Bruce! Allmächtiger…

Bruce Darnell, von dem ARD-Zuschauer noch nie gehört haben, ist der neue Stareinkauf der ARD. Der ehemalige Laufstegtrainer aus der Heidi-Klum-Show Germany’s Next Topmodel soll ab Januar 2008 Tipps zur Stärkung des Selbstvertrauens geben und sich dabei vermutlich weiterhin lustig bewegen.

Er fängt da an, wo die Not am größten ist: Im Vorabendprogramm. Nirgendwo spürt man soviel Unbeholfenheit und Selbstzweifel wie auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr, auf dem kreuz und quer alles gesendet wird, was nicht bei drei im Archiv ist: Heimatserien, jugendorientierte Comedys, Tierdokus, Telenovelas, Dokusoaps, Spielshows und Allzweckwiederholungen. Jetzt eben auch noch Coaching-Trash. Alles so lange, bis man denkt, man könne es ja auch mit etwas anderem probieren.

Vielleicht treibt Darnell dem Ersten den Wankelmut aus und lehrt es endlich, an sich selbst und seine Sendungen zu glauben und endlich mal ein Format längerfristig durchzusenden. Es muss ja nicht gerade das mit Darnell sein.

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Michael, 18. Oktober 2007, 18:39.

Schlanke, weiße New Yorker Mittdreißiger

„Jemand sollte sich wirklich mal hinsetzen und die Eigenschaften aller aktueller TV-(Haupt-)Charaktere statistisch erfassen und die häufigsten Merkmale auflisten“, schreibt Sascha… — und tut es gleich selbst. Sehr amüsant!

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Michael, 17. Oktober 2007, 15:27.

Eine Epidemie!

ZDF-Meteorologe Ben Wettervogel kommt schon zu den gleichen Diagnosen wie Dr. House!

Wettervogel mit Wetterwolf

Michael, 16. Oktober 2007, 07:35.

Super, natürlich!

Die Wand muss inzwischen ziemlich verbeult sein. Sie wissen schon, diese Wand, an die ProSieben jedes Jahr ein halbes Dutzend Mysteryserien wirft, in der Hoffnung, dass eines Tages eine kleben bleibt. Die letzte, die kleben blieb, war vor dreizehn Jahren Akte X. Die letzte, die runterfiel, war vor zwei Monaten Jericho. Ironischerweise begegnen uns beide in der ersten Folge der neuen Mysteryserie Supernatural, die ProSieben heute an die Wand wirft.

Sam und Dean sind zwei Brüder auf Dämonenjagd, und schon in dieser Hinsicht ist Supernatural eine Art Collegeversion von Akte X. Ihr erster Fall führt sie ausgerechnet in die Kleinstadt Jericho, wo sie sich zunächst als FBI-Agenten ausgeben, und Dean nickt zwei Polizisten mit den Worten zu: „Agent Mulder, Agent Scully.“

Jared Padalecki spielt Sam, und Jensen Ackles spielt Dean, was etwas verwirrend ist, denn in Gilmore Girls hatte Jared Padalecki den Dean gespielt. Jensen Ackles war ein Jahr lang als Jason in Smallville zugegen, wo er bereits Erfahrungen mit Merkwürdigkeiten sammeln konnte. Solche gibt es hier auch, und die meisten führen zu irgendjemandes Tod. Die Serie ist stellenweise recht brutal und bedient Freunde des Horrorgenres ebenso wie Freunde des hölzernen Schauspiels. Zu viele Gedanken daran würde ich allerdings nicht verschwenden, denn ProSieben wäre nicht ProSieben, wenn sie tatsächlich alle angekündigten 22 Folgen der ersten Staffel zeigten. Die Wand wird nämlich allmählich auch morsch.

Supernatural, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 15. Oktober 2007, 07:39.

Lang lebe der König!

Nach neun Jahren und 207 Folgen ging im Mai in den USA der Sitcom-Klassiker King of Queens zu Ende, heute ist das zweiteilige Finale in Deutschland zu sehen. Das ist schon deshalb schade, weil wir danach nicht mehr so oft diesen tollen Song „When Did Your Heart Go Missing“ von Rooney in den Trailern hören werden.

Wie so oft zum Ende einer langlebigen Serie fahren die Autoren die ganz großen Fragen auf: Scheidung? Hochzeit? Baby? Auszug? Dabei gelingt es ihnen, den Mittelweg zwischen einem sentimentalen Abschied und dem Erhalt des gewohnten Tonfalls zu finden. Es ist der Serie angemessen, dass sie nicht mit Tränen der Rührung, sondern mit einem fetten Lacher endet, und ebenso, dass der endgültig letzte Satz der Serie Arthur gehört.

Eine ausführlichere Betrachtung zum Ende der Serie gibt’s hier.

King of Queens: „Das China-Syndrom“, heute um 21.15 Uhr bei Kabel 1.
Vorher um 20.15 Uhr der große Countdown zum Finale: Forever King of Queens.

Michael, 15. Oktober 2007, 07:05.

