Man könnte die Frage aufwerfen, was eigentlich eine „Sommer-Comedy“ ist. Als solche kündigt RTL seine Serie Der Lehrer an, die im Herbst spielt und im Frühling 2007 gedreht wurde. Aber dazu müsste man vorher mal geklärt haben, was genau man überhaupt unter „Comedy“ versteht. Bei RTL verhält es sich offenbar so, dass alle Formate mit einer Sendelänge von 30 Minuten automatisch als Comedy deklariert werden, und das ist auch schon die einzige Voraussetzung. Der Lehrer ist zwar nicht durchweg langweilig, aber in einer „Comedy“ hätte man vielleicht gelegentlich eine Pointe erwartet.
Foto: RTL
Die neue Lehrer-Schüler-Serie fällt vor allem durch die gängigen Schulklischees auf, die schon ausgelutscht waren, als Unser Lehrer Doktor Specht noch praktizierte. Hendrik Duryn als Lehrer Vollmer ist zwar auch nicht realistischer als Doktor Specht, nervt aber wenigstens nicht so wie Robert Atzorn. Erwarten Sie trotzdem keine Überraschungen.
Der Lehrer ist wieder eine dieser Serien, die irgendwann produziert und dann sehr lange ungenutzt ins Archiv gelegt wurden. Vielleicht liegt sie da in Wirklichkeit auch schon 40 Jahre, und nicht nur zwei, denn die Schüler nennen ihre Lehrer allen Ernstes noch „Pauker“. RTL will ab heute acht der neun gedrehten Folgen zeigen, jeden Montag zwei. Was mit der neunten geschieht, ist ungewiss, aber wenn die Quoten schlecht sind, ist ja auch schon ungewiss, was mit allen ab der fünften passiert. Sollten die Quoten stimmen, müsste für eine neue Staffel wahrscheinlich eine neue Besetzung für die Schulklassen her. Die alten Darsteller dürften mittlerweile im Ruhestand sein.
Wenn Vox heute an seinem „neuen Serien-Freitag“ Law & Order: Special Victims Unit startet, dann ist das dieselbe Serie, die donnerstags und sonntags bei RTL2 unter dem Titel Law & Order: New York läuft, nur die Episoden bei Vox sind deutlich älter. Das ist auch schon das Neue am „neuen Serien-Freitag“ im Vergleich zum alten Serienfreitag von vor zwei Jahren: Am neuen Serienfreitag kommen alte Serien. (Die andere Hälfte des Abendprogramms besteht aus Drittausstrahlungen von CSI: NY.)
Dass Vox den US-Originaltitel für die Serie wählt, korrigiert zwar einerseits den albernen deutschen Titel von RTL2 (denn auch alle anderen US-Serien der „Law & Order“-Familie, also Law & Order und Criminal Intent, spielen in New York), verwirrt aber in erster Linie die Zuschauer.
Captain Donald Cragen (Dann Florek). Foto: Vox
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Serie parallel unter zwei unterschiedlichen Titeln bei verschiedenen Sendern läuft. Die heutige ZDF-Soap Reich und schön lief 1989 und 1990 bei RTL unter eben diesem Titel und bei Tele 5 als Fashion Affairs; in den gleichen Jahren war eine populäre US-Sitcom im ZDF als Bill Cosbys Familienbande und auf ProSieben als Bill Cosby Show zu sehen.
Im aktuellen Fall hatte es eine Weile gedauert, bis Law & Order: Special Victims Unit nach dem US-Start im September 1999 überhaupt nach Deutschland kam. US-Serien galten damals noch als bäh-bäh, und auch die Mutterserie Law & Order lag in Deutschland gerade für Jahre brach. 2005 stieg RTL2 endlich ein und verfügt durch den späten Start seitdem quasi ununterbrochen über neue Folgen. Inzwischen hängt die deutsche Ausstrahlung den USA nur noch so viel hinterher wie die meisten Serien ihrer US-Ausstrahlung hinterherhängen. Neben dem beständigen Donnerstagstermin werden sonntags Wiederholungen gezeigt, und Vox fängt heute nochmal ganz von vorn an. Allmählich bekommen wir das gute Gefühl, zumindest der Nachholbedarf dürfte gedeckt sein.
Moderator Peter Rapp sammelt im ORF Argumente gegen ungecastete Kandidaten, Live-Sendungen — und möglicherweise den Ausschank alkoholischer Getränke vor der Show.
Die Serie Doctor’s Diary – Männer sind die beste Medizin war im vergangenen Sommer in vielerlei Hinsicht eine große Überraschung, denn sie vereinte so etliche Eigenschaften, die sich sonst ausschließen:
Es war eine deutsche Produktion, und trotzdem wurde sie nicht vorzeitig abgesetzt.
Sie lief bei RTL, war aber intelligent und subtil.
Sie war freundlich und witzig und bekam trotzdem einen guten Sendeplatz.
Und schließlich wurde sie mit mehreren Fernsehpreisen ausgezeichnet, obwohl sie gute Einschaltquoten hatte.
Die schönste Überraschung: Es wurden weitere Staffeln bestellt. Heute beginnen die neuen Folgen mit Gretchen Haase und ihren Ärzten. Wie gehabt montags um 20.15 Uhr.
Ja, es stimmt. Im Moment stehen hier fast nur noch Nachrufe. Aber diese Fernsehmenschen hören auch einfach nicht auf zu sterben.
