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Das Sonntagskonzert

Freitag, 16. November 2007, 01:48

1969–2005 (ZDF). 45-Minuten-Show am Sonntagmittag, in der mehrere musikalische Gäste aus dem klassischen oder volkstümlichen Bereich ihr Können zum Besten geben.

Gäste der ersten Sendung waren Anneliese Rothenberger, Hermann Prey und René Kollo, in der Folgewoche kamen Blaskapellen. Die Bandbreite war groß, jedoch nach Sendungen unterteilt. Die Ausgaben mit volkstümlicher Musik gastierten in verschiedenen Städten, meist in Deutschland, gelegentlich im benachbarten Ausland (zeitweise hießen sie Das Sonntagskonzert auf Tournee), und untermalten die musikalischen Auftritte mit Landschaftsaufnahmen aus der Gegend. Die Reihe Ihr Musikwunsch war zeitweise Bestandteil des Sonntagskonzerts.

Anfangs präsentierten Ruth Kappelsberger und Fred Rauch die Sendung, zu den späteren Moderatoren gehörten u. a. Lou van Burg, Elmar Gunsch und Elke Kast, Dieter Thomas Heck, Hans Rosenthal, Rainer Holbe, Monika Meynert und Elfi von Kalckreuth, Trudeliese Schmidt und Christian Boesch, Ilona Christen, Ramona Leiß, Christine Maier, Babette Einstmann, Wolfgang Binder, Uta Bresan, Reiner Kirsten, Björn Casapietra und eine Sängerin namens Inka, bei der es sich um die spätere RTL-Moderatorin Inka Bause handelte.

2005 wurde die Reihe aus Kostengründen eingestellt.

Der alte Mann kommt übers Meer

Samstag, 16. Juli 2011, 22:35

Da ist der Urlaub zu Ende, man steigt aus dem Flugzeug, und dann das: Heinz Reincke ist tot, Leo Kirch ist tot, und Thomas Gottschalk wechselt zur ARD.

Die Reintegrierung Thomas Gottschalks in den deutschen Alltag wird Auswirkungen auf den Inhalt seiner Sendung haben. So wird er in Zukunft weniger Anekdoten zu erzählen haben, mit welchen seiner Hollywoodstar-Nachbarn in Malibu er gegrillt, wen er beim Einkaufen getroffen und wen umarmt hat. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum seine neue ARD-Show zweieinhalb Stunden kürzer sein wird als seine jetzige ZDF-Show.

Gehen wir’s durch:

  • Kein Studiopublikum, heißt kein langes nickendes und dankendes Rumstehen mit ausgebreiteten Armen. Zwei Minuten Zeit gespart.
  • Keine Musikacts. 17 Minuten.
  • Keine Wetten. Elf Minuten.
  • Keine Bewerbung der neuen Rosamunde-Pilcher-Filme. Zwei Minuten.

Wenn die Sendung dann immer noch zu lang ist, muss Gottschalk seine Entweder-Oder-Fragen an seine Gäste auf drei Minuten pro Frage begrenzen, und notfalls kann auch noch die Zeit, die die Gäste für ihre Antwort zur Verfügung haben, von kaum auf keine gestrafft werden.

Interessanter als der Inhalt von Gottschalks neuer Show ist – abgesehen von, sagen wir…  allem anderen – der künftige Ablauf des ARD-Programms vor der Tagesschau. Gottschalk soll viermal pro Woche eine halbe Stunde lang „vor der Tagesschau“ auf Sendung gehen. Nehmen wir mal an, dass damit nicht die 15-Uhr-Ausgabe gemeint ist, und nehmen wir an, „vor der Tagesschau“ heißt „an die Tagesschau grenzend“. Dann fragt man sich, wo die neuen regional gefärbten Schmunzelkrimis, die das Erste seit einiger Zeit ankündigt und dreht, noch ihren Platz finden sollen. DWDL hat der ARD bereits eine Beteuerung abgerungen, an den geplanten Serien festhalten zu wollen. Der Plan, damit auch Zuschauer erreichen zu wollen, scheint dagegen nicht mehr so wichtig zu sein. Denn wenn Gottschalks halbe Stunde spätestens um 19.30 Uhr beginnen soll, müssen die regional gefärbten Schmunzelkrimis deutlich vor 19.00 Uhr beginnen. Zu dieser Zeit guckt der öffentlich-rechtlich geneigte Zuschauer aber bereits die regional betitelten SOKO-Krimis. Eine Chance haben die ARD-Serien nur, wenn sie sich nicht mit den ZDF-Serien überschneiden. Dem Vor-Gottschalk-Plan gemäß wäre das noch aufgegangen. Aber hey, wenn Rapunzel sein gülden Haar zur ARD herablässt, wer denkt dann noch an morgen?

