Wer wird Günther Jauch?

Diese Woche wurde der Dauerbrenner Wer wird Millionär? zehn Jahre alt, und heute begingen RTL und Günther Jauch das Jubiläum mit einer Sonderausgabe von… Nein, halt, die Jubiläumsausgabe von WWM kommt erst am 11. September. Aber gut, am 11. September gibt es zum Glück ja auch sonst keine Jahrestage, die man begehen müsste.

Heute Abend spielten Fünf gegen Jauch: Fünf Kandidaten stellten in einer großen Abendshow Günther Jauch Fragen, von denen sie hofften, er könne sich nicht beantworten, denn für jede falsche Jauch-Antwort gewannen sie 10.000 Euro, aber wenn er was wusste, flogen sie raus. Oliver Pocher moderierte. Im Detail und mit allen Jokern und der Gewinnstaffelung klang die Spielerklärung zu Beginn der Sendung recht kompliziert, und durch ein Missverständnis und dank der recht langatmigen Vorstellung der Kandidaten befürchtete ich zunächst, es würden nun fünf Fragen über die Dauer von mehr als zwei Stunden gestreckt und sah schon wieder einen abendfüllenden Langweiler wie Die Weisheit der Vielen Anfang 2008 auf mich zukommen. Das war zum Glück nicht der Fall, und als die Sendung nach einer Viertelstunde in Gang gekommen war, wurde sie amüsant, interessant und lustig. Sämtliche Fragen waren auf dem Niveau der WWM-Millionenfragen, nichts konnte man aus dem Ärmel schütteln, und auch Jauch scheiterte an den meisten Fragen.

Aber falls morgen ein Passant fragt, wissen wir jetzt, dass es bei den Kommunalwahlen in Thüringen lustige Vereinigungen gab, die es in ihren jeweiligen Gemeinden auf deutlich zweistellige Ergebnisse brachten: Der Grillverein in Wingerode wurde mit 36,8 Prozent zweitstärkste Kraft, der Tischtennisclub „Schnelle Kelle“ in Deesbach und der Landknechtsverein „Verlorenes Fähnlein“ in Meusebach schafften 25,3 bzw. 16,1 Prozent, und nur der Ilmenauer Verein „Pro Bockwurst“ blieb bei 6,4 Prozent hängen.

Oliver Pocher war eine tolle Besetzung als Moderator. Pocher ist witzig, und sein Manko, dass er sich selbst meistens noch etwas witziger findet, als er ist, fiel heute gar nicht auf dank fünf Kandidaten, die sich allesamt viel witziger fanden, als sie waren. Die größten Lacher erntete aber doch wieder Günther Jauch, der, als Pocher einen Zuschauer aus dem Studiopublikum ausführlich ausfragte, irgendwann laut dazwischenrief: „Das ist doch scheißegal!“, und eine eingebildete junge Kandidatin, die auf die Frage nach ihrem Berufsziel „Günther Jauch“ geantwortet hatte, weil sie unbedingt zum Fernsehen will, mit den Worten verabschiedete: „Viel Spaß bei Sat.1!“

Bei Sat.1 wird leider Oliver Pocher bald „exklusiv“ in einer neuen Personality-Show verschwinden, die es ihm verbietet, regelmäßig bei Fünf gegen Jauch aufzutreten, was schade ist, denn Jauch und Pocher sind zur Abwechslung mal ein funktionierendes Duo. So war es auch etwas ärgerlich, dass kurz vor Ende der Sendung, als die ersten fünf Kandidaten rausgeflogen waren, noch fünf neue vorgestellt wurden, von denen dann drei nicht mal mehr zum Zug kamen. Diese fünf spielen zwar in der nächsten Sendung weiter, aber wann die kommt, ist noch offen.

Hoffentlich bald.

Michael, 4. September 2009, 23:17.

