Lennies letzte Leiche

Heute nehmen wir Abschied von Jerry Orbach. In Deutschland als Babys Vater im Film „Dirty Dancing“ und durch die Titelrolle der ARD-Vorabendserie Privatdetektiv Harry McGraw bekannt, war er vor allem zwölf Jahre und 274 Folgen lang als Lennie Briscoe die prägende Gestalt des Krimiklassikers Law & Order. 2004 stieg er aus, ein halbes Jahr später starb er. Seine letzte Folge zeigt RTL heute um 23.10 Uhr.

Michael, 18. September 2007, 12:26.

Durchklatschen für Anne Will

Irgendjemand hat, vermutlich in bester Absicht, ein Foto von Anne Will an die Wand im großen Raum hinter Studio G angebracht, wo die wichtigen Menschen sich vorher und hinterher zum Essen, Trinken und Feiern treffen. Da hängt sie nun unter einem Szenenfoto von Sonja Zietlow und Dirk Bach mit Daniel Kübelböck in der Dschungelshow und neben zwei Bildern von Star Search, zu dessen Zeiten hier auch schon gegessen, getrunken und gefeiert wurde. Ein traditionsreicher Ort also.

Edgar, der Regieassistent, hat am Tag vorher noch für Florian Silbereisen gearbeitet, sagt er. Nun steht er vor einem Publikum, das ungefähr je zu einem Drittel aus wichtigen ARD-Menschen (Ulrich Deppendorf), anderen ARD-Menschen (Jens Riewa) und Journalisten (Bascha Mika) besteht. Er erklärt, dass am Anfang der Sendung „durchgeklatscht“ werden muss, und versucht, uns zu einer Art Solidargemeinschaft zusammenzuschweißen. Er sagt: „Machen Sie einfach der Anne Will ’ne schöne Sendung“ (als ob das in unseren Händen läge), und: „Wir müssen ganz fest zusammenhalten“ (das wüsste ich aber).

Dann steht sie plötzlich da, zwei Minuten vor Beginn der Live-Sendung, unfassbar dünn und sehr unscheinbar in ihrem grauen Hosenanzug vor der braunbeigen Kulisse, aber nicht zu übersehen, sobald sie ihr Lächeln einschaltet und sagt: „Ich war letzte Woche nervöser. Wenn’s da gewesen wäre, wär’s doof gewesen.“

Irgendwie ist auch ihr Vertrauen in das geladene Publikum begrenzt. Noch ein Appell, nett zu lächeln und zu klatschen. „Sie haben hier auch was zu tun“, sagt sie sehr lehrerinnenhaft. „Das ist Fernsehen, das ist Show.“ Ja doch!

Es ist faszinierend, Anne Will beim Arbeiten zuzusehen. Sie bewegt sich im Studio, als lebe sie hier seit Jahrzehnten und würde auch im Dunkeln über keine Stufe, kein Kabel stolpern. Sie sitzt in ihrem Sessel, schaut in die Kamera und strahlt mit jeder Pore aus: Das hier ist ihre Sendung. Sie kennt sich hier aus. Sie macht das hier ja nicht zum ersten Mal. Also, schon, aber das wirkt nicht so.

Das Erstaunliche an Anne Will ist, dass sie es schafft, so konzentriert zu sein, dass es entspannt aussieht. Wenn einer ihrer Gäste spricht, schaut sie ihn mit einer ganz besonderen Intensität an. Da gibt es einen Standardblick, der sagt: „Reden Sie weiter, ich hör‘ Ihnen zu“, und eine leicht mokant-amüsierte Variante, die ungefähr sagt: „Na, was Sie nicht sagen“ — die ist besonders für Politiker reserviert.

Und sie hört wirklich zu. Es gibt immer wieder Momente in der Sendung, in denen das auffällt. In denen sie unvermittelt nachhakt. Auf einen Widerspruch verweist. Kleine, böse, schlagfertige Pointen setzt. Nicht viele. Nur ein paar.

Das Schöne an dieser Premierensendung von Anne Will sind diese kleinen Momente, für die die Moderatorin sorgt. Wenn sie amüsiert und mit dem überlegenen Blick einer erwachsenen Frau das unfassbar kindergarteneske Spiel von Jürgen Rüttgers und Kurt Beck verfolgt und knapp kommentiert. Wenn sie nach einem besonders abwegigen Duell die nächste Frage mit den Worten einleitet: „Wenn die Stimmung schon am Boden ist…“ Sie trägt eine gutgelaunte Ernsthaftigkeit durch die Sendung. Nicht so kieksig überdreht wie Maybritt Illner, nicht so pseudoschwer wie Sabine Christiansen.

