Listen To The Music

Listen. Wir lieben sie. Hier ist eine mit Serien, die normalerweise mit gesprochenem Wort arbeiten, aber zwischendurch eine Musical-Episode einlegten, in der große Teile der Handlung durch Gesang und Tanz ausgedrückt wurden. Hinter dem Episodentitel und dem Erstausstrahlungsjahr steht die Entschuldigung, die herhalten musste.
(Die ersten vier wurden nicht in Deutschland ausgestrahlt.)
   

  1. I Love Lucy: „Lucy Goes To Scotland“ (1956). Traum.
  2. The Honeymooners: „Away We Go“ (1957). Europareise. Fröhliche Sache. Die Episode gilt als verschollen und wurde seit ihrer Erstausstrahlung nicht mehr gezeigt, weshalb die genaue Handlung nicht nachvollziehbar ist.
  3. The Dick van Dyke Show: „The Alan Brady Show Presents“ (1963). Die Hauptfigur ist Fernsehproduzent und stellt eine Weihnachtsshow auf die Beine, in der alle singen müssen.
  4. Gilligans Insel: „Don’t Bug The Mosquitoes“ (1965). Die Inselbewohner gründen verschiedene Bands. Es folgte noch eine weitere Musical-Episode.
  5. Happy Days: „Valentinstag“ (1978): Spezielle Märchenfolge mit einer Tagträumerfantasie von Joanie, in der alle Figuren in anderen Charakteren auftreten und Standards singen.
  6. Maxe Baumann: „Maxe Baumann aus Berlin“ (1987). Special zum 750. Geburtstag von Berlin.
  7. Die Simpsons: „Das magische Kindermädchen“ (1997). Das englische Kindermädchen Shary Bobbins (eine Parodie auf Mary Poppins) fällt in Springfield ein und singt. Es folgten weitere Musical-Episoden.
  8. Chicago Hope: „Am Rande des Wahnsinns“ (1997).  Dr. Aaron Shutt bricht mit einem Aneurysma zusammen und sieht sein Leben als Musical an sich vorbeiziehen.
  9. South Park: „Hankey, der Weihnachtskot“ (1997). Ein singender Scheißhaufen springt aus der Toilette und eint die Menschen. Muss man wirklich noch mehr erklären?
  10. Xena: „Die bittersüße Symphonie“ (1998). Sturz in eine Traumwelt nach einem Kampf zwischen Xena und ihrer Freundin Gabrielle, zu dem Kriegsgott Ares sie verleitet hatte. Es folgte später eine weitere Musical-Episode.
  11. Ally McBeal: „Not nach Noten“ (2000). Staffelfinale. Anstrengendes Abendessen mit den Eltern. Keine echte Entschuldigung. Die Lieder halten die Handlung auch eher auf, als sie voranzutreiben. Es folgte später eine weitere Musical-Episode.
  12. Buffy — Im Bann der Dämonen: „Noch einmal mit Gefühl“ (2001). Ein Dämon hat Sunnydale mit einem Bann belegt, der die Bewohner dazu zwingt, sich singend auszudrücken.
  13. Die wilden Siebziger: „Das wilde Siebziger!-Musical“ (2002). Fes stellt sich vor, alle würden singen, während tatsächlich für ein Schulmusical geprobt wird. Außerdem war es die 100. Folge.
  14. Eine himmlische Familie: „Rote Socken“ (2005). Familie Camden feiert Valentinstag und singt Klassiker. Da es sich um Familie Camden handelt, wundert sich darüber niemand.
  15. Scrubs – Die Anfänger: „Mein Musical“ (2006). Eine Patientin leidet an einem Hirntrauma, infolge dessen sie sich einbildet, alle um sie herum würden singen, tanzen und sich in Reimen ausdrücken.

(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Ergänzungen willkommen.) 

Und warum steht diese Liste hier?