Vergleichsgegenstände

Eigentlich wollte ich über die Nominierten für den Deutschen Fernsehpreis, die heute Abend bekanntgegeben wurden, traditionell schweigen, weil man eine Preisverleihung nicht ernst nehmen kann, die jedes Jahr neue Kategorien erfindet und innerhalb der Kategorien Äpfel mit Lokomotiven vergleicht. Aber was soll’s, denn es gibt auch Lichtblicke: Für die „Beste Comedy“ ist TV-Helden nominiert, eine innovative, witzige Mischung aus intelligenter Satire und Erregung öffentlichen Ärgernisses, die RTL Anfang des Jahres versehentlich ins Programm genommen hatte, bevor der Sender zum gewohnten Niveau zurückkehrte. Die Helden treten in ihrer Kategorie gegen die vielversprechende heute-show des ZDF an und gegen Horst Schlämmer als solchen. Exemplarisch wird seine Pressekonferenz vom 4. August angeführt. Zwei Comedyshows und eine Pressekonferenz müssen sich also messen. Ein Einzelereignis einer Kunstfigur, das zufällig im Fernsehen übertragen wurde, mit zwei geschriebenen und produzierten Show-Reihen. Dazu braucht man schon einen ordentlichen Knick in der Messlatte. 

Aber wir sprechen schließlich von dem Preis, mit dem Oliver Welke 2001 als „Beste Sportsendung“ ausgezeichnet wurde. Doch, doch: Den Preis in einer Sendungkategorie erhielt damals explizit eine einzelne Person. Hach, früher war alles genauso!

Ähnlich unlogisch geht es in der Kategorie „Beste Unterhaltungssendung/Moderation“ zu, und damit meine ich nicht einmal, dass Willkommen bei Mario Barth nominiert ist, sondern dass Schlag den Raab als Gesamtwerk nominiert ist, also wohl die durchschnittliche Leistung über die Dauer einer ganzen Fernsehsaison beurteilt wird, als Gegner aber die Einzelausgabe von Wetten, dass…? vom 13. Dezember 20o8 hat. Kann bitte mal jemand Struktur in diesen Sauhaufen bringen? Entweder werden ganze Staffeln nominiert oder einzelne Beispielsendungen, aber doch bitte nicht heute Hü und in anderthalb Sekunden Trullala! Mal ganz abgesehen davon, dass schon der Sammelname der Kategorie völlig außer Acht lässt, dass durchaus gute Sendungen von schlechten Moderatoren präsentiert werden und ebenso gute Moderatoren in schlechten Sendungen festsitzen könnten.

Wären die Juroren des Deutschen Fernsehpreises für politische Meinungsumfragen zuständig, würde die Sonntagsfrage im Politbarometer vermutlich den Bundesdurchschnitt für die CDU dem SPD-Ergebnis unter Schnauzbartträgern in Köln-Nippes gegenüberstellen, und abgefragt würde vermutlich nicht nur die Beliebtheit von Parteien, sondern auch von Mähdreschern.

Schließlich schlage ich noch eine Umbenennung einer anderen Kategorie vor. Als „Beste Serie“ sind neben der BR-Serie Franzi allen Ernstes die altertümliche Klischeeserie Der Lehrer und die tumbe Kuttenklopperei Lasko — Die Faust Gottes nominiert, beide RTL. Da die deutschen Privatsender, die in den Unterhaltungs-, Comedy- und Serienkategorien gewöhnlich reichlich nominiert werden, damit sie überhaupt was gewinnen, so gut wie aufgehört haben, eigene Serien zu zeigen, standen die Juroren offensichtlich bei der Frage, was man nominieren könnte, vor einem Problem. Angemessen wäre deshalb eine Umbenennung der Kategorie von „Beste Serie“ in „Ausgestrahlte Serie“.

