Freitags wieder Herzog
Gut ein Monat ist seit der tragischen Absetzung der RTL-Serie Herzog vergangen, da können wir freitags plötzlich wieder Herzog gucken. Leider einen völlig anderen, und deshalb entschuldige ich mich bei allen Lesern, die ich in der Überschrift absichtlich in die Irre geführt habe.
Rolf Herzog heißt ab heute Der Alte, Walter Kreye spielt ihn, und Sky Du Mont ist seine Synchronstimme.*
(*Ist er nicht, aber die Ähnlichkeit ihrer Stimmen ist auffallend. Schließen Sie nur mal die Augen! — Halt, die fallen Ihnen früher oder später von allein zu.)
Der alte Alte ging ja im Dezember in den Ruhestand, und der neue Alte fängt da an, wo der alte aufhörte. Während der erste Alte Siegfried Lowitz als Erwin Köster noch ein bockiger, eigenwilliger Kauz war und der zweite Alte Rolf Schimpf in der Leo-Kress-Rolle noch als dickköpfiger, aber besonnener Kommissar begann und sich erst im Lauf der zwei Jahrzehnte zum eigenschaftslosen Greis wandelte, fängt der dritte Alte Walter Kreye schon eigenschaftslos an. Er hat auch keine Vorgeschichte. Bei Leo Kress machten sich die Autoren noch die Mühe, eine Versetzung von Augsburg nach München zu erfinden. Rolf Herzog kommt einfach und ist da. Er sitzt gegenüber von Gerd Heymann (Michael Ande) am Tisch und wundert sich vermutlich selbst, warum sein Assistent eigentlich älter aussieht als er, der „Alte“. Noch fünf Jahre, und wir Zuschauer werden das Gefühl haben, Waldorf und Statler sitzen Kriminalfälle aus.
Die Drehbücher haben sich nämlich nicht geändert. Das Team der Mordkommission wandelt ahnungslos zwischen verstörten Menschen umher, und am Ende führt ein blöder Zufall dazu, dass die alten Männer gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der sechzig Minuten jemanden dazu bringen, ein Geständnis abzulegen.
Einen netten Gag haben die Autoren aber eingebaut, und den gleich zweimal. Als der neue Alte zum ersten Mal auf den Spurensicherer Werner Riedmann und den Polizeiarzt zugeht, dessen Namen wir noch nie erfahren haben, weil er immer nur „Doktor“ oder „Doc“ genannt wurde, gehen sie offensiv mit der Namenlosigkeit um. Denn eigentlich wäre jetzt der Punkt gekommen, an dem man sich einander vorstellt.
Riedmann: „Das ist unser Doc. — Wie heißt du eigentlich im richtigen Leben?“
Doc: „Ach, vergiss es.“
Und später:
Herzog: „Ich habe eine Verabredung mit dem Gerichtsmediziner. Wie heißt der eigentlich?“
Heymann: „Doc.“
Aber sonst bleibt alles beim Alten beim Alten.
Der Alte, freitags um 20.15 Uhr im ZDF.
Freizeit
1979–1989 (ZDF). „… und was man daraus machen kann“. Halbstündiges wöchentliches Freizeitmagazin über Hobbys und Freizeit.
Freizeit, das ist wenn… Nun, zumindest hielt das ZDF eine Erklärung für nötig und sendete eine Woche vor dem Start eine „Einführung in die neue Sendereihe“ im Abendprogramm. Die Reihe an sich lief zunächst sonntags mittags, ab 1985 freitags nachmittags, und befasste sich mit allem, was man in der Freizeit tun kann, wie basteln, musizieren, gärtnern, heimwerken, sammeln, essen oder verreisen. Unter dem Motto „Freizeit in anderen Ländern“ traten mehrfach Prominente auf, die Tipps für ihre Heimatländer abseits der bekannten touristischen Attraktionen gaben, z.B. Rudi Carrell für Holland und Ephraim Kishon für Israel. Auch Handicaps wurden berücksichtigt und Freizeitangebote für behinderte Kinder vorgestellt. Jede Sendung beinhaltete mehrere Beiträge, ab 1982 gab es einmal im Monat eine monothematische Ausgabe. 1987 verlieh das Magazin den „Goldenen Freizeitfuchs“. Zuschauer konnten sich mit eigenen Videobeiträgen zum Thema „Unsere Straße/Unser Viertel“ um diesen Preis bewerben.
