht weniger spannend. Die Zuschauer wissen immer mehr als die CIA, aber nie alles.
Vorbild war die israelische Serie “Hatufim”, einer der größten Quotenerfolge in der Geschichte des israelischen Fernsehens. Die US-Version konnte mit diesen Quoten zwar nicht mithalten, schon allein, weil sie vom Pay-TV-Sender Showtime ausgestrahlt wurde, lief aber für dessen Verhältnisse hervorragend. Darüber hinaus heimste die Serie der Reihe nach alle wichtigen Preise ein, darunter bis jetzt zweimal den Golden Globe und einmal den Emmy als bestes TV-Drama sowie Golden Globes und Emmys für die Hauptdarsteller Claire Danes und Damian Lewis.
Sat.1 zeigt zum Start zwei einstündige Folgen am Sonntag ab 22.15 Uhr, danach sonntags jeweils eine um 23.15 Uhr.
Hopp oder Top
1990–1992 (Tele 5); 1993 (DSF). Tägliche halbstündige Vorabend-Gameshow. Moderatoren waren Andreas Similia (bis März 1991), Thommy Aigner (April 1991 bis Dezember 1992) und Hermann Toelcke (im DSF).
Im Grunde ein simples Buzzer-Quiz, allerdings mit ein paar Besonderheiten für Zocker. Drei Kandidaten werden Fragen gestellt. Wer am schnellsten drückt, darf antworten und bekommt (oder verliert) Punkte. In Sonderrunden können Kandidaten einen Teil ihrer Punkte in Sachpreise umtauschen, die ausführlich vorgestellt werden (es handelt sich um eine Dauerwerbesendung). Dabei muss doppelt gezockt werden: Thommy Aigner lässt mit sich handeln, wie viele Punkte ein Preis kosten soll, und legt schon mal ein paar hundert Mark drauf – aber irgendwann ist seine Geduld am Ende. Und am Ende gewinnt nur der Kandidat mit den meisten Punkten. Wer hier einen kleinen Preis mitnimmt, kommt vielleicht deshalb nicht ins Finale, andererseits hat er so wenigstens einen kleinen Preis sicher. Der Gewinner kann sich entscheiden, ob er einen großen Preis mitnimmt oder am folgenden Tag wiederkommt und um einen noch größeren Preis spielt – falls er dann nicht ins Finale kommt, geht er allerdings ganz leer aus. Halt, nicht ganz: Alle „Verlierer“ bekommen die exklusive Hopp-oder-Top-Geldscheinklammer „aus 0,25 Sterling-Silber mit 24 Karat Goldverzierung“.
Nach vielen Tagen geht es für wiederkehrende Champions um Autos und 100 000 DM schwere Jackpots – und beim allerletzten Mal um alles, was es überhaupt zu gewinnen gab, plus Auto plus Jackpot. So kamen für eine kleine Vorabendshow auf einem kleinen Sender erstaunlich große Gewinne zusammen. Andererseits war der Reiz der Show gerade das muffige, kleine 80er-Jahre-Ambiente: das Studio in Türkisgrün, der Österreicher mit tollpatschigem Möchtegern-Wiener-Schmäh (Aigner), die Assistentin Angelika Petersen merkwürdig affektiert. Höhepunkt jeder Sendung: Die zehn Sekunden Bedenkzeit, in der sich der Kandidat entscheiden muss, ob er den Preis nimmt oder wiederkommt. Zehn Sekunden in Großaufnahme angestrengt nachdenkend gucken – eine entsetzlich lange Zeit, für den Kandidaten und die Zuschauer.
tm 3 wiederholte die Sendereihe von 1996 bis 1999 insgesamt fünfmal. Thommy Aigner konnte man später in Big Brother sehen. Er vermeldete dort die Ergebnisse der Telefonabstimmung. Zu seiner Verteidigung: Ihm gehörte die Firma, die diese Abstimmung organisierte.
Hotel Elfie
2000 (ZDF). 13-tlg. dt. Familienserie von Christian Pfannenschmidt.
