Vergangenheitsbewältigung

Der folgende Text hat keinerlei aktuellen Bezug. Er bezieht sich auf eine Sendung vom 7. November 2010, die damals aber zum Glück auch keinerlei aktuellen Bezug hatte.
Beobachtung, Fotos und Text stammen von unserem Leser Marco, dem ich herzlich danke und bei dem ich mich herzlich entschuldige, dass seine Mail drei Monate in meinem Postfach ruhte, aus Gründen, die wir jetzt mal unter den Teppich kehren wollen.

Knorr sponsert Anti-Fertigprodukt-Unterrichtsstunde

Vox, Die Küchenchefs: Waldschänke, Berlin. Gegen Ende der Sendung kehren die Küchenchefs Ralf Zacherl und Martin Baudrexel in das Restaurant zurück, in dem sie darauf gepocht haben, die Karte zu verkleinern und das Angebot von Tiefkühlkost, Instant-Suppen und Ähnlichem auf frische Produkte umzustellen. Dies war die ganze Sendung hindurch betont worden, weil Zacherl & Co. anfangs entdeckt hatten, dass auf der Speisekarte von der Verwendung ausschließlich frischer Produkte die Rede war, während tatsächlich eher das Gegenteil stimmte.

“Vor vier Wochen füllten die Fertigprodukte noch ein ganzes Regal“, sagt der Sprecher hier, „heute sind sie gänzlich verschwunden. Auf der neuen schlanken Karte stehen nur noch zwölf Hauptgerichte.“

Hier sagt Baudrexel: „Das hier war das berühmte Regal des Todes. Hier ist nix mehr, das Regal ist weg, es duftet hier drin, da unten steht eine Suppe mit Lauch. Ich find’s toll, ich bin wirklich schwer beeindruckt, ich bin wirklich begeistert, ich hoffe, dass es jetzt auch so schmeckt.“

Und hier blendet Knorr, während die Köche in den Gastraum gehen, Werbung für seine Tütensuppe ein:

Erneuten Dank an Marco!

Michael, 1. Februar 2011, 20:19.

Schüttel dein Haar für mich!

Können wir uns darauf einigen, dass es sich bei „Whip My Hair“ von der zehnjährigen Willow, Tochter von Will Smith, um einen der nervigsten Titel aus den aktuellen Charts handelt?

Aber es gibt ja Coverversionen, die besser sind als das Original. Wesentlich angenehmer wird der Song in der Version von Neil Young und Bruce Springsteen, wie sie in Late Night with Jimmy Fallon zu hören war. Hinter Neil Young verbirgt sich dabei in Wirklichkeit Jimmy Fallon, und hinter Bruce Springsteen Bruce Springsteen.

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Michael, 1. Februar 2011, 11:04.

Bergfest am Zuckerberg

Suchbild: Auf diesem Screenshot aus Saturday Night Live zu sehen sind: Jesse Eisenberg, der im Film The Social Network den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg spielte, Andy Samberg, der in Saturday Night Live Mark Zuckerberg spielt, und Mark Zuckerberg. Wer ist wer?

Das Gipfeltreffen der drei Berge ist hier zu sehen.

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Michael, 31. Januar 2011, 11:28.

Unsere Dauerwerbesendung für Lena

Heute Abend beginnt die Nachfolgeshow des Vorjahresphänomens Unser Star für Oslo. Aber kann Lena allein das stemmen?

Unser Star für Oslo hat 2010 für viele Überraschungen gesorgt. Von der Zusammenarbeit von ProSieben und der ARD über die eigentliche Sendung, die bewies, dass man auch niveauvolle Castingshows veranstalten kann, bis zum späteren Sieg beim Eurovision Song Contest mit der Kandidatin Lena, die sich das deutsche Publikum über Wochen ausgesucht hatte.

Jahrelang hatte der NDR erfolglos nach einem Konzept für den deutschen Vorentscheid gesucht, das zum einen Interesse bei den Zuschauern hervorrufen und zum anderen für ein passables Abschneiden beim Eurovision Song Contest sorgen würde. Nach vielen gescheiterten Versuchen hat Unser Star für Oslo vergangenes Jahr beides geschafft. Wie klug ist es, dieses Konzept dieses Jahr schon wieder außer Kraft zu setzen?

