Woche rum. War was?

Heute beginnt ein neues Halbjahr. Anlass für einen Rückblick auf die ausklingende Woche.

Montag
Sämtliche Medien greifen Horst Köhlers Idee auf, den Bundespräsidenten direkt vom Volk wählen zu lassen, die er bei Sabine Christiansen geäußert hatte, und verwechseln mal wieder die Meinungsäußerung einer Einzelperson mit einer Nachricht. Zum Vergleich: Eine Nachricht wäre es gewesen, wenn Köhler in Christiansen letzter Sendung spontan gesagt hätte: „Ach, Frau Christiansen, wissen Sie was, ich hör‘ auch auf!“

Dienstag
Die ARD kündigt den Drehstart der neuen Serie an Elvis und der Kommissar über einen Polizisten und seinen Hund mit den Worten an: „Ein ungewöhnliches Ermittler-Duo schreckt die Hamburger Unterwelt“. Ungewöhnlich? Hat noch nie jemand Die Verfolger oder Tequila und Bonetti gesehen? Nicht? Vielleicht, öhm…, Kommissar Rex? Hallo???

Mittwoch
Lustiges Bild bei Larry King Live auf CNN, der das Interview-Wettbieten verloren hat und Paris Hilton als Erster empfangen muss. Auf der einen Seite des Bildschirms ein hundert Jahre alter Mann, der aussieht wie eine Eule, bekleidet mit lila Hemd, gepunkteter Krawatte und Hosenträgern, daneben eine junge blonde Frau mit leerem Gesicht, die dauernd nickt, als müsse sie sich selbst bestätigen, dass das, was sie gerade erzählt, auch stimmt.

Donnerstag
Gegen 22.00 Uhr erreicht unser Aufnahmestudio ein sachdienlicher Hinweis, der darauf schließen lässt, dass mindestens einem Insassen des Gefängnisses aus Prison Break bereits die Flucht gelungen sein muss. Kilian meldete sich vom Genesis-Konzert in Stuttgart und teilte mit, dass der Mafiosi John Abruzzi neben Phil Collins auf der Bühne stehe.

Freitag
Bei zwei gespielten Piratenwitzen in Entern oder Kentern muss ich lachen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Von der Überraschung übermannt bezeichne ich Götz Ottos Leistung als „großartig“, und Stefan droht mir mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit.

Samstag
Lug und Trug bei Let’s Dance? Zumindest belügt Nazan Eckes die Zuschauer, als sie vor der Entscheidung erklärt: „Die Zeit bis dahin kann man überbrücken, man kann sie füllen, oder man kann sie genießen. Wir haben uns für die dritte Variante entschieden. Hier ist Dieter Bohlen zusammen mit Mark Medlock…“

Sonntag
Die ARD beginnt um 21.45 Uhr ihre neue Doppelporträt-Reihe Duelle. Heute in Teil 1: „Diana gegen die Queen“. Wer sich davon überraschen lassen wollen will, wie es ausgeht, sollte diesen Satz jetzt nicht zu Ende lesen, denn (Spoiler-Warnung!) nur eine von beiden lebt noch…

Michael, 1. Juli 2007, 12:02.

Letzt Dance

Ich habe nicht mitgezählt, aber Hape Kerkeling benutzte im Finale von Let’s Dance so oft die Formulierung „zum letzten Mal“ oder eine vergleichbare, dass ich den Eindruck gewann, er wolle den alten Rekord von Thomas Ohrner aus dessen letzter Glücksrad-Sendung brechen. Damals habe ich noch mitgezählt. Es waren 38 Erwähnungen, also ziemlich genau eine pro Sendeminute. Diesen Schnitt wird Hape Kerkeling wegen der Show- und Tanzblöcke kaum erreicht haben, doch auffallend war es allemal. Trotzdem werde ich die Angst nicht los, dass es noch eine weitere Staffel geben könnte.

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Michael, 30. Juni 2007, 23:18.