Deshalb: Die Musical-Episode aus Scrubs, der zweitbeliebtesten Serie der Fernsehlexikon.de-Leser, kommt heute zum ersten Mal im deutschen Fernsehen.
Um 15.05 Uhr auf ProSieben.

Michael, 27. Oktober 2007, 00:08.

Gilmore Girls ab heute freitags

Die Gilmore Girls kommen jetzt freitags. Heute um 21.05 Uhr beginnt die letzte Staffel.

Gilmore Girls, freitags um 21.05 Uhr bei Vox.

Michael, 26. Oktober 2007, 14:49.

Schmidts Katzentisch

Unter normalen Umständen hätten nur seine Zuschauer bemerkt, dass Harald Schmidt schon seit langem keine Lust mehr hat. Da Herr Schmidt sich seine Lustlosigkeit aber nicht nur anmerken ließ, sondern in den etwa sechzig Interviews, die er jede Woche gibt, ausdrücklich darauf hinwies, hatten es inzwischen auch alle anderen erfahren. Das sorgte zwar für eine hohe Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt für Vorfreude auf seine Rückkehr aus der Sommerpause.

Doch dafür gibt es jetzt Oliver Pocher, der in seiner Arbeitshaltung das genaue Gegenteil ist. Wer so sehr unentwegt über seine eigenen Witze lacht, muss einfach Spaß an seiner Arbeit haben. Und das ist doch schon was.

Ich mag Oliver Pocher. Ich finde ihn sympathisch. Das schrieb ich schon an anderer Stelle und musste mich dafür beschimpfen lassen. Ich mag auch Harald Schmidt. Er ist ein Genie des deutschen Fernsehens, nur leider inzwischen in Altersteilzeit.

Die spannende Frage war: Können Schmidt & Pocher in einer gemeinsamen Sendung nebeneinander bestehen? Harald Schmidt hatte schon immer Sidekicks, aber nie wurde vorgegeben, Herbert Feuerstein, Helmut Zerlett oder Manuel Andrack seien gleichberechtigte Partner. Deshalb ist es wichtig, dass das erneuerte Format ausreichend geprobt wird, bevor es auf Sendung geht.

Bei der ersten Stellprobe am Donnerstagabend um 22.53 Uhr lief noch einiges unrund. So wirkte Pocher zum Beispiel gar nicht wie ein gleichberechtigter Partner, sondern wie jemand, der sich in eine bereits bestehende Sendung einfach dazusetzt und am Bildschirmrand darum kämpfen muss, das Wort erteilt zu bekommen. Die Gags saßen noch nicht, die Absprachen funktionierten nicht und der Ablauf wirkte extrem zufällig, aber das macht nichts, dafür probt man ja. Statt des eigentlich geplanten Textes unterhielten sich der Protagonist und der Andere eine Dreiviertelstunde lang darüber, welche Sendungen sie bei RTL gesehen haben und welche Filme Sat.1 nächste Woche zeigt. Das würde die ARD in der tatsächlichen Ausstrahlung natürlich niemals zulassen. Es war nett von Günther Jauch, sich als Probengast zur Verfügung zu stellen, und es war nett von Schmidt und Pocher, nicht mehr als fünf Minuten seiner Zeit zu beanspruchen oder ihn in ein Gespräch zu verwickeln, solange es noch nicht um die eigentliche Sendung geht. Die Generalprobe wird bestimmt schon besser, und wenn die Sendung eines Tages an den Start geht, wird sie vielleicht sogar ganz nett.

Michael, 26. Oktober 2007, 00:13.

Hart aber herzlich und fair.

Nach fast sieben Jahren müssen sich Zuschauer und Moderator von Hart aber fair an einen Sendeplatz gewöhnen. Falls Sie unter den vielen Polittalkshows den Überblick verloren haben: Hart aber fair ist die mit Informationsgehalt. Sie wurde 2003 mit dem Deutschen Fernsehpreis als beste Informationssendung und danach noch mit etlichen weiteren Preisen ausgezeichnet. Ab heute läuft sie mittwochs erst um 21.45 Uhr, ist eine Viertelstunde kürzer, kommt dafür aber nicht mehr im WDR, sondern im Ersten.