Nach Lenas Sieg rief Mastermind Stefan Raab vergangenes Jahr im Affekt ihre Titelverteidigung aus, und die ARD hat seitdem so getan, als sei das auch in ihrem Sinne. Der „Vorentscheid“ Unser Song für Deutschland sieht deshalb dieses Jahr ungefähr so aus: Heute Abend singt Lena den ProSieben-Zuschauern eine Hälfte ihres neuen Albums „Good News“ vor, das nächste Woche erscheint, nächsten Montag die andere Hälfte, und am 18. Februar singt sie den ARD-Zuschauer die sechs Songs vor, die die ProSieben-Zuschauer lieber mochten. Alles um 20.15 Uhr, und vieles nach dem Vorjahresmuster. Sprich: Bevor die Zuschauer ihr Lieblingslied küren, gibt nach jedem Lied eine dreiköpfige Expertenjury ihren Senf dazu. Jurypräsident ist Stefan Raab, der das Album, das er bewertet, selbst produziert hat. Da muss man erst mal drauf kommen.

Die mehrwöchige Kandidatensuche, obwohl sie selbst selten mehr als passable Einschaltquoten erreichte, hat im vergangenen Jahr für ein Interesse am Grand Prix gesorgt wie noch nie vorher. Wir wurden mit talentierten Sängern und interessanten Menschen bekannt gemacht, mit denen wir uns nach und nach angefreundet haben. Dieses Jahr kennen wir die Künstlerin schon, wissen, wie es um ihr Auftreten, ihr Gesangstalent und ihre Englisch-Kenntnisse bestellt ist. Überraschungen wird es kaum geben. Dass mit gerade mal drei Vorentscheidungsshows und nur einer Kandidatin ein ähnlicher Hype wie im vergangenen Jahr aufgebaut werden kann, kann ich mir kaum vorstellen. Und ausgerechnet dieses Jahr, in dem Deutschland Veranstalter ist, wäre das doch sehr schade.

Abseits dieser Auffassung sprechen zwei Dinge dennoch auch diesmal für einen Erfolg:

1. Am Ende hat Stefan Raab doch meistens Recht.

2. Vor genau vierzig Jahren lief der deutsche Grand-Prix-Vorentscheid schon einmal nach einem ähnnlichen Muster. Katja Ebstein hatte im Vorjahr mit „Wunder gibt es immer wieder“ den dritten Platz belegt und war wegen dieses großen Erfolgs für 1971 von den damaligen deutschen Entscheidungsträgern als Interpretin gesetzt worden. Eine Jury wählte dann lediglich unter sechs Liedern aus, mit welchem sie antreten sollte. Beim eigentlichen Grand Prix schaffte es Katja Ebstein tatsächlich, mit „Diese Welt“ ihren dritten Platz erfolgreich zu verteidigen.

Michael, 31. Januar 2011, 10:34.

In Memoriam John Barry

Wir hören heute noch mal die Titelmusik von Die 2 von John Barry, der auch für viele James-Bond-Filme die Musik komponierte. Er ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

Michael, 31. Januar 2011, 10:30.

Ich bin ein mieses Orakel — hört nicht auf mich!

Egal zu welchem Zeitpunkt vor oder während der aktuellen Staffel von Ich bin ein Star – holt mich hier raus ich auf die Finalteilnehmer getippt hätte, auf die drei, die es sind, wäre ich kaum gekommen.

Vorher hatte ich zu Rainer, Sarah und vielleicht Jay tendiert, auch wenn ich von den letzteren beiden noch nie gehört hatte. Alternativ vielleicht Eva als diesjähriger Bata Illic. Zumindest hatte ich erwartet, Mathieu würde das Camp-Ekel werden.