Wasser auf die Mühlen

Entern oder Kentern. Das klingt ein bisschen nach „Blamieren oder Kassieren“, dem Show-Bestandteil aus TV Total und Schlag den Raab. Blamieren kann man sich bei dem neuen RTL-Schlamm- und Wasserspektakel, einer Kreuzung aus Spiel ohne Grenzen und Fort Boyard, aber nicht, denn dazu müsste man öffentlich in Erscheinung treten. Die insgesamt 90 Kandidaten, die in Entern oder Kentern über acht Hindernis-Spielrunden um den Schatz im Wert von läppischen 3000 Euro kämpfen, sind aber viel zu viele, um alle einzeln vorgestellt zu werden. Also lässt man gleich gar niemanden zu Wort kommen und gibt lediglich den drei Teams Gruppennamen. Die einzelnen Teilnehmer bleiben anonyme Statisten in einer großen Schlammschlacht, in deren Mittelpunkt Kulissen und Kostüme stehen. Dabei sind selbst die teilweise originellen Spielrunden offenbar so zweitrangig, dass man sie zusammenschneidet und nur in gekürzter Form zeigt. Zeitweilig wirkte es am Freitagabend, als sende RTL versehentlich noch eines weiteres Mal den Trailer, und immer noch nicht die ganze Show.

Große Spannung kommt bei den Spielen deshalb nicht auf, denn es gibt niemandem, mit dem man mitfiebern könnte, da man ja niemanden kennt. Letzteres trifft auch auf die drei prominenten Paten zu, die entweder gar nicht so prominent oder Axel Schulz sind, das aus Unterhaltungssendungen nicht wegzudenkende allgegenwärtige Privatsender-Pendant zum öffentlich-rechtlichen Roberto Blanco.

Die aufgesetzte Rahmenhandlung mit fiesen, stinkenden Piraten und der edlen Comtessa Sonja soll wohl für einen Hauch Hollywood-Atmosphäre wie in „Fluch der Karibik“ sorgen, weckt aber eher Erinnerungen an das Piratenschiff von Playmobil. Die etepetete Comtessa nimmt man Sonja Zietlow sofort ab, die Spielshow-Moderatorin leider nicht so sehr. Zumindest Götz Otto als Oberpirat spielt seine Rolle großartig, und die gespielten Witzchen mit ihm und seinen Untergebenen sind oft sogar recht lustig.

Die Show ist eine nette Idee für den Sommer, mehr aber noch nicht. Aber sie fängt ja gerade erst an. Ebenso wie der Sommer selbst ist sie noch ausbaufähig.

Michael, 30. Juni 2007, 12:42.

Whodunit

Wenn man einen spannenden Krimi wirklich genießen will, sollte man auf gar keinen Fall vorher den Videotext einschalten. Davor haben wir an anderer Stelle schon gewarnt, darauf fallen wir also nicht mehr rein.

Dass aber auch Fernsehzeitschriften die halbe Geschichte einer Krimifolge abdrucken, das musste ich gestern Abend erleben.

RTL zeigt CSI, gut, es war eine Wiederholung aus der fünften Staffel, aber ich kannte die Folge noch nicht. Oder vielleicht doch? Um dies zu klären, schlug ich kurz vor Sendungsbeginn im Fachblatt „TV Spielfilm“ nach, und siehe da, die Folge hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen:

Kasino-Besitzer Bruce Eiger ist in Las Vegas von seinem Balkon gestürzt. Oder wurde er etwa gestoßen? Bei der Hausdurchsuchung entdeckt die Spurensicherung, dass „Baby Bruce“ in einem überdimensionalen Kinderzimmer seine sexuellen Fantasien auslebte.

Das Dumme an der Geschichte kommt jetzt: Dass Casinobesitzer Eigner ein bisschen schräg drauf war, und dass diese Neigung natürlich die heißeste Spur zum Täter ist, finden Gil Grissom und sein Team nach einer halben Stunde Bruttospielzeit heraus, also genau nachdem die Hälfte der Folge schon vorbei ist. Ich und bestimmt auch viele andere Leser der „TV Spielfilm“ wussten das also alles schon mindestens eine halbe Stunde vorher. Toll, was?

In der Onlineausgabe steht übrigens genau derselbe Text, gefolgt von einem

Achtung! Weitere Infos vom Sender:“

Und dann steht da die gesamte Synopsis der Folge. Dass hier nicht erwähnt wird, wer denn jetzt der Täter ist, war wahrscheinlich nur ein Versäumnis des Senders.

