Heute hier, morgen dort

Was Thomas Gottschalk betrifft, ist sein Wechsel zu RTL gar nicht so abwegig. Wo soll er denn sonst hin? Wer will ihn denn noch? Und so kehrt er zu dem Sender zurück, bei dem vor zwanzig Jahren sein Scheitern mit begann, mit Gottschalk Late Night. – Dass zweieinhalb Millionen Zuschauer bei einer täglichen Late-Night-Show gar kein Scheitern bedeuteten, wusste man damals noch nicht. Das Format war in Deutschland ja neu, und man hatte keine Vergleichswerte. Deshalb ging man einfach davon aus, dass es sich um ein Scheitern handelte, weil man offenbar als Vergleich die Zahlen einer Samstagabendshow anlegte. Und zu dieser kehrte Gottschalk dann eben zurück.

Der erneute Wechsel zu RTL ist die konsequente Weiterführung der kontinuierlichen Selbstverleugnung Gottschalks, der bisher noch fast jede Sendeform und Idee des Privatfernsehens, die er zuvor lautstark in der „Bild“ und im ZDF kritisiert, angeprangert und durch den Dreck gezogen hatte, sich wenig später selbst aneignete. Dass er schlussendlich gleich beim Original mitmacht, ist der logische nächste Schritt.

Interessanter ist die Frage, was RTL dazu bewegt. Von dem Sender, der nach jungem Publikum lechzt, hätte ich momentan eher erwartet, dass er sich von Günther Jauch trennt, dessen junges Publikum seit Jahren langsam, aber stetig weniger wird, als dass er Gottschalk an Land zieht, der zuletzt gar kein junges Publikum mehr hatte. Noch einmal etwas Neues, wie damals mit der Late Night, wird RTL mit Gottschalk kaum ausprobieren. Erfahrungen aus mittlerweile zwanzig Jahren und jüngst konkreten fünf Monaten haben gezeigt, dass die Zuschauer Gottschalk in etwas Neuem schlicht nicht sehen wollen. Als Juror in einer etablierten Show wie Das Supertalent wird er zumindest kaum Schaden anrichten können. Doch es kann ja nicht der Sinn sein, einen prominenten und teuren Ex-Star an Land zu ziehen, damit man ihn dann dorthin setzt, wo er den geringsten Schaden anrichtet.

Andererseits: In dem Tempo, in dem Dieter Bohlen One-Hit-Wonder, ehemalige TV-Stars und  Kinder von Prominenten als Nebenfiguren in seinen Jurys verschleißt, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendwann auch mal Thomas Gottschalk für eine Staffel dort Platz nehmen würde.

Michael, 22. Juni 2012, 19:11.

In Memoriam Heinz Eckner und Kathryn Joosten

So wie Frauen, die lustig sind, mit dem Stempel „Ulknudel“ leben müssen, ist ein übergewichtiger Mann, der Gelächter hervorzurufen in der Lage ist, normalerweise „der lustige Dicke“. So einer war Heinz Eckner. Neben seiner Elektrikerlehre stand er schon mit 14 auf der Bühne und sang in Operetten. Das größte Publikum hatte er später immer dann, wenn der Star der Show eigentlich ein anderer war. Vor allem wirkte er an der Seite von Rudi Carrell, in dessen Am laufenden Band er fester Sketchpartner war. Immerhin zwei Jahre lang hatte Eckner seine eigene Show im Vorabendprogramm des ZDF: Ein Wort aus Musik.

Heinz Eckner ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Kathryn Joosten begann mit der Schauspielerei erst, als sie schon über 40 war. Bis dahin hatte sie als Krankenschwester gearbeitet. Als sie bekannt wurde, war sie schon 60. Sie spielte die treue Sekretärin des Präsidenten in The West Wing, die allerdings schon in der zweiten Staffel durch einen Autounfall aus der Serie geschrieben wurde. „Sterben zu müssen, war das Beste, was meiner Karriere passieren konnte“, sagte Joosten einmal, die nach The West Wing größere und bessere Rollenangebote bekam. Bei uns wurde sie vor allem als Mrs. McCluskey bekannt, die ältere Nachbarin der Desperate Housewives. Für diese Rolle erhielt sie mit 65 ihren ersten Emmy – und drei Jahre später ihren zweiten.

Kathyrn Joosten ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

Michael, 3. Juni 2012, 15:44.

Ein Wort aus Musik

1981–1983 (ZDF). „Spiel und Spaß mit Heinz Eckner“. 25-minütige Musik-Sketch-Quizshow mit Heinz Eckner, der eine Nummernrevue mit bekannten Melodien populärer Künstler präsentierte und mit prominenten Gästen Sketche aufführte. Aus den Liedern ergab sich ein Lösungswort, das die Fernsehzuschauer per Postkarte einsenden konnten. Allein in der ersten Staffel gingen nach Eckners Angaben 1,3 Millionen Zuschriften beim ZDF ein, eine enorme Zahl, die die bereits geplante Absetzung der Show verhinderte. Sie brachte es dann noch auf zwei weitere Staffeln und insgesamt 34 Folgen.

Sendeplatz war dienstags um 17.50 Uhr, z. B. als Vorprogramm von Mein Name ist Hase. Ab der zweiten Staffel gab es einige konzeptionelle Änderungen: Eckners Assistentin Elke Kast war ersatzlos gestrichen und ein neuer Drehbuchautor hinzugenommen worden, um die Sendung witziger zu machen: Heinz Schenk. Jawohl, Heinz Schenk. Der Regisseur der Show war ebenfalls prominent: Hans Rosenthal.



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