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Herdtrieb

Freitag, 24. August 2007, 15:52

Wann auch immer Sie Vox einschalten, dauert es nicht lange, bis gekocht wird. In dieser Hinsicht ist Vox eine Art SWR Fernsehen unter den Privaten. Würfe man alles Gekochte von Vox und dem SWR Fernsehen in ein riesiges Care-Paket, könnte man mehrere afrikanische Länder ernähren. Weil aber auch in Südamerika Menschen hungern, kommt heute eine neue Kochshow dazu. Born To Cook — Die Tim Mälzer Show verbindet das beliebte Kochelement mit dem beliebten Mitrateeffekt, wenn Kandidatenteams zwischendurch Fragen beantworten müssen. Also quasi Quark und Quiz.

Vorher beginnt bei Vox die letzte Staffel von Crossing Jordan — Pathologin mit Profil. Die Krimiserie Close To Home pausiert für den Rest des Sommers.

Die Kollegen von Kress formulieren es so: „Der Sender Vox strahlt ab Oktober 22 neue Folgen der Krimiserie Close to Home aus. Grund: Auf dem angestammten Sendeplatz am Freitagabend um 21.05 Uhr läuft ab sofort die Tim-Mälzer-Show Born to Cook.“, und halten das für eine logische Erklärung.

Herman & Tietjen

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:12

1997–2007 (NDR). Talkshow mit Eva Herman und Bettina Tietjen. Lief monatlich im Wechsel mit der NDR Talk Show und 3 nach Neun freitags um 22.00 Uhr, bis Eva Herman 2007 ein zweites Buch schrieb und in ihren Werbeinterviews die Rolle der Frau zur Nazizeit pries. Dann beendete der NDR die Zusammenarbeit. Der Rest der Sendung heißt seitdem Talk mit Tietjen.

Heroes

Samstag, 19. Mai 2007, 16:54

Ab 10. Oktober 2007 (RTL2). US-Mysteryserie von Tim Kring („Heroes“; seit 2006).

Plötzlich entdecken ganz gewöhnliche Menschen auf der ganzen Welt, dass sie außergewöhnliche Kräfte haben. Der Politiker Nathan Petrelli (Adrian Pasdar) kann fliegen, sein Bruder, der Krankenpfleger Peter Petrelli (Milo Ventimiglia) lernt es ebenfalls, denn er absorbiert die Fähigkeiten anderer Helden. Ausgerechnet der Knastinsasse D.L. Hawkins (Leonard Roberts) kann durch Wände gehen, seine Frau, die Stripperin Niki Sanders (Ali Larter), ist eine gespaltene Persönlichkeit und beschützt die eine vor der anderen und umgekehrt, während ihr kleiner Sohn Micah (Noah Gray-Cabey) mit Elektrogeräten kommuniziert. Der Comicfan Hiro Nakamura (Masi Oka) kann die Zeit anhalten, der Polizist Matt Parkman (Greg Grunberg) Gedanken lesen, der Junkie Isaac Mendez (Santiago Cabrera) im Drogenrausch die Zukunft malen, und Cheerleader Claire Bennet (Hayden Panettiere) ist unverwundbar. Ihr Vater (Jack Coleman) weiß über die Superhelden Bescheid, während Professor Mohinder Suresh (Sendhil Ramamurthy) mehr über sie herauszufinden versucht – ein Unterfangen, das schon sein Vater begonnen hatte. Die Heroes wissen zunächst nicht so recht, woher ihre Kräfte kommen und was sie damit anfangen sollen, finden aber allmählich heraus, dass sie vielleicht ganz nützlich sind, um gemeinsam die Welt zu retten.

Die Serie wird mittwochs um 20.15 Uhr laufen.

Herz-Zungen-Massage für Sonya Kraus

Mittwoch, 20. August 2008, 01:09

Erst habe ich gedacht: Boah, Sonya Kraus, die Sau, lässt sich auch von jedem Giraffenbullen die Zunge in den Mund schieben. Dann wurde aber schnell unübersehbar: Das ist für sie nicht nur ein sexuelles Abenteuer, ein billiger Flirt. Dieser Axel ist ihre große Liebe (4,20 Meter Scheitelhöhe). Mit Tränen in den Augen stand sie neben ihm in seinem Gehege, rang nach Fassung, schwärmte von seiner Zeichnung und davon, wie wunderbar das sei, seine Nähe zu spüren. Plötzlich schien es unbedeutend, dass er sich wieder nicht vorher die Stoppeln von der Oberlippe rasiert hatte — und der Gedanke war fern, dass das Tier vielleicht nur das eine von ihr wollte. Bananen.