Neu an Anne Will sind vor allem die zwei Sitzgruppen für Betroffene, Bürger und Experten, die der eigentlichen Gesprächsrunde gegenüber Platz nehmen. Gleich am Anfang der Sendung setzt Anne Will sich zu einer Frau, die unter größtem Engagement für demütigende 1000 Euro brutto im Monat arbeitet. Das Gespräch gibt Anne Will eine Chance, später in der Runde die Politiker immer wieder auf den konkreten Fall zu verweisen und die Politiker zu fragen, was ihre schönen Gesetzesentwürfe denn der Betroffenen bringen würde.

Es ist eine gelungene Premiere für die Moderatorin, aber keine wirklich gute Sendung. Das Thema „Rendite statt Respekt“ gibt allen Anwesenden einen Vorwand, Sonntagsreden über die Arbeit und die Würde des Menschen zu halten — sogar Telekomchef Rene Obermann schafft es ohne große Herausforderung, sich als Konzernchef mit supersozialem Gewissen darzustellen, den die Diskussion um Mindestlöhne schon deshalb nicht interessiert, weil seine Firma locker viel mehr zahlt. Eine Dramaturgie ist nicht erkennbar, nach einer guten Dreiviertelstunde ist sehr die Luft raus, auch aus Anne Will, und dass ein Film in der Mitte der Sendung über eine ausgebrannte Ärztin im bleischweren Stil eines alten „Gott und die Welt“-Beitrages daherkommt, ist nicht hilfreich. Die Minuten dehnen sich.

Aber dann ist Schluss, und Jens Riewa sagt in ein ARD-Mikrofon, wie er die Sendung fand; am roten Teppich, der vom Studio zur After-Show-Party führt, brennen Fackeln; Scheinwerfer malen blaue Lichtstreifen in den Himmel, und es gibt warme Kartoffelsuppe mit Trüffeln aus kleinen Fläschchen mit Bügelverschluss. Und im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob wir der Anne Will „’ne schöne Sendung gemacht haben“. Vielleicht hätte das auch lieber jemand dem Kurt und dem Jürgen sagen sollen.

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Stefan, 17. September 2007, 17:21.

Die prominente Kurzkritik

Premierengast Kurt Beck beim Verlassen des Studios von Anne Will zu einer Begleiterin:

Naja, war wie immer.
 

Stefan, 17. September 2007, 15:29.

Nachricht an die Fernsehchefs

Weil sie auch für das deutsche Fernsehen so traurig wahr ist, hier Lewis Blacks Wutausbruch von der Emmy-Verleihung im Wortlaut:

Hey, Fernsehchefs, hört zu.
Ich weiß, wird schwierig, aber es dauert nur zwei Minuten, und das ist doch die Länge eurer Aufmerksamkeitsspanne.

Habt ihr vergessen, was euer Job ist? Es ist Geschichten zu erzählen. Sogar Realityshows erzählen Geschichten. Es ist nicht, uns mitten in einer Geschichte  zu erzählen, welche Sendung als nächstes kommt. Oder welche in zwei Wochen Premiere hat.

Was wollt ihr von mir? Dass ich alles fallen lasse, einen Bleistift hole und es aufschreibe? Soll ich wirklich aufhören zuzuschauen, um mich auf die nächste Sendung vorzubereiten?

Hey, hier eine Nachricht von den Zuschauern: Uns interessiert die nächste Show nicht. Wir schauen diese!

Ihr zerstört das Drama. Oder die Comedy. Oder das Nickerchen, das ich mache. Denn deshalb schaue ich diese Sendung, weil ich davon so schön einschlafe.

Oh, und übrigens: Am Ende der Sendung: Pfercht nicht den Bildschirm zusammen, so dass wir nicht sehen können, wer an der Show mitgearbeitet hat. Ihr habt es schon so sehr beschleunigt, dass man kaum einen Namen mitbekommt, während sie vorbeirasen. Reicht das nicht?

Natürlich passt niemand auf. Aber die Mitarbeiter der Show passen auf, und sie verdienen es, ihren Namen zu sehen.

