Sind Sie leicht zu ködern? – JA! JA! JA! JA! JA!
Ja, ich gestehe: Auch ich bin auf den billigen Trick hereingefallen. Auf die plumpe Suggestion, im RTL-Magazin Extra könne man etwas erfahren.
Gegen 23.13 Uhr erfuhren 8,66 Millionen Zuschauer der Show Ich bin Star – holt mich raus! (und die Moderatoren wohl auch erst Momente vorher), dass an diesem Abend auf das Zuschauervotum hin niemand das Dschungelcamp verlassen müsse, weil ein Star freiwillig gehen wolle. Kein Hinweis darauf, wer. Aber ein Hinweis darauf, man würde sich gleich in Extra noch mal melden.
6,57 Millionen Deutsche guckten sich also auch noch Extra an. Ich auch. Und wir alle sind selbst schuld. Denn wenn es etwas gibt, das man aus der mittlerweile 17-jährigen Geschichte des Magazins gelernt haben müsste, dann dass man dort noch nie irgendetwas erfahren hat.
SOKO 5113
Seit 1978 (ZDF). Dt. Krimiserie von Hasso Plötze nach dem Buch von Dieter Schenk.
Die Sonderkommission 5113 befasst sich hauptsächlich mit Rauschgiftdelikten, später auch mit Raub, Mord, Totschlag, Entführungen, Menschenhandel und allem anderen, was Verbrecher so veranstalten.. Kriminalhauptkommissar Karl Göttmann (Werner Kreindl) leitet die SOKO, er ist ein fürsorglicher und bei Bedarf strenger Chef. Seine Mitarbeiter sind anfangs der biedere Horst Schickl (Wilfried Klaus), Renate Burger (Ingrid Fröhlich), Heinz Flock (Hans Dieter Trayer), Dieter Herle (Diether Krebs) und der junge Fred Leß (Bernd Herzsprung), der zunächst noch in der Polizeiausbildung ist und bei der SOKO Station macht, dann aber dort bleibt. Die Zusammensetzung der SOKO ändert sich in den folgenden Jahrzehnten oft. Flock und Burger sind noch vor Ablauf eines halben Jahres weg, andere Kollegen gehören nur für kurze Zeit dazu: Rechlin (Hartmut Becker; 1978), Neubert (Tilo Prückner; 1978), „Django“ Nußbaumer (Giovanni Früh; 1980–1983), Katrin Rieger (Benita Rinne; 1984–1985), Bärbel Mattner (Sabine Kaack; 1984–1987), Mascha Brandner (Verena Mayr; 1987) und Ricarda Larenzi (Jutta Schmuttermaier; 1997).
Im Herbst 1980 kommt Anna Herbst (Ingeborg Schöner) dazu, Anfang 1983 „Wolle“ Blaschke (Peter Seum). Er wird im Oktober 1984 bei einem Undercover-Einsatz versehentlich erschossen, weil ein Polizist nicht Bescheid wusste. Anna gibt sich die Schuld daran und lässt sich ins Vermisstendezernat versetzen. Sie bleibt mit ihren Ex-Kollegen jedoch eng verbunden. Schickl und sie sind mittlerweile ein Paar und heiraten. Zwischenstand: Göttmann, Schickl, Herle, Leß, Mattner.
Herle, an sich ein guter Polizist, hat privat mit hohen Schulden zu kämpfen. Dadurch driftet er ins kriminelle Milieu ab. Im Juni 1986 findet er an einem Tatort den Geldkoffer eines Drogendealers und setzt sich damit in die Schweiz ab (das Drehbuch zu dieser Folge schrieb Diether Krebs selbst). Als Ersatz für Herle engagiert Göttmann Anfang 1987 Jürgen Sudmann (Heinz Baumann), einen Ex-BKA-Beamten, dessen Tarnung aufgeflogen war. Sudmann ist ein großer, kauziger Lebemann, der den Job gerade so ernst nimmt, wie es unbedingt sein muss. Der deutlich verbissenere Schickl und er werden Freunde. Im folgenden Jahr kommt die junge und motivierte Lizzy Berger (Olivia Pascal) vom Vermisstendezernat zur SOKO und bildet nun mit dem etwas draufgängerischen Leß ein Team. Neuer Zwischenstand: Göttmann, Schickl, Sudmann, Leß, Berger. Vier Jahre lang bleibt die Zusammensetzung unverändert. Sie gehören zu den erfolgreichsten und prägendsten Jahren der SOKO 5113.
Im Herbst 1992 wird Leß in den Innendienst befördert, und Manfred „Manne“ Brand (Hartmut Schreier) rückt nach. Wenige Wochen später erhalten die Kollegen die Nachricht, dass Karl Göttmann an einem Herzinfarkt gestorben ist (Hauptdarsteller Kreindl war im Juni 1992 überraschend einem Herzinfarkt erlegen). Sein langjähriger Stellvertreter Schickl wird zum neuen Leiter der Sonderkommission ernannt. Sie besteht ab jetzt nur noch aus vier Personen. Ein Jahr später quittiert Sudmann den Dienst, um eine Millionärin zu heiraten und Privatdetektiv zu werden (Heinz Baumann bekam seine eigene Serie, Solo für Sudmann, schaute aber noch eine Weile für gelegentliche Gastauftritte bei den Ex-Kollegen herein). Theo Renner (Michel Guillaume) kommt neu dazu. Das Herrentrio Schickl, Brand und Renner hat von nun an 15 Jahre Bestand, nur die ergänzende Dame wechselt gelegentlich.
Anfang 1997 wird Lizzy Berger Mutter und kündigt, um sich fortan um ihr Kind zu kümmern. Ihre Nachfolgerin Maja Cramer (Cay Helmich) wird im Mai 2000 im Dienst erschossen und von Susanne von Hagenberg (Christine Döring) ersetzt, die immerhin sechs Jahre bleibt, bevor sie zu Europol wechselt. Die junge Bundespolizistin Katharina Hahn (Bianca Hein) kehrt von einem Einsatz in Afghanistan zurück und erhält ihre Stelle.