Die Moderatorin hat ihren neuen Freund im Comedy Zoo getroffen, einer neuen siebenteiligen Doku-Reihe von ProSieben. Die Zoos sind allerdings gar keine „Comedy-Zoos“, sondern ganz normale (wie im Fall von Sonya und Axel der Allwetterzoo in Münster). „Comedy“ sind die prominenten Menschen, die dort einen Tag verbringen und beim Ausmisten, Kraulen, Schieben, Füttern und Im-Dreck-Waten helfen. „Comedy“ bedeutet, dass Dirk Bach sich keine drei Sekunden um die sympathischen, aber überraschend willigen Husumer Protestschweine kümmern kann, ohne dass der Sprecher aus dem Off einen Satz sagt, in dem einer der Begriffe „Schweinerei“, „Schweinsgalopp“ oder „saugeile Show“ vorkommt. „Comedy“ bedeutet, dass Matze Knop auf einem Kamel reiten darf, mit der Schiebkarre hinfällt und am Ende „lustig“ mit dem Kopf vorne aus dem Kaninchenstall herausguckt. Und „Comedy“ bedeutet, dass den Machern auffällt, dass so Paviane voll die Ähnlichkeit mit Paul Breitner haben. Höhö. Paul Breitner, der Pavian, da muss man erst mal drauf kommen!

Man sieht sie förmlich vor sich, die Produzenten, wie sie in der Redaktion zusammen gesessen haben, und einer sagte: „Das wird tierisch lustig, verstehst Du, gnihihi, tierisch lustig — tierisch! Und wir sind im Zoo! Zwischen den ganzen Tieren!“, und ein anderer erwiderte, als er endlich mit Lachen fertig war und sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte: „Oh Mann, und wenn unsere Prominenten sowas lustiges sagen, müssen wir das ganz oft und auch in Zeitlupe zeigen.“

Dabei zeigen die täglich 363 Tier-Doku-Soaps bei ARD und ZDF doch, wie leicht es ist, mit den niedlichen, hässlichen, ungestümen, trampeligen, zotteligen Wesen Programm zu machen, wenn man sie nur ein bisschen liebevoll in Szene setzt. Ein großes, unüberwindliches Wenn für den Comedy-Zoo.

Jedes Missgeschick, jeder Ritt auf dem Kamel, jeder „Überraschungs“-Besuch bei anderen Pflegern wurde zelebriert und angestrengt humorisiert. Nur zwischen Sonya Kraus und ihrem Alex mit seiner 50 Zentimeter langen Zunge und den großen Augen, da lief wirklich was. Eine Banane nach der anderen schob sie sich in den Mund, damit er sie beim Herausholen mit seinem weichen Schlabbermaul küsste.

„Mit Zunge!“

Aber es ist ja wahr: Wer weiß schon, ob das Zusammenleben funktionieren würde. Die Beziehung auf Distanz. Der Altersunterschied. Der Größenunterschied. Ihre Prominenz, seine Hörner. Und natürlich die Frage, ob so einer den Hals jemals voll kriegt. Am Ende hat sie sich dann doch wort-, tränen- und bananenreich von ihm verabschiedet.

Comedy Zoo, 7 Folgen, dienstags, 21.15 Uhr, Pro Sieben.

(Die ganze Folge kann man sich auf prosieben.de ansehen.)

Herzblatt

Donnerstag, 21. September 2006, 18:15

1987–2004 (ARD); 2005 (BR). Vorabend-Kuppelshow.

Ein Single (der „Picker“) stellt drei Singles anderen Geschlechts, die gemeinsam auf der anderen Seite einer Trennwand sitzen, Fragen und entscheidet sich aufgrund der Antworten für einen, mit dem er am folgenden Tag eine Reise unternimmt. Das Ganze geschieht zweimal pro Sendung: Einmal wählt eine Frau unter drei Männern, einmal ein Mann unter drei Frauen. Mindestens eines der Gewinnerpaare erzählt in der folgenden Sendung, wie es ihm ergangen ist und ob es gefunkt hat. Erst ab Folge 300 gab es allerdings bewegte Bilder von ihrer Reise, vorher nur Standfotos.

