Oh mein Gott, sie haben Kennedy getötet!

Die Vergangenheit wird ja oft verklärt. Viele von uns erinnern sich zum Beispiel gern an die Schulzeit zurück, obwohl sie damals oft am liebsten alles hingeschmissen hätten. Viele sind auch der Meinung, früher habe es mehr gute Fernsehsendungen gegeben. Das stimmt nicht, es gab nur auch wesentlich weniger schlechte. Es gab schlicht weniger Fernsehen.

Auch die heutige Sicht auf frühere Politiker entspricht vielleicht nicht mehr den damaligen Tatsachen. Wenn man die arte-Serie Die Kennedys sieht, hat man jedenfalls nicht den Eindruck, John F. Kennedy würde zu Recht so verehrt. Eher, als sei er eine frühe Inkarnation des George W. Bush gewesen: ein lebenslustiger, nicht sehr heller Faulpelz, dessen skrupelloser Vater all seine Macht und sein Geld einsetzt, um den tablettensüchtigen Junior zum Präsidenten zu machen.

Aber war es so, oder bog es der rechtskonservative Produzent der Serie 24, Joel Surnow, der auch Die Kennedys produzierte, fürs Fernsehen so zurecht? Der amerikanische History Channel, für den die Serie eigentlich gedacht war, befand jedenfalls, sie nehme es mit der Wahrheit zu ungenau und entschied sich kurz vor der geplanten Ausstrahlung, sie doch nicht zu zeigen. Sie passe nicht zur Marke. Als die Reihe dann einige Monate später doch gezeigt wurde, auf einem winzigen Sender, von dem vorher noch nie irgendwer gehört hatte, waren die Kritiker uneins. Aber die Juroren mehrerer Preisverleihungen nominierten sie immerhin in diversen Kategorien.

Denn Die Kennedys ist zweifellos ein packendes Familiendrama und gutes Unterhaltungsfernsehen. Dass es eine Dokumentaion sei, hat niemand behauptet. Greg Kinnear in der Hauptrolle hat John F. Kennedy gut drauf, und Katie Holmes ist als Frau von Kennedy zumindest überzeugender als als Frau von Cruise.

arte zeigt die 8 Folgen ab heute verteilt auf drei Donnerstage jeweils mit mehreren Folgen hintereinander ab 20.15 Uhr.

Michael, 26. Juli 2012, 08:34.

Die Kennedys

26. Juli 2012 – 9. August 2012 (arte). 8-tlg. US-Politserie von Stephen Kronish, Regie: Jon Cassar („The Kennedys“; 2011).

Weil der reiche, überambitionierte ehemalige Botschafter Joe Kennedy (Tom Wilkinson) selbst nicht US-Präsident wurde, will er nun seinen Sohn dazu machen. Joe junior (Jake Beale) kommt aber im Krieg ums Leben, und so steckt Kennedy all sein Geld und seine Energie in das Vorhaben, John F. (Greg Kinnear) das Amt aufzubürden. Der hat darauf zwar ebenso wenig Lust wie sein jüngerer Bruder Bobby (Barry Pepper) darauf, Justizminister in dieser Regierung zu werden, aber weil Papa es so will, kommt es exakt so. Und auch nur deshalb bleibt Jackie (Katie Holmes) überhaupt mit dem untreuen John F. verheiratet, denn wie sähe das sonst bloß aus?

Die stellenweise recht eigenwillige Variante der Biografie des Kennedy-Clans beginnt mit der Präsidentenwahl im November 1960, die John F. Kennedy gewinnt, und erzählt die vorausgegangene Familiengeschichte in Rückblicken und weiter bis nach seiner Ermordung. Dass die amerikanische Ikone John F. Kennedy dabei als tablettensüchtiger Frauenheld wegkommt, der sich zunächst nicht einmal für Politik interessiert und nur die Marionette seines Vaters ist, missfiel dem amerikanischen History Channel, der die geplante Ausstrahlung nach Ansicht abblies und einem unbekannten Kleinsender überließ. arte zeigt jeweils mehrere der 45-minütigen Folgen am Stück und verteilt die Ausstrahlung so auf drei Donnerstage.