In den vergangenen Jahren war das ARD-Vorabendprogramm eine Mischung aus Versuchslabor und Trümmerfeld. Weitgehend ideen- und konzeptlos warfen die Programmplaner alle erdenklichen Formate an die Wand, in der Hoffnung, dass irgendwann mal eins haften bleiben würde. Mit den neuen Krimiserien hatte die ARD endlich ein durchdachtes und auf mehr als ein paar Wochen angelegtes Konzept für das von Werbung durchsetzte Vorabendprogramm, das durchaus ein paar jüngere Zuschauer anziehen soll. Stattdessen wird dieses Vorabendprogramm in Zukunft von einem 61-jährigen Mann geprägt, der gern von früher erzählt. Einem Mann, der mit Wetten, dass…? zwar eine der erfolgreichsten Sendungen der TV-Geschichte präsentiert hat, daneben aber seit dem Ende von Na sowas 1987 nie wieder eine Reihe etablieren konnte, die entweder ein langfristiger Erfolg gewesen oder wenigstens besonders positiv in Erinnerung geblieben wäre.
Mensch, da kann ja eigentlich nichts schief gehen.

Ebenfalls ungeklärt ist, wie diszipliniert sich Gottschalk in einer täglichen Live-Sendung an die vorgegebene Sendelänge halten kann, oder ob bald zwar die Tagesthemen an vier von sieben Tagen endlich eine einheitliche Startzeit haben werden, dafür aber die Tagesschau nicht mehr.

Der Bulle von Tölz

Montag, 19. Februar 2007, 23:48

Seit 1996 (Sat.1). Dt. Krimiserie von Claus Peter Hant.

Der schwergewichtige Kommissar Benno Berghammer (Ottfried Fischer) und seine Kollegin Kommissarin Sabrina Lorenz (Katerina Jacob) klären im bayerischen Bad Tölz Mordfälle auf. Dabei kommen oft genug Korruption und Amigo-Sumpf in der örtlichen Politik oder Kirche zutage, doch Benno scheut sich nicht, gegen hohe Herren vorzugehen. Er ist hartnäckig, oft stur, bleibt dabei aber bayerisch-gemütlich. Sabrina kommt aus Berlin und muss sich mit den bayerischen Gepflogenheiten erst noch anfreunden. Und insbesondere mit Bennos Dienstauffassung, in der Gerechtigkeit vor Gesetz geht. Ihr Vorgesetzter ist anfangs Polizeichef Matern (Hans-Peter Hallwachs).

Gelegentlich wird auch Bennos Mutter Resi (Ruth Drexel) in die Fälle verwickelt, entweder zufällig oder weil sie sich mal wieder in die Ermittlungen einmischt. Sie führt eine kleine, altmodische Pension, in der die Duschen noch auf dem Gang sind. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter ist Benno ledig, kinderlos und wohnt noch bei ihr. Zum Umfeld gehören der uniformierte Polizist Pfeifer (Udo Thomer), den Benno nicht mag, was er sich deutlich anmerken lässt, Prälat Hinter (Michael Lerchenberg), Staatsanwältin Dr. Zirner (Diana Körner), Landrat Wallner (Friedrich von Thun), Staatssekretär Berthold von Gluck (Klaus Guth) und Bennos zwielichtiger alter Freund Anton Rambold, oder wie man in Bayern sagt: der Rambold Toni (Gerd Anthoff). Der Staatssekretär wird in Folge 53 Anfang 2005 ermordet. Zur gleichen Zeit wird der neue Staatsanwalt Dr. Georg Lenz (Moritz Lindbergh) Dr. Zirners Nachfolger. Er hat eine gänzlich andere Berufsauffassung als Benno und teilt Benno im Februar 2007 eine neue Kollegin zu, für die Benno ebenfalls zunächst nur eine Abneigung verspürt. Und dann kommt sie nicht einmal aus Bayern, sondern aus dem Osten! Nadine Richter (Katharina Abt) wird Sabrinas Nachfolgerin, die aus einem Urlaub nicht zurückkommt, weil sie zwischenzeitlich schwanger geworden ist. Und Nadine gibt Benno ordentlich Kontra.

