„Sie!“ – „Nein, Sie!“ – „Nein, Sie!“

Scheint so, als sei die Debatte der Spitzenpolitiker im amerikanischen Fernsehen auch diese Nacht wieder ohne größere Skandale, Ausschreitungen, Pannen oder Beleidungungen abgelaufen. Langweilig. Dann müssen wir eben wieder auf Archivmaterial zurückgreifen.

(Willy Brandt und Helmut Kohl in der Bundestagsrunde zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1985 um 20.15 Uhr zeitgleich in ARD und ZDF.)

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Michael, 8. Oktober 2008, 08:38.

Gelbe Gefahr für Mitbewerber

Vielleicht ärgert sich heute ein ProSieben-Programmplaner, dass man Die Simpsons nicht schon viel früher in die Primetime gehoben hat.

Gut, vor acht Jahren liefen ebenfalls mal neue Folgen am Montagabend, damals um 21.15 Uhr, aber seit sechseinhalb Jahren wohnten diese Simpsons wieder exklusiv im Vorabendprogramm. Sechseinhalb verschwendete Jahre.

Zum Start der neuen Staffel erreichte die Serie gestern ungekannte Einschaltquoten: Glatt drei Millionen Menschen sahen die zweite der beiden neuen Folgen, unwesentlich weniger die erste. Das sind mehr als doppelt so viele Zuschauer wie sonst am Vorabend, was zunächst nur mittelverwunderlich ist, weil um 20.15 Uhr ja insgesamt deutlich mehr Menschen fernsehen als am Vorabend. Interessant ist deshalb, dass auch der Marktanteil von 19 Prozent in der frei erfundenen werberelevanten Zielgruppe deutlich über dem lag, was Die Simpsons am Vorabend erreichen. Dabei war die Konkurrenz nicht einmal klein: Im direkten Gegenprogramm liefen Wer wird Millionär?, CSI: NY und der Sat.1-Eventzweiteiler Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen. Alle wurden geschlagen, Marktführer waren Die Simpsons. Eine Serie, die das ZDF einst für ein Kinderprogramm hielt, hat sich im Hauptabendprogramm etabliert.

Natürlich muss sich zeigen, ob sich diese Quoten in den nächsten Wochen halten können, wenn jeweils nur noch eine neue Folge gepaart mit einer Wiederholung kommt. Dass ein großer Neugiereffekt, der wieder abflauen könnte, gestern eine besondere Rolle gespielt haben könnte, ist allerdings eine absurde Vorstellung bei einer Serie, die seit 18 Jahren bei uns läuft und schon 400 Folgen auf dem gelben Buckel hat.

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Michael, 7. Oktober 2008, 09:22.

Homers Odyssee zu neuen Sendeplätzen


Foto: ProSieben

Das Schöne ist ja: Wenn man nicht mitbekommen hat, dass Die Simpsons wie fast jedes Jahr für die neue Staffel auf einen anderen Sendeplatz umgezogen sind, wird man die verpassten Episoden trotzdem früher oder später in der Dauerschleifenwiederholung auf jedem anderen Sendeplatz sehen.

Heute lernen Die Simpsons also mal wieder einen neuen Sendeplatz kennen: Montags um 20.15 Uhr zeigt ProSieben die neue 19. Staffel, und weil Doppelfolgen immer eine schöne Maßnahme gegen die Ideenlosigkeit sind, was man sonst noch zeigen könnte, kommen immer gleich zwei Episoden hintereinander.

Es heißt übrigens, in der 19. Staffel seien besonders viele prominente Gaststars zu hören, was für Zuschauer der deutschen Synchronfassung wie üblich bedeutet, dass keine prominenten Gaststars zu hören sein werden, man aber sehen kann, wie diese Prominenten gezeichnet aussehen.

