„Natürlich müssen die Zuschauer das Format annehmen“

Joachim Kosack ist gerade vom Fiction-Chef bei Sat.1 zum Fiction-Chef bei ProSiebenSat.1 befördert worden. Der Zeitschrift „Tendenz“ der Bayerischen Landesmedienanstalt hat er zuvor noch ein Interview gegeben (pdf):

Herr Kosack, das Thema dieser Ausgabe dreht sich um Fernsehen im Spannungsfeld zwischen Quote und Qualität. Was bedeutet für Sie Programmqualität und welche Sendungen im Bereich Fiction betrachten Sie als qualitativ hochwertig?

Kosack: Qualität ist dann vorhanden, wenn es uns gelingt das spezifische Programmversprechen einzulösen, das wir gegeben haben. Und natürlich müssen die Zuschauer das Format annehmen. Dies ist uns aktuell beispielsweise gelungen bei der Serie „GSG 9“ (…).

Gestern waren die Quoten von GSG 9 soweit gesunken, dass sich Sat.1 in der Zielgruppe, wie das Medienmagazin DWDL.de berichtet, nicht nur ProSieben und RTL geschlagen geben musste, nicht nur Vox, RTL II und kabel eins und nicht nur ARD und ZDF, sondern sogar Super RTL.

Vermutlich wünscht sich Herr Kosack im Nachhinein, er hätte ein anderes aktuelles Beispiel für Serienqualität und Publikumsakzeptanz bei Sat.1 genannt… Nein, falsch: Vermutlich wünscht sich Herr Kosack, es gäbe ein aktuelles Beispiel für Serienqualität und Publikumsakzeptanz bei Sat.1.

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Stefan, 9. Mai 2008, 12:11.

Römisch II

Vor einem Jahr gab es im ZDF schon einmal eine Krimiserie, die zum Teil in Rom spielte und in den gegensätzlichen Hauptrollen eine deutsche Frau einem Mann aus Italien gegenüberstellte. Donna Roma war ganz nett, floppte aber.

Auf dem gleichem Sendeplatz beginnt heute ein neuer Versuch, der aber weit weniger weltlich ist und ein bisschen an den „Da Vinci Code“ erinnert. Aber nur ein bisschen, denn während der „Da Vinci Code“ eine wirre Abenteuergeschichte im Stil von Fünf-Freunde-Büchern war, ist Ihr Auftrag, Pater Castell ein nachvollziehbarer Krimi, der an ZDF-Serien erinnert.


Foto: ZDF

Das Umfeld ist ein ungewohntes. Hauptfigur ist ein Pater aus Rom, der als Sonderbeauftragter des Vatikans kriminelle Taten in aller Welt aufklären soll, deren Opfer Mitarbeiter der Kirche wurden. Bei seinem ersten Fall trifft er wenig überraschend auf eine toughe Kirchengegnerin in ungefähr seinem Alter, die rein zufällig ebenfalls keinen Lebensgefährten hat. Sie ist die Hauptkommissarin, mit der er in München zusammenarbeiten muss. München, weil es verboten ist, dass in ZDF-Serien niemand bayerisch spricht. Was die Sache ein wenig unglaubwürdig macht, ist, dass ihn auch seine nächsten Fälle immer wieder nach München führen werden, wo in den nächsten Wochen so viele Mönche, Kardinäle und Theologen ermordet werden, dass das ohnehin bestehende Personalproblem der katholischen Kirche bedenkliche Ausmaße annimmt. Auf diese Weise können sich die beiden gegensätzlichen Hauptdarsteller nämlich noch eine Weile kabbeln.

Auch die Besetzung macht die Sache ein wenig unglaubwürdig, denn ein bisschen fühlt man sich an Karneval erinnert. Alle Männer, die hier Würdenträger spielen, sind bekannte deutsche Schauspieler, die wir schon tausendmal als Verdächtige in ZDF-Krimis oder als Ärzte gesehen haben, die sich aber diesmal mit bunten Mützchen und Gewändern als Kirchenleute verkleiden.

Letztendlich kommt es aber auf die Geschichte an, und die ist in der Premiere völlig okay, gegen Ende wird es sogar noch richtig spannend. Ihr Auftrag, Pater Castell ist originell, schön umgesetzt und ordentliche Unterhaltung.

Ihr Auftrag, Pater Castell, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 8. Mai 2008, 05:50.

Großes House gewinnen!

In einer interessanten Gesellschaft befinden wir uns diese Woche auf der Spiegel-Online-Bestsellerliste der Taschensachbücher: Günter Grass, das Tagebuch der Anne Frank, Jupp Murphys 65. Auflage der Macht Ihres Unterbewusstseins, und dazwischen wir. Das werden lustige Partygespräche.

Danke an alle, die uns auf diese Liste gebracht haben!

(Nach dem Screenshot folgt ein Minispoiler für alle, die das Staffelfinale von Dr. House von gestern noch nicht gesehen haben).

