Letterman macht den Schmidt

Die Bärte der Propheten 

Nach zweimonatiger Streikpause gingen gestern die amerikanischen Late-Night-Shows wieder auf Sendung: Jay Leno, Conan O’Brien und Jimmy Kimmel ohne, David Letterman und Craig Ferguson mit ihren Autoren (wir berichteten). Jon Stewart und Stephen Colbert folgen nächste Woche, ebenfalls ohne Autoren.

Variety berichtet heute sehr ausführlich über die ersten Shows nach der Pause, in der Letterman und O’Brien mit Streikbärten auftraten, die ihnen während der Pause aus dem Gesicht gekommen waren.

Lettermans berühmte Top-10-Liste wurde diesmal von zehn streikenden Autoren anderer Shows präsentiert, die ihre Forderungen vortrugen, darunter ein Autor von Late Night with Conan O’Brien, einer von The Colbert Report mit Stephen Colbert und zwei von der Daily Show with Jon Stewart. Sie forderten u.a. eine kostenlose Tragetüte für jeden beleidigenden Vertrag, der ihnen angeboten wird, einen Gesundheitsbonus zur Behandlung der Unterkühlung, die sich an der Streikfront zugezogen haben, und ein Date mit einer Frau.

Conan O’Brien erklärte in seiner eigenen Sendung die verheerenden Folgen, die Pause der Late-Night-Shows hatte:

Amerikaner waren gewungen, ein Buch zu lesen oder miteinander zu reden. Es war entsetzlich.

Nachtrag 20.00 Uhr: Inzwischen gibt es auch bei Zap2it einen ausführlichen Bericht über die Late-Night-Comebacks.

Michael, 3. Januar 2008, 15:34.

Gleich und gleich verzählt sich gern

Die nachfolgende Presseschau zeigt, wie unterschiedlich die Sender RTL und Sat.1 wahrgenommen werden, und mit welch verschiedenen Maßstäben sie leben müssen.

Die Mediendienste, die für ihre Quotenberichterstattung die von den Privatsendern festgelegte Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer bevorzugen, schreiben zum Start der neuen Infoservicedokusoaptainmentformate Die Abzocker — Das sind ihre Tricks! (Sat.1) und Der Arbeitsbeschaffer (RTL), die gestern gleichzeitig um 21.15 Uhr liefen, Folgendes.

Kress:

Eine seltene Erfolgsmeldung für Sat.1: Das neue Servicemagazin „Die Abzocker – Das sind ihre Tricks!“ startete am Mittwochabend mit recht guten 13,4%. Keine gute Premiere gab es hingegen für RTLs „Arbeitsbeschaffer“.

DWDL:

RTL: Arbeitsbeschaffer scheitert kläglich. Endlich ein Erfolg: Sat.1-Abzocker starten gut.

Quotenmeter:

Aufatmen bei Sat.1: «Clever!» und die neue Dokusoap «Die Abzocker» legten einen guten Start hin. Die Kollegen von RTL können dagegen nur teilweise zufrieden sein.

Und das sind die exakten Zahlen der mediendienstrelevanten Zielgruppe, um die es geht:

Der RTL-Arbeitsbeschaffer:
1,79 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 13,4 Prozent.

Die Sat.1-Abzocker:
1,79 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 13,4 Prozent.

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Michael, 3. Januar 2008, 13:14.

Großer Preis

Heute vergleichen wir ausnahmsweise mal nicht das amerikanische Fernsehen mit dem deutschen, sondern amerikanische Fernsehzeitschriften mit den deutschen. Oder sagen wir: Die amerikanische Fernsehzeitschrift. Der US-„TV Guide“ ist Monopolist aus Tradition, und trotzdem weiß er, wie viel ein Leser wert ist, den man sicher für ein ganzes Jahr gewonnen hat (also ein Abonnent), im Gegensatz zu einem, dessen Kaufentscheidung jede Woche aufs Neue fällt. Deshalb erhalten Abonnenten das Heft billiger. Das mag ein Dankeschön für ihre Treue sein oder einfach nur Mengenrabatt.

