Neuer Anstrich fürs Weiße Haus
Heute wird Barack Obama neuer US-Präsident. Dass er von seinem Vorgänger noch viel lernen muss, verdeutlichte Jon Stewart vergangene Woche.
Heute wird Barack Obama neuer US-Präsident. Dass er von seinem Vorgänger noch viel lernen muss, verdeutlichte Jon Stewart vergangene Woche.
Wieder einer weniger. Aber diesmal war es einigermaßen vorhersehbar, dass nach der Publikumsabstimmung Andrea Ypsilanti würde gehen müssen.
Jürgen Rüttgers war heute Abend so eine Art Norbert Schramm von Anne Will: War irgendwie da, sagte aber kaum was — und durfte trotzdem bleiben. Er hat aber nicht erwähnt, ob er operierte Brüste mag.
Aus der zeitgleichen anderen Laberrunde wurde derweil Peter Bond rausgewählt, der selbst diese Nachricht mit „Wunderbar!“ und „Ach, ist das schön!“ kommentierte, so wie schon alle Dschungelprüfungen. Wer jahrelang das Glücksrad moderieren musste, hat das Dauergrinsen und den Tollfind-Reflex einfach so sehr ins Hirn gebrannt, dass er beides nie mehr ablegen kann. Dennoch hielt er dieses Publikumsvotum offensichtlich für eine Überraschung, weil er wohl der Annahme war, das Publikum habe ihn deshalb unentwegt zu Dschungelprüfungen antreten lassen, weil es ihn so mag.
Vielleicht hätte es ihn sogar gemocht, wenn er sich bei den Dschungelprüfungen etwas mehr Mühe gegeben hätte. Bei Ross Antony hat das im vergangenen Jahr geklappt. Was Bond ablieferte, war aber eben doch eher, wie Jürgen Rüttgers sagen würde, „das schlechteste Ergebnis seit Geschichte.“
Der erste ist raus. Höchste Zeit, dass wir wieder einmal die kollektive Intelligenz der Fernsehlexikon.de-Leserschaft testen und fragen: Wer übernimmt das Zepter von Ross Antony und wird am kommenden Samstag Dschungelkönig oder Dschungelkönigin der aktuellen Staffel von Ich bin ein Star — holt mich hier raus?
Die Abstimmung läuft bis Montagabend, 23 Uhr, und zu gewinnen gibt’s diesmal nix, außer dem guten Gefühl, es ja gleich gewusst zu haben.
(Mein persönlicher Tipp, falls es jemanden interessiert, wäre ja, dass Gundis Zámbó, Ingrid van Bergen und Lorielle London den Sieg unter sich ausmachen.)
Haben John Wells und Tommy Schlamme bei Schlag den Raab angeheuert?
Serien des Produzenten John Wells, gern unter der Regie von Thomas Schlamme, sind für ihre langen Flure bekannt. In Emergency Room und The West Wing verbringen die Darsteller längere Passagen damit, durch lange Gänge zu hetzen und derweil ihre staatstragenden Gespräche zu führen. Regisseur Thomas Schlamme hat dafür eigens Schienen in diese Gänge legen lassen, auf denen jemand den Kameramann rückwärts ziehen kann, während er die gehenden Schaupieler filmt.
So ähnlich sah das am Samstagabend auch ein paarmal bei Schlag den Raab aus, immer wenn Moderator Matthias Opdenhövel mit Stefan Raab und dem Kandidaten Marcus vom Außenstudio zurück ins reguläre Studio ging. Man hätte ja in der Zeit prima schon mal mit Jingles das nächste Spiel ankündigen oder Werbung senden können, aber stattdessen gab’s Spaziergänge und Small Talk. Hat sich ja bei den Amerikanern bewährt.
Gegen John Wells spricht natürlich, dass eine Ausgabe von Schlag den Raab ungefähr so lang ist wie eine ganze Staffel einer Serie.
Ich mag übrigens Samstagabendunterhaltung mit Spielen, deren Namen selbsterklärend sind. „Spiel 5: Feuer löschen.“ So geht großes Fernsehen. Ich freue mich in der nächsten Sendung schon auf „Spiel 9: Bier trinken“ und die logische Folge, eine Art 2.0-Version des Löschspiels: „Spiel 10: Feuer auspinkeln.“
Wer sagt eigentlich, dass schöne Menschen es im Leben leichter haben?
Foto: RTL
Seinem Körper zum Trotz muss der Seifenmann Michael Meziani das RTL-Dschungelcamp zuerst verlassen.