Ilona Christen prägte ab 1986 mit Brillen und Gummistiefeln den ZDF-Fernsehgartenund ab 1993 mit dem zweiten Daily Talk bei RTL das Nachmittagsprogramm des Privatfernsehens.
Im Alter von 58 Jahren ist Ilona Christen an einer Blutvergiftung nach einem Sturz gestorben.
Am vergangenen Freitag ist Walter Cronkite, der legendäre amerikanische Nachrichtenmoderator und erste Anchorman überhaupt, im Alter von 92 Jahren gestorben. Er überbrachte den Amerikanern auf CBS viele historische Neuigkeiten, und einige dieser Live-Übertragungen und Breaking News kann man sich auf YouTube ansehen.
Der vielleicht berühmteste Moment ist der, als er für ein paar Sekunden nach Fassung ringt, als er den Tod John F. Kennedys meldet. Er hat zu diesem Zeitpunkt schon über eine halbe Stunde lang in den „CBS News Bulletins“ konzentriert und souverän die Meldungen von dem Attentat und die sich verdichtenden Hinweise, dass der Präsident es womöglich nicht überlebt hat, vorgetragen. Aber wirklich zu begreifen scheint er das Ausmaß der Tragödie erst in dem Moment, als die offizielle Bestätigung kommt und er mehrere Male schlucken muss, bevor er seine Fassung wieder erlangt hat:
Vor genau 40 Jahren kommentierte er die Mondlandung — und verstand erst nicht genau, was Armstrong da sagte: Ein kleiner Schritt für einen Menschen — und dann?
Aufgrund seiner Beliebtheit und Glaubwürdigkeit hatte Cronkites Urteil im Februar 1968, dass der Vietnam-Krieg nicht zu gewinnen sei, größtes Gewicht. Cronkite kommentierte damals:
Tonight, back in more familiar surroundings in New York, we’d like to sum up our findings in Vietnam, an analysis that must be speculative, personal, subjective. (…)
We have been too often disappointed by the optimism of the American leaders, both in Vietnam and Washington, to have faith any longer in the silver linings they find in the darkest clouds. (…)
To say that we are closer to victory today is to believe, in the face of the evidence, the optimists who have been wrong in the past. To suggest we are on the edge of defeat is to yield to unreasonable pessimism. To say that we are mired in stalemate seems the only realistic, yet unsatisfactory, conclusion. On the off chance that military and political analysts are right, in the next few months we must test the enemy’s intentions, in case this is indeed his last big gasp before negotiations.
But it is increasingly clear to this reporter that the only rational way out then will be to negotiate, not as victors, but as an honorable people who lived up to their pledge to defend democracy, and did the best they could.
Präsident Lyndon Johnson soll hinterher geklagt haben: „If I’ve lost Cronkite, I’ve lost Middle America.“ Greg Mitchell meint, dieser Kommentar Cronkites habe dazu beigetragen, Tausende von amerikanischen und vietnamesischen Leben zu retten, vielleicht sogar eine Million.
Cronkite’s best moment was when he did exactly that which the modern journalist today insists they must not ever do — directly contradict claims from government and military officials and suggest that such claims should not be believed.
What do I regret? Well, I regret that in our attempt to establish some standards, we didn’t make them stick. We couldn’t find a way to pass them on to another generation.
Das ZDF weist seine Zuschauer seit einigen Tagen in kurzen Filmen darauf hin, dass man richtige Nachrichten nicht beim Friseur oder am Gartenzaun erfährt, sondern nur im Fernsehen. Es wirbt damit für sein neues Studio („Die Zukunft beginnt jetzt“), in dem die heute-Sendungen vom kommenden Freitag an produziert werden. Die Trailer enden mit dieser Einstellung:
Was möchte uns das ZDF damit sagen?
Wok-WM im Zweiten?
Irgendwann ebbt die braune Welle ab?
Ein Tisch kann eine Brücke sein?
Am Ende der Informationswüste wartet eine kleine Frau mit Erfrischungen auf Sie?
Objekte im Rückspiegel sind näher, als sie erscheinen?
Sie sehen: Wenn mal überraschend Nachrichten zu Besuch kommen, bringen wir die schon unter?
Oder ist es doch nur ein schlichtes „Meiner ist größer“-Statement in einem virtuellen SchwanzKompetenzvergleich, den spätestens die BBC News vor über zehn Jahren mit einem Pult eröffnet haben, an dem man eine komplette Fußballmannschaft hätte begrüßen können. („Joining us tonight: The Manchester City football club, including some of their biggest supporters. Good evening, folks.“)
Jedenfalls war in Mainz wohl bis zuletzt umstritten, ob man für die Nachrichten das Studio neu baut oder gleich das hier anmieten soll:
Die Straßen von San Francisco sind lang und steil, und wenn man sie oft genug bewältigt, hält das jung, fit und gesund. Karl Malden wurde vielleicht deshalb 97 Jahre alt.
Falls sich immer noch jemand fragt, wie eigentlich dieser CSI-Fall vom vergangenen Herbst ausgeht, von dem RTL nur die Hälfte zeigte (wir berichteten mehrfach), weil es sich um eine Crossover-Doppelfolge mit der Serie Without A Trace handelte: Heute kommt die Auflösung. Um 20.15 Uhr bei Kabel 1.