Jede Folge hat Spielfilmlänge. Die Reihe lief zunächst staffelweise in Blöcken von jeweils wenigen Folgen sonntags um 20.15 Uhr, ab Herbst 1999 mittwochs um 21.15 Uhr. Dort entwickelte sie sich zum großen Erfolg mit regelmäßig mehr als sechs Millionen Zuschauern. Anfang 2002 waren die guten Quoten sogar das Aufmacherthema auf der Titelseite der Münchner „Abendzeitung“, weil der Bayer Ottfried Fischer eine höhere Einschaltquote hatte als ein gleichzeitig im ZDF übertragenes Fußball-DFB-Pokalspiel des FC Bayern München. Da auch Wiederholungen noch hohe Marktanteile einfuhren, sendete Sat.1 bald fast gar nichts anderes mehr am Mittwochabend und hielt den Sendeplatz mit zahllosen Zweit-, Dritt- und Viertausstrahlungen warm, bis wieder eine neue Folge fertig war. Ottfried Fischer selbst war der Meinung, das ständige Durcheinander alter und neuer Folgen tue der Serie nicht gut, sein Wunsch nach einer Pause wurde von Sat.1 jedoch nicht erfüllt. Stattdessen kündigte Fischers Co-Star Katerina Jacob nach einem öffentlichen Streit, u. a. über die Höhe ihres Gehalts, ihr Ausscheiden aus der Serie für das folgende Jahr an. Mit dem Einstieg ihrer Nachfolgerin Katharina Abt im Februar 2007 zog die Reihe auf den neuen Sendeplatz am Montag um 20.15 Uhr. Auch Udo Thomer als Polizist Pfeifer fehlte nun; der Schauspieler war im Vorjahr gestorben.

Der Denver-Clan

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:33

1983–1990 (ZDF). 218-tlg. US-Soap von Richard und Esther Shapiro („Dynasty“; 1981–1989).

Affären und Intrigen sowie viele, viele Hochzeiten und Scheidungen in der Welt der Reichen und Schönen. Die Geschichte beginnt mit der Hochzeit von Blake Carrington (John Forsythe) und Krystle Jennings (Linda Evans), beide bereits geschieden. Der Ölmulti Blake ist der Kopf eines einflussreichen Familienclans in Denver. Zum Personal seines pompösen Anwesens gehört anfangs Butler Joseph Anders (Lee Bergere). Die Tochter Fallon Carrington (Pamela Sue Martin; ab Folge 115: Emma Samms) heiratet den Politiker Jeff Colby (John James), von dem sie sich später wieder scheiden lässt. Colby heiratet dann Kirby Anders (Kathleen Beller), die Tochter des Butlers. Der bisexuelle Sohn Steven Carrington (Al Corley) verunglückt bei einer Ölexplosion. Er überlebt knapp, muss sich aber wegen schwerer Verbrennungen einer Gesichtsoperation unterziehen (und wird ab Folge 46 von Jack Coleman gespielt). Blakes Ex-Frau Alexis Carrington (Joan Collins), die es geschafft hat, sich dauerhaft im Gästehaus des Carrington-Anwesens einzuquartieren, ist ein intrigantes und skrupelloses Biest. Weil sie Blake zurückhaben oder wenigstens unglücklich machen will, ist Krystle ihre Erzfeindin, mit der die Auseinandersetzungen oft auch handgreiflich enden. Alexis ist in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. So verursacht sie einen Reitunfall, bei dem Krystle ihr Kind verliert, ist für ein Attentat verantwortlich, bei dem Blake zwischenzeitlich erblindet, und bezahlt Krystles Nichte Sammy Jo Dean (Heather Locklear), damit sie Steven Carrington verlässt, mit dem Sammy Jo inzwischen verheiratet ist. Steven heiratet danach für einige Zeit die nervenkranke Claudia Blaisdel (Pamela Bellwood), sitzengelassene Ehefrau des Geologen Matthew Blaisdel (Bo Hopkins), mit dem Krystle früher zusammen war. Verheiratet war Krystle jedoch mit dem Tennisprofi Mark Jennings (Geoffrey Scott).

