Sat.1 ist blöd

Das ist nicht mal patzig gemeint. Wer so agiert, wie Sat.1 in Sachen Harald Schmidt Show, kann nur blöd sein. Der Sender stellt die Sendung ein, sie läuft Anfang Mai zum letzten Mal.

Harald Schmidt war schon in der ARD bis 2011 kein Quotenerfolg, erst recht nicht beim vom Privatfernsehen umworbenen jungen Publikum. Gut, die alte Harald Schmidt Show in Sat.1 war in zwei von acht Jahren ganz gut gelaufen, aber wollte man ernsthaft diese Zahlen als Richtwert nehmen? Zahlen aus einer Zeit, als die großen Erfolge von Sat.1 Der Bulle von Tölz und das alphateam waren? Sat.1 musste wissen, dass es sich mit dem Rückkehrer Schmidt keinen Heils- und Quotenbringer an Land zieht. Der Sender kann unmöglich so blauäugig gewesen sein, zu glauben, die neue Harald Schmidt Show werde von Beginn an ein Erfolg, nur weil sie jetzt wieder bei einem anderen Sender zu sehen ist. Es kann bei der Verpflichtung von Harald Schmidt doch eigentlich nur ums Image gegangen sein.

Und deshalb ist Sat.1 blöd, wenn sie nach nicht einmal einem Jahr schon wieder den Stecker ziehen. Und wenn sie ernsthaft geglaubt hatten, Schmidt würde ihren Marktanteil steigern, dann sind sie auch blöd. So oder so: Sie sind also blöd.

Die einzige verbleibende klassische Late-Night-Show im deutschen Fernsehen ist damit TV total mit Stefan Raab. Ausgerechnet der Retter des Genres Samstagabendshow hält auch dieses Genre am Leben.

Was wird jetzt aber aus Harald Schmidt? Eine andere Sendung als eine Late-Night-Show wollte er nicht mehr machen und kann sich auch niemand mehr mit ihm vorstellen. Und welcher Sender sollte sich jetzt noch eine Harald-Schmidt-Show leisten wollen, wenn sogar für Sat.1 die Quoten zu schwach sind? Vielleicht war’s das jetzt endgültig mit Harald Schmidt am späten Abend.

Blöd.

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Michael, 28. März 2012, 17:06.

Zahlen, die länger als 24 sind

Jack Bauer hat jetzt Höhenangst.

Touch, die neue Serie mit Kiefer Sutherland, versucht einen ganz anderen Kiefer Sutherland zu zeigen als im Rastlos-Thriller 24: Einen mit Ängsten, einen sensiblen Vater, einen einfachen Gelegenheitsarbeiter. Das gelingt auch ganz gut, bis dieser Martin Bohm, den Kiefer Sutherland spielt, anfängt sich zu prügeln oder seinem Gegenüber erklärt, er könne ihm das jetzt nicht erklären, er müsse ihm einfach vertrauen.

Dennoch hat Touch so gut wie gar nichts mit 24 gemeinsam. Touch ist im Kern eine Heile-Welt-Serie mit der Botschaft, dass am Ende alles gut wird, wenn wir uns nur richtig anstellen. Und das geht so: Der autistische elfjährige Sohn von Jack-Martin Bauerbohm schreibt permanent Zahlen auf, die für den Vater zwar keinen Sinn ergeben, denen er aber zu folgen versucht, indem er sich das ein oder andere erschließt. Das tut er zum Beispiel über Zahlenkombinationen, die wie eine Telefonnummer aussehen. Wir lernen: Die Telefonnummern-Rückwärts-Suche ist eine der nützlichsten Funktionen, um Leben zu retten. Denn Leben werden auch in dieser Serie gerettet. Oder zumindest zum Positiven verändert. Das geschieht vor allem durch das Aufeinandertreffen von an sich unbedeutenden Ereignissen, die wie zufällig geschehen, die von dem autistischen Jungen aber vorgesehen werden, weil er die Begabung hat, den Zahlencode des gesamten Universums entschlüsseln zu können. Natürlich.

Man muss das ja nicht unbedingt glauben. Wir haben 24 schließlich auch nicht geglaubt. Oder Schweinchen Dick.