Erste Moderatorin war Sigi Harreis, zu den späteren gehörten Gerd Mausbach, Christine Westermann, Elke Kast und Sibylle Nicolai.
Freundchen allein zu Haus
Am Wochenende beginnt Joey, der Spin-off von Friends.
Die Geschichte der Spin-offs ist lang und schmerzlich. Spin-offs, Ableger anderer Serien mit Charakteren, die im Original etabliert wurden, werden wesentlich häufiger Flops als Erfolge, und dennoch versuchen die Sender es immer wieder. Der Grund ist simpel: Trotz vieler Flops zeigt die Geschichte, dass die Chancen auf Erfolg immerhin wesentlich besser stehen, als wenn eine neue Serie ohne Vorhut aus dem Nichts auf den Bildschirm kommt.
Spin-offs versetzen Charaktere aus der bestehenden Serie in ein neues Umfeld. Das kann nach deren Ende passieren (Lou Grant begann erst nach dem Ende von Mary Tyler Moore) oder noch während deren Laufzeit (Buffy — Im Bann der Dämonen hatte seitdem nur noch gelegentlichen Besuch von Angel — Jäger der Finsternis). Die plumpeste Variante ist die, eine Figur zu dem alleinigen Zweck in eine etablierte Serie einzuführen, ihr im Anschluss eine eigene Serie zu geben (so geschehen mit Mork vom Ork in Happy Days und dem Team aus CSI: Miami in CSI).
Der erfolgreichste Spin-off aller Zeiten ist Frasier, der den Psychiater aus Cheers nach dessen Ende in den Mittelpunkt einer eigenen Sitcom stellte. Cheers war zu diesem Zeitpunkt die erfolgreichste Serie des Senders NBC, und Frasier gelang das Kunststück, ebenso lang wie die Mutterserie erfolgreich im Programm zu bleiben: satte elf Jahre.
Als im Mai 2004 Friends als jetzt erfolgreichste NBC-Serie endete, hoffte der Sender, das Kunststück wiederholen zu können, und versetzte die Figur des Joey Tribbiani (Matt Leblanc) an die entgegengesetzte Küste in die neue Serie Joey. Nun war Joey aber leider die einfältigste Figur aus der Mutterserie. Sie war zwar im Verlauf von Friends allmählich mehrdimensionaler geworden, doch zeigte sich schon in den ersten Episoden, dass Joey eine eigene Serie allein kaum tragen konnte und auch das uninspirierte Umfeld keine große Hilfe war. Joey genoss einen enormen Vertrauensvorschuss und durfte dank seiner Vorgeschichte trotz kontinuierlich bröckelnder Quoten ein ganzes Jahr im Programm bleiben, bekam sogar das OK für eine zweite Staffel, die wurde dann aber vor zwei Jahren in der Mitte abgesetzt.
Mindestens seitdem kündigt ProSieben schon an, die Serie in Deutschland zu zeigen, hat aber offenbar erst jetzt einen „passenden Sendeplatz“ gefunden. Nämlich am Samstagmittag, wo immer alle Sitcoms laufen. Stimmt, darauf hätte man auch nicht früher kommen können.
Joey, samstags um 13.05 Uhr auf ProSieben.
Freunde fürs Leben
1992–2001 (ZDF). 98-tlg. dt. Familienserie von Michael Baier.