Im folgenden dem bis eben behandelten Thema sehr entfernt verwandten sechs Jahre alten TV-Ausschnitt empfängt der US-Late-Night-Moderator Conan O’Brien, der früher als Autor für Die Simpsons gearbeitet hat, zwei seiner Ex-Kollegen: Dan Castellaneta und Harry Shearer, die amerikanischen Originalstimmen von Homer Simpson und vielen anderen Charakteren, die ein paar Stimmen nachmachen und u.a. die Geschichte erzählen, wie es war, als damals Michael Jackson als Gaststar vorbeischaute, um einen Verrückten zu synchronisieren, der sich für Michael Jackson hält.

Link: Conan O' Brian - Two Simpsons Voice Actors

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Michael, 6. Oktober 2008, 17:14.

Vice Vice Baby: Palin-Biden Liveblogging

Stefan, 3. Oktober 2008, 02:06.

Der US-Comedy-Wahlkampf (3)

Am 2. November, zwei Tage vor der amerikanischen Präsidentschaftswahl, läuft die diesjährige Halloween-Folge der Simpsons: „Treehouse of Horror XIX“. Und eine Szene daraus ist sogar schon bekannt:

Das ist natürlich toll, dass eine Serie mit einem Produktionsvorlauf wie die Simpsons es überhaupt schafft, auf einen aktuellen Wahlkampf mit den konkreten Namen der Kandidaten Bezug zu nehmen. Der Witz ist allerdings ein 2004-Witz und wirkt angesichts der tatsächlichen Themen und Pointen dieses Wahlkampfs hoffnungslos antiquiert (nicht dass das Thema nicht abrupt wieder ganz aktuell sein könnte).

Aber wer hätte auch vor ein paar Wochen noch ahnen können, dass eine einzige Frau ganz allein genug Material liefern würde, um die komplette amerikanische Humorindustrie zu beschäftigen. Die Interviews, die Sarah Palin, die Vize-Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, der CBS-Moderatorin Katie Couric gegeben hat, sind schon jetzt legendär. Tina Fey konnte die Sätze in ihrer „Saturday Night Live“-Parodie am vergangenen Wochenende mit Amy Poehler teilweise einfach wörtlich nachsprechen:

Aber eine meiner Lieblingsparodien auf Sarah Palin basiert noch auf einem früheren Interview mit ABC-Nachrichtenmoderator Charlie Gibson und ist von Waco O’Guin:

Heute Nacht (3 Uhr MESZ) findet die Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten statt. Das ZDF und Phoenix übertragen ab 2.50 Uhr (bei Phoenix passenderweise gefolgt von der Dokumentation „Die schnellsten Pfoten von Alaska“), CNN International beginnt schon um 2 Uhr mit der Vorberichterstattung.

Und das Fernsehlexikon ist mit einem Live-Blog dabei — und zwar hier.

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Stefan, 2. Oktober 2008, 17:01.

Nutzloses Fernsehwissen (2)

10 schöne Kalauer in den Antwortmöglichkeiten bei Wer wird Millionär?

1. Wenn man eins von zwei Löchern im Reifen flickt, dann wird er …?

A: sänger
B: maler
C: bildhauer
D: dichter

2. Wie heißt eine Kulturart des Lauchs?

A: Brigidde
B: Schalotte
C: Schantall
D: Dschenniffa

3. Was kommt in Ostasien häufig auf den Tisch?

A: Sonicht
B: Sovielleicht
C: Soschoneher
D: Soja

4. Die Dinosaurier lebten …?

A: auf Pump
B: mit Schulden
C: in der Kreide
D: knietief im Dispo

5. Scotty, der Ingenieur des Raumschiffs Enterprise, war bei den „Ausflügen“ meist nicht dabei, weil er …?

A: selbstständige
B: angestellte
C: arbeiter
D: beamte

6. Eines muss man den Karibikbewohnern wirklich lassen: Sie können gut …?

A: flirten
B: anbaggern
C: Bräute aufreißen
D: Rum machen

7. Was ist als Anrede für eines der begehrtesten Models der Welt vollkommen angemessen?

A: Tachalte
B: Eytante
C: Himutti
D: Naomi

8. Was wird nicht nur in ostdeutschen Gartencentern verlangt?

A: Erfurtimmer
B: Jenameistens
C: Cottbusmanchmal
D: Geranie

9. Worum wird im Vaterunser ausdrücklich gebeten?

A: profite
B: erlöse
C: gewinne
D: erträge

10. Was entwickeln Architekten von Berufs wegen?

A: Hochhausneurosen
B: Altbauphobien
C: Gebäudekomplexe
D: Bungalowparanoia

(Mit Dank an Günter Schröder!)

Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.

Stefan, 2. Oktober 2008, 14:26.

Verfahrene Situation

Weil die meisten CSI-Serien inzwischen bei RTL laufen und Vox ja wirklich nicht auf jedem Sendeplatz Criminal Intent zeigen kann, war klar, früher oder später würde mal wieder eine neue Krimiserie kommen müssen. Heute ist es so weit. Gleich nach den neuen Folgen von Criminal Intent. Es wird kein sehr langes Gastspiel für Standoff, weil die Serie in den USA nach 18 Folgen abgesetzt wurde, doch bis dahin kann es sich lohnen, mal reinzuschauen. Es geht um Krisensituationen, vorwiegend Geiselnahmen, und um die beiden FBI-Verhandler, die sie mit Geduld und Worten zu einem Ende bringen.


Foto: Vox

Hauptdarsteller Ron Livingston, Träger der goldenen Peter-Gallagher-Ähnlichkeitsmedaille 2006, spielt einen Mann, der zwar keine Probleme hat, einen bis an die Zähne bewaffneten Terroristen mit sensiblen Worten zur Vernunft zu bringen, ist aber völlig überfordert, wenn er den aktuellen Stand der gemeinsamen Beziehung mit seiner Kollegin (Rosemarie DeWitt) ausdiskutieren soll. Die beiden sind privat und beruflich ein Team, aber beruflich ebenso wie privat nicht immer einer Meinung – und sich doch ähnlich.

Der Einsatzbefehl wurde gegeben! Du verstößt dagegen, und du setzt dich einem Risiko aus. Du verhältst dich wie ich!

Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren stimmt, und ihre Dialoge machen einen Teil des Reizes der Serie aus. Spannend ist sie sowieso. Das lässt sich gar nicht vermeiden, wenn man sich Geiselnahmen, Bombendrohungen und das Spiel auf Zeit als Thema für seine Serie aussucht und sein Handwerk auch nur einigermaßen beherrscht. Aber dann sind da noch ein paar zusätzliche Kleinigkeiten, die die Serie vom Standard abheben, wie die Szene, in der ein Selbstmordattentäter droht, ein Café in die Luft zu sprengen: Das Handy eines Cafégastes klingelt, und der Klingelton ist eine Instrumentalversion des M.A.S.H.-Titelsongs. Er heißt „Suicide Is Painless“. Das ist so subtil wie makaber und einfach gut gemacht, und wer das Lied nicht kennt, merkt’s gar nicht, stört sich aber auch nicht daran.

Da macht es auch nichts, dass die restlichen Figuren um die beiden Protagonisten herum klischeehaft gestrickt sind und sich entsprechend vorhersehbar verhalten, zum Beispiel der rigorose Leiter des SWAT-Teams, der eigentlich immer nur stürmen statt verhandeln will. Die spielen sowieso keine sonderlich große Rolle, und die beiden, die es tun, sind unterhaltsam anzusehen.

Die Serie wird weder große Diskussionen wie Dexter auslösen noch die Zuschauer in zwei Lager spalten, dafür ist sie nicht „besonders“ genug. Doch ebenfalls im Gegensatz zu Dexter wird sie vermutlich eine recht passable Anzahl an Zuschauern erreichen.

Standoff, mittwochs um 21.10 Uhr bei Vox.

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Michael, 1. Oktober 2008, 06:14.