Im SWR3-Interview habe ich Moderator Frank Plasberg heute Mittag gefragt, ob er froh ist, dass es endlich losgeht, damit er sich wieder mehr auf seine Sendung konzentrieren kann und nicht mehr so viele Interviews geben muss.

Frank Plasberg: Das macht auch Spaß. Ich bin ja gelernter Zeitungsjournalist und Radiomoderator. Mal auf der anderen Seite zu sitzen, ist toll, aber ich merke doch, dass ich lieber Fragen stelle als sie zu beantworten.

Es gab mehrere Sendungen, die etliche Jahre erfolgreich im WDR liefen und dann im Ersten scheiterten oder nur noch kurze Zeit überlebten. Was qualifiziert Ihre Sendung fürs Erste Programm?

Ich würde sagen das, was die Zuschauer an ihr toll finden. Wir haben das gar nicht so gemerkt, als wir angefangen haben mit Hart aber fair. Das klingt zwar blöd, aber damals haben uns Zuschauer darauf aufmerksam gemacht: „Ihr seid anders“. Gäste haben auch gesagt: „Och, bei euch geht’s aber sportlicher zu“. So ein Gast wie Peer Steinbrück, den wir heute Abend haben, den habe ich schon mal in einer anderen Sendung gesehen, da hat er zum Moderator gesagt: „Entschuldigung, ich langweile mich. Darf ich einen Gin Tonic haben?“ Wenn er das heute Abend macht, glaube ich, höre ich gleich wieder auf. Unser Selbstbewusstsein speist sich daraus, dass wir aus dem WDR-Fernsehen heraus die Sendung zu einer bundesweiten Beachtung gebracht haben. Über zwei Millionen Zuschauer, und zu der Quote noch die Preise, das war schon toll.
Dieser Sendeplatz ist ja ein Kompromiss. Ich wollte ja auf den Sonntag, ich wollte es mal bequem haben, ich wollte mal acht Millionen Tatort-Zuschauer vor mir haben, keine Fußballkonkurrenz. Dann gab es so ein Gerangel in der ARD, und jetzt ist Anne Will da, was ja gut ist, ich gucke da ja selbst gern hin. Und dann hieß aber: „Der Plasberg, der muss auch…“, und dann kam der Platz am Mittwoch um 21.45 Uhr, und solche Geschenke kann man ja nicht ablehnen.

Ich glaube, am Sonntagabend haben es die Politiker einfach auch gerne gemütlicher. Da können die Sie nicht gebrauchen.

Sagen Sie.

Ihr Deutschlehrer in Wermelskirchen hat früher ins Klassenbuch geschrieben, Sie seien unaufmerksam. Wann haben Sie denn gelernt, Ihren Gästen zuzuhören?

Da haben Sie aber toll recherchiert. Mein Deutschlehrer? Na, der hat’s nötig.

Ja, Herr Müller.

Oh ja, das war der Grundschullehrer. Ja ja. Der hat mir aber auch prognostiziert, ich würde in den Bundestag kommen. Als Politiker. Ich finde, da habe ich Glück gehabt. Das wäre mir zu anstrengend.

Das könnten Sie sich gar nicht vorstellen?

Nein. Ich könnte auch nicht damit leben, dass ich so ein Dauerrisiko, genannt Wahl, über mir habe. Ich habe vielleicht als Politiker alles richtig gemacht in meinem Fachgebiet, und dann passiert irgendetwas, das eine Wahl beeinflusst, eine Oderflut oder ein Irakkrieg, ein Stimmungsumschwung in der Bevölkerung, und schwupp, bleibe ich in der Opposition oder gerate dahin. Was auch nicht schlimm ist, Oppositionsarbeit kann ja toll sein, aber nein, die Ochsentour wäre mir viel zu anstrengend. Ich habe großen Respekt vor allem, was ich nicht machen würde, und deshalb habe ich auch großen Respekt vor meinen Gästen, vor den Politikern.