Der Gynäkologe Dr. Bernd Rogge (Gunter Berger), der Internist Dr. Stefan Junginger (Michael Lesch) und der Kinderarzt Dr. Daniel Holbein (Stephan Schwartz) übernehmen an der Ostsee gemeinschaftlich die Praxis des alten Walter Leibrecht (Alexander May), der sich zur Ruhe setzt. Bernd ist ein Yuppie, der ruppig sein kann und einen etwas großkotzigen Lebensstil pflegt, im Grunde aber ein guter Kerl. Er hat zunächst ein Verhältnis mit Birgit (Sissy Höfferer), der Ehefrau des Barons von Teuffel (Ivan Desny), fühlt sich aber immer mehr zu Roswitha Schütze (Nina Hoger) hingezogen, die eine kleine Tochter namens Kirsten (Janine Dissel) hat. Stefan ist ein verbissener Arzt, jedoch manchmal ein wenig unsicher. Seine Freundin ist die Pianistin Andrea Wolf (Maren Schumacher-Martinek), die er heiratet. Daniel, ein junger Idealist, kommt mit der Ärztin Beate Chevalier (Olivia Pascal) zusammen. Seine reiche Mutter Marlies Holbein (Ruth Maria Kubtischek) freundet sich mit Walter an, flüchtet aber nach einiger Zeit vor der Steuer ins Ausland. Später wird Walter selbst reich. Seine Freizeit verbringt er zu großen Teilen in seinem Stammlokal, der Weinstube von Ludwig (Franz-Josef Steffens). In der Praxis arbeiten die Sprechstundenhilfen Rüdiger Kissling (Marek Erhardt) und Renate Paulus (Gisela Peltzer), in der Anfangsphase außerdem Stefans Schwester Susanne (Jennifer Nitsch) und Gisela Alsfeld (Andrea Lüdke).
Roswitha kommt in Folge 23 im Frühjahr 1993 bei einem Autounfall ums Leben, kurz vor der geplanten Hochzeit mit Bernd. Drei Folgen später, im Sommer 1994, wird Bernd ermordet. Dr. Jörg Sommer (Bernd Herzsprung) übernimmt dessen Platz in der Praxis. Er ist mit Ruth (Marijam Agischewa) verheiratet, mit der er Sohn Philip (Victor von dem Bussche) hat. Drei Wochen später geht Renate Paulus in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin wird Julia Talbach (Julia Richter). Friederike (Sabine Wegner) ist Rüdigers Freundin. Ende 1994 geht die Ehe von Stefan und Andrea nach einer größeren Krise endgültig in die Brüche, Stefan ist schon kurz danach mit Hanna Uhlenhorst (Noemi Steuer) liiert. Zur gleichen Zeit heiraten Daniel und Beate. Sie hätten gern ein Kind, aber Daniel muss feststellen, dass er unfruchtbar ist. Roswithas Tochter Kirsten hatte nach dem Tod ihrer Mutter und Dr. Rogges zunächst bei Opa Jens Fricke (Karl-Heinz Kreienbaum) im Fischerhaus Unterschlupf gefunden, jetzt nehmen Beate und Daniel sie bei sich auf, und schließlich kommt sie endgültig bei Stefan und Hanna unter. Von einem Hilfseinsatz in Bosnien bringt Beate drei Kinder mit, die sie mit Daniel adoptieren möchte. Die bosnische Mutter taucht jedoch auf und nimmt die Kinder zurück. Am Verlust der Kinder zerbricht die Beziehung zwischen Daniel und Beate, und sie wandert Anfang 1997 als Ärztin nach Zaire aus.