Verdammt langatmig, das Ansehen

Respekt! Beim ersten Lesen der Inhaltsbeschreibung („Fünf Menschen, die früher mal befreundet waren, sehen sich nach langer Zeit wieder“) wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es sich bei dem neuen Sat.1-Vorabendfüller Verdammt lange her — Das Wiedersehen um einen Abklatsch des Fernsehpreisgewinners Das perfekte Dinner handeln könnte. Bei Ansicht der neuen Dokusoap wird es allerdings schon in den ersten fünf Minuten klar.

Die Unterschiede: Hier wird nicht gekocht, und die Teilnehmer haben sich vorher schon mal gesehen. Das ist aber etliche Jahre her, dann brach der Kontakt ab, und seitdem kann viel passiert sein. Die Erforschung dessen erstreckt sich bei jeder Fünfergruppe über fünf Vorabende — und hier sind wir bei den Parallelen angekommen. Jede Woche lernen wir fünf neue Leute kennen, die uns dann ein paar Tage begleiten, deren Treffen dokumentiert werden und die zwischendurch einzeln ihren Senf in die Kamera sprechen. Jeden Tag ist ein anderer der Gastgeber, über den man sich auslassen kann, eine Off-Stimme kommentiert, und am Ende bewerten die Teilnehmer nicht umständlich die Gastgeberqualitäten, sondern direkt die Menschen. Wenn dann alle wollen, dass in Zukunft der Kontakt bestehen bleibt, bekommt die Gruppe einen gemeinsamen Urlaub spendiert, schert nur einer aus, bleiben alle zu Hause.

Hier eröffnet sich bereits die Möglichkeit, im doppelten Erfolgsfall (= Einigkeit der Gruppe + Popularität der Sendung) einen Serienableger zu spinnen und gleich noch eine weitere Vox-Show zum Vorbild zu nehmen: Der perfekte Urlaub.

Einen Deutschen Fernsehpreis wird der Wiedersehenswettbewerb jedenfalls nicht gewinnen. Zumindest nicht in der Kategorie „Beste Kochshow“.

Wiedersehen.

Verdammt lange her — Das Wiedersehen, werktags um 19.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 15. Oktober 2007, 06:10.

Promis gehen stempeln

Das große Promi-Pilgern hat begonnen. Der spannendste Wettstreit könnte der zwischen der Off-Sprecherin und Katy Karrenbauer um die tiefste Stimme werden. Claude-Oliver Rudolph und Oli Petszokat können da jedenfalls nicht mithalten. Rudolph scheint ähnliche Vorstellungen vom Konzept der Reihe zu haben wie ich und schreibt zu Beginn der Strecke in der ersten von vielen Pilgerstation, in denen die Teilnehmer sich Stempel abholen müssen, in ein Gästebuch: „Quatsch mit Soße.“

Das große Promi-Pilgern war mit viel Vorschusshohn bedacht worden. Dass ProSieben es für angemessen hielt, ein paar der üblichen Fernsehprominenten für vier Stunden Abendprogramm auf einem Pilgerweg in Szene zu setzen, der für die meisten Menschen Einkehr, Selbstfindung, Besinnung oder eine Glaubenserfahrung bedeuten, legte den Rat nahe, die Verzapfer dieser Idee mögen den Weg doch mal selbst gehen, um zur Besinnung zu kommen. Ich möchte nicht verheimlichen, dass ich mich entsprechend darauf gefreut hatte, die Sendung hier gehörig zu verspotten. Dann wurde ich überrascht.

Gut, wenn schon die Erwartung in der untersten Schublade liegt, sind die Möglichkeiten gering, sie noch zu unterbieten. Letztlich aber war das, was ProSieben da heute Abend zeigte, sogar eine einigermaßen interessante Dokumentation über fünf unterschiedliche Leute, die eine körperliche Herausforderung annehmen, und darüber, aus welchen verschiedenen Beweggründen sie das tun und wie sie sie bewältigen. Dass die fünf zufällig prominent sind – geschenkt.

Natürlich gab es Momente, die auf dem erwarteten Niveau stattfanden. Warum hält ProSieben ausgerechnet diese Sendung für den richtigen Platz, um zwischendurch alte Nacktaufnahmen der Teilnehmerin Charlotte Engelhardt zu zeigen? Dafür gibt’s doch die „Magazine“. Und war es Absicht oder Unvermögen, dass die Off-Stimme just in dem Moment, als Oliver Petszokat und Charlotte Engelhardt zu sehen sind, den Satz sagt: „Die beiden Damen lassen es gemächlich angehen“?

Auch ein bisschen mehr Weg und ein bisschen weniger Promi-Statements wäre sicher eine gehaltvollere Mischung gewesen, doch insgesamt war dieser erste von vier Teilen angenehm zurückhaltend und sogar ein bisschen informativ.

Zumindest bis kurz vor Schluss, als die Off-Stimme in der Vorschau für die nächste Woche reißerisch eine Feindschaft zwischen den Teilnehmern Ingo Naujoks und Claude-Oliver Rudolph inszenierte und suggerierte, Charlotte Engelhardt und den verheirateten Oliver Petszokat verbinde womöglich mehr als eine Freundschaft. Vielleicht will ProSieben ab nächster Woche doch noch die Erwartungen erfüllen.

