Zeit reif für heißen Preis

In den USA geht heute eine Ära zu Ende. Nach nur 35 Jahren und nicht einmal 7000 Sendungen gibt der erst 83-jährige Bob Barker die Moderation der täglichen Gameshow The Price Is Right ab. Heute Vormittag Ortszeit lässt er zum letzten Mal die Ladenpreise von Geschirrspülmittel und Autos raten. Die Show, die als Der Preis ist heiß einst in Deutschland abgesetzt wurde, weil das Publikum zu alt war, ist in den USA aus unerfindlichen Gründen noch immer ein großer Renner vor allem bei Studenten — neben den Rentnern.

Mitte Mai zeigte CBS im Abendprogramm eine einstündige Spezialausgabe und gleich am nächsten Abend eine Retrospektive über die insgesamt 50 Jahre, die Bob Barker landesweite Fernsehshows moderierte, und war vermutlich selbst überrascht, dass ausgerechnet diese beiden Sendungen zu den meistgesehenen der Woche gehörten. Barkers letzte Sendung zeigt CBS gleich zweimal: Auf dem üblichen Sendeplatz um 11.00 Uhr und als Wiederholung vom Vormittag heute Abend um 20.00 Uhr. Eine ungewöhnliche Maßnahme und nette Geste zum Abschied Barkers, der laut Eigenauskunft in Rente gehen will, solange er noch jung ist.

In der Late Show with David Letterman präsentierte Barker ferner eine Top-10-Liste mit Dingen, die er jetzt endlich sagen kann, da er The Price Is Right nicht mehr moderiert („Wir bekommen die Preise billig, weil sie gestohlen sind.“)

Übrigens geht auch hierzulande heute eine Serie zu Ende. Die Ahornallee. Eine Serie, die in Deutschland ungefähr genauso viele Zuschauer hatte wie die Show mit Bob Barker, die man bei uns nicht einmal empfangen konnte. Und da haben wir auch schon den Grund.

Michael, 15. Juni 2007, 11:02.

Selten so gelacht (2)

Eine nicht näher genannte ProSieben-Sprecherin bezeichnete die ursprünglich geplante Absetzung der Serie Jericho in den USA als „unerklärlich“, schreibt DWDL.

ProSieben nennt eine Absetzung „unerklärlich“.

Das ist die beste Pointe seit dieser vom Schwestersender.

Michael, 15. Juni 2007, 02:46.

Jetzt neu: Fremdschämen ganz ohne Gottschalk

Hübsche Models müssen nicht zwingend die Hohlsten im Raum sein. Das beweist die neue Fremdschäm-Show Das Model und der Freak auf Pro Sieben. Zwei Computer spielende, Didgeridoo blasende, Manga lesende, bei Mama wohnende Außenseiter lassen sich optisch und innerlich aufmöbeln, sollen lernen, auf Frauen zuzugehen und selbstbewusster zu sein. Also Schwul macht cool, nur ohne Schwule.

Das eigentlich Bemerkenswerte geschah aber schon kurz vor der Sendung. Während der letzten Augenblicke von Popstars kündigte eine Einblendung mit dem üblichen ohrenbetäubenden BING!!!!! das nachfolgende Programm an: „Die neue Erfolgsserie: Das Model und der Freak“.

Das ist deshalb kurios, weil die Reihe heute erst startete. Dass es sich um eine Erfolgsserie handelt, hat die Redaktionskonferenz wahrscheinlich vorab per Mehrheitsbeschluss festgelegt. Oder ist das das Genre? Gute Idee, vielleicht setzt Pro Sieben in Zukunft ja verstärkt auf Erfolgsserien. Das wäre ein radikaler Kurswechsel, aber warum nicht?

Michael, 14. Juni 2007, 23:46.

Rauch- und Stoiberschwaden

Ich habe es leider gerade erst geschafft, mir die Menschen Richard von Weizsäcker und Helmut Schmidt bei Maischberger anzusehen (war schon Dienstagabend im Ersten, ist aber noch online), weshalb meine Beobachtungen vielleicht etwas spät kommen. Dennoch: Ich glaube, Helmut Schmidt will sich das Rauchen abgewöhnen. Es hat fast zwei Minuten gedauert, bis er sich die erste Zigarette angezündet hat.

Im Einzelnen:

Nach 1 Minute, 52 Sekunden: Erste Zigarette.

8 Minuten, 55 Sekunden:  Zweite Zigarette.

19 Minuten, 50 Sekunden: Dritte Zigarette.

29 Minuten, 55 Sekunden: Vierte Zigarette.

Und noch immer waren alle Anwesenden deutlich zu sehen. Es kam auch schon vor, dass Schmidt einen Raum zurauchschwadete und gerade einschaltende Zuschauer eine Bildstörung vermuteten.

Dann habe ich den Zigaretten-Überblick verloren wegen der klugen Sachen, die er während des Rauchens sagte.