Das Ärgernis der Serienmörderserie

Dexter Morgan (Michael C. Hall) ist ein Serienkiller, der Serienkiller umbringt. Tagsüber arbeitet er in Miami bei der Polizei und entwickelt aus Blutspritzern am Tatort ganze Täterprofile. Nachts lockt er die Bösen in einen Hinterhalt, entnimmt ihnen eine Blutprobe für seine Sammlung und testet die komplette Black&Decker-Produktfamilie an ihren Körperteilen. Er ist besessen von Blut, empfindet keine Gefühle, ist aber ein Meister darin, sie vorzutäuschen. Töten muss er, weil er als kleines Kind ein traumatisches Erlebnis hatte.


Foto: RTL 2

In den USA ist gerade die dritte Staffel von Dexter angelaufen, RTL 2 zeigt von heute an immer montags (am „unmoralischen Montag“) die ersten zwölf Folgen der Krimiserie, die provozierend gemeint und außerordentlich ärgerlich ist.

Das Problem von Dexter besteht nicht darin, einen sympathischen Serienmörder zu zeigen. Im Gegenteil, das hätte ich gerne gesehen: Eine Serie über einen freundlichen, witzigen, charmanten und intelligenten Menschen, der nebenbei, aus Boshaftigkeit, Gier oder Machtwillen, jedenfalls ohne Moral, Leute umbringt. Eine Serie, die mich als Zuschauer verwirrt, weil ich mich fragen muss, wie jemand, der so sympathisch ist, so böse sein kann, und jemand, der so böse ist, so sympathisch. Das wäre interessantes Dilemma gewesen.

Das Problem von Dexter besteht darin, einen nützlichen Serienmörder zu zeigen. Dass Dexter der Gesellschaft einen Gefallen tut, indem er die schlimmsten Verbrecher beseitigt, die sonst womöglich entkommen würden, steht für die Serie außer Frage. Dexter ist ein guter Serienmörder. Er ist so anständig gewesen, trotz seines psychischen Defekts zu versprechen, nur die Leute hinzumetzeln, die es „verdient“ haben. Beunruhigend und abstoßend ist für die Zuschauer nur, mit welchem Genuss, welchem kalten Sadismus er seine Morde zelebriert. Aber dass er die Welt von diesen Monstern befreit, ist an sich vergleichsweise unproblematisch. Die Welt wäre eine bessere Welt, sagt die Serie, wenn es mehr solche Serienmörder gäbe.

Das ist aber für mich kein interessantes Dilemma, sondern eine abstoßende politische Botschaft. Sie erklärt nicht nur – wieder einmal – den Rechtsstaat für lästigen Ballast, der Gerechtigkeit verhindert statt ermöglicht. Sie geht auch, ohne großes Tamtam, davon aus, dass es Menschen gibt, die den Tod verdient haben, Menschen, die nicht als Menschen zu behandeln sind.

Nun kann eine Serie, trotz einer solchen Ideologie, künstlerisch faszinieren — und im besten (und schlechtesten) Fall einen Sog entwickeln, dem man sich nicht entziehen kann, so sehr man sich dagegen sträubt. Die Macher von Dexter waren aber offensichtlich so besoffen davon, wie mutig und spektakulär ihre Grundkonstellation vom Serienkiller als Held ist, dass sie sich keine Mühe mehr gaben, gute Geschichten zu entwickeln, gute Dialoge zu schreiben, vielschichtige Charaktere zu zeigen. Dexter ist von einer erschütternden Schlichtheit, die von Blut und abgetrennten Körperteilen notdürftig überdeckt wird. Alles, auch das Offensichtlichste, wird erklärt und von Dexter in endlosen Monologen ausgesprochen. Es gibt kein Geheimnis. Nicht einmal die Pilotfolge lang dürfen wir rätseln, was es mit Dexter auf sich hat. Selbst der Kodex, den ihm sein Adoptivvater Harry mit auf den Weg gegeben hat, wird schon in einer Rückblende mitsamt der ganzen Serienmoral erklärt:

Harry: Mein Sohn, es gibt Leute, da draußen, die ganz schlimme Dinge tun. Schreckliche Leute. Und die Polizei kann sie nicht alle fangen. Verstehst du, was ich sagen will?
Dexter: Du meinst, sie verdienen es?
Harry: Genau. Aber natürlich musst du lernen, wie du sie erkennst. Wie du deine Spuren verwischt.
Dexter: Vater…
Harry: Es ist okay, Dex. Du kannst nichts dafür, was mit dir passiert. Aber du kannst das beste daraus machen.