Gestern Abend ist mit einem personellen Generalausverkauf und ein paar Wochen Verspätung die dritte Staffel von Dr. House bei RTL zu Ende gegangen, und zur literarischen Überbrückung der Sommerpause verlosen wir eins der oben genannten Bücher, das ab jetzt nicht mal mehr Spoiler enthält. Und das gleich fünfmal. Raten Sie mal, welches! Halt — das ist noch nicht die Gewinnfrage. Die Gewinnfrage geht heute mal so, wie Gewinnfragen normalerweise im Fernsehen gehen:

Wie heißt die Hauptfigur in der Serie Dr. House?
a) Dr. House
b) Wurstsalat

Lösungen bitte per Mail an AntwortA@fernsehlexikon.de.

Der Einsendeschluss ist Mittwoch, der 14. Mai, 12.00 Uhr, der Rechtsweg ausgeschlossen und das Glück hoffentlich auf Ihrer Seite.

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Michael, 7. Mai 2008, 05:00.

Weg damit!

Du hast ja, glaube ich, auch schon wahnsinnig viel wegmoderiert.

Wolfram Kons, der bei RTL schon wahnsinnig viel wegmoderiert hat und jetzt das Quiz Einer gegen 100 präsentiert, zu seinem prominenten Gast Vera Int-Veen.

Michael, 5. Mai 2008, 18:44.

Alles Fließband

Es gab eine Zeit, da hatte RTL eingesehen, dass das Genre Daily Talk tot ist. Dann starb aber auch der gesamte Rest des RTL-Nachmittagsprogramms, und aus lauter Verzweiflung gibt es deshalb jetzt wieder eine Talkshow um 15.00 Uhr: Natascha Zuraw. Heikle Themen, kontrovers diskutiert in einem als Arena gebauten Studio.

Ein Protokoll der Premiere.

14.57 Uhr: Drei Minuten zu früh. Die neue RTL-Talkarena Natascha Zuraw beginnt wie alle Sendungen des RTL-Nachmittagsprogramms. Schon jetzt erkenne ich den positiven Effekt, dass sie dann wohl wenigstens auch früher zu Ende sein wird.
KT Tunstall singt „Suddenly I See“. RTL ist konsequent: Ein abgedroschener Hit als Titelsong für das abgedroschene Genre Daily Talk.

15.00 Uhr: Natascha Zuraw beginnt mit einem raffinierten Täuschungsmanöver: Ihr erstes kontroverses Thema „Schwanger mit 50″ wird sensibel mit nachvollziehbaren Argumenten diskutiert und erweckt den Eindruck, als sei dies gar keine Sendung für Prolls, die sich gegenseitig ankeifen.

15.07 Uhr: Auftritt keifende Prolls. Nach nicht einmal zehn Minuten war die 50-jährige junge Mutter als Thema erschöpft und das Talkfließband zu einem bekennenden Partyluder weitergelaufen. Die 24-jährige feiert die Wochenenden durch und will berühmt werden, nämlich Schauspielerin in einer Soap. Den Widerspruch in sich erkennt sie nicht. Ihre Schwester will sie zu einem vernünftigeren Leben drängen, drückt sich aber auch nicht besser aus. Eine lange Werbepause, die nicht eingeplant war, sondern rumpelig mitten in die Sendung geklebt wurde, dehnt das Thema auf 20 Minuten aus, bevor Natascha Zuraw es mit all dem psychologischen Geschick, das man bei RTL Shop lernt, beendet.

15.27 Uhr: Eine 19-jährige mit bunten Haaren und mehreren Lippenpiercings als Pickelersatz bekennt sich zu ihrer Faulheit. Zu Hause rührt sie keinen Finger, und Mama räumt ihr ständig hinterher. Und Mama ist auch da und bekennt, ihrer Tochter ständig hinterherzuräumen. Natascha Zuraw, die ihren Job besser macht, als ich erwartet hätte, verkommt zur Mikrofonhalterin für ihr Publikum, das dem Mädchen der Reihe nach die Meinung geigt. Sie selbst sagt kaum noch was, verabschiedet sich von dem Mädchen aber mit dem wegweisenden Rat: „Vielleicht machst ja in Zukunft ein bisschen mehr.“ Wahnsinn.

15.37 Uhr: Zehn Minuten rum, nächstes Talkhäppchen: Eine Familie, die sich unzählige Reptilien hält. Hier scheint jedes Thema möglich zu sein, solange es am Ende viele sind. In der Mitte des Themas wieder ein schlecht hineingeschnittener Werbeblock.

15.54 Uhr: Wie, jetzt noch ein neuer Gast? Es muss doch gleich Schluss sein. Ein Kleptomane schildert sein Problem. Vielleicht packt er in zwei Minuten die Studiodeko ein und verschwindet, dann kann die Sendung noch pünktlich zu Ende gehen.