Aber nach etwa 40 Minuten wehte ein Hauch von Stoiber durchs Studio, als Helmut Schmidt von „Frau Maischberger“ erzählte und damit die Bundeskanzlerin meinte. Edmund Stoiber, der einst Sabine Christiansen mit „Frau Merkel“ anredete, saß wahrscheinlich vorm Fernseher und lachte sich krumm.

Oder er hat’s nicht gemerkt.

Michael, 14. Juni 2007, 22:54.

Hallo! Und, äh, Wiedersehen!

DWDL eilmeldet, der Free-TV-Sender Terranova werde seinen Sendebetrieb einstellen.

Wenn das ein raffinierter PR-Trick sein soll, hat er funktioniert. Ich habe auf diese Weise zum ersten Mal von diesem Sender gehört.

Michael, 13. Juni 2007, 13:20.

Spiel’s noch einmal

Um noch mal auf Familie Dr. Kleist zurückzukommen: Jetzt ist die Gattin also tot, und der Doktor wagt den Neuanfang in einer anderen Stadt. Nun, wenigstens ist die Ausgangskonstellation eine, die es noch nie gegeben hat.

Ähm… halt, vielleicht doch:
 

  1. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Doris Martin mit ihren beiden Söhnen auf die Ranch ihres Vaters (Doris Day in…, ARD, 1970).
  2. Nach dem Tod seines Vaters zieht Karl Siebrecht aus einem kleinen Dorf in der Uckermark nach Berlin (Ein Mann will nach oben, ZDF, 1978).
  3. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Ivy Unsworth in einen kleinen Ort (Bei uns liegen Sie richtig, ARD, 1983).
  4. Nach dem Tod seiner Frau zieht Professor Larry Fischer mit den Kindern nach Neuseeland (Kiwi – Abenteuer in Neuseeland; ZDF, Pro Sieben, 1983).
  5. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Wissenschaftler Dr. Michael Larson mit seinen Kindern nach Australien (Das Geheimnis der Delphine, Pro Sieben, 1990).
  6. Nach dem Tod seiner Frau zieht Witwer Tom vom Land nach London (Immer Ärger mit Tom, ARD, 1985).
  7. Nach dem Tod ihres Vaters zieht die Anwältin Cornelia Bürger von Berlin in einen kleinen Ort in Brandenburg (Kanzlei Bürger, ARD, 1993).
  8. Nach dem Tod seiner Mutter zieht der Bayer Valentin Gruber auf das geerbte Anwesen auf Rügen (Ein Bayer auf Rügen, Sat.1, 1993).
  9. Nach dem Tod ihrer Tochter zieht Dr. Julia Laubach in eine Kleinstadt (Julia – Eine ungewöhnliche Frau, ARD, 1999).
  10. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Düsseldorfer Zahnarzt Dr. Achim Hagenau mit seinen sechs erwachsenen Kindern auf einen Bauernhof im Schwarzwald (Unser Pappa, ARD, 2002).
  11. Nach dem Tod seines Vaters zieht Phillip Block wieder in seinem Elternhaus ein (Mama und ich, Sat.1, 2003).
  12. Nach dem Tod seines Vaters zieht Nate Fisher zurück nach Los Angeles (Six Feet Under – Gestorben wird immer, Vox, 2004).
  13. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Arzt Dr. Andrew Brown in die Provinz (Everwood, Vox, 2005).
  14. Nach dem Tod der Eltern ziehen die Kinder Bradin, Nikki und Derrick zu ihrer Tante nach Kalifornien (Summerland Beach, Pro Sieben, 2006).
  15. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Ranger Stefan Leitner von Kanada nach Küblach und wird Förster (Forsthaus Falkenau, ZDF, 2006).
Schlagwörter:
Michael, 12. Juni 2007, 20:55.

Schicksalsjahre eines Arztes

Für die heute beginnende Wiederholung von Familie Dr. Kleist wirbt die ARD so:

       „Ein schwerer Schicksalsschlag…“

Schlimme Sache.

       „…bedeutet oft auch einen Neuanfang.“

Klar.

       „Zum Beispiel als Hausarzt in Eisenach.“

Aha. Aber ist das nicht schon der zweite schwere Schicksalsschlag?

Schlagwörter:
Michael, 12. Juni 2007, 09:29.

Sicher, Dicker

Ad lib (ad libitum [lat.]: nach Belieben, in Tempo und Vortrag frei) ist etwas Feines, wenn man ein hervorragendes Schauspielensemble zur Verfügung hat. Ein gutes Beispiel ist der Spielfilm „Die fetten Jahre sind vorbei“ mit Julia Jentsch („Sophie Scholl“) und Daniel Brühl („Goodbye Lenin“). Hier improvisieren die Schauspieler über weite Strecken ohne vorgeschriebenen Text und schaffen eine wunderbar authentische Atmosphäre. Mit so herausragenden Schauspielern funktioniert ad lib also.