So schlicht ist das. So schlicht ist nicht nur die Moral. So schlicht ist auch die Erzählweise, dass das alles gleich am Anfang ausgesprochen und erklärt werden muss. Und so schlicht sind auch die Fälle.

In der ersten Folge ist Dexter einem Mann auf der Spur, der verdächtigt wird, eine Frau umgebracht zu haben. Und weil wir sonst das womöglich nicht schlimm genug finden könnten (und als Anspielung auf einer spätere, sehr unüberraschende Erklärung dafür, warum Dexter selbst so emotional beschädigt ist) blättert er in einer Mappe mit den Fotos von den Kindern der Frau und erzählt uns, dass diese Halbweisen nun für ihr Leben lang emotional beschädigt seien.

Der Mann ist schuldig, aber wegen irgendeiner lächerlichen Formalie auf freiem Fuß. Und wie überführt ihn Dexter? Er bricht in sein Haus ein. Er findet dort eine Kamera und ein SM-Magazin, in dem der Täter die Anzeige für ein Portal mit Snuff-Filmen praktischerweise rot eingekringelt hat. Er geht auf die Website, guckt sich den Snuff-Film an und sieht, dass der Täter darin dasselbe Tattoo hat wie der Verdächtige. Das ist es. Er ist es definitiv. Und Dexter erklärt uns: „Das ist es. Er ist es definitiv.“

Das ist mir zu blöd. Dafür muss man sich nicht einmal über Moral und Ideologie der Serie unterhalten – wenn sie als reiner Krimi schon so versagt, weil sie so unterkomplex, unlogisch, dämlich daherkommt.

Selbst bei dem großen Fall, der sich über die ganze erste Staffel erstreckt, dem Killer, der Dexter durchschaut hat und zu einem Duell herausfordert, der genau so zu ticken scheint wie er, dieselbe Faszination für Blut zu haben scheint, ist die Auflösung, wer dieser Dexter so seelenverwandt scheinende Täter ist, exakt die, die Ihnen jetzt einfallen würde, wenn Sie 30 Sekunden darüber nachdenken.

Dexter ist doppelt ärgerlich: moralisch und künstlerisch, als Botschaft und als Krimi.

Dexter, von heute an montags, 22.55 Uhr, RTL 2.

Stefan, 29. September 2008, 12:55.

Nackte X

Die Serie beginnt mit „You Can’t Always Get What You Want“ von den Rolling Stones, ein Song, der auch die Pilotfolge von Dr. House prägte. „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers kommt in Californication nicht vor. Keine Ahnung, ob das die Band versöhnt hätte oder nicht. Die verklagte den US-Sender Showtime nämlich im vergangenen Jahr, weil sie den Begriff „Californication“ für ihre Erfindung hielt und nicht einfach ein dahergelaufener Fernsehsender kommen und eine Serie so nennen könne.

Die zweite Staffel, die gestern in den USA anlief, heißt trotzdem noch so.


Hank und sein Agent (Evan Handler).
Fotos: RTL2

Heute beginnt bei RTL2 die erste Staffel, und das ist schön, denn Californication ist eine gute Serie, wenn man außer Sex auf wenig andere Themen Wert legt. Doch auch davon abgesehen ist Californication gut, weil es der Serie gelingt, Sex in Wort und Bild zwar das vorherrschende Thema sein zu lassen, es aber trotzdem wirken zu lassen, als stecke noch mehr drin.

Es geht um einen schreibblockierten und sexsüchtigen Schriftsteller, und hätte sein Darsteller, Akte-X-Mulder David Duchovny, sich im wahren Leben nicht schon vor einem Monat wegen seiner eigenen Sexsucht in eine Therapie begeben, sondern erst jetzt, wäre das für die Serie bestimmt eine noch bessere Werbung gewesen. Seine Figur Hank hängt noch an seiner Exfreundin, die aber einen Anderen heiraten will. Hank rät ihr davon ab.