Zwischenstand: Schickl, Brand, Renner, Hahn.
Natürlich verschleißt die SOKO im Lauf der Zeit auch mehrere Vorgesetzte: Kriminaldirektor Stanelle (Hans Schulze), Oberamtmann Kraske (Joachim Wichmann), Kriminaldirektor Dr. Dietl (Franz Rudnick) und Dr. Evelyn Kreiner (Ilona Grübel).
Schickl, der als Letzter von Anfang an dabei ist, geht im Frühjahr 2008 nach mehr als 30 Jahren so spektakulär wie unauffällig in den Ruhestand. In seinem letzten Fall legt er sich mit einer Menschenhändlerbande an, die jedoch nicht völlig ausgeschaltet werden kann. Aus Angst um sein Leben täuscht er seine Ermordung vor, um sich mit seiner Frau Anna und seinem alten Freund Jürgen Sudmann im Ausland unter falschem Namen zur Ruhe zu setzen. Neben Sudmann, der bis dahin in einem Altersheim lebt, haben auch mehrere andere Ex-SOKO-Mitglieder längere Gastauftritte: Lizzy Berger leitet jetzt eine Hilfsorganisation und wird im Zusammenhang mit dem Fall erschossen. Fred Leß ist beim Innenministerium, und Susanne von Hagenberg leitet bei Europol das Referat Osteuropa, weshalb beide mitermitteln. Dieser letzte Fall, „Die Akte Göttmann“, schreibt nebenbei im Nachhinein die komplette SOKO-Geschichte der vergangenen Jahrzehnte neu: Es kommt heraus, dass Karl Göttmann nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern von einem Verräter ermordet wurde, ein Maulwurf, der 15 Jahre lang interne Informationen an die Menschenhändler geliefert hat. Als dieser Maulwurf und Mörder von Karl Göttmann entpuppt sich ausgerechnet Fred Leß, der zu Beginn der Serie 30 Jahre zuvor als „Durchläufer“ die zentrale Figur von SOKO 5113 war.
Im Oktober 2008 tritt Arthur Bauer (Gerd Silberbauer) als neuer SOKO-Chef seinen Dienst an.
Die Serie basierte anfangs auf den Erinnerungen des Gießener Kripochefs und späteren Kriminaldirektors im BKA Dieter Schenk, die er in dem Buch „Der Durchläufer“ veröffentlichte. Er schrieb bis 1986 auch etliche Episodendrehbücher und blieb der Serie danach als Berater erhalten. Schenk hob hervor, dass seine Ermittler keine unfehlbaren Alleingänger seien, sondern teamfähige, normale Menschen, und legte großen Wert auf eine realistische Darstellung der Polizeiarbeit und kriminaltaktische Richtigkeit, aber nicht darauf, dass es im wahren Leben gar keine dauerhaft amtierende Sonderkommission gibt, sondern Sonderkommissionen immer nur für besondere Fälle zusammengestellt werden. Daher ja der Name. Die Zahl 5113 (sprich: einundfünfzig dreizehn) war die Telefondurchwahl des SOKO-Chefs.
Bevor es allgemein üblich wurde, im Vorspann die Namen der Hauptdarsteller einzublenden, waren bei SOKO 5113 über viele Jahre nur die Rollennamen nebst abgekürzten Dienstgraden zu sehen. So erfuhr man (während ohne Unterlass jemand vor einem Auto davonlief), dass es sich z. B. um KHK Göttmann, KOK Schickl, KHK Sudmann, KOM Leß und KK Berger handelte. Was diese Abkürzungen bedeuteten, musste man schon selbst herausfinden (Kriminalhauptkommissar, Kriminaloberkommissar, Kriminalobermeister, Kriminalkommissar usw.). Schickl wurde später vom KOK zum KHK befördert.
Anlässlich seiner 25‑jährigen SOKO-Zugehörigkeit ernannte die Stiftung der Deutschen Polizeigewerkschaft 2003 Wilfried Klaus 2003 zum Ehrenkommissar, und das ZDF spendierte eine ganz besondere Folge. Zum Dienstjubiläum schenken die Kollegen Schickl ausgerechnet einen Kriminalroman, „Das Geheimnis von Blandford Castle“. Schickl beginnt zu lesen und versetzt sich und seine Mitarbeiter in die Handlung hinein. Die Hauptdarsteller Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Michel Guillaume, Christine Döring, Franz Rudnick und Ingeborg Schöner agieren in völlig anderen Rollen im England des Jahres 1932, wo sie in einem alten Schloss den Mord an einem Lord aufklären müssen.
Erster Regisseur der Serie war Ulrich Stark (55 Folgen), ihm folgte Kai Borsche (65 Folgen), danach wechselten sich verschiedene Regisseure ab. Arpad Bondy hatte die Titelmusik komponiert.
Die Serie wurde ein Dauerbrenner im Vorabendprogramm und zog ab 2001 weitere „SOKO„-Serien nach sich. Die 32 Folgen der ersten beiden Staffeln waren je eine halbe Stunde lang, alle weiteren dauerten eine Stunde und liefen an wechselnden Wochentagen gegen 17.50 Uhr. Trotz des enormen Erfolgs hatte der langjährige Hauptdarsteller Kreindl eine Verlegung in die Primetime immer abgelehnt. Einzelne Langfolgen, die samstags oder sonntags um 20.15 Uhr liefen, sowie eine Jubiläumsfolge, die auf dem begehrten Freitagskrimiplatz um 20.15 Uhr zu sehen war, zeigten jedoch, dass die SOKO auch zur Hauptsendezeit hervorragende Einschaltquoten erzielte. Fast 400 Folgen wurden inzwischen gezeigt.
Sonja
1997–2001 (Sat.1). Werktägliche einstündige Talkshow mit Sonja Zietlow.