Kann man Bremen von hier aus sehen?

Die „geringe Sichtbarkeit“ von Radio Bremen innerhalb der ARD ist ein Thema im „Focus“, der nachgezählt hat, dass der kleine Sender nur noch 30 Stunden Programm im ganzen Jahr zum Ersten beisteuert.

Für Das Erste und die seiner Zuschauer, die noch wach sind, ist diese geringe Sichtbarkeit mindestens ebenso tragisch wie für Radio Bremen selbst. Denn über viele Jahre war es ausgerechnet das kleine Radio Bremen, das einige der innovativsten, erfrischendsten, mutigsten und witzigsten Sendungen nicht nur der ARD, sondern des gesamten deutschen Fernsehens produziert und damit einige der größten Fernsehstars für Generationen entdeckt hat:

Also gut, das ist alles eine Weile her. Kann irgendjemand aus dem Stand eine aktuelle Sendung von Radio Bremen im Ersten nennen?

Aber vielleicht läge hier die Möglichkeit, auch mit wenig Geld und wenig Sendestunden zumindest die gefühlte Sichtbarkeit wieder zu erhöhen. Denn klein war Radio Bremen schon immer, aber damals fiel der Sender eher auf. Die Innovationsfreude muss wieder her, der Mut, die Lust an Experimenten. Dann kann Radio Bremen auch ohne Masse wieder an Bedeutung gewinnen. Denn auf die ebenso risiko- wie ideenlose Nummer Sicher setzen die anderen ARD-Anstalten schon. Bitte, Bremer: Einer muss es doch mal machen.

Michael, 15. Juli 2012, 19:04.

In Memoriam Ernest Borgnine

Nein, den Status als Schauspiellegende hat Ernest Borgnine bestimmt nicht seiner Rolle als Vater von Uschi Glas in der RTL-Serie Tierärztin Christine zu verdanken. Und auch nicht der Serie Airwolf, obwohl es vor allem diese Serie war, die dafür sorgte, dass auch Menschen meiner Generation Ernest Borgnine kannten. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit mehr als 30 Jahren Oscar-Preisträger und hatte in mehr als 60 Kinofilmen mitgespielt.

Eine noch jüngere Generation in den USA kennt zumindest seine Stimme. In der Originalfassung von Spongebob Schwammkopf sprach er den pensionierten Superhelden Meerjungfraumann.

Ernest Borgnine ist im Alter von 95 Jahren gestorben.

Michael, 9. Juli 2012, 03:02.

Airwolf

1987–1988 (Sat.1); 1989–1992 (RTL). 79-tlg. US-Actionserie von Donald P. Bellisario („Airwolf“; 1984–1988).

Nachdem der Pilot Stringfellow Hawke (Jan-Michael Vincent) den gestohlenen Superhubschrauber Airwolf im Auftrag der geheimen Regierungsorganisation „Die Firma“ wiederbeschafft hat, bedingt er sich aus, damit seinen Bruder zu suchen, der seit dem Vietnamkrieg vermisst wird. Fortan ist Hawke in verschiedenen Fällen in geheimer Mission für die Firma im Einsatz. Der Airwolf kann schneller und weiter fliegen als jeder andere Helikopter und ist mit Raketen bewaffnet. Hawkes Partner an Bord sind der sensible und schon etwas ältere Dominic Santini (Ernest Borgnine), die schöne Marella (Doborah Pratt) und die Draufgängerin Caitlin O’Shannessy (Jean Bruce Scott). Michael Archangel (Alex Cord) ist der Kontaktmann der Firma am Boden. Das gesamte Team wechselt, als Dominic bei einem Anschlag getötet und Hawke schwer verletzt wird. Das neue Team bestehend aus Jason Locke (Anthony Sherwood), Dominics Nichte Jo Santini (Michelle Scarabelli) und Mike Rivers (Geraint Wyn Davies) spürt schließlich doch noch Hawkes verschollenen Bruder St. John (Barry van Dyke) auf, der dann das Kommando über das Airwolf-Team übernimmt.