Die Serie besteht vor allem aus vielen kleinen, abwechselnd erzählten Episoden innerhalb der einzelnen Folgen: Von überall auf der Welt werden Geschichten gezeigt, deren Berührungspunkte im Lauf der Episoden erkennbar werden. Dieser Teil erinnert ein bisschen an Heroes, eine Serie, hinter der ebenfalls Tim Kring steckte, der auch Touch erfand. Dass Kiefer Sutherland loszieht, um die Zukunft zu verändern, nachdem ein stummer Junge ihm nur undeutliche Hinweise gegeben hat, erinnert dagegen eher an eine Mischung aus Zurück in die Vergangenheit und Lassie.

Ungewöhnlich an der Serie ist der Ausstrahlungsmodus. Die Pilotfolge hat ProSieben schon einzeln vor einem Monat gezeigt und wiederholt sie am Sonntagabend um 23.40 Uhr noch einmal. Die weiteren Episoden, die erst donnerstags in den USA zum ersten Mal gezeigt werden, laufen vier Tage später montags um 21.10 Uhr schon synchronisiert auf ProSieben. Da fragt man sich doch: Ach, das geht? Warum ist der Normalfall dann, dass wir in Deutschland ein Jahr warten müssen, bis eine Serie auch uns erreicht? Schon deshalb wären der Serie und damit diesem Modell gute, hohe Zahlen zu wünschen, damit es Nachahmer findet. Dann hätte der stumme Junge sogar das Leben von uns Fernsehjunkies zum Positiven verändert.

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Michael, 24. März 2012, 17:47.

Touch

Seit 2012 (ProSieben). US-Fantasyserie von Tim Kring („Touch“; seit 2012)

Der elfjährige Jake (David Mazouz) spricht zwar nicht und will auf gar keinen Fall angefasst werden, schreibt aber den ganzen Tag Zahlen auf. Weil das auch das Jugendamt merkwürdig findet und Jakes Vater Martin Bohm (Kiefer Sutherland) dafür verantwortlich macht, versucht die Sozialarbeiterin Clea Hopkins (Gugu Mbatha-Raw), dem Witwer Martin den Jungen wegzunehmen und in einer geschlossenen Erziehungsanstalt unterzubringen. Der Junge entkommt aber ständig. Als Martin erst einmal herausgefunden hat, dass die Zahlen etwas zu bedeuten haben, folgt er ihnen. Er erschließt sich aus den Zahlenkombinationen Telefonnummern, Namen und Adressen und sucht immer wieder Orte und Personen auf, ohne zu wissen, warum eigentlich. Wie durch Zufall verhindert er auf diese Weise ein ums andere Mal großes Unglück. Wenn Martin nicht weiter weiß, wendet er sich an Professor Arthur Teller (Danny Glover), der sich mit Kindern auskennt, die sich mit Zahlen auskennen. Diese Ereignisse wiederum sind  mit anderen Ereignissen und Personen verknüpft, deren Leben dadurch auch um mehrere Ecken eine Wendung zum Besseren nimmt. Der Junge ist nämlich ein Mathematikgenie, das im ganzen Lauf des Universums wiederkehrende Zahlenmuster erkennt und um ihre Bedeutung weiß und dann nur noch seinen Vater durch stures Schreiben und Schweigen dazu bringen muss, das zu tun, was gut für die Welt ist.

Heroes-Erfinder Tim Kring dachte sich die komplizierte Alles-wird-gut-Geschichte aus. 24-Star Kiefer Sutherland sorgt zwar auch hier wieder dafür, dass am Ende alle gerettet werden, bekommt aber vorher die Chance, zur Abwechslung mal einen unsicheren Typen mit Ängsten und Schwächen zu spielen, der trotzdem immer ein bisschen wie Jack Bauer wirkt.

ProSieben zeigt die einstündigen Folgen montags um 21.10 Uhr, jeweils nur vier Tage nach der Erstausstrahlung im US-Fernsehen.

Zurück in die Vergangenheit

1991–1994 (RTL). 96-tlg. US-Fantasyserie von Donald P. Bellisario („Quantum Leap“; 1989–1993).

