Appell und’n Ei

Weil Ostern ist, haben wir irgendwo auf dieser Seite ein Ei versteckt. Na, finden Sie’s?

Okay, das war leicht. Kommen wir also zum schwierigen Teil, dem Appell. Seit Jahren muss sich das Fernsehen vorwerfen lassen, nur Mist zu zeigen. Und jetzt zeigt es uns sogar die eine oder andere sehr ansehnliche Serie, und was machen wir? Wir schauen weg. Deshalb der Aufruf: Schauen Sie hin, schalten Sie ein! Verhelfen Sie den nachfolgend gelisteten Lichtblicken wenigstens zu ein paar Zuschauern! Alle leiden derzeit unter schrecklicher Missachtung. Wenn das so bleibt, sind wir bald wieder zurück beim Mist. Und das kann doch niemand wollen, oder?

Dr. Psycho: Liebenswert-chaotische Nervensäge hilft als Psychologe der Polizei bei der Aufklärung von Kriminalfällen und hat trotzdem nichts mit Monk zu tun.
Montags, 21.20 Uhr auf Pro Sieben.

Allein unter Bauern: Überheblicher Ex-Bundespolitiker findet sich als Provinzbürgermeister wieder und muss nun Dorfprobleme lösen.
Mittwochs, 21.15 Uhr in Sat.1.

Alle lieben Jimmy: Deutsche Standardsitcom, die einfach nur ein wenig lustiger ist als die anderen. „Wieviel rauchen Sie denn am Tag weg?“ — „Zwei.“ — „Schachteln?“ — „Feuerzeuge.“
Freitags, 21.15 Uhr bei RTL.

Türkisch für Anfänger: Schnelle, kluge deutsch-türkische Patchworkfamilienserie, die nicht nur gut gemeint, sondern richtig gut ist.
Dienstags bis freitags, 18.50 Uhr im Ersten.

KDD — Kriminaldauerdienst: Die Revolution des Freitagskrimis im ZDF: Der moderne Großstadt-Alltag und seine Abgründe, erzählt aus der Sicht von sehr fehlbaren Polizisten.
Freitags, 21.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 8. April 2007, 09:29.

Die Werbelügen von Comedy Central

Könnte sich vielleicht ein Zeitungskollege erbarmen und einen schrecklichen Verriss über Comedy Central schreiben? Möglichst mit üblen Beschimpfungen, Verbotsforderungen und Vergleichen à la „schlimmer als Hitler“? Er würde einen kleinen, mutmaßlich erfolglosen Sender sehr glücklich machen.

Comedy Central würde nämlich so gerne damit werben, wie schlimm seine Sendungen von den Feuilletonisten dieses Landes gefunden werden. Aber weil die sich weigern, sich über den Sender zu empören, muss er dauernd Zeitungs-Zitate fälschen.

Die Show „Kargar trifft den Nagel“ preist Comedy Central so an:

"Sven Nagel verletzt Persönlichkeitsrechte" - Die Tageszeitung

Tatsächlich hat die „taz“ aber, wie Torsten Kleinz in seinem Notizblog berichtet, nur nüchtern gemeldet, dass Tine Wittler gegen ihre Verulkung als „Tine Hitler“ vorgegangen ist:

Durch einen Sketch des in Kiel geborenen und in Braunschweig zur Szene-Größe gereiften Kabarettisten Sven Nagel hat sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt gesehen — einstweilige Verfügung vom Landgericht Hamburg — und Aus.

Comedy Central hat sich nicht einmal getraut, es auf einen Prozess ankommen zu lassen. Die „taz“ kühl: „Man ist eingeknickt.“

Für seine Behindertenshow „Para-Comedy“ wirbt Comedy Central so:

"Konfrontation mit Behinderten" - jetzt.de

Das klingt an sich schon nicht so furchtbar aufregend, stimmt aber auch nicht: jetzt.de hat nur einen der Komiker gefragt:

„Das heißt, Sie setzen auf Konfrontation mit Behinderten?“

Aber vielleicht stimmt ja wenigstens dieses Zitat unserer österreichischen Nachbarn, mit dem Comedy Central wirbt:

"Berührungsängste zwischen Behinderten und Nichtbehinderten"  - Oberösterreichische Nachrichten

Ja und nein. Im ganzen Satz lautet es nämlich so:

Mit der Sendung wollen Martin Fromme und seine Kollegen dazu beitragen, dass Berührungsängste verschwinden und ein lockerer Umgang zwischen Behinderten und Nichtbehinderten stattfindet.