Versteht ihr, die sind es, die die tatsächliche Arbeit machen! Was genau ist es, das ihr macht? Außer schlechte Ideen zu haben?

Warum geht ihr nicht einfach in die Politik?

Michael, 17. September 2007, 08:44.

Ryanweise Preise — LIVE!

1.45 Uhr: Ryan Seacrest, der souveräne Allesmoderator, der heute die Emmys und sonst Amarican Idol beim US-Sender Fox und die „Nachrichten“ beim Promi-Klatschsender E! moderiert, verdient sich eine Viertelstunde vor der Emmy-Verleihung noch etwas dazu: Für seinen Haussender E! sitzt er unter der Emmy-Bühne und zeigt aufgeregt auf die Rückseite der Tür, durch die er gleich gehen wird. Er kündigt eine „Song & Dance“-Nummer für den Beginn der Show an. Um 2.00 Uhr beginnt die Übertragung auf ProSieben.

2.00 Uhr: Die „Song & Dance“-Nummer wird Ihnen präsentiert von… dem Baby Stewie und dem sprechenden Hund Brian aus der Fox-Zeichentrickserie Family Guy, die darüber diskutieren, dass es zwar noch nie so viel Müll im Fernsehen gab, aber auch noch nie eine so große Auswahl an Müll.
Dann watschen sie der Reihe nach alle Sender ab, außer Fox.

2.05 Uhr: Ryan Seacrest kommt in die Mitte des zur Arena umgebauten Shrine Auditoriums in Los Angeles und preist ein paar siner Vorgänger als Emmy-Moderatoren: „Sie waren großartig — wenn man auf sowas steht…“ und nennt such „Full-Service-Moderator“: „Wer von denen hätte sich die Mühe gemacht, vier Stunden vorher aufzukreuzen und auch noch die Rote-Teppich-Berichterstattung zu übernehmen?“

2.10 Uhr: Zwei Jahre nach dem Ende des Hits Alle lieben Raymond kehrt Ray Romano als Laudator auf die Bühne. Seine Frau beklage sich, er sei viel zu oft zu Hause, und er habe gehört, seine Frau habe was mit Frasier. (Romanos Serienfrau Patricia Heaton und Frasier-Star Kelsey Grammer beginnen in den nächsten Tagen eine gemeinsame neue Serie.) Er gibt den Emmy für den besten Nebendarsteller in einer Comedyserie an Jeremy Piven für Entourage.

2.16 Uhr: Unfassbar! ProSieben steigt aus der Live-Übertragung aus, um Klingeltonwerbung zu zeigen. ProSieben-Zuschauern entgeht, dass Terry O’Quinn den Emmy als Bester Drama-Nebendarsteller für Lost gewinnt. Ausgerechnet für eine ProSieben-Serie! Können die denn wirklich GAR NICHTS?

2.24 Uhr: Tina Fey und Julia Louis-Dreyfus, heute beide für einen Comedy-Hauptdarstellerinnen-Emmy nominiert, preisen ihre Gemeinsamkeiten: „Wir haben beide Kinder und Emmys, die wir gleichermaßen lieben. Und wir werden beide so tun, als freuten wir uns für die andere, falls sie gewinnt.“ Jaime Pressly wird beste Comedy-Nebendarstellerin für My Name ist Earl.

2.31 Uhr: Super! ProSieben zeigt die Video-Premiere der neuen Monrose-Single. Gut, wenn man seine Werbespots natürlich schon während der Übertragung verschießt, hat man nicht mehr so viele für die tatsächlichen Werbepausen übrig.

2.34 Uhr: Zurück aus der Werbung, sitzt Ellen DeGeneres neben Dr. House Hugh Laurie und fragt: „Ich weiß, du bist kein richtiger Arzt, aber sollte ich mir das entfernen lassen?“

2.35 Uhr: Merkwürdige Zusammenstellung einer Montage aus Ausschnitten verschiedener Late-Night-Shows: Erst Witze über George W. Bush, dann Würdigungen des kürzlich verstorbenen Moderators Tom Snyder.

2.39 Uhr: Katherine Heigl wird als beste Drama-Nebendarstellerin für Grey’s Anatomy ausgezeichnet, ebenfalls eine ProSieben-Serie, und ProSieben macht sich sogar die Mühe, es zu übertragen. Und ich fand Katherine Heigl tatsächlich toll. In Roswell.