Auch Julia verlässt wenige Wochen später das Land. Sie geht in die USA, weil sie nicht ein Leben lang Arzthelferin bleiben möchte. Rüdiger moderiert mittlerweile nebenbei eine Radiosendung. Bärbel Schmitz (Maike Bollow) wird die neue Sprechstundenhilfe. Sie ist heimlich in Rüdiger verliebt und offenbart es ihm nach einer Weile, er liebt sie jedoch nicht. Daniel freundet sich mit der Streetworkerin Jutta Brandt (Iris von Kluge) an. Auch Stefan findet in Laura Domin (Cheryl Shephard) eine neue Liebe. Er fällt nach einem Unfall ins Koma, erholt sich aber wieder gut und wandert im Mai 1997 gemeinsam mit Laura nach Amerika aus. Die anderen wollen daraufhin die Praxis auflösen. Dann hat Rüdiger einen Unfall. Der Chirurg Dr. Gregor Kolb (Karsten Speck) rettet Rüdiger das Leben, er bleibt jedoch querschnittgelähmt. Mit Kolb zusammen führen die Ärzte die Praxis ab Folge 79 im März 1999 nun doch weiter, müssen aber in ein neues Haus umziehen, weil das alte schon verkauft wurde.
Die neue Oberschwester Annemarie Steffen (Renate Schroeter) und die intrigante Schwester Judith Ruhland (Jenny Elvers) bringt Kolb gleich mit, kurz danach kommt auch noch Nadja Keller (Corinna Hartmann) dazu. Emma Lohkamp (Doris Schretzmayer) ist Kolbs Geliebte, sie ist aber mit Richard Lohkamp (Gerd Silberbauer) verheiratet. Der reiche Wurstfabrikant Heinz Otto (Gert Haucke) ist Kolbs Bootsnachbar im Hafen. Seine Tochter Jacqueline (Alexandra Helmig) wird Rüdigers Freundin. Jutta bringt im Mai 1999 Sohn Lukas zur Welt, der aber noch von ihrem Ex-Mann Jan „Tiger“ Brandt (Franc Tausch) stammt. Kurz darauf lassen sich Ruth und Jörg scheiden, und Jörg wendet sich der deutlich jüngeren Natascha Amberg (Anne Brendler) zu. Walters Freund Ludwig stirbt. Jutta kehrt im Herbst 2001 zu ihrem Ex-Mann zurück, und Daniel geht daraufhin ins Kloster. Nach einiger Zeit im Zweierteam nehmen Jörg und Gregor Ende des Jahres den Kinderarzt Christoph Eichhorn (Frank Jordan) als dritten Mann auf. Zu dieser Zeit bringt Emma gerade noch Gregors Tochter Lisa zur Welt, bevor sie selbst ein paar Wochen später einen Erstickungsanfall erleidet und daran stirbt. Und wenn sie nicht gestorben sind … halt: sind sie ja doch.
Die 50‑Minuten-Folgen liefen über Jahre sehr erfolgreich donnerstags um 19.25 Uhr, ab Herbst 2001 dienstags um 18.00 Uhr. Der Titelsong „You never walk alone“ von Mathou wurde ein Hit. Zwei Nebenfiguren der ersten Staffel, Werner (Mathieu Carrière) und Verena Westphal (Marion Kracht), bekamen 1993 ihre eigene Serie: Böses Blut.
Freundschaftswerbung
Es ist ja schon ein Wunder, dass deutsche Serienproduzenten auf diese alte Idee noch nicht zurückgegriffen haben, um ihre Serien wieder zum Erfolg zu führen: Sie aussehen lassen wie amerikanische. Und damit meine ich nicht, die amerikanischen Konzepte, die Optik, die Effekte und die Handlungsstränge zu übernehmen und in Deutschland mit deutschen Charakteren nachzudrehen — das geschieht ja alles. Ich meine das, was deutsche Serienproduzenten in den 70er-Jahren taten, weil sie sich nur so einen Erfolg ihrer Serien vorstellen konnten: Sie ließen sie auch in Amerika spielen, gaben den Charakteren amerikanische Rollennamen, und teilweise drehten sie sogar dort. Ein Beispiel dafür ist Sergeant Berry. Wenn Sergeant Berry in Los Angeles auf einer Straßenkreuzung stand, sah das fast amerikanisch aus, obwohl Berry von Klausjürgen Wussow gespielt wurde.