Dass man am Deutschen Fernsehpreis am Vorabend der Bundestagswahl dennoch Spaß haben kann, liegt allein an Sat.1, das von Beginn an als einziger Sender verstanden hat, dass diese Veranstaltung nur dann auch für Zuschauer reizvoll sein kann, wenn die Selbstbeweihräucherung der Fernsehschaffenden nicht auch noch von Moderatoren begleitet wird, wie sie RTL, ARD und ZDF seit zehn Jahren ins Rennen schicken, die immer wieder betonen, wie unglaublich wichtig das alles ist, sondern von Unterhaltern unterbrochen wird, die aus der langatmigen Gala noch ein paar Lacher rausholen können. 2001 moderierte Hape Kerkeling, 2005 Hugo Egon Balder, jeweils an der Seite von Anke Engelke. Diesmal verkleiden sich Anke Engelke und Bastian Pastewka als volkstümelndes Moderationsehepaar Wolfgang und Anneliese und werden hoffentlich retten, was zu retten ist. Vielleicht werden sie dafür nächstes Jahr wieder für einen Deutschen Fernsehpreis nominiert, zum Beispiel in der Kategorie „Bester Galaabend/Schraubstock“, zusammen mit der zweiten Halbzeit eines DFB-Pokalspiels und einem Klavier.

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Michael, 2. September 2009, 23:08.

24/7

In Mainz gab es mal ein Parkhaus, an dessen Einfahrt das Schild stand: „In diesem Parkhaus gilt die Straßenverkehrsordnung“, und sobald man das Schild passiert hatte, wurde konsequent Linksverkehr praktiziert.

Ähnlich funktioniert die Serie 24: Zu Beginn der ersten Episode sagt Kiefer Sutherland aus dem Off: „Alle Ereignisse geschehen in Echtzeit“, und dann schafft er es in wenigen Sekunden, Strecken von mehreren Meilen problemlos mit dem Auto im morgendlichen Berufsverkehr zurückzulegen.

Nach einer langweiligen zweiten Hälte der sechsten Staffel und einem mittelmäßigen Fernsehfilm, den Kabel 1 heute um 20.15 Uhr zeigt, beginnt um 22.oo Uhr die siebte Staffel von 24 (auch erstmals bei Kabel 1) mit den üblichen Versatzstücken: Gute sind plötzlich böse, Tote sind wieder lebendig, und Logik ist ja sowieso noch nie da gewesen. Gegen Ende der ersten Folge kommt die Handlung in Gang, und weil 24 ja eh eine Ein-Mann-Show ist und Jack Bauer niemandem vertraut, ist es auch egal, dass es CTU nicht mehr gibt. Schade ist es nur um das prägnante Telefonklingeln.

Ja, ich schreibe diese Zeilen im vollen Bewusstsein, dass wer die Serie noch nie gesehen hat, kein Wort begereifen wird.

Dass 24 den Handlungsort verlegt hat und die Möglichkeit anerkennt, terroristische Aktivitäten könnte es tatsächlich auch mal außerhalb von Los Angeles geben, ist fast alles, was die Serie in Sachen Realismus unternimmt. Die andere Kleinigkeit ist die Senatsanhörung, in der sich Jack Bauer zu Beginn wegen seiner angewandten Foltermethoden rechtfertigen muss. Nach wenigen Augenblicken wird er allerdings zu einer dringenden Weltrettung abberufen und die Sitzung um 24 Stunden vertagt. Puh, dann haben wir diese lästige Angelegenheit für diese Staffel ja hinter uns.

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Michael, 1. September 2009, 08:28.

Houseanbau

Wenn Sie denken, das Leben anderer sei mehr wert als Ihr eigenes, dann besorgen Sie sich einen Organspenderausweis und bringen Sie sich um.

Ab heute erteilt Dr. House wieder praktische Lebenshilfe. Zum Start der neuen Folgen (21.15 Uhr bei RTL) gibt’s außerdem eine Geiselnahme und mehr Sendezeit, ohne dass Sie es merken. Die heutige Episode ist sechs Minuten länger (netto), dauert aber genau so lang wie immer (brutto). RTL kürzt dazu die Pausen, die ja ohnehin kaum ausgelastet sind, und wahrscheinlich musste der Etat zusätzlich mit einer Rolle Tesafilm belastet werden, um die Rückspultaste zu überkleben, die sonst nach der Werbung immer so gern gedrückt wird.