Hank: „Hab‘ ich nicht auch ein Wörtchen mitzureden?“
Karen: „Nein!“
Hank: „Ganz sicher? Ich glaub‘ nämlich doch. Vielleicht.“

Mit Karen teilt sich Hank das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Becca. Er bemüht sich um Erziehung. Als sie schon wieder „Fluch der Karibik“ sehen will, rät Hank:

„Willst du nicht vielleicht deinen filmischen Horizont erweitern und einen Film sehen, der auf einem Buch und nicht auf einer Freizeitparkattraktion basiert?“

Trotz der Erziehungsbemühungen gelingt es ihm nicht, sein verlottertes Privatleben vor ihr zu verbergen.

Becca: „Vater?“
Hank: „Tochter?“
Becca: „Darf ich dich was fragen? Warum ist da eine nackte Frau in deinem Zimmer? Sie hat keine Haare an der Vagina, Ist sie vielleicht krank?“
Hank: „Ich sehe nach.“

Oder vor Karen:

Karen: „Du riechst nach Muschi.“
Hank: „Dankeschön!“

Ein paar weitere schöne Dialoge machen die sehr monothematische Handlung wett, und vielleicht ist Californication wirklich, wie wiederholt zu lesen war, so eine Art Sex And The City für Männer, aber ich als Mann kann das leider nicht objektiv und seriös beurteilen. Sex And The City fand ich langweilig. Californication nicht.


Hank und seine Affäre Mia. Den Hank-Darsteller David Duchovny erkennen Sie sofort aus Akte X. Die Mia-Darstellerin womöglich erst auf den zweiten Blick: Madeline Zima spielte in den 90er-Jahren die kleine Tochter Gracie in Die Nanny.

Californication, montags um 22.15 Uhr bei RTL2.

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Michael, 29. September 2008, 06:59.

CSU Munich — Den Wählern auf der Spur

Zuhören hat eigentlich immer nur Nachteile. Gerade für Journalisten. Denn wenn sie zuhören, was ihr Gesprächspartner sagt, könnte das unter Umständen bedeuten, dass ihre nächste Frage hinfällig wird. Stellen Sie sich das mal vor: Der Interviewte hat gerade etwas erklärt, das die Antwort auf die nächste Frage vorwegnimmt, und der Fragensteller müsste sich allen Ernstes spontan eine darauf zu beziehende, nicht geplante Anschlussfrage ausdenken! Unvorstellbar!

Sigmund Gottlieb vom Bayerischen Rundfunk hat dieses Problem zum Glück nicht. Ein freudig strahlender Mann namens Franz Maget, bei dessen Nennung sich die meisten Deutschen und vielleicht sogar Sigmund Gottlieb vermutlich den Herrn rechts vorstellen, hatte sich gerade sinngemäß zum bayerischen Ministerpräsidenten ausgerufen, weil seine Partei ja fast halb so viele Stimmen wie die CSU erhalten und er das als klaren Regierungsauftrag verstanden hatte („Die CSU ist abgewählt. […] Es gibt eine Möglichkeit, jenseits der CSU eine Regierung zu bilden. Wir wollen davon Gebrauch machen.“), als Sigmund Gottlieb ihn fragte:

Ist das ein Ergebnis für Sie, wo Sie sagen: „Also, ich hab jetzt die Schnauze voll, ich, Franz Maget, ich mach jetzt nicht mehr weiter, ich mach jetzt was Schöneres?“

Die Antwort darauf war noch leichter zu erraten als bei den Gewinnspielfragen, die in anderen Fernsehsendungen vor den Werbepausen gestellt werden. (Sie wissen schon: „Wie heißt der Noch-Trainer von Bayern München? A: Jürgen Klinsmann, B: Gurkenmaske.“)

Michael, 28. September 2008, 19:13.
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