An diese Serie sowie an Plumpaquatsch und Kli-Kla-Klawitter erinnern unsere Feunde von Retro-TV in der Premiere ihres kurzen Web-TV-Magazins. Das gibt es ab heute alle 14 Tage. Paddy Kroetz von Super RTL moderiert, Fernsehexperte Henning Harperath von tv-kult.de plaudert aus dem Glotzkästchen. Die beiden schmökern in alten Fernsehzeitschriften, schwelgen in TV-Erinnerungen und zeigen Ausschnitte aus Serien, die einen noch längeren Bart haben als Henning. Zum Start geht es um das Jahr 1974, als man für die Karriere von Thomas Ohrner noch Hoffnung haben konnte.
Bitte hier entlang. Viel Spaß!
Friedman
2001–2003 (ARD). Halbstündige politische Interviewsendung mit Michel Friedman und jeweils einem Gast. Beide sitzen sich in einem roten Sofa in S-Form gegenüber, wodurch eine große Nähe entsteht, aber wenigstens ihre Knie nicht aneinanderstoßen wie bei Vorsicht! Friedman im Hessen Fernsehen. Friedman geht seine Gesprächspartner forsch und zuweilen aggressiv an. Abschweifen und Widersprechen gilt nicht. Wer schwafelt, wird mitunter rüde und bestimmt auf den Pfad einer Antwort gewiesen, notfalls indem sich Friedman nach vorne lehnt, bis seine Nasenspitze fast an die des Gegenübers stößt, und ihm die Hand auf den Arm legt.
Friedmans Interviewstil polarisierte. Für die einen waren die rhetorischen Scharmützel, klugen Fragen und die Lust an der Konfrontation ein Fest. Anderen grauste es vor der merkwürdigen Nähe, die Friedman herstellte, oder sie wünschten sich, er würde die Leute, die er einlädt, wenigstens gelegentlich mal ausreden lassen. Mit vielen, deren Position man eigentlich nicht teilte, hatte man am Ende Mitleid, wenn sie schwitzend und heiser, geschlaucht von den Dauerattacken in ihrem Sessel hingen. Dem PDS-Mann Gregor Gysi verweigerte Friedman sogar ausdrücklich ein Glas Wasser.
Friedman, der stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und CDU-Politiker war, lief alle 14 Tage mittwochs um 23.00 Uhr, im Wechsel mit Joachim Gauck, ab März 2002 im Wechsel mit Gabi Bauer. Im Herbst 2001 wurde Friedman mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet (beste Informationssendung/beste Moderation Information).
Am 12.06.2003 geriet Friedman wegen einer Drogen- und Sexaffäre in die Schlagzeilen. Ihm wurde der Besitz von Kokain vorgeworfen, das man in seinen Räumen gefunden hatte. Mehrere ukrainische Zwangsprostituierte, mit denen Friedman verkehrt haben soll, hatten ihn beschuldigt. Als Reaktion ging Friedman vorzeitig in die Sommerpause. Am 08.07.2003 akzeptierte Friedman einen Strafbefehl wegen illegalen Kokainbesitzes in Höhe von 17.400 Euro und war damit vorbestraft. Er legte alle öffentlichen Ämter nieder und teilte mit, seine Sendungen nicht fortzusetzen.
Friends
1996–1999 (Sat.1); 2001–2005 (Pro Sieben). 236-tlg. US‑Sitcom von David Crane und Marta Kauffman („Friends“; 1994–2004).