Moderator der Show war zu Beginn Rudi Carrell, der das Format für Deutschland aus Großbritannien adaptiert hatte. Er präsentierte die Show 128-mal. Am 27. September 1993 übernahm Rainhard Fendrich die Moderation, im Herbst 1997 Hera Lind. Nur ein Jahr später kam Christian Clerici (der im Streit die ARD verließ, die ihm vorwarf, parallel zur Sendung am Wechsel zu Sat.1 gearbeitet zu haben) und nach einem weiteren Pierre Geisensetter. Er durfte zur Abwechslung mal zwei Jahre bleiben, ab Herbst 2001 wurde Jörg Pilawa neuer Moderator. Immer mit dabei war ferner als Off-Stimme Susi Müller, die die Aussagen der Kandidaten zusammenfasste und als erotischste Stimme Deutschlands gilt.

Spontan an der Sendung ist eigentlich nur ein einziger Moment: Wenn sich die Wand öffnet und sich die beiden Kandidaten, die einander gefunden haben, zum ersten Mal sehen. Die Fragen dagegen kennen die Bewerber schon vorher, und die Antworten darauf müssen sie sich nicht einmal allein ausdenken: Professionelle Autoren helfen ihnen beim Formulieren „schlagfertiger“ Sätze. Diese Tatsache war vermutlich das am schlechtesten gehütete Geheimnis im deutschen Fernsehen und wurde bald und dann immer wieder von anderen Medien „enthüllt“. Doch tat dies dem Reiz und dem Erfolg von Herzblatt keinen Abbruch. Nicht Spontaneität, sondern Rituale machten die Sendung aus – vor allem zu Carrells Zeiten, der sich nicht einmal Mühe gab, zu verbergen, dass er die Fragen zur Person der Singles von Pappkartons ablas. Es ergaben sich Dialoge wie: „Und haben Sie mal was Spannendes mit einem Känguru erlebt?“ – „Ja, Rudi, und zwar war ich damals in Australien …“ Weitere immer wiederkehrende Elemente waren der Satz „Und hier ist ihr Herzblatt“, bevor sich die Trennwand öffnet, die Reisen mit dem HBH genannten Herzblatthubschrauber in irgendwelche bayerischen Käffer und der Satz: „Und nach ihrer Rückkehr haben wir die beiden getrennt voneinander befragt“, nachdem Ausschnitte von der Reise gezeigt worden waren.

Anfang 2003 wurde erstmals ein Herzblatt mit schwulen Kandidaten ausgestrahlt, was leider vorher niemand dem Bürgermeister von Bad Alexanderbad in Oberfranken gesagt hatte, wohin das Gewinnerpärchen fuhr. Er weigerte sich, beide zu begrüßen, was einen erheblichen Medienrummel zur Folge hatte.

Herzblatt war die erste einer riesigen Welle von Dating-Shows im deutschen Fernsehen. Es ist weltweit die erfolgreichste Beziehungsshow. Sie wird staffelweise im Wochenrhythmus ausgstrahlt mit je ca. 26 Folgen von Herbst bis Frühjahr und lief zunächst nur im regionalen Vorabendprogramm des BR, ab 1988 in mehreren Anstalten, ab 1993 in der gesamten ARD. Vorbild war die britsche Sendung Blind Date (seit 1985), die ihrerseits auf die in den USA bereits 1965 gestartete Show „The Dating Game“ zurückgeht. Die Sendezeit betrug zwölf Jahre lang eine halbe Stunde, Anfang 1999 wurde sie auf eine ganze Stunde verdoppelt. Bis dahin war der feste Sendeplatz freitags um 19.25 Uhr, die zusätzliche halbe Stunde wurde vorn angehängt, und neuer Sendebeginn war seitdem bereits 18.55 Uhr. Im Herbst 2001 lief die Reihe vorübergehend samstags am Vorabend. Ab diesem Zeitpunkt waren die Staffeln deutlich kürzer, um dem neuen Moderator Jörg Pilawa die Zeit zu geben, auch seine anderen drei regelmäßigen Sendungen in den Programmen der ARD zu moderieren.

Wichtig war Herzblatt auch als Talentshow: Aus einigen Kandidaten wurden später selbst Moderatoren, darunter Kai Pflaume (Nur die Liebe zählt) und Franziska Rubin (Luft und Liebe). Nach 430 Folgen stellte die ARD die Reihe ein, der produzierende Bayerische Rundfunk führte sie in seinem Dritten Programm noch für eine Staffel fort. Neuer und letzter Moderator wurde 2005 Alexander Mazza.