In Deutschland, dem Land der fünf Milliarden gleich aussehenden TV-Zeitschriften, ist diese Wertschätzung nicht vorhanden, obwohl man doch angesichts der harten Konkurrenz potenziellen Käufern umso mehr den Hof machen müsste (und weisen Sie jetzt bloß nicht darauf hin, dass man ja einen prima Eierschneider als Prämie bekommt). Stattdessen bekommen Abonnenten ihr Heft teurer.

Natürlich muss ich zugeben, dass man das Heft dafür bequem am späten Vormittag nach Hause gebracht und zur Hälfte in den Briefkasten gesteckt bekommt, wo die andere Hälfte bis zum Feierabend ordentlich nassgeregnet werden kann. Diesen enormen Vorteil hat man nicht, wenn man das Heft fünf Stunden früher am Kiosk kauft.

Der Vergleich in Zahlen: Einzeln gekauft kostet z.B. „TV Spielfilm“ 1,50 €. Abonnenten müssen umgerechnet für jede Ausgabe 1,80 € hinlegen. (Zitat: „Berechnung jährl., zzt. nur 46,80 €“; Hervorhebung von mir).

Der amerikanische „TV Guide“ kostet einzeln 2,49 $. Im Abo kostet eine Ausgabe nur noch 57 Cent.

Deshalb habe ich keine deutsche Fernsehzeitschrift im Abo. Und weil ich schon einen Eierschneider habe.

Michael, 3. Januar 2008, 11:41.

Wir sind Zini!

In den Kommentaren zu den gekreuzten Trickbetrügern postierte Nils einen tollen Link, den ich hier exponieren möchte, denn er wird uns Stunden voller Spaß bescheren. Und Spaß mag ja eigentlich jeder gern.

Erinnern Sie sich an Zini, das lustige Wuslon aus Spaß am Dienstag mit der verzerrten Quietschstimme?

Auf www.wuslon.com können wir jetzt alle Zini sein. Nur die Stimme muss man selbst machen. Ich empfehle Helium. Klicken Sie hin. Erklärt sich von selbst. Gute Unterhaltung!

Michael, 3. Januar 2008, 00:05.

Das Kreuz mit den Trickbetrügern

Screenshots Sat.1

Vor Abzockern warnt Sat.1 heute in seiner neuen Sendung Die Abzocker.

Gut, dass die Sendung diesen Titel trägt, denn dann kann man sich in Ruhe auf die Tricks der Trickbetrüger konzentrieren, ohne sich fragen zu müssen, was eigentlich Schlepper und Bauernfänger sind.

Und gut, dass es das Nazometer von Schmidt & Pocher nicht mehr gibt.

Es hätte wahrscheinlich schon beim Trailer für Die Abzocker spätestens…

…jetzt Alarm geschlagen.

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Michael, 2. Januar 2008, 06:52.

Alles fließt

Audience flow. Das Zauberwort für Fernsehmacher. Fließende Übergänge verzweifelt gesucht. Die entscheidende Frage: Wie schaffe ich es, die Zuschauer auch nach dem Ende einer erfolgreichen Sendung am Bildschirm zu halten? Die meisten versuchen es mit einem Format, das der vorausgehenden Sendung ähnelt, und manchmal klappt’s (CSI: NY und Criminal Intent). Einfallslosere Sender versuchen es gleich mit einer weiteren Folge derselben Serie, weshalb ProSieben jüngst gleich drei Folgen von Grey’s Anatomy hintereinander zeigte und so einen ganzen Mittwochabend füllte.

Das ZDF geht den vorgetäuschten Mittelweg: Das Format, das heute Abend an Das Traumschiff anschließt (übrigens die Episode mit Gaststar Harald Schmidt als Gentleman-Unterhalter für allein reisende Damen), heißt nicht Das Traumschiff. Kreuzfahrt ins Glück heißt die neue Traumreisenreihe, mit der das Experiment vor einem Jahr erstmals glückte. Dem Titel nach könnte man tatsächlich vermuten, dass es sich um eine andere Serie handelt. Aber warum spielt sie dann auf demselben Schiff? Mit denselben Schauspielern in denselben Rollen?

Die Sache mit dem Audience flow mag auf diese Weise ganz gut funktionieren. Andererseits ist das Original-Traumschiff, das auch so heißt, noch immer ein Stück erfolgreicher. Von jeder Reihe werden zwei Folgen pro Jahr produziert. Schriebe man einfach auf alle vier Folgen Das Traumschiff, wären die Zuschauerzahlen vielleicht sogar noch höher. Es ist ein Wunder, dass das ZDF noch nicht auf diese Idee gekommen ist. Am Vorabend heißen ja auch alle Serien SOKO.