Die Frage haben Sie aber nicht beantwortet. Wann und wie haben Sie gelernt zuzuhören?

Das merken Sie doch.

Noch gar nicht, ich verstehe.

(Er lacht herzlich.)

Sie haben angekündigt, in fünf Jahren mit Hart aber fair aufhören zu wollen. Ist denn Ihr einziges Ziel, dass die Sendung länger anhält als Ihr Studium? Das waren 17 Semester.

Sagen Sie mal, das sind aber freche Fragen an einen ehemaligen Kollegen.

Ich dachte, ich passe mich an.

Na gut. Ich bin zu einem Altersstudiengang verabredet. Ich hab ja Zwischenprüfung. Nach drei Semestern hatte ich Zwischenprüfung, dann ist es ein bisschen ausgeläppert, weil ich nämlich immer in dem Studio gehockt habe, wo Sie jetzt sitzen, anstatt in der Uni zuzuhören und theoretisch über Medien nachzudenken. Kann man ja nachholen. Und deshalb höre ich dann in fünf Jahren auf, damit ich mich dann dem Abschluss widmen kann. Wenn nicht, erinnere ich mich daran, wie Howard Carpendale es gemacht hat. Ich gestehe, ich liebe Sentiment. Ich war bei seinem Abschiedskonzert 2003 in der Kölnarena. Es war wirklich berührend, als er gesagt hat: „Isch sage tschüs, isch komme nie wieder.“ Und was sehen wir gerade? Die neue Tournee. Howie ist ein großes Vorbild.

Sie wollen zu Erwin Teufel in den Hörsaal?

Der hat bis dahin den Abschluss, hoffe ich.

Hart aber fair, mittwochs um 21.45 Uhr im Ersten.

Michael, 24. Oktober 2007, 15:04.

Ellenlang im Archiv

Ellen DeGeneres ist in den USA schon lange ein Star. Das wurde sie bereits in den 90er-Jahren durch ihre Sitcom Ellen, durch Stand-up-Comedy auf der Bühne und durch Bücher, die im Laden unter „Humor“ einsortiert sind. Seit dem Beginn ihrer täglichen Talkshow vor vier Jahren ist sie ein noch viel größerer Star geworden. Wenige hatten damit gerechnet, dass ihre Show unter dem enormen Angebot hervorstechen könnte. Doch mit vielen Elementen einer klassischen Late-Night-Show, ihrer sympathischen Art, ihrem charakteristischen, verworrenen Humor, Tanzeinlagen, Kuriositäten, absurden Ideen, die zum Teil an David Letterman erinnern, und hochkarätigen Gästen wurde „The Ellen DeGeneres Show“ eine der meistgesehenen Sendungen im Tagesprogramm und gewann mehrere Emmys für die beste Talkshow und für die beste Moderation. Zweimal moderierte Ellen die Emmys und Anfang des Jahres die Oscars. Als sie vergangene Woche in ihrer Sendung in Tränen ausbrach, weil der Tochter einer befreundeten Familie ein von Ellen adoptierter Hund weggenommen wurde, war das ein Thema für die Nachrichtensendungen.

Warum erzähle ich das alles? Weil heute eine Serie startet, die mit der geschilderten Erfolgsshow überhaupt nichts zu tun hat! Genau. Außer der Protagonistin.