Nach einem missglückten Experiment mit einer Zeitmaschine ist der Wissenschaftler Sam Beckett (Scott Bakula) in der Vergangenheit gefangen und kann lediglich innerhalb der letzten 30 Jahre in verschiedene Zeitabschnitte springen. Dabei schlüpft Sam in verschiedene Körper und hilft den Angehörigen der Person, in deren Körper er steckt, bevorstehende persönliche Katastrophen zu verhindern, ohne seine wahre Identität preisgeben zu können. Worum es genau geht, erfährt Sam von seinem Begleiter Al (Dean Stockwell), einer holographischen Erscheinung, die nur er sehen kann. Al versorgt Sam mit den wichtigsten, aber nicht mit allen Informationen über die Person, die er gerade ist. Das muss nicht immer ein Mann seines Alters sein, Sam findet sich auch regelmäßig in Rentner- oder Frauenkörpern wieder.

Die einstündigen Folgen liefen mittwochs um 19.20 Uhr. Erfinder Bellisario hatte zuvor bereits u.a. die Serie Magnum entwickelt.

Der Mann in den Bergen

1979–1981 (ARD); 1990 (Pro Sieben). 37-tlg. US-Abenteuerserie (“The Life and Times of Grizzly Adams”; 1977–1978).

Ein Mann, ein Bart, ein Bär und Berge. Weil er eines Verbrechens beschuldigt wird, das er nicht begangen hat, flieht James „Grizzly“ Adams (Dan Haggerty) im 19. Jahrhundert in die Berge, um fortan versteckt in der Wildnis zu leben. Er baut sich eine Hütte und nimmt einen jungen Bären auf, den er Ben nennt und aufzieht. Es dauert nicht lange, bis Grizzly Adams merkt, dass ihm das ruhige Leben in der Natur wesentlich besser gefällt als das in der Stadt und beschließt, für immer in den Bergen zu bleiben. Er rettet die Natur vor bösen Menschen und Menschen vor den Gefahren der Natur, nimmt kranke Tiere bei sich auf und pflegt sie gesund und kümmert sich um andere Ausreißer, die es in die Berge verschlagen hat. Seine Freunde sind neben Ben der Trapper Mad Jack (Denver Pyle), der Indianer Nakoma (Don Shanks) und der junge Robbie Cartman (John Bishop), der Sohn eines Bauern aus der Gegend.

Die Serie basierte auf dem Leben des tatsächlichen Grizzly Adams im 19. Jahrhundert und war eine der vielen US-Serien, die in ihrer Heimat nicht lange überlebten, aber in Deutschland ein großer Erfolg wurden. Die ARD zeigte die 45-minütigen Folgen in zwei Staffeln sonntags nachmittags, ließ aber 13 Folgen aus, die später Pro Sieben erstmals zeigte, ebenfalls sonntags. Den eigentlichen Pilotfilm strahlte die ARD erst 1981 aus, vor Beginn ihrer zweiten Staffel. Der Titelsong „Maybe“ von Thom Pace wurde ein Welthit.

Nach dem Ende der Serie entstanden noch mehrere Fernsehfilme über den Mann in den Bergen, die auch in Deutschland gezeigt wurden. In den ersten beiden „Weihnachten in den Bergen“ (1978) und „Die Abenteuer des Grizzly Adams“ (1982) spielte Haggerty die Rolle noch einmal. Spätere Filme waren neu besetzt.

Musik aus Studio B

1961–1976 (ARD). 45-minütige Musikshow, in der neue Schlager vorgestellt werden.