Hubschrauber waren der Hit 1984: Parallel lief Das fliegende Auge im amerikanischen Fernsehen. Nach Deutschland kam die Welle mit angemessener Verspätung: siehe Helicops.

Die ersten 36 einstündigen Folgen liefen in Sat.1, die weiteren im Abendprogramm bei RTL, wo alle Folgen auch noch mehrfach wiederholt wurden.

Tierärztin Christine

1993–1998 (RTL). 3-tlg. dt. Fernsehfilmreihe von Uschi Glas, Regie: Otto Retzer (Teil 3: Christian Kohlund).

Tierärztin Christine (Uschi Glas), wollte sich eigentlich nur noch um die Kinder kümmern, damit ihr Mann Thomas (Horst Janson) in Ruhe arbeiten gehen kann. Dann erkrankt jedoch ihr Vater Dr. Gruber (Ernest Borgnine). Sie übernimmt seine Praxis, stürzt damit aber ihre Ehe in eine Krise.

Die RTL-Eigenproduktion fand als Fernsehfilm großen Zuspruch und zwei Fortsetzungen. Wiederholungen der Filme laufen seit 2005 immer wieder in der ARD und ihren dritten Programmen.

Der Schatz im All

1989 (ARD). 7-tlg. ital.-dt. Abenteuerserie von Renato Castellani, Regie: Antonio Margheriti (“L’isola del tresoro”; 1987).

In der Pension von Rosalie (Ida Di Benedetto), der Mutter des 12-jährigen Jimmy Hawkins (Itaco Nardulli), erzählt der alte Raumfahrer Billy Bones (Ernest Borgnine) dem Jungen vom Schatz des Weltraumpiraten Flint (Enzo Cerusico), der auf einem entfernten Planeten versteckt sei. Bones hat die Schatzkarte, die der blinde Pew (Biagio Pelligra) gern hätte und der Bones deshalb umbringt. Doch Jimmy stibitzt die Karte und macht sich auf Schatzsuche. Dr. Livesy (David Warbeck) und Graf Trelawny (Philippe Leroy) finanzieren die Reise ins All und heuern eine Crew an, darunter den Kapitän William Smollet (Klaus Löwitsch), den Koch Long John Silver (Anthony Quinn), Azrael Hands (Giovanni Lombardo Radice), Morgan (Sal Borgese) und Pete (Al Yamanouchi). Auf dem Schatzplaneten angekommen, stellt sich heraus, dass der dort gestrandete Ben Gunn (Andy Luotto) den Schatz bereits gefunden hat. Ausgerechnet der freundliche Koch Long John Silver entpuppt sich als Anführer einer Gruppe von Meuterern, die sich den Schatz unter den Nagel reißen wollen. Jim, Gunn, Smollet und ihre Verbündeten kämpfen gegen die Piraten.

Die Geschichte basiert auf dem Roman „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson und verlegt die Handlung ins Weltall. Der Disney-Trickfilm „Der Schatzplanet“ tat das 2002 auch. Sieben einstündige Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm, eine spätere Wiederholung war zu drei langen Filmen zusammengeschnitten.

Ein Single kommt immer allein

2000 (RTL2). 44-tlg. US-Sitcom von Brad Hall (“The Single Guy”; 1995–1997).

Weil Jonathan Eliot (Jonathan Silverman) in seinem Freundeskreis der einzige Single ist, versuchen seine Freunde permanent, ihn zu verkuppeln. Die Kuppler sind Sam (Joey Slotnick) und Trudy Stone (Ming-Na Wen) sowie Janeane (Jessica Hecht) und Matt Parker (Mark Moses). Der alte Manny (Ernest Borgnine) gibt außerdem seinen Senf dazu. Später stoßen mit Marie (Olivia d’Abo) und Russell (Shawn Michael Howard) zwei weitere Singles zu Jonathans Freundeskreis.