Ellen
Die Sitcom The Ellen Show war der einzige nennenswerte Flop in ihrer Karriere, ist aber keine schlechte Serie. Das war 2001. Die Geschichte der ehemals erfolgreichen Großstadt-Geschäftsfrau Ellen, die in ihr verschlafenes Heimatstädtchen zurückkehrt, hat Charme und einige nette Gags. Ellen DeGeneres erklärte einst, die Idee sei ihr gekommen, als sie Ed gesehen habe, eine grandiose, skurrile, romantische, witzige, originelle, idyllische Serie, die Sat.1 samstags morgens um 5.00 Uhr zeigt, damit es bloß niemand merkt. The Ellen Show reicht zwar weder an Ed, noch an Ellen heran, aber beides sind hohe Messlatten. Unabhängig davon ist die Serie sehenswert. Sie ist inzwischen sechs Jahre alt und wird nun eingeschult endlich auch in Deutschland zum ersten Mal gezeigt.

The Ellen Show, dienstags bis freitags gegen 0.15 Uhr in Sat.1.

Michael, 23. Oktober 2007, 07:17.

Geisterjagd zu entsprechender Stunde

Menschen und Dämonen aufgemerkt: Nur fünf Jahre nach der US-Ausstrahlung kommen die fehlenden Folgen von Angel — Jäger der Finsternis endlich nach Deutschland! Hauptdarsteller David Boreanaz, heute eher als Ermittlungspartner der Knochenjägerin Bones bekannt, spielte damals den menschenfreundlichen Vampir Angel, einen engen Vertrauten der Vampirjägerin Buffy, der die bösesten Dämonen zur Strecke brachte, aber gegen ProSieben machtlos war. Etwa in der Mitte der Serie ließ der Sender ihn fallen, zeigte viel später halbherzig noch ein paar Folgen mitten in der Nacht und dann keine mehr. Das ist zweieinhalb Jahre her. Bereits vor dreieinhalb Jahren wurde die Serie in den USA eingestellt.

Ab heute zeigt Kabel 1 die beiden noch fehlenden Staffeln der nicht immer ernst gemeinten Geisterjagd montags gegen 0.15 Uhr in deutscher Erstausstrahlung.

Michael, 22. Oktober 2007, 13:17.

AllesSender im Einsatz

„Es gibt ja kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht“, sagt die neue Allestesterin von Sat.1, dem Sender, der alles sendet. Der Titel AllesTester im Einsatz lässt vermuten, dass hier niemand Wert auf eine sinnvolle redaktionelle Auswahl legt, sondern blindlings alles getestet wird, was man unter die Finger bekommt. Tests gehen ja immer. So ähnlich wie Kinder und Tiere.

Heute also: Schnäppchen. Der Eröffnungssatz ist schon ein Hammer. Es stimmt natürlich, es gibt wohl wirklich kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht. Es gibt auch kaum jemanden, der nicht gern Sachen isst, die gut schmecken. Und freuen tut sich ja eigentlich jeder gern.

Nach aufschlussreichen 25 Minuten haben wir sinngemäß gelernt: Wenn man das Schnäppchen nicht da kauft, wo es am billigsten ist, hätte man woanders ein besseres Schnäppchen machen können, aber das Billigste ist auch nicht zwingend das Beste. Doch, echt.

Und nächste Woche lernen wir dann wahrscheinlich, dass Kartoffeln schneller gar werden, wenn man sie kocht, Mülleimer nicht so schnell überlaufen, wenn man sie von Zeit zu Zeit ausleert und man Tomaten dadurch von Mähdreschern unterscheiden kann, dass sie rot sind.

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Michael, 21. Oktober 2007, 19:28.

Ein Kessel Talente

Es ist ja schon ziemlich gehässig, eine Sendung Das Supertalent zu nennen und sie dann von Marco Schreyl moderieren zu lassen. Doch der Ansatz, dass Schreyl den größten Teil der Sendung hinter der Bühne verbringt, ist schon mal nicht schlecht. Jetzt müsste man nur noch die Kameras von dort entfernen.