Wie verhält es sich dann aber in einer Dauerserie, wie etwa, sagen wir mal, der Lindenstraße? Nehmen wir als kleines Beispiel, sagen wir mal, Bill Mockridge in der Rolle des Erich Schiller. Gestern Abend zwischen 18.50 Uhr und 19.20 Uhr benutzte Mockridge/Schiller geschlagene fünf Mal seine Lieblingsfloskel „sagen wir mal“ und davon nicht ein einziges Mal an einer, sagen wir mal, passenden Stelle:

Helga, ich glaube, Du verkennst, sagen wir mal, den Ernst der Lage.

Ich denke, Du hast, sagen wir mal, so ziemlich alles falsch gemacht.

Vorwürfe bringen uns in dieser Situation, sagen wir mal, nicht weiter.

Wenn Nastya nichts anderes zu tun hat, als die ganze Sache, sagen wir mal, hier abzusitzen.

Ja, dem kann ich nur, sagen wir mal, aus vollstem Herzen zustimmen.

Im Gegensatz zu Bill Mockridge hinkte Anja Antonowicz als Nastya Scholz-Pashenko schwer hinter ihrer bisherigen Performance her. Normalerweise antwortet Nastya auf wirklich jede Frage mit ihrer  Lieblingsfloskel „’Türlich“ (ohne „Na“). Gestern Abend: totale Fehlanzeige, nicht ein einziges „Türlich“ in der gesamten Folge. Ich mache mir Sorgen.

Trotzdem sind beide, Anja Antonowicz und Bill Mockridge auf dem besten Wege, einen anderen ganz Großen im ad-lib-floskeln zu schlagen: Klausjürgen Wussow, der in seiner Rolle als Prof. Brinkmann in der Schwarzwaldklinik die berühmten „Du…nich“-Formulierungen prägte und damit so vollendete Sätze schuf wie, sagen wir mal: „Du, die Käti ist jetzt tot, nich?“

Jochen, 11. Juni 2007, 12:43.

Explosiv und echt

Etwa in der Mitte dieses selbst für Atzorn-Verhältnisse langweiligen Tatorts gestern Abend explodierte ein Fernseher, und es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mir wünschte, meiner täte es auch endlich.

Doch das Ende versöhnte mich schon fast wieder: Der Fall wurde zwar gelöst, doch der Täter blieb frei, weil Korruption nicht immer zu bekämpfen und das Böse nicht immer zu besiegen ist. Ein unbefriedigender, aber realistischer Schluss angesichts der Tatsache, dass die Aufklärungsquote im echten Deutschland (55,4 Prozent) weit niedriger ist als im Fernsehdeutschland (vermutlich irgendwo oberhalb von 99 Prozent).

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Michael, 11. Juni 2007, 11:31.

Merkwürdiger Montag

Mit dem Neustart seines Mystery-Montags war Pro Sieben vor einer Woche gleich dreifach erfolgreich. Sowohl das Urzeitmonster-Spektakel Primeval als auch der Runterzieher Jericho erreichten ordentliche Zuschauerzahlen, und wenig später kündigte der US-Sender CBS an, das bereits abgesetzte Jericho doch weiterführen zu wollen.

Heute glaubt Pro Sieben deshalb wohl, nun austesten zu können, wie weit sie eigentlich gehen können. Im Anschluss an diese beiden startet eine dritte neue Serie, und gegen die sind die vor einer Woche von mir verrissenen Primeval und Jericho echte Perlen.

Blade — Die Jagd geht weiter ist diplomatisch ausgedrückt ein hirnloser Dreck, und man könnte das auch drastischer formulieren, wenn man sich des vulgären Vokabulars der Serie bediente.

Noch vor dem Vorspann wird das inhaltliche Niveau deutlich: Titelfigur Blade, halb Mensch, halb Vampir, ein finsterer Schläger, vermöbelt brutal jemanden, dem er eine Information entlocken will, erhält sie schließlich, lässt von ihm ab und sagt: „Du kannst gehen.“ Sein blutendes Opfer entgegnet ungläubig: „Ist wohl ein Witz?“, Blade sagt „Ja“ und schlägt ihm den Kopf ab.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle schon abgeschaltet, aber es hätte ja noch besser werden können. Na ja, man kann sich ja mal irren. Die Serie ist inhaltlich, stilistisch, handwerklich und schauspielerisch schlecht, aber wenigstens auch noch schlecht synchronisiert. Oder anders ausgedrückt: Man würde sie viel eher bei RTL2 als bei Pro Sieben vermuten.

Schlimm ist, dass dieser Schmutz schon um 22.15 Uhr Sendezeit zerstört und die dritte Staffel der zwar oft verwirrenden, aber deutlich niveauvolleren Spionageserie Alias erst danach an den Start geht. Deshalb spare ich mir heute mal den fett gedruckten Sendehinweis für Blade.

Alias — Die Agentin, montags um 23.10 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 11. Juni 2007, 06:39.
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