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Michael, 14. Oktober 2007, 23:01.

Hausmitteilung: Mehr Senf

Für Menschen, die ihr Leben lang darauf gewartet haben, endlich mal ein Mikrofon unter die Nase gehalten zu bekommen oder sonstwie befragt zu werden, um dann auch mal „Kein Kommentar“ sagen zu dürfen, brechen jetzt noch schwerere Zeiten an. Ab sofort sind auch alle Texte in der Kategorie Sendungen, die zum großen Teil aus Texten aus dem Buch besteht, für Kommentare geöffnet. Wer Senf zu seinen Lieblingssendungen abgeben möchte, biddeschön! Viel Freude beim Erinnern, Schwelgen und Spotten. 

Michael, 14. Oktober 2007, 22:20.

Randerscheinung

Es kommt selten vor, dass das deutsche Fernsehen publikumsfreundlicher agiert als das amerikanische. In den USA beginnen Werbeblöcke an den vorgesehenen Stellen dezent am Ende eines Akts, und nicht explosionsartig mitten im Dialog, die Senderlogos werden in den unteren statt in den oberen Ecken eingeblendet, damit sie nicht dauernd Köpfe verdecken, und die vielschichtige Erzählweise und die vielen popkulturellen Anspielungen in vielen Serien fordern die Zuschauer, statt sie für dumm zu verkaufen.

Doch es gibt einen Punkt, da könnten die Amerikaner in Sachen Zuschauerservice ausgerechnet von den Deutschen lernen.

„Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um ca. 20 Minuten“. Eine der bekanntesten Einblendungen im deutschen Fernsehen.  Oder, wenn die Verspätung schon genau berechnet werden kann, weil die überzogene Sendung schon länger zurückliegt, sogar noch konkreter: „Tagesthemen um 22.27 Uhr“. In den USA undenkbar.

Beim Marktführer CBS verschieben sich fast jeden Sonntag sämtliche Sendungen des Abendprogramms, weil die Sportübertragung am späten Nachmittag kein verlässliches Ende hat. Eine Leserin des amerikanischen „TV Guide“ schreibt diese Woche an den Fernsehkritiker Matt Roush und schlägt vor, man könne doch zur vollen Stunde, wenn die neue Sendung eigentlich beginnen sollte, kurz einblenden, wann sie stattdessen beginnt: „Die Sender quetschen schon so viel Werbemüll an den Bildschirmrand, mal eine nützliche Information dazwischen wäre erfrischend. (…) Nennen Sie mich zynisch, aber etwas derart Vernünftiges ist vermutlich zu viel verlangt, oder?“

Matt Roush antwortet, es sei vermutlich tatsächlich zu viel verlangt, weil die Sender kein Interesse daran haben, das Zsuchauen zu vereinfachen, damit man bis zum nächsten Sendebeginn noch bequem die Konkurrenz schauen kann.

Schönes Deutschland.

Michael, 13. Oktober 2007, 09:52.

Maximal mittelgeile Zeit

Dem Problem, dass der Altersdurchschnitt seiner Zuschauer rasant auf das obere Ende der werberelevanten Zielgruppe zusteuert, begegnet RTL mit pubertärem Humor. Als habe eine repräsentative Studie ergeben, dass gerade junge Zuschauer möglichst uninspiriert unterhalten werden wollen, packt RTL noch eine Sketchcomedy und noch eine Versteckte-Kamera-Show aus, die so tun, als würden sie sich vom bisherigen Marktangebot unterscheiden.

In Geile Zeit geht es um alle Licht- und Schattenseiten des Teenager-Lebens, und zwischen den gewöhnlichen Sketchen gibt es immer wieder kurze Szenen, in denen ähnlich einem Musical der gesprochene Text durch bekannte Lieder ersetzt wird, zu denen die Darsteller die Lippen bewegen und durch die sich eine Art Dialog ergibt. Das ist originell und manchmal sogar ganz witzig, wenn die Englisch-Kenntnisse zum Textverständnis ausreichen. Insgesamt ist die Reihe nicht der Rede wert, doch sie mag ein gutes Sprungbrett für die durchaus talentierten jungen Darsteller sein, 20 bis 26 Jahre alt, und insofern sei RTL zumindest für seine Nachwuchsarbeit gepriesen. (Was soll RTL auch anderes tun, wenn die alten Haudegen alle bei ProSieben arbeiten?)

Im anschließenden viermilliardsten Versteckte-Kamera-Aufguss Böse Mädchen legen ausschließlich Frauen ausschließlich Männer rein, und das allein rechtfertigt offenbar schon einen eigenen Sendeplatz. Vielleicht ist die Ausstrahlung an sich aber sogar ein eigener Streich für die Sendung: Könnte ja sein, dass in unseren Wohnzimmern Kameras hängen, die filmen, wie lange wir das uns Zugemutete geduldig ertragen. Ist das nicht die Grundidee der meisten Streiche?

Geile Zeit, freitags um 22.15 Uhr bei RTL,
Böse Mädchen, freitags um 22.45 Uhr bei RTL.

Michael, 12. Oktober 2007, 07:21.
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