Mord mit Absicht
Als Programmplaner des Ersten hat man auch nicht immer nur Glück: Da lässt man die viel gepriesene Serie Mord mit Aussicht erst zweieinhalb Jahre komplett vermodern, platziert die Wiederholungen dann im Sommerloch, pausiert sicherheitshalber nach nur einer Folge für eine Woche, um bloß keine Sehgewohnheit aufkommen zu lassen, pausiert dann aber nicht während der Fußball-WM und sendet die erste neue Folge sicherheitshalber parallel zum Halbfinale, um letzte Sehgewohnheiten zu zerstören, macht also im Ganzen den Privaten ihre Kernkompetenz des Serienabschießens streitig, und dann diese Schmach: Die Serie wird trotzdem ein Erfolg. Sowohl beim ARD-Publikum, als auch beim jüngeren. Mehr als fünf Millionen treue Zuschauer zog die untypische ARD-Serie in den meisten der vergangenen Wochen an und erreichte bei den 14- bis 49-jährigen zweistellige Marktanteile. (Für ARD-Fernsehschaffende: Zweistellig, das ist, wenn vor dem Marktanteil noch eine zusätzliche Ziffer steht.)
Eine solche Widerspenstigkeit darf natürlich nicht ungesühnt bleiben, weshalb zu befürchten ist, dass die heutige letzte Folge (20.15 Uhr, ARD) tatsächlich die letzte bleibt – zumindest für lange Zeit. Deshalb unbedingt genießen und zwei Kerzen aufstellen!
Andere Sender hätten sich bei einer Serie mit so guten Kritiken oder so guten Quoten jedenfalls wesentlich mehr beeilt, frühzeitig eine Fortsetzung zu versprechen. Aber gleichzeitig gute Kritiken und gute Quoten stellt natürlich eine unglaubliche Überforderung dar.
Mann Mann Mann.