(Auch die anderen Dienstags-US-Serien sind ab heute mit neuen Folgen zurück.)

Michael, 1. September 2009, 07:47.

Das Ende der Daily-Talk-Ära

Und so endete am vergangenen Freitag nach 17 Jahren die Ära der Daily Talkshow auf RTL:

Man kann das natürlich ein bisschen unwürdig finden. Aber eigentlich war es ein angemessenes Ende für das Genre im Allgemeinen und die Oliver-Geissen-Show im Besonderen: mit noch ein bisschen Sich-gegenseitig-eklig-finden und Durcheinander-Reden, einem vagen „Wenn ihr glücklich seid, hab ich auch nichts dagegen“-Fazit und einem Moderator, der wirkte, als sei er ohnehin nur kurz vorbeigeschlappt, weil das Studio zufällig auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer lag.

Britt, die immer noch tapfer werktags um eins Vaterschaftstests öffnet und Lügendetektor-Ergebnisse verliest, ist jetzt die letzte Vertreterin eines Genres, das es zu seiner Hochzeit in der Fernsehsaison 1999/2000 auf 13 verschiedene Sendungen täglich brachte.

Vermutlich wird man sich angesichts des pseudodokumentarischen Quatsches, der sich stattdessen im Tagesprogramm breit macht, schon bald danach zurücksehen, dass man die Hartz-IV-Empfänger wieder in irgendwelchen bunten Fernsehstudios sieht anstatt in ihren Wohnzimmern und dass sie wenigstens nur sich selbst spielen. Aber vorerst ist die Zeit des Daily Talk abgelaufen.

Zur Erinnerung an die guten, schlechten Zeiten bietet Ihnen „Das Fernsehlexikon“ die ganze Epoche auf einen Blick:

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Stefan, 31. August 2009, 13:04.

Qual der Wahl

[Ironiealarm EIN.] Wenn ein Thema die Fernsehzuschauer so wahnsinnig interessiert wie die bevorstehende Bundestagswahl, können die Sender gar nicht genug dazu zeigen. Sat.1 hat das große Glück, gleich zwei kompetente Polittalker in einer Sendung vereinen zu können. [Ironiealarm AUS.]

Die ehemalige ARD-Schwarzseherin Sabine Christiansen und der ehemalige Spiegel-Chef Stefan Aust, der bereits weiß, wie man bei Sat.1 am Sonntagabend scheitert, präsentieren Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena, und obwohl Christiansen gar nicht mehr beim Ersten arbeitet, sorgte ihr Ex-Arbeitgeber für das, was ein perfekter Audience-flow hätte sein können, denn so schlecht gelaunt, wie am Sonntagabend 90 Minuten lang alle im Tatort waren, wirkt sogar Christiansen wie eine Stimmungskanone.

Premierengast ist Wirtschaftsminister zu Guttenberg, und das war noch eine andere Premiere: Es kommt sonst nicht vor, dass der Politiker, der in einer Politshow zu Gast ist, die Popularität der Moderatoren übertrifft, denn im Gegensatz zu Christiansen und Aust ist Guttenberg noch gar nicht lange genug bekannt, um besonders häufig negativ aufgefallen zu sein.

Aber warten Sie, der eigentlich Höhepunkt kommt noch: „Und dann schalten wir noch zu Sebastian Krumbiegel, dem Sänger der Prinzen, der sich heute Abend zusammen mit Freunden die Sendung im Fernsehen ansieht.“ Potztausend, Herr Aust. Zu mir hat noch nie jemand geschaltet. Und ich hatte auch Freunde zu Besuch. Die gingen allerdings sechs Minuten nach Sendungsbeginn nach Hause. Sollte ich das per SMS mitteilen?