Zietlow stellte von ihrem Platz im Publikum aus fast so harte Fragen wie Birte Karalus, produzierte aber deutlich weniger Skandale und trotzdem, vor allem anfangs, sehr hohe Quoten. Zu den krasseren Themen gehörten „Ihr seid doch der Abschaum unserer Gesellschaft“ und „Ich werde dein Leben zerstören wie du meines“ (beide 1999). Nicht ganz untypisch für ihre Sendung war die Szene in der Sendung „Sonja hilf mir! Ich habe keine Freunde“, in der die Putzfrau Ellen auftrat, die klagte, dass sie auf offener Straße als Hure beschimpft werde. Nun natürlich nicht nur auf offener Straße, sondern auch im Fernsehen. Der Debattenbeitrag einer Bekannten namens Uschi lautete: „Du verlogenes Dreckstück, wenn du schon dein Maul aufmachst! Alles, was du erzählst, ist nur Scheiße. Der Dreck auf der Straße ist mehr wert als du.“ Weitere Äußerungen wurden vom Sender mit Pieptönen unkenntlich gemacht.
Wegen der Sendung „Hilfe, mein Kind schlägt mich“ vom 25. April 1997 verhängte die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt ein Bußgeld in Höhe von 100 000 DM gegen Sat.1. „In der Sendung wurde ein ca. elfjähriges Mädchen als Talkgast von der eigenen Mutter, vom Studiopublikum und auch von der Moderatorin angegriffen und sichtlich in die Enge getrieben“, hieß es in der Begründung. Ein Gutachten einer Pädagogik- und Psychologieexpertin habe ergeben, dass die Sendung Kinder und Jugendliche beeinträchtige. Die Medienwächter ermahnten die Sender daraufhin „nachdrücklich“, ihrer Pflicht zur „verantwortlichen Programmgestaltung“ nachzukommen.
Sonja füllte die Mittagslücke und ermöglichte es dem deutschen Fernsehpublikum erstmals, werktags sechs Stunden Daily Talk am Stück zu sehen, von 11.00 bis 17.00 Uhr auf RTL, Pro Sieben und Sat.1. Rund 800 Ausgaben liefen mittags um 13.00 Uhr, dann verließ Zietlow — bei gesunkenen, aber immer noch verhältnismäßig ordentlichen Quoten — Sat.1, um das Quiz Der Schwächste fliegt bei RTL zu moderieren. Ihren Talkplatz übernahm Britt.
Spieglein, Spieglein
2008 (Vox). Doku-Soap über Menschen, denen das Selbstbewusstsein fehlt, mit ihrem Äußeren zufrieden zu sein.
Einen Monat nach dem Flop der ähnlich ausgerichteten ARD-Show Bruce – Eure Styling-Show begann auch Vox damit, Menschen mit der Kamera zu begleiten, während diese von Kosmetikern, Diätberater, Stylisten und sogar Chirurgen optisch „aufgewertet“ werden.
Die einstündigen Folgen der von Focus TV produzierten Reihe liefen eine Woche lang um 17.00 Uhr und dann werktags um 14.00 Uhr. Insgesamt überlebte die Reihe zwei Wochen länger als Bruce.
Sportschau
1961 (ARD 2); seit 1961 (ARD). Heiliges Sportmagazin am Wochenende mit Berichten über Handballländerspiele der Frauen, Amateurstraßenrennen, Rudern, die Europameisterschaft der Sandbahnfahrer und Trabrennen, nach dem Ende der Sommerpause auch über Fußball.
Die Sportschau hatte ihre Premiere am 4. Juni 1961, mitten in der fußballfreien Zeit. Die oben genannten Themen waren der Inhalt dieser ersten Sendung, die von Ernst Huberty moderiert wurde. Das ZDF gab es damals noch nicht, dennoch war die Sportschau nicht konkurrenzlos. Sie lief anfangs im Zweiten Programm der ARD, das es bis zum Start des Zweiten Deutschen Fernsehens gab, und zwar sonntags um 21.30 Uhr. Um 22.45 Uhr wurde die halbstündige Sendung im Ersten wiederholt. Nach neun Wochen kamen Ausschnitte aus Fußballspielen hinzu, das erste Spiel war Altona 93 gegen Tasmania Berlin. Die Bundesliga war noch nicht gegründet. Noch im gleichen Jahr wurde der Sendeplatz im Ersten auf 19.30 Uhr vorverlegt. Die zusätzliche Ausstrahlung in ARD 2 fand weiterhin statt.
Zur Reportermannschaft der ersten Stunde gehörten neben Huberty Adolf „Adi“ Furler, Günther Siefarth, Dieter Adler, Sammy Drechsel, Herbert Zimmermann, Heinz Eil, Harry Valérien, Armin Basche, Wim Thoelke, Rolf Kramer, Kurt Lavall, Gerd Krämer und Oskar Klose (einige von ihnen gründeten zwei Jahre später Das aktuelle Sport-Studio im ZDF). Zustande kam die Sendung auf Initiative von Robert Lembke, dem damaligen Sportkoordinator der ARD. Gesendet wurde aus Köln, verantwortlich war der WDR-Sportchef Hugo Morero.
1963 wurde die Fußballbundesliga gegründet, am 3. April 1965 gab es die Sportschau erstmals samstags mit sehr ausführlichen Bundesligaberichten, jetzt 45 Minuten lang. Sendebeginn war 17.45 Uhr, zeitgleich mit dem Schlusspfiff in den Stadien, wo die Spiele damals noch um 16.00 Uhr begannen. Um eine zeitnahe Ausstrahlung der Berichte zu ermöglichen, wurden Hubschrauber und Motorradkuriere eingesetzt, die während der Spiele mehrfach das bis dahin gedrehte Material ins nächstgelegene Funkhaus transportierten, wo es entwickelt und geschnitten wurde. Mit der Bundesliga wurde die Sportschau zur Instanz. Deutsche Männer durften am frühen Samstagabend nicht gestört werden. Um keinen Preis. Überliefert ist die Geschichte des Sportschau-Mörders: Ein Mann erdrosselte seine Frau im Affekt mit einem Staubsaugerschlauch, nachdem sie während der Sportschau direkt neben dem Fernseher angefangen hatte zu saugen.