Adam Carrington (Gordon Thomson), der lange verschollene Sohn von Alexis und Blake, der als Kind entführt wurde, taucht wieder auf und heiratet später Dana Waring (Leann Hunley); ebenfalls kommt Alexis‘ Tochter Amanda (Catherine Oxenberg, ab Folge 149: Karen Cellini) nach Denver und entpuppt sich als weitere Tochter Blakes, von der er nichts wusste. Auch erfährt Blake jetzt erst, dass er eine Halbschwester namens Dominique Deveraux (Diahann Carroll) hat, eine uneheliche Tochter seines Vaters.

Blake und Krystle betrügen sich gegenseitig mehrfach, lassen sich zweimal scheiden, heiraten aber auch zwei weitere Male. Die gemeinsame Tochter Krystina (Jessica Player) kommt zur Welt und wächst heran. Eine ihrer Affären hat Krystle mit Daniel Reece (Rock Hudson). Alexis und Dex Dexter (Michael Nader) heiraten ebenfalls, lassen sich aber auch wieder scheiden und kommen sich danach wieder näher. Nach der Scheidung von Claudia wird Luke Fuller (William Campbell) Stevens Liebhaber. Amanda heiratet den Prinzen von Moldawien, moldawische Terroristen metzeln jedoch während der Zeremonie die gesamte Hochzeitsgesellschaft nieder. Alle überleben. Krystle wird entführt, und die Doppelgängerin Rita (natürlich auch Linda Evans) schlüpft in ihre Rolle. Hinter der Entführung stecken Sammy Jo und Joel Abrigore (George Hamilton). Sammy Jo heiratet Clay Fallmont (Ted McGinley), den Sohn des Senators Buck Fallmont (Richard Anderson).

Durch Betrug und neue Intrigen vertreibt Alexis Krystle und Blake vom Carrington-Anwesen und hat nun das alleinige Sagen. Schließlich fällt Krystle ins Koma, Fallon und Krystina werden auf der Suche nach einem Nazi-Schatz in einem Tunnel verschüttet, Adam stürzt Alexis und Dex vom Balkon, wodurch Dex stirbt, ein korrupter Polizist schießt auf Blake, und die Serie ist zu Ende.

Nach einem zweistündigen Pilotfilm „Kopf oder Adler“ (nahe liegender Originaltitel schlicht: „Oil“) liefen die 45-Minuten-Folgen mittwochs um 21.00 Uhr.

Dallas hatte den Trend der Primetime-Soaps ins Rollen gebracht, Der Denver-Clan war der erfolgreichste Abklatsch – und die teurere Serie: 1,2 Millionen US-Dollar  pro Folge stellte Produzent Aaron Spelling zur Verfügung, Dallas hatte nur 700 000 US-Dollar gekostet (die zur Kulisse gehörenden Satinlaken in den Schlafzimmern und der Kaviar auf dem Tisch waren angeblich echt, was die Produktionskosten zumindest in Teilen erklären würde). Nolan Miller war der Schöpfer der pompösen Kostüme. Auch nach Quoten überholte Dynasty bald Dallas und alle anderen Serien, jedoch nur für kurze Zeit. Ab dem berühmten Massaker von Moldawien in der Mitte der Serie wurden die Geschichten immer irrsinniger und die Einschaltquoten in den USA immer schlechter, weshalb eine Fortsetzung nach insgesamt neun Staffeln schließlich nicht mehr rentabel war. Der Irrsinn gipfelte in der Sammlung von Einzelkatastrophen in der letzten Episode. Zwei Jahre später entstand ein zweiteiliger Fernsehfilm „Denver – Die Entscheidung“ („Dynasty – The Reunion“; 1991), der in Deutschland bei RTL zu sehen war. Darin waren alle Hauptdarsteller plötzlich wieder quietschlebendig und bestens genesen mit von der Partie.