Die Regeln von Das Supertalent wären bestimmt schnell erklärt, wenn man sie verstünde. Da stehen Leute jeglichen Alters, die irgendwas zu können glauben, und führen es vor. Ein Bauchredner, alte Turnerinnen, jodelnde Hunde, ein Ariensänger und jede Menge singende, tanzende und turnende Kinder, und die sind ja alle soooo süüüüß. Niemand hielt einen Diavortrag, niemand zeigte seine Bierdeckelsammlung, niemand rülpste das Alphabet. Die Jury kann wie früher in der Gong-Show die Auftritte vorzeitig beenden, die Teilnehmer nach vollständig erfolgtem Auftritt noch verabschieden oder sie per Mehrheitsentscheid in die nächste Runde durchwinken. Das wäre dann wohl das Finale, in dem dann die Fernsehzuschauer telefonisch über das „Supertalent“ abstimmen. Das hat Marco Schreyl vielleicht auch so erklärt, aber das konnte man nicht hören, weil das Saalpublikum angewiesen war, parallel dazu möglichst laut zu klatschen und zu toben. Es kommen auffallend viele Kinder durch, denn Kinder sind ja soooo süüüüß (Quelle: fernsehlexikon.de). Schon jetzt hat die Sendung zwei wichtige Fernsehregeln missachtet: Kinder sollten im Fernsehen nur singen, wenn direkt neben ihnen Michael Schanze schwitzt, und Regeln sollten nur so schwer begreiflich sein, dass Frank Elstner sie in weniger als 90 Minuten erklären könnte.

Doch es gibt auch Positives: (Disclaimer: Habe eben mit Stefan telefoniert. Er teilt mit: Es gab nichts Positives.) Viele der Untalentierten werden mit fünfsekündigen Ausschnitten abgespeist, was den Fremdschämfaktor auf ein Minimum reduziert und den Eindruck erweckt, dass es hier vielleicht wirklich darum geht, Talenten ein Forum zu bieten, und weniger darum, wie bei Deutschland sucht den Superstar erst mal zwei Monate lang Unfähige zu verhöhnen, deren einziger Fehler es war, sich bei dieser Sendung zu bewerben. Leider sind es insgesamt so viele Ausschnitte, die gezeigt werden, dass man rasch den Überblick verliert, ob sie nun eine Vorschau auf nach der Werbung sind, eine Vorschau auf nächste Woche, ein Rückblick auf vor einer Viertelstunde oder ein Zusammenschnitt von Kram, der ausführlicher gar nicht gezeigt wird. Unter diesen Schnipseln sind auch ein paar Auftritte, von denen man gern mehr gesehen hätte. Was hat es zum Beispiel mit der dicken Frau in Tarnfarbe auf sich, die mit der Pumpgun in der Hand „Ein bisschen Frieden“ sang? Oder mit der Rabenmutter, die ihr Kleinkind auf einem Bein auf ihrer Hand balancieren ließ?

Irgendwas muss schiefgelaufen sein bei dieser groß angekündigten Show, für die sich angeblich 5000 Menschen beworben hatten, und die dann überraschend doch nur drei vergleichsweise kleine Sendeplätze im RTL-Programm erhielt. Die vielen kurzen Ausschnitte werfen die Frage auf, ob wirklich nicht wenigstens noch ein paar mehr Talente dabei waren, die man hätte ausführlicher zeigen können.

Doch zurück zum Positiven: Es ist gut, dass Dieter Bohlen in der Jury sitzt, denn sonst hätte jemand anderes die Rolle spielen müssen, und niemand spielt die Dieter-Bohlen-Rolle so gut wie Dieter Bohlen. Manchmal wird er sogar zum Sympathieträger. Denn hier werden keine Träume zerstört. Hier nehmen Menschen teil, die sich selbst nicht so ernst nehmen. Und auch die Jury sieht die Regeln eher locker. So passierte es, dass ein singender Pizzabäcker schon von allen dreien weggegongt wurde und dann doch noch eine zweite Chance bekam.

