New Girl

Ab 5. Januar 2012 (ProSieben) US-Comedyserie von Elizabeth Meriwether („New Girl”; seit 2011).

Die frisch von ihrem untreuen Freund getrennte junge Lehrerein Jessica Day (Zooey Deschanel), kurz Jess, zieht in eine bis dato reine Männer-WG. Ihre neuen Mitbewohner sind der ebenfalls unglücklich getrennte Barkeeper Nick (Jake Johnson), der Anwalt Schmidt (Max Greenfield) und der Basketballer Winston (Lamorne Morris). Cece (Hannah Simone) ist Jess’ beste Freundin und Model. Die Freundschaft mit Models war für den Macho Schmidt ausschlaggebend, Jess’ Einzug in die WG zuzustimmen.

In der Pilotfolge wohnt statt Winston jemand mit dem Spitznamen „Coach“ in der WG. Weil dessen Darsteller Damon Wayans Jr. aber schon für eine andere Serie verpflichtet war, stand er darüber hinaus nicht zur Verfügung.

ProSieben zeigt die erste Folge am 5. Januar um 23.15 Uhr nach The Voice Of Germany. Regelmäßiger Sendeplatz der halbstündigen Folgen ist danach mittwochs um 21.15 Uhr.

Kupplung raus!

Zum Wichtigsten für Ganoven gehört es, über ein Verbrechen Gras wachsen zu lassen. So hat es auch RTL mit Der Bachelor gemacht, jener sturzlangweiligen achtwöchigen Kuppelshow, deren erste Staffel inzwischen so lange her ist, dass RTL sie nachträglich zum Erfolg erklärt.

(Screenshot aus Staffel 1)

„Bis zu 5,23 Millionenen Zuschauer verfolgten im Herbst 2003 die erste Staffel von Der Bachelor„, jubelt RTL und geht davon aus, dass sich erstens niemand fragt, warum es dann öffentlich-rechtliche acht Jahre gedauert hat, bis eine zweite Staffel folgte, und sich zweitens niemand die Mühe macht herauszufinden, dass damals in Wirklichkeit nur drei der acht Episoden überhaupt die Vier-Millionen-Grenze im Schnitt geknackt haben, die Fünf-Millionen-Grenze aber gar keine.

Die Tat von damals ist offenbar verjährt. Deshalb wird ab heute die Frage neu gestellt: „An wen wird der Bachelor sein Herz verlieren?“

An wen die Zuschauer ihr Hirn verlieren werden, ist schon vorher klar.

Michael, 4. Januar 2012, 09:21.

Der Bachelor

Seit 2003 (RTL). Einstündige Kuppelshow.

25 Frauen bewerben sich um einen Traummann, der nach und nach über die Dauer einer Show-Staffel den Kreis der Kandidatinnen reduziert. Jawohl, er selbst bestimmt diesmal, das Publikum wählt in dieser Show der Reality-Welle niemanden heraus. Er tut das, indem er jeder Verbleibenden symbolisch eine Rose überreicht. Der Bachelor trifft sich mit den Damen einzeln oder in Gruppen, isst oder urlaubt mit ihnen und entscheidet sich schließlich für seine Traumfrau. Im Finale am 30. Dezember 2003 entschied sich Bachelor Marcel (29) für die Schornsteinfegerin Juliane (22). Eine Woche später lief noch ein Special namens „Nach der letzten Rose“. Bereits am folgenden Tag kam heraus, dass die Traumbeziehung schon am Ende war. Auf die Frage, ob beide ein Paar wurden, antwortete Marcel: „Ja, so primär, denk’ ich, hat sich das schon gelohnt, das funktioniert“ und sprach von einer „Fernbeziehung“, an der beide arbeiten wollten. Er meinte natürlich „Fernsehbeziehung“. Statt an der Beziehung zu arbeiten, arbeitete sie an einer Karriere als Partygast und C-Prominente und nahm u.a. wenig später am RTL-Promiboxen teil.

Der Bachelor ist eine Adaption der US-Show „The Bachelor“, die eigentlich „Der Traummann“ heißen sollte, dann entschied sich RTL aber kurzfristig für ein völlig unbekanntes Wort. Um es, oder zumindest die Sendung, bekannter zu machen, wiederholte RTL sämtliche Folgen x-fach, z.B. samstags nach dem quotenstarken Deutschland sucht den Superstar, dann noch mal nachts und am Sonntagnachmittag. Immer die gleiche Folge. Regelmäßiger Sendeplatz der acht Folgen war mittwochs um 21.15 Uhr. Moderator war Arne Jessen, der sonst Nachrichten auf N24 präsentierte. Was ihn als Moderator für diese Show qualifizierte, blieb, wie vieles andere, ein Geheimnis von RTL und der Produktionsfirma Brainpool oder wurde vom Weichzeichner verwischt.