Und hier noch eine Anekdote (tatsächlich, wirklich und in Echt so passiert):

Ort: Kinokasse. Handelnde Personen: Zwei Kinobesucher, die noch nie in ihrem Leben einen King-Kong-Film gesehen haben (ja, solche Leute gibt es wirklich), eine Kassiererin.

Zuschauer 1: „Zweimal King Kong bitte.“
Zuschauer 2: „Entschuldigung, wie lang geht der Film denn?“
Kassiererin: „So lange, bis der Affe vom Hochhaus fällt und stirbt!“

Danke fürs Gespräch.

Epilog: Zuschauer 1 und 2 sind dann nicht ins Kino, sondern in eine Kneipe gegangen.

Der Marktanteil von CSI war gestern einer der niedrigsten seit sehr, sehr langer Zeit. Vielleicht sind ja ein paar zu gut informierte Zuschauer ebenfalls lieber in eine Kneipe gegangen.

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Jochen, 29. Juni 2007, 15:55.

Man sendet dänish

Die Dänen kochen ihre Fernsehserien also auch mit den gleichen Zutaten. Als Anna Pihl ihre neue Stelle in Dänemarks größter Polizeistation in Kopenhagen antritt, sind die alteingesessenen Kollegen ihr gegenüber zunächst feindlich gestimmt.

Das ist in allen ZDF-Serien so: Die Schwarzwaldklinik, Der Landarzt, Forsthaus Falkenau. Insofern werden sich die Zuschauer nicht sonderlich umstellen müssen, wenn das ZDF heute zum ersten Mal seit  rund 15 Jahren wieder eine ausländische Produktion am Vorabend zeigt. In den 80ern war der ZDF-Vorabend noch von Serien wie Rauchende Colts, Ein Colt für alle Fälle und Die Fälle des Harry Fox geprägt, in den frühen 90ern gab es noch ALF und Inspektor Hooperman, und das war’s. Seitdem alles deutsch.

Jetzt, im Erstausstrahlungssommer 2007, in dem an vielen Stellen Neuware statt gut sortierter Wiederholungen zu sehen ist, hat das ZDF wieder auswärts eingekauft. Da es keine US-Serie ist, sondern eine dänische, ist sie nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch den ZDF-Eigenproduktionen deutlich näher ist als es US-Ware wäre, schon allein weil Häuser, Straßen und Autos in Europa europäischer aussehen als in den USA.

Anna Pihl ist Streifenpolizistin in einem dänischen Großstadtrevier und schlägt sich mit Fällen herum, die zunächst so klein und egal wirken, dass man schon eine willkürliche Aneinanderreihung von Lappalien über die Dauer der gesamten Folge befürchtet, doch dann erkennt man plötzlich einen roten Faden. In der Mitte ist die Pilotfolge schon nicht mehr langweilig und gegen Ende sogar so etwas ähnliches wie spannend.

Auf dem bisherigen Sendeplatz von Notruf Hafenkante sorgt sie zumindest für Kontinuität.

Anna Pihl – Auf Streife in Kopenhagen, donnerstags um 19.25 Uhr im ZDF.

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Michael, 28. Juni 2007, 07:12.

Man singt deutsh

Wer hätte gedacht, dass Prison Break schon jetzt in einer Reihe mit Kultserien wie Mister Ed und Flipper steht? 

Wie weiland die Serien der 60er-Jahre erhielt Prison Break von RTL einen deutschsprachigen Titelsong, der zweifelsohne im Original noch nicht zu hören war. Damals allerdings geschah dies mutmaßlich aus Gründen besserer Verständlichkeit, denn damals hätte die Serie wahrscheinlich auch nicht ihren amerikanischen Originaltitel behalten. Heute scheint es eher wie ein Geschäftsmodell: Die Single mit dem Song erscheint Mitte Juli, und warum immer nur neue CDs im Werbeblock bewerben, wenn man sie doch auch über einen Vorspann kleben kann?