Die größte Aufregung verursachte kein Massaker, Mord oder Eheschluss, sondern der schlichte Kuss zwischen Rock Hudson und Linda Evans. Nachdem Hudson seine Aids-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, war der amerikanische Fernsehzuschauer überzeugt, dass Hudson auch Evans extrem gefährdet hatte. Evans sagte später, dass sich Leute daraufhin von ihr distanzierten und sie nicht umarmten, und Produzent Aaron Spelling sagte, er hätte den Kuss nie erlaubt, wenn er von Hudsons Erkrankung gewusst hätte.

Etliche hochkarätige Gaststars wirkten im Lauf der Jahre mit, darunter in Folge 72 Ex-Präsident Gerald Ford, seine Frau Betty und Henry Kissinger. John Forsythe spielte als Einziger der Hauptdarsteller in allen 218 Folgen mit. Für die Rolle der Alexis war im Vorfeld Sophia Loren im Gespräch, Spelling gab jedoch Joan Collins den Vorzug.

Eine Spin-off-Serie namens Die Colbys – Das Imperium mit einigen Darstellern aus der Originalserie lief in Sat.1. Die absurden Handlungsstränge des Denver-Clan wurden darin noch übertroffen, als Fallon von Außerirdischen entführt wurde. Nach dieser Episode wurden Die Colbys jedoch abgesetzt, und Fallon kehrte zum Denver-Clan zurück.

Der König von St. Pauli

Sonntag, 10. Januar 2010, 02:08

1998 (Sat.1). 6-tlg. dt. Reeperbahnsaga von Dieter Wedel.

Der Kiez-Pate Graf (Hans Korte) will Rudi (Himar Thate) das Grundstück abknöpfen, auf dem dessen Stripschuppen „Die blaue Banane“ steht, um sein eigenes Eros-Center auszubauen. Weil Graf vor nichts zurückschreckt, kümmern sich Sugar (Heinz Hoenig) und Rudis Sohn Robert (Oliver Hasenfratz) während Rudis Krankenhausaufenthalt um das Lokal. Nach dem Tod von Stripperin Lajana (Sonja Kirchberger) übernimmt deren Schwester Julia (Julia Stemberger) deren Job.

Dieter Wedels erste Regiearbeit für Sat.1 war mit 4,5 Millionen DM pro Folge sauteuer und bescherte dem Sender immerhin Traumeinschaltquoten von neun Millionen Zuschauern, jedoch keine sonderlich guten Kritiken. Jede Folge war ca. 100 Minuten lang. Nach der ersten Ausstrahlung kürzte Wedel selbst die Folgen für die späteren Wiederholungen stark ein. Und weil er plötzlich bemerkt hatte, „Huch! Die senden ja Werbung!“, kehrte er danach zum ZDF zurück. Der König von St. Pauli wurde in der gekürzten Fassung später in der ARD wiederholt. Die Kulissen recycelte Sat.1 für seine Serie Die rote Meile.

Der Vorabend war ihr Schicksal

Montag, 2. Juli 2007, 15:56

RTL2 rüstet sich heute für die Nach-Big-Brother-Zeit und schickt zwei neue Doku-Soaps ins Rennen: In Mein Kiez schildern Leute, die da wohnen, wo sich andere amüsieren, wie es ist, da zu wohnen, wo sich andere amüsieren. Aufregend. Und lässt sich bei Erfolg beliebig mit Puffnachbarn und Kirmesplatzanwohnern aus anderen Städten fortsetzen.

In Das Schicksal meines Lebens wiederum schildern Menschen, die weißgottwo wohnen, wie sie ein schweres Schicksal überwunden haben. Auch hier baut RTL2 für den Erfolgsfall vor. Interviewt werden diese Menschen von Jürgen und Alida, zwei ehemaligen Teilnehmern von Big Brother. Auf diese Weise erfahren dieselben Menschen nämlich ein weiteres schweres Schicksal, das sie dann in der zweiten Staffel schildern können.

