Nein! Oh! Tu! Wann? Oh!


Foto: ProSieben

Wären die Autoren der alten Serie Beverly Hills, 90210 auch an der Neuauflage 90210 beteiligt, würde man ihnen ihre Einfallslosigkeit vielleicht verzeihen. Nach so vielen Jahren ist man ja ausgelaugt, hat keine Lust mehr, und vor allem hat längst jeder mit jeder geschlafen. Da kann es mal passieren, dass nur noch alte Klischees aufgewärmt werden. Dass den Neuen aber auch nichts einfällt, ist tragisch: Die Neuauflage wirkt so, als setze sie an der Stelle an, an der die alte Serie aufhörte; wie Hansi Hinterseer sagen würde: Da wo die Luft raus ist. Da wo man sich wünschte, es sei bald vorbei. Da wo man allenfalls noch zusah, weil man sich an die Charaktere gewöhnt hatte und wissen wollte, ob die Serie wenigstens ein anständiges Ende zustande bringen würde.

Einige dieser Charaktere sind auch in der Neuauflage dabei: Kelly Taylor, die jetzt Beratungslehrerin an ihrer alten Schule ist, ihre alte Freundin Brenda Walsh und der alte Wirt des „Peach Pit“, Nat. Die Auftritte der Altstars Jennie Garth und Shannen Doherty und des Uraltstars Joe E. Tata sind leider nur Gimmicks, um Fans von früher für die Serie zu interessieren, nennenswerte eigene Handlungsstränge haben ihre Charaktere nicht.

Das wäre zu verschmerzen, wenn die Handlungsstränge der neuen Hauptcharaktere wenigstens einigermaßen interessant wären, aber auch das ist leider nicht der Fall. Die Intrigen, Betrüge, Liebschaften und Geheimnisse sind bekanntes, niedriges Soap-Niveau, und gleich zu Beginn werden zu viele Fässer auf einmal aufgemacht. Dass man Teenie-Soaps auch origineller und inspirierter drehen kann, hat vor ein paar Jahren O.C., California gezeigt und zeigt in geringerem Maß an diesem Wochenende nur eine Stunde vor 90210 die ebenfalls neue Serie Gossip Girl.

In 90210 sind die Figuren so durchsichtig und ihr Tun so vorhersehbar, dass sich schon im Pilotfilm erahnen lässt, wer später mit wem (wenn’s wie früher ist, dann sowieso jede mit jedem), wer ein Kind vom wem (bekommt oder berteits ist), und wer gegen wen. Ich werde aber nicht mehr dabei sein, um mir das anzusehen.

90210, samstags um 17.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 17. April 2009, 06:11.

Tratschmädel

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die Menschen, die in Teenie-Soaps die Eltern der Protagonisten spielen, meistens sehr gut und für ihr Alter jung aussehen? Das ist an sich ja schön für sie, aber da die Hauptcharaktere meistens Teenager sind, die von deutlich älteren Darstellern verkörpert werden, ist es manchmal etwas schwierig, die Familienverhältnisse schnell zu durchblicken und den 35-jährigen Vater korrekt seinem 30-jährigen Sohn zuzuordnen.

Das ist bei Gossip Girl auch so, und auch sonst ist Gossip Girl wie die meisten Teenie-Serien: Irgendwann werden alle ringsherum miteinander geschlafen haben, und dann müssen eben neue Charaktere eingeführt werden. Bis dahin geht es wie üblich um eine Clique neureicher Zicken und ihre Freunde und was sie so treiben und mit wem. Ich kann nicht genau erklären, warum das kurzweiliger ist als die eigentlich baugleiche, aber völlig uninspirierte Serie 90210, die an diesem Samstag direkt im Anschluss startet, aber sie ist es. Es kann an der unterschwelligen Gesellschaftskritik liegen, die man in der Serie aber nur sehen kann, wenn man das will, oder daran, dass sie etwas mehr den Eindruck macht, als spiele in der Gegenwart und sei nicht zu Beginn der 90er-Jahre in einer Zeitschleife gefangen.

Große Überraschungen sollten Sie trotzdem nicht erwarten.


Foto: ProSieben

Gossip Girl, samstags gegen 16.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 17. April 2009, 06:06.

Germany’s Next Topkanzlerin

Wer behauptet eigentlich, ProSieben würde wenig über Politik berichten? Die Kanzlerin wird derzeit ziemlich oft gezeigt.

Michael, 10. April 2009, 14:53.

Die neuen Abenteuer der alten Formate

Und die Sitcom ist eben doch noch nicht tot.