Die Sportschau zeigte jeweils Ausschnitte aus drei, maximal vier Spielen, die schon im Vorfeld als „Spitzenspiele“ festgelegt worden waren. In den anderen Stadien waren gar keine Kameras, was zur Folge haben konnte, dass die langweiligen oder torlosen Spiele gezeigt wurden, während in den anderen Partien die Post abging. Die Ergebnisse der übrigen Spiele wurden lediglich vermeldet, die Tabelle gezeigt, dann folgte meistens noch ein Ausschnitt aus einem Zweitligaspiel, anschließend Kurzberichte über die weiteren Sportereignisse des Tages: Handball, Volleyball, Basketball, Rhythmische Sportgymnastik, Tischtennis, Schwimmen, Reiten. Wenn Adi Furler auftrat, konnten Pferde nicht weit sein.
Der Beginn der Samstagssendung wurde noch mehrmals um einige Minuten hin- und hergeschoben, befand sich aber immer in unmittelbarer Nähe zu 18.00 Uhr. Ab 1971 war die Sportschau auch wieder sonntags da, weitere Ausgaben folgten am Freitagabend mit den Berichten über die Freitagsspiele der Fußballbundesliga sowie an weiteren Werktagen in den „englischen Wochen“, wenn auch dienstags und mittwochs gespielt wurde. 1971 erfand Huberty das „Tor des Monats“, das fortan einmal im Monat sonntags aus mehreren Vorschlägen von den Fernsehzuschauern per Postkartenabstimmung gewählt wurde.
Huberty, Furler und Adler blieben über Jahrzehnte Aushängeschilder der Samstagsausgabe, es kamen noch Werner Zimmer und Hans-Joachim Rauschenbach dazu, in den 70er-Jahren Eberhard Stanjek und Klaus Schwarze und in den 80er-Jahren Heribert Faßbender, Jörg Wontorra, Manfred Vorderwülbecke und Gerd Rubenbauer. Huberty musste 1982 wegen einer ungeklärten Spesenaffäre gehen, Faßbender wurde sein Nachfolger. Furler trat erst 1995 nach 5000 Sendungen (inklusive Sonntags- und Wochenendausgaben) ab.
Der lange Zeit unverrückbare Status der Sportschau drohte zum ersten Mal 1988 ins Wanken zu geraten. Das Privatfernsehen begann sich für die immer teurer werdenden Rechte an der Fußballbundesliga zu interessieren, und RTL startete seine eigene Fußballshow Anpfiff, die jedoch nur über einen Teil der Erstausstrahlungsrechte verfügte und der Sportschau nichts anhaben konnte, die ebenfalls weiterhin bewegte Bilder zeigte. Erst 1992 wurde die Sportschau – was Fußball anging – bedeutungslos: Sat.1 hielt jetzt die Erstausstrahlungsrechte exklusiv und setzte der Sportschau eine große Show namens ran entgegen, in der erstmals alle Spiele gezeigt wurden.
Das, was von der Sportschau übrig geblieben war, vermeldete nun schon wenige Minuten nach Spielende die Ergebnisse und zeigte später einige Standbilder. Andere Sportarten rückten zwangsläufig wieder in den Vordergrund. Während dieser zuschauerarmen Phase geschah das Unglaubliche: Eine Frau moderierte die Sportschau! Es war das Jahr 1999, und vor Anne Will hatte dies tatsächlich keine Frau tun dürfen. Auch die Zeit von Waldemar Hartmann als Moderator fiel in diese Phase. Um den berühmten Sendetitel am Leben zu erhalten, wurden nun Live-Übertragungen sportlicher Ereignisse unter dem Titel Sportschau live oder Sportschau extra gesendet.
2003 wurden Sat.1 die Rechte zu teuer, und die Bundesliga kehrte zurück ins Erste und damit in die komplett modernisierte, jetzt 90‑minütige Sportschau, die eher wie ein leicht überarbeitetes ran als wie eine generalüberholte Sportschau wirkte. Als Moderatoren wechselten sich jetzt Gerhard Delling und Reinhold Beckmann ab, ab 2004 auch Monica Lierhaus. Beckmann und Lierhaus hatten bereits ran moderiert.
Auch in der ARD gab es nun alle Spiele des Tages, dazu Statistiken, Gewinnspiele, Interviews, plakative Überschriften („Die Abrechnung!“) und Werbepausen. Im Verhältnis zur Gesamtsendezeit nahmen die Fußballberichte jedoch einen höheren Stellenwert ein als zuvor in Sat.1. Die Zuschauer dankten es der ARD, der Erfolg kehrte zurück, die Einschaltquoten der Sportschau übertrafen die der letzten Jahre von ran problemlos.
Star der Show: Lebe deine Woche!
Zwei neue Shows begannen heute um 21.15 Uhr zeitgleich im deutschen Privatfernsehen: Die Show der Woche, ein Wochenrückblick bei RTL, und Lebe deinen Star!, eine Doppelgänger-Meisterschaft in Sat.1.
Ein Hin- und Herschalt-Protokoll.
21.13 Uhr: Gleich geht’s los. Die RTL-Show mit Oliver Geissen mag ich jetzt schon lieber, denn sie ist nach 75 Minuten vorbei. Im Ernst, Sat.1, drei Stunden???
21.15 Uhr, Sat.1: Die Ankündigung im Vorspann der Double-Show verspricht u.a. Amy Winehouse und Tina Turner auf einer Bühne. Geht’s wirklich um Doppelgänger oder darum, wer die meisten Vögel in seiner Frisur verstecken kann?
21.16 Uhr, Sat.1: Hella von Sinnen hat ordentlich abgenommen. Oder wer ist die blonde Frau, die neben Hugo Egon Balder moderiert? Ach so, Mirjam Weichselbraun. Von mir aus.
21.17 Uhr, RTL: Geissen zeigt lustige Pannenvideos. Ein Hochspringer scheitert. Hahahahahaha! Vielleicht ist das bei RTL die Double-Show, und nicht die in Sat.1. Sieht zumindest bis jetzt wie die Kopie von tausend anderen Shows aus.
