In Memoriam Loriot

Ob Loriots Humor typisch deutsch war, fragen schlaue Feuilleton-Redakteure heute ihre Gesprächspartner.

Nein, war er nicht. Untypischer deutsch hätte er gar nicht sein können, denn um typisch zu sein, hätte es andere geben müssen, deren Humor ähnlich war. Und niemand wird die Einzigartigkeit Loriots bestreiten.

Typisch deutsch waren lediglich die Situationen, aus denen sich sein Humor speiste. Die Szenen und Sketche selbst waren dann eine Überzeichnung des Alltags, oft sogar nur ein Abbild, das so absurd war, so schreiend komisch im Verlauf, dass Loriot sogar in den meisten Fällen auf die eigentlich obligatorische Schlusspointe verzichten konnte. Sie war gar nicht mehr nötig, und so endeten viele Sketche einfach so.

Loriot war ein kluger Mann und ein Perfektionist. Er ließ sich Zeit für die Produktion seiner Sketche. Die meisten seiner bekannten Werke stammen aus der oft wiederholten Radio-Bremen-Reihe Loriot. Diese lief in den 70ern, nur zweimal im Jahr, jede Folge war 45 Minuten lang, und mehr als sechs Folgen gab es nicht. (Und ein paar aus der leider fast vergessenen frühen SDR-Reihe Cartoon.)Umgerechnet heißt das ungefähr: Jeder Schuss ein Treffer. Kaum ein Sketch daraus, der heute nicht bekannt wäre, oder aus dem nicht zumindest Textversatzstücke in Jedermanns Gedächtnis hingen.

  • Schmeckt’s?
  • Wie lange hat das Ei denn gekocht?
  • Die Herrenboutique in Wuppertal.
  • Herr Müller-Lüdenscheid.
  • Lady Hesketh-Fortescue
  • Sagen Sie jetzt nichts.
  • Zwei Erwachsene und ein Riesenschnauzer.
  • Zweites Futur bei Sonnenaufgang.
  • Sie fette Schnecke.
  • Ein Klavier, ein Klavier!
  • Es saugt und bläst der Heinzelmann.
  • Dann macht es puff, alle Bäume und Kühe fallen um, und das ist immer ein großes Hallo.
  • Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe.

Loriot ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Aber ich lasse mir von seinem Tod nicht vorschreiben, wann ich aufzuhören habe, über sein Werk zu lachen.

Michael, 23. August 2011, 18:44.

Zweieinhalbtes Deutsches Fernsehen

Das ZDF, das in den 90ern mal eine gewisse Comedy-Kompetenz mit Krachern wie Lukas und Salto Postale hatte, möchte gern zurück ins Comedygeschäft. Als Vorbild hat Programmdirektor Thomas Bellut etwas auserkoren, das mit seiner Aneinanderreihung an Sex- und Saufwitzen kaum weniger zet-de-effig sein könnte. DWDL zitiert ihn so:

So etwas wie Two And A Half Men muss auch in Deutschland möglich sein. Wir haben doch gute Autoren.

Dieses Zitat spricht für zwei Dinge: Thomas Bellut hat noch nie Two And A Half Men gesehen. Oder eine ZDF-Serie.

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Michael, 15. August 2011, 16:08.


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