Herzog

Sonntag, 13. Januar 2008, 01:40

2008 (RTL). Dt. Comedyserie von Marko Lucht und Gerd Lurz.

Vielleicht muss man als Scheidungsanwalt nicht automatisch ein Ekel sein, aber Simon Herzog (Niels Ruf) ist eines. Er ist ein vorlauter, sexistischer Aufreißer, und wo er auftritt, sät er Zwietracht. Manchmal resultiert das in neuen Mandanten. Seine Sekretärin Ruth (Ingrid Dohse) und sein bester Freund Bernd Breuer (Stephan Bieker) ertragen ihn geduldig, Bernds Frau Gaby (Sanne Schnapp) weniger. Simons Vater Hagen Herzog (Michael Greiling) ist ebenfalls ein erfolgreicher Anwalt, sieht ebenso gut aus wie Simon und ist ein ebenso großer Aufreißer. Nur Simons Frauen findet er für sich selbst ein paar Jahre zu alt.

Gelungene Anwaltscomedy mit guten Gags und originellen Geschichten. Sie lief drei Wochen lang freitags um 21.45 Uhr, dann setzte RTL sie ab.

Hesse sucht Frau

Sonntag, 20. Januar 2008, 06:41

Manchmal fragt man sich ja schon, wie Atze Schröder im wirklichen Leben aussieht. Und ob Maddin Schneider tatsächlich so ein lahmer Depp ist. Komiker tun sich nicht zwingend einen Gefallen, sich selbst die Beschränkung einer einzigen eindimensionalen Rolle aufzuerlegen, die irgendwann erschöpft ist. Tom Gerhardt hat das eines Tages gemerkt. Maddin Schneider noch nicht. Vorausgesetzt, es ist wirklich eine Rolle.

Und so ist seine neue Comedyserie Maddin in Love über weite Strecken eine Qual. Als einer von mehreren Teilnehmern in Panelshows, als Dauergast in der Schillerstraße oder als sporadisch auftauchende Nebenrolle in Pastewka ist Maddin noch einigermaßen zu ertragen, als Hauptfigur seiner eigenen Serie, in der auch fast alle Nebenrollen Klischeefiguren sind, wird es allmählich schwierig.

Die Drehbücher sind vermutlich nur halb so dick wie bei anderen Serien, weil Maddin für jeden Satz so lange braucht.

Oliver Welke hat sie geschrieben, und es gelingt ihm trotz der Hindernisse, aus der an den Haaren herbeigezogenen Ausgangssituation eine einigermaßen stimmige, liebenswerte Geschichte zu machen: Maddin darf eine Millionenerbschaft nur dann antreten, wenn er innerhalb von vier Wochen die Frau fürs Leben findet und heiratet. Und das ist der Punkt, der tatsächlich nur funktioniert, wenn Maddin ist wie er ist: Wer um Himmels Willen würde den heiraten? Das macht es halbwegs interessant, und dazu kommt das alte Kriegen-sie-sich-oder-nicht-Spiel, das immer funktioniert, auch hier, bei dem der Zuschauer schon viel früher als die Beteiligten weiß, worauf es hinausläuft. Denn auch hier scheint festzustehen, dass Maddin am Ende seine Traumfrau in der Person finden wird, die schon die ganze Zeit an seiner Seite ist: Es ist eine gutherzige Freundin, die ihm bei der Partnersuche hilft, weil sie offenbar als Einzige seine positiven Eigenschaften zu schätzen weiß. Man wünscht ihnen schnell, dass sie sich kriegen – und dass sie uns später vielleicht mal erzählt, welche Eigenschaften das sind.

Maddin in Love, sonntags ab 19.15 Uhr in Sat.1 (jeweils zwei Folgen).

heute

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:23

Seit 1963 (ZDF). Die Nachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens. Sie wurden erstmals an dem Tag ausgestrahlt, an dem das ZDF seinen Sendebetrieb aufnahm (1. April 1963).