Die WiB-Schaukel

Mittwoch, 31. Dezember 2008, 18:39

2002–2004 (ZDF). Porträtsendung mit Wigald Boning. Boning trifft Prominente zu Hause, in ihrer Heimatstadt oder an anderen mehr oder weniger bedeutungsschwangeren Orten und plaudert mit ihnen über ihr Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Die Sendung war ursprünglich für Sun TV, das Rahmenprogramm der Ballungsraumsender von Leo Kirch, entwickelt worden, überlebte aber zum Glück deren Pleite. Das ZDF rettete die Sendung, versteckte sie allerdings tief im Nachtprogramm. Dabei war die WiB-Schaukel (der Name ist eine Anspielung auf die V.I.P.-Schaukel von Margret Dünser) ein Juwel: eine seltene Mischung aus großer Albernheit und großer Klugheit. Fast alle Prominenten unterschätzten den kleinen Mann in den albernen Klamotten, gingen ihm auf den Leim und verrieten viel mehr von sich, als sie wollten und es sonst taten.

Bonings Trick war oft, sie als das zu behandeln, was sie gern wären: Susan Stahnke, die so gern Hollywood-Star geworden wäre, wurde von ihm tatsächlich wie ein Hollywood-Star hofiert. Hinzu kam eine liebevolle Nachbearbeitung und ein spielerischer Umgang mit der Filmsituation, wenn Boning schweigend neben dem Porträtierten saß und sagte, da werde man nachher kluge Sätze draufsprechen, was entsprechend geschah. Festes Element der Sendung war eine halbe Minute, die jeder Prominente bekam, um für einen Zweck seiner Wahl zu werben.

Die Folgen liefen freitags weit, oft sehr weit nach Mitternacht. Die letzte Sendung war ein Best-of. 2004 erhielt Boning den Grimme-Preis.

Ein Platz für Tiere

Sonntag, 26. April 2009, 01:24

1956–1987 (ARD). Tierfilmreihe von und mit Prof. Dr. Bernhard Grzimek mit Aufnahmen wilder Tiere und solchen im Studio.

Prof. h. c. Dr. Dr. h. c. Bernhard Grzimek (sprich: Dschimmeck) war Zoodirektor in Frankfurt am Main, als die Reihe startete. Er zeigte Aufnahmen aus verschiedenen Zoos und von Tieren in ihrer Heimat. Grzimek moderierte aus dem Studio hinter einem Tisch sitzend seine Tierfilme an und hatte dabei oft einen Affen auf dem Tisch, einen Geparden im Arm oder eine Schlange um den Hals. Er stellte alle erdenklichen Arten von Tieren vor, berichtete außerdem über fremde Völker, zeigte Filme von Maulwürfen, Zwergmäusen und Vogelspinnen, vor allem aber ging es ihm um große Tiere, wilde Tiere, die von den Menschen als Bedrohung empfunden würden, in Wirklichkeit aber selbst bedroht seien. Durch die Auftritte im Studio führte er ihren grundsätzlich freundlichen Charakter vor. Tiere waren prinzipiell »possierlich«. Da die Sendung live ausgestrahlt wurde, hätte theoretisch alles Mögliche passieren können, doch das Schlimmste, was einmal passierte, war, dass ein Affe seinem Bedürfnis nachging und es auf Grzimeks Jackett hinterließ und allenfalls mal eine Ansagerin, die damals noch mit im gleichen Studio saß, nervös wurde, weil ihr ein Pinselschwein ums Bein strich.

Grzimek vermittelte deutschen Fernsehschauern ein enormes Wissen über Tiere, die sie vorher im besten Fall hätten identifizieren können: Wie ernähren sie sich, wie leben sie? Und wie können sie überleben? Und Grzimek hatte immer ein Anliegen. Er war ein entschlossener Kämpfer für die Umwelt, für den Naturschutz und für den Erhalt bedrohter Arten und damit ein Vorreiter der späteren Umweltschutzbewegungen. Trotz seines einschläfernd ruhigen Tonfalls hielt er ergreifende Plädoyers gegen die Abholzung der Regenwälder, gegen Massentierhaltung, gegen Pelzmäntel („Der einzige, der einen Ozelotpelz wirklich braucht, ist ein Ozelot“) und Tierledertaschen, gegen Stierkampf, gegen die Verschmutzung der Luft und der Flüsse, und — zum Unmut der katholischen Kirche — für Familienplanung und Verhütung, denn zu viele Menschen auf der Erde bedeuteten zu wenig Lebensraum für bedrohte Tiere.