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Michael, 1. Januar 2008, 11:30.

Es ist 2008!

Puff! Kawumm! Krach! Brztl! Oooooooooooooooh! Aaaaaaaaaaaaaaah!

Ein neues Jahr hat begonnen. Ein schönes solches wünschen wir!

Michael, 1. Januar 2008, 00:00.

3 mal 5 = 2007

Letzter Teil unseres Fernsehrückblicks 2007. Diesmal mit den besten Sendungen des Jahres. Rein subjektiv. Wir haben uns selbst getrennt voneinander nach unseren jeweiligen Top 5 befragt. Stefan hat es leider nicht rechtzeitig geschafft, seine Auswahl zu begründen, weil er vom plötzlichen Jahresende völlig überrascht wurde. Jochen hat sich geweigert, seine Auswahl in eine Reihenfolge zu bringen, sie dafür aber nach Genres geordnet. Und ich habe in meine fünf noch heimlich sechs weitere Nennungen eingeschmuggelt, weil ich mich nicht beschränken konnte. Manchmal glaube ich, dieser Laden hier bräuchte dringend einen Chef.

Immerhin haben wir darauf geeinigt, dass die Sat.1-Show Fröhliche Weihnachten! mit Anke Engelke und Bastian Pastewka eine gemeinsame Sondererwähnung als beste Einzelsendung des Jahres bekommt. Dies war sie.

Jetzt zu den Reihen und Serien.

NIGGEMEIERS TOP 5

5. Rach, der Restauranttester (RTL)
4. Unter Verdacht (ZDF)
3. Schlag den Raab (ProSieben)
2. Switch Reloaded (ProSieben)
1. KDD — Kriminaldauerdienst (ZDF)

STÖCKLES TOP 5

Show: Schlag den Raab (ProSieben)
Ich mag Stefan Raab nicht und denke, er wird als Moderator überbewertet. Aber Raab ist ein großartiger Fernseherfinder: Wok-WM, Stock Car Challenge, der Pokerabend, alles gute Formate, die unterhaltsam sind. Da die große Show im deutschen Fernsehen tot ist (hat hier jemand gerade Wetten, dass…? gesagt? Nicht im Ernst, oder?), ist es schön, dass es Schlag den Raab gibt. Ein über weite Strecken kurzweiliges Spiel ohne Grenzen, von irgendjemandem (Matthias Opdenhövel hat „Hier“ gerufen) moderiert, und das Beste ist, dass der Kandidat nicht Raab heißen muss, sondern auch Fred Flitzpiepe sein könnte, so egal ist das. Außerdem ist die Sendung so unverschämt lang, dass man sich danach nicht fragen muss, was man mit dem angebrochenen Abend anfangen soll. 
 
Drama national: KDD — Kriminaldauerdienst (ZDF)
Wer sich gerade wegen Fernbedienungsverlust zwangsweise den Alten ansehen musste und danach in den KDD gerutscht ist, der versteht die Welt nicht mehr. ZDF? Was ist da los bei euch? Hervorragende Schauspieler, tolle Bücher und sogar eine weiterführende Handlung, die die einzelnen Episoden verbindet. Mal ehrlich, ZDF, da hat euch doch jemand was in den Melissengeist gemischt, oder? Dann trinkt auf jeden Fall weiter! 
 
Drama international: Bones — Die Knochenjägerin (RTL)
Ja, ich weiß, die Meisten werden jetzt denken: Wie peinlich! Nicht so gut wie CSI, doofe Plots, blablabla. Nein! Bones ist um Längen besser als dieses doofe CSI: Miami, mit diesem ewig aufgeblasenen Gerechtigkeitsfanatiker, der nie weiß, ob er die Sonnenbrille gerade braucht oder nicht. Bones hat Fehler, ihr Team besteht aus Menschen, die sogar mal zum Psychiater gehen. Jawoll! Bones ist prima und außerdem viel brutaler als CSI. Die richtig ekligen Leichen liegen bei Bones im Labor. 
 