Als Nummernrevue hat Das Supertalent durchaus Unterhaltungswert, aber insgesamt keine Bewandtnis.

Dass zwischendurch „Superstar“ Mark Medlock seine neue Single vorstellt, ist nachvollziehbar — RTL will ja CDs verkaufen –, aber komplett überflüssig. Showblöcke sollen einer Unterhaltungssendung eigentlich eine gewisse Abwechslung geben. Bei einer Show, die aus nichts als Showblöcken besteht, ist das natürlich etwas albern. Und obwohl Mark Medlock deutlicher besser singt als spricht, wünscht man sich umgehend, die Jury möge doch endlich ihr X abfeuern.

Und dann war die Sendung plötzlich zu Ende. Keine richtige Verabschiedung, keine Dramaturgie, die darauf hätte schließen lassen. Es wirkte, als endete die Show mittendrin, als habe man die eigentlich deutlich längere Sendung einfach an einer beliebigen Stelle durchgeschnitten, um den Rest in der nächsten

Michael, 21. Oktober 2007, 00:07.

Wie BILD ohne Unfug

Weil der Schöpfer der „Stars Wars“-Filme persönlich eine „Star Wars“-Fernsehserie, aber ohne irgendwelche Skywalkers, drehen will, erklärte „Bild“ George Lucas gestern zum Verlierer des Tages, denn

BILD meint: ‚Star Wars‘ ohne Skywalker ist wie ‚Raumschiff Enterprise‘ ohne Spock!

Dann müsste die „Star Wars“-Serie ja 624 Folgen lang recht erfolgreich funktionieren.

Michael, 20. Oktober 2007, 09:27.

Das Alten-Team

Schlimm, wenn sich das Publikum einfach verweigert. RTL, Sat.1, ProSieben, RTL2… ach was: Alle Fernsehsender mussten in den vergangenen Tagen und Wochen erleben, wie Formate scheiterten, auf denen große Hoffnungen ruhten: Familienhilfe mit Herz, Verdammt lange her – Das Wiedersehen, Das große Promi-Pilgern, Der Requardt… wie viel Zeit haben Sie? Das betraf vor allem das Nachmittags- und Vorabendprogramm. Es scheint fast, als lehnten die Zuschauer Neues pauschal ab.

RTL2 zieht daraus als Erster die Konsequenz und versucht es erst gar nicht mehr. Jeden Werktag um 19.00 Uhr soll ab Mitte November das antike A-Team laufen, bei dem das A für „Allzweck“ steht. Samstags funktioniert das schon hervorragend, oder sonntags mittags bei RTL.

Und schon regt sich in mir die Hoffnung, dass inzwischen alle Ratlosen zufriedengecoacht und alle Dokumentationswilligen durchdokumentiert wurden und sich diese Genres wieder auf ein normales Maß reduzieren. Dann könnten wieder Sendungen gezeigt werden, für die jemand Drehbücher und Texte schrieb, bevor die Kamera draufhielt.

Im RTL-Archiv ruhen zum Beispiel 300 Folgen Law & Order, die zum Teil seit zehn Jahren nicht gezeigt wurden und problemlos einen täglichen Sendeplatz füllen könnten. ProSieben hat mit Charmed — Zauberhafte Hexen schon vorgemacht, dass man mit Kram, der sowieso rumliegt, ordentliche Quoten im Werktagsnachmittagsprogramm holen kann.

So alt oder albern manche fiktionalen Serien auch sein mögen, es sind Programme, für die sich jemand Mühe gab, damit sie unterhaltsam wurden, bevor sie ins Fernsehen kamen. Anscheinend erkennen jetzt die ersten Zuschauer, und vielleicht bald sogar die ersten Sender, dass nicht grundsätzlich alles unterhaltsam ist, nur weil es im Fernsehen kommt.

Michael, 19. Oktober 2007, 18:49.
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