Am unteren Bildschirmrand werden polternde SMS-Texte von Zuschauern eingeblendet, die sich auf der Ebene von „Das glaubt doch kein Mensch!“ und „Die Roten machen immer nur Mist!“ an der Diskussion beteiligen. Das ist ein raffinierter Schachzug, denn im Vergleich dazu wirkt Sabine Christiansen viel kompetenter als damals im Ersten, als sie eigentlich nur dadurch auffiel, dass sie ihre Gesprächspartner immer dann unterbrach, wenn es gerade interessant zu werden drohte. Diese Gefahr besteht diesmal nicht.

Nach der ersten Werbepause sitzt auch noch Oskar Lafontaine da. Logisch, Gysi ist ja auch bei Anne Will. Das geht alles von zu Guttenbergs Redezeit ab, der bestimmt gern noch ein paar Mal „gerüttelt Maß“ sagen würde. Und auch Christiansens Redezeit wird begrenzt, indem zwischendurch Fragen von Zuschauern eingespielt werden, die sich selbst mit einer Webcam aufgenommen haben. Das filmische Niveau kennen Sat.1-Zuschauer ja aus dem Vorabendprogramm.

Und dann kommt noch die Bauunternehmerin Claudia Sturm, die nach der nächsten Werbepause von Sabine Christiansen so angekündigt und behandelt wird, als sei sie eine Passantin, die zufällig des Weges gekommen war. Und dann ist die Sendung auch schon vorbei. Halt! Herr zu Guttenberg will es sich noch herausnehmen, auf die letzte gestellte Frage, die noch offen im Raum stand und nach der Christiansen sich verabschieden wollte, zu antworten. Ha! Dieser Amateur! Stefan Aust winkt nach wenigen Halbsätzen lachend ab, und dann ist aber auch wirklich vorbei.

Immerhin hatte die Sendung im Mittelteil einen erkennbaren Informationsgehalt — in den Werbepausen. Aber was genau haben wir nun von dieser weiteren Wahlvorfeldsendung? Oh, für die Antwort haben wir leider keine Zeit mehr.

Michael, 23. August 2009, 23:35.

Family Guy: Ganze Episode abgetrieben

Nur weil man der höchstbezahlte Fernsehautor ist, heißt das noch lange nicht, dass das, was man schreibt, auch ins Fernsehen kommt.

Die Produktionsfirma 20th Century Fox liebt die Arbeit von Seth MacFarlane und zahlt ihm bis 2012 das Pauschalhonorar von 100 Millionen Dollar für seine Trickserien Family Guy und American Dad und alles, was er sonst noch macht. Kein anderer TV-Autor erhält so viel Geld.

Das Publikum liebt die Arbeit von Seth MacFarlane auch. Seine Serien laufen seit Jahren erfolgreich sonntags zur Primetime, und wenn sie mal abgesetzt werden, fndet es einen Weg, den Sender von seiner Liebe zu überzeugen.

Und sogar die Kritiker lieben die Arbeit von Seth MacFarlane und haben Family Guy für einen Emmy als beste Comedyserie nominiert. Einer Trickserie gelang das nicht mehr seit Familie Feuerstein 1961.

Nur dieser ausstrahlende Sender Fox, ein Anhängsel des Produktionsriesen, steht Mr. MacFarlanes Arbeit offenbar mit Zweifeln gegenüber. Zweimal setzte er die Serie Family Guy ab und nahm sie nur deshalb wieder ins Programm, weil die Wiederholungen bei anderen Sendern so erfolgreich waren und sich die DVDs so gut verkauften. Und schon einmal weigerte er sich, eine fertig produzierte Folge überhaupt auszustrahlen. Als die Hauptfigur Peter Griffin seinen Sohn zwingen wollte, zum Judentum zu konvertieren, weil Juden ja besser mit Geld umgehen könnten, hielt der Sender Fox das für antisemitisch. Drei Jahre später zeigte er die Episode doch.