Es war die erste schnelle und unbeschwerte Musikshow, die sich vor allem an junges Publikum richtete. Erster und berühmtester Moderator im „Studio B“ war Chris Howland aus England, der ein Publikumsliebling wurde. Er gab sich selbst den Spitznamen „Mr. Heinrich Pumpernickel“, begrüßte die Zuschauer mit „Hallo, meinar Freundar! – Boing!“, kokettierte mit seinem britischen Akzent und seiner Unbeholfenheit als Moderator, riss Witze, juxte mit ulkigen Requisiten herum und verbreitete gute Laune. Howland war von Haus aus Disc-Jockey und spielte zwischen den Studio-Auftritten der Schlagerstars am „Kommandopult“ herkömmliche Schallplatten vor. Das Hamburger Fernsehballett tanzte dazu. Die präsentierten Hits waren größtenteils in deutscher Sprache, was den Akzent des ausländischen Moderators jedoch eher noch kaschierte als herausstellte, denn die „deutschen“ Schlagerstars waren damals Leute wie Rocco Granata, Adamo, Angele Durand, Jack van Doorn, Vivi Bach, Petula Clark, Billy Mo, Gitte, Vicky Leandros und Bill Ramsey. Die Show lief zu Beginn an wechselnden Sendeplätzen im Abendprogramm, fand aber rasch einen Stammplatz ca. alle sechs Wochen montags um 21.00 Uhr. Sie erlebte einige musikalische Premieren, doch nicht alle der Sänger machten auch später noch als Sänger von sich Reden. So stellte 1964 das Eiskunstlauf-Traumpaar Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler seine erste Platte vor: „Honeymoon in St. Tropez“. 1968 begann mit dem ersten Fernsehauftritt von Costa Cordalis eine deutlich längere Schlager-Karriere. Er sang damals gemeinsam mit seiner Landsfrau Vicky Leandros, die sich angeblich erst weigerte, mit ihm aufzutreten, weil sie offenbar um ihre Griechen-Nische fürchtete. Auch Howland selbst nahm im Lauf der Jahre einige Platten auf, darunter die „Hämmerchen-Polka“ und „Superkalifragilistischexpiallegorisch“.

1969 verabschiedete sich Howland von seiner Sendung. Er hatte schon seit einer Weile eher lustlos gewirkt und ging im Streit mit dem damaligen NDR-Unterhaltungschef, alle Bänder der Show (mit Ausnahme der 50. Sendung) wurden gelöscht. Im September 1969 moderierte erstmals Peter Fröhlich aus Österreich, von dem sich der NDR nach fünf Sendungen in acht Monaten wieder trennte, weil man sich über die inhaltliche Gestaltung der Show uneins war. Der „Gong“ berichtete damals, es habe vor allem Ärger zwischen Fröhlich und dem Regisseur Sigmar Börner gegeben und Fröhlich Börner als „indiskutabel in seiner Selbstherrlichkeit“ bezeichnet. Weitere geplante Shows fielen aus, und nach 18 Monaten Pause wurde die Reihe im Oktober 1971 mit Henning Venske aus Pommerland wiederbelebt, der sich wie einst Howland zwei Jahre lang durchs Programm kalauerte. Danach übernahmen wechselnde Gastmoderatoren, darunter der erst 34-jährige Max Schautzer, Lisa Fitz, Katja Ebstein und Hanni Vanhaiden.

Die Erkennungsmelodie war „Melody Fair“ von Robert Farnon.

Die Bösen von Boston

Für die Sender, deren Serienprofile in den vergangenen Jahren überwiegend auf US-Krimis ausgerichtet waren, wird allmählich die Luft dünn. Die alteingesessenen Serien verlieren Zuschauer und werden nach und nach eingestellt, und die Zahl erfolgreicher Neustarts ist ebenfalls zurückgegangen, während in den USA Sitcoms wieder die Oberhand gewinnen.

Noch ist die Quelle aber nicht ganz versiegt, und so kann Vox heute um 20.15 Uhr Rizzoli & Isles an den Start schicken, eine Serie über eine Welt, in der verurteilte Schwerverbrecher grundsätzlich persönliche Rechnungen mit den Polizisten offen haben, die sie einst überführt hatten. Oder in diesem Fall: Polizistinnen.


Rizzoli und Isles kriegen kalte Füße.
Foto: VOX/Warner Bros.

Ort der Handlung ist Boston, ein Boston außerhalb David E. Kelleys Universum und deshalb frei von Anwälten, was irgendwie komisch wirkt. Die Mordfälle sind einigermaßen originell und die stete Furcht der Protagonistinnen vor dem jeweiligen Hannibal Lecter der Woche durchaus spannend, weshalb sich Rizzoli & Isles prima ins Vox-Portfolio solider Krimis einreiht, bei denen man es bisher selten bereuen musste, eine Stunde mit ihnen verbracht zu haben.