15.58 Uhr: Tat er nicht. Schade. Sein Problem wurde in den wild gekürzten dreieinhalb Minuten auch kaum gelöst, aber Natascha Zuraw drückt ihm „ganz fest die Daumen“, dass er es in den Griff bekommt.
Premiere vorbei. Wer sich unterhalten fühlte oder einen Erkenntnisgewinn für sich verbuchte, kann ja morgen wieder einschalten. Ich klopfe auf den Tisch und bin weg.

NACHTRAG 6. MAI:
Interessante Einschaltquote zur Premiere: 480.000 Menschen sahen Natascha Zuraw. Das ist haargenau ein Zehntel dessen, was Daily-Talk-Pionier Hans Meiser in der Spitze auf dem gleichen Sendeplatz erreichte.

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Michael, 5. Mai 2008, 16:04.

Teilzeitglatzen

Die Parallelen zwischen Dr. House und Becker haben wir vor einem Jahr hier schon einmal erwähnt: Beide sind schlecht gelaunte Ärzte voller Menschenhass und Zynismus, die am Ende aber doch zum wohl ihrer Patienten handeln.

Zwischen ihren Darstellern ist mir jetzt, da Becker-Star Ted Danson mit Damages — Im Netz der Macht endlich wieder im Fernsehen auftritt, eine weitere Gemeinsamkeit aufgefallen: Die kahle Stelle.

Ted Dansons kahle Stelle am Hinterkopf war zu Zeiten von Cheers eine Berühmtheit in den USA, obwohl sie genauso wenig zu sehen war wie Norms Frau Vera. Auch in Becker und Damages wurde sie verdeckt, doch im Film „Body Heat“ und in der kurzlebigen Sitcom Zwei in der Tinte trug Danson sie zur Schau.

Bei House-Darsteller Hugh Laurie verhält es sich ähnlich: Er selbst scheint keine Probleme zu haben, in Talkshows untoupiert aufzutreten, und auch bei einem früheren Gastauftritt in Friends war die kahle Stelle klar erkennbar. Selbst in der Pilotfolge von Dr. House schimmerte die Hinterkopfhaut noch durch, doch ab Folge 2 muss im Budget wohl ein Posten für Ersatzhaar eingeplant gewesen sein. Womöglich haben die wunderheilenden Fernsehärzte aber auch einfach eine geeignete Therapie gefunden.

Ted Danson, Hugh Laurie

Ted Danson (links) ist heute wieder als fieser Milliardär in der fantastischen Serie Damages zu sehen (ab 21.10 Uhr bei Kabel 1) und Hugh Laurie morgen im bemerkenswerten und einschneidenden Staffelfinale von Dr. House (21.15 Uhr bei RTL).

Michael, 5. Mai 2008, 01:46.

Schweine im Weltall

Es ist schwer, etwas über das „Selbstwertfernsehen“ Kanal Telemedial zu schreiben, weil man nach kurzer Ansicht schon derart fassungslos ist, dass die Worte fehlen.

Meistens lassen sich dort bemitleidenswerte Zuschauer viel Geld aus der Tasche ziehen, indem dubiose Gestalten ihnen ihre „Zukunft“ ins Bewusstsein reden, aber oft passieren Dinge, die man nicht versteht, aber irgendwie den größenwahnsinnigen Senderchef Thomas Hornauer persönlich beinhalten, der der Meinung ist, es sei ein Geschenk, für nur zwei Euro pro Minute mit ihm sprechen zu dürfen, denn eigebtlich sei eine Minute Gespräch mit ihm mindestens 2000 Euro wert.

Heute Nacht trommelte er minutenlang so stumpfsinnig wie monoton vor sich hin, wozu so etwas wie Schmerzensschreie ertönten und in der Mitte des Bildschirms der Hinweis stand, dass man dieses „musikalische Kunstwerk“ bestellen könne. Derweil lief am unteren Bildschirmrand folgende Laufschrift durch:

Liebe Telemedialfreunde. Auf Grund der jüngsten Ereignisse hat sich Thomas G. Hornauer noch nicht entschieden, heute live auf Sendung zu gehen. Thomas G. Hornauer ist im Studio und die Chancen, dass heute eine Live-Sendung stattfinden wird, stehen fünfzig zu fünfzig.

Aha. Keine Ahnung, welche jüngsten Ereignisse das waren, und auch keine Ahnung, wie er sich entschieden hat, aber ich muss dann wohl versehentlich für einen Augenblick etwas Sinnvolles getan haben, denn als ich das nächste Mal hinsah, saß ein verwirrter Mann, bei dem es sich wieder um Senderchef Thomas Hornauer handelte, hinter einem runden Schreibtisch, von Kerzen flankiert, und tat so, als sei sein Tisch ein Raumschiff, die Kerzen Triebwerke und er Major Tom.

Wie gesagt, mir fehlen die Worte. Aber vielleicht stürzt er ja auf einem fernen Planeten ab und bleibt da.

Michael, 4. Mai 2008, 05:27.