Ja dann.
Fast drei Jahre lang zeigte die Late Show with David Letterman fast jeden Abend „Great Moments In Presidential Speeches“.
Der Gag war immer der gleiche: Es begann mit zwei bekannten Ausschnitten aus großen Reden großer US-Präsidenten (gerne auch immer die gleichen zwei), und es folgte immer ein anderer Ausschnitt eines Auftritts von George W. Bush, der sich in seinen Worten verhedderte, sich peinlich versprach, seinen Text vergaß oder einfach nur etwas unsagbar Dummes sagte.
Die Zeiten sind vorbei.
Vergangene Nacht verabschiedete sich Letterman mit einer ausführlichen Collage von der beliebten Rubrik.
Man merkt, dass man in einer pulsierenden Stadt lebt, wenn einen Block weiter ein Flugzeug runterkommt, und irgendwann sieht jemand auf und fragt: „Glaubst du, es war ein Unfall?“
Jon Stewart, der seine Show in New York in einem Studio am Hudson River aufzeichnet, in der Nähe der Stelle, an der das Flugzeug gestern notwasserte, zu Beginn der gestrigen Show.
Auch Ricardo Montalban ist gestorben. Und auch Ricardo Montalban war mal ein Mörder bei Columbo. Außerdem war er in einigen erfolgreichen Kinofilmen zu sehen, darunter „Die nackte Kanone“ und „Star Trek 2: Der Zorn des Khan“, und im Denver-Clan und dem Spin-off Die Colbys – Das Imperium.
Doch auch er spielte eine Rolle, die man wie keine andere mit ihm verbindet: Den mysteriösen Inselherrn auf Fantasy Island, der die Wünsche der Besucher erfüllte. Seine Rolle als Engel in Einmal Himmel und zurück war im Grunde nur eine logische Folge daraus.
Ricardo Montalban wurde 88 Jahre alt.
So oft wie niemand sonst spielte Patrick McGoohan in Columbo den Mörder, immer in einer anderen Rolle. Und weil RTL die vier Folgen „Des Teufels Corporal“ und „Tod am Strand“ aus den 70er-Jahren und „Mord nach Termin“ und „Das Aschenpuzzle“ aus den 90er-Jahren in den 90ern gefühlte fünftausendmal wiederholte, hatte man oft den Eindruck, Patrick McGoohan sei neben Peter Falk der zweite feste Hauptdarsteller der Serie.
Ein Star wurde der Brite Patrick McGoohan bereits in den 60er-Jahren als Geheimagent John Drake und ein noch größerer wenig später als Nummer 6 („The Prisoner“). McGoohan hatte sich diese verstörende, verwirrende, paranoide Mysteryserie ausgedacht, war ihr Produzent, schrieb etliche Episoden, führte mehrere Male Regie und spielte die Hauptrolle. Diese Bandbreite findet man heute im Fernsehen nur noch bei den Amerikanerinnen Bonnie Hunt und Tina Fey, niemand sonst ist noch so vielseitig.
Patrick McGoohan starb im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles.
Eigentlich habe ich ja nur einen blöden Witz machen wollen, als ich vergangene Woche die RTL-Thementage „Knast“ ausrief, weil Prison Break wieder startete und im Dschungelcamp zwei ehemalige Inhaftierte sitzen, Günther Kaufmann und Pferdekrähe aus Silas*. (Außerdem ist Oliver Geissen ja weiterhin in dem Studio eingesperrt, in dem RTL alle seine Shows produziert und in diesen Tagen die Feier zum 20. Sendergeburtstag von vor fünf Jahren neu auflegt.)
Aber seitdem erzählt Ingrid van Bergen Abend für Abend im Dschungel Knastanekdoten: Was tat sie dort, wie verbrachte sie Tage, wann füllte sie ihre Strichliste aus, und gestern Abend sehr ausführlich: Warum kam sie überhaupt rein?
Insofern hat RTL heute Abend vielleicht wirklich versehentlich ideale Voraussetzungen für einen perfekten Audience Flow geschaffen, wenn sofort nach Ich bin ein Star – holt mich hier raus! eine neue Folge von Prison Break kommt. Und seit die Jungs in Panama im Gefängnis sind, hat die Serie sogar einen ähnlichen Farbton wie der Schlammüberzug von Peter Bond.
* Klugschissvorbeugung: In Wirklichkeit spielte natürlich Ingeborg Lapsien die Pferdekrähe. Als Silas gedreht wurde, saß Ingrid van Bergen ja gerade im Knast.