Die Zeiten, in denen Titellieder von Fernsehserien zu weltbekannten Ohrwürmern wurden (wie „Unknown Stuntman“ aus Ein Colt für alle Fälle“ oder „I’ll Be There For You“ aus Friends), scheinen allerdings vorbei. Viele Serien haben heute gar keinen Vorspann mit Musik mehr, sondern unterlegen die Einblendungen der Darstellernamen bereits mit Handlung (Frasier; 24), um Zeit zu sparen, andere verwenden schlicht längst veröffentlichte Hits (z.B. „California“ von Phantom Planet für O.C., California oder „Who Are You“ von The Who bei CSI.)
Und schließlich wird es allmählich international uneinheitlich, was meist lizenzrechtliche Gründe hat. So z.B. bei Dr. House, als dessen Titelmusik in den USA „Teardrop“ von Massive Attack zu hören ist, bei uns aber irgendetwas Waberndes, das ähnlich anmutet, aber offensichtlich billiger zu haben war. Das ist keine Entscheidung von RTL, sondern wird vom internationalen Vertrieb so herausgegeben, weshalb auch in England, Australien und wo auch immer die „falsche“ Titelmusik ertönt.

Das Eindeutschen von Musik ist unterdessen kein Phänomen, das seit den 60ern pausierte. In den 70er Jahren wurden die Titellieder für viele populäre Kinderserien nicht nur neu betextet, sondern komplett neu komponiert (Captain Future; Sindbad), wovon Christian Bruhn noch heute einen bedeutenden Teil seines Lebensunterhalts bestreitet. Und in den 90er-Jahren versah RTL selbst noch die Sitcoms Harry und die Hendersons (die übrigens gerade donnerstags nachts in der ARD wiederholt wird) und Die Nanny mit einer eingedeutschten Version des Titelsongs, damals jedoch noch ohne Absichten, daraus Profit zu schlagen.

Nun hat Prison Break also einen deutschen Titelsong, er heißt „Prison Break Anthem (Ich glaub an Dich)“, ist von Azad feat. Adel Tawil und muss sich irgendwann zwischen dem Versand der Presse-DVD und der Ausstrahlung hineingemogelt haben.

Wer aber in Erinnerungen an Zeiten schwelgen möchte, als man als Titelsong noch jemand war, dem sei die CD-Reihe „Generation Fernseh-Kult“ von hi-hat Records empfohlen, die Dutzende Titelsong-Klassiker aus vergangenen Fernsehzeiten enthält.

Prison Break, donnerstags ab 22.15 Uhr (jeweils zwei Folgen) bei RTL.

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Michael, 28. Juni 2007, 06:53.

Wie Peter Hahne sich selbst interviewt

Nein, stimmt gar nicht, das war ja Volker Kauder.

Jochen, 25. Juni 2007, 23:03.

Letzte Worte am Sonntag

Sie ist weg. Weg! Und Guido ist wieder allein, allein.
Mit diesen Worten verabschiedete sich Sabine Christiansen am Ende ihrer letzten Sendung, nachdem sie Bundespräsident Köhler eine Stunde lang Ausschnitte aus ihren alten Sendungen vorgespielt hatte:

Wir sehen uns im nächsten Jahr sicher das eine oder andere Mal in der ARD wieder. Ihnen herzlichen Dank für die lange Treue und auf Wiedersehen. Vielen Dank. Tschüs.

Und mit diesen Worten schloss ihre Nachfolgerin Anne Will zwanzig Minuten später ihre letzten Tagesthemen:

Bei Ihnen, meine Damen und Herren, bedanke ich mich für sehr viel Wohlwollen, das ich gespürt habe, aber von Ihnen muss ich mich nicht verabschieden. Stattdessen sage ich von Herzen und mit großer Vorfreude auf meine neue Sendung, die ich am 16. September beginnen will, auf Wiedersehen.

Rührend.
Zum Vergleich noch einmal die Abschiedsworte von Bob Barker vor neun Tagen nach 35 Jahren „The Price Is Right“:

Denken Sie dran: Helfen Sie mit, die Haustierpopulation unter Kontrolle zu halten. Lassen Sie Ihre Tiere kastrieren. Tschüs zusammen!