Comedy: Dr. Psycho (ProSieben) 
Wenn der Ulmen nicht diese Serie gespielt hätte, hätte ich als Comedy ganz sicher Pastewka gewählt. Aber Pastewka läuft schon in der dritten Staffel, Dr. Psycho hatte in diesem Jahr Premiere. Und was für eine. Ich habe seit Jahren nicht mehr so über eine deutsche Produktion gelacht. Hier stimmt alles: Die Abziehbild-Charaktere, der respektlose Umgang mit dem Genre Krimi und natürlich Ulmen selbst. Und die Autoren! Danke für diesen Dialog:

Dr. Psycho: „Erst das World Trade Center und jetzt ein Wettbüro. Der Terrorismus ist ja ganz schön runtergekommen.“ 
Geiselnehmer: „Halt Dein Maul. Das hier ist ein Überfall und kein Terrorismus. Ich bin Syrer, der da ist Bulgare und der Andere ist Deutscher.“ 
Dr. Psycho (achselzuckend): „Jaja, Globalisierung.“

ProSieben hat trotz schwacher Quoten eine zweite Staffel bestellt. Danke. 
 
Doku: Mode-Geschichten (arte)
Ein großartiger, wirklich mal aufwändiger Mehrteiler zum Thema Modegeschichte. Der Bogen wurde gespannt von den Römern bis zur Haute-Couture, über alle Epochen von der klassischen Antike über die Völkerwanderung, das Mittelalter, Renaissance, Barock, Empire, Biedermeier bis zur Neuzeit. Tolle Doku!

REUFSTECKS TOP 5

1. Switch Reloaded (ProSieben)
Wer, aus welchen Gründen auch immer, nur eine einzige Fernsehsendung pro Woche anschauen will, sollte sich für die TV-Parodie Switch Reloaded entscheiden. Da sind nämlich alle anderen drin. Wer diese anderen Sendungen kennt, findet es zum Brüllen komisch, und wer die anderen nicht kennt, erfährt auf diese Weise, was sonst noch so im Fernsehen läuft. Gute Gags, perfekte Gestik und geniale Masken machen nur einen Teil des Reizes aus. Switch Reloaded hat das seltene Glück deutscher Comedyshows, dass grandiose Darsteller und hervorragende Autoren gemeinsam an derselben Sendung arbeiten.

2. Zapping international (arte)
Im Prinzip so ähnlich wie Switch Reloaded, nur ohne Parodien. Man bekommt eben mit, was anderswo gezeigt wird. Zapping international stellt samstags mittags interessante Fernsehformate aus anderen Ländern vor, die noch nicht für den deutschen Markt adaptiert wurden. Es geht um ein Land pro Folge, und manchmal ist es gleichermaßen erstaunlich und erschütternd, wie viel mutiger als in Deutschland Fernsehmacher in anderen Ländern sind, von denen man es gar nicht erwartet hätte. Wer diese Sendung sieht, muss also nicht mal mehr in Urlaub fahren. Es sei denn, Sie gehören zu diesen merkwürdigen Menschen, die sich sogar im Urlaub vom Fernseher wegbewegen.

3. Pastewka (Sat.1)
Rudi Carrell hat den Deutschen vorgemacht, wie man sich selbst zum Opfer der eigenen Witze machen kann. Das ist lustig und steigert die Sympathie. Bastian Pastewka bringt diese Fähigkeit auf ein völlig neues Humorniveau. Seine Mitspieler dürfen ihn nach Herzenslust beschimpfen, während er das sozial inkompetente, egoistische Ekel mimt. Die tollen Beziehungsszenen mit Bastian und seiner Freundin Anne kamen in der dritten Staffel etwas zu kurz, aber das enthebt Pastewka nicht von seinem Status als bester deutscher Sitcom.

4. Dr. House (RTL)
Sechs Millionen Zuschauer können irren. Dafür gibt es viele Beispiele. Oft können sogar zwölf Millionen irren. Doch die bis zu sechs Millionen, die jede Woche Dr. House schauen, haben Recht. Ich genieße die Seltenheit, dass mal eine meiner liebsten Serien zu den großen Publikumserfolgen zählt.
In diesem Herbst habe ich mir auf DVD 70 Folgen innerhalb weniger Wochen angesehen. Eine Serie, die mich auch in dieser Schlagzahl immer noch zum lauten Lachen bringt, muss etwas Besonderes sein.