„Das wär‘ jetzt aber blöd, wenn das nicht ankommt“

Dem Autor Orkun Ertener verdankt das Fernsehen den überdeutschen türkischen RTL-Ermittler Sinan Toprak, den knurrigen Kieler Tatort-Kommissar Klaus Borowski — und die atemberaubende und preisgekrönte Krimiserie KDD — Kriminaldauerdienst. Ab Freitag zeigt das ZDF die zweite Staffel der nicht nur für ZDF-Verhältnisse außergewöhnlichen Serie. Ein Werkstattgespräch.

 

Woher kam die Idee zu Kriminaldauerdienst?

Orkun Ertener: Vor vielen Jahren, ungefähr 2002, haben mich die Produzenten Mischa Hofman und Kathrin Breininger gefragt: Hast du nicht Lust, eine authentische, aber billige Krimiserie zu schreiben? Ich war schon damals Liebhaber von amerikanischen Ensemble-Stücken und hatte das Gefühl, das haben wir im deutschen Fernsehen noch gar nicht: diese horizontalen Erzählstrukturen mit Geschichten, die sich über mehrere Folgen erstrecken. Ich wollte gerne ein Medical Drama mit einem Police Drama kombinieren, so etwas wie E.R. auf der Polizeiwache. Und dann haben wir lange daran entwickelt.

Eine „billige“ Krimiserie?

Eine kostengünstige. Es ist dann aber doch eine eher teure, gut ausgestattete Produktion geworden.

Aber was heißt der Auftrag „billig“ für einen Autor?

Zum Beispiel wenig Aufmerksamkeit in abstürzende Polizeihubschrauber zu legen, sondern auf den Dialog: ein echtes Drama.

Wie kam das ausgerechnet ins ZDF?

Der Redaktion, Klaus Bassiner und Axel Laustroer, hat das Pilotbuch, das wir ohne Senderauftrag entwickelt hatten, gefallen, nach der Legende hat es dann auch der Programmdirektor irgendwann im Flieger gelesen und gesagt: Wir machen das. Am Anfang gab es noch den Plan, es mittwochs zu senden, auf dem Platz, an dem Kanzleramt untergegangen ist — was nach meiner Vermutung KDD genauso ergangen wäre. Dann entschied das ZDF, das am Freitag laufen zu lassen…

… auf dem traditionellen Platz für die biedersten Krimis im deutschen Fernsehen.

Das ist sehr, sehr zweischneidig. Einerseits glaube ich wirklich, wir wären am Mittwoch untergegangen. Andererseits ist die erste Staffel am Freitag kaum wahrgenommen worden. Das ZDF hat, glaube ich, zu wenig kommuniziert: Das ist zwar der Termin, auf dem auch Der Alte läuft, aber was dann kommt, Kinder, ist was ganz anders — Publikum mit Herzbeschwerden bitte abschalten, die anderen bitte zuschalten. Es gab dann bei Quoten auch eine richtige Kurve nach unten.

Woran lag das?

Das ist schon ein Kulturschock. Es ist kein Wunder, dass viele traditionelle ZDF-Krimi-Zuschauer abschalten; es müssten aber andere hinzukommen, und das ist in der nicht ausreichend passiert. Aber wenn man das besser kommuniziert, was bei der zweiten Staffel mehr geschieht, ist der Freitag gar nicht schlecht.


Foto: ZDF

War KDD als Berlin-Drama konzipiert?

Nein. Ich hatte viel hier in Köln recherchiert und wollte das hier auch erzählen. Ich dachte, Berlin könnte zu klischiert sein, bei den Geschichten, die ich erzählen wollte. Das ZDF fand aber, dass Köln ein bisschen abgefilmt ist. Was kommt dann in Frage? Kreuzberg, Neukölln — immer noch mit großen Ängsten von mir begleitet. Aber das hat sich als großartige Senderentscheidung erweisen. Ich würde heute sagen, das könnte nirgends anders spielen — obwohl viele Geschichten gar nicht von dort kommen.

Vieles an KDD ist ungewöhnlich. Zum Beispiel erzählen Sie realistisch anmutende soziale Dramen, entscheiden sich aber im Zweifelsfall für den größeren Knall, den besseren Unterhaltungswert.

Ja. Mir war die Dramaturgie oft wichtiger als Realismus oder die Anmutung von Authentizität. Wir reden von Fiktion, nicht Dokumentation.

Andererseits ist es kein Märchen, die Geschichten wirken echt.

So gut wie jeder Kriminalfall in KDD ist wahr. Ich möchte erfahren: Wie können Menschen sein? Was passiert ihnen? Ich war für ein paar Tage hier beim KDD, um zu sehen: Wie sind die, was reden die, wann kriegen die glänzende Augen? Dann erzählen die diese unglaublichen Geschichten wie die von der Mutter, die behauptet, ihr Kind sei entführt worden – dabei hatte sie es nur erfunden, um jahrelang Sozialleistungen zu bekommen. Wenn sechs, sieben Leute da arbeiten und ihnen solche Geschichten begegnen, und jeden Tag eine neue: Was macht das mit denen? Das ist die Grundfrage, der Motor der Serie.