2.44 Uhr: Der Emmy für das beste Comedy-Variety-Autorenteam steht an. Statt die Autoren selbst im Bild zu zeigen, während ihre Namen vorgelesen werden, zeigt das Team der Late Show with David Letterman ein paar lustige George-Bush-Momente (er stolpert, stößt sich den Kopf, rüttelt an einer verschlossenen Tür, etc.).
Gegen die weiteren Nominierten Daily Show with Jon Stewart und The Colbert Report gewinnen überraschend die Autoren von Late Night with Conan O’Brien.

2.50 Uhr: Die Emmys sind ja auch so etwas wie eine Informationsveranstaltung. Durch das Duett von Christina Aguilera und Tony Bennett erfährt man zum Beispiel, dass Tony Bennett noch lebt.

2.54 Uhr: Alec Baldwin präsentiert den Emmy für den besten Regisseur eines Variety-/Musik- oder Comedyspecials. Es gewinnt ein Tony-Bennett-Special. Wussten Sie, dass der noch lebt?

2.58 Uhr: Oscar-Preisträger Robert Duvall bekommt seinen ersten Emmy als bester Hauptdarsteller in „Broken Trail“ (Kategorie Miniserie/Fernsehfilm).

3.04 Uhr: Eine Hommage „30 Jahre Roots„, und das Ensemble der Serie von damals übergibt den diesjährigen Miniserien-Emmy ebenfalls an „Broken Trail“.

3.11 Uhr: Die Sopranos gewinnen ihren letzten Drama-Regie-Emmy.

3.14 Uhr: Und für das beste Drehbuch gleich hinterher.

3.21 Uhr: Nach einer längeren Dürre in dieser Show bringt der großartige Steve Carell endlich wieder Humor auf die Bühne, als er sich ausschweifend mehrfach für den freundlichen Applaus bedankt, der längst verstummt ist.
Er überreicht den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show an seinen früheren Arbeitgeber, die Daily Show with Jon Stewart, wie jedes Jahr. Es ist Jon Stewarts fünfter Emmy hintereinander in dieser Kategorie, vorher hatte fünf Jahre lang jedes Jahr die Late Show with David Letterman gewonnen.
Mehr Statistik? Gern. Letterman gewann den Emmy in dieser Kategorie insgesamt sechsmal (erstmals 1994), so oft wie niemand sonst. Nächstes Jahr könnte Jon Stewart gleichziehen. Cool, wie ich das auf die Schnelle ausgerechnet habe, oder?

3.25 Uhr: Diese Tony-Bennett-Show gewinnt schon wieder einen Emmy, diesmal als bestes Variety-Special. Sein Sohn hälkt eine Dankesrede. Er sieht ganz anders aus als Papa Bennett, so viel kahler. Tony scheint die Toupet-Gene nicht vererbt zu haben.

3.44 Uhr: Endlich wieder Song & Dance! Das Ensemble des Musicals „Jersey Boys“ würdigt die Jersey Boys aus den Sopranos, die in diesem Jahr zu Ende gegangen sind. Dann kommen alle Sopranos auf die Bühne, und man denkt, es passiert vielleicht noch was, aber das war’s.

3.50 Uhr: Helen Mirren muss ihre vielen Preise im Regal wieder etwas enger zusammenschieben, denn jetzt kommt ein Emmy als beste Hauptdarstellerin für das Finale von Heißer Verdacht dazu, das das ZDF in zwei Wochen zeigt.

3.51 Uhr: Der scharfe, laute und sehr witzige Komiker Lewis Black schreit zwei Minuten lang Senderchefs im Allgemeinen an:
„Euer Job ist das Geschichtenerzählen! Es ist nicht euer Job, uns zu sagen, was als nächstes oder in zwei Wochen kommt! Uns interessiert nicht, was als nächstes kommt, uns interessiert das, was wir gerade schauen! Was verlangt ihr? Dass wir alles stehen und liegen lassen und einen Bleistift suchen, um eine Notiz zu machen? Es stört das Drama! Oder die Comedy! Oder das Nickerchen, das ich gerade mache!“

4.01 Uhr: ProSieben präsentiert schon wieder die Video-Premiere der neuen Monrose-Single. Bis zur wievielten Ausstrahlung spricht man eigentlich von einer Premiere?

4.06 Uhr: Nach dem Oscar gewinnt der Star aller Medien, Al Gore, jetzt einen Emmy für sein interaktives Internetfernsehen Current. Nur fair, schließlich hat Al Gore das Internet ja erfunden. Jetzt braucht er eigentlich nur noch einen Bravo-Otto.