Sechs New Yorker Freunde Mitte 20 verbringen ihre Freizeit meist gemeinsam und reden in ihrem Stammlokal „Central Perk“ oder in Monicas Apartment über Gott, die Welt und vor allem den neuesten Beziehungstratsch. Die Freunde sind der geschiedene Ross Geller (David Schwimmer), der immer wieder Pech mit Frauen und Ehen hat, seine Schwester Monica (Courteney Cox), die Köchin ist, die verwöhnte Rachel Green (Jennifer Aniston), die anfangs im „Central Perk“ bedient und später einen Job in einem Modeunternehmen findet, der Scherzkeks Chandler Bing (Matthew Perry), der tumbe und erfolglose Schauspieler Joey Tribbiani (Matt LeBlanc) und die naive Phoebe Buffay (Lisa Kudrow). Chandler und Joey wohnen direkt gegenüber von Monicas Wohnung im selben Haus in einer WG. Dauerhaft beziehungsfähig scheinen alle nicht: Rachel hat ihren Zukünftigen während der Hochzeitszeremonie am Altar stehen lassen, Ross‘ schwangere Frau Carol (Jane Sibbett) hat ihren verlassen, als sie merkte, dass sie lesbisch ist.
Alle haben wechselnde Partner, Monica ist vorübergehend mit dem älteren Zahnarzt Richard Burke (Tom Selleck) zusammen, Ross heiratet am Ende der vierten Staffel Emily (Helen Baxendale), lässt sich aber bald wieder scheiden. Chandler und Monica werden ein Paar. Am Ende der fünften Staffel heiratet Ross schon wieder, diesmal Rachel. Es knisterte schon länger zwischen beiden, doch ihre Ehe beenden sie wieder (Ross‘ dritte Scheidung), weil sie es als Fehler im Vollrausch betrachten. Das hindert Rachel nicht daran, am Ende der achten Staffel ein Kind von Ross zu bekommen, das sie Emma nennt. Chandler und Monica haben am Ende der siebten Staffel geheiratet. Sie können keine eigenen Kinder bekommen und finden eine werdende Mutter, Erica (Anna Faris), die ihnen ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben wird. Im Serienfinale kommen überraschend Zwillinge zur Welt, und Chandler und Monica verlassen New York, um in die Vorstadt zu ziehen. Ross und Rachel werden endgültig wieder ein Paar.
In den USA überaus erfolgreiche Sitcom, die bei uns zunächst weitgehend unbeachtet blieb. Sat.1 startete die Serie am Samstagnachmittag, versuchte es später auch mal am Vorabend, letztlich landete die Serie aber doch immer wieder im Nachtprogramm. Insgesamt zeigte der Sender 85 Folgen. Dann dauerte es zweieinhalb Jahre, bis wieder neue Folgen begannen (Pro Sieben hatte ab Januar 2000 alle alten wiederholt). Sie liefen zunächst samstagnachmittags auf Pro Sieben, wo gleichzeitig werktags im Vorabendprogramm eine erneute Komplettwiederholung begann. Allmählich gewann die Serie Fans. Ab Folge 108 im Januar 2002 liefen die Erstausstrahlungen am Vorabend, und mit der achten Staffel, die zugleich die erfolgreichste in den USA war, kam die Serie auch in Deutschland in die Primetime. Ab Folge 171 im Frühjahr 2003 lief Friends dienstags um 21.50 Uhr, ab Herbst des gleichen Jahres mit Beginn der neunten Staffel schon eine halbe Stunde früher.
Der Titelsong „I’ll Be There For You“ stammte von den Rembrandts und wurde ein Hit. Die Figur der Phoebe Buffay hat eine Zwillingsschwester namens Ursula, die ebenfalls von Lisa Kudrow gespielt wurde, jedoch nicht in Friends, sondern in Verrückt nach dir. Gelegentlich besuchten sich die beiden Schwestern allerdings in ihren jeweiligen Serien, was eine Doppelrolle für Lisa Kudrow bedeutete.