Die langweilige Show, die auf einem Frauenbild aus den 1950er Jahren beruhte, floppte zunächst, lediglich zwei der letzten Folgen erreichten ordentliche Marktanteile, blieben aber auch hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem schickte RTL im Folgejahr die Bachelorette ins Rennen. Diese floppte ebenfalls, die Show geriet in Vergessenheit, und als sich Anfang 2012 endgültig niemand mehr an sie erinnerte, konnte RTL sich trauen, doch noch eine zweite Staffel ins Programm zu nehmen und die erste von damals als Erfolg zu verklären. Wichtigste Veränderung: Es gibt nur noch 20 Bewerberinnen. Einen Moderator gint es nicht mehr. Da hat sich also nicht viel verändert. Und der Sendeplatz ist auch noch der alte.

Bachelor ist übrigens Englisch und heißt Junggeselle. Bachel ist Schwäbisch und heißt Depp.

Bachelorette — Die Traumfrau

2004 (RTL). Gleiches Spiel wie beim Bachelor im Jahr zuvor, mit umgekehrter Geschlechterverteilung. Junggesellin Monica suchte sich einen Kerl aus. Dieser Arne Jessen moderierte wieder. Diesmal sahen noch weniger Menschen zu.

Drei Hoffnungen für 2012

Willkommen im neuen Jahr, und ein gutes solches!

Wieder ein Jahr, in dem das deutsche Fernsehen vermutlich die gleichen Sendungen wie vergangenes Jahr zeigen wird, nur öfter. Weil es zu den innovativsten Programmideen der jüngeren Zeit gehört, nicht mehr zwei, sondern drei oder mehr Folgen derselben Serie hintereinander zu zeigen. Dabei ist es ja nicht so, als sei kein Nachschub da. Er wird den deutschen Zuschauern lediglich verwehrt.

Hier sind drei Programme, die die Sender ihren Zuschauern dieses Jahr nicht länger vorenthalten sollten.

1. Modern Family

Der erfolgreichste US-Comedy-Neustart der vergangenen Jahre. Nach nur zwei Jahren schon zweimal als beste Comedyserie mit dem Emmy ausgezeichnet und mit der Seltenheit gesegnet, sowohl von Kritikern als auch vom Publikum geliebt zu werden. Zwei frühere Autoren von Frasier haben sich die Serie über mehrere Zweige einer „modernen“ Familie ausgedacht: Der alternde homophobe Patriarch Jay, der in zweiter Ehe mit einer sexy Kolumbianerin verheiratet ist, die etwas jünger ist als seine Tochter und einen Sohn mit in die Ehe gebracht hat; Jays schwuler Sohn Mitchell, der mit seinem Partner ein asiatisches Baby adoptiert hat; und Jays Tochter Claire, ein Kontrollfreak, deren Mann Phil für die drei Kinder den supercoolen Kumpelvater zu geben versucht und dabei meistens peinlich scheitert, während er hofft, selbst endlich von Jay als Schwiegersohn akzeptiert zu werden. Im angesagten Pseudo-Doku-Stil sprechen die Protagonisten immer wieder ihre Kommentare direkt in die Kamera und konterkarieren damit oft herrlich das in den eigentlichen Szenen Gezeigte.

Den Familienpartriarchen Jay spielt der heute 65-jährige Ed O’Neill, der dazu verflucht war, sein Leben lang Al Bundy bleiben zu müssen, dann aber zur allgemeinen Überraschung plötzlich die Hauptrolle einer Serie übernahm, die nun Ansehen und Erfolg genießt – und tatsächlich enorm witzig ist.

Leider verfügt in Deutschland RTL über die Senderechte, der Marktführer in Menschenverachtung, aber eben auch die Nr.1 in Sitcom-Inkompetenz. RTL zeigt zwar Bühnenprogeramme deutscher Komiker, darüber hinaus gibt es bei diesem Sender aber keine Comedy, und offenbar erwartet sie auch längst niemand mehr. Zuletzt unterbrach RTL die Erfolgsstrategie, seinen Zuschauern gelungene amerkanische Comedyserien vorzuenthalten, 2008 kurz für ein paar Folgen von My Name Is Earl im Spätprogramm, bevor die Serie schnell wieder rausflog. Seitdem kauft RTL nur noch Erfolgscomedys, zeigt sie aber nicht mehr.