Die ganze Geschichte mit dem erfundenen Kind ist eine von vielen Miniaturen in KDD. Sie ist, alles in allem, vielleicht fünf Minuten lang.

Höchstens.

Sie tippen das nur einmal an und sagen: Ich habe hier folgende Geschichte. Die führt aber nicht irgendwo hin, sondern funktioniert als Pointe.

Ja. Viele Geschichten, nicht alle, sind auf einen überraschenden Moment hin erzählt. Das Erzählkonzept beruht aber auch darauf zu sagen: So ist es da ja im Kriminaldauerdienst, die die Fälle nur am Anfang bearbeiten und dann weitergeben. Aber so ist es in unserem Leben und unserer aller Arbeit ja auch oft: Man hat nur einen Eindruck, kann kurz auf etwas reagieren, und das war’s. Ich wollte die Splitter zeigen, ohne die Geschichte von vorne bis hinten zu erzählen und zu wissen, wie sie moralisch zu bewerten ist. Das ist ein Anspruch von mir: nicht zu moralisieren, sondern moralische Fragen aufzuwerfen.

Im „Tatort“ hätte die Kindesgeschichte allein 90 Minuten gefüllt.

Es gibt eine bestimmte Erzähltradition beim Tatort, zum Glück nicht die einzige, die ich ganz entsetzlich finde. Da werden Dinge zerdehnt und bewertet und dadurch verlieren sich die Impressionen, die bohrende Fragen, die sie auslösen können.

Bei manchen dieser Miniaturen habe ich mich gefragt, ob das nicht auch etwas Frivoles hat – kurz das Elend von Personen zu zeigen, die man dann sofort wieder aus den Augen verliert, nur um eine Pointe zu setzen.

Das ist in der Tat eine berechtigte, hochmoralische Frage. Da ist diese ganz kurz erzählte Geschichte mit der Frau, die Krebs hat und aus Geldgründen, ihrer Familie zuliebe, Selbstmord begeht. Ich finde, diese Figur ist ernsthaft erzählt und auch so inszeniert. Dann darf man sie auch benutzen: Wenn man das Gefühl hat: Es sind nur 20 Sekunden, aber es ist ein wahrhafter Augenblick. Und es gibt ein paar wirklich wahrhafte Momente in KDD.


Foto: ZDF

KDD hat aber auch etwas von einer Seifenoper. Manchmal übertreiben Sie es mit den Geschichten und den Knalleffekten, die Sie Ihren Figuren zumuten. Ist es gefährlich, mit den Figuren so frei spielen zu können?

In der ersten Staffel haben wir experimentiert, manchmal mit einer kindlichen Freude, die Formen auszuprobieren. Die Figuren haben alle eine Macke: Der eine verliert die Tochter, der andere muss mit seinem Alkoholismus kämpfen. In der Anhäufung ist das schon gefährlich. Vielleicht war da auch die Angst, dass das womöglich die einzige Staffel ist, die es geben wird — ich will da alles erzählen. Sonst hätte man es eher wie bei amerikanischen Vorbildern gemacht, die sagen: Den Charakter können wir auch in Staffel sieben noch zum Tablettenabhängigen machen. Aber in der Zukunft heißt es für KDD vielleicht auch, die Häufung von persönlichen Schicksalsschlägen wieder ein bisschen zurückzunehmen.

Ist denn eine dritte Staffel schon sicher?

Ja, es gibt einen Auftrag, und ich sitze gerade an der Entwicklung. Gut, falls die Quoten miserabel sind,stellen sich vielleicht wieder Fragen.

Ist das normal, dass ein Sender das vorab in Auftrag gibt? Schon die zweite Staffel war angesichts der Quoten ja keine Selbstverständlichkeit.

Sie haben zum Glück nach den ersten drei oder vier Folgen entschieden, da war der Schnitt noch okay.

Es hat gerade gereicht.

Ja. Und die gute Presse hat sicher geholfen und später die Preise. Es ist eine Art ungeliebtes Wunderkind: Eigentlich möchten das alle machen, aber es hat noch nicht den Quotenauftrag erfüllt.


Foto: ZDF

Die erste Staffel endet dramatisch offen: Einer völlig misslungenen Aktion, an deren Ende das ganze Personal im Blut liegt. Das wirkt, als wollten Sie sich die Möglichkeit offen lassen, das halbe Ensemble auszutauschen.

Nein, das war keine Option. Es war aus dramaturgischen Gründen klar, dass Rainer Sallek (Christian Redl) stirbt. Aber sonst niemand. Und die Figur des internen Ermittlers Stieglitz war schon lange vor der Besetzung meine Lieblings-Nebenfigur, dann kam Michael Rotschopf als Schauspieler, und der ist so großartig, der muss auf jeden Fall am Leben bleiben.