5. Boston Legal (Vox)
Denny Crane.
Es gibt noch andere gute Sendungen, die einen Platz auf der Liste verdient hätten: Hart aber fair, Prison Break, Pssst…, Schlag den Raab, die Tatorte mit Axel Prahl und Jan-Josef Liefers, vielleicht sogar Born To Cook. Doch Boston Legal hatte ich vergangenes Jahr schon auf meiner Fünferliste, und es soll bloß niemand auf die Idee kommen, die Serie sei auch nur einen Deut schlechter geworden.
Denny Crane. 
 

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Michael, 31. Dezember 2007, 15:00.

2007: In Memoriam

Wieder ein schlimmes Jahr für die Schwarzwaldklinik. Nach Oberschwester Hildegard, Verwaltungsdirektor Mühlmann und Nachbar Pohl im Jahr 2006 traf es 2007 Frau Michaelis und Professor Brinkmann.

Diese Menschen werden uns ab 2008 leider allenfalls in Wiederholungen begegnen:
 

Michael, 29. Dezember 2007, 18:28.

Strike!

Dass wir seit einiger Zeit kaum noch was vom Streik der amerikanischen Fernsehautoren gehört haben, lag nicht etwa daran, dass der Streik vorbei ist. Es tat sich nur einfach nichts. Seit drei Wochen gab es keine neuen Verhandlungen mehr.

Doch jetzt bewegt sich was.

Die NBC-Late-Night-Moderatoren Conan O’Brien und Jay Leno, die das restliche, gezwungenermaßen nicht arbeitende Personal in den vergangenen Wochen aus eigener Tasche bezahlten, haben angekündigt, im Januar wieder auf Sendung zu gehen – ohne Autoren. Auf diese Weise haben Techniker, Kameraleute, Maskenbildner etc. wieder einen Job und werden wieder vom Sender bezahlt, der das Personal Anfang Dezember gefeuert hatte. Was die beiden allerdings senden wollen, weiß kein Mensch. Weder Leno noch O’Brien sind für ungeschriebene Anarchie berühmt. Es ist ihr Konkurrent David Letterman, der es schafft, bei Bedarf Sendezeit sogar unterhaltsam damit zu füllen, Melonen von Dächern zu werfen oder sich rasieren zu lassen. Ausgerechnet der hat das diesmal aber nicht nötig.

Variety berichtet, Letterman und der ihm abendlich folgende Craig Ferguson, dessen Produzent Letterman ist, kehrten am gleichen Tag wie Leno und O’Brien auf Sendung zurück – aber mit ihren Autoren!

Nachdem die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft WGA und der Produzentenvereinigung AMPTP über einen branchenweiten Tarifvertrag ergebnislos abgebrochen worden waren, hatte die WGA begonnen, mit einzelnen Produktionsfirmen über eigene Verträge zu verhandeln. Die Firma Worldwide Pants, deren Alleineigentümer Letterman ist und die wiederum Alleineigentümer der Late Show with David Letterman und der Late Late Show with Craig Ferguson ist, ist die erste, mit der eine Einigung erzielt wurde.

Produzent Letterman hatte seine streikenden Autoren von Beginn an unterstützt. Zugleich war er der erste der Late-Night-Stars, der klargestellt hatte, dass die anderen Mitarbeiter weiterhin bezahlt würden. Die jetzt erzielte Einigung entspricht laut Variety den Forderungen der Autorengewerkschaft, die die Verhandler der Produzentenvereinigung zuletzt als indiskutabel zurückgewiesen und die Verhandlungsbereitschaft der Autoren in Frage gestellt hatten.

Damit gibt Letterman nicht nur seinen Mitarbeitern ihre Jobs zurück und den Zuschauern neues, hochwertiges Programm, sondern auch der Autorengewerkschaft die Möglichkeit, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Forderungen ja so abwegig offenbar gar nicht zu sein scheinen. Worldwide-Pants-Präsident Rob Burnett ließ demonstrativ verlauten: „Ich empfand die Gewerkschaft als aufrichtig und unkompliziert.“

Vielleicht verhandeln die deutschen Lokführer ja ab Januar mit einzelnen Bahnhöfen.

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Michael, 29. Dezember 2007, 09:33.
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