Na, vielleicht hat Comedy Central ja Glück, und eine der betroffenen Zeitungen geht juristisch gegen die Fälschungen vor.

Stefan, 7. April 2007, 18:15.

Die wirklich wichtigen Themen des Lebens

Finden Sie, Tony Blair hat in der Angelegenheit der britischen Gefangenen im Iran richtig gehandelt? Hätte Helmut Kohl den Friedensnobelpreis wirklich verdient? Leiden Sie schon unter der Gesundheitsreform? Wo würden Sie Ihre Eier verstecken, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?

Es gibt ja so viele Fragen, mit denen man ein Meinungsforschungsinstitut beauftragen könnte, sie der deutschen Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage zu stellen.

Das Faltblatt „TV Guide“ entschied sich für diese: Glauben Sie an einen Quotenanstieg bei Verliebt in Berlin, wenn Lisa Plenske vorübergehend zurückkehrt? Vielen Dank dafür. Die Antwort lautet übrigens: Ja. Toll.

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Michael, 5. April 2007, 11:27.

Hart aber beliebter

Köstlich. Es wird zwar vermutlich eine Ausnahme bleiben, aber der Zeitpunkt ist interessant: Vorgestern entschied die ARD, Frank Plasbergs Hart aber fair ab 2008 mittwochs um 21.45 Uhr zu zeigen, nach dem Spielfilm, der unbedingt an seinem Platz bleiben soll. Bis dahin laufen beide Formate noch gleichzeitig, und ausgerechnet gestern holte Hart aber fair im Dritten mehr Zuschauer als der Film im Ersten.

Merkwürdig. Wer hätte damit rechnen können, dass eine lebhafte Diskussion mehr Zuschauer anzieht als Ben Becker, der 90 Minuten lang in ein Diktiergerät spricht?

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Michael, 5. April 2007, 10:32.

ProSieben und die Mittwochsserien

Oft liegt es an einer Serie selbst, wenn sie erfolglos ist. Ebenso oft spricht die Sachlage aber gegen diese sehr einfache Erklärung.

Bei Emergency Room zum Beispiel. Oder bei Without A Trace. Emergency Room lief lange Zeit erfolgreich am Dienstagabend, bis Pro Sieben die Serie 2003 auf den Mittwoch verschob und dort im Duett mit der neuen Krimiserie Without A Trace zeigte. Beide konnten die Erwartungshaltung nicht erfüllen und fanden erst zum Erfolg (zurück), als die eine wieder auf den Dienstag zog und die andere zu Kabel 1. Das kann verschiedene Gründe haben, doch aus dem Ergebnis sollte der ausstrahlende Sender zumindest gelernt haben, oder? Hahahahaha!

Heute also, am Mittwoch, startet die neue Staffel von Emergency Room, und sie wird wieder mit einer Krimiserie gepaart: Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen, frisch gemopst von Kabel 1, wo die Serie sowieso nur deshalb gelaufen war, weil Pro Sieben sich nach dem Desaster mit Without A Trace nicht getraut hatte, sie selbst zu zeigen.

Es gibt aber auch einen echten Neuzugang im Mittwochabendprogramm von Pro Sieben. Um 22.10 Uhr geht die skurrile Comedyserie Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn an den Start, die durch Humor und Anmutung eigentlich danach schreit, sofort nach Desperate Housewives gesendet zu werden. Sie wissen schon, wegen „Audience Flow“ und so. Aber von „Audience Flow“ hat man im Unternehmen ProSiebenSat.1 ja ganz eigene Vorstellungen.

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Michael, 4. April 2007, 13:45.

Sat.1 und die Mittwochsserien

Weil man „den Audience Flow optimieren“ wolle, zeigt Sat.1 seine Mittwochsserien Allein unter Bauern, GSG 9 und The Unit ab heute in neu zugeloster Reihenfolge. Mit GSG 9 fängt der Abend nun an, und weil der Übergang von dieser zur anderen rasanten, explosiven, lauten Actionserie The Unit offenbar nicht fließend genug war, werden die beiden ernst gemeinten Reißer nun von der leisen, beschaulichen, freundlichen und amüsanten Familienserie Allein unter Bauern unterbrochen.