Die sechs Freunde hielten auch im wirklichen Leben zusammen. Immer wenn Gehaltsverhandlungen anstanden, pokerten sie gemeinsam um gleiche Bezahlung. Am Ende bekam jeder von ihnen mehr als eine Million US‑$ pro Folge.
Die Serie ist komplett auf DVD erschienen.
Fringe
Ab 16. März 2009 (ProSieben). „Grenzfälle des FBI“. US-Mysteryserie von J.J. Abrams, Alex Kurtzman und Roberto Orci („Fringe“; seit 2008).
Foto: Pro Sieben
Mysteriöse, paranormale Dinge ereignen sich von Zeit zu Zeit auf der Erde, werden aber vertuscht. Die FBI-Agentin Olivia Dunham (Anna Torv) kommt dahinter und bemüht sich gemeinsam mit dem alten Wissenschaftler Dr. Walter Bishop (John Noble) und dessen Sohn Peter (Joshua Jackson) um Aufklärung. Der ungehobelte Peter dient als Vermittler, weil Bishop nach vielen Jahren im Knast, sagen wir, etwas weltfremd geworden ist. Also noch weltfremder als normale weltfremde Wissenschaftler. Auch Phillip Broyles (Lance Reddick) vom Heimatschutzministerium und die Agenten Charlie Francis (Kirk Acevedo) und Astrid Farnsworth (Jasika Nicole) vom FBI ermitteln mit. Die Begebenheiten folgen einem bestimmten Muster, und irgendwie scheint der riesige Konzern Massive Dynamic damit zu tun zu haben, dem Nina Sharp (Blair Brown) vorsteht. Eine unfreiwillige Hilfe ist Olivias Ex-Kollege und -Lover John Scott (Mark Valley), ein Verräter, der noch immer in ihrem Kopf herumspukt und dort Hinweise liefert.
Die einstündigen Folgen laufen montags um 20.15 Uhr.
Frisch aus der Witzepresse
Beim amerikanischen Sender Comedy Central beginnt die Comedy schon in den Pressemitteilungen. Sie eröffnen immer mit der Ankündigung einer neuen Show oder der Mitteilung, dass von einer erfolgreichen Show eine Fortsetzung bestellt wurde, beschreiben pointiert, worum es in der Reihe geht und beinhalten dann ein witziges Zitat eines Beteiligten, der grundsätzlich „begeistert“ oder „aufgeregt“ ist.
Diese Woche ließ die Pressestelle viel Neues verlauten.
Aus der Ankündigung einer neuen Show mit Lewis Black:
In The Root of All Evil messen sich jeweils zwei Personen wie Dick Cheney und Paris Hilton oder zwei Popkulturthemen wie YouTube und Pornos in einer offenen Debatte. Eine wechselnd besetzte Gruppe an Komikern diskutiert, wer das größere Übel ist, und Lewis Black fällt das abschließende Urteil. (…)
Black: „Ich bin begeistert, als selbsternannter Entscheider über das Böse in der Popkultur Teil der Popkultur zu werden und werde am Ende der Serie ohne Zweifel über mich selbst richten müssen.“
Die Ankündigung einer zweiten Staffel der Trickserie Lil Bush, in der vorpubertäre Miniversionen von George W. Bush, Condoleezza Rice und Dick Cheney das Weiße Haus terrorisieren und vor dem Schlafengehen die Probleme der Welt lösen, macht sich über die Affäre um den Senator Larry Craig lustig:
„Ich bin begeistert, dass der Sender entschieden hat, die Serie fortzusetzen“, so Lil‘ Bush-Erfinder und ausführender Produzent Donick Cary. „Es tut mir leid, dass die Entscheidung in der Herrentoilette des Flughafens von Minneapolis fallen musste, aber wenn das die Art ist, wie [Senderchef] Doug Herzog sein Unternehmen führen will — mir ist es Recht.“
Aus der Ankündigung der neuen Show Important Things mit Demetri Martin, einem Mitarbeiter der Daily Show with Jon Stewart:
In jeder Epsiode analysiert Martin ein einzelnes Thema durch das Prisma seiner einzigartigen Perspektive. Mögliche Themen sind „Was passiert nach unserem Tod?“ und „Äpfel“. (…)
„Diese Ankündigung wirkt sehr wichtig“, so Martin. „Ich bin aufgeregt, bei Comedy Central zu sein und freue mich darauf, eine der besten Shows aller Zeiten zu machen. Außerdem muss ich meine Wohnung aufräumen und Jon Stewart danken.“
Frontal
1993–2000 (ZDF). Wöchentliches Politmagazin mit Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle und der klassischen Mischung aus investigativem Journalismus, vermeintlichen oder echten Skandalen, Analysen, Interviews, Kommentaren und Glossen.