Heute war als Konkurrenz und Kontrast zur Tagesschau konzipiert. Das ZDF griff die ARD einerseits über eine deutlich veränderte Präsentation an, andererseits durch den Beginn der Sendung: Die Menschen sollten schon vor der Tagesschau informiert sein, und das unterhaltsamer. Es gab weniger Textmeldungen und mehr Beiträge – insgesamt ähnelte heute im Vergleich zur Tagesschau eher einem Magazin. Die Sendung wurde nicht von einem Sprecher präsentiert, sondern von einem Redakteur, der größere Freiheiten hatte und nach angelsächsischem Modell locker moderieren sollte – das hielten Kritiker nicht nur am Anfang für nicht immer gelungen; auch drei Jahrzehnte später entzündete sich an der Person des Dauerlächlers Peter Hahne noch eine Diskussion über die Grenzen dieser Präsentationsform.

Von Beginn an wurden täglich mehrere heute-Ausgaben gesendet. Die halbstündige Hauptausgabe lief zunächst um 19.30 Uhr und war rund 25 Minuten lang. Von 1969 an begann die Sendung um 19.45 Uhr, war 30 Minuten lang und sendete damit teilweise direkt gegen die Tagesschau der ARD um 20.00 Uhr. Seinen dann jahrzehntelang festen Platz um 19.00 Uhr fand heute am 1. Oktober 1973. Mit der Vorverlegung, verbunden mit einer um acht Minuten kürzeren Sendezeit, reagierte das ZDF auf die veränderten Lebensgewohnheiten: Die Menschen kamen früher von der Arbeit nach Hause.

Trotz dieser Modernität und Flexibilität schaffte es heute nie dauerhaft, die Zuschauerzahlen der Tagesschau zu überholen. In den ersten Jahren hatte das ZDF auch noch das Handicap, dass es nur von der Hälfte der Fernsehgeräte überhaupt empfangen werden konnte. In den 70er- und 80er-Jahren schrumpfte dann der Vorsprung der Tagesschau, im Oktober 1973 lag heute in einer Woche erstmals vor der Tagesschau – das blieb allerdings die Ausnahme.

Auch in der Form veränderte sich heute. 1965 wurde die Sendung in einen Nachrichten- und einen Magazinteil namens „themen des tages“ getrennt. Diese strikte Trennung wurde 1969 wieder gelockert, die Sendung hatte aber weiterhin zwei Präsentatoren: einen für den Nachrichtenblock, einen für die „themen des tages“. Der glatten Tagesschau-Welt setzte heute ein revolutionäres Studiodesign entgegen: Schreibtische vor einer Backsteinmauer sollten den Charakter einer „Nachrichtenwerkstatt“ mit „echter Arbeitsatmosphäre“ vermitteln. Im Herbst 1976 gab es Aufregung um die Kleidung der Kameramänner, die in jeder Sendung kurz ins Bild kamen. Laut „Hörzu“ war der Jeans- und Lederjackenlook der Kameramänner „den ZDF-Bossen zu lässig“. ZDF-Intendant Karl Holzamer wollte „den Zuschauern die wenig reizvollen Rückansichten seiner Kameraleute ersparen“. Als Reaktion kamen daraufhin einige Kameramänner aus Jux mit Anzug und Krawatte zum Dienst.

Am 12. Mai 1971 geschah das Ungeheuerliche: Die aktuellen Ereignisse der Welt wurden erstmals von einer Frau zusammenfasst: Wibke Bruhns. Zu den ersten heute-Redakteuren im Studio gehörte Erich Helmensdorfer. Weitere Präsentatoren der Hauptausgabe waren: Werner Stratenschulte, Gustav Trampe, Fritz Schenk (alle bis 1968), Rudolf Radke, Karl Heinz Schwab (beide bis 1971), Hanns Joachim Friedrichs, Karl Günther Renz (beide 1969–1973), Karlheinz Rudolph (1971–1977), Horst Schättle (1972–1977), Dieter Zimmer (1973–1977), Otto Diepholz (1973–1991), Claus Seibel (1973–2003), Günther von Lojewski (1974), Karl-Heinz Wilsing (1974), Ekkehard Gahntz (1975–1978), Ulrike von Möllendorff (1978–1990), Klaus-Henning Arfert (1978–1980), Rut Speer (1979–1987; ab 1984 Rut von Wuthenau), Rainer Uebel (1980–1984), Axel Rückert (1981–1982), Volker Jelaffke (1984–1990), Brigitte Bastgen (1990–1997), Klaus Walther (1991), Peter Hahne (1991–1999), Katrin Müller (1993–1998), Klaus Peter Siegloch (1999–2002), Petra Gerster (seit 1998), Caroline Hamann (seit 2002), Steffen Seibert (seit 2003). In die Schlagzeilen geriet 1998 Brigitte Bastgen, als sie – vergeblich – vor Gericht gegen ihre Versetzung ins Nachmittagsprogramm klagte.