Michael, 24. Juni 2007, 23:12.

Langweido

Ich weiß, ich weiß, vor fünf Tagen trompetete ich noch laut, das Privatleben von Prominenten interessiere mich nicht, und heute schaue ich mir Privado an, den neuen RTL-Sendeplatzfüller über Prominente und ihre Häuser. Wie passt das zusammen?

Das hat natürlich vor allem berufliche Gründe. Ich gebe aber zu, dass ich sehen wollte, wie Thomas D. heute lebt. Vor etwa zehn Jahren bin ich mal mit in seinem Wohnmobil gefahren, als er gerade seine Phase hatte, in der er darin wohnte. Wir telefonierten damals auch gelegentlich, weil ich ihn für SWF3 interviewte und er seine jüngsten Wohnmobil-Erlebnisse erzählte. Als er dann plötzlich der Meinung war, in Kürze Jenny Elvers zu heiraten und das ZDF für Leute heute krampfhaft versuchte, das Thema schnellstmöglich zu besetzen, kam ich als Interviewpartner ins Spiel. Ich erfand also ein paar Antworten und hörte dann abends bei der Ausstrahlung, wie ich als „guter Freund“ von Thomas D. angetextet wurde, der „ihn schon lange kennt“. Beides war zwar gelogen, erfüllte aber offenbar den Zweck, Sendezeit zu füllen. Noch ein Grund, warum ich auf Sendungen über Prominente nichts gebe.

Ich schweife ab.

Die Häuser seiner Eifel-Kommune sind zwar ganz nett anzusehen, und er gab sich große Mühe bei der Führung und hat das nett und lustig gemacht, dennoch wurde es langweilig, weil RTL es zu breit trat. Wenn ich jemanden zum ersten Mal besuche, dauert die Hausführung ja auch nicht länger als fünf bis zehn Minuten. Warum? Weil’s dann öde wird. Aha. Oh, ein Raum! Ach, und noch einer. Und was ist das hier? Ah ja, das ist also ein weiterer Raum. Toll.

Da die Porträts in Privado nicht nacheinander, sondern ineinander verschachtelt gezeigt werden, hatte ich leider keine andere Chance als auch zu erfahren, wie Sonja Zietlow und Uwe Fellensiek leben. Und wow, ist das spannend: Auch sie haben Küchen, Bäder, Wohnzimmer und Bilder an der Wand. Sensationell. Gut, es ist natürlich alles etwas größer als bei uns weniger Reichen zu Hause, aber wer einmal Einrichtungen der katholischen Kirche in Rom besucht hat, hält sowieso nichts mehr für prunkvoll, das nicht aus purem Gold besteht.

Wenigstens ein Lob sei RTL für die Auswahl der Privado-Titelmusik gezollt. Der Song ist zwar entsetzlich, aber die Titelzeile „This Is The World We Live In“ von Alcazar passt im Gegensatz zur normalerweise offenbar zugelosten Musikauswahl wenigstens mal zum Inhalt der Sendung.

Michael, 24. Juni 2007, 20:32.

Christiansen Will aufhören

Heute Abend wird Sabine Christiansen zum letzten Mal Sabine Christiansen moderieren. 

Wer hoffte, noch ein letztes Mal erleben zu können, wie sie sich in der Vorstellung ihrer Gäste verheddert, einen „lustigen“ Filmbeitrag anmoderiert, die Beine übereinander schlägt, über ihre Brille blickt, die Fragen auf ihren Kärtchen einstudiert, während ihre Gäste reden, um sie dann auswendig zu stellen, egal, ob sie gerade passen oder nicht, und egal, ob sie schon in anderem Zusammenhang beantwortet wurden oder nicht, ihre Gesprächspartner immer dann unterbricht, wenn es endlich interessant wird, und wir am Ende alle keinen Deut schlauer sein werden, wird teilweise enttäuscht. Statt der üblichen munteren Stammtischrunde mit Guido Westerwelle und Jürgen Falter hofiert Sabine Christiansen heute den Mann, der laut Moderationskärtchen wohl das Staatsoberhaupt sein muss, und der ist selbstverständlich der einzige Gast.