Die ehemalige Sekretärin Elfie Gerdes (Manon Straché) ist jetzt Chefin ihres eigenen Hotels. Ihre Mitarbeiter sind Fatima Bürgenstock (Jennifer Steffens), Cora Blitz (Sandra Borgmann) und Rita Schnabel (Doris Kunstmann), der das Hotel früher gehörte. Zu Elfies Freunden zählen der schwule Bernd Bosch (Thomas Limpinsel) und die Buchhalterin Alrun Schmidt (Annette Kreft), die einen zehnjährigen Sohn namens Melvin (Mark Horstmann) hat. Tom Claasen (Andreas Herder) ist der Getränkelieferant des Hotels, Hajü Konopke (Christopher Novak) der junge Gemüsehändler von gegenüber und Hieronymus „Schmolli“ Schmolke (Harald Maack) Elfies heimlicher Verehrer. Die stellvertretende Sparkassenleiterin Frau Goldy (Barbara Magdalena Ahren) möchte Elfie am liebsten den Geldhahn zudrehen, doch Sparkassenchef Birkner (Jean-Pierre Cornu) hält Elfie den Rücken frei.
Spin-off von Girl friends — Freundschaft mit Herz, wo Manon Straché bereits die Rolle der Elfie gespielt hatte, die damals noch im Schreibpool arbeitete. Auch „Schmolli“ war schon in der Originalserie dabei. Beide kehrten in diese zurück, nachdem das Hotel Elfie geschlossen wurde.
Die 45-minütigen Episoden liefen dienstags um 19.25 Uhr.
Hotel Paradies
1990 (ZDF). 26-tlg. dt. Urlaubsserie von Herbert Lichtenfeld, Regie: Claus Peter Witt und Michael Günther.
Das Hotel Paradies auf Mallorca ist ein Familienbetrieb. Max (Klaus Wildbolz) und Lisa Lindemann (Grit Boettcher) sind die Besitzer, die Söhne Frank (Axel Malzacher) und Michael (Patrick Winczewski) arbeiten mit, wo sie gebraucht werden. Beide sind Anfang 20, Frank sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Auch Opa (Friedrich W. Bauschulte) und Oma Lindemann (Jane Tilden) leisten ihren Beitrag. Als einziger in einer wichtigen Position des Hotels gehört Geschäftsführer Philip Jasny (Juraj Kukura) nicht zur Familie. Er ist ein Charmeur, der ein Auge auf Lisa geworfen hat. Hotelbesitzer Kroll (Wolfgang Wahl) ist der größte Konkurrent der Lindemanns. Ihm gehört das Parkhotel, und er würde Max auch gern das Hotel Paradies abkaufen. Der Versicherungsbetrüger Harald Kuhn (Eike Domroes) hat seinen Tod vorgetäuscht und betreibt nun mit operativ verändertem Gesicht eine Autowerkstatt auf Mallorca. Seine Frau Renate Feller (Andrea L’Arronge), die die Lebensversicherung kassiert hat, und ihr Begleiter Jens Hartmann (Krystian Martinek) sind Dauergäste im Hotel. Schließlich (in der letzten Folge) ziehen die Lindermanns in eine neue Villa, Kroll pachtet das Hotel Paradies. Max wird mit 40 Prozent am Umsatz beteiligt und bleibt in der Geschäftsleitung, Jasny wird Direktor.
Schlichte Heile-Welt-Serie von Produzent Wolfgang Rademann und Autor Lichtenfeld, die irgendwann festgestellt haben müssen, dass das Traumschiff werktags auch ohne teures Schiff funktionieren würde. Die einstündigen Folgen liefen dienstags und donnerstags um 17.50 Uhr.
House
Wann kommt die Serie „House“ ins deutsche Fernsehen? — Sascha
Die erfolgreiche US-Serie über einen ebenso hervorragenden wie misanthropischen Arzt kommt laut RTL, das sie zu zeigen beabsichtigt, frühestens im Mai. Ein Sendeplatz ist noch nicht bekannt, wünschenswert und vernünftig wäre eine Programmierung am Dienstagabend um 21.15 Uhr, und mit „CSI: Miami“, „House“, „Monk“ und „Law & Order“ einen feinen US-Serienabend mit vier Stunden gleichbleibender Qualität zu etablieren. Die jetzigen deutschen 21.15 Uhr-Serien laufen zwar erfolgreich, doch fällt der Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen im Vergleich zu den umliegenden US-Produktionen recht mau aus.
*Update:* Inzwischen hat RTL ein Startdatum für die Serie bekanntgegeben und kreiert tatsächlich den von uns angeregten Vier-Stunden-US-Serien-Abend am Dienstag, tauscht dabei aber zwei Sendeplätze: „Monk“ rückt mit neuen Folgen auf 21.15 Uhr vor, „Dr. House“, so der deutsche Titel, läuft um 22.15 Uhr. „CSI: Miami“ und „Law & Order“ bleiben, wo sie sind. Am 9. Mai geht’s los.