Während der ersten Woche hätte ich dann viel darauf verwettet, dass Thomas zu den ersten gehören würde, die rausfliegen. Seine Anwesenheit war ja kaum bemerkbar. Stattdessen schien allein Jay der furchtbaren Sarah halbwegs amüsant Kontra zu geben, und mit der anbahnenden Schmuserei zwischen ihm und Indira wurden beide zu Favoriten. Ich hatte nun aber auch Mathieu auf dem Zettel, der so unerwartet besonnen und gutmütig wirkte. Und weil ja auch Désirée Nick mal eine Staffel gewonnen hatte und weil Ross Antony einst von den Zuschauern mehrfach zur Dschungelprüfung geschickt, aber später ebenfalls zum König gewählt worden war, war auch Sarah noch nicht aus dem Rennen. Wenn die es sich mit ihrer egoistischen und zickigen Art in der ersten Woche nicht sowieso mit allen verscherzt hätte, hätten ihr später vielleicht auch ein paar mehr Menschen geglaubt, als sie Jay eine Inszenierung seiner „Liebesgeschichte“ vorwarf, und die Fronten beim Eklat hätten sich anders verteilt.

Das Finale mit Thomas, Peer und Katy ist eine logische Konsequenz aus den Entwicklungen der vergangenen beiden Wochen und mleiner Unfähigkeit zur Prognose. Übrig sind die, die am ehrlichsten wirkten. Peer als das Opfer der vergangenen Tage, der zu Unrecht Verstoßene, hat die Sympathien der Fans. Jetzt tendiere ich dazu, dass er heute Abend gewinnt. Thomas würde ich es gönnen, schon allein weil er immer so putzig wirkte, wenn er ans Publikum appellieren musste, für ihn zu stimmen. Als einziger, der nicht aus der Unterhaltungsbranche kommt (Rainer Langhans mal außen vor, der aus gar keiner Branche kommt), wusste er nie so recht, wie man direkt mit Zuschauern spricht. Und das machten diese verlegenen Versuche so niedlich.

Aber am Ende wird dann wahrscheinlich doch Katy Dschungelkönigin, und ich bin froh, auch jetzt nicht gewettet zu haben.

Michael, 29. Januar 2011, 18:26.

Sind Sie leicht zu ködern? – JA! JA! JA! JA! JA!

Ja, ich gestehe: Auch ich bin auf den billigen Trick hereingefallen. Auf die plumpe Suggestion, im RTL-Magazin Extra könne man etwas erfahren.

Gegen 23.13 Uhr erfuhren 8,66 Millionen Zuschauer der Show Ich bin Star – holt mich raus! (und die Moderatoren wohl auch erst Momente vorher), dass an diesem Abend auf das Zuschauervotum hin niemand das Dschungelcamp verlassen müsse, weil ein Star freiwillig gehen wolle. Kein Hinweis darauf, wer. Aber ein Hinweis darauf, man würde sich gleich in Extra noch mal melden.

6,57 Millionen Deutsche guckten sich also auch noch Extra an. Ich auch. Und wir alle sind selbst schuld. Denn wenn es etwas gibt, das man aus der mittlerweile 17-jährigen Geschichte des Magazins gelernt haben müsste, dann dass man dort noch nie irgendetwas erfahren hat.

Michael, 25. Januar 2011, 09:48.

In Memoriam Hellmut Lange

Er war der Präsident des Fußballvereins Arminia Berlin und holte Manni, den Libero zu sich. Er war auch der alte Trainer der Rivalen der Rennbahn und leitete mit Thomas Fritsch den gemeinsamen Stall. Aber das sind nur die Erinnerungen, die Menschen Mitte 30 an Hellmut Lange haben. Die Rollen, die ihn zum Star machten, sind älter und größer.

1962 spielte Hellmut Lange eine der Hauptrollen in Durbridges Das Halstuch, dem Krimimehrteiler, der wie kein anderer mit dem Begriff „Straßenfeger“ verbunden ist. Als James-Bond-Verschnitt erlebte er ab 1965 John Klings Abenteuer, als Lederstrumpf kämpfte er 1969 an der Seite des letzten Mohikaners gegen böse Indianer, und als von Brandnarben gezeichneter Zirkusartist sah er ab dem gleichen Jahr Hans-Jürgen Bäumler beim Salto Mortale zu. Im Krimipionier Stahlnetz war er einer der Kommissare.

Auf dem Höhepunkt seiner Schauspielkarriere übernahm Lange zusätzlich Aufgaben im Unterhaltungsshows: Zehn Jahre lang moderierte er die Kinoquizreihe Kennen Sie Kino?, und als Mitglied des Rateteams in Schnickschnack durfte er ab 1975 seine alberne Seite zeigen. Seine ernsten Denkerfurchen kannte ja schon jeder.