4.08 Uhr: Nur die Bush-Witze und Roots — bisher wurden auffallend wenige Ausschnitte gezeigt. Dafür zeigt Joely Fisher jetzt einen ziemlich tiefen. Sie steht neben ihrem deutlich größeren Serienpartner Brad Garrett (aus der Sitcom Til Death, läuft bei uns nicht).
Joely Fisher: „Gefällt dir mein Kleid?“
Brad Garrett: „Es ist toll. Du solltest es von hier oben sehen. Notiz an mich selbst: Milch kaufen. Du hast es gerade auf Charlie Sheens To-Do-Liste geschafft.“

4.10 Uhr: Beste Einzelperformance im bereich Comedy/Variety? Nominiert: Jon Stewart, Stephen Colbert, David Letterman, Ellen Degeneres und Tony Bennett, der schon wieder gewinnt.

4.16 Uhr: Zwei weitere Comedypreise gehen an die US-Versionen von Verliebt in Berlin und Stromberg: Alles Betty (Regie) und The Office (Drehbuch).

4.23 Uhr: Ryan Seacrest trägt plötzlich das Kostüm von Henry VIII. Es gibt keinen Grund dafür. „Wow, das sah im Schrank weit weniger schwul aus. Darf ich das behalten?“

4.26 Uhr: Der Schauspieler Rainn Wilson aus The Office muss in einem Gesangswettbewerb gegen Kanye West antreten. Es geht darum, Songtexte auswendig vorzutragen. Die Kategorie: „Songs von Kanye West“. Wilson gewinnt.

4.29 Uhr: The Amazing Race gewinnt zum fünften Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen.

4.36 Uhr: Jon Stewart und Stephen Colbert präsentieren den Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Comedyserie. Colbert kommt mit einem Laubbläser auf die Bühne und behauptet, er sei umweltfreundlich: Er werde mit Al Gores Tränen betrieben.
Den Emmy gewinnt Ricky Gervais für Extras. „Ricky Gervais kann heute leider nicht hier sein, deshalb geben den Preis unserem Freund Steve Carell.“ Carell rennt auf die Bühne, und die drei fallen sich um den Hals.

4.41 Uhr: Sally Field gewinnt als beste Drama-Hauptdarstellerin für Brothers & Sisters. Als das Orchester sie von der Bühne spielen will, keift sie, sie sei nocht nicht fertig, und vergisst dann, was sie eigentlich sagen wollte. Irgendwas mit Krieg.

4.44 Uhr: Weil auch im vergangenen Jahr wieder viele Entertainer gestorben sind, füllen sich die nächsten zwei Minuten Sendezeit wie von selbst.

4.50 Uhr: Alles-Betty-BettyAmerica Ferrera wird beste Hauptdarstellerin einer Comedyserie

4.56 Uhr: Bester Drama-Hauptdarsteller. Nominiert: James Spader (Boston Legal), Hugh Laurie (Dr. House), Denis Leary (Rescue Me), James Gandolfini (Die Sopranos) und Kiefer Sutherland (24). James Spader gewinnt. Er hatte nicht damit gerechnet, alle anderen auch nicht: „Ich fühle mich, als hätte ich der Mafia einen Haufen Geld gestohlen.“

5.03 Uhr: Kelsey Grammer und Patricia Heaton zeichnen 30 Rock als beste Comedyserie aus, eine sehr lustige, in Deutschland nicht gezeigte und auch in Amerika nur durchschnittlich erfolgreiche Sitcom, die hinter den Kulissen einer Comedyshow spielt. Hauptdarstellerin und Produzentin Tina Fey bedankt sich „bei unseren Dutzenden und Dutzenden von Zuschauern“.

5.10 Uhr: Wir sind fast am Ende, zum Schluss kommt noch wichtigste Preis des Abends. Den Emmy für die beste Dramaserie übergibt Helen Mirren erwartungsgemäß an Die Sopranos. Wieder kommen alle auf die Bühne, aber diesmal darf Erfinder David Chase wenigstens ein paar Worte sagen.

5.13 Uhr: Ryan Seacrest verabschiedet sich noch kurz, und das war’s. Er selbst war angenehm unauffällig, und wer auch immer ihm die paar Witze geschrieben hat, hat einen ganz guten Job gemacht.
Und damit guten Morgen allerseits.