Im Lauf der Jahre differenzierte sich die Nachrichtenfamilie des ZDF mit den Ablegern heute-journal, heute nacht, heute aus den Ländern, heute Mittag, heute – in Europa und heute – in Deutschland.

Heute hier, morgen dort

Freitag, 22. Juni 2012, 19:11

Was Thomas Gottschalk betrifft, ist sein Wechsel zu RTL gar nicht so abwegig. Wo soll er denn sonst hin? Wer will ihn denn noch? Und so kehrt er zu dem Sender zurück, bei dem vor zwanzig Jahren sein Scheitern mit begann, mit Gottschalk Late Night. – Dass zweieinhalb Millionen Zuschauer bei einer täglichen Late-Night-Show gar kein Scheitern bedeuteten, wusste man damals noch nicht. Das Format war in Deutschland ja neu, und man hatte keine Vergleichswerte. Deshalb ging man einfach davon aus, dass es sich um ein Scheitern handelte, weil man offenbar als Vergleich die Zahlen einer Samstagabendshow anlegte. Und zu dieser kehrte Gottschalk dann eben zurück.

Der erneute Wechsel zu RTL ist die konsequente Weiterführung der kontinuierlichen Selbstverleugnung Gottschalks, der bisher noch fast jede Sendeform und Idee des Privatfernsehens, die er zuvor lautstark in der „Bild“ und im ZDF kritisiert, angeprangert und durch den Dreck gezogen hatte, sich wenig später selbst aneignete. Dass er schlussendlich gleich beim Original mitmacht, ist der logische nächste Schritt.

Interessanter ist die Frage, was RTL dazu bewegt. Von dem Sender, der nach jungem Publikum lechzt, hätte ich momentan eher erwartet, dass er sich von Günther Jauch trennt, dessen junges Publikum seit Jahren langsam, aber stetig weniger wird, als dass er Gottschalk an Land zieht, der zuletzt gar kein junges Publikum mehr hatte. Noch einmal etwas Neues, wie damals mit der Late Night, wird RTL mit Gottschalk kaum ausprobieren. Erfahrungen aus mittlerweile zwanzig Jahren und jüngst konkreten fünf Monaten haben gezeigt, dass die Zuschauer Gottschalk in etwas Neuem schlicht nicht sehen wollen. Als Juror in einer etablierten Show wie Das Supertalent wird er zumindest kaum Schaden anrichten können. Doch es kann ja nicht der Sinn sein, einen prominenten und teuren Ex-Star an Land zu ziehen, damit man ihn dann dorthin setzt, wo er den geringsten Schaden anrichtet.

Andererseits: In dem Tempo, in dem Dieter Bohlen One-Hit-Wonder, ehemalige TV-Stars und  Kinder von Prominenten als Nebenfiguren in seinen Jurys verschleißt, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendwann auch mal Thomas Gottschalk für eine Staffel dort Platz nehmen würde.

Heute keine Nachrichten

Montag, 2. Juni 2008, 16:47

Zu den merkwürdigsten Erfindungen im Fernsehen gehört die Doppelmoderation von Nachrichtensendungen. Kaum eine andere Aufgabe ist gleichzeitig so anspruchsvoll und erniedrigend wie die, einigermaßen intelligent zu wirken, während der Kollege neben einem eine Meldung vorliest. Bis heute ungelöst ist auch die Frage, wohin derjenige, der gerade nicht an der Reihe ist, guckt: Starr in die Kamera? Rüber zum Kollegen? Vor sich aufs Blatt? Und mit welchem Gesichtsausdruck: Aufmerksam? Abwesend? Neugierig? Wissend?

Jason Arber von der Londoner Filmfirma Wyld Stallyons konnte nicht aufhören, die schweigenden Sprecher während dieser Moderationen anzugucken, und hat ihnen ein kleines Video-Denkmal gesetzt: Er schnitt den Sprecher des Duos weg, ersetzte ihn durch einen Schweiger — und erreichte einen höchst beunruhigenden Effekt.

„The Day There Was No News“:

Der englische Komiker Adam Buxton hatte zuvor schon eine ganz ähnliche Idee.

„No News“:

[via idents.tv]

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