MacFarlane liebt die Kontroverse. Sonst wäre Family Guy auch nicht Family Guy, sondern Bambi. Nun hat er eine Episode geschrieben, in der es um Abtreibung geht, und wieder ist das Thema den Föxen zu heiß, die ankündigten, die Episode nicht nur nicht, sondern „niemals“ zu zeigen. Es besteht zwar kein Zweifel, dass die Episode später auf DVD erscheinen wird, doch vorher noch wählten Seth MacFarlane, der auch mehreren Figuren in der Originalfassung seine Stimme gibt, und die anderen Sprecher eine andere Form, um die Story ans Publikum zu bringen: In einem Theater in Hollywood traten sie vor Mitgliedern der Academy of Television Arts & Sciences auf und lasen die Episode live vom Blatt, inkl. Regieanweisungen, und begleitet von einem Orchester, das die Gesangseinlagen untermalte, die die Werbepausen ersetzten.

Der Hollywood Reporter gibt einen kleinen Eindruck von dem, was die Fernsehzuschauer zum Thema Abtreibung verpassen.

Peter Griffin: „Es bedeutet, Babys umzubringen! Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Babys umbringen, hätte er aus allen chinesische Mädchen gemacht!“ 

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Michael, 18. August 2009, 17:02.

F**k die Menschenrechte!

Nicht alle Sendungen wählen zur musikalischen Untermalung ihrer Beiträge das jeweils Naheliegendste, wie wir es hier schon parodiert haben, also zum Beispiel „Bicycle Race“ von Queen, wenn jemand mit dem Fahrrad fährt, oder „Money“ von Pink Floyd, wenn es um Geld geht. Andere machen es sich noch einfacher und spielen einfach etwas völlig Egales ein, das nicht den geringsten Bezug zum Gezeigten hat, aber wahrscheinlich gerade irgendwo in Armnähe rumlag.

Erkennen Sie die Musik, die über weite Strecken diesen Beitrag aus Brisant über Hannes Jaenicke untermalt, während er über Bio-Lebensmittel und die Verletzung der Menschenrechte in China spricht? Es ist die Bloodhoung Gang mit „Screwing You On The Beach At Night“. Auf diese Idee muss man erst mal kommen.

Bitte beachten Sie nebenbei auch, dass Hannes Jaenicke, sofort nachdem er erklärt hat, er kaufe aus praktischen Gründen grundsätzlich keine weiße Wäsche, damit er alles in einer Maschine waschen könne, in einem weißen T-Shirt am Strand zu sehen ist. (Die Sendung ist schon vom vergangenen Jahr, das T-Shirt also wahrscheinlich mittlerweile grau.)

Michael, 17. August 2009, 16:07.

Halt mal was anderes

32 Sendeplätze in ihrem Abendprogramm füllen die großen Privatsender jede Woche mit amerikanischen Krimiserien. So viele Serien sind jedoch längst nicht zu sehen: Derzeit sehen Sie jede Woche zweimal CSI: Miami, zweimal Without A Trace, zweimal Medium, dreimal Navy CIS, dreimal CSI: NY, dreimal Criminal Intent und viermal Law & Order: New York (Special Victims Unit). Das liegt in erster Linie an der Einfallslosigkeit und Feigheit deutscher Sender, die lieber Viertausstrahlungen von immer denselben Serien zeigen, als etwas Neues auszuprobieren, das womöglich vom Publikum abgelehnt werden könnte.

Dabei sind durchaus noch US-Krimiserien übrig, die noch nie in Deutschland gezeigt wurden. Wir stellen heute fünf Serien aus den vergangenen Jahren vor. Keine ist wirklich herausragend, aber alle sind solide Unterhaltung, würden sich also gut ins deutsche Fernsehprogramm einfügen. Alle Serien sind bereits eingestellt, doch die teilweise recht geringe Episodenzahl kann kaum ein Argument sein, warum niemand zugriff. Da würde ich sofort Justice (Kabel 1) oder Standoff (Vox) als Gegenargumente anführen, denn auch diese soliden Serien waren weder herausragend noch langlebig.