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Michael, 17. September 2007, 01:54.

Gewinnen, gewinnen (weiter unten); Bestenliste lesen (vorher).

Das amerikanische Time Magazine hat eine Liste der 100 besten Fernsehsendungen aller Zeiten veröffentlicht.

Wie erstellt man eine solche Liste, damit sie aussagekräftig ist? Nun, vermutlich setzt sich die Redaktion tagelang zusammen, berät, stimmt ab, wertet aus, um schließlich… Ähm – falsch. James Poniewozik hat sich allein hingesetzt und die Liste aufgeschrieben. Er ist nämlich der einzige Fernsehkritiker beim Time Magazine. Natürlich unterwarf er sich trotzdem Regeln und Kriterien. Wichtigster Punkt: „Es ist meine Liste.“ Damit stellt er sofort klar, dass sie subjektiv ist. Weitere Regeln:
• Keine zwei Shows der gleichen Macher
• nichts, das erst 2006 oder später an den Start ging, weil es seine Haltbarkeit noch nicht bewiesen hat
• einen Querschnitt durch alle Genres abbilden, weil Fernsehen nicht nur klug, sondern auch dumm sein sollte.
• „Wichtig: Ton, Originalität, Ideen, Charakter und Einfluss. Nicht so wichtig: Soziales Gewissen, moralische Werte, pädagogischer Inhalt. Ich hoffe inständig, dass niemand, der älter als fünf ist, fernsieht, um sich fortzubilden.“
Außerdem habe er jede Regel mindestens einmal gebrochen.

Und so finden sich auf der Liste zum Beispiel:

Akte X
American Idol
Bill Cosby Show
Buffy – Im Bann der Dämonen
Cheers
The Daily Show with Jon Stewart
Dallas
Friends
Das Geheimnis von Twin Peaks
General Hospital
Gilmore Girls
Late Night with David Letterman
Lost
Das Model und der Schnüffler
Monty Python’s Flying Circus
The Oprah Winfrey Show
The Price Is Right
Rauchende Colts
Raumschiff Enterprise
Roseanne
Eine schrecklich nette Familie
Seinfeld

Sesamstraße
Sex And The City
Die Simpsons
Six Feet Under
Die Sopranos
South Park
Spongebob Schwammkopf
24

Originell ist die Idee, den 100 besten Sendungen keine Reihenfolge zuzuteilen. Das erspart zumindest die endlose Diskussion über die Berechtigung des Erstplatzierten.

Ein Blick in die Liste lohnt sich schon deshalb, weil es zu vielen der Sendungen kleine Videos gibt.

Danke an Marco für den Link!
Marco schlug außerdem vor, unsere Leser nach ihren eigenen Bestenlisten zu fragen. Schöne Idee, also dann mal her damit:

Wir suchen die Ihrer Meinung nach jeweils fünf besten Fernsehsendungen aller Zeiten. Genre egal. Kriterien egal. Produktionsland egal (im Gegensatz zu dem amerikanischen Kollegen können wir durchaus gern auch deutsche Serien, Shows, Magaine oder Nachrichtensendungen aufnehmen). Reihenfolge egal.

Und nach dem Sensationserfolg der vergangenen Woche (hüstel…) ist das gleichzeitig unser neues Gewinnspiel!

Listen einfach unten hineinkommentieren. Und da es diesmal keine Wissensfrage ist, ist uns auch wurscht, wer von wem abschreiben kann.
Die Wahllokale schließen am Sonntag, 30. September, 18.00 Uhr. Unter allen Einsendern verlosen wir ein gedrucktes Fernsehlexikon.

Der Rechtsweg ausgeschlossen, und wer gewonnen hat, wird benachrichtigt und hier veröffentlicht.

Und los!

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Michael, 14. September 2007, 09:00.

Ryanweise Preise

Seit vielen Jahren wäre der Deutsche Fernsehpreis gut beraten, sich für die Verleihung am amerikanischen Emmy zu orientieren, der in der Regel von einem Komiker moderiert wird, damit aus der Nummernrevue von Laudatoren und Dankesrednern insgesamt eine unterhaltsame Veranstaltung wird, statt von irgendwem, der zufällig gerade beim jeweils ausstrahlenden Sender unter Vertrag steht, sagen wir Marco Schreyl.