Nein, das müssen Sie nicht verstehen. Tut bei Sat.1 wahrscheinlich auch keiner. Die sind einfach nur verzweifelt. Und dass die quotenschwachen Serien nur getauscht und nicht sofort abgesetzt werden (was zumindest im Fall von Allein unter Bauern sehr schade wäre), hat vermutlich weniger mit Geduld und Vertrauen ins eigene Programm zu tun, sondern damit, dass dem armen Sat.1 langsam der Seriennachschub ausgeht.

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Michael, 4. April 2007, 13:25.

Hart aber später

Die Tagesthemen haben eine neue Moderatorin. Und einen neuen Sendeplatz. Manchmal. Caren Miosga wird als Anne Wills Nachfolgerin zukünftig montags und dienstags um 22.15 Uhr, mittwochs um 23.00 Uhr, donnerstags um 22.15 Uhr, freitags um 23.15 Uhr, samstags irgendwann nach den Volksmusik- oder Pilawa-Shows und sonntags um 22.45 Uhr die Tagesthemen moderieren, und wenn sie sich einen Namen als Moderatorin machen will, die komplizierte Sachverhalte verständlich erklären kann, könnte sie ja gleich mal mit der Sendeplatzregelung anfangen.

Der Grund für das bald noch größere Durcheinander beim ohnehin schon unberechenbaren Tagesthemen-Beginn (die gelegentlichen gestreckten ARD-Brennpunkte noch gar nicht mitgerechnet) ist, dass auch Frank Plasberg samt Sendung Hart aber fair endlich ins Erste befördert wird. Der Polittalk soll ab 2008 mittwochs um 21.45 Uhr beginnen und bis 23.00 Uhr gehen. So sehr diese dauerhafte Notlösung das Chaos am Abend vergrößert, so sehr ist sie ein enormer Gewinn für die ARD, die dann mit den harten Nachfragern Anne Will als Nachfolgerin von Sabine Christiansen und Frank Plasberg in Hart aber fair gleich zwei der besten Moderatoren für aktuelle Themen in zwei wichtigen Politsendungen im Programm hat, also zwei mehr als bisher. Denn wenn wir ehrlich sind, hat niemand ernsthaft damit gerechnet, dass Hart aber fair im Ersten einen Werktagssendeplatz um 20.15 Uhr erhalten könnte. Nach dem Desaster der missglückten Günther-Jauch-Verpflichtung ist die ARD zu beglückwünschen, dass sie überhaupt einen Sendeplatz für Hart aber fair gefunden hat.

Und solange weiterhin ALLE deutschen Fernsehsender den Beginn ihres Hauptabendprogramms einzig und allein nach dem Ende der Tagesschau richten, sollte die ARD leichte Unregelmäßigkeiten am Ende des Abends grinsend verschmerzen können.

Michael, 3. April 2007, 19:20.

Dealing Housewives

Der Gatte ist tot, die Serie kann beginnen. Hinterbliebene stehen gern im Mittelpunkt neuer Serien, damit die gezeigte Situation für die Beteiligten wenigstens annähernd so neu ist wie für die Zuschauer.
Die neue Serie Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn verschwendet immerhin keine Zeit, den Tod noch umständlich zu schildern, sondern beginnt mittendrin: Die erste Trauerphase ist schon vorbei, und Witwe Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) hat bereits einen Weg gefunden, ihre beiden Söhne nun allein durchzubringen. Um Lebensmittel, Strom- und Zahnarztrechnungen zu bezahlen, handelt sie eben mit Marihuana. Das stellt ihre anderen Eigenarten (zum Beispiel einem Zehnjährigen ein Bein zu stellen) in den Schatten, ist aber noch nicht das dunkelste Geheimnis in der Nachbarschaft. Ein ehrenwerter Stadtrat gehört zu Nancys besten Kunden, vorbildliche Gatten gehen fremd, und nur manchmal mit anderen Frauen oder Volljährigen.