21.20 Uhr, Sat.1: Verona Pooth. Die echte. Und der echte Sohn von Art Garfunkel, der spricht, als ernähre er sich ausschließlich von Helium. Dann ein Film über ABBA. Balder doubelt seine eigenen Hit-Giganten.
21.22 Uhr, RTL: Thema ist der Gewichtheber Matthias Steiner und sein bewegender Olympiasieg. Ach so, die Show der Woche ist gar kein Rückblick auf die aktuelle Woche, sondern auf irgendeine.
21.24 Uhr, RTL: Matthias Steiner kommt zum persönlichen Talk. Ich verstehe: Jauchs Jahresrückblick kommt jetzt wöchentlich mit Geissen. Vielleicht muss Jauch dann am Jahresende nur noch das Beste aus der Geissen-Show zeigen.
21.25 Uhr, Sat.1: ABBA-Doppelgänger treten auf. Ah, die Show ist also ein Double der Rudi Carrell Show.
Es gibt leider überhaupt keine schönen, interessanten, aufregenden, aussagekräftigen oder unterhaltsamen Bilder aus einer der beiden Shows. Sehen Sie stattdessen Wassertiere. Tiere gehen ja immer.
21.27 Uhr, RTL: Niedlichkeitsoffensive. Ein Kind stellt Passanten Fragen aus dem Einbürgerungstest. Schnell weg.
21.28 Uhr, Sat.1: Mirjam Weichselbraun zu einem ABBA-B: „Du hast ja mehr Haare auf der Brust als Hugo auf dem Kopf.“ Schnell zurück zu dem niedlichen Kind.
21.29 Uhr, RTL: Zu spät. Jetzt geht’s schon um zwei Leute, die eine Woche in einem leeren Raum verbringen und sich ausschließlich kostenlos übers Internet ernähren müssen. Man kann der Show nicht vorwerfen, sie würde jedes Thema zu lange zerreden.
21.32 Uhr, Sat.1: Der Vorspann von Der Prinz von Bel-Air läuft. Cool! Ich bleibe dran.
21.32 Uhr, Sat.1: Pech, es ist wieder nur so ein Einführungsfilm für ein Will-Smith-Double. Aber erst Werbung.
21.34 Uhr, RTL: Zwei Menschen in einem leeren Zimmer sitzen vor einem Computer, öden sich an und sind gereizt. Laaangweilig!
21.37 Uhr, Vox: Werbung für die Kocharena. Aber das ist heute nicht das Thema.
21.38 Uhr, RTL: Matthias Steiner sitzt noch zum Talk da. Sehr sympathischer Mann. Dann Klatsch und Tratsch der Woche in einem auf lustig gemachten Einspielfilm. Und Pol Pot Paul Potts bei The Dome.
21.40 Uhr, Sat.1: Es geht weiter. Der falsche Will Smith erinnert tatsächlich ein bisschen an Will Smith. Vielleicht habe ich mir vorhin nur eingebildet, dass ABBA nicht die geringste Ähnlichkeit mit ABBA hatte. Dann singt der falsche Will Smith und klingt nicht im Geringsten wie Will Smith. Da klang Falsch-ABBA dem Original schon ähnlicher. Aber für mich hören sich auch alle Weißen gleich an.
21.43 Uhr, RTL: Kaya Yanar erzählt Witze. Sind auch nicht unbedingt aus der aktuellen Woche, aber deutlich frischer als die von Mario Barth, der sonst so oft auf diesem Sendeplatz zu sehen ist.
21.46 Uhr, Sat.1: Jeanette Biedermann ist auch da. Die echte. Sie sitzt auf der Couch, um mit Balder alles zu zerreden. Hat die gleiche Stimmlage wie James Garfunkel. Als beide miteinander sprechen, hört man keinen Unterschied.
21.47 Uhr, RTL: Ist RTL jetzt werbefrei? Lustig, wenn man sich über übel platzierte Werbeblöcke mitten in Spielhandlung beschwert, heißt es immer, man sei gesetzlich sehr eingeschränkt in der zeitlichen Platzierung der Werbung. In so einer Freitagabendshow kann man den Block aber wohl erst bequem nach 33 Minuten senden, oder wann immer man Bock hat.
21.48 Uhr, RTL: Nämlich jetzt.
21.50 Uhr, Sat.1: Das Udo-Lindenberg-Double sieht aus wie Udo Lindenberg, aber das ist ja nicht schwer. Er klingt auch wie Udo Lindenberg. Aber das ist ja auch nicht schwer. In der Imitatorenschule ist Udo normalerweise Lektion 1, zum Warmwerden.
21.55 Uhr, Sat.1: Verona Pooth: „Überlegt mal, ihr sucht ein Double für mich! Was macht ihr denn dann? … Warum lacht ihr denn jetzt alle?“ Dann Werbung.
21.57 Uhr, RTL: „Gimmick der Woche“: Kaya und Oli testen zwei Massagestühle eines amerikanischen Shoppingsenders. Ich bekomme nur noch den Rest mit. Man muss wohl dabei gewesen sein.
21.59 Uhr, RTL: Die Kinocharts der Woche. Clips aus den erfolgreichsten Filmen. Ja… Ein bisschen wie Fernsehen der 80er mit Sabine Sauer. Wirkt komisch, aber warum nicht?
22.00 Uhr, RTL: Pierce Brosnan singt „Mamma Mia“ auf Platz 3. Darum nicht!
22.02 Uhr, RTL: Geissen, Yanar und Steiner sitzen auf einer Couchecke und reden über die gerade gesehenen Clips. Irgendwo habe ich auch dieses Konzept schon mal gesehen.
22.03 Uhr, RTL: Fantastisches Jubiläum: 50 Jahre Radarfalle! Diese Fernsehleute berichten über dieselben weltbewegenden Themen wie die Morningshows im Radio.
22.04 Uhr, RTL: Versteckte Kamera: Eine eigens installierte Radarfalle blitzt Radfahrer und Fußgänger, die von einem „Polizisten“ gestellt werden. Nette Idee. Ich habe mich schon immer gefragt, ob man mit seinem Fahrrad eigentlich legal durch eine Spielstraße fahren darf.