Stattdessen gehen die Amerikaner in diesem Jahr den deutschen Weg: Gastgeber der Emmy-Verleihung in der Nacht zum Montag ist Ryan Seacrest, der beim ausstrahlenden Sender Fox American Idol moderiert, also exakt das, was Marco Schreyl bei RTL moderiert. Leider ist Ryan Seacrest auch exakt so lustig wie Marco Schreyl, was aber zumindest dafür sorgen könnte, dass die Emmys in diesem Jahr nicht überziehen. Ohne zehnminütigen humoristischen Eingansmonolog könnte der Show das Kunststück gelingen, kürzer zu sein als sonst, aber länger zu wirken.

Wer sich die Nacht nicht um die Ohren schlagen will, findet hier am Montagmorgen das ausführliche Protokoll der Nacht, und wer sie sich doch um die Ohren schlägt, ist herzlich eingeladen, ab 2.00 Uhr live mitzulesen.

Die Nominierten in der wichtigsten Kategorie „Beste Dramaserie“ sind:

Boston Legal
Grey’s Anatomy
Heroes
Dr. House
Die Sopranos

Emmy 2007, in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 2.00 Uhr auf ProSieben.

Liveblog hier.

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Michael, 14. September 2007, 00:38.

Tausend Jahre sind ein Talk

Vor genau 15 Jahren, am 14. September 1992, war es wie üblich RTL, das eine neue Ära im deutschen Fernsehen einläutete: Mit Hans Meiser begann die erste Talkshow, die auf unprominente Gäste setzte, täglich und schon am Nachmittag ausgestrahlt wurde und ganz simpel den Namen des Moderators trug. Das neue Genre Daily Talk war geboren. Man kann Hans Meiser die Richtung nicht vorwerfen, in die sich das Genre entwickelte, und man muss ihm zugute halten, dass er von allen am längsten einigermaßen Seriosität bewahrte. Man kann ihm vorwerfen, dass er schließlich seinen Nachahmern doch noch in die Schmuddelecke folgte, doch selbst zu dieser Zeit war Meiser als Moderator während seiner Sendungen in der Lage, Schlimmstes zu verhindern. Viele derer, die ihm folgten, waren damit überfordert. Ilona Christen war die erste Nachahmerin, die Zahl der weiteren ist nicht überschaubar. In Spitzenzeiten (oder wollen wir es Tiefpunkt nennen?) waren jeden Tag ein Dutzend Daily Talks auf Sendung. Die meisten sind längst wieder abgesetzt, übrig sind nur noch Die Oliver Geissen Show und Britt.

Glückwunsch zum Jubiläum, und Glückwunsch dazu, dass die Anzahl wieder auf ein normales Maß geschrumpft ist.

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Michael, 14. September 2007, 00:07.

Bauer sucht Frau auf dem Nil

Ein Landwirt aus Bayern fand keine Partnerin fürs Leben, wollte aber auch nicht an einer RTL-Show teilnehmen. Also charterte er auf eigene Kosten für 75.000 Euro ein ganzes Kreuzfahrtschiff und veranstaltete seine eigene Singlereise. 106 Teilnehmer fand er. Da sollte die Auswahl doch groß genug sein.

Der SWR hat über die ungewöhnliche Privatkreuzfahrt eine dreiteilige Dokusoap gedreht. Am Ende von Teil 1 sagt eine Teilnehmerin über einen Teilnehmer: „Er ist bestimmt nur darauf aus, hier mal schnell jemanden kennenzulernen.“ Toll, sie hat das Konzept einer Single-Kreuzfahrt verstanden!

Brautschau auf dem Nil, donnerstags um 22.30 Uhr im SWR Fernsehen.

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Michael, 13. September 2007, 21:49.

And The Oscar Goes To…

Jon Stewart!

Gewinnen wird er keinen, aber der großartige Jon Stewart wird im kommenden Jahr zum zweiten Mal die Oscar-Verleihung moderieren. Hauptberuflich ist er Gastgeber der Daily Show with Jon Stewart, die das deutsche Comedy Central im Internet zeigt. Er moderierte die Oscars bereits 2006.

In diesem Jahr moderierte Ellen DeGeneres, die zwar weit massenvertäglicher als Stewart ist und sowohl mit ihrer eigenen Show als auch mit ihrer Oscar-Moderation jeweils mehr Zuschauer erreichte als Stewart, aber auch deutlich langweiler war.

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Michael, 12. September 2007, 19:22.
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