Vergangene Woche wäre Hellmut Lange 88 Jahre alt geworden. Wie heute bekannt wurde, ist er bereits am 13. Januar gestorben.

Michael, 24. Januar 2011, 17:14.

Frührentner mit 79

Es gibt noch ein paar Legenden des amerikanischen Fernsehens, die immer noch auf Sendung sind. Doch nachdem Larry King nun abgetreten ist und Oprah Winfrey in diesem Jahr ihre Talkshow aufgibt, fragten sich viele, wie lange die anderen Dienstalten eigentlich noch machen wollen. Über David Letterman, seit 29 Jahren mit einer täglichen Late-Night-Show auf Sendung, wird seit etwa zehn Jahren immer wieder spekuliert, er gehe womöglich bald in den Ruhestand. Sein Konkurrent Jay Leno hatte seinen eigenen Ruhestand sogar schon für 2009 angekündigt, sich seine schon abgegebene Sendung dann aber nach kurzer Zeit wieder zurückgeholt.

Jemand, über dessen bevorstehenden Abschied eigentlich nie jemand spekuliert hatte, war Regis Philbin. Dabei ist Regis Philbin sogar noch 16 Jahre älter als Letterman. Vielleicht war aber genau das der Grund: Wenn jemand mit 79 immer noch eine tägliche Live-Sendung macht, jeden Vormittag um 9 Uhr, warum sollte er jemals damit aufhören wollen? Regis ist immer noch geistesgegenwärtig und schlagfertig und ohnehin ein Liebling der Nation. Er hält außerdem den Guinness-Weltrekord für die meisten Stunden vor der Kamera und schien mit der täglichen Vormittagsshow nicht einmal ausgelastet zu sein, weil er immer wieder nebenbei Quizsendungen zur Primetime moderierte, darunter die US-Version von Wer wird Millionär?.

Entsprechend schockiert war Fernsehamerika, als ausgerechnet Regis Philbin am Dienstagmorgen in seiner Sendung, die er seit 1983 macht, seinen Abschied für Sommer oder Herbst ankündigte. Nach isngesamt 50 Jahren im Fernsehen. Niemand war mehr schockiert als David Letterman, der Philbin gleichermaßen als Freund und als Idol betrachtet, und in dessen Sendung Philbin regelmäßig als Gast auftrat. Philbin, dessen Show wie Lettermans aus New York gesendet wird und der deshalb auch kurzfristig immer gern vorbeischauen konnte, hatte überhaupt keine Probleme damit, sich bei Letterman  regelmäßig zum Affen zu machen. Unten sehen Sie noch einmal seinen Auftritt als Shrek von vor zwei Jahren.

Vorher sehen Sie noch, wie Letterman gestern Abend versucht hat, Regis den Ruhestand auszureden.

Michael, 19. Januar 2011, 16:03.

Ich bin ein Text, schreib mich hier hin!

Seit gestern Abend versuche ich schon, einen Text über die abgebrochene Dschungelprüfung von Topmodel-Verliererin Sarah zu schreiben. Aber das ist der schwerste Text, den ich in meinem ganzen Leben zu schreiben hatte. Noch nie musste ich einen Text schreiben, der so schwer war. Überhaupt musste noch nie irgendjemand einen Text schreiben, der so voll schwer war wie der. Von allen Texten, die je auf der ganzen Welt geschrieben wurden, war keiner so hart wie der jetzt. Also echt, ey. Warum kriege ausgerechnet ich den Text, der so krass schwer ist? Alle anderen müssen immer nur total leichte Texte schreiben. Aber so schwer wie meiner war noch keiner. Das ist echt ein so schwerer Text, wie es noch nie einen schweren Text gab. Oder je geben wird. Da kann nie mehr ein härterer Text kommen als der. Wenn der Text irgendwie leichter wäre, würde ich das ja schaffen, aber so einen schweren Text musste ja noch nie einer schreiben. Ich kann nicht mehr, Rainer, mach du das.

Michael, 17. Januar 2011, 12:13.
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