Diese Quelle allerdings, die Vox für die neue Serie anzapft, ist keins der großen US-Networks, sondern der Kabelsender TNT. Das ist für uns Zuschauer zunächst mal egal, Erfolgserien wie Monk oder The Closer (deren letzte Staffel heute Abend im Anschluss beginnt), kamen auch aus dem US-Kabelfernsehen zu uns. Für Vox ist das aber unpraktisch, denn im Kabelfernsehen sind aus wirtschaftlichen Gründen die Staffeln deutlich kürzer. Sprich: Nicht nur der Nachschub an Serien insgesamt wird knapper, sondern auch der Nachschub an Episoden innerhalb der Serie.

Schon allein deshalb sollten wir uns über Serien wie Rizzoli & Isles freuen, solange sie noch produziert werden, auch wenn sie nicht die Neuerfindung des Fernsehens darstellen. Denn nur so lange können wir sicher sein, dass auf diesem Sendeplatz kein Model-Casting stattfindet.

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Michael, 14. März 2012, 06:02.

Rizzoli & Isles

Ab 14. März 2012 (Vox). US-Krimiserie von Janet Tamaro nach den Romanen von Tess Gerritsen („Rizzoli & Isles“; seit 2010).


Foto: VOX/Warner Bros.

Zwei Frauen ermitteln in Mordfällen in Boston: Detective Jane Rizzoli (Angie Harmon), die mit ihrer zupackenden Art den männlichen Kollegen im Dezernat zeigt, wo der Hammer hängt, und die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles (Sasha Alexander), die Jane Rizzoli zeigt, was schicke Mode ist. Rizzoli ist unkonventionell und schert sich um Ergebnisse mehr als um Vorschriften, und die sachliche Isles sollte sich eigentlich um ihre Leichen scheren, mischt sich aber in Rizzolis Ermittlungsmethoden ein, wenn sie glaubt, so gehe es doch nicht. Die beiden sind Freundinnen, und zum Glück nervt Isles Rizzoli nicht halb so sehr mit ihrem lexikalischen Wissen zu allem und jedem wie sie Männer nervt mit ihrer Macke, jedes noch so kleine medizinische Gebrechen sofort ungefragt diagnostizieren zu müssen. Janes kleiner Bruder Frankie (Jordan Bridges) ist ein einfacher Polizist und möchte gern Detective werden, und Janes Mutter Angela (Lorraine Bracco) würde das gern verhindern und Jane gern verkuppeln. Janes Kollegen im Morddezernat sind ihr junger Partner Barry Frost (Lee Thompson Young), der sich übergibt, wenn er Leichen sieht, und ihr früherer Partner Vince Korsak (Bruce McGill), der sich darüber lustig macht und beleidigt ist, nicht mehr Janes Partner zu sein.

Die einstündigen Folgen laufen mittwochs um 20.15 Uhr.

Grimme-Jury sieht Tele 5

Neben der erwartbaren Riege öffentlicher-rechtlicher Produktionen wird in diesem Jahr eine Sendung, die bei Tele 5 gezeigt wurde, mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Huch?

Walulis sieht fern, eine witzige Entlarvung des TV-Geschäfts, war eine der Fernsehlexikon-Neujahrsempfehlungen und Hoffnungen für 2012, und wie auch immer das Grimme-Institut die vierteilige Reihe gefunden hat, die Tele 5 ohne Vorankündigung gestartet und dann nach Mitternacht versteckt hatte, es ist ihr gelungen.

Wer auch mal gucken will: Alle vier ganzen Folgen sind online. Puh, sonst hätte man beinahe Tele 5 gebraucht. Ich gratuliere und freue mich auf neue Folgen im Herbst.

Michael, 13. März 2012, 18:26.

Markus Lanz wird Nachfolger von Jörg Pilawa

Wenn es bisher darum ging, das Gegenteil von dem zu tun, was man vorher angekündigt hatte, war Jörg Pilawa immer eine sichere Bank im Deutschen Fernsehen. Jahrelang hatte er regelmäßig erklärt, fortan weniger Sendungen moderieren zu wollen, und vor allem weniger Quizshows. Anschließend war er in immer wieder neuen und zusätzlichen Sendungen zu sehen, vor allem Quizshows. Deshalb überrascht es, dass Jörg Pilawa nach all seinen Ankündigungen, nicht Wetten, dass…? zu übernehmen, nicht neuer Wetten, dass…?-Moderator wird. Offenbar hat er sich von seiner langjährigen Gewohnheit verabschiedet. Sein Nachfolger ist Markus Lanz, der noch im November im „medium magazin“ erklärte, er wolle nicht in die Fußstapfen von Thomas Gottschalk treten.