Grzimek war es auch, der den Ostafrikatourismus ankurbelte, damit die dortigen Nationalparks das Geld einnähmen, das sie für ihre Erhaltung benötigten. Grzimek erzählte einfach in seiner Sendung, man könne neuerdings Pauschalreisen in diese Gebiete buchen. Das war zwar gelogen, doch weil mehrere Touristikunternehmen daraufhin befürchteten, einen Trend zu verschlafen, den gerade einer ihrer Konkurrenten erkannt habe, boten sie solche Reisen wenig später tatsächlich an.

Grzimek sprach seine Zuschauer als „Freunde“ an (seine Begrüßungsfloskel lautete immer: „Guten Abend, meine lieben Freunde“), und alle wurden es tatsächlich. Es gelang ihm, ein großes Publikum erstmals für Natur und Tiere zu interessieren und es über drei Jahrzehnte zu fesseln. Der Erfolg ließ sich nicht nur an der Einschaltquote messen: Grzimek sammelte über 30 Millionen DM an Spenden für den Naturschutz und ermöglichte u. a. die Umwandlung des kenianischen Meru-Gebiets in einen Nationalpark. Bundeskanzler Willy Brandt ernannte Grzimek 1970 zum Bundesbeauftragten für Naturschutz, Grzimek trat jedoch bald zurück, weil er über wenige Befugnisse verfügte und seine Popularität nicht einer Partei als Werbemaßnahme überlassen wollte.

Grzimek gehörte seinerzeit zu den meistparodierten Prominenten. Am berühmtesten ist Loriots Sketch von 1976, in dem er als Grzimek alles über die Steinlaus verrät. Loriot imitierte den typischen nasalen Tonfall und seine Art zu atmen perfekt. Auch seine Maske war so gut, dass sogar Grzimek ein Bild des verkleideten Loriot für ein Foto von sich selbst gehalten haben soll. Die Steinlaus (Petrophaga lorioti) fand 1983 Eingang in das medizinische Wörterbuch „Pschyrembel“.

Die Premierensendung trug noch den Titel Ein Platz für wilde Tiere, angelehnt an den Dokumentarfilm „Kein Platz für wilde Tiere“, den Bernhard Grzimek kurz zuvor gemeinsam mit seinem Sohn Michael gedreht hatte. Michael Grzimek kam drei Jahre später während der Arbeit an dem Kinofilm „Serengeti darf nicht sterben“, für den sein Vater einen Oscar erhielt, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Die Fernsehreihe lief von Beginn an im Hauptabendprogramm, die Folgen dauerten jedoch anfangs nicht länger als 15 Minuten. Parallel zur Beliebtheit Grzimeks und seiner Reihe wurde die Sendezeit schrittweise auf 45 Minuten ausgedehnt. Sie lief an wechselnden Wochentagen, erst mit Beginn der 70er-Jahre rückte sie fest auf den Dienstag um 20.15 Uhr. Die Reihe brachte es auf 175 Folgen. Ihr Produzent war Martin Jente. Nach Grzimeks Tod wurde sie eingestellt, dafür durfte Wunder der Erde vom Hessen Fernsehen ins Erste wechseln.

Vorbild für die Sendung war die US-Reihe „Zoo Parade“ mit Marlin Perkins, dessen spätere Reihe Im Reich der wilden Tiere auch in Deutschland gezeigt wurde. Schon drei Jahre vor dem Start von Ein Platz für Tiere waren Tierfilme von Heinz Sielmann im Fernsehen gelaufen.

Eine himmlische Familie

Donnerstag, 8. Februar 2007, 17:01

1999–2007 (Vox). 243-tlg. US-Familienserie von Branda Hampton („7th Heaven“; 1996–2007).

Der Gemeindepfarrer Eric Camden (Stephen Collins) und seine Frau Annie (Catherine Hicks), eine Hausfrau, führen mit ihren fünf Kindern – Matt (Barry Watson), Mary (Jessica Biel), Lucy (Beverly Mitchell), Simon (David Gallagher) und Ruthie (Mackenzie Rosman) – sowie Hund Happy ein ganz normales Familienleben voller Wärme und Harmonie in der romantischen Kleinstadt Glen Oak. Matt, der Älteste, ist zu Beginn der Serie 16, Ruthie ist mit fünf Jahren die Jüngste. In der dritten Staffel werden noch die Zwillinge David (Nikolas Prino) und Samuel (Lorenzo Prino) als Kinder Nummer sechs und sieben geboren.