Nancy dealt nur deshalb mit Drogen, weil sie eine so gute Mutter ist und es ihr um das Wohl der Kinder geht. Und nicht nur um das der eigenen: Ihrem minderjährigen Dealer-Kollegen setzt sie zu, nicht an Kinder zu verkaufen:

Nancy: „Du hast mir versprochen, keine Kinder! Ich hab‘ gehört, dass ein Zehnjähriger erwischt wurde, ein Zehnjähriger!“
Josh: „Der Junge hat mir gesagt, er sei siebenunddreißig.“

Die kurzweilige Serie von Jenji Kohan, der Schwester des Will & Grace-Erfinders David Kohan, erinnert in Anmutung, Humor und nur vordergründiger Vorstadtidylle stark an Desperate Housewives, ist aber mehr Comedy als Soap. Das Vokabular ist stellenweise unnötig ordinär, doch insgesamt sind die Themen vielseitig. Es geht neben Sex und Drogen um Probleme in der Schule und der Familie, Trauerbegleitung und Fußball. Grob umrissen. Die Gespräche zwischen der weißen Nancy und ihren schwarzen Drogenlieferanten Heylia und Conrad spielen witzig und intelligent die gegenseitigen Vorurteile aus:

Nancy: „Bescheuert, einem Dreijährigen teure Turnschuhe zu kaufen. Am nächsten Tag ist er rausgewachsen.“
Conrad: „Was, du nennst Schwarze bescheuert?“
Nancy: „Und faul, und außerdem klauen sie.“
Heylia: „Aber dafür können wir gut singen und tanzen“.
Conrad: „Weiße klauen genauso. Enron, Worldcom… Die klauen ein paar Milliarden, lassen die Kohle auf einem Bankkonto in Übersee, und dann hocken sie am Strand und zählen fleißig Scheinchen.“
Nancy: „Vielleicht sollten die Schwarzen anfangen in größerem Stil zu klauen.“

Und während sich die Lieferanten und die Dealerin gegenseitig beteuern, ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur, scheint sich doch etwas Zwischenmenschliches anzubahnen, vor allem zwischen Nancy und Conrad. Wäre aber auch logisch, denn ohne anbahnende Romanze wäre so ein toter Anfangsgatte doch reine Verschwendung.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn, mittwochs um 22.10 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 3. April 2007, 15:13.

Fernsehen in der Grauzone

Heute bekommt der Eisbär Knut schon seine zweite eigene ARD-Reihe. Bald hat er so viele wie Jörg Pilawa.

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Michael, 2. April 2007, 12:18.

Lindenstraße geht Pleitgen

Vor einer Woche war er noch Intendant der größten ARD-Anstalt, heute trat Fritz Pleitgen in die Fußstapfen von Larry Hagmann und buchte grund- und zusammenhanglos im Reisebüro von Mutter Beimer eine Reise.

Verpasst? Ging so:

Pleitgen: Guten Tag.

Mutter Beimer: (…)

Erich Schiller: (…)

Pleitgen: Ja, es geht da um eine etwas komplizierte Buchung. Ich möchte eine Weltreise machen. Ich möchte noch einmal die Stationen meines Berufslebens abfahren. Das beginnt natürlich in Köln, und dann Brüssel, Paris, Washington, New York, dann in die Rocky Mountains, dann ab nach Norden nach Alaska, dann brauchte ich eine Schiffspassage durch die Beringstraße von Amerika nach Asien, durch Kamtschatka, dann weiter, vielleicht mit dem Zug, durch Sibirien, in den Kaukasus, und von dort nach Moskau, und zurück nach Deutschland, nach Berlin, Ost-Berlin, und dann nach Köln.

Mutter Beimer: (…)

Warum Fritz Pleitgen ausgerechnet in München eine Reise buchen sollte, die in Köln beginnt und endet, lassen wir mal offen. In jedem Fall war der Auftritt ein nettes Abschiedgeschenk, und Pleitgen spielte in etwa so gut wie der Rest des Ensembles.

Solche Abschiedsgeschenke bekommen Intendanten jetzt häufiger. Erst Anfang des Jahres durfte Noch-SWR-Intendant Peter Voß den Polizeipräsidenten im eigentlich letzten Bienzle-Tatort spielen.

Sollte MDR-Intendant Udo Reiter jemals abtreten, singt er wahrscheinlich ein Potpourri im Abschiedsfest der Volksmusik.

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Michael, 1. April 2007, 20:46.
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