Frontal stellte einen Einschnitt in der Geschichte der politischen Fernsehmagazine dar. Das ZDF erklärte die abfällig „Richtungsmagazine“ genannten Magazine mit festen politischen Standpunkten für nicht mehr zeitgemäß. Anstatt sie durch ein unberechenbares Magazin zu ersetzen, zementierte der Sender das Proporzdenken in einer einzigen Sendung und verriet damit den Grundsatz, für den kritische Journalisten jahrelang gekämpft hatten: Dass das Gesamtprogramm ausgewogen sein sollte, es aber nicht jede einzelne Sendung sein müsse. Kienzle sagte einen Beitrag an, der den Linken gefallen dürfte, dann präsentierte Hauser einen, der im Sinne der Konservativen war. Das Spiel setzte sich am Reißwolf fort, in den sie abwechselnd abstruse Meldungen der Woche schoben, und in Dialogen der beiden, die von professionellen Gagschreibern verfasst wurden und immer auf dem Witz beruhten: Ich bin links, du bist rechts, wir hassen uns (und umgekehrt). In diesen Rollen erlangten Hauser und Kienzle breite Bekanntheit und spielten sie auch bei Gastauftritten in anderen Sendungen, in dem Ableger Hauser & Kienzle und die Meinungsmacher und in Büchern zur Sendung weiter, die Bestseller wurden. Der Schlussdialog zum Ende der Sendung begann stets mit „Noch Fragen Kienzle?“ – „Ja, Hauser!“.
Das ZDF vermarktete die beiden u.a. in Programmtrailern und Cartoons von Rolf Kutschera konsequent als witzige Kultfiguren. Nach sieben Jahren wurde die Sendung eingestellt – angeblich, weil Kienzle das Rentenalter erreicht hatte. In der letzten Sendung gab es außer weiteren Witzen von den Journalistendarstellern und über sie Rückblicke der einzelnen Frontal-Reporter, mit denen sie sich anscheinend bei neuen Arbeitgebern vorstellen wollten. Einer sagte: „Im Libanon habe ich entführte Kinder aufgespürt, im Kosovo mit der UCK unter Sperrfeuer im Schützengraben gelegen. Also, in den sieben Jahren Frontal habe ich die ganz heißen Themen angefasst: Russenmafia, Kinderpornografie und Waffenhandel.“ Ein anderer: „Frontal, das waren ganz außergewöhnliche Erfolge, ich zeigte genau, was sich in den letzten Minuten an Bord der Birgen Air abspielte – vor allen anderen!“ „Spiegel“-Chef Stefan Aust sagte zum Abschied, man werde Kienzle & Hauser vermissen wie Pest & Cholera.
Gelegentlich wurde Hauser von Maybrit Illner vertreten. Er hatte zuvor ein zeitkritsches Magazin gleichen Namens auf 3sat moderiert (1991–1993) und die Frontal-Vorgängersendung Studio 1 geleitet.
Frontal lief in 45 Minuten Länge dienstags um 21.00 Uhr, Nachfolgesendung wurde Frontal 21. Die Titelmusik stammt aus „The Ride To Agadir“ von Mike Batt.