Es ist schade, dass Horst Köhler, der sich sonst gern ziert, Dinge zu unterschreiben, ausgerechnet den Gästevertrag für Sabine Christiansen doch unterschrieben hat. Der Mann hat Besseres verdient. Und weil wir Fernsehzuschauer das auch haben, erwartet uns ab Herbst Anne Will mit Anne Will, die seit der Will-Kür am 5. Februar als Christiansen-Nachfolgerin feststeht und heute im Anschluss an Sabine Christiansen ihre letzten Tagesthemen moderiert.

Sie werde die Hektik vermissen, die in der Aktuell-Redaktion aufkam, wenn sich die Nachrichtenlage kurzfristig veränderte, sagte Anne Will in einem Interview zum Tagesthemen-Abschied. Wieso? Hat sie etwa vor, ihre neue Talkshow auf die gleiche Weise wie ihre Vorgängerin anzugehen, deren Thema völlig unabhängig von der aktuellen Nachrichtenlage immer „Steht Deutschland am Abgrund?“ war? Immerhin wird Anne Will im Gegensatz zu Sabine Christiansen nicht mehr in der ARD-Abteilung „Unterhaltung“, sondern in der „Information“ angesiedelt sein.

Die ARD-Homepage freilich listet bereits Sabine Christiansen in der Navigation unter der Kategorie Information. Dort ist allerdings auch Nashorn, Zebra & Co. gelistet, was legitim ist, denn der Informationsgehalt beider Sendungen ist etwa gleich hoch.

Zum Abschied noch einmal eine Liste der 25 schönsten Themen aus Sabine Christiansen:

• „Adé Deutschland – Immer mehr Deutsche wandern aus“
(21. Juni 1998)
• „Schule, Uni, arbeitslos – Versagt unser Bildungssystem?“
(18. Juli 1999)
• „10 Jahre Wende – Frust ohne Ende?“
(26. September 1999)
• „Spitzentreffen – Wieviel Zukunft hat Deutschland?“
(29. Oktober 2000)
• „Steht der Osten auf der Kippe?“
(4. März 2001)
• „Wie krank ist Deutschland?“
(1. Juli 2001)
• „Polit-Gipfel: Wie kommt Deutschland aus der Krise?“
(25. November 2001)
• „Armes Deutschland – Bloß verwaltet, nicht gestaltet?“
(2. Dezember 2001)
• „Blauer Brief & rote Zahlen! Deutschland unter Druck“
(3. Februar 2002)
• „Korruption und Stillstand – wie kaputt ist Deutschland?“
(10. März 2002)
• „Wohin rollt der Ball – Deutschland AG vor dem Abstieg?“
(7. April 2002)
• „Wirtschaftsflaute, Streik – Bleibt Deutschland Schlusslicht?“
(5. Mai 2002)
• „Deutschland in Not: Krisen und keine Konzepte?“
(10. November 2002)
• „Neues Jahr, neue Chance: Kommt Deutschland endlich aus der Krise?“
(12. Januar 2003)
• „Ausbildungsmisere – Wer bietet jungen Menschen noch eine Chance?“
(27. Juli 2003)
• „Gewerkschaften, Beamte, Politiker – wer blockiert das Land?“
(31. August 2003)
• „Land ohne Kinder – Land ohne Zukunft?“
(7. September 2003)
• „Macht dieses Steuersystem Deutschland kaputt?“
(12. Oktober 2003)
• „Deutschland bankrott – Euro in Gefahr?“
(30. November 2003)
• „Europa bewegt sich – wer bewegt Deutschland?“
(2. Mai 2004)
• „Deutschlands Jugend – viele Chancen, wenig Perspektiven?“
(10. Oktober 2004)
• „Für ein paar Kröten arbeiten – Jobs nur noch zu Dumpingpreisen?“
(17. April 2005)
• „Koalition der leeren Kassen – Wer zahlt die Zeche?“
(23. Oktober 2005)
• „Steuer-Staat Deutschland: Fass ohne Boden“
(24. September 2006)
„Abstrampeln für Nichts – Lohnt sich Leistung noch?“
(29. Oktober 2006)

Michael, 24. Juni 2007, 06:57.
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