Aber Sie hatten auch einfach kindliche Lust, mit dem fiesestmöglichen Cliffhanger aufzuhören, oder?

Ja, aber wir wollten auch sagen: Es hört noch nicht auf, Kinder, es geht weiter. Wir haben Zeit — wir haben uns sehr gehetzt in der ersten Staffel, aber es kommt eine zweite. Ich möchte den Figuren lange nachgehen und versuchen, so ernst wie möglich zu erzählen, wie sie in dieser Zeit sind. Es gibt da die Kristin, die Saskia Vester spielt, das ist eine alte Figur: Ich habe bei Recherchen für Stahlnetz mit einer Polizistin über Mobbing bei der Polizei gesprochen, und da fiel der Nebensatz: Und wenn man jetzt noch lesbisch wäre, das wäre tödlich. Aus so einem Satz entsteht manchmal eine ganze Figur: Was wäre wenn? Vielleicht würde man in anderen Serien erst einmal nur diese Geschichte erzählen und die anderen Polizisten wären eher unauffällig — bei KDD ist es so, dass jede einzelne Figur so einen interessanten Kern hat.

Die lesbische Polizistin hat sich aber vorerst mal einen Mann gesucht. Es gibt die Kritik, dass hinter der modernen Fassade von KDD ein sehr konservatives Weltbild stecke. Finden Sie das eine legitime Kritik?

Grundsätzlich nein. Andererseits ist es natürlich so, dass zum Beispiel in 24, einer Serie, die ich dramaturgisch unglaublich toll finde, ein Weltbild transportiert wird, das mich zum Kotzen bringt. Schon das Szenario der permanenten Bedrohung, und es gibt nur die Lösung durch Gewalt. Ich glaube aber nicht, dass in KDD eine Lebensart diffamiert und eine andere gefeiert wird. Wir zeigen: Es gibt Gewalt. Es gibt auch eine Gewaltbereitschaft bei Polizisten. Aber da wird keine Ideologie transportiert.


Foto: ZDF

Sind Sie jetzt angefixt, was das Serien-Schreiben angeht?

Vor vier, fünf Jahren, habe ich gedacht: Die Serie ist die Königsdisziplin des Fernsehens, und ich möchte das gerne machen. Eigentlich ist das auch jetzt noch so — theoretisch. Aber die letzten Jahre frage ich mich: Was soll ich hier erzählen? Alles, was mich interessiert, floppt. Ich habe das Gefühl, als befänden wir uns in einer Beerdigungsphase: das Ende der Fiktion. Es gab ein Projekt, auf das ich viel Lust hatte, eine Krankenhausserie, sehr realistisch erzählt, auch ein bisschen ambitionierter (was auch immer das heißt). Ich habe lange recherchiert, war im Krankenhaus, und es waren auch schwere Geschichten: Wenn Kinder sterben, ist das nicht so schön. Der Sender hat dann irgendwann gesagt, so schwer geht das nicht. Nicht im Moment. Wenn es überhaupt noch Fiction gibt, ist die Frage überall: Kriegen wir das nicht auch ein bisschen leichter?

Die Sender wollen keine düsteren Serien.

Ja, aber was ist „düster“? Was ist „hell“? Ich finde KDD überhaupt nicht düster.

Nicht?

Nein. Eigentlich, um es ganz pathetisch zu formulieren, obsiegen doch am Ende immer die positiven Werte. Es gibt eine Loyalität in dieser Gruppe von Polizisten, sie werden aufgefangen, alle miteinander, wem auch immer es schlecht geht. Es gibt Figuren wie Stieglitz, die sich in eine Sache reinwühlen, um sie aufzuklären, das ist für mich hell. Aber natürlich sieht das düster aus. Aber was mit den Kriterien „düster“ und „hell“ gemeint ist, ist vermutlich Eskapismus: Hilft es mir, mich wegzuträumen, oder hilft es mir nicht?

In dem Sinne ist KDD beides: fantastisch und realistisch.

Wenn die Dinge im Fernsehen fiktional authentischer erzählt werden, heißt es: Können wir nicht mehr in Richtung Märchen gehen, mit einer schönen moralischen Auflösung? Gleichzeitig gibt es ein unglaubliches Bedürfnis nach Authentizität — im nicht-fiktionalen Bereich, mit Schuldnersendungen zum Beispiel, auch ohne Happy End. Ich habe mal eine leichte, durchaus auch eskapistische Serie über einen Insolvenanzwalt vorgeschlagen. Die Antwort war: Das ist zu düster. Da geht es um Schulden, existenzielle Krisen, Arbeitslosigkeit… Dabei funktioniert das im Doku-Bereich hervorragend.

Es gibt wenige deutsche Serien, in die das Leben schwappt.