22.08 Uhr, RTL: Überraschendes Ende des Einspielfilms: Der falsche Polizist wird von zwei echten Zivilpolizisten gestellt und aufgefordert, seinen Schabernack zu beenden. Das ist tatsächlich mal sehr lustig, wenn auch nicht so geplant. Aber schön, dass es gezeigt wird.
22.10 Uhr, RTL: Nach dem Kino nun die Top 5 der Musikcharts. Konsequent. Ich stelle fest, dass ich seit etwa einer Viertelstunde kein Bedürfnis hatte, mal nachzuschauen, ob in Sat.1 die Werbepause schon vorbei ist.
22.11 Uhr, Sat.1: Ist sie. Schade.
22.12 Uhr, RTL: Thomas Godoj singt ein neues deutsches Lied. Nicht halb so live wie die Sat.1-Doppelgänger, aber auch noch nicht halb so ausgelutscht wie deren Lieder und Stars.
22.13 Uhr, Sat.1: Jon Bon Jovi. Eben. Oder wie Frau Weichselbraun sagt: Tschon äh Bon äh Tschovi. Ich mag Bon Jovi ja, aber dann doch lieber ein Original als ein Double, selbst wenn das Original Thomas Godoj ist. Der wird übrigens Vater, erfahre ich. Sagenhaft. Werbung.
22.18 Uhr, Sat.1: Mit der richtigen Frisur und einer Sonnenbrille sieht vermutlich jeder aus wie Tschon äh Bon äh Tschovi. Sonnenbrillen verdecken das Gesicht ja ganz praktisch.
22.22 Uhr, Sat.1: Filmchen über Justin Timberlake. Verzeihung: Tschustin äh Timberlake. James Garfunkel quietscht seine Meinung zu Justin Timberlake, aber leider können seine Stimmfrequenz nur Hunde hören. Und kann Mirtscham Weichselbraun mal jemand beibringen, wie man ein weiches englisches J spricht?
22.26 Uhr, RTL: Die Kandidaten in dem leeren Raum sind immer noch nicht verhungert, aber weiterhin langweilig.
22.29 Uhr, RTL: Die Show der Woche ist vorbei. Aus aktuellem Anlass schalte ich auch Lebe deinen Star! aus, da ist eh gerade Werbung. Im Vergleich wirkte Die Show der Woche zumindest im letzten Drittel recht unterhaltsam, aber wer weiß, wenn ich die Show von Anfang an ohne Wegschalten gesehen hätte, ob ich überhaupt so lange drangeblieben wäre.
Star Trek — Deep Space Nine
1994–2000 (Sat.1). 176‑tlg. US-Science-Fiction-Serie von Rick Berman und Michael Piller („Star Trek: Deep Space Nine“; 1993–1999).
Nach dem Krieg zwischen dem Planeten Bajor und den Cardassianern bleibt die Raumstation Deep Space Nine (DS9) in der Umlaufbahn von Bajor. Sie erhält von der Planetenföderation den Auftrag, als Protektorat für die Bajoraner zu dienen. DS9 liegt am äußeren Rand des Föderationsgebiets in der Nähe eines Wurmlochs, das in den Gamma-Quadranten führt. Das Kommando hat Captain Benjamin Sisko (Avery Brooks), dessen Sohn Jake (Cirroc Lofton) ebenfalls in der Raumstation wohnt. Zur Besatzung gehören Major Kira Nerys (Nana Visitor), Erster Offizier und Bajoranerin; Dr. Julian Bashir (Siddig El Fadil, der sich später Alexander Siddig nannte); Chief Miles O’Brien (Colm Meaney), der mit seiner Frau Keiko (Rosalind Chao) an Bord ist; der Sicherheitsoffizier Odo (René Auberjonois), ein Formwandler; der 300 Jahre alte Trill Dax, der im menschlichen Körper von Lieutenant Jadzia (Terry Farrell) und nach deren Tod in dem von Lieutenant Ezri (Nicole DeBoer) lebt; sowie der Ferengi Quark (Armin Shimerman), der das Bordlokal führt. Später stoßen Leeta (Chase Masterson) und der Klingone Lieutenant Worf (Michael Dorn) dazu.
Ein weiterer Star-Trek-Ableger, der auf Gene Roddenberrys Klassiker Raumschiff Enterprise zurückgeht. Michael Dorn und Colm Meaney hatten dieselben Rollen bereits in Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert gespielt. Beide Serien liefen für einige Zeit parallel, und so kreuzten sich manche Handlungsstränge. Exakt 30 Jahre nach dem US-Start der Originalserie Raumschiff Enterprise kreuzte Deep Space Nine auch diese. In der Jubiläumsfolge „Immer die Last mit den Tribbles“ wurden die putzigen Pelztierchen aus „Kennen Sie Tribbles?“ wieder aufgegriffen. Durch geschickt montierte Szenen von damals und heute konnten beide Crews aufeinander treffen.
Gegenüber ihren beiden Vorgängerserien wirkte diese Serie statisch und wenig aufregend. Anstatt immer neue Regionen des Weltalls zu erkunden, war DS9 ein Außenposten, auf dem Besucher auf ihren intergalaktischen Reisen Station machten. Die Auseinandersetzungen fanden deshalb meistens an Bord statt, nicht auf fremden Planeten.
Die einstündigen Folgen liefen an verschiedenen Tagen im Nachmittagsprogramm. Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.
Star Trek — Raumschiff Voyager
1996–2002 (Sat.1). 172‑tlg. US-Science-Fiction-Serie („Star Trek: Voyager“; 1995–2001).
Das Raumschiff „U.S.S. Voyager“ und ein Schiff der verfeindeten Maquis werden von einer bösen Macht an das Ende der Galaxie geschleudert. Weil nur gemeinsam eine Chance besteht, je wieder zurückzufinden, schließen sie Frieden, bündeln ihre Kräfte und machen sich auf den langen Weg nach Hause.