Seit Monaten zieht die stundenlange Sitcom-Strecke bei Kabel 1 mehr junge Zuschauer als die meisten anderen Nachmittagsprogramme. Die erfolgreichste Serie zwischen mehreren Klassikern ist dabei die relativ neue Two And A Half Men mit Charlie Sheen, ausgerechnet eine ganz herkömmliche Sitcom mit begrenztem Ensemble und klassischem Aufbau, auf einer Bühne gespielt und von Publikumsgelächter begleitet — also genau das Format, das vor ein paar Jahren zu Grabe geschrieben wurde, als Frasier und Friends zu Ende gingen. Auch bei RTL2 erreichen die Sitcoms inzwischen wieder ganz ordentliche Einschaltquoten.

Normalerweise ziehen andere Sender schnell nach, wenn ein Sender mit einem Genre erfolgreich ist — und einige der anderen mittelgroßen Sender, deren Nachmittagsprogramme seit langer Zeit erfolglos vor sich hindümpeln, würden vielleicht sogar gerne, doch dazu fehlt der Nachschub. Zu lange haben sie sich im Bereich Sitcom auf Dauerschleifen von Hör mal wer da hämmert und Die Nanny beschränkt — immer in der feigen Annahme, neue Serien würden vom Publikum ohnehin nicht akzeptiert — und die Neueinkäufe winzigen Sendern wie Das Vierte oder Comedy Central überlassen.

Und damit sind wir beim Grund, warum ich mich heute zu Wort melde. Er heißt The New Adventures Of Old Christine, startet heute bei Comedy Central und ist eine weitere ganz klassische Familiensitcom mit Publikumslachern und Kindern, die von ihren Eltern irgendwie erzogen werden müssen.

Christine: „Ich möchte auf keinen Fall, dass aus dir ein Snob wird. Du bist nicht besser als irgendwer sonst.“
Ritchie: „Was ist mit Mördern?“
Christine: „Was?
Ritchie: „Bin ich besser als Mörder?“
Christine: „Ja, Schatz. Natürlich bist du besser als Mörder. Aber das war’s auch schon.
Ritchie: „Was ist mit Rassisten?“
Christine: „Na schön. Du bist besser als Rassisten, und du bist besser als Mörder. Aber das war’s jetzt.“

 Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus gehörte als Elaine zur Besetzung der erfolgreichsten Sitcom der vergangenen 50 Jahre, Seinfeld, und beendete 2006 mit dieser neuen Serie den oft beschworenen „Seinfeld-Fluch“: Bis dahin waren alle der früheren Seinfeld-Nebendarsteller mit eigenen Sitcoms gescheitert, auch Louis-Dreyfus ging 2002 bereits mit einer eigenen Serie baden. Acht Jahre nach dem Ende von Seinfeld wurde The New Adventures Of Old Christine der erste Erfolg. Mittlerweile ist die Serie in der vierten Staffel, und Julia Louis-Dreyfus wurde mit einem Emmy als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Sie spielt die „alte Christine“, die Ex-Frau eines Mannes, der jetzt mit einer jüngeren Frau zusammen ist, die ebenfalls Christine heißt. Das ist auf den ersten Anblick ganz nett, aber wie bei den meisten Sitcoms braucht man eine Weile, und dann hat man die Charaktere liebgewonnen, und die Serie wird eine sehr angenehme Gewohnheit.

The New Adventures Of Old Christine, montags bis donnerstags um 21.20 Uhr und 23.05 Uhr bei Comedy Central.

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Michael, 6. April 2009, 06:43.

Ab in den Süden

Offenbar drohte beim rheinland-pfälzischen Sender ZDF, bei dem keine einzige Serie in Rheinland-Pfalz spielt, die Quote der bayerisch sprechenden Serienrollen unter 80 Prozent zu sinken. Für diesen Fall hält das ZDF vermutlich immer ein Notprogramm bereit, wie zum Beispiel den vor zwei Jahren gedrehten, aber noch nie gezeigten Samstagskrimi Kommissar Süden. An diesem Wochenende kommt er zum Einsatz. Darin spricht zwar nicht der Protagonist, aber viele Figuren um ihn herum so sehr bayerisch, dass, wäre es sächsisch, die Fernsehsender Untertitel einblenden würden. Kenntnisse in Bayerisch, dem einzigen in fiktionalen Produktionen erlaubten Dialekt, werden natürlich vorausgesetzt, und notfalls kann man sie ja schnell durch ein paar ZDF-Vorabendserien auffrischen.


Foto: ZDF

Kommissar Süden unterscheidet sich von den anderen Samstagskrimis: Tabor Süden arbeitet bei der Vermisstenstelle der Münchner Polizei. Auch sein eigener Vater ist seit vielen Jahren verschwunden, und Südens versoffener Kollege Heuer ist mit einer Prostituierten verheiratet, die ihr „Büro“ zu Hause hat, weshalb Heuer da zu sehr vielen Tageszeiten nicht sein darf. Beides klingt wesentlich interessanter als der längliche Fall, um den es eigentlich geht, spielt aber kaum eine Rolle. Die meiste Zeit kriecht die neue Reihe zur Premiere in einem Tempo voran, mit dem selbst Herbert Reinecker hätte mithalten können.