Immerhin 60 Folgen liegen von Modern Family bereits vor. Nach gängiger Privatsenderpraxis würde das schon reichen, um die üblichen drei Folgen täglich zu zeigen. Man müsste erst nach knapp einem Monat wieder von vorn anfangen.

2. Walulis sieht fern

Streng genommen wurde diese Reihe den Zuschauern nicht komplett vorenthalten. Sie lief donnerstags nach Mitternacht bei Tele 5, aber das ist ja fast das Gleiche.

Die TV-Satire von und mit Philipp Walulis ist eine Mischung aus Kalkofes Mattscheibe, Switch Reloaded und stefan-niggemeier.de und parodiert das Fernsehen nicht nur, sondern entlarvt es auch, zeigt, wo der Zuschauer gezielt getäuscht wird, zum Beispiel in Doku-Soaps, Reality-Shows und natürlich bei Anrufgewinnspielen und Astro TV. Die Clips aus der Sendung und auch die kompletten vier Folgen vom Dezember (mehr gibt’s erst mal nicht) sind bei YouTube zu sehen, wo diese Zwei-Minuten-Zusammenfassung eines typischen Tatorts schon rund eine Viertelmillion Mal aufgerufen wurde. Für das Tele-5-Nachtprogramm wäre das eine Traumquote.

Schon deshalb wäre Tele 5 gut beraten, nicht nur eine zweite Staffel dieser vom Münchner Aus- und Fortbildungskanal afk tv produzierten Reihe zu bestellen, sondern sie auch zu einer prominenteren Sendezeit zu zeigen. Und vielleicht sogar zum Äußersten zu gehen und sie vorab zu bewerben, statt sie wie Anfang Dezember mit nur wenigen Stunden Vorlauf kurzfristig ins Programm plumpsen zu lassen.

Oder noch besser: Die ARD gibt Philipp Walulis eine Chance und eine eigene Sendung. In ihren eigenen Reihen hat sie ihn schon, denn er arbeitet auch für die Sendung DASDING.tv, die im wenig gesehenen SWR Fernsehen zu wenig genutzten Sendezeiten kommt. Daraus stammt dieser grandiose Film über die neuen Features von Facebook.

Leider aber haben die Verantwortlichen der ARD ja meistens keine Zeit, ihre eigenen dritten Programme zu sichten, weil sie viel zu beschäftigt damit sind, das Privatfernsehen nach abwerbbarem Personal zu durchforsten.

3. Harry’s Law

Die am wenigsten innovative Reihe in dieser kurzen Liste, aber trotzdem sehenswert. Es ist eine Anwaltsserie von David E. Kelley, die aber ganz anders ist als David E. Kelleys frühere Anwaltsserien Practice – Die Anwälte, Ally McBeal und Boston Legal: Sie spielt nicht in Boston. Das ist dann aber schon alles.

Dem Ensemble steht Kathy Bates als schlecht gelaunte, resolute Anwältin vor, die ihre Kanzlei in einem Schuhgeschäft betreibt (hallo, Ed?), und es gibt die übliche Mischung aus total verrückten Fällen, überdrehten und egozentrischen Charakteren und am Ende wie immer die unvermeidliche David-E.-Kelley-typische emotionale Predigt im Gerichtssaal, in der der Autor kurz vernachlässigt, dass es eigentlich nur um einen Taschendiebstahl oder eine Wiedereinstellungsklage geht und durch seine Hauptfigur seine Sicht der aktuellen amerikanischen Politik darlegt und wie man das Land retten könnte. Das nervt zwar ein bisschen und ist hinlänglich bekannt, aber irgendwie gelingt es Kelley doch immer wieder, Überraschungen, gute Gags und originelle Handlungsstränge einzubauen.

Harry’s Law läuft in den USA seit Januar 2011 und wird spätetestens dieses Jahr im Mai wegen schwacher Quoten abgesetzt, aber über diese kurze Dauer trägt die Serie allemal. Sie würde gut zu Vox passen, auch wenn sie vermutlich selbst dort erst nach 23 Uhr laufen würde.

Michael, 1. Januar 2012, 17:43.
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