Lief werktags um 18.30 Uhr.

Bates‘ Kanzlei

Kathy Bates macht uns ab heute den Harry.

Drei Hoffnungen für 2012 hatte ich vor allem halben Jahr geäußert. Modern Family und Walulis sieht fern haben inzwischen ihren Weg zumindest in die Nischen des deutschen Fernsehens gefunden, und heute startet die dritte: Harry’s Law, eine Anwaltsserie von David E. Kelley, die so ist, wie Anwaltsserien von David E. Kelley immer sind, nur dass diese im Gegensatz zu Practice – Die Anwälte, Ally McBeal und Boston Legal versehentlich nicht in Boston spielt, sondern in Cincinnati. Wir finden eine Riege skurriler, überdrehter, ex- und egozentrischer Charaktere, allen voran die resolute, miesepetrige aber herzensgute Hauptfigur Harriet „Harry“ Korn, deren Kanzlei gleichzeitig ein Schuhgeschäft ist, und ihr Gegenpart Thomas Jefferson (Christopher McDonald), eine Art Denny Crane, nur noch geringfügig mehr bei Trost. Dazu ein paar abwegige Fälle, und zwischendurch verwechselt Autor Kelley immer wieder Kanzlei mit Kanzel, wenn er seine Anwaltsfiguren im Gerichtssaal politische Predigten halten lässt.


Foto: Sat.1

Harry’s Law ist oft lustig, oft bewegend und manchmal anstrengend, aber bevor enorme Ermüdungserscheinungen eintreten können, ist die Serie auch schon wieder zu Ende. NBC setzte sie erwartungsgemäß im Mai nach 34 Folgen ab, obwohl die Serie mehr Zuschauer hatte als die meisten anderen Programme des gebeutelten Senders. Alerdings waren die Zuschauer auch bei kaum einer anderen Serie im Durchschnitt so alt. Sat.1 versucht deshalb erst gar nicht, sie auf einem prominenten Sendeplatz zu etablieren. Sie läuft ab heute immer donnerstags kurz nach 23.05 Uhr.

Michael, 5. Juli 2012, 05:43.

Harry’s Law

Ab 5. Juli 2012 (Sat.1). 34-tlg. US-Anwaltserie von David E. Kelley („Harry’s Law“; 2011-2012).


Foto: Sat.1

Harry heißt eigentlich Harriet Korn (Kathy Bates), hat schlechte Laune und ist Patentanwältin. Eventuell besteht da ein Zusammenhang. Dann wird sie aus ihrem hoch bezahlten Job gefeuert und eröffnet in einem Schuhgeschäft eine Kanzlei für den kleinen Mann von der Straße. Der erste heißt Malcolm Davies (Aml Ameen), hatte Probleme mit dem Gesetz, weil er Probleme mit Drogen hatte, wird von Harry aber rausgehauen und ihr Anwaltsgehilfe. Der junge Anwalt Adam Branch (Nate Corddry) hatte eigentlich auch einen gut dotierten Job, bewundert Harry aber und arbeitet lieber mit ihr, ob sie will oder nicht.  Harrys Assistentin Jenna Backstrom (Brittany Snow) kümmert sich um den Schuhgeschäftteil des Ladens. Harrys Erzrivale, der eitle Staranwalt Thomas Jefferson (Christopher McDonald), kümmert sich dagegen eigentlich nur um sich selbst. Trotzdem verbindet ihn eine innige Hassliebe mit Harry.

Amüsante Anwaltsserie mit den üblichen skurrilen Fällen aus David E. Kelleys Kuriositätenkabinett, aus dem auch schon Ally McBeal und Boston Legal schöpften. Der US-Sender NBC stellte die Serie nach der zweiten Staffel ein, weil das Publikum zwar groß, aber alt war. Sat.1 zeigt die einstündigen Folgen donnerstags nach 23.00 Uhr.

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