Die Reihe mischt Redundanz, wie wir sie seit Reineckers Kommissar nicht mehr erlebt haben, immerhin mit Lebensweisheiten, von denen man wirklich lernen kann: 

– „Wie lang warst du Kellner bei dem?“
– „Zehn Johr.“
– „Zehn Johr?“
– „Zehn Johr!“
– „Und jetzt bist kein Kellner mehr?“
– „I bin liaber selber bsoffen.“

Ulrich Noethen spielt die Titelrolle, und in einer Nebenrolle sehen ZDF-Zuschauer ein bekanntes Samstagskrimigesicht: Produzent Oliver Berben besetzte die Rolle der ach so schönen, erhabenen Frau, die alle Männer verrückt macht und derentwegen sich sogar einer zu Tode hungert, natürlich mit seiner Mutter Iris.

In der Summe ist das ein klassischer deutscher Krimi, bei dem nicht so viel passiert, dass man nicht prima nebenbei noch Wäsche aufhängen oder aufräumen könnte. Eine Reihe also, von der wenigstens der Haushalt profitiert.

(Der zweite Teil des neuen „Samstagskrimis“ läuft übrigens in gut zwei Wochen an einem Montag.)

Kommissar Süden, Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 3. April 2009, 07:02.

Mein cooler Onkel Grissom

Dass die heutige Episode von CSI mit dem belanglosen Titel „Wer ist der Star im Schlangennest?“ bei RTL keine gewöhnliche Folge ist, werden deutsche Zuschauer nicht zwingend bemerken, weil die Sitcom Two And A Half Men auf ProSieben läuft.

Und aus folgendem Grund ist dieser Satz ganz und gar logisch: Im Rahmen eines Publicity-Stunts tauschten vergangenen Mai beim Sender CBS zwei Serien für eine Woche die Autoren: die erfolgreichste Krimiserie CSI und die erfolgreichste Comedyserie Two And A Half Men.


Foto: RTL

Obwohl der Krimi ein Krimi und die Comedy eine Comedy blieb, befassten sich die Autoren in beiden Fällen mit Themen, die ihnen vertraut waren. Chuck Lorre und Lee Aronsohn, die normalerweise Charlie Sheen die Witze in den Mund legen, schrieben die CSI-Episode, die im Original Two And A Half Deaths heißt. Eine zickige, verhasste Sitcom-Diva (gespielt von Katey Sagal) wird darin ermordet, und wenn man sieht, wie sie porträtiert wird, wühlt man zwangsläufig in seiner Erinnerung, für wen Chuck Lorre früher geschrieben hat. Denn bevor er Two And A Half Men und Dharma & Greg erfand, war Lorre fast ausschließlich für Sitcom-Diven tätig. Er war Autor bei Roseanne und erfand auch die Sitcoms Cybill mit Cybill Shepherd und Grace mit Brett Butler. Vor diesem Hintergrund ist die ansonsten eher durchschnittliche CSI-Episode heute Abend recht amüsant.

Die Episode von Two And Half Men, die die Autoren von CSI im Gegenzug schrieben und in der Spurensicherer einen Todesfall in Charlies Haus aufklären müssen, wird voraussichtlich erst in etlichen Monaten auf ProSieben laufen.

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Michael, 2. April 2009, 06:35.

Bahn frei!

Die ersten Reaktionen auf das Rücktrittsangebot von Bahnchef Mehdorn sind verhaltener als erwartet.

Michael, 30. März 2009, 21:16.

Schniff, schniff, di-schneuf: In Memoriam Maurice Jarre

Maurice Jarre, der unter anderem die Musik zu „Dr. Schiwago“ komponiert hat, ist am Sonntag im Alter von 84 Jahren gestorben.

Stefan, 30. März 2009, 16:57.

Will denn niemand?

Vielleicht sind Bonuszahlungen für erfolglose Manager auch einfach nicht das richtige Thema, um jemanden ins Fernsehen locken zu können, der lautstark ruft:  „Ich bin dafür!“ Aber leider ist die Diskussion bei Anne Will langweilig, wenn alle der Meinung sind, solche Zahlungen seien böse.

Andererseits heißt Ausgewogenheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja nicht, dass alle Meinungen abgebildet werden, sondern dass die gleiche Meinung von Mitgliedern aller Parteien geäußert werden darf.

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Michael, 29. März 2009, 22:37.

Sehr unartig

Ex-Spice-Girl Geri Halliwell ist wieder solo, steht in „Bild“. Da steht auch, sie habe von Männern die Nase voll. Aufregend.

Woher ich das weiß? Jedenfalls nicht aus „Bild“. Diese Information bezog ich aus der Presseschau in der Sendung arte Kultur. Ich wiederhole: arte Kultur. Bei arte.

Sieht aus, als greift arte eine völlig neue Zielgruppe von Zuschauern an, die sich für ihre Themen nicht interessieren.

Michael, 25. März 2009, 20:07.
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