Natürlich kitzelt es die Eitelkeit, wenn man bei solch einem bedeutenden Format im Gespräch ist. Aber man muss doch eine gesunde, professionelle Distanz zu sich und seiner Arbeit haben, und ich habe in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen, der von der großen Showbühne eher wegführt.

Das ZDF hat gestern Abend zugegeben: Markus Lanz wird der neue Moderator von Wetten, dass…?.

 

Was bedeutet Lanz für die Sendung?

Wetten dass…? war nie einfach eine Samstagabendshow. Es war DIE Samstagabendshow. Eine Sendung mit Sonderstellung. Eine Sendung, vor der jahrelang sogar die Konkurrenz kuschte, weil man sich ohnehin als chancenlos betrachtete. Diese Sonderstellung hatte Wetten dass…? nicht immer. Zu Beginn, vor dreißig Jahren, war sie eine unter vielen erfolgreichen Unterhaltungsshows. Die anderen sind nur inzwischen alle ausgestorben.

Deshalb ist es auch nicht schlimm, dass Wetten dass…? diese Sonderstellung jetzt aufgibt. Denn Markus Lanz wird diesen Status kaum halten können.

Markus Lanz ist kein Thomas Gottschalk. Lanz kann zum Beispiel Interviews führen. Er weiß sogar, wie seine Gäste heißen. Nach rein formalen, professionellen Gesichtspunkten wird Markus Lanz die Sendung wesentlich besser moderieren als Gottschalk. Das heißt aber nicht, dass es unterhaltsamer wird. Denn andererseits ist Lanz auch irgendwie egal.

Denn Gottschalk war immer auch ein Clown. Das musste Lanz nie sein. So professionell er ist, so stromlinienförmig ist er auch. Weichgespült und glattgebügelt.

Hape Kerkeling hätte die Sonderstellung von Wetten dass…? wahren können, Günther Jauch auch. Aber wenn man sich nach deren Absagen erst einmal mit dem Gedanken abgefunden hatte, Jörg Pilawa könne die Sendung übernehmen, ist es auch kaum noch ein Unterschied, ob es jetzt stattdessen Beckmann, Kerner oder Lanz macht.

Die Bedeutung des Moderators wird überschätzt. Zum Erfolg gemacht hat die Sendung Frank Elstner. Und der war noch nie lustig, locker oder schlagfertig. Auch die nachträgliche Wahrnehmung, mit Wolfgang Lippert sei Wetten dass…? ein Flop gewesen, stimmt nicht. Lippert hatte mehr Zuschauer als Gottschalk in seinen letzten Jahren im Durchschnitt.

Daran und an den katastrophalen Quoten von Gottschalks aktueller Vorabendtalkshow zeigt sich: Die Menschen schalten nicht wegen Gottschalk ein, sondern vielleicht doch eher, weil sie einen riesigen Bagger sehen wollen, der ein filigranes Kunststück ausführt.

Die Sonderstellung wird verlorengehen. Aber selbst wenn die Show noch zwei oder drei Millionen Zuschauer verliert, was mittelfristig wahrscheinlich ist, macht das nichts. Ihr Vorsprung war so groß, dass Wetten dass…? gemessen am Programmumfeld sogar dann noch ein Erfolg wäre.

Nach all den öffentlichen Absagen weiß Markus Lanz, dass er nur die fünfte Wahl ist. Hoher Erwartungsdruck sieht anders aus. Da ist also viel Luft nach oben, um sich zu beweisen und die Zuschauer zu überraschen. Aus Sicht des ZDF ist es ebenfalls keine falsche Entscheidung, die Show fortzusetzen, egal mit wem. Denn es immer einfacher, eine bekanntes Format zu halten, selbst mit neuer Besetzung, als stattdessen ein neues Format zu etablieren. Fragen Sie nur mal Thomas Gottschalk.

(Ein großer Teil dieses Textes stammt aus einem Beitrag, den ich vor dreieinhalb Wochen für die Sendung SWR2 Journal verfasst habe, nachdem erste Meldungen erschienen waren, Markus Lanz werde Moderator von Wetten dass…?.)

Michael, 12. März 2012, 10:56.
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