Als Pfarrer und vielfacher Familienvater kommt Eric ständig mit den Problemen von Jugendlichen in Berührung: Gewalt, Verbrechen, Drogen, Alkoholismus, Freunde, Freundinnen und Schwangerschaften. Eine solche führt am Ende der achten Staffel zu einem weiteren Familienzuwachs: Mary, inzwischen Stewardess, heiratet Carlos (Carlos Ponce) und bekommt ein Baby. Außerdem quartiert sich der Fremde Martin (Tyler Hoechlin), dessen Vater mit der Marine im Irak ist, kurzerhand bei den Camdens ein. Matt hat vorher schon spontan die Jüdin Sarah Glass (Sarah Danielle Madison) geheiratet. Er geht vorübergehend nach New York, um Medizin zu studieren. Lucy tritt ebenfalls in den Kirchendienst ein. Ihr Freund ist Kevin Kinkurk (George Stults), den sie später heiratet. Und Simon hat als erstes Familienmitglied schon vor der Ehe Sex, was in dieser Familie wirklich ein dicker Hund ist.

Produzent der Serie war Aaron Spelling, in dessen vorherigen Serien (z. B. Beverly Hills, 90210) es um wenig anderes als vorehelichen Sex ging.
Die einstündigen Folgen liefen werktags nachmittags mit großem Erfolg, weshalb Vox die vierte Staffel im Herbst 2000 in die Primetime am Dienstag um 20.15 Uhr verlegte. Das glückte aber nicht wie gewollt, und so lief schon die fünfte Staffel wieder nachmittags. Der dortige Erfolg hielt noch etliche Jahre an.

Enterprise

Dienstag, 19. Dezember 2006, 23:12

2003–2006 (Sat.1). 98-tlg. US-Science-Fiction-Serie von Rick Berman und Brannon Braga („Enterprise“; 2001–2005).

In der Mitte des 22. Jahrhunderts, 150 Jahre vor Captain Kirk, stecken die intergalaktischen Forschungsarbeiten noch in den Kinderschuhen. Der Warp-Antrieb, der Reisen mit Lichtgeschwindigkeit erlaubte, wurde kurz nach dem Dritten Weltkrieg erfunden, genauer: im Jahr 2063. Durch ihn wurden die Vulkanier auf die Menschen aufmerksam. Inzwischen sind wir bei Warp 5, an dessen Entwicklung der Vater von Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) mitgearbeitet hat, der nun das Kommando über das Raumschiff Enterprise NX-01 führt. Die wichtigsten Mitglieder der 80 köpfigen Crew sind die vulkanische Unteroffizierin T’Pol (Jolene Blalock), der geniale denobulanische Arzt Dr. Phlox (John Billingsley), Lieutenant Malcolm Reed (Dominic Keating), Steuermann Travis Mayweather (Anthony „A.T.“ Montgomery), Kommunikationsoffizierin Hoshi Sato (Linda Park) und Chefingenieur Lieutenant Commander Charlie Tucker III. (Connor Trinneer). Gemeinsam leisten sie Pionierarbeit im All, erforschen fremde Galaxien und kämpfen gegen böse Außerirdische, vornehmlich die Suliban. Mit an Bord ist auch Archers Hund, der Beagle Porthos.

Die fünfte Serie aus der Star-Trek-Reihe war chronologisch die erste – zeitlich vor dem Original angesiedelt. Da das Original Raumschiff Enterprise aber schon 30 Jahre vorher gedreht wurde, war es wenig verwunderlich, dass hier trotzdem die Technik fortschrittlicher und die Außerirdischen außerirdischer aussahen.

Die einstündigen Folgen liefen erst freitags um 20.15 Uhr, gegen Ende der ersten Staffel zusätzlich samstags um 19.15 Uhr und seit Ende der zweiten Staffel nur noch samstags und sonntags am Nachmittag. Den Titelsong „Faith of the Heart“ singt Russell Watson. Die Wahl dieses schnulzigen Rock-Titels ist mindestens ebenso erstaunlich wie die von Scott Bakula (Zurück in die Vergangenheit) als Darsteller des Captains. In Deutschland erreichte dieses sehr amerikanische Enterprise nicht annähernd den Erfolg seiner Vorgänger.

Die Serie ist komplett auf DVD erschienen.

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