Captain Kathryn Janeway (Kate Mulgrew) hat das Kommando, ihr unterstehen die Besatzungsmitglieder Chakotay (Robert Beltran), Erster Offizier und Maquis; B’Ellana Torres (Roxann Biggs-Dawson), Chefingenieurin und Halbklingonin; Lieutenant Tom Paris (Robert Duncan McNeill); der vulkanische Sicherheitsoffizier Tuvok (Tim Russ); Kommunikationsoffizier Harry Kim (Garrett Wang); der talaxianische Koch Neelix (Ethan Phillips); die ein Jahr junge Krankenschwester Kes (Jennifer Lien), eine Ocampa, die nur neun Jahre alt wird und Neelix‘ Freundin ist; sowie der Schiffsarzt, der allerdings nur ein Hologramm ist, das aussieht wie sein Schöpfer Doktor Lewis Zimmerman (Robert Picardo) – das medizinische Personal der „Voyager“ war beim Schleudern ans Ende der Galaxie ums Leben gekommen. Später kommt noch die ehemalige Borg Seven of Nine (Jeri Lynn Ryan) an Bord.
Vierte Serie aus der Star-Trek-Schmiede mit noch mehr Außerirdischen und noch mehr Aufwand für die Maskenbildner. Im Gegensatz zur dritten Serie Star Trek – Deep Space Nine griff sie wieder das Thema der Entdeckung unbekannter Welten auf, allerdings in umgekehrter Richtung: von der Fremde aus die Heimat suchend.
Die Serie lief bei uns an verschiedenen Sendeplätzen im Nachmittagsprogramm und lange Zeit freitags um 20.15 Uhr. Auf diesem Sendeplatz wurde im Februar 2002 auch die endgültig letzte Folge der Serie gezeigt (in der die „Voyager“ endlich den Weg nach Hause findet), im Juni 2002 wurde aber noch eine bisher ausgelassene Folge nachmittags ausgestrahlt.
Tägliche Show endlich wöchentlich!
Plakat an der Fassade von Jon Stewarts Studio in New York
Hier. Oder hier. Oder zur Oscar-Verleihung. Oder danach. Was ich damit sagen will: Über Jon Stewart wurde wirklich schon oft geschrieben, dessen amerikanische Daily Show with Jon Stewart online auf www.thedailyshow.com oder jedes Wochenende als „Global Edition“ auch hierzulande mehrfach bei CNN zu sehen ist. Die einzige Ausrede, sich das nicht anzuschauen, mag bisher die Sprachbarriere gewesen sein. Damit ist jetzt Schluss.
Endlich hat Comedy Central auch ein deutsches Nachrichtenquartier. Ab heute zeigt der gleichnamige deutsche Sender jeden Dienstag die Daily Show with Jon Stewart – Global Edition mit deutschen Untertiteln, einen Best-of-Zusammenschnitt der vier Ausgaben, die in der Vorwoche in den USA gezeigt wurden. Und zwar im Fernsehen!
The Daily Show with Jon Stewart (Global Edition) – dienstags um 23.30 Uhr bei Comedy Central.
Tach, der TV-Tester
Nachdem nun auch Rach, der Restauranttester erfolgreich in die Primetime verlegt wurde, ist ein Ende der Coaching-Welle im Fernsehen erst recht nicht mehr abzusehen. Ein anonymer Privatsender pilotierte gerade ein weiteres Format, das uns auf dubiosen Wegen zugespielt wurde. Aus Angst vor einer Klage können wir leider kein Video zeigen, veröffentlichen aber eine Abschrift.
Tach, der TV-Tester
Tag 1
TV-Tester: „Tach, ich bin Christian Tach, ich bin TV-Tester.“
Off-Sprecher: „Christian Tach ist TV-Tester. Als Sternegucker in verschiedenen Städten Deutschlands und Europas hat er schon so manches gesehen. Seine langjährige Erfahrung zu teilen, ist sein Job. (Im Hintergrund hört man Nina Hagens „Ich glotz TV“.) Ein großer Sender ist heute das Ziel von Christian Tach. Mitarbeiter haben ihn alarmiert, aus Sorge, die Zuschauer könnten in noch größeren Mengen davonlaufen. Doch die Chefin zeigt sich uneinsichtig. (Im Hintergrund hört man Shakespeare’s Sister mit „I Don’t Care“.)
Chefin: „Uns geht’s super, wir sind immerhin Marktführer.“
TV-Tester: „Und dass ihr in den vergangenen 15 Jahren ein Drittel eurer Zuschauer verloren habt, wurmt euch nicht?“
Off-Sprecher: „Christian Tach kann sich nur wundern. (Im Hintergrund ertönt „So a Wunder“ von Nicki.) Zuerst inspiziert er die Programmplanung. Sie ist mit kleinen Täfelchen auf einer alten, schäbigen Magnetwand zusammengestellt.“
TV-Tester: „Wie sieht das denn hier aus? Das ist doch kein modernes Unternehmen!“
(Im Hintergrund läuft „In 100 Years“ von Modern Talking.)
Chefin: „Wenn man immer erst einen Rechner hochfahren müsste, um eine Sendung zu löschen, könnten wir manches gar nicht so schnell absetzen oder verschieben. Hier, guck doch mal, wie schnell sich so ein Magnettäfelchen lösen lässt.“
(Im Hintergrund hört man Kid Rocks „All Summer Long“.)
Tag 2
Off-Sprecher: „TV-Tester und Sternegucker Christian Tach hat es nicht leicht. Mitarbeiter eines großen Fernsehsenders hatten ihn alarmiert, weil sie fürchteten, die restlichen Zuschauer könnten ihnen davonlaufen. Ein unzuverlässiges Programm und eine uneinsichtige Chefin machen ihm zu schaffen. Christian Tach muss sich erst mal setzen. Er nimmt auf einer Couch Platz und lässt sich ein wenig Fernsehprogramm zeigen. Er ist entsetzt und atmet tief durch.“
TV-Tester (atmet tief durch. Im Hintergrund läuft „How Can I Fall“ von Breathe): „Das ist ja entsetzlich. Ich muss mich erst mal setzen. Hier, wie sieht das denn aus? Macht das Spaß? Mal ehrlich: Macht dir das Spaß? Das macht doch keinen Spaß!“
Off-Sprecher: „Christian Tach deutet auf einen rüde mitten in eine Szene eingeblendeten Werbeblock und eine Werbeeinblendung während einer späteren Szene, die die Stirn des Hauptdarstellers verdeckt.“
(Es ertönen die ersten Sekunden des Kuschel-Songs von Schnuffel, bevor rüde eine Werbepause ins Bild knallt.)
TV-Tester: „Diese Schnitte! Das ist doch nicht sauber! Spaß kann das doch keinen machen. Sag mal ehrlich.“
Off-Sprecher: „Vor allem unsaubere Schnitte und unsensible Werbeeinblendungen stören den TV-Tester. (Im Hintergrund singt Bryan Adams „Cuts Like A Knife“.) Doch noch etwas stößt Christian Tach übel auf: Er vermisst die Höhepunkte. Er vermisst etwas, das das Programm auszeichnet.“
TV-Tester: „Und überhaupt: Wo sind denn die Höhepunkte, wo ist denn das, was euch auszeichnet?“
Chefin: „Wir haben hier diese hochwertige, intelligente Serie aus den USA, die tausend Preise gewonnen hat.“
TV-Tester: „Das kann ja keiner wissen. Wann kommt die denn?“
Chefin: „Freitags nach Mitternacht zwischen Die 10 besten Tittenwitze und einer Extra-Spezial-Sonderwiederholung über Madenbefall in südossetischen Restaurants.“
(Im Hintergrund hört man „Hide & Seek“ von Sasha.)
TV-Tester: „Wisst ihr, was ihr braucht? Ihr braucht einen kompetenten Berater. Ich telefonier mal rum und guck mal, was ich da machen kann.“
Tag 3
Off-Sprecher: „TV-Tester und Sternegucker Christian Tach verzwifelt an einem unzuverlässigen Privatsender mit uneinsichtiger Chefin. Doch heute kommt er mit guten Nachrichten.“
TV-Tester: „Gute Nachrichten. Ich hab mal rumtelefoniert und jemanden gefunden, der euch helfen kann.“
(Im Hintergrund hört man „Help!“ von den Beatles, bis es vom Eagles-Hit „New Kid In Town“ überlagert wird.)
(Ein 17-jähriger betritt den Saal.)
TV-Tester: „Das ist der Jonas-Rasmus. Der hat schon mal Alarm für Cobra 11 gesehen. Eine ganze Staffel auf DVD, ohne vorher abzubrechen. Der kennt sich also mit Geduld und Qualität aus. Den schenk ich euch, damit er euer Programm mal aufmöbeln kann.“
(Im Hintergrund hört man die Titelmusik von Tutti Frutti„.)
Off-Sprecher: „Keine leichte Aufgabe für Jonas-Rasmus. Zwar hat er schon mal Alarm für Cobra 11 gesehen, doch es klemmt an allen Ecken und Enden. Zu allem Überfluss zeigt sich die Chefin uneinsichtig.
Tag 4
Off-Sprecher: „TV-Tester Christian Tach hat den Experten Jonas-Rasmus ins Spiel gebracht, um einem unbeholfenen Fernsehsender zurück auf die Beine zu helfen, der ohne ihn aufgeschmissen war. Jonas-Rasmus, ein erfahrener Medienberater, hat sich mächtig ins Zeug gelegt und auf Anhieb 45 neue Qualitätsserien ins Programm gehoben. Doch die Chefin zeigt sich uneinsichtig.“
(Im Hintergrund läuft ein Musikstück, das ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört habe.)
Jonas-Rasmus: „Ich hab‘ jetzt mal diese 45 neuen Qualitätsprogramme für heute Abend eingeplant. Das sollte uns die Zuschauer zurückholen. Dafür hab‘ ich mich mächtig ins Zeug gelegt!“
Chefin: „Ich bin mir ja nicht sicher, ob die alle in unser Programmprofil passen… Am Ende mögen unsere Zuschauer das nicht. Wollen wir nicht sicherheitshalber heute Abend 15 Folgen von CSI wiederholen?“
TV-Tester: „Jetzt sei mal nicht so pessimistisch und feige. Was ist denn das für eine Einstellung? Morgen früh wirst du überrascht sein!“
Off-Sprecher: „Christian Tach ermutigt die Chefin, nicht so mutlos zu sein und nicht immer nur schwarz zu sehen. Er ist zuversichtlich. (Im Hintergrund hört man „Won’t Get Fooled Again“ von The Who.) Die 45 neuen Serien werden tatsächlich gesendet. Eine lange Nacht beginnt, das bange Warten auf die Einschaltquote.“
Tag 5
Off-Sprecher: „Nach einer schweren Woche hat TV-Tester Christian Tach mit Unterstützung des Medienmoguls Jonas-Rasmus einem kränkelnden Sender zurück auf die Beine geholfen. (Im Hintergrund singt Rod Stewart „Hot Legs“.)
Die Quoten sind da. Keine der 45 Sendungen hatte weniger als 18 Millionen Zuschauer, der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe betrug im Schnitt 103,6 Prozent. Christian Tach hat seine Aufgabe getan. Er kündigt an, in ein paar Wochen unangekündigt wiederzukommen.“
TV-Tester: „Ich komme in ein paar Wochen unangekündigt wieder, und dann wollen wir doch mal sehen, wie der Laden läuft.
(Im Hintergrund hört man Eric Carmens „All By Myself“.)
Drei Wochen später
Off-Sprecher: „Christian Tach traut seinen Augen nicht. 43 der 45 ins Programm gehobenen Qualitätsserien sind schon wieder abgesetzt und zwei an die ARD verkauft. Die Marktanteile sind wieder gesunken.“
TV-Tester: „Ja, Kinners. Mehr kann ich auch nicht machen. Wer nicht will, der hat schon. Schon der große Kant hat einmal gesagt: Wenn du…“
(Ohrenbetäubender Sponsorenhinweis und Abspann.)