 

Law & Order: Trial By Jury

Obwohl die anderen drei Serien mit dem “Law & Order”-Stempel in Deutschland erfolgreich sind, wurde diese Serie bei uns nie gezeigt. Sie konzentriert sich auf die Gerichtsverhandlungen und zeigt, wie im Hintergrund Ermittlungsarbeit geleistet wird und sowohl Anklage als auch Verteidigung die Zeugen auf ihre Aussagen vorbereiten. Im Vordergrund stehen drei Staatsanwälte (Bebe Neuwirth, Amy Carlson und Fred Dalton Thompson) und zwei Ermittler (Jerry Orbach und Kirk Acevedo).

Jerry Orbach war der langjährige Star der Mutterserie Law & Order, bevor er in diesen Spin-off wechselte, wo er seine bisherige Rolle des Lennie Briscoe weiterspielte. Es war seine letzte Rolle, er spielte sie nur noch zwei Folgen lang. Orbach starb im Dezember 2004. Die Serie wurde im Mai 2005 nach 13 Folgen eingestellt. 

 

Hack

Die meisten Hauptberufe sind ja langweilig genug, um nebenbei noch bequem Kriminalfälle aufklären zu können. Das wissen wir aus vielen Serien. Auch der Taxifahrer Mike Olhansky (David Morse) klärt nebenbei Kriminalfälle auf und hilft Menschen in Not. Zu diesem Zweck hält er einen guten Kontakt zu seinem Ex-Partner Marcellus Washington (Andre Braugher) von der Polizei, den auch Mike war mal Bulle.

Hauptdarsteller David Morse haben wir als fiesen Bullen Michael Tritter in Dr. House gesehen und im Film „The Green Mile“ an der Seite von Tom Hanks.

Von 2002 bis 2004 liefen in den USA zwei Staffeln mit insgesamt 40 Folgen. 

 

Sue Thomas, F.B.Eye

Die gehörlose Sue Thomas (Deanne Bray) vom Land wird Spezialagentin in Washington, u.a. weil sie so fantastisch Lippen lesen kann. Dann muss man nämlich niemanden mehr abhören. Sie sieht ja von weitem, was geredet wird. Überhaupt sind ihre verbliebenen Sinne geschärft.

Die Serie basierte auf der Lebensgeschichte der gehörlosen Sue Thomas, die ab 1979 vier Jahre lang verdeckt für das FBI gearbeitet hatte. Von 2002 bis 2005 zeigte der winzige US-Sender PAX 57 Episoden und hatte damit einen beachtlichen Erfolg. 

 

Eyes

Eine Privatdetektei unter der Leitung von Harlan Judd (Timothy Daly) ermittelt da, wo das Rechtssystem versagt oder nicht zuständig ist. Mit allerlei technischem Schnickschnack als Unterstützung werden Personen überwacht oder Geld eingetrieben.

Die Serie lief Anfang 2005 in den USA. 13 Episoden wurden produziert. 

 

The Handler

Der FBI-Agent Joe Renato (Joe Pantoliano) bildet Nachwuchsagenten aus, die dann in Los Angeles als verdeckte Ermittler Kriminalfälle aufklären.

16 Episoden entstanden in der Fernsehsaison 2003—2004.

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Michael, 13. August 2009, 15:50.

Mordsquoten

Der brasilianische Fernsehmoderator Wallace Souza steht im Verdacht, Auftragskiller zu Morden angestiftet zu haben, um die Quoten seiner Sendung zu steigern.

Canal Livre war eine Crime-Magazin, das sich mit Morden beschäftigte, am Tatort filmte und immer wieder den Zeigefinger hob, denn du, du, du, Verbrechen sind böse! In Brasilien werden zwar ohnhehin schon besonders viele Morde begangen, für die Sendung reichte der Stoff aber offenbar noch nicht aus. Fünf Morde soll der Moderator Souza, ein ehemaliger Polizist, der auch politisch aktiv ist, selbst in Auftrag gegeben haben. Der Verdacht gegen ihn kam auf, weil das Fernsehteam so auffallend oft schon vor der Polizei am Tatort war.

Und wir haben uns Gedanken gemacht, ob das deutsche Fernsehen mit unmoralischen Methoden arbeitet.

Michael, 13. August 2009, 08:29.
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