In Serien nicht, aber in Einzelstücken, den Tatort. Aber was wirklich fehlt und mich auch als Zuschauer interessiert: Ein moralisches Dilemma hinzustellen und es nicht zu lösen. Weil, woher soll ich die Lösung wissen? Ich sehe bei den Serien auch kein Licht am Horizont. Ich würde gerne eine BND-Geschichte machen, erzählt durch eine Paartherapie von einem Ehepaar, das zusammen arbeitet und Spionagegeschichten zum Therapeuten bringt. Das hab ich gar nicht erst versucht. Sobald Sie das jemandem erzählen, wird der Ihren Puls fühlen. Das ist zu komplex.


Foto: ZDF

Haben Sie mit der Resonanz auf KDD gerechnet?

Ich hab wirklich eineinhalb bis zwei Jahre nichts anderes gemacht als das. Das war quasi mein Leben. Und ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir alle etwas Großartiges machen: Lauter verrückte Menschen, die da zusammen gearbeitet haben. Mit Kathrin Breininger der Glücksfall einer mutigen, klugen Produzentin. Dann Nessie Nessauer, die das Casting gemacht hat, was sie sonst für Serien nie macht. Saskia Vester als lesbische Polizistin zu besetzen — was ist das denn für eine Idee! Ich hatte das Gefühl, ich schreibe etwas Großartiges — und das habe ich selten. Ich habe nicht gedacht, ich mache das perfekt, aber es ist etwas Neues. Und dann kam immer eine Schicht dazu: die unglaubliche Ausstattung, eine tolle Kamera, dieses großartige Ensemble. Und wir haben so gearbeitet, wie andere nicht arbeiten. Mit ausführlichen Leseproben vor jedem Block. Jetzt sprechen wir sogar vor der Staffelentwicklung mit den Schauspielern, das ist ein großer Luxus und macht ungeheuren Spaß. Und ich hatte tatsächlich das Gefühl: Das wär‘ jetzt aber blöd, wenn das nicht ankommt. Mit dieser positiven Resonanz habe ich aber trotzdem nicht gerechnet.

Meinen Sie, dass so was eine Wirkung hat und andere ermuntert, ähnliches zu probieren?

Dafür hätte es schon der überragende Quotenerfolg sein müssen. Es ist ja nicht so, dass die Sender denken: Das ist qualitativ toll, das wollen wir auch, weil wir auch Preise wollen. Es gab die letzten zwei Jahren, glaube ich, keine einzige erfolgreiche Serie außer dem Bergdoktor.

KDD – Kriminaldauerdienst, freitags, 21.15 Uhr, ZDF.

Das Gespräch ist die Langfassung eines Interviews, das in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erschienen ist.

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Stefan, 30. April 2008, 13:48.

So Close!

Eine Serie, die Glenn Close oder Ted Danson im Ensemble hätte, wäre es schon wert, gesehen zu werden. Damages — Im Netz der Macht hat Glenn Close und Ted Danson. Vermutlich deshalb zeigt Kabel 1 immer gleich zwei Folgen.


Foto: Kabel 1

Damages, was ebenso Schäden wie Schadensersatz heißen kann, ist eine völlig andere Anwaltsserie. Hier werden nicht von sympathischen Chaoten jede Woche mehrere skurrile Fälle durchgezogen; hier zieht eine unsympathische Herrscherin einen langen, komplizierten Fall von Wirtschaftskriminalität über eine ganze Staffel. Und trotzdem ist die Serie enorm kurzweilig, was vor allem daran liegt, dass die Charaktere sich dem Zuschauer ständig weiter offenbaren und entwickeln. Eine hartgesottene Staranwältin und eine naive Jungjuristin kämpfen gegen einen abgebrühten Geschäftsmann, der klassischerweise über Leichen gehen müsste. Die Serie ist keinen Deut lustig. Sie überrascht, verblüfft und entsetzt, wenn man nach und nach feststellt, dass der Milliardär, der mit allen Mitteln sein Vermögen verteidigen will, weit mehr Skrupel zu haben scheint als seine gegnerische Anwältin, die auf millionenschwere Schadensersatzklagen spezialisiert ist.

Die Serienheldin Patty Hewes (Close) ist kein Unsympath wie Dr. House, den man eigentlich ja doch liebt, weil er am Ende immer das Gute erreicht. Es gibt keinen Grund, Patty Hewes zu lieben, denn vorerst sieht man sie immer nur Schlechtes tun, und ob sie im Endergebnis Gutes erreichen wird, kann jetzt noch niemand wissen.

Und genau deshalb bleibt man fassungslos dran. Einer muss doch hier der Böse sein! Und was hat es eigentlich mit den wirren Vorausblenden auf sich, in denen es ganz offensichtlich um einen Mord geht? Ich mag solche Zeitsprünge nicht, die sich über mehrere Episoden ziehen, ohne Ansätze von Klarheit zu schaffen, und ich weiß nicht, ob ich sie begriffen hätte, wenn ich nicht zufällig vorher gelesen hätte worum es geht. Ich schreibe es in den nächsten Satz, und wer es nicht wissen will, kann beim nächsten Absatz weiterlesen. Pattys Juniorpartnerin steht im Verdacht, ihren Lebensgefährten umgebracht zu haben. Der ist in der eigentlich erzählten Geschichte in der Gegenwart noch putzmunter.

