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Gleich und gleich verzählt sich gern

Donnerstag, 3. Januar 2008, 13:14

Die nachfolgende Presseschau zeigt, wie unterschiedlich die Sender RTL und Sat.1 wahrgenommen werden, und mit welch verschiedenen Maßstäben sie leben müssen.

Die Mediendienste, die für ihre Quotenberichterstattung die von den Privatsendern festgelegte Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer bevorzugen, schreiben zum Start der neuen Infoservicedokusoaptainmentformate Die Abzocker — Das sind ihre Tricks! (Sat.1) und Der Arbeitsbeschaffer (RTL), die gestern gleichzeitig um 21.15 Uhr liefen, Folgendes.

Kress:

Eine seltene Erfolgsmeldung für Sat.1: Das neue Servicemagazin „Die Abzocker – Das sind ihre Tricks!“ startete am Mittwochabend mit recht guten 13,4%. Keine gute Premiere gab es hingegen für RTLs „Arbeitsbeschaffer“.

DWDL:

RTL: Arbeitsbeschaffer scheitert kläglich. Endlich ein Erfolg: Sat.1-Abzocker starten gut.

Quotenmeter:

Aufatmen bei Sat.1: «Clever!» und die neue Dokusoap «Die Abzocker» legten einen guten Start hin. Die Kollegen von RTL können dagegen nur teilweise zufrieden sein.

Und das sind die exakten Zahlen der mediendienstrelevanten Zielgruppe, um die es geht:

Der RTL-Arbeitsbeschaffer:
1,79 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 13,4 Prozent.

Die Sat.1-Abzocker:
1,79 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 13,4 Prozent.

Globus

Sonntag, 19. Juli 2009, 00:07

1981-2002 (ARD). Umwelt- und Wissenschaftsmagazin mit wechselnden Moderatoren zu immer anderen Themenbereichen.

Die Reihe wurde von verschiedenen ARD-Anstalten im Wechsel produziert, und jede Anstalt hatte ihren eigenen Bildschirmauftritt, ihre eigenen Moderatoren und ihr eigenes Konzept (der Schwerpunkt des BR etwa war Natur und Umweltschutz, der des WDR populäre Technik und Erklärung von Phänomenen). Entsprechend schwer hatte es die Reihe bei den Zuschauern und auch ARD-intern.

Bis 1993 lief Globus am späten Sonntagnachmittag, bekam dann — nun ganz ohne Moderation — im Hauptabendprogramm 14-täglich dienstags um 21.30 Uhr einen Sendeplatz. Ab April 2000 moderierten nur noch Hartmut Stumpf und Ranga Yogeshwar abwechselnd, nun immer mittwochabends. Globus wurde schließlich eingestellt und durch das deutlich stromlinienförmiger auf breites Zuschauerinteresse getrimmte W wie Wissen ersetzt.

Gockelgehabe

Donnerstag, 8. März 2007, 13:14

Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass die neue Sat.1-Serie GSG 9 es sich, wie auch das gestern gestartete US-Pendant The Unit, etwas zu leicht mit ihren konstruierten Fällen macht. Worum genau es geht, spielt oft nur beiläufig eine Rolle, solange es vordergründig ordentlich rummst. Oder darüber, dass die Terroristen, die die GSG 9 bekämpft, Abziehbilder aus dem 24-Sammelalbum sind und damit von der deutschen Lebenswirklichkeit vielleicht ein Stück zu weit entfernt. Aber dass diese GSG 9 schon eine dolle Truppe sein muss, wenn sie in nur einer Dreiviertelstunde einen Schwerverbrecher ausschaltet, der die ganze Welt mit Pockenviren infizieren wollte, für den Jack Bauer einen ganzen Tag lang durch Los Angeles gefahren wäre. Über die gewisse Ähnlichkeit des Hauptdarstellers Marc Ben Puch mit Moritz Bleibtreu wollte ich schreiben, über hölzernes Schauspiel, ausgelutschte Klischees, den viel zu pathetischen gesprochenen Vorspann („Ihr Glaube an das Gute macht stark. Ihr Mut macht sie zu Helden…“). Ich hätte verwundert festgestellt, dass man im GSG-9-Lagezentrum noch rauchen darf und die Gruppe „Amerikanerinnen“ in der ersten Folge so auffallend schlechtes Englisch spricht. Und schließlich, dass die Serie trotz allem stellenweise sehr spannend ist.

Doch dann traten all diese Beobachtungen in den Schatten durch die scheinende Allgegenwart von Hans-Hermann Gockel! Jawohl, Hans-Hermann Gockel feiert heute ein furioses Comeback in Sat.1. Herr Gockel, ein ebenso sympathischer wie steifer Allesmoderator, war dort vor Jahren schon einmal omnipräsent und verkörperte zugleich Kompetenz und unfreiwillige Komik, indem er die Nachrichten moderierte – UND eine Gameshow! Na ja, und dann heißt er eben auch noch Gockel. Seit 2004 ist er nur noch für N24 tätig.

Jetzt sehen wir ihn wieder als Nachrichtensprecher in einer Sat.1-Sendung. Er vermeldet die aktuellen Entwicklungen der vordergründigen Ereignisse in den fiktiven Nachrichtensendungen auf den Fernsehgeräten im Hintergrund, die die Charaktere eingeschaltet haben. Alle. Immer. Überall. Auch im Ausland. GSG 9 und Terroristen. Passanten vor Schaufenstern. Alle sehen sich die gleichen Nachrichten mit dem gleichen Moderator an, der offenbar rund um die Uhr ununterbrochen auf Sendungen ist. Egal, was passiert, im Hintergrund läuft permanent ein Fernseher mit Hans-Hermann Gockel! Wie, bitteschön, soll ich mich da noch auf die Explosionen konzentrieren, wenn dauernd Hans-Hermann Gockel auftritt? Ich mag ihn. Schön, ihn mal wieder zu sehen.

Das betrifft allerdings nur die ersten zwei Folgen. Danach war er wahrscheinlich müde. Oder er musste wieder echte Nachrichten vermelden, sofern man bei N24 davon sprechen kann. Ab Folge 3 begegnet uns mit der gleichen Allgegenwart Thomas Kausch.

GSG 9, heute um 20.15 Uhr, dann immer mittwochs um 21.15 Uhr in Sat.1.

Golden Girls

Dienstag, 17. Juli 2007, 16:45

1990–1994 (ARD). 180-tlg. US-Sitcom von Susan Harris („The Golden Girls“, 1985–1992).

Vier Frauen über 50 leben in einer Wohngemeinschaft in Miami: Die sexbesessene Blanche Devereaux (Rue McClanahan), das naive Landei Rose Nylund (Betty White), die Vertretungslehrerin Dorothy Zbornak (Bea Arthur) und Dorothys über 80-jährige Mutter Sophia Petrillo (Estelle Getty).

Die vier leben in dem Haus der Museumsangestellten Blanche. Sie kommt aus den Südstaaten, ist Witwe, war mit George verheiratet, ist unglaublich eitel und beharrt darauf, 39 zu sein. Sie hat permanent wechselnde Freunde, bewundert aber keinen Mann so sehr wie ihren „Big Daddy“, von dem sie oft erzählt (sein Tod ist das Thema einer Folge der fünften Staffel).

Rose, ebenfalls Witwe, arbeitet zunächst in einem Beratungszentrum und wird später Producerin beim Fernsehen. Sie war mit Charly verheiratet, steht permanent auf der Leitung (Rose: „Das verstehe ich nicht!“ – Sophia: „Das solltest du dir aufs T-Shirt drucken lassen!“), nervt alle mit den Geschichten aus ihrem Heimatdorf St. Olaf in Minnesota und kocht skandinavische Gerichte mit Namen wie Geflakenkaken. Rose ist ab der fünften Staffel mit Miles Webber (Harold Gould) liiert, der jedoch eine Staffel später als Mitglied eines Zeugenschutzprogramms enttarnt wird und verschwinden muss.

Dorothy ist von dem Scherzartikelverkäufer Stan (Herb Edelman) geschieden, einem Toupetträger, der sie mit einer Jüngeren betrogen hat. Stan hat sich seitdem zwar nicht gebessert, hätte Dorothy aber trotzdem gern zurück und ist entsprechend lästig. Dorothy ist sehr groß, hat eine tiefe Stimme, fast nie eine Verabredung mit einem Mann und muss sich aus all diesen Gründen von den anderen aufziehen lassen.

Sophia, deren Mann Salvatore schon lange tot ist, ist Italienerin und stolz darauf. Sie wohnte im Altersheim Schattige Pinie, bevor sie zu der Frauen-WG stieß. Ihrem „Kätzchen“, wie sie Dorothy zärtlich nennt, wirft sie heute noch vor, dass sie sie dort untergebracht hatte. Zum Glück brannte das Heim ab. Sophia ist vorlaut, griesgrämig und hat eine scharfe Zunge (Blanche: „Mel und ich sind dafür bestimmt, zusammen zu sein!“ – Sophia: „Schön, wenn ich das auch über deine Schenkel sagen könnte.“) Trotzdem ist sie die alte weise Frau, die die anderen um Rat fragen. Sophia erzählt dann eine Geschichte, die beginnt mit: „Stell dir vor, Sizilien, 1927 …“

Gemeinsam wälzen die Damen Probleme, reden über Männer und essen Käsekuchen. In der vierten Staffel heiratet Sophia Max Weinstock (Jack Gilford), den Witwer ihrer verstorbenen langjährigen Freundin Esther, der schon ein Freund ihres Mannes war. Dann entdecken beide, dass sie nur um der alten Zeiten willen geheiratet haben, und lassen es auf sich beruhen. Max taucht in keiner weiteren Folge auf, formal ist Sophia aber ab diesem Zeitpunkt verheiratet. In der letzten Folge heiratet Dorothy Blanches Onkel Lucas (Leslie Nielsen) und zieht mit ihm zusammen.

Der trockene Witz aus dem Mund älterer Frauen machte die Serie zu einer der originellsten und spritzigsten ihrer Zeit. Sie war eine der wenigen erfolgreichen US-Serien, die auch in Deutschland viele Zuschauer erreichten. Die ARD sendete sie zunächst freitags um 23.00 Uhr, wegen des großen Erfolgs später dienstags bereits um 22.00 Uhr. Wiederholungen liefen in der ARD und bei Vox am Vorabend und bei RTL mittags und nachts. Selbst die zehnte Wiederholung erreichte noch passable Einschaltquoten. Der Titelsong war „Thank You For Being A Friend“, im Original ein Hit für Andrew Gold, jetzt gesungen von Cynthia Fee.

Bea Arthur stieg 1992 aus der Serie aus. Die Golden Girls wurden daraufhin zwar beendet, mit den drei verbliebenen Hauptdarstellerinnen wurde aber die neue Serie Golden Palace gedreht. Nach deren Ende spielte Estelle Getty die Rolle der vorlauten Sophia in Harrys Nest weiter.

Golden Palace

Dienstag, 4. März 2008, 20:08

1995 (ARD). 24‑tlg. US‑Sitcom von Susan Harris („The Golden Palace“, 1992–1993).

Fortsetzung der Golden Girls: Nachdem Dorothy nach ihrer Hochzeit nach Atlanta gezogen ist, kauft der in Miami verbliebene Rest des Quartetts das Hotel „Golden Palace“. Gemeinsam mit dem Hotelmanager Roland Wilson (Don Cheadle), Koch Chuy Castillos (Cheech Marin) und dem Straßenjungen Oliver Webb (Billy L. Sullivan) bringen Blanche (Rue McClanahan), Rose (Betty White) und Sophia (Estelle Getty) es auf Vordermann.

Die Nachfolgeserie hatte zwar viele bewährte Gags, aber weder die Originalität und den Charme des Vorgängers noch dessen Erfolg. In der Doppelfolge „Nicht ganz wie in alten Zeiten“ tauchte Bea Arthur als Gaststar auf und spielte ihre Rolle der Dorothy dann doch noch einmal.

Neuer Sendeplatz war dienstags um Mitternacht.

Goldmillion

Freitag, 16. November 2007, 01:34

1994—1995 (ZDF). Abendshow mit Wolfgang Lippert zugunsten der ZDF-Fernsehlotterie Aktion Sorgenkind und Nachfolgesendung des eingestellten Der Große Preis.

In verschiedenen Runden spielen drei Kandidaten gegeneinander, die am Ende eine Menge Goldmünzen gewinnen können. Anders als beim Großen Preis geht es eher um Alltags- als um Fachwissen, zusätzlich gibt es Aktionsspiele. Der Gewinner stellt sich am Ende blind in ein Labyrinth, durch das er von einem Zuschauer zu Hause per Telefon gelotst wird. Erreicht er das Ziel, gewinnt der Fernsehzuschauer ein Auto und der Studiokandidat die von allen erspielten Goldmünzen, von denen jede 200 DM wert ist.

In der ersten Sendung gab es einen bemerkenswerten Auftritt von Wim Thoelke, der in einer wirbelwindgefüllten Acrylpyramide die Gewinnerlose aus der Luft greifen musste und dort sehr deplatziert aussah. Durchgängig irritierend waren die Einspielungen, in denen offensichtlich wirklich ahnungslose Empfänger live erfuhren, dass sie gerade Millionär geworden waren.

Kurt Felix hatte die Show entwickelt; Moderator Lippert wurde wegen eines Skiunfalls einmal durch Günther Jauch vertreten. Goldmillion lief 20 Monate, die Quoten gingen in dieser Zeit von anfangs über zehn auf 1,7 Millionen Zuschauer zurück. Bis das Elend endlich vorbei war, gab es mehrere Konzeptänderungen und vor allem lautstarke öffentliche Debatten und Schuldzuweisungen. Dennoch hätten eigentlich noch vier weitere Shows produziert werden sollen. Lippert lehnte es aber ab, trotz der schon beschlossenen Einstellung der Sendung noch diese vier Ausgaben zu präsentieren: „Mir ist die Aktion Sorgenkind zu wichtig, als dass ich weiterhin eine Sendung moderieren möchte, deren Konzeption offensichtlich nicht stimmt. Ich will für und nicht gegen das Publikum arbeiten.“ Kurt Felix nannte Lippert „faul“ und seine Arbeit „unprofessionell und fahrlässig“. Und ZDF-Intendant Dieter Stolte sagte bissig, das ZDF teile den Misserfolg mit dem Programmchef von Sat.1, Fred Kogel, unter dessen Leitung als Unterhaltungschef die Goldmillion ins ZDF-Programm gekommen war und der sich gerade in Richtung Sat.1 verabschiedet hatte. Für einen Tiefpunkt in der ZDF-Unterhaltung wurde die Goldmillion allerdings nur gehalten, bis die Nachfolgesendung Wunder-Bar auf den Bildschirm kam.

Goldmillion startete als 105-minütige Samstagabendshow, wurde aber wegen mangelnden Erfolgs nach zehn Monaten auf den Donnerstag verlegt und um 45 Minuten gekürzt.

Goodbye Deutschland — Die Auswanderer

Freitag, 23. Februar 2007, 23:29

Seit 2006 (Vox). Dokusoap, die Familien auf dem Weg in ein neues Leben in einem anderen Land begleitet.

Lief zunächst einstündig dienstags kurz nach 21.00 Uhr, seit Sommer 2007 doppelt so lang und schon um 20.15 Uhr.

Gordon Bleu

Sonntag, 6. April 2008, 04:36

RTL2 bringt ab heute auch den zweitberühmtesten britischen Koch ins deutsche Fernsehen. Außer Jamie Oliver kocht ab heute auch Gordon Ramsay bei RTL2, und meistens vor Wut. Man könnte recht einfach erklären, um welche Sendung es sich bei In Teufels Küche mit Gordon Ramsay handelt, aber ich versuche es lieber umständlich: Gordon Ramsay wurde in seiner Heimat unter anderem durch den Kochwettbewerb Hell’s Kitchen bekannt, was auf Deutsch etwa so viel heißt wie „Teufels Küche“. Die ist es nicht.

Ramsay bereitete aber auch Ramsay’s Kitchen Nightmares, worin Ramsey den Betreibern von schlecht gehenden Restaurants lautstark den Kopf wäscht, die Kaschemmen rigoros auf Vordermann bringt und dabei an dem Versuch scheitert, den Blutdruck aller Beteiligten unter Kontrolle zu halten. In Deutschland wurde das Konzept als Rach, der Restauranttester adaptiert. Das ist sie auch nicht.

Und dann gibt es noch eine amerikanische Adaption seiner britischen Show, ebenfalls mit Ramsay selbst, die im Original einfach Kitchen Nightmares heißt und erst eine Woche nach der deutschen Variante an den Start ging. Die ist es!

Und mit dem Sendeplatz stopft RTL2 auch endlich die Kochlücke zwischen Mittagessen und Abendessen.

In Teufels Küche mit Gordon Ramsay, sonntags um 15 Uhr bei RTL2.

Gottschalk beherrscht sein Feld

Samstag, 8. Dezember 2007, 23:07

Dass Thomas Gottschalk es wie kein Zweiter beherrscht, die besten Komiker auf seiner Couch zu begrüßen, ohne ihnen auch nur den Hauch einer Chance zu geben, etwas Lustiges zu sagen, ist bekannt. Sein heutiges Opfer war Jerry Seinfeld, der sich nun wahrscheinlich auch nicht mehr darüber wundert, warum seine Sitcom in Deutschland kein Erfolg war, wenn es Wetten, dass…? ist, was in Deutschland als gute Unterhaltung gilt.

Seinfeld und Renée Zellweger ließen sich von Gottschalk begrabschen, um ihren gemeinsamen Trickfilm „Bee Movie“ zu bewerben. In diesem Zusammenhang muss auch die außergewöhnliche Leistung derer, die die Filmausschnitte auswählen, anerkannt werden. Ich habe „Bee Movie“ gesehen, und einen Ausschnitt zu finden, der keine einzige Pointe enthält, muss viel Mühe gekostet haben.

Und damit gebe ich weiter an Jochen, der im Gegensatz zu mir sogar die ganze Sendung gesehen hat, was mir sehr leid tut.
 

KÖCHE, KÜHE UND GARY BOCKHEIMER
Ein Wetten, dass…?-Gedächtnisprotokoll

Als Thomas Gottschalk die zweite Wette ankündigte, dachte ich schon, jetzt wäre ich bei Switch gelandet. „Bauer Achim wettet, dass er seine Kühe am Geräusch erkennen kann, das sie machen, wenn sie einen Apfel essen…“ Diese Wette, und vor allem der schwäbische Bauer Achim, der den Apfel mit dem Lockruf „Muuuuuuuuuuuuki!“ den Kühen vor die Mäuler hielt, war allerdings das sympathische Highlight der Show.

Sonst alles wie immer, nur irgendwie noch schlimmer. Gottschalk legte seine Hände auf diverse Damenknie, Renée Zellweger schob Gottschalks Hand von ihrem Arm, als er sie fummelnd nach draußen geleiten wollte, und Gottschalk faselte sich im Gespräch mit Zellweger und Jerry Seinfeld derart fest, dass er sein Heil in einem seiner Spickzettel suchte, die Frage zwar vorlas, aber sofort wieder verwarf, um daraufhin etwas irgendetwas völlig Egales zu fragen.

Schlimmer als Gottschalk war diesmal nur der kölsche Comedykoch aus Lafer, Lichter, lecker! und Kerners freitäglichen Kochshows, der glücklicherweise nur verbal fummeln konnte, da ihn Gottschalk in einem seltenen Anflug von Intuition ganz an den Rand der Couch platziert hatte.

Der Koch trägt übrigens einen lustigen gezwirbelten Schnauzbart und war als solcher sofort als Comedy zu erkennen. Genauso wie Gast Piet Klocke (lustige Haarfarbe, Brille) oder eben Gottschalk (lustiges Haarteil Gottschalk eben). Bezeichnenderweise war ausgerechnet der kölsche Koch der einzige Mensch in der gesamten Grazer Stadthalle, der über den Piet-Klocke-Auftritt lachte. Wirklich lustige Menschen sehen übrigens meist ganz normal aus, wie beispielsweise Jerry Seinfeld oder Bastian Pastewka.

Und zum Schluss noch die Bonmonts der Show:

Gottschalk über Piet Klocke:

„Ich habe mir vorgenommen, pro Sendung einen Intellektuellen einzuladen, dieser hier reicht für zwei.“

Gottschalks befragt einen Golfspieler:

Gottschalk: „Hast Du ein Handicap?“
Kandidat: „Ja, 23,5.“
(Peinliche Pause)
Gottchalk: „Whatever…“
(Noch peinlichere Pause, gefolgt von einem noch viel peinlicherem Gespräch über eventuelle Freundinnen des 14 JAHRE ALTEN Kandidaten!)

Gottschalk über Jerry Seinfelds „Bee Movie“:

„Ein Film für Menschen die Tiere mögen –  die Pflanzen mögen…“

Die Wette mit den ausgeblasenen Kerzen:

Gottschalk: „Wenn von 14 Kerzen noch acht brennen, hat er sieben ausgelöscht.“
Aus dem Off Nora Tschirner: „WAS?????“

Bei all dem fällt der Simultanübersetzer kaum noch ins Gewicht, der den Namen des Mega-Killer-Blockbuster-Produzenten Jerry Bruckheimer wohl noch nie gehört hatte. Nur so lässt sich erklären, warum sich Nicolas Cage bei Gary Bockheimer bedankte.

Gottschalk große Klasse

Freitag, 7. Februar 2014, 23:12

Gerade gucke ich auf die Überschrift da oben und bin irritiert. Habe ich das geschrieben? Entweder werde ich allmählich wahlweise altersmilde oder senil oder beides, oder Back To School – Gottschalks großes Klassentreffen ist wirklich eine tolle neue Sendung.

Eigentlich ging ich ja davon aus, dass Sie alle meine Empfehlung Suits auf Vox anschauen und deshalb niemand die neue große Abendshow mit Thomas Gottschalk sieht. Deshalb wollte ich schnell beruhigen, dass Sie nichts verpasst hätten. Aber das wäre gelogen. Es war die beste ZDF-Sendung seit langer Zeit. … Moment… Es war gar keine ZDF-Sendung? RTL? Ach was. Dann kam ich wohl durcheinander, weil mehr als eine Stunde der Sendung komplett werbefrei war. Okay. Dann eben die beste neue RTL-Sendung seit sehr langer Zeit, und auch die un-RTLigste.


Foto: RTL/Max Kohr

Es fing zwar genauso lieblos an wie fast alle aktuellen Showformate. Mit dem Song „Counting Stars“ von der Band OneRepublic. Das Stück ist der Titelsong, weil… ja, warum? Wahrscheinlich lag es gerade auf einer semi-aktuellen „Bravo Hits“ rum und wurde es deshalb. Denn Lieder, die irgendwie mit Schule zu tun haben, sind ja leider nie geschrieben worden.

Aber danach konnte ich wirklich nicht mehr meckern. Denn sobald Thomas Gottschalk durch einen mit blauen Neonleuchten begrellten Wetten-dass-Gedächtnisgang die Bühne betreten hatte, war Back To School eine kurzweilige, spaßige Show, bei der sich die gute Laune der Teilnehmer mühelos auf die Zuschauer übertrug.

Das hängt zum kleinen Teil damit zusammen, dass Gottschalk in dieser Sendung machen darf, was er am besten kann: von früher reden. In diesem Fall mit zwei Prominenten, heute Matthias Schweighöfer und Tom Beck, die in Erinnerungen an ihre Schulzeit schwelgen und in verschiedenen Spielrunden gegeneinander antreten, meistens unterstützt von wechselnden früheren Mitschülern aus der damaligen Klasse. Zum großen Teil liegt es aber auch an eben diesen Spielen, die abwechslungsreich und kurzweilig sind, und vor allem in den meisten Fällen das Mitraten vor dem Fernseher ermöglichen, wenn z.B. im Lückentext-Karaoke Songs mitgesungen und dabei fehlende Begriff ergänzt werden müssen. (Fach: Musik.) Alles Songs aus der Schulzeit der Prominenten. Oder in Nachrichtenmeldungen ein versteckter Fehler gefunden werden muss. (Fach: Geschichte.) Auch hier: Meldungen aus der Schulzeit der Prominenten. Einer dieser Fehler war, dass Viagra als „rote Pille“ bezeichnet wurde. Eine frühere Schulkameradin erkannte korrekt, dass Viagra-Pillen in Wirklichkeit blau sind. „Ich hab‘ sie zwar noch nie gesehen“, sagte sie, und Gottschalk reagierte sofort: „Keiner hat sie je gesehen.“ In solchen Momenten war er schon immer stark.

Merkwürdig war nur, dass diese Meldungen zwar von einer echten RTL-Nachrichtensprecherin verlesen wurden (Annett Möller), als Schriftzug im Hintergrund aber groß „Newstime“ zu lesen war. Newstime heißen die Nachrichten auf ProSieben. Die hat allerdings auch keiner je gesehen, woher also hätten die RTL-Redakteure das wissen sollen.

Am Ende siegte nach Punkten Matthias Schweighöfer, eigentlicher Gewinner war aber Tom Beck, denn beide Stars wurden mit einer Person aus ihrer Vergangenheit überrascht: Bei Beck war es die Baywatch-Darstellerin Erika Eleniak, die er noch nie persönlich getroffen, aber als Jugendlicher auf einem Poster im Zimmer hängen hatte. Er war ein großer Fan und freute sich heute so sehr, als habe er das Poster noch immer an der Wand. Bei Schweighöfer war es eine frühere Lehrerin.

Zur sehr gelungenen Premiere trug auch bei, dass Gottschalk sich selbst angenehm zurückhielt und sein Lieblingsthema, also Thomas Gottschalk, nur ein paar Mal am Rande streifte. Sonst überließ er das Feld seinen aufgedrehten Gästen. Man muss allerdings einräumen, dass die Sendung nicht live war. Womöglich war Gottschalk auch so ich-bezogen wie immer, aber es wurde alles rausgeschnitten. Dann hätten wir jetzt das Rezept für eine gute Gottschalk-Show gefunden. Und dann sind die 90er-Jahre, in denen Schweighöfer und Beck zur Schule gingen, natürlich auch nicht ganz Gottschalks Zeit, denn er war damals schon alt. Wenn beim nächsten Mal Heiner Lauterbach gegen Uwe Ochsenknecht antritt und als Gäste Veronica Ferres und Foreigner dabei sind, kann Gottschalk wieder wesentlich besser mitreden.

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