Doch diese Zeitsprünge machen diese Serie, in der man offenbar niemandem trauen kann, nur noch geheimnisvoller und spannender. Damages passt eigentlich gar nicht in die heutige Serienlandschaft. Und genau das macht es zu einer besonderen und sehenswerten Serie.

Damages — Im Netz der Macht; montags ab 21.10 Uhr bei Kabel 1 (jeweils zwei Folgen).

Michael, 28. April 2008, 01:08.

Bei Margarethe unterm Dach

Eigentlich sah schon ihr Studio, aus dem sie Schreinemakers live sendete, so aus, als hätte sie es im Hobbyraum einer Doppelhaushälfte ungebracht: mit dieser billigen Pappdekoration und den eineinhalb Zuschauerreihen. Jetzt sendet Margarethe Schreinemakers tatsächlich aus dem Dachgeschoss ihres Hauses in Belgien, und im Vergleich zu ihrer Sat.1-Show damals, die immerhin zu den erfolgreichsten Sendungen des deutschen Privatfernsehens gehörte, wirkt diese selbstgestrickte Variante, die im Internet und auf 9live zu sehen ist, erstaunlicherweise auch nicht billiger.

Es ist, als wäre sie nie weggewesen: die Stimme, der betroffene Blick, die nie unpeinlichen Outfits – und vor allem die Gespräche. Marijke Amado ist zu Gast und erzählt noch einmal von ihrem „Abo darauf, den falschen Mann zu haben“. Ein Buch hat sie sogar darüber geschrieben, auch als Warnung für andere, und Margarethe Schreinemakers sagt: „Das ist nicht das Buch, wo man sagt, das ist hohe Literatur, aber es ist echt.“ Einen Psychologen hat sie sich eingeladen, der Beziehungstipps geben soll. Ein kurzer Film hatte in die komplexe Materie mit dem Satz eingeführt: „Paare sind einfach zu unterschiedlich, weil sie Männer und Frauen sind.“ Zu dem älteren Taxifahrer, der angeblich anruft, weil er dauernd diese tollen Frauen im Rückspiegel sieht, während seine Ehefrau nur Blumen-Ikebana macht, fällt der versammelten Kompetenz im Studio nicht viel ein. Aber für die Frau, die schildert, wie aus ihrer Beziehung die Lust raus ist, dass sie mit ihrem Mann kaum noch etwas unternimmt, seit die Kinder da sind, nehmen sie sich viel Zeit. Nicht einmal halbkonkrete Tipps bekommt sie mit auf den Weg, aber stattdessen zum Schluss den Schreinemaker-Satz: „Ich finde es unwahrscheinlich intensiv, was Sie hier schildern, und unglaublich gelebt.“

Frank, 32, ist der Single der Woche: „Er möchte von Ihnen, meine Damen, gefunden werden.“ Und alle plaudern darüber, wie toll das ist, dass man auf schreinemakers.de jetzt seine eigenen Videos hochladen kann, wenn man Hilfe sucht, Freunde oder Partner — schon weil man mit Fotos ja immer tricksen kann, aber bei bewegten Bildern sofort einen richtig guten Eindruck bekommt. Marijke Amado äußert zwar eine gewisse Grundskepsis gegenüber dem Gedanken, Beziehungen übers Internet anzubahnen, aber gerade sie ist ja der beste Beweis, dass es ohne Internet auch gerne schiefgeht.

Nächste Woche geht es dann darum, wie man sich am besten trennt, und bis dahin kann man versuchen herauszufinden, wie man dieses aufwendige Telefonsystem nutzt, mit dem man (für immerhin nur 14 Cent pro Minute) sich zu merkwürdigen Experten durchstellen lassen und mit Unbekannten über irgendwas reden kann, und vor allem: warum. „Rufen Sie an zu allen Fragen, die Sie haben“, sagt Margarethe.

Ich war fest entschlossen, das grauenvoll zu finden, bereit, es in Bausch und Bogen zu verdammen, schon wegen des Senders, auf dem das läuft, und dem etwas irren Anspruch, als erster in Deutschland verstanden zu haben, wie man Internetfernsehen machen muss — nur: schlimmer als das, was sonst so in diesem Genre läuft im Fernsehen, nur mit viel mehr Aufwand produziert, war das auch nicht. Und dafür kann Frau Schreinemakers machen, was sie immer schon gemacht hat, nur schön von zuhause. Beneidenswert.

Schreinemakers 01805 100 232, freitags, 18.45 Uhr auf 9live — und immer im Internet: schreinemakers.de.


Fotos: 